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I der Mahäsämghika-Lokottaravädin
Von Gustav Roth, Göttingen
gefaßt, welches der Sprache des Mahävastu (Abk. : Mv) der Mahäsäm¬
ghika-Lokottaravädin {Mä-L) nahesteht. Zxu: Sprache der drei Patna-
Texte s. die Bemerkungen in meinem Aufsatz Bhiksunivinaya and Bhik-
JBhi- Vin beginnt mit der für die Mä-L typischen Wendung : Om namo
mit der ein päthaka vertraut ist. Es sei an dharma-pätakaJi' in Manu XII.
III erinnert, der als manv-ädi-smrti-sästräntäm adhyetä in Medhätithis
gen beseitigen"!".
Dieselbe Wortfolge vddesa-pätha ist mit Hilfe der tibetischen Über-
legt es nahe, einen solchen auch in den oben zitierten Eingangs- bzw.
Schlußformeln von Bhi- Vin (Mä-L) und Abhis.-Dh. (Mä-L) anzunehmen.
pätha in den drei Stellen der zitierten Mä-L Vinaya-Texte die Bedeutimg
„Verlautbarung, Rezitation", bzw. ,, Vortragender, Rezitator" und
einen oder anderen, wobei madhya in allen Fassungen stehen geblieben ist.
Der ursprüngliche Wortlaut dieser bedeutsamen Formel wird etwa
ginn des Bhik^urf.i- (bzw.: Bhik§u)-Vinaya nach dem Vortrag der die
Verlautbarungen [der Disziplinsdekrete] im Mittellande vortragenden
Ärya MaMsämghika-Lokottaravädin."
Wir gewinnen damit die einleitende feierliche Wendung zum Disziplins¬
kodex einer Ordensgemeinde, die nicht nur Auskunft über ihren ideellen
das heüige Land der Arier, die in seinen sich ausweitenden Grenzen
leben, irmerhalb dessen Bereich sich die Lehren Buddhas und Mahä-
Viras entfalteten. Madhya-deia war eine ganz geläufige, heilig gehaltene
majjha desa und majjha esa zeigen. Es ist deshalb auch aus diesem
Grunde unwahrscheinlich, daß ein lusprünglicbes madhyadeiika zu
2. Wenden wir uns nun der Terminologie zu, die im Vinaya der
Mabäsämgbika-Lokottaravädin zur Bezeichnung der einzelnen Diszi¬
plinsgruppen des Prätimoksa-SOtra bzw. des Bhiksuni Prätimoksa-
Vibhahga im Bhi-Vin im Gebrauch ist.
Wir stoßen hier gleich zu Anfang auf einen Terminus, der den Gesamt¬
dann als Vrddbi-Ableitung von parivena anzusehen sein und „das sich
Die acht Päräjikä Dharmäh (§§ 111—137) stellen die erste Disziplins¬
paräjito paräjayam äpanno), die mit der Wurzel ji ,, siegen" und Prae-
verb parä operieren, ferner S. LÄvis Erklärimg als Sekundärableitung
von paränc», paräc», welches über *päräcika nach seiner Ansicht** durch
Erweichung des zwischenvokalischen c zu päräjikä wurde und schlie߬
hch U. WoGiHAKAS*» wichtiger Hinweis auf das j mistische Äquivalent
„Päräjikä: pära in der Tat bedeutet [in diesem Ausdruck] das Dharma-
Wissen, von dem sie [die Nonne] abgekommen ist, dessen sie verlustig
gegangen ist, dessen sie sich völlig entäußert hat, wovon sie abgefallen
ist, deshalb heißt sie päräjikä".
In dieser Deutung wüd offenbar das Hauptgewicht auf den Abfall
vom Dharma-Wissen gelegt. Die Nonne bzw. der Mönch haben dadurch
24 ZDMG II8/25
342 Gustav Roth
Päräjikä wird hier in die beiden GUeder pärarh und jinä „deprived
of" (PTSD) aufgelöst. Auch die Jaina Kommentatoren sehen in dem
ersten Gliede pära und argumentieren im Bfhatkalpabhäsyarh, Vol. V.
ädi + ^ef« verstanden, ließe sich dann wie folgt übersetzen: ,, Ergänzung
zur Disziplinsgruppe der acht (bzw. vier) Päräjikä als dem Anfang der
Prätimoksa-Disziplinsgruppen", oder: ,, Ergänzimg zur Disziplinsgruppe
der acht Päräjikä und so weiter", wenn wir der Deutung des Mä-L
Vibhahga unseres Bhi- Vin folgen.
" In der entsprechenden Stelle von chin. Mä, Taisho XXII, p. 518a,
Z. 13 r, heißt es nach Dr. Akira Hirakawas Übersetzung: "Samgha means
the eight Päräjikä. AvaSesa means a room is left regarding this offence, be¬
cause Sarhgha can forgive her, after the Samgha has duly performed the
karma and has given penalty to her. It is, therefore, that this offence is
called SarhghävaSesa. This offence is allowed to be confessed by her in the
middle of the Sarhgha and expiation has to be performed by her. It is due
to that, that this offence is called sarhghävaSesa.
Terminologisches aus dem Vinaya der Mahäsämghika 345
das Vergehen dieser schließt in der Gruppe der Sarhghätisesä einen Rest,
Wiedergutmachung in sich ein". Diese Erklärung des Kommentars
zeigt, wie nahe die unter der Klassifikation Sarhghätisesä zusammen¬
gefaßten Disziplinsverstöße der Gruppe der Päräjikä angeschlossen
werden. Die hier mit dem ,,Rest" operierende Auffassimg trägt jedoch
deuthch den Stempel sekimdärer Bedeutungsentwicklung an sich**.
Die in unserem Text vorhandenen Hinweise deuten indes in die Rich¬
mä als dritte, sowie die 141 Svddha-Päcattikä Dharmä als vierte Gruppe
disziplinarischer Vergehen der Gruppe der 19 Sarhghätisesä Dharmä.
(PW) an die Seite zu stellen ist. Es wird hier folgende Entwicklung an¬
zunehmen sein: AMg päyacchittiya > *päyaccittiya > Pali päcittiya =
Mä-L päcattikä, wobei unter Einfluß des Morengesetzes auf pä folgendes
cci nach der Kontraktion zu ci vereinfacht wiude**.
Vin (Mä-L) nicht nur nach ihren Titelbezeichnungen zu ein und der¬
selben Mä-L Redaktion eines bestimmten Zeitabschnittes gehören, über
den sich aber noch nichts genaues sagen läßt. Die Mä-L Vinaya-Texte
wurden wahrscheinlich im 2. Jh. n. Chr. im Westen Indiens überar¬
beitet und später (10.—12. Jh. n. Chr.) in buddh. Klöstern des östlichen
Indiens in Nälandä oder Vikramaäilä abgeschrieben, von wo sie nach
" Mein Freimd Dr. Bishbadeb Mukherjee stellte diese Gruppe in ent¬
sprechenden Stellen von chin. Mä fest.
*° Vide Übersicht unter pärivenikä S. 340.
*i Dieser Text ist am Schluß mit der für die Schulrichtung der Mä-L
typischen Wendung gekennzeichnet, die von mir in Abschn. 1 behandelt
worden ist. Die Herausgeber Pachow u. Mishba haben statt Mahäsämghika-
Lokottaravädin nur Mahäsämghika auf das Titelblatt ihrer Ausgabe gesetzt.
Erstere stellt eine Abzweigung der letzteren dar, der gegenüber sie einige
spezifische Eigentümlichkeiten entwickelte. Inbezug auf die Komposition
ihres Vinaya-Textes lehnt sich Mä-L weitgehend an Mä an.
348 Gustav Roth, Terminologisches aus dem Vinaya der Mahäsämghika
an die Seite von Skt. aupayika "leading to an object, fit, proper, right"
(MW) zu stellen ist.
Das Wort begegnet an anderer Stelle, in einem ähnlichen Zusammen¬
ascribed to ASvaghosa
This work is known through the following Tibetan and Chinese trans¬
lations: —
100b, 5—105», 4 and 276»», 3—281», 7 — Cobdieb, vol. 3, p. 345, no. 33/
38 and p. 427, no. 94/24; = Ne. SSb»- 39a' and 82a»—86a« — Sendai
CcUcdogue, nos. 4179 and 4502). It is divided into six sections. The Sanskrit
text has been ascribed to Chos-ldan eab-9BYOB dbyaüts (Dhäbmika-
Subhütighosa).
There are two* Chinese translations of this work. The first one named
version does not mention the name of the author of the Sanskrit original.
1 The Sendai Catalogue (imder nos. 4179 and 4502) shows this title with a
slight difference as the " giag-pahi ".
2 The Sendai Catalogue (under nos. 4179 and 4502) refers also to another
Chmese translation entitled the "Tä-yun-phu-sä-fan-pieh-yeh-päo-lüeh-cin"
[= Sütra on the fruits of karman briefly explained by the Bodhi-sattva
Ärya-äüra = Ärya-äüra-bodhi-saUva-nirdesa-karnui-phala-sanlc^ipta-siitra
(Mahä-äüra-" — sic.) — Nanjio, col. 301, no. 1349 and Appendix II, col.
416, no. 80]. This rendermg was made m 434 A.D. by SaStghavabman
(< SaSt-cie-poh-mo in Chinese transcription; = CuN-khäi in Chinese trans¬
lation) of the earlier Sun dynasty of the Liu famUy (420—479 A.D.). Nanjio
informs us that this translation covers twelve leaves.
However, this version ascribes the Sanskrit original to Äbya-ÖÜba —
and not to A^vaghosa.
» Nanjio, col. 189, no. 821 and Appendix H, col. 450, no. 159.
* Fä-thien belonged to the later Sun dynasty (960—1127 A.D.).