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1. Topographisches über Chaironeia.
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1
Vgl.. Athen. JJ.fz'ttez'l. 1903 S. 301 ff. (dazu die topographische Skizze
auf S. 305), 310 1•
ATHEN. MITTEILUNGEN XXX 8
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114 G. SOTIRIADIS
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116 G. SOTIRIADIS
sehen Kirche errichtet worden ist. Zum Bau dieser Kirche aber
wurde das Material eines griechischen Tempels verwendet.
Triglyphen, Stücke von Säulenkapitellen und Architraven
aus Poros zeigen, dass der T empel dorischen Stiles war. Eine
Masse von Porosstücken war in den äu$seren Mauern der by-
zantinischen Kirche verbaut. Der Stylobat der Kirche, die
dreischiffig ist und eine Länge von etwa 35 m zu einer Breite
von etwa 14m hat, besteht aus grossen Kalksteinquadern mit
Klammer- und Dübellöchern. Diese Steine gehören offenbar
dem griechischen Gebäude an. Nur die monolitl1en Granit-
säulen, von denen einige intakt gefunden sind, und ihre skul-
pierten Kapitelle sind byzantinischen Ursprungs. Andererseits
verraten . mehrere ganz grosse Porosquadern mit Randbe-
schlag und sorgfältig bearbeiteten Aussenflächen, welche auf
einer dicken Schicht von byzantinischen Dachziegeln im Pro-
naos der Kirche übereinander lagen, ihre Provenienz aus den
Mauern des antiken Tempels. Zerstückelte oder auch voll-
ständige Basen sind verbaut in der erhaltenen Kapelle; Kalk-
steinblöcke mit alten Inschriften fanden sich "in den Resten
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öovroc; (z. B. <l>t/,o~evco 2&wvoc;) !J.l'JVO<; Öc'i:voc; o Ödva &vatl-.91']<H
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oder toil ~ apcimöoc; oder 1:cp ~AcrxA.a.mcp oder ru ~AcrxA.amiJ xal
tfj Ouyt11- Die Militärlisten zählen mit der Formel rul aJtE-
ygci<pcv E~ €cp~ßwv E"V ta 'tU)'!J.U'ta. bis 34 oder 35 Militärpflichtige
auf; andere nur 5 oder 19 (zweimal).
Dieser Tempel aber ist zu einer nicht näher bestimmba-
ren Zeit zerstört worden und zwar, wie es scheint, so voll-
ständig, dass sein Material nur zu einem kleinen Teil in sei-
ner ursprünglichen Form zum Bau der byzantinischen Kirche
Verwendung finden konnte 1• Diesen christlichen Bau nun
l dürfen wir etwa in die Zeit nach dem X. Jahrhundert setzen.
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120 G. SOTIRIADIS
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UNTERSUCHUNGEN IN BOIOTIEN UND PHOKIS 121
Abb. 1.
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a. b. . c.
Abb. 2.
1
Einige Scherben, aber sehr wenige, von Vasen dieser Gattung haben
sich auch in Orchomenos bei den bayrischen Ausgrabungen gefunden. Die
thessalischen, die eine entfernte Analogie zu diesen zeigen, haben nicht blos
ein anderes Dekorationssystem, sondern auch ein~ verdünnte, nicht glän-
zende rote Farbe. Somit bilden die chairone1sch en eine Gattun g für sich,
die wir nur in der prähistorischen Anschüttung der phokischen Ebene bei
Elatea (s. unten Abschnitt 6) wiederfinden.
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124 G. SOTIRIADIS
Abb. 3.
Abb:. 4. Abb. 5.
Abb. 6.
selben können wir uns machen, wenn wir beachten, dass aus-
serhalb des Bereiches der oben auf dem Gipfel des Rügel-
ehens liegenden Hürde keine Spur menschlicher Wohnung
gefunden ist. Ich erinnere daran, dass die Hürde nur Asche"'
in beträchtlicher Dicke und Ausdehnung umgibt, worauf dann
die kultivierte Erdschicht liegt, die allmählig in das Niv~au
der Felder übergeht. Wir bekommen also den Eindruck, dass
wir hier mit . einer einzigen auf beträchtlicher
künstlicher Anschüttung stehenden Hürde
z u t u n h ab e n, w el c h e d e r g r o s s e H a u f e n d e s
Asc henschuttes umgibt. Wir finden nun allerdings
ausserhalb des Bereiches der Hürde zwei Gemäuer, von de-
nen das eine, wie bereits erwähnt, einen ziemlich grossen
viereckigen Raum uingibt, während das andere keine Form
eines Gebäudes zeigt. Beide dürfen wohl als prähistorisch
gelten, weil wir keine Anzeichen dafür haben, dass sie etwa
römisch oder griechisch sind. Allein sie erheben sich ober-
halb des Aschenhaufens, sie stecken in der obersten kultivier-
ten Erdschicht, und wenn sie wirklich prähistorische Bauten
darstellen, so würden sie nur als letzte und unbedeutende
Spuren menschlicher Bautätigkeit auf dieser Anschüttung
in Betracht kommen können. Kein Feuerherd und kein ein-
ziges Hausgerät ist in ihnen gefunden.
Andrerseits ist zu bemerken, dass auch unterhalb der
Reste der Hürde in den von unten nach oben aufeinander-
folgenden Lehmerdschichten kein Stein, keine Spur von mor-
schem oder gebrannten Holz, keil1 Klumpen rotgebrannter
Erde, kein Aschenhaufen sich zeigte. Wo wir Asche gefun-
- den haben, umgab sie die Skelette und bildete hier mit etwas
Kohlen nur die Zwischenlage zweier aufeinanderfolgender
Lehmerdschichten. Menschliche Wohnungen aber irgend wel-
cher Art, welche zeitlich der obersten Hürde vorangegangen
wären, hätten uns irgend eine Spur hinterlassen, mochten sie
auch aus vergänglichem Material bestanden haben. Und was
die geringen Spuren von kleinen Feuerherden anbelangt,
die sich hie und da finden, so deuten sie gerade durch ihre
Kleinheit und die geringe Menge der Asche darauf hin, dass
sie nicht als zu Wohnungen gehörig gedacht werden kön-
128 G. SOTIRIADIS
beitern bei der Errichtung des Tun1ulus starb und dort bei.
gesetzt wurde. Dass der gewaltige Steinhaufen in der Mitte
eine Grabanlage bedeckt, ist, glaube ich, die einzig mögliche
Vermutung für seine Entstehung. Eine solche Bestattung
würde einen1 nlinyschen Machthaber gut anstehen. Ohne
Zweifel war die Grabanlage in dieser Form gegen jede Pro-
fanierung viel besser gesichert als in einem Kuppel- oder
Kammergrab 1.
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4· Grabhügel geometrischer Epoche bei Wranezi
in der Kopals.
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' 134 G. SOTIRIA DIS
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6. Eine prähistorische Ansiedlung bei Elatea.
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UNTERSUCHUNGEN IN BOIOTI EN UND PH OKIS 135
Abb. 7.
Abb. 8.
Abb. 9.
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138 G. SOTIRIADIS
(Abb. 10). Die Form ist die gleiche, der Ton weit fei ner und
besser geschlenunt, die Betnalung aber durchweg 1nit matter
. \ Farbe und viel flüchtiger ausgeführt als dort. Die strengen,
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feinen Dreieck1nuster \\7eichen flüchtig gemalten, schrauben-
artig sich kräuselnden Linien.
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Abb. 10.
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140 SOTIRIADIS: UNTERSUCHUNGEN IN BOIOTIEN U. PHOKIS
Athen.
Georgios Sotiriadis
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