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%. 12, N. 49.
Die Grundbegriffe
der
Reeeptivität, Spontaneität
und
intellektuelle Anschauung,
in
ihrer Bedeutung für die kritische Erkenntnistheorie.
Iiiaugural-Disscrtatioii
zur Erlangung der Doctorwürde
der
philosophischen Fakultät
dir
Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr.
vorgelegt und
Sounuliend, den 20. Oktober 1894, MitUigs 12 Mir,
nebst den beigefügten Thesen im Auditorium Maximum
öffentlich verteidigt
Max Apel
Opponenten:
Dr. H e n s e 1 , prakt Arzt.
Otto Lack n er, Kand. der. Theologie.
BERLIN.
Mayer & Müller.
1894
§ 4 — § 7 der eingereichten Dissertation ist enthalten in
der bei der Verlagsbuchhandlung Mayer & Müller erscheinenden
Abhandlung: Kants Erkenntnistheorie und Heine Stellung zur
Metaphysik.
101 042286524
Einleitung.
•) W W I S. 484.
2) Vorrede z. 2. A. der Kritik d. r. V. XXX. Citiert wird die
1. und 2. Auflage der Kritik (Kr.) in der Originalpaginierung, gemein
same Stellen nur nach der 2. A., sonst nach der Gesamt-Ausgabo
von Hartenstein 1868 (Ha). Die Originalpaginierung findet eich in
der Ausgabe von Reclam sowie in der von Benno Erdmann und von
Adickes.
163175
Diese Aufhebung eines vermeintlichen Wissens geschah durch
die Bestreitung einer dogmatischen Erkenntniss der Dinge an
sich und wurde vollzogen durch eine Theorie des Wissens,
und jener Glaube findet seine Berechtigung und Begründung
erst in der Aufzeigung des Sittengesetzes als eines schlecht
hin notwendigen Gebotes der Vernunft, dessen Voraussetzung,
die Freiheit, eben jene Theorie als möglich verbürgen soll.
Und doch hat das Fichte-sche Wort einen tiefen Sinn.
Ein philosophisches System ist kein RecheDexempel, nicht so
eng in der Aufgabe, so durchsichtig in der Lösung, so glatt
im Resultat, — so losgetrennt vom erkennenden Subjekt.
Eins sind Philosoph und Philosopie! Nicht nur stehen in der
Ethik Erfahrungen des Lebens und wissenschaftliche Erkennt
nis im engsten Zusammenhange, ist das Bewusstwerden sittlicher
Freiheit hier, wo es sich um eine That, um den innersten
Kern unseres Wesens handelt, vom Erfahrenwerden abhängig,
— es wird sich auch in der ganzen Stellungnahme zu den
Problemen der Philosophie, in der ernsten vertieften Auffassung
derselben nicht minder wie in der eindringenden Behandlung,
in dem rastlosen Mühn um ihre Lösung der Charakter des
Philosophierenden in seinem Werke ausprägen. In diesem
beschränkten Sinne ist Philosophie eine That des Willens.
Philosophie als Wissenschaft aber wird erzeugt durch das
Denken, durch denkende Bearbeitung von Gegebenem, und
ihr ist wesentlich der Begriff der Wahrheit. Und da das
Wahrheit suchende Denken kein willkürliches Thun sein darf,
sondern gebunden ist in formaler Hinsicht an die Gesetz
mässigkeit des menschlichen Geistes, in materialer aber durch
seine Beziehung auf ein Objekt, welche Bezugnahme dem
Denken allein den Wert von Erkennen giebt, so wird vor
allen kulturhistorisch bedingten Verhältnissen, zufälligen ge
schichtlich gegebenen Veranlassungen, psychologisch treibenden
Motiven doch der logische Zwang des Erkenntnisobjekts als
von bestimmendem Einfluss für die Richtung und Entwicklung
philosophischer Gedanken anzuerkennen sein.
Um also den Sinn und den Wahrheitsgehalt eines Geistes
werkes recht würdigen zu können, wird es nötig sein, aus
den Problemen heraus das Verständnis für dasselbe zu ge
winnen, Frage und Antwort, Methode und Resultat im eignen
Denken prüfend anIdingen zu lassen, und ferner Unklarheiten
und Widersprüche zwar nicht zu übersehen, aber auch nicht
über Gebühr bloss als zersetzende Elemente hervorzuheben,
sondern sie nach Möglichkeit im Rahmen des als wahr er
kannten Grundgedankens aufzuklären und auszugleichen oder
auch zu eliminieren zu suchen.
Abschnitt I.
Allgemeine Erörterung des Problems der
Erkenntnistheorie.
§ i.
Kurze zusammenfassende Inhaltsangabe der Kritik der
reinen Vernunft.
In der einleitend festgelegten Weise soll im folgenden an
die Betrachtung von Kants Kritik der reinen Vernunft ge
gangen werden, fordert doch dieses "Werk gerade dazu auf:
als abschliessendes Ergebnis eines mehr denn ein Menschen
alter hindurch unausgesetzten Ringens nach Wahrheit tritt
es mit dem Anspruch auf, eine endgültige Reform des ganzen
bisherigen philosophischen Denkens herbeizuführen, — und
doch sind Widersprüche dem Worte wie der Sache nach nicht
zu verkennen.
Kants Philosophie kündigt sich in erster Linie als Reform
an1). Als solche wird sie sich zu früheren Lehren teils posi
tiv, aufnehmend und fortbildend, teils negativ, ablehnend und
bekämpfend, verhalten. Dabei muss sie aber mehr sein als
etwa eine blos äusserliche, mechanische Vermittlung zwischen
Gegensätzen, wie denn auch Kant sich bewusst ist, etwas
gänzlich Neues geleistet zu haben. Wir werden daher seine
Philosophie nicht betrachten auf ihr Verhältnis zum Rationalis
mus und Empirismus hin, auch nicht seinen Kampf gegen die
Metaphysik des Übersinnlichen von vornherein ins Auge fassen,
den Vermittler nicht und den Alleszermalmer, sondern den
Wahrheitsforscher und den Neubegründer in Kant suchen.
§ 4.
Fichtes Zurückweisung des „Dinges an sich". Bedenken des Realis
mus gegen diesen Begriff. Das „Meinen". Bemerkungen zu Volkelts
„Erfahrung und Denken". Zur Methode der Erkenntnistheorie. Ein
wendungen Hegels und Aonesidem-Schulzes.
So hätten wir denn das „Ding an sich"?
1. „Das Ding an sich ist etwas für das Ich, und folglich
im Ich, das doch nicht im Ich sein soll,4- also etwas Wider
sprechendes nach J. G. Eichte 1) und deshalb als Unbegriff zu
l) Fichte, W W I, 283.
— 15 —
4) Man muss auch noch die Frage aufwerfen, warum nur oin
Haben des Wissens und ein Wissen dieses Habens unterschieden
und diese Potenzierung nicht weitor getrieben wird, so dass man
nicht sagen dürfte, „ich habe den Gedanken (U): die ,Vorstellung
Dreieck' (V) ist", sondern nur „ich habe den Gedanken (Ui): „der
Gedanke U ist" etc. Diesem System von fortwährenden Ein-
kapselungen entrinnt man, wenn man festhält, dass thatsächlich
nur unterschieden werden kann Wissen und Wissen des Wissens:
in „Ich weiss A" meine ich mit dem Ich erstens das Ich, dass A
weiss und zweitens das Ich, das den Akt „Ich weiss A" ausführt.
Beide Ich sind identisch als unmittelbare Äusserung des Selbst-
bowusstseins. Vgl. Thiele K.- s. i. A. 8. 95— 10O.
— 19 —
§• l.
Über die Entstehung der Kritik der reinen Vernunft.
Die Klagen über Widersprüche und Inkonsequenzen in
der Kritik der reinen Vernunft sind alt und kehren wieder
in steter Wiederholung. Wäre dieses Werk ein absolut ein
heitliches Ganzes, so müsste aus einem im Keim vorhandenen
Fehl ein Gebilde konsequenter menschlicher Irrung erwachsen
sein, das allenfalls noch ein Objekt historisch-psychologischer
Forschung, nicht aber philosophischen Interesses sein könnte.
Dass uns Kant und sein Werk mehr ist, dass wir in der
Kritik einen reichen Schatz gediegener Wahrheit heben können,
rührt aber gerade daher, dass das Denken und besonders Kants
Denken nicht in der Bewegung einer geraden Linie sich voll
zieht, wobei entweder das Ziel getroffen oder für immer ver
fehlt sein müsste, sondern einem durch die anziehende Kraft
der Wahrheit veranlassten viel verschlungenen Kreisen um
diesen Mittelpunkt gleicht.
Aus diesen sich durchkreuzenden, entgegen und neben
einander hergehenden Kurven kann der Beschauer, wenn die
bestimmenden äusseren und inneren Kräfte möglichst genau
bekannt sind, die Grundbewegung des Schwerpunkts des
Systems herauslesen.
Ein rein äusserlicher Umstand muss dabei noch berück
sichtigt werden: die Kritik in der uns vorliegenden Gestalt
ist eine Zusammensetzung von Gedanken , die aus verschiedenen
Zeiten stammen, vor allem aus den Jahren 1769— 1780, doch
finden sich kritische Spuren in noch früheren Schriften! 1777
— 25 —
§ 2.
Beccptivität und Spontaneität.
Einen „Ungeheuern Widerspruch, der durch die ganze
transscendentale Logik geht und die eigentliche Quelle der
Dunkelheit ist, die sie umhüllt" glaubt Schopenhauer1) der
„Kritik der reinen Vernunft" in der Vermischung der Begriffe
Receptivität und Spontaneität, Denken und Anschauung, in
tuitiver und abstrakter Erkenntnis zum Vorwurf machen zu
müssen. Lastete wirklich die ganze Schwere dieser Behauptung
auf der Kritik, so müsste dieses Werk aus allen Fugen
weichen, und auch die von Schopenhauer so sehr gefeierte
„Ästhetik" unter den Trümmern mit begraben weiden. Dem
Worte nach stösst man in der That auf jene Widersprüche;
und auf ewig, es ist wahr, wird der Geist der Kritik mit
dem Buchstaben streiten. Das liegt in der Darstellungsweise
Kants, der lockeren Befolgung terminologischer Aufstellungen,
sowie in der Fülle und Verwicklung der Probleme selbst.
Darum fordert auch Kant mit Recht vom Leser ein Entgegen
kommen, ein Verstehen aus dem Geiste heraus (Schluss der
Vorrede zur 2. A. d. Kr.).
Kant definiert: „Sensualitas est receptivitas subiecti, per
quam possibile est, ut Status repraesentativus obiecti alicuius
§ 3.
Die intellektuelle Anschauung der ersten Stufe und der
Kritizismus.
Definition 1770 und in der Kritik. Sensitive data per intuitum.purum
Kaum und Zeit sind nicht Formen der intellektuellen Anschauung
(177c). Dieser Begriti- einer intellekuelleu Anschauung ist für seinen
kritischen Zweck ungenügend. Dieselbe Unzulänglichkeit zeigt
sich in den kritischen Schritten (1781 und spater).
Unserem Erkenntnisvermögen mit seinem beiden zusammen
gehörigen Seiten der Kcceptivität und Spontaneität kann man
entgegenstellen einen intuitivm Verstand, dem in absoluter
lleceptivität und Unmittelbarkeit ohne spontane Thätigkeit
sein Verstandesinhalt gegeben wird1), und eine intellektuelle
gehört" (Refl. 513). Daraus lösen sich sodann heraus Raum und Zeit
als intuitive Form, die Kategorien als rationale Form der Erkenntnisse.
Ersture werden als Verstandsbegriffe , letztere als Vernunftbegriffe
bezeichnet (Heil. 278). Dadurch ist wohl auch bedingt, dass jetzt die
conceptus rationis puri als notiones metapkysicae von den conceptus
intellectus puri (H. u. Z.) unterschieden werden. Erst die Einsicht
in den phänomenalen Charakter von Raum und Zeit bewirkt die
Scheidung von sensualitas und intelligentia, Erscheinung und Ding
an sich, aber die Aprioritat bleibt den Anschauungsformen wie den
Kategorien gemeinsam.
') Im Corollarium zu § 15 sagt Kant: „Tempus autem uni-
versali atque rationale coneeptui magis appropinquat'.
') Verum conceptus uterque proeul dubio acquisitus est, non a
sensu quidem obiectorum (sensatio eniui miteriam dat, non formam
cognitionis humauae) abstractus, sed ab ipsa inentis actione, seeuu-
dum perpetuas leges sensa sua coordinante quasi typus immutabilis
ideoque intuitive cognoscendus". (Uoroll § 15). Die Kategorien
sind: „non conceptus connati, sed e legibus ment iinsitis (attendendo ad
eius actiones occasione experientiae) abatracti adeo que acquisiti".(§8)
— 33 —
f) Vgl. Refl. 469 „Gleich wie die Sinnlichkeit ein Vermögen ist,
die Dinge nach Verhältnis von Baum und Zeit zu ordnen also auch die
Vernunft ist ein Gesetz der Zusammenordnung der Dinge, abge
sondert von den Gesetzen der Sinnlichkeit".
— 35 —
ein, die rein subjektiv sind, — wenn nicht etwa eine prästa-
bilierte Harmonie vorausgesetzt wird, für uns also die Noumena
nach Art unseres Verstandos organisiert gedacht würden.
Allein Kant hat hierüber selbst erklärt: „Der Dens ex machina
ist in der Bestimmung des Ursprungs und der Gültigkeit
unserer Erkenntnis das Ungereimteste, was man nur wählen
kann" (Ha VIII S. 610 Brief an M. Herz 1772). Im Jahre
1770 hat er aber einen ähnlichen Standpunkt eingenommen
und ihn auch später nie ganz überwunden. Als seine Nach
teile ergeben sich: 1) der Begriff des Noumenon und ent
sprechend der des Phänomenon ist nicht tief genug gefasst.
Ist das Noumenon Gegenstand einer intellektuellen (nicht
receptiven und nicht räumlich-zeitlichen) Anschauung, so ist
über die Anwendbarkeit der Kategorien auf dasselbe noch
nichts entschieden; neben der Erkenntnis der Phänomens als
obiecta sensualitatis, als räumlich-zeitlicher Erscheinungen scheint
Raum zu bleiben für ein Erkennen der Noumena, — wenigstens
dann, wenn wir nur eine intellektuelle Anschauung hätten.
2) Die Begriffe Keceptivität und Afticiert- werden wie Spon
taneität und A priori sind nicht scharf und gegensätzlich genug
herausgearbeitet , infolge dessen das Ungenügende in der Be
gründung der Idealität von Raum und Zeit mit veranlasst ist.
5. Wir wenden uns nun zu den kritischen Schriften,
insbesondere der Kritik der reinen Vernunft. Hier tritt eben
falls wieder in den Bestimmungen der Begriffe Receptivität,
Spontaneität, Sinnlichkeit, Verstand und sinnliche Anschauung,
intellektuelle Anschauung der Gegensatz gegen die Leibniz-
Wolflsche Philosophie deutlich und gewichtig hervor. Die
intellektuelle Anschauung erkennt „ohne Sinne" die Dinge,
ist also „ein von dem menschlichen nicht blos dem Grade,
sondern sogar der Anschauung und Art nach gänzlich unter
schiedenes Erkenntnisvermögen" (Kr. 333). „Ohne Sinne" ist
dasselbe wie „ohne Receptivität". Nach Leibniz müssten wir
ein solches Erkenntnisvermögen, welches die Dinge an sich
vorstellt, besitzen, denn er hielt sich nur an die eine Quelle
der Vorstellungen, den Verstand, und überliess den Sinnen
nichts als das verächtliche Geschäft, die Vorstellungen des
— 40 —
12) Dieken Unterschied, „der nicht blos die Form, sondern auch
den Inhalt des Denkens betrifft" nennt Kant einen realen (psycho-
logiechen) (IIa VII S. 461).
— 43 —