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Union für Südtirol

Landtagsfraktion
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Freitag, 29. Oktober 2010

An den
Präsidenten des
Südtiroler Landtages

Landesgesetzentwurf
Errichtung eines Solidaritätsfonds für Sicherheit am Arbeitsplatz
und für Soforthilfe für die Angehörigen von Opfern von tödlichen
Arbeitsunfällen

Abschnitt 1 – Errichtung des Fonds und Zielsetzungen

Art. 1
Errichtung des Fonds

1. Es wird ein Sonderfonds für die Sicherheit am Arbeitsplatz und Solidaritätsfonds für So-
forthilfe für die Angehörigen von Opfern von tödlichen Arbeitsunfällen errichtet, im Fol-
genden Sonder- und Solidaritätsfonds für Sicherheit am Arbeitsplatz genannt.
2. Die Verwaltung des Fonds übernimmt die Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwick-
lung, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit den zuständigen Abteilungen und Ämtern der
Landesverwaltung zusammenarbeitet.

Art. 2
Zielsetzungen

1. Aus dem Sonder- und Solidaritätsfonds für Sicherheit am Arbeitsplatz werden folgende
Maßnahmen finanziert:
a) Einmalige Solidaritätsbeiträge für Angehörige von Opfern tödlicher Arbeitsunfälle an
die gemäß Art. 4 berechtigten Personen;
b) Bereitstellung von Mitteln für wirksame bereichsübergreifende oder bereichsspezifi-
sche Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen und Informations- und Aufklärungs-
projekte, deren Ziel es ist, die Sicherheit am Arbeitsplatz und im Haushalt zu erhöhen;
c) Bereitstellung von Mitteln, mit denen kostenlose Kurse und Schulungen für Arbeitge-
ber und Arbeitnehmer im Rahmen der Arbeitssicherheit finanziert werden.
d) Bereitstellung von Mitteln für Unternehmen, zur Teilfinanzierung von Sondermaß-
nahmen, mit welchen die interne Sicherheit am Arbeitsplatz der betreffenden Unter-
nehmen erhöht wird.

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Abschnitt 2 – Solidaritätsbeitrag für Angehörige von Opfern
tödlicher Arbeitsunfälle

Art. 3
Solidaritätsbeitrag für Angehörige von Opfern tödlicher Arbeitsunfälle – Unfalldefinition

1. Der Solidaritätsbeitrag für Angehörige von Opfern tödlicher Arbeitsunfälle wird ausbezahlt
bei:
a) tödlichen Arbeitsunfällen an Arbeitsstätten auf Landesgebiet oder außerhalb des Landes-
gebietes, wenn die oder der tödlich Verunglückte zum Zeitpunkt des Unglückes ih-
ren/seinen Wohnsitz in einer Gemeinde des Landes hat.
b) tödlichen Unfällen bei der Hausarbeit, wenn der Ort des Unfalles im Landesgebiet liegt.

2. Der Unfall gilt im Sinne dieses Gesetzes als tödlich, wenn die/der Verunglückte innerhalb von
180 Tagen nach dem Unfalltag an den Folgen des Unfalles verstirbt.

3. Der Solidaritätsbeitrag wird auch dann ausbezahlt, wenn der tödliche Unfall auf dem Weg
vom Wohnsitz zum Arbeitsplatz oder vom Arbeitsplatz zum Wohnsitz erfolgt.

4. Der Solidaritätsbeitrag wird unabhängig von der Feststellung der Verantwortlichkeiten oder
der Zahlung von Versicherungs- bzw. Schadenersatzansprüchen oder sonstiger Zahlungen
auf der Grundlage anderer Gesetze und Bestimmungen ausbezahlt.

Art. 4
Empfänger des Solidaritätsbeitrags

1. Der Solidaritätsbeitrag wird auf Antrag des/der Berechtigten bzw. eines Vormundes oder Fa-
milienangehörigen des/der Berechtigten ausbezahlt.
2. Berechtigt sind
a) die Ehegattin/der Ehegatte der/des tödlich Verunglückten bzw. die Lebensgefährtin/der
Lebensgefährte bei eheähnlichen Lebensgemeinschaften im Sinne des Landesgesetzes
vom 17. Dezember 1998, Nr. 13 sowie die Kinder der/des tödlich Verunglückten;
b) nur im Falle des Fehlens von Berechtigten laut Buchstabe a) die Eltern und Geschwister
der/des tödlich Verunglückten.

Art. 5
Höhe des Solidaritätsbeitrages

1. Die Höhe des Solidaritätsbeitrages wird wie folgt festgesetzt:


a) Ehegattin/Ehegatte oder Lebensgefährtin/Lebensgefährte bei eheähnlichen Lebensge-
meinschaften, ohne Kinder der/des Verunglückten: 15.000 Euro;
b) Ehegattin/Ehegatte oder Lebensgefährtin/Lebensgefährte bei eheähnlichen Lebensge-
meinschaften und, ein Kind der/des Verunglückten: 16.000 Euro;

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c) Ehegattin/Ehegatte oder Lebensgefährtin/Lebensgefährte bei eheähnlichen Lebensge-
meinschaften und zwei Kinder der/des Verunglückten: 17.000 Euro;
d) Ehegattin/Ehegatte oder Lebensgefährtin/Lebensgefährte bei eheähnlichen Lebensge-
meinschaften mit drei oder mehr Kindern der/des Verunglückten: 20.000 Euro;
e) ein Kind der/des Verunglückten ohne Ehegattin/Ehegatten oder Lebensgefähr-
tin/Lebensgefährten: 16.000 Euro;
f) zwei Kinder der/des Verunglückten ohne Ehegattin/Ehegatten oder Lebensgefähr-
tin/Lebensgefährten: 17.000 Euro;
g) drei oder mehr Kinder der/des Verunglückten, ohne Ehegattin/Ehegatten oder Lebensge-
fährtin/Lebensgefährten: 20.000 Euro;
h) andere Berechtigte bei Fehlen einer Ehegattin/eines Ehegatten oder einer Lebensgefähr-
tin/eines Lebensgefährten und Fehlen von Kindern der/des Verunglückten: 15.000 Euro

2. Der Betrag wird einmal und als Ganzes ausgezahlt.


3. Ist in den Fällen der Buchstaben b), c), und d) des Absatzes 1 die Ehegattin/der Ehegatte bzw.
die Lebensgefährtin/der Lebensgefährte auch gleichzeitig die Mutter/der Vater des bzw. der
minderjährigen Kinder der/des Verunglückten, wird der zustehende Betrag als Ganzes an die
Ehegattin/den Ehegatten oder die Lebensgefährtin/den Lebensgefährten ausbezahlt. In allen
anderen Fällen wird der Solidaritätsbeitrag allen Berechtigten zu gleichen Teilen ausbezahlt,
wobei der Anteil für minderjährige in diesen Fällen dem gesetzlichen Vormund ausbezahlt
wird.
4. Die Landesregierung passt die Beträge gemäß Abs. 1 jährlich mit Beschluss an den Istat-Index
an.

Art. 6
Durchführungsverordnung für den Solidaritätsbeitrag

1. Die Landesregierung erlässt innerhalb von 60 Tagen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes
mittels Durchführungsverordnung die Modalitäten für die Antragstellung, für die Feststel-
lung der Berechtigung, für die Auszahlungsfristen und -modalitäten und für die Rückzah-
lung des Solidaritätsbeitrages im Falle von nachträglich festgestelltem Fehlen der Berech-
tigung.

Abschnitt 3 – Bereitstellung von Mitteln Maßnahmen zur Erhöhung der Si-


cherheit am Arbeitsplatz

Art. 7
Bereitstellung von Mitteln für wirksame bereichsübergreifende oder bereichsspezifische
Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen und Informations- und Aufklärungsprojekte
für die Sicherheit am Arbeitsplatz

1. Aus dem Sonder- und Solidaritätsfonds für Sicherheit am Arbeitsplatz können Beiträge bis zu
einer Höhe von 100 Prozent der anerkannten Kosten für Aufklärungsinitiativen und –projekte
gewährt werden, deren Ziel es ist, bereichsübergreifend oder bereichsspezifisch Aufklärung

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leisten und Beratungstätigkeit auszuüben, um die Sicherheit am Arbeitsplatz oder im Haus-
halt zu erhöhen.
2. Empfänger dieser Beiträge können Organisationen, Verbände und Vereinigungen ohne Ge-
winnabsichten sein.
3. Es werden nur Initiativen und Projekte finanziert, die von der Abteilung Arbeit der Landesver-
waltung als geeignet befunden werden, die Sicherheit am Arbeitsplatz oder im Haushalt zu
erhöhen.

Art. 8
Bereitstellung von Mitteln, mit denen kostenlose Kurse und Schulungen für Arbeitgeber
und Arbeitnehmer im Rahmen der Arbeitssicherheit finanziert werden

1. Aus dem Sonder- und Solidaritätsfonds für Sicherheit am Arbeitsplatz können Beiträge bis zu
einer Höhe von 100 Prozent der Kosten gewährt werden, um Arbeitgebern und Arbeitneh-
mern sowie im Haushalt arbeitenden Personen den kostenlosen Besuch von Schulungen und
Kurse für die Sicherheit am Arbeitsplatz oder im Haushalt zu gewährleisten.
2. Empfänger der Beiträge können Organisationen und Vereinigungen ohne Gewinnabsichten,
Berufsgruppen bzw. Berufsvertretungen, Berufsverbände oder Weiterbildungsorganisationen
sowie Gewerkschaften sein.
3. Es werden nur Beiträge für Schulungen und Kurse gewährt, die von der Abteilung Arbeit der
Landesverwaltung als geeignet befunden werden, den Besuchern der Schulungen und Kurse
die Sicherheitsmaßnahmen im Sinne der gesetzlichen Bestimmungen zu unterbreiten und mit
dem Schulungs- und Kursinhalt die Sicherheit am Arbeitsplatz oder im Haushalt zu erhöhen.

Art. 9
Bereitstellung von Mitteln für Unternehmen, zur Teilfinanzierung von Sondermaßnahmen,
mit welchen die Sicherheit am Arbeitsplatz erhöht wird.

1. Aus dem Sonder- und Solidaritätsfonds für Sicherheit am Arbeitsplatz können Beiträge für
Sondermaßnahmen von Unternehmen gewährt werden, welche die Sicherheit am Ar-
beitsplatz erhöhen.
2. Empfänger der Beiträge können Unternehmen mit Rechtssitz im Landesgebiet sein.
3. Unterstützt werden können Sondermaßnahmen, die zusätzlich zu den gesetzlich vorge-
schriebenen Maßnahmen ergriffen werden und von der Abteilung Arbeit der Landesver-
waltung als geeignet befunden werden, die Sicherheit am Arbeitsplatz zu erhöhen.

Art. 10
Durchführungsverordnungen
1. Die Landesregierung setzt innerhalb von 90 Tagen mit Durchführungsverordnung zu den Ar-
tikeln 7, 8 und 9 dieses Gesetzes die Modalitäten für die Antragstellung, die Feststellung der
Berechtigung, die Aufgaben der Abteilung Arbeit, die Höhe der Beiträge, die Kriterien für die
Beschaffenheit der Initiative und Projekte, die Kriterien für die Gewährung der Beiträge sowie
Kontrollmaßnahmen und eventuelle Sanktionen fest.

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Abschnitt 4 – Schluss- und Übergangsbestimmungen - Finanzbestimmung

Schluss- und Übergangsbestimmungen

1. Der Solidaritätsbeitrag für Angehörige von Opfern tödlicher Arbeitsunfälle wird auch
rückwirkend für tödliche Arbeitsunfälle ab dem 1. Jänner 2011 ausbezahlt.

Finanzbestimmung
1. Dieses Gesetz bringt für das laufende Finanzjahr keine Ausgaben mit sich. 
2. Die Ausgabe zu Lasten der nachfolgenden Finanzjahre wird mit dem jährlichen Finanzgesetz 
ermächtigt. 

Andreas Pöder
Landtagsabgeordneter

Bericht zum Landesgesetzentwurf


Errichtung eines Solidaritätsfonds für Sicherheit am Arbeitsplatz
und für Soforthilfe für die Angehörigen von Opfern von tödlichen
Arbeitsunfällen
In Südtirol gibt es jedes Jahr rund 17.000 gemeldete zum Teil schwere Arbeitsunfälle, wobei die
Zahl jener Unfälle, die aus bestimmten Gründen nicht als Arbeitsunfälle gemeldet werden diese
Summe noch erhöhen dürfte.
Tragischerweise sind jährlich auch sehr schwere Arbeitsunfälle bzw. Unfälle im Haushalt zu ver-
zeichnen, bei denen Personen entweder tödlich Verunglücken oder bleibende körperliche Schä-
den davontragen.

Im Jahr 2008 gab es 11 tödliche Arbeitsunfälle in Südtirol, 2009 waren es 10, im heurigen Jahr
2010 gab es bislang bereits 15 tödliche Arbeitsunfälle.

Ziel dieses Landesgesetzentwurfs ist die Errichtung eines Sonder- und Solidaritätsfonds für die
Sicherheit am Arbeitsplatz.

Die laute Mitte


Dieser Sonder- und Solidaritätsfonds soll von der neu geschaffenen Landesagentur für soziale
und wirtschaftliche Entwicklung verwaltet werden, die im Rahmen ihrer Tätigkeit mit den zustän-
digen Abteilungen und Ämtern der Landesverwaltung zusammenarbeitet.

Der Sonderfonds soll zwei Bereiche umfassen:


a) Die Auszahlung von Solidaritätsbeiträgen an die Familienangehörigen im engeren Sinne
von Opfern tödlicher Arbeitsunfälle.
b) Die Unterstützung von Initiativen von Organisationen aber auch Unternehmen, mit wel-
chen die Sicherheit am Arbeitsplatz und im Haushalt erhöht werden kann.

Im Abschnitt 2 des Gesetzentwurfes werden alle Einzelheiten hinsichtlich des Solidaritätsbeitra-


ges an die Familienmitglieder von Opfern tödlicher Arbeitsunfälle geregelt.
Der Solidaritätsbeitrag, der je nach Größe der Familie bzw. Zahl der Kinder zwischen 15.000 und
20.000 Euro liegt, ist ein einmaliger Beitrag, der an die engsten Familienangehörigen der/des Ver-
unglückten (Ehegatten/Lebensgefährten und Kinder) ausbezahlt wird und zwar unabhängig von
späteren Schadenersatz- oder Versicherungsleistungen oder von der Feststellung der Verantwort-
lichkeit.
Gibt es weder Ehegatten noch Lebensgefährten und Kinder der/des tödlich Verunglückten, wird
der Solidaritätsbeitrag an die Eltern und Geschwister der/des Verunglückten ausbezahlt.

Der Beitrag wird ausgezahlt bei tödlichen Arbeitsunfällen an Arbeitsstätten in Südtirol oder auch
außerhalb des Landesgebietes, wenn die/der tödlich Verunglückte in Südtirol ansässig war.
Auch bei tödlichen Unfällen im Haushalt bzw. bei der Hausarbeit, wenn der Ort des Unfalles im
Landesgebiet liegt.
Auch bei tödlichen Unfällen auf dem direkten Weg zur oder von der Arbeitsstätte wird der Solida-
ritätsbeitrag ausgezahlt.
Das Gesetz legt genau fest, in welchen Fällen welche Summen wem ausbezahlt werden, zudem
wird definiert, dass ein tödlicher Arbeitsunfall als solcher gilt, wenn die/der Verunglückte inner-
halb von 180 Tagen nach dem Unfall an den Folgen des Unfalls verstirbt.

Abschnitt 3 sieht die Unterstützung von Aufklärungs- und Beratungs- sowie Schulungsinitiativen
vor, welche die Erhöhung der Sicherheit am Arbeitsplatz und im Haushalt zum Ziel haben.

Dabei geht es einerseits um wirksame Informations- und Aufklärungsaktionen durch Organisatio-


nen, Verbände und Berufsgruppen sowie Gewerkschaften ohne Gewinnabsichten, als auch um
Sicherheitsschulungen und -kurse, die für Arbeitnehmer und Arbeitgeber kostenlos sein sollen.

Auch für Unternehmen, die an ihren Arbeitsstätten Sondermaßnahmen treffen wollen, mit wel-
chen zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen die Sicherheit am Arbeitsplatz
erhöht werden kann soll es Beiträge geben.

Die Entscheidung über die Wirksamkeit und Förderwürdigkeit der Initiativen und Vorhaben trifft
in all diesen Fällen die Abteilung Arbeit der Landesverwaltung.

Die laute Mitte


Die Bereitstellung der jährlichen Finanzmittel erfolgt mit dem jährlichen Finanzgesetz.

Für den Solidaritätsbeitrag für Angehörige tödlich Verunglückter sollte es eine jährliche Bereit-
stellung von 450.000 Euro geben, für die Maßnahmen gemäß Abschnitt drei eine jährliche Bereit-
stellung von 1.550.000 Euro – also insgesamt eine Bereitstellung von Mitteln für den Solidaritäts-
und Sonderfonds im Umfang von 2 Millionen Euro.

L.Abg. Andreas Pöder

Die laute Mitte

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