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Deutsch perfekt 12 / 2017 29

MEIN ERSTES JAHR

„Ich war wie ein Teil der Familie“


Hélène Koch
Heimat: Belgien Hélène Koch ist nach Deutschland gekommen, um den Wald
Alter: 26 Jahre
Beruf: Studentin der Forstwirtschaft zu studieren. Bei ihrem Praktikum hat die Belgierin nicht nur
Start: Februar 2016
Hobbys: Spazierengehen,
viel über die Natur gelernt. Sie hat auch ein Dorf mit Freunden
Wandern, Sticken gefunden. LEICHT AUDIO

F
ür eine Försterin ist der Pfälzerwald wirklich
Hélène Koch Der Pfälzerwald
die beste Option. Dort stehen sehr alte Eichen.
die F¶rstwirtschaft, -en das zus„mmenhän-
Es gibt außerdem Gebiete mit vielen anderen
, hier: ≈ systematisches gende W„ldgebiet, die
Bäumen – und Biotope mit weniger Menschen oder Studieren von der Adminis- zus„mmenhängenden
Häusern. Deshalb war für mich klar: Für mein Prakti- tration von einem großen W„ldgebiete
Wald: Wie kümmert man , sehr großer Wald aus
kum will ich in diese Region Deutschlands. verschiedenen Wäldern: Sie
sich darum? Wie verkauft
Klar war aber auch: Dort gibt es nur sehr kleine man das Holz? machen zusammen einen
Orte. Davor hatte ich etwas Angst. Also habe ich Stu- ganzen Wald.
st“cken
denten gefragt, die schon dort gewesen waren: Wie , mit buntem Faden z. B. die Reichsburg, -en
ein Bild auf Stoff machen , ≈ großes, massives
war es? Waren die Menschen nett? War es langwei-
Schloss: Der oberste Mo-
lig? Nicht alle haben Positives erzählt. Viele von ih- (b¢nt narch hat dort auf seinen
, in vielen Farben)
nen konnten aber auch kein Deutsch. Ich habe schon Reisen gewohnt.
in der Schule Deutsch gelernt. Jetzt weiß ich: Das hat (der Faden, ¿
, ≈ langes, sehr dünnes
den Unterschied gemacht. Mein Tipp
Ding: Damit macht man z. B.
Die Leute in dem kleinen Dorf Iggelbach im Zen- Kleidungsteile zusammen die Nachhaltigkeit
zu einem Kleidungsstück.) , hier: Form des Lebens:
trum des Walds waren sehr nett zu mir. Sie haben an
Dabei wird die Natur für die
meine Tür geklopft. Und weil Karneval war, haben nächste Zeit geschützt.
die Fœrsterin, -nen
sie mich zu einem Fest eingeladen. Auch ein Kostüm (sch•tzen
, Frau: ≈ Sie kümmert
hatten sie für mich. Sie haben wirklich viel für mich sich um den Wald und die , hier: aufpassen, dass
Der Pfälzerwald getan. So habe ich einige Menschen aus dem Dorf Tiere dort. etwas nicht kaputtgeht)
Dort liegt er: Rheinland-Pfalz schnell kennengelernt. Manche Iggelbacher haben die Eiche, -n lokal
Dort wohnen: circa 160 000 , Baum mit Blättern und , hier: aus der Region
Menschen mich zum Beispiel zum Abendessen eingeladen,
harten Früchten
Interessant ist: Die Region mit damit ich abends nicht allein bin. Auch an meinem
dem Naturpark Pfälzerwald ist das Gebiet, -e
das größte zusammenhängende Arbeitsplatz waren alle sehr nett. Ich war wie ein Teil
, großes Areal
Waldgebiet Deutschlands; dort der Familie. Ohne Deutschkenntnisse hätte ich nie
stehen historische Monumente gewesen waren
wie die Reichsburg Trifels oder
die gleiche Erfahrung gemacht. , Plusquamperfekt von:
das Hambacher Schloss. In Iggelbach wohnen aber nur wenige Leute in sein
meinem Alter. Mit 18 Jahren ziehen viele weg. Sie hætte … gem„cht
Mein Tipp gehen zum Studieren oder Arbeiten in die Städte. , Konj. II der Vergangen-
In Johanniskreuz steht das Haus der heit von: machen
Nachhaltigkeit. Dort gibt es viele
Ein paar von ihnen kommen später mit ihren Fami-
Informationen, Ausstellungen und lien wieder. Für junge Menschen ist es dort nicht so w¡gziehen
Workshops zu einem harmonischen , hier: umziehen, um an
einfach. Aber für mich war es genau richtig. Ich liebe einem anderen Ort zu leben
Leben mit der Natur. Und es gibt tolle
lokale Produkte: Besucher können den Wald und die Natur.
gezogen
zum Beispiel Marmelade kaufen – und Nach drei Monaten bin ich für den nächsten Teil , Part. II von: ziehen =
viele schöne Sachen aus Holz.
Fotos: privat; image-broker/mauritius-images

meines Studiums nach Freiburg gezogen. Mein Le- hier: umziehen


ben ist jetzt komplett anders. In der Stadt leben viele
Studenten. Es gibt auch ein großes kulturelles Ange-
bot. Mein Kalender ist immer voll. Ich kann schnell
mit dem Fahrrad ins Kino fahren. Im Pfälzerwald war
das ganz anders. Dort musste ich immer jemanden
bitten, mich im Auto mitzunehmen. Aber so oft woll-
te ich nicht weg. Ich habe nur gute Erinnerungen an
die Zeit. Aufgeschrieben von Tanja Haas

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