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Inhalt

Ingrid Lohmann, Sven Kluge & Gerd Steffens


Editorial........................................................................................................9

Ingrid Lohmann
Menschenverbesserung mit ungewissem Ausgang......................................17

I  Menschenverbesserung in der Moderne

Christopher Coenen & Reinhard Heil


Historische Aspekte aktueller Menschenverbesserungsvisionen.................35

Edgar Weiß
Nietzsches Gefolgschaft in den Fängen genfaschistischer
Verblendung? Zur Kritik der „transhumanistischen“ Vision vom
„Übermenschen“..........................................................................................51

Oliver Decker
Prothesengötter und transhumane Versprechen...........................................69

Sven Kluge
Menschenverbesserung in einer Welt ohne Mensch?
Zur Aktualität und Kritikwürdigkeit von Günther Andersʼ
Diagnose einer Antiquiertheit des Menschen .............................................83

Käte Meyer-Drawe
Mit „eiserner Inkonsequenz“ fürs Überleben – Günther Anders.................105

II Transhumanismus - Prognose oder Projekt? Ansätze,


Diskurse, ­Entwicklungen

Hans Jürgen Krysmanski


Der ganz alltägliche Transhumanismus.......................................................123

5
Arno Bammé
Menschen und Maschinen. Neuvermessung einer
sozialen Beziehung .....................................................................................143

Jan-Christoph Heilinger
Was heißt es, sich am Menschen zu orientieren?.........................................165

Oliver Müller
Neurotechnologie und Menschenbild. Überlegungen zu imaginativen
Überschüssen und Selbstdeutungsformen....................................................175

Joachim Paul
Rethinking Leibniz – Transhumanismus in der Dekonstruktion.................191

Karl Philip Lohmann


Transhumanismus als Spiel..........................................................................205

Olaf Sanders
Echte Menschen? Posthumanistische Spuren in
populärer Serienkultur und ihrer filmischen Vorgeschichte.........................219

III Jenseits des Menschen? Konsequenzen und Effekte für


Bildung und (Selbst-)Erziehung

Michael Wimmer
Antihumanismus, Transhumanismus, Posthumanismus:
Bildung nach ihrem Ende.............................................................................237

Stefan Herbrechter
Posthumanistische Bildung?........................................................................267

Vera King, Diana Lindner, Julia Schreiber, Katarina Busch,


Niels Uhlendorf, Christiane Beerbom, Benedikt Salfeld-Nebgen,
Benigna Gerisch, Hartmut Rosa
Optimierte Lebensführung – wie und warum sich
Individuen den Druck zur Selbstverbesserung zu eigen machen.................283

Nicole Becker
Stimulanzien als Retter in der pädagogischen Not?....................................301

6
Katharina Liebsch
Kontrolle und Überwachung des Lebendigen durch
Gendiagnostik – Versprechen, Optionen und neue Zwänge........................315

Mark Schweda
„Wake Up! Aging Kills!“ – Altersbilder in der
Auseinandersetzung um die Anti-Aging-Medizin.......................................329

Jahresrückblicke

Gerd Steffens
Krisendiskurse auf der Linken – Eine Sammelrezension............................347

Edgar Weiß
„Inklusive Schule“ – Bemerkungen zur pädagogischen
Ideologie der exkludierenden Gesellschaft..................................................363

Rezensionen

David Salomon
Jörg Siewert: Herkunftsspezifische Unterschiede in der
Kompetenzentwicklung: Weil die Schule versagt?
Untersuchungen zum Ferieneffekt in Deutschland......................................375

Edgar Weiß
Gerhard Banse, Bernd Meier (Hg.): Inklusion und Integration.
Theoretische Grundfragen und Fragen der praktischen
Umsetzung im Bildungsbereich...................................................................376

Edgar Weiß
Klaus Himmelstein: Das Konzept Deutschheit.
Studien über Eduard Spranger.....................................................................378

Edgar Weiß
Wolfgang Klafki: Kategoriale Bildung. Konzeption und
Praxis reformpädagogischer Schularbeit zwischen 1948 und 1952.
Hg. von Christian Ritzi und Heinz Stübig...................................................379

7
Edgar Weiß
Wilma Aden-Grossmann: Monika Seifert. Pädagogin der
antiautoritären Erziehung. Eine Biografie....................................................381

Gerd Steffens
Frank Nonnenmacher: Du hattest es besser als ich.
Zwei Brüder im 20. Jahrhundert..................................................................383

Dokumentation

Thomas Höhne
GLOEB – Ein Online-Glossar zur „Ökonomisierung von Bildung“...........387

Autorenspiegel.............................................................................................391

8
Vera King, Diana Lindner, Julia Schreiber, Katarina Busch, Niels Uhlendorf,
Christiane Beerbom, Benedikt Salfeld-Nebgen, Benigna Gerisch, Harmut Rosa

Optimierte Lebensführung – wie und warum sich Individuen


den Druck zur Selbstverbesserung zu eigen machen

Zusammenfassung: In diesem Beitrag werden Mechanismen der Anpassung im


Zuge von Optimierung untersucht. Im Zentrum steht dabei die Frage, in welcher
Weise gesellschaftliche Anforderungen und individuelle biographische Dispo-
sitionen und Motive ineinandergreifen. Dazu werden zunächst konzeptionelle
Perspektiven ausgeführt und anschließend exemplarisch zwei Fälle aus der
APAS-Studie erörtert, die sich den Druck zur Selbstverbesserung auf unterschied-
liche Weise zu eigen gemacht haben. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei der
instrumentellen Logik der Selbstverbesserung, entsprechenden Beziehungsgestal-
tungen sowie den mit Perfektionierung verbundenen kontraproduktiven Poten-
zialen. Es werden Schlussfolgerungen gezogen zu Autonomie und Identität im
Kontext ­optimierter Lebensführung.

Abstract: This article examines mechanisms of adaptation in the course of op-


timization. The pivotal question in this respect is in what way social demands
and individual biographical dispositions and motives engage with one another.
For this purpose at first conceptional perspectives will be outlined followed by
the discussion of two exemplary cases from the APAS-research project. They are
each characterized by a different appropriation of the urge to self-optimization. It
is specifically being drawn attention to the instrumental logic of self-optimization
including the corresponding relationship patterns and the associated self-defeating
potentials of perfection. Conclusions regarding autonomy and identity in the con-
text of optimized life styles (‘lebensführung’) will be argued.

Keywords: optimization, adaptation, individual consequences of cultural change,


autonomy, identity

Permanentes Ringen um Optimierung kann als eine der gegenwärtig bedeutsams-


ten kulturellen Leitvorstellungen gelten: In dynamischen, an Wachstum ausge-
richteten beschleunigten Gesellschaften werden ständige Leistungssteigerung und
Selbstverbesserung als notwendig erachtet, um mithalten zu können im niemals
stillstehenden Wettbewerb. Das ‚Immer-besser-Werden‘ ist zumeist verknüpft mit
der Logik der Geschwindigkeit und der Zeitersparnis: Immer besser und immer

283
schneller sind zwei schwer zu trennende Maximen der Effizienz und ihrer Steige-
rung. Sie sind nicht nur Bedingungen des Erfolgs, sondern auch Voraussetzung
dafür, die erreichten Standards zu halten. Die französische Sozialwissenschaftle-
rin Nicole Aubert verweist auf entsprechende Wandlungen im kulturellen Selbst-
verständnis: „Von einem in der Antike vorherrschenden Ideal der Selbsterfüllung,
das auf der Vorstellung von einer endlichen Welt und einer Ordnung und Grenzen
verkörpernden Natur basierte, zu einem Ideal des Selbstfortschritts, das mit der
Neuzeit und den großen astronomischen Entdeckungen aufkam, die den Blick für
die Unendlichkeit der Welt öffneten. Dem Maß haltenden Menschen der Antike,
der darum besorgt war, seine Möglichkeiten zu entfalten und dabei die Ordnung
der Welt zu respektieren, folgte … ein Mensch, der sich in eine Fortschrittsper-
spektive zu projizieren und die Grenzen der Welt und damit auch des Selbst zu
überschreiten suchte“ (Aubert 2009: 97f.). Diese Selbstüberschreitung sei jedoch
erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts – mit dem Beginn des digitalen Zeitalters,
den damit verbundenen Wandlungen der globalen Ökonomie und der wachsenden
Bedeutung des Finanzkapitalismus, die zu einer weiteren enormen Beschleuni-
gung und Ökonomisierung beitrugen – von einem Ideal zur kaum hintergehbaren
und zugleich eigenverantwortlich zu erfüllenden Norm geworden. Seitdem werde
dem Menschen „eingeschärft, immer weiter, immer schneller … voranzuschrei-
ten…, um der Beste zu sein“ (ebd.: 98) und Grenzen stetig zu verschieben. Da
Ökonomisierung und Wettbewerb sich in immer mehr Bereichen des Sozialen
verbreiten, wirkt sich der Druck zur steten Verbesserung und Effizienzsteigerung
nicht nur im Beruf aus, sondern auch in der Familie, in Eltern-Kind- und Paarbe-
ziehungen, im Verhältnis zu Körper und Selbst, im Öffentlichen und im Privaten.
Es gibt kaum noch Facetten der Lebensführung1, in denen der verschärfte Be-
schleunigungs- und Wettbewerbsdruck nicht erhöhte Optimierungsanstrengungen
zu erzwingen oder zu befördern scheint. Kehrseitig stellt sich die Frage nach den
Folgen und Kosten, die allerdings noch genauer zu analysieren sind.
Prominent wurde zunächst die Annahme, dass Optimierung und Beschleuni-
gung zu Überforderung und Erschöpfung führen können (vgl. Ehrenberg 2004).
Eine sowohl theoretisch-konzeptionell als auch empirisch in vieler Hinsicht noch
offene Frage ist indes, auf welche Weisen und mit welchen Motiven Individuen
sich diese Optimierungszwänge zu eigen machen – auch mit Blick darauf, dass
Selbstverbesserung in vielen Hinsichten und von Vielen als erstrebenswert und
nützlich erachtet, als sinnvoll und befriedigend erlebt wird. Die einschränkenden
oder leidvollen Konsequenzen, aber auch normative Überlegungen lassen sich im
Verhältnis dazu nur dann angemessen einschätzen, wenn die Art der Vermittlung
zwischen gesellschaftlichen Veränderungen und Anforderungen auf der einen
Seite und die biographischen Dispositionen und psychischen Motivlagen im Kon-
text von Optimierung auf der anderen Seite präzise analysiert werden. Denn in

284
vielen Hinsichten werden diese Zusammenhänge vereinfacht: etwa wenn kulturel-
ler Wandel unmittelbar mit individuellen Veränderungen analogisiert wird. Dem-
gegenüber gilt es, die Art der Übersetzung zwischen gesellschaftlichen Anforde-
rungen und biographischen Bewältigungsformen konzeptionell adäquat zu fassen
und empirisch zu rekonstruieren. Mit dem Begriff des Übersetzens soll signalisiert
werden, dass es eben nicht um direkte Effekte geht. Vielmehr sollen Muster der
Lebensführung nachgezeichnet werden, die, so die Annahme, einerseits Folge und
Ausdruck gesellschaftlicher Wandlungen sind; andererseits Ausdruck von spezi-
fischen biographischen Dispositionen und psychischen Verarbeitungsformen. Die
Auswirkungen und Aporien einer an Optimierung ausgerichteten Lebensführung
können dann genauer in den Blick genommen werden.
Diese zu analysieren ist das Ziel des aktuell laufenden APAS-Projekts
‚Aporien der Perfektionierung in der beschleunigten Moderne. Gegenwärtiger
kultureller Wandel von Selbstentwürfen, Beziehungsgestaltungen und Körper-
praktiken‘2. Das Projekt beschäftigt sich mit steigenden Optimierungszwängen
und Perfektionierungsbestrebungen im Kontext der gesellschaftlichen Dynamisie-
rung von Wettbewerbs- und Anerkennungsstrukturen. Es werden Konsequenzen
für soziale Beziehungen, Selbstentwürfe und Körperverhältnisse untersucht. Wei-
terhin geht es um die Frage, welche Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen
‚Normalbiographien‘ und ‚pathologischen‘ Entwicklungen auftreten, inwieweit
zeittypische Störungsbilder als Ausdruck der für die Subjekte bestehenden Opti-
mierungs- und Perfektionierungsanforderungen zu deuten sind und welche prak-
tischen oder diskursiven Veränderungen sich in den Relationen von ‚Normalität‘
und ‚Pathologie‘ abzeichnen.
In diesem Beitrag werden zunächst einige konzeptionelle Fragen und Pers-
pektiven erörtert und anschließend zwei Fälle aus dem biographieanalytischen
Teil der APAS-Studie exemplarisch skizziert3, die sich den Druck zur Selbstver-
besserung auf unterschiedliche Weise zu eigen gemacht haben. Es werden Me-
chanismen der Anpassung im Kontext von Optimierung, insbesondere die Arten
des Ineinandergreifens von gesellschaftlichen Anforderungen und individuellen
Motiven herausgestellt. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei der instrumentel-
len Logik der Selbstverbesserung, entsprechenden Beziehungsgestaltungen sowie
den mit Perfektionierung verbundenen Aporien und kontraproduktiven oder dest-
ruktiven Potenzialen (vgl. Gerisch/King/Rosa 2012).

‚Autonome Anpassung‘ – die Affirmation des Unausweichlichen

Aktuelle und rezente zeitdiagnostische Ansätze akzentuieren bei der Beschreibung


moderner kapitalistischer Gesellschaften die Steigerungen von Anpassungs- und

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Flexibilisierungsdruck. Diese seien mit der Forderung an die Einzelnen verknüpft,
in immer mehr Bereichen die Verantwortung für die eigenen Lebensbedingungen,
für Karrieren und Risiken zu übernehmen, sich in möglichst geringem Maße auf
kollektive Absicherungen und sozialstaatliche Regulationen zu verlassen und auf
neue Situationen rasch umstellen zu können (vgl. z.B. Boltanksi/Ciapello 2003,
Sennett 1998). Terminologisch anknüpfend an klassische Analysen von Elias
(1969) über veränderte Figurationen von Machtverhältnissen in der Moderne, bei
denen die Individuen soziale Zwänge in höherem Maße verinnerlichen, rückte die
Annahme ins Zentrum, dass ‚Fremdzwang‘ in der beschleunigten und flexibilisier-
ten Moderne auf neue Weise in ‚Selbstzwang‘ verwandelt wird: Dass der Druck
zunimmt, unter Bedingungen beschleunigten sozialen Wandels und zugleich
persistierender oder zunehmender sozialer Ungleichheiten die Lebensführung in
scheinbar ‚eigener Regie‘ effizient und flexibel zu gestalten, und diese ‚Eigenre-
gie‘ wiederum als Fiktion und Norm internalisiert wird. Bröckling (2007) ver-
dichtete diese Regulative der Lebensführung im Begriff des ‚unternehmerischen
Selbst’. Er geht davon aus, dass zeitgenössische Arbeits- und Produktionsverhält-
nisse dem Einzelnen „ein Höchstmaß an Flexibilität, aber auch an Selbstorganisa-
tion“ (ebd.: 17) abverlangen.
An das moderne Ideal der Autonomie der Individuen wird durch das Para-
digma der Eigenverantwortung angeknüpft, das Maß der Unterwerfung kaschiert
durch die Illusion der Wahl. Denn die Verbesserungslogik der Institutionen ‚trifft‘
gleichsam auf Individuen, die ihrerseits nach Selbstverwirklichung streben, wie
die Subjektivierungs- oder Aktivierungsansätze hervorgehoben haben. So stiegen
im Kontext zunehmender Individualisierung seit den 1970er Jahren mit der Bil-
dungsexpansion, der Aufweichung von normativen Regeln und auf der Grund-
lage wohlfahrtsstaatlicher Sicherheiten nicht nur die verfügbaren Optionen für die
Lebensgestaltung der Individuen (vgl. Beck 1986). Innerhalb dieses Kontextes
erhöhten sich auch die Ansprüche, die die Individuen sowohl an sich selbst als
auch an gesellschaftliche Organisationen richteten (vgl. Lindner 2012). Mit Blick
darauf heben Analysen der letzten Jahre hervor, dass im Zuge der neoliberalen
Wende diese ‚Selbstansprüche‘ der Subjekte an ihre individualisierte autonome
Lebensgestaltung zu kulturellen und institutionellen Forderungen geworden sind
(vgl. Reckwitz 2006, Honneth 2005, Mayer/Thompson 2013). Auf diese Weise
kommt es zu einer subjektiv schwer durchschaubaren (und konzeptionell genauer
zu fassenden) Verschmelzung der eigenen Ansprüche mit berufs- und marktrele-
vanten Forderungen.
Diese Entwicklung ist in der Figur des Arbeitskraftunternehmers festgehalten,
der sein Leben insgesamt arbeitsbezogen durchorganisiert und nach immer neuen
Ressourcen sucht (vgl. Pongratz/Voss 2003). Entsprechende Forderungen, den
eigenen Marktwert als Arbeitskraft selbstverantwortlich zu steigern, richten sich

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auch an prekär Beschäftigte und Erwerbslose. Durch verschärfte Bedingungen für
die Zahlung staatlicher Leistungen und Forderungen nach Eigeninitiative sollen
die Individuen angehalten werden, ihre Lage auf dem Arbeitsmarkt zu verbes-
sern (vgl. Dörre 2013, Lessenich 2008). Optimierungsanstrengungen erwachsen
dann aus Krisenerfahrungen, aus Angst vor sozialem Abstieg und Armut. Die
Unwägbarkeiten in Bezug auf Beruf oder Altersabsicherung nehmen zu, während
dazu angehalten wird, die Bildungsanstrengungen, das berufliche Engagement,
aber auch gesundheitliche und finanzielle Vorsorgen zu intensivieren. Dies findet
Ausdruck auch in der enormen Flut an Ratgeberliteratur für alle Lebensbereiche
und in der Ausweitung der Coaching-Angebote, die vermehrt darauf hinwirken,
nicht nur Krisen zu begleiten, sondern Veränderungsbereitschaft zu erzeugen (vgl.
Traue 2010). Der allseitige Veränderungsdruck kann selbst zu einem Krisenaus-
löser werden, indem Routinen ständig infrage gestellt werden, um Erfolg zu si-
chern oder Abstieg zu verhindern. Zugleich gehen Anpassungsprozesse mit Ent-
fremdungserfahrungen einher (vgl. Lessenich 2008, Rosa 2013, Honneth 2005,
Haubl/Hausinger/Voss 2013). Sie folgen in vielen Hinsichten einer verdinglichen-
den Logik, einer „Einspannung des Selbst in eine neue Steuerungstechnologie“
(Wimmer 2013: 297), wie sich etwa an der immer stärkeren Konzentration auf
Leistungsverbesserung zeigt (vgl. Ricken 2013: 242) oder an der wachsenden Be-
deutung von Enhancement (vgl. Borkenhagen/Brähler 2012, Müller 2010).

Kaleidoskopische Identitäten?

Welche Auswirkungen hat der stete Veränderungs- und Verbesserungsdruck auf


die Identität? Das „Selbstverhältnis der individuellen Person“ ist, so Renn und
Straub (2002: 10), zunächst einmal ein „Dauerproblem“ der Moderne. Verbreitet
ist in den letzten Jahren überdies die Annahme, dass das Bild einer personalen
Identität nicht mehr trage und durch Konzepte wie Teilidentitäten, flexible, flüch-
tige oder situative Identitäten oder das Projekt-Ich zu ersetzen sei (vgl. Sennett
1998, Keupp 1999, Bauman 2000, Rosa 2005, Bröckling 2007). Solche fluiden
Identitäten werden beschrieben als Folgen immer schnellerer Wandlungsprozesse
innerhalb eines flexiblen Kapitalismus: Getrieben von Anforderungen und Ge-
legenheiten werden Ziele immer wieder neu an den Bedingungen justiert. Nach
Bröckling ergebe sich daraus „das Bild eines nicht nur pluralen, sondern auch
höchst fluiden Ego, das sich in immer neuen Zusammensetzungen rekombiniert“
(ebd.: 279). Das Konzept der ‚Patchworkidentität‘ im Sinne von Keupp (1999)
wäre demnach „noch zu radikalisieren: Nicht einem Flickenteppich, der, einmal
genäht, sein Muster nicht mehr ändert, gleicht das sich als ‚Projekt Ich‘ konsti-
tuierende Selbst, sondern einem Kaleidoskop, das bei jedem Schütteln ein neues

287
Muster zeigt“ (Bröckling 2007: 279). Zugleich wird kritisch hervorgehoben, dass
dies in einer gewissen Haltlosigkeit münde (vgl. Sennett 1998). Das Ich ‚drifte‘
durch sein Leben und sei immer weniger in der Lage, eine stabile Verknüpfung
von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erzeugen.
Solche Identitätskonzepte haben Popularität erlangt, auch weil sie passende
Erklärungsansätze zu den sich immer weiter ausbreitenden Stress- und Erschöp-
fungssymptomen zu liefern scheinen. Folgt man der Analyse von Hürtgen und
Voswinkel (2012), so differenzieren sie empirisch möglicherweise nicht aus-
reichend zwischen verschiedenen Bedingungen, aus denen heraus Flexibilisie-
rungs- und Optimierungsdruck entsteht, und neigen dazu, die Fähigkeiten der
Individuen zu unterschätzen, an Orientierungen festzuhalten und auch Opti-
mierungsanstrengungen darin einzubetten. Konzeptionell wurde eingewandt,
dass sich der klassische Begriff personaler Identität auch mit Veränderung und
Transition vereinbaren lässt (vgl. Straub 2002). Weiterhin sollte eine identitäts-
theoretische Analyse konzeptionell und empirisch einbeziehen, dass sich sozia-
lisatorische Effekte von gesellschaftlichen Wandlungen in etlichen Hinsichten
mittelbar und zeitlich (generational) verschoben herstellen – über Auswirkungen
auf die Bedingungen des Aufwachsens in Kindheit und Jugend, auf die familiale
Praxis, Eltern-Kind-Beziehungen bzw. Erfahrungen mit generational bedeutsa-
men Anderen (vgl. King 2011). Und insbesondere, so der erwähnte Ansatz der
APAS-Studie, wäre genauer zu prüfen, wie soziale Bedingungen sich in indivi-
duelle Anpassungsformen und Lebensmustern übersetzen und für welche bio-
graphischen Erfahrungen kehrseitig kulturelle und institutionelle Diskurse und
Praktiken der Flexibilisierung und Optimierung passförmig sind.
Übergreifend können Muster der Lebensführung von mehreren Seiten be-
trachtet werden (vgl. dazu King 2013): Aus gesellschaftsanalytischer Sicht
sind typische kulturelle Muster der Lebensführung einmal bedingt durch ge-
sellschaftliche und ökonomische Wandlungen wie veränderte Produktions-,
Arbeits- und Machtverhältnisse. Diese führen zu neuen Varianten von Lebens-
praktiken und der Anpassung an die sozialen Verhältnisse und gehen mit neuen
Formen der Verinnerlichung von Machtverhältnissen einher. Um diese ‚innere
Seite’ der Anpassung präzise zu begreifen, bedarf es auch einer differenzierten
Analyse der individuellen Strukturen und Mechanismen. Aus einer biographie-
analytischen und psychodynamischen Sicht werden Muster der Lebensführung
insbesondere von Individuen mit passförmigen biographischen oder psychi-
schen Dispositionen übernommen. Nicht zuletzt haben Muster der Lebensfüh-
rung ihrerseits Folgen. Sie können Bewältigungsmuster und psychische Ten-
denzen verstärken. Und sie wirken sich auch aus auf Entwicklungsbedingungen
der folgenden Generation. Dazu werden zwei Fälle optimierter Lebensführung
exemplarisch beschrieben.

288
Fall 1: Optimierung als grandiose Erlösungsfiktion

Auf welche Weise Muster der Lebensführung affirmativ zu eigen gemacht wer-
den können, lässt sich zunächst am Fall eines begeisterten Optimierers, genannt
Florian K., veranschaulichen (vgl. dazu auch King 2013): Auf der einen Seite
kann seine Lebensführung als eine Reaktion auf Arbeitsmarktbedingungen ge-
fasst werden, die bestimmte Anpassungsprozesse funktional erscheinen lassen.
Auf der anderen Seite ist sie passförmig für seine spezifischen Dispositionen und
psychischen Bedürfnisse und wird gerade dadurch stabil, subjektiv bedeutsam
und als befriedigend erlebt. Nicht zuletzt hat sie Folgen für seine Beziehungen.
Der Verbesserungsdrang ist dabei zentrales Thema der Selbstdarstellung von
Florian K. Seine Lebenskonstruktionen erinnern geradezu wortwörtlich an Bröck-
lings Konzept des ‚unternehmerischen Selbst’ (2007). Denn Florian K. hat seine
gesamte Existenz in den Modus einer Art Selbstverbetriebswirtschaftlichung ge-
stellt. Er ist in einem sehr umfassenden Sinn zum Unternehmer seiner selbst ge-
worden; nicht nur, weil er sich selbständig zu machen vorhat, sondern aufgrund
seines Umgangs mit sich und anderen. Nach seinem BA-Studium der Biologie hat
Florian K., der in Österreich aufgewachsen ist, zusätzliche Kurse besucht und ist
nun als Ernährungsberater einer privaten Organisation angestellt. Ein Beschäfti-
gungsverhältnis, das er gerne kündigen würde. Dafür unternimmt er zahlreiche
Anstrengungen und erwähnt eine Vielzahl von Start-up-Plänen und Initiativen.
Die Familie erscheint dabei wie ein Störfaktor, der Reibungen erzeugt im Opti-
mierungsdrang: „hab ich eben Besseres vor, joa das is‘ die Motivation, die mich
gerade antreibt, … was sich in der Praxis etwas schwierig gestaltet, weil ähm
(schluckt) ich Frau und Kinder habe? ähm wir haben geheiratet, ähm ja, sodass
– ein normaler Vollzeitjob – dann … das eigene Bedürfnis nach Sport, Training
und so weiter, zusätzlich zu meinen Projekten und das aktive mh Management der
Projekte … sind das unheimlich viele Baustellen, die ich irgendwie zurzeit bear-
beite“. Mit diesen Baustellen beschäftigt er sich gleichsam rund um die Uhr, was
ihm wenig Zeit für anderes lässt, auch nicht für seine Familie: Er erschafft sich
aber immer neu die Illusion der Autonomie und die Vorstellung, auf dem richtigen
Weg zu einem besseren, höheren und machtvolleren Lebensstil zu sein.
Die Beziehungen in Florian K.s Leben bleiben schattenhaft. In der gesamten
Erzählung erscheinen sie wie eine Kulisse, vor der die inneren Kämpfe und Wett-
läufe seines Ego mit sich selbst aufgeführt werden. Zu einer gewissen Perfektion
getrieben hat er eine verdinglichte Betrachtung seiner selbst und seines Körpers.
Er beschreibt sein Leben in Formeln der Betriebswirtschaftslehre und der Pro-
dukt- und Prozessoptimierung: „Daten sammeln, analysieren … ins Verhältnis
setzen, um eben da Rückschlüsse draus zu ziehen … Das hab ich dann mh an vie-
len Stellen eins zu eins aufs Training und auf das Selbstmanagement im weitesten

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Sinne ähm übertragen un‘ auch geguckt: okay … wie kann ich das, wie auch
immer ich möchte, beeinflussen und verändern und verbessern“. Sein ständiges
Ringen um Verbesserung wird von ihm als Überwindung von Begrenztheit, als
ein potenzieller Triumph über Limitierung erlebt.
Insofern deutet sich an, dass Unterwerfung unter Optimierungszwänge nicht
nur der Angst vor dem Scheitern geschuldet ist. Anpassung kann vielmehr ver-
knüpft sein mit einem Gewinn, der sie zusätzlich motiviert. Entsprechend können
nicht nur der äußere Druck, sondern auch der eigene Drang eine Abhängigkeit
erzeugen: Einen Sog, sich ganz und gar auf die unabschließbare Optimierung von
Selbst und Körper zu konzentrieren, bei dem Vervollkommnungsdrang und Dest-
ruktivität nahe beieinander liegen können. Destruktivität resultiert dabei nicht ein-
fach nur daraus, dass potenziell der Bogen überspannt wird – durch ein ‚Zuviel‘
an Optimierungsversuchen, sondern auch dadurch, dass Beziehungen vernachläs-
sigt, instrumentell gestaltet und gleichsam ausgehöhlt werden. Florian K., dessen
Aufmerksamkeit umfassend auf ‚Steigerung‘ und Effizienz ausgerichtet ist, führt
Buch über seinen Alltag, damit er „dann auf die Minute genau sagen kann, wie
viel is‘ Freizeit, wie viel is‘ Arbeit, was auch immer? wenngleich am Ende des Ta-
ges mh das doch nich‘ wieder ganz stimmt, weil wenn ich ähm, Stichwort Projekte,
wenn ich zu Hause sitze un‘ mit meinem Sohn in seinem Kinderzimmer spiele und
das Handy irgendwo in greifbarer Nähe liegt – und es irgendwie brummt … und
ich ja das in die Hand nehme un‘ ich n Blick drauf werfe un‘ gucke, ob da jetz n …
neuer Beitrag da is, ähm, oder ich … kurz ne Nachricht nebenbei schreibe … is‘ in
der Praxis dann doch schwieriger zu trennen un‘ zu sagen: das is‘ jetzt Arbeit und
das is‘ explizit Freizeit, weil die Organisation dieser Projekte ist irgendwie meine
Freizeit, die ich opfere, keine Ahnung, da geht dann ne Sporteinheit bei flöten – auf
der andern Seite ähm knüpf ich da die Kontakte und ähm fädele möglicherweise
n Auftrag ein“. Florian K. schildert eine nicht nur für ihn typische Szene: Dass er
nämlich, auch wenn er mit seinem Kind spielt, Nachrichten entgegennimmt und
beantwortet. Ihn beschäftigt jedoch nicht, dass es etwa problematisch sein könnte,
immer neu das Spiel mit dem Sohn zu unterbrechen, er damit seinem Kind etwas
vorenthält. Vielmehr räsoniert er, dass er bei den Buchführungen in Freizeit und
Arbeitszeit nicht so recht weiß, wie er dies notieren soll.
Florian K. erscheint als ein eindrückliches Beispiel für eine Lebensführung,
bei der Individuen „ein Projekt aus sich selbst“ machen, indem sie „einen Le-
bens-‚Stil‘ entwickeln, der ihren Existenzwert ihnen selbst gegenüber maximiert“
(Rose 2000, S. 14). Zugleich wird anschaulich, dass diese Art der Selbstmaxi-
mierung auch Leere erzeugt, sie bleibt ‚erfahrungsarm‘ (vgl. Benjamin 1980). So
kreist Florian K. ständig um sich selbst, in immer neuen Schleifen der Selbstbeob-
achtung – ohne dass wiederum dieses umkreiste Selbst eine klare Kontur bekäme.
Vieles bleibt unbestimmt und beschreibt Absichten. Lebenspraktische Bewährung

290
oder Widerfahrnisse werden erst gar nicht thematisch. Der kulturelle Diskurs der
Optimierung und entsprechende Praktiken sind offenbar für Florian K. funktional
und im psychischen Sinne hochgradig bedeutsam, um Unzulänglichkeit oder Be-
grenztheit verhüllen zu können: Insgesamt scheint es um eine Bewältigung von
Heteronomie durch obsessive Selbstkontrolle in Verbindung mit Grandiositäts-
phantasien zu gehen. Im Zentrum steht, alles im Griff zu haben auf dem Weg zu
Besserem. Das System dieser Lebensführung ist gegen Selbstkritik immunisiert,
Unstimmiges erscheint ihm eben noch nicht hinreichend optimiert. Veränderung
wird imaginiert als ein ‚Noch-mehr’ von dem, was Florian K. jetzt schon immer
umtreibt. Entsprechend begeistern ihn die Möglichkeiten der Effizienzsteigerung,
die die Kommunikations- und Informationstechnologien bieten. Eine befrie-
digende und erfolgreiche Lebensführung ergäbe sich demnach aus einem noch
reibungsloseren, intensivierten Mensch-Maschine-Verhältnis – während soziale
Beziehungen und Begegnungen als Störfaktoren im Getriebe der Verbesserung
geschildert werden.

Fall 2: Optimierte Flexibilisierung als rigide biographische Lösung

Beate M., Ende 30, arbeitet in einer großen Stadt in Süddeutschland. Sie ist eine
typische ‚Projekt-Arbeiterin‘ und auch ihre Lebensführung ist von der Logik der
Optimierung sehr geprägt. Seit vielen Jahren hat sie befristete Arbeitsverhältnisse,
auf die sie flexibel, verantwortungsbewusst und leistungsbereit reagiert. Um ihre
berufliche und ökonomische Zukunft zu sichern, unternimmt sie viele Anstren-
gungen. Nach einem technischen Studium hat sie einschlägige Weiterbildungen
angefügt. Sie ist lebenspraktisch in vielen Hinsichten überaus beweglich und da-
rauf ausgerichtet, sich an neue Optionen und Situationen rasch und entschlossen
anzupassen.
Von außen betrachtet, mit Blick auf ihre Lebensumstände, kann ihr Fall zu-
nächst einmal als eindrückliches Beispiel für die ‚Subjektivierung der Arbeit‘,
für den optimierungsbereiten flexiblen Menschen genommen werden, als Beispiel
für ein ‚Projekt-Ich‘. Aus einer Art Binnenperspektive zeigt die biographische
Rekonstruktion, auf welche Weise zugleich durchaus ‚unflexible‘, rigide Bewälti-
gungsmuster biographischer Erfahrungen funktional werden für die Anforderun-
gen des Arbeitsmarkts. Und es zeichnet sich eine konstante Lebenslogik ab, die
von einer Mischung aus Hoffnung und Resignation geprägt zu sein scheint, ‚doch
noch‘ unersetzbar zu werden. So lässt sich am Fall Beate M. exemplarisch das
passförmige Ineinandergreifen von spezifischen biographischen Dispositionen
und dem gesellschaftlichen, strukturellen Erfordernis der fortlaufenden Optimie-
rung auf verschiedenen Ebenen des Sozialen verdeutlichen.

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Für Beate M. steht die Arbeit an sich selbst, insbesondere an ihrer Leistungs­
fähigkeit, im Mittelpunkt. Außen vor bleiben Zeit für Beziehungen, Ruhe oder
Muße. Aus zeitlichen Nöten strukturiert Beate ihren Alltag penibel. Dabei gerät
sie nicht selten an die Grenzen ihres körperlichen und geistigen Potentials – und
betäubt damit offenbar auch negative Gefühle, Verlust- und Zukunftsängste: „das
heisst, ich hab sämtliche Wochenenden und Abende mit Lernen verbracht, ja?
also arbeiten, Weiterbildung, bisschen Sport, schlafen, essen – also das war –
äh – eine ganz äh extreme Zeit, so nach dem Motto, bloß nich‘ nachdenken, bloß
beschäftigt sein“.
Obgleich Beate M. mit der Aufnahme ihrer Weiterbildung auch eine Erweite-
rung ihrer Ressourcen im Sinne einer Anpassung an Gegebenheiten des Arbeits-
markts anstrebte, gelingt es ihr in den folgenden Jahren nicht, beruflich dauerhaft
Fuß zu fassen: Der überwiegende Teil ihrer Arbeitsverhältnisse ist befristet. In
der Hoffnung auf eine Entfristung ringt sie um die ständige Optimierung ihrer
Leistung und Effizienz: „so und das müssn Sie organisiern – und dann versu-
chen Sie halt alles zu optimiern … dann hier um sich irgendwelche Freiräume zu
schaffn – das war schon ganz schön – heftig“. Dass ihre Kalkulation nicht auf-
geht, auf tadellose Arbeitsleistungen also nicht zwangsläufig Anerkennung folgt,
verdeutlicht sich im wiederholt beklagten Ausbleiben von positivem Feedback
und Entfristung. Dennoch bleibt Beate M. in dieser Logik verhaftet: auch in ih-
rer gegenwärtigen, wiederum befristeten Stelle, bei der der Arbeitsdruck weniger
ausgeprägt ist als im vorigen Projekt, ist sie konstant bemüht, ihre Tätigkeiten zu
optimieren. Aufträge erledigt sie etwa stets vor den abgesprochenen Abgabeter-
minen und steigert ihren Zeitdruck selbst.
Vor dem Hintergrund gegenwärtiger Arbeitsmarktlogiken steht der Fall Be-
ate M. beispielhaft für die Inkorporation von Fremdzwängen, die sogar lustvoll
perzipiert werden: Beate M. treibt sich nicht nur selbst zu einer Steigerung ihrer
Leistung an, sondern beschreibt sich überdies als eine Person, die mit Vergnügen
organisiert: „alles, was mit Organisation zu tun hat, find ich superaufregend“.
So besuchte sie zahlreiche Selbstmanagement- und Zeitmanagement-Seminare.
Ihr damit verbundener „Spaß an Herausforderungen“ resultiert in dem Versuch,
sich fortlaufend selbst zu übertreffen und im Wettlauf mit sich selbst die zeitliche
Strukturierung der Abläufe immer weiter zu optimieren. Die Arbeit nimmt dabei
nicht nur eine finanziell existenzsichernde Funktion ein – wie sie häufig betont,
kommt sie mit dem Einkommen geradeso zurecht – sondern diene ihr auch als
„Kompensation für andere Defizite“.
Analog ihren Beschreibungen der Arbeit sind auch die Darstellungen des
Beziehungsalltags durchgängig geprägt von einem technisierenden Optimierungs-
vokabular. Die Begegnungen mit dem Partner werden, wie sie sagt, genau ge-
plant und effizient gestaltet: „wir wohn ja nich zusamm, wir pendeln und das is

292
organisatorisch … also das müssen Sie alles irgendwie planen un‘ organisiern,
das ist so aufwendig, dann äh, nicht jeder Haushalt hat das Gleiche, F. hat keinen
Entsafter, das heißt, wenn wir Saft machen müssen, muss ich den mit mitnehem…,
dafür hat F. eine Espresso-Maschine, die ich aber nich‘ besitze, das heißt, F. bringt
die Maschine dann wiederum mit zu mir, das sind nur so Kleinigkeiten, aber Sie
könn‘ sich, damit (klopft auf den Tisch) irgendwie, also es is‘ so, wir setzen uns
einmal in der Woche hin mit unseren Planern“. Auf ähnliche Weise beschreibt Be-
ate M. ihre insgesamt hochgradig durchstrukturierte Freizeit. In Hinblick auf ihre
früheren Beziehungen erzählt sie von schmerzhaften Trennungen und leidvollen
Verletzungen, die sie erlebt hat. Die Erzählung des gegenwärtigen Beziehungsle-
bens ist geprägt von organisatorischen Erwägungen, die offenbar Sicherheit geben
oder Ängste bannen helfen. Den Sog rastloser Planung und Effizienzsteigerung
erlebt Beate als überlebensnotwendig, ohne dass die Gefahr damit gänzlich ge-
bannt werden könnte: „Stillstand ist der Tod und andererseits (3sec. Pause) – ne?
Vielleicht lauert der Tod auch um die Ecke, wenn man sich bewegt.“
Dieses Bild der Bewegung konkretisiert sich wortwörtlich im Bereich des
Sportes, der seit ihrer Kindheit eine wesentliche Rolle in ihrem Leben spielt. Be-
ate M. treibt gleichsam ihren Körper an und erlebt sich in diesem Terrain auf eine
Weise als selbstwirksam, die ihr in anderen Bereichen verwehrt bleibt, sodass
der getrimmte Körper auch als „Ersatzobjekt“ (Gerisch 2009) fungiert. Sportliche
Wettkämpfe ermöglichen es ihr, die eigene Leistung selbst anzuerkennen und von
anderen anerkannt zu wissen. Die Verminderung der Leistungsfähigkeit im Zuge
des Älterwerdens bedroht umso mehr die für Beate M. wichtigen körperbezoge-
nen Selbstwirksamkeitserfahrungen. Der imperfekte, schwächer werdende Leib
verkörpert drohende Auflösung und Verlorenheit, die bei ihr spezifische biogra-
phische Bedeutungen hat.
So lässt sich Beate M.s Erleben übergreifend als Muster einer ‚befristeten Zu-
gehörigkeit‘ bezeichnen, das ihre Biographie seit ihrer Kindheit in Variationen
prägt: Gemäß ihren Schilderungen hat es eine erste Ausgestaltung in den frühen
Beziehungen erfahren, insofern sie sich weder von ihrer Mutter noch vom Vater
richtig angenommen fühlte. So beschreibt Beate die Mutter als mit sich selbst
und eigenem Leid beschäftigt, als distanziert und wenig fürsorglich. Eine umso
gewichtigere Rolle spielte lange Zeit die Beziehung zu ihrem Vater, der in ambi-
valenter Weise sowohl idealisiert als auch gefürchtet wurde und um dessen Zu-
wendung sie ebenfalls kämpfen musste. Mit der Scheidung der Eltern steigerte
sich das Erleben, auf sich selbst geworfen zu sein: Für die 9-jährige Tochter
begann eine Phase des Hin- und Herziehens und -Geschobenwerdens zwischen
beiden Elternhäusern. Dabei scheint einer Art aufgezwungener, äußerlich blei-
bender Selbständigkeit Vorschub geleistet worden zu sein, bei der sie innerlich
umso mehr vom Vater abhängig blieb. Ihre Versuche, den Vater gleichsam für

293
sich einzunehmen und zu halten, werden in eindrücklichen Schilderungen deut-
lich, wie sie versuchte, ihm ein perfektes Kind zu sein. Die Folgsamkeit gipfelte
in ihrer Studienwahl, bei der sie sich dem Wunsch des Vaters fügte. Trotz ausge-
prägter Anpassung kam es später zum Zerwürfnis. Vor dem Hintergrund dieser
spezifischen Konstellation zieht sie sich bis heute immer wieder auf sich selbst
und ihre ‚Selbsttechniken‘ als einzige Sicherheiten zurück.
Beate M. scheint auch als Erwachsene im Muster einer befristeten Zugehö-
rigkeit gefangen zu bleiben. Indem sie die damals passiv erlittene Erfahrung des
hin- und hergeschobenen Kindes in der Gegenwart gewissermaßen selbst kultiviert,
versucht sie offenbar, Herrin der eigenen Lage zu werden. Überaus flexibel reagiert
sie auf sich verändernde Situationen und versucht, sich selbst beliebig formen und
anpassen zu können. Die sich in vielen Bereichen ihres Lebens immer neu einstel-
lenden Befristungen hinterlassen Gefühle der Ersetzbarkeit und Bedeutungslosig-
keit, die sich in dem von ihr beklagten Mangel an Anerkennung manifestieren. Der
Versuch, unentbehrlich zu werden, treibt sie zu immer neuen Perfektionierungs-
anstrengungen, die wiederholt unbeantwortet bleiben und sie ihre Zugehörigkeit
erneut infrage stellen lassen. Im Muster des ständigen Wechsels reproduziert Beate
M. aktiv ihre in Kindheit und Jugend vorwiegend passiv erlittenen Erfahrungen
limitierter Zugehörigkeit – und hält sich zugleich, als ihre spezifische Form der Ab-
sicherung gegen Verluste, in der Gegenwart stets möglichst viele Optionen offen.
Während ihre Flexibilität auf den ersten Blick als eine Anpassungsleistung an
gegenwärtige gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen erscheint, ent-
puppt sie sich auf den zweiten Blick als Rezidiv eines Musters aus Kindheit und
Jugend. So greifen gesellschaftliche Anforderungen und biographische Disposi-
tionen auf eine Weise ineinander, die Beate M. für ebendieses Erfordernis der
fortschreitenden Selbstoptimierung und Flexibilisierung empfänglich macht - und
dem sie aufgrund ihres persistenten biographischen Musters der befristeten Zuge-
hörigkeit und ihrem daraus resultierenden Bemühen, unersetzbar zu werden, nicht
zu entfliehen vermag.

Fazit

Anhand der geschilderten Fälle sollten exemplarisch Muster der individuellen


Übernahme von Optimierungsanforderungen verdeutlicht werden. Dabei handelt
es sich um Individuen, die sich den Druck zur Selbstverbesserung zu eigen ge-
macht haben – bis hin zur begeisterten Affirmation. Im Vergleich zeichnen sich
Unterschiede und Analogien ab im Umgang mit Optimierungszwängen und der
Dynamik der Anpassung. Bei Beate M. geht es in höherem Maße darum, sich
bestmöglich auf externe Anforderungen auszurichten. Bei Florian K. steht das

294
Bestreben im Zentrum, selbst maximale Kontrolle ausüben zu können. Zugleich
ähneln sich beide Muster in der vorwiegend instrumentellen Logik der Selbst-
verbesserung. Sowohl die Art der Selbstbetrachtung und der Umgang mit sich
und dem eigenen Körper als auch das Verhältnis zu anderen erscheinen techni-
siert und durchrationalisiert. Insofern spielt auch bei Beate M. Kontrolle eine
herausragende Rolle, während Florian K. sich seinerseits, in seiner spezifischen
Selbstbezüglichkeit, den Anforderungen eines imaginären Optimums unterwirft.
Im Fall von Beate M. werden Beziehungen vorrangig effizienzorientiert ge-
staltet und geschildert. In Florian K.s Darlegungen sind sie kaum noch greifbar:
Andere treten in seiner Darstellung, wenn überhaupt, dann als Irritationen und
‚Reibungsverluste‘ im Optimierungsbestreben in Erscheinung. Aber auch bei Be-
ate M. ist die rationalisierende Logik der Effizienz das vorherrschende Muster in
allen Lebensbereichen, Selbst- und Weltverhältnissen. Bei Florian K. wird be-
sonders deutlich, dass die Selbstüberschreitung das Moment des Umkippens in
Exzesshaftes stets enthält, verbunden mit einer Art von Risikoverhalten wie bei
der Drogensucht oder bei Extremsportarten, wie Aubert (2009) beschrieb, indem
zwanghaft die eigenen mentalen und emotionalen, temporalen und sozialen Gren-
zen und die Grenzen des Körpers in der Suche nach Selbstverbesserung forciert
zu transgredieren versucht werden. Beate M. ist sich der Grenzen stärker bewusst,
wobei sie zugleich versucht, Limits und Befristung nicht nur zu erleiden, sondern
selbst herzustellen und damit Herrin der Lage zu bleiben. Sowohl Florian K. als
auch Beate M. verfolgen unterschwellig ein fiktives und illusionär erscheinendes
Zukunftsprojekt: irgendwann – kraft eigener Anstrengungen – ein (bei Florian K.)
besseres, machtvolleres, höheres Lebensniveau zu erreichen oder (bei Beate M.)
endlich ausreichend Bedeutung für andere zu erlangen und doch noch unersetzlich
zu werden. Die Optimierungsbestrebungen folgen in diesem Sinne in beiden Fäl-
len auch einer Fiktion, dass das Leben nochmal ein ‚ganz anderes‘ werden könnte.
Beide Fälle imponieren als Exemplare eines ‚unternehmerischen Selbst‘ oder
‚Projekt-Ich‘; zugleich wird deutlich, dass die sozialen Anforderungen, Optimie-
rungspraktiken und -diskurse, die sie jeweils aufgreifen, ihre besondere Relevanz
erlangen, eine intensive Dynamik entfalten und gleichsam die Person als Ganze
ergreifen können, weil sie biographisch und psychodynamisch funktional sind.
Bezogen auf die eingangs ausgeführten konzeptionellen Fragen, zeigte sich in
diesem Sinne, wie die ‚Verschmelzung‘ von marktbezogenen Erfordernissen und
subjektiven Motiven funktionieren kann.
In identitätstheoretischer Hinsicht lässt sich entsprechend festhalten, dass auch
dann, wenn Individuen sich hochgradig flexibel anzupassen bemühen, zugleich
lebensgeschichtlich zentrale und kontinuierlich relevant bleibende Identitätsthe-
men bearbeitet werden. Die Vermutung, dass sich personale Identitäten auflösen,
wäre insofern infrage zu stellen, als dies jedenfalls nicht ohne Weiteres den Kern

295
der biographisch herausgebildeten psychischen Struktur berührt. Im Gegenteil
funktioniert diese Verschmelzung von äußeren gesellschaftlichen Zwängen und
individuellen Bestrebungen gerade darüber so nachhaltig, dass sich äußerer Flexi-
bilisierungs- und Optimierungs-Druck mit konstanten inneren Motiven verbinden
kann und Subjekte auch entsprechenden Gewinn aus der Anpassung ziehen kön-
nen. Dies wurde insbesondere am Beispiel von Beate M. herausgearbeitet, deren
Entwicklungsgeschichte ausführlicher thematisiert wurde als im Fall Florian K.
Beide Fälle zeigen, wie und warum sich Individuen Optimierungszwänge als
subjektive Bestrebungen in hohem Maße zu eigen machen, sie sogar – wie im
Fall Florian K. – nicht nur explizit, sondern geradezu euphorisch bejahen können,
während gleichwohl Ressourcen und Beziehungen unterminierende und potenziell
destruktive Tendenzen deutlich werden. Versteht man Optimierung auch als Arbeit
an der eigenen Autonomiefähigkeit, so zeigen sich grundlegende Aporien einer
Perfektionierungslogik, die sich unter Bedingungen der Anpassungszwänge ent-
faltet und einer instrumentell ausgerichteten „Tyrannei der Selbstverantwortung“
(Bröckling 2007: 290) unterwirft. Denn auf diese Weise unterminieren autonomie-
orientierte Optimierungsbestrebungen zugleich die potenziellen Bedingungen ih-
rer Ermöglichung, Sie labilisieren soziale Beziehungen und erschöpfen die eigenen
Ressourcen im Verhältnis zum Selbst und zu Anderen. Nicht nur nehmen kehrseitig
zu den Optimierungsstrategien und Perfektionierungsansprüchen auch Potenziale
der Überforderung zu, die sich dysfunktional auswirken. Auch konfligieren Op-
timierungsansprüche in unterschiedlichen Lebensbereichen, da Beziehungen und
Selbst, Familie und Arbeit, Privates und Berufliches, gerade unter Bedingungen
von Zeitdruck, nicht gleichermaßen intensiv optimiert werden können. Darüber hi-
naus wird insbesondere deutlich, dass instrumentell ausgerichtete Effektivierungs-
und Perfektionierungsbestrebungen, die unter solchen Bedingungen vorherrschen,
den Erfordernissen sozialer Bindungen und produktiver Selbst- und Weltverhält-
nisse strukturell nicht gerecht werden können und diese somit zu beschädigen
drohen. So verstärken entsprechende Anforderungen einer optimierten Lebensfüh-
rung gerade solche biografischen Muster und Bewältigungsformen, die sich ein-
schränkend oder gar destruktiv auf die – für das gesellschaftliche Funktionieren,
die Reproduktion und für die vielfältig geforderten Autonomiefähigkeiten zugleich
unverzichtbaren – sozialen und individuellen Ressourcen auswirken können.

Anmerkungen

1 Den Begriff der „Lebensführung“ hatte Max Weber entwickelt; er beschrieb in der
‚Protestantischen Ethik’ (1905, S.60) eine auf Effizienz und Erfolg ausgerichtete „me-
thodische Lebensführung“ im Dienste der Bewährung.

296
2 Gefördert von der VW-Stiftung vom 1.12.2013 bis 30.11.2015 in der Förderlinie
‚Schlüsselthemen in Wissenschaft und Gesellschaft‘, geleitet von Prof. Dr. Vera King
(Sprecherin, Hamburg), Prof. Dr. Benigna Gerisch (Berlin), Prof. Dr. Hartmut Rosa
(Jena). Beteiligte wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Diana Lind-
ner (Jena), Christiane Beerbom und Benedikt Salfeld-Nebgen (Berlin); Julia Schrei-
ber, Katarina Busch und Niels Uhlendorf (Hamburg).
3 In der APAS-Studie (vgl. Fußnote 2) werden quantitative und qualitative Erhebungen
kombiniert. Mittels eines von allen drei Teilprojekten gemeinsam entwickelten Inven-
tory zum Thema Optimierung wurden im Rahmen einer Online-Erhebung ca. 1000
Männer und Frauen zwischen 25 und 40 Jahren (also in der häufig sog. ‚Rush Hour
des Lebens‘) befragt. Weiterhin werden (insgesamt 80) biographische Interviews mit
Eltern und Nicht-Eltern derselben Altersgruppe sowie mit Personen durchgeführt, die
sich selbst als ‚Patienten‘ an eine behandelnde Institution gewandt haben, mit Burn-
Out, Depression und spezifischen Varianten von Essstörungen. Die Interviews wer-
den sequenzanalytisch sowie mit Bezug auf Interaktionsdynamiken ausgewertet und
verglichen. Im Jenaer Teilprojekt werden überdies Experteninterviews durchgeführt.
Die Beispiele dieses Beitrags stammen aus dem Interviewpool der ‚allgemeinen‘ bio-
graphischen Interviews (sind also keine ‚Patienten‘). Zitate aus den Interviews sind
im Folgenden im Verhältnis zur Transkription vereinfacht. Weitere Informationen zum
Forschungsdesign siehe Homepage: www.apas.uni-hamburg.de.

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