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EIN A N TIPA R A SITIK U M GEGEN C OVID - 19?

Ivermectin: Glühende Verfechter und rationale Skeptiker


REMAGEN - 11.01.2021, 17:50 UHR
16 !

Vor allem in südamerikanischen Ländern mit hohen Infektionszahlen ist es zu einem Hype um Ivermectin gegen
COVID-19 gekommen. In den USA sah sich die FDA dazu veranlasst, von der Einnahme von
Veterinärarzneimitteln mit Ivermectin abzuraten, um einen Missbrauch zu verhindern. (Foto: imago images /
Fotoarena)

Lange war es zumindest in Europa verhältnismäßig ruhig geworden um Ivermectin als potentenzielles COVID-19-Therapeutikum.
Nun rumort es gewaltig, nachdem ein US-Gremium im Dezember die Ergebnisse einer umfassenden Metaanalyse vorgelegt hat. Das
Ergebnis ist ein flammendes Plädoyer für den breiteren Einsatz des antiparasitären Arzneimittels, dem hochwirksame antivirale und
entzündungshemmende Eigenschaften gegen SARS-CoV-2 und COVID-19 zugeschrieben werden.

Bei der fieberhaften Suche nach potenten COVID-19-Therapeutika, die zudem schnell für die Behandlung
verfügbar gemacht werden könnten, rückte Ivermectin im April des letzten Jahres 2020 verstärkt in den Fokus des
Interesses. Australische Wissenschaftler hatten beobachtet, dass das Antiparasitikum, das auf der „Essential
Medicines List“ der WHO steht, SARS-CoV-2 in einem Zellmodell innerhalb von 48 Stunden so gut wie vollständig
eliminierte. Infolge dessen war es in vielen, vor allem südamerikanischen Ländern mit hohen Infektionszahlen zu
einem regelrechten Hype um das Mittel gekommen. In den USA sah sich die FDA dazu veranlasst, von der
Einnahme von Veterinärarzneimitteln mit Ivermectin abzuraten, um einen Missbrauch zu verhindern.

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W IR K STOF F K A N D ID AT EN GEGEN SA R S- C OV- 2

Ivermectin als neuer Hoffnungsträger?

C O VI D - 19- F O R SC H U N G

Gute Nachrichten zu Ivermectin plus Doxycyclin

Mittlerweile hat die Forschung mit dem Antiparasitikum erheblich an Fahrt aufgenommen. Cinicaltrials.gov listet
aktuell (am 8. Januar 2021) 46 Studien. Davon sind 14 „completed“. Trotzdem stand Ivermectin in den letzten
Monaten weder in den USA noch in Europa im Mittelpunkt, wenn es um umgewidmete, bereits zugelassene
Therapeutika gegen COVID-19 ging.

Umfassende Metaanalyse vorgelegt


Die im März 2020 gegründete „Front Line COVID-19 Critical Care Alliance“ (FLCCC ) mit Sitz in Madison im US-
Bundesstaat Wisconsin will dies allerdings bald ändern. Die Allianz von Intensivmedizinern hat sich zum Ziel
gesetzt, evidenzbasierte, kontinuierlich optimierte Behandlungsprotokolle für COVID-19 zu entwickeln. Mitte
Dezember präsentierte sie die Ergebnisse einer umfassenden Metaanalyse der vorliegenden Daten zu Ivermectin
gegen COVID-19. Neben In-vitro- und Tierstudien wurden zahlreiche kontrollierte klinische Studien (siehe Tabelle
auf Seite 3) sowie Erkenntnisse aus der realen Welt ausgewertet. Zwölf der 24 begutachteten Studien mit knapp
4.000 Patienten wurden bereits in Journalen mit Peer-Review veröffentlicht, der Rest auf pre-Print-Servern.

Schlussfolgerungen aus den Studien


Die FLCCC-Empfehlung leitet aus der Gesamtheit der klinischen Daten die Schlussfolgerung ab, dass Ivermectin
die Viruslast signifikant verringern kann. Außerdem soll es die Übertragung und Entwicklung von COVID-19 bei
Infizierten eindämmen und bei Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Ausprägung der Krankheit die
Genesung beschleunigen und eine Verschlechterung verhindern, wenn es früh nach Symptomeintritt verabreicht
wird. Bei schwer Erkrankten soll es die Hospitalisierung vermeiden helfen und die Sterblichkeit bei kritisch kranken
Patienten mit COVID-19 und in Regionen mit hohen Infektionsraten auch die Fallsterblichkeit vermindern. Das
Sicherheitsprofil gilt überdies als vorteilhaft und es liegen umfassende Anwendungserfahrungen über fast 40 Jahre
vor. Last, but not least ist Ivermectin preiswert und deswegen auch für ärmere Länder eine realistische Option, die
allerorten greifbar ist. Eine als Pre-Print veröffentlicht systematische Überprüfung von acht randomisierten
kontrollierten Studien durch australische Forscher sei zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen, ergänzen die
FLCCC-Experten.

„Naturexperimente“ in Südamerika
Neben den Studiendaten verweist die Allianz auf die Erkenntnisse aus mehreren großen „Naturexperimenten“ in
südamerikanischen Ländern. Bereits im Mai hatten verschiedene regionale Gesundheitsministerien und
Regierungsbehörden in Peru, Brasilien und Paraguay „Ivermectin-Verteilungskampagnen “ an ihre Bevölkerung
gestartet. Danach sollen sich regelmäßig starke Rückgänge bei den Fallzahlen im Vergleich mit Regionen ohne
solche Kampagnen gezeigt haben. In Paraguay tarnte die Regierung des Bundesstaates Alto Parana eine Anfang
September gestartete Ivermectin-Vertriebskampagne offiziell als „Entwurmungsprogramm“, weil das nationale
Gesundheitsministerium sich gegen die Verwendung von Ivermectin zur Behandlung von COVID-19 in Paraguay
ausgesprochen hatte.

Ähnliche Beobachtungen wurden auch außerhalb von Südamerika gemacht. Eine Analyse, die gerade erst
veröffentlicht wurde , konnte zeigen, dass einige afrikanische Länder mit routinemäßiger prophylaktischer
Chemotherapie eine signifikant geringere Inzidenz von COVID-19 aufweisen. Die gemeldete Korrelation für
Ivermectin war sowohl im Vergleich zwischen afrikanischen Nationen als auch in einem weltweiten Kontext sehr
signifikant. Die Autoren schlagen deswegen vor, Ivermectin in bestimmten Fällen auf eine mögliche off-label-
prophylaktische Anwendung zu evaluieren, um die Zeit zu überbrücken, bis ein sicherer und wirksamer Impfstoff
verfügbar wird.

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US-Behandlungsrichtlinien für COVID-19 raten von Ivermectin ab


Für die Krankenhausbehandlung hatte die FLCCC basierend auf einem Modell für die Sepsis-Therapie zunächst
das Protokoll „MATH+ Hospital Treatment Protocol for COVID-19“ entwickelt, das seit März im Einsatz ist. MATH+
steht für Methylprednisolon, Ascorbinsäure, Thiamin und Heparin sowie Statin, Vitamin D, Atorvastatin, Melatonin,
Zink und Famotidin und therapeutischer Plasmaaustausch (Version 6 ). Jetzt wurde das MATH+-Protokoll um
Ivermectin als „Kernmedikation“ ergänzt. Außerdem wurde das neue „I-Mask+ Prophylaxis- and Early Outpatient
Treatment Protocol for COVID-19 “ für die ambulante Behandlung veröffentlicht, in dem Ivermectin ebenfalls eine
Hauptrolle spielen soll. In dem Protokoll werden konkrete Ivermectin-Dosen für die Prophylaxe und die frühe
Behandlung von COVID-19 angegeben. Eine offizielle Empfehlung ist damit gleichwohl noch lange nicht
verbunden.

Die US-Behandlungsrichtlinien für COVID-19, die von den National Institutes of Health (NIH) herausgegeben und
zuletzt am 27. August 2020 aktualisiert wurden, raten aktuell von der Anwendung von Ivermectin bei COVID-19-
Patienten ab. Nach Auffassung des FLCCC-Teams sollte dies angesichts der Datenlage dringend revidiert werden.
Sie fordern, dass es sowohl für die Prophylaxe als auch für die Behandlung von COVID-19 systematisch und global
akzeptiert werden sollte. Dafür gibt es durchaus einige Fürsprecher , aber es gibt auch deutliche Vorbehalte und
Kritik. Jüngst wurde in den Fachmedien eine heftige Diskussion darüber losgetreten.

Nur eine Studie aus den USA


Die Erkenntnisse basierten hauptsächlich auf Studien von außerhalb der USA, wird angemerkt, zum Beispiel aus
Ägypten, Argentinien, Bangladesch, Indien, Iran, Irak, Brasilien und Spanien. Die einzige in den USA durchgeführte
Studie sei die in CHEST veröffentlichte ICON-Studie, eine retrospektive Studie mit 280 Krankenhauspatienten in
Florida, in der die meisten Patienten auch noch Hydroxychloroquin, Azithromycin oder beides erhielten.

Während die Mitglieder der Allianz keinen Bedarf an weiteren Daten sehen, um die Anwendung zu rechtfertigen,
halten andere eine große, verallgemeinerbare randomisierte Studie für unverzichtbar, um die Hoffnungen, die in
Ivermectin gesetzt werden, abzusichern .

Anhörung beim NIH-Panel 


Am 6. Januar 2021 erhielten Pierre Kory und Paul Marik, beide Gründungsmitglieder der „COVID-19 Critical Care
Alliance“, sowie Andrew Hill die Gelegenheit, ihre Forderung vor dem Panel, das bei den National Institutes of
Health (NIH ) für die Herausgabe der COVID-19-Behandlungsrichtlinien verantwortlich ist, auf Basis der Datenlage
zu verteidigen. Andrew Hill, leitender Gastwissenschaftler in der Abteilung für Pharmakologie an der Liverpool
University in England, hatte kürzlich auf YouTube eine ähnliche Metaanalyse zu Ivermectin präsentiert, die die
Schlussfolgerungen des FLCCC unterstützt. Das NIH-Panel signalisierte seine Absicht, die Daten zu prüfen und
ihre Empfehlung zu aktualisieren, nannte aber kein Datum für ihre Entscheidung.

Das Leitungsteam der FLCCC gibt an, keine Interessenskonflikte zu haben und keine finanziellen Beziehungen zu
Unternehmen zu unterhalten, die mit Ivermectin zu tun haben.

Ergebnisse aus klinischen Studien mit Ivermectin 

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Anzahl der
Stand: 14. Dezember 2020 Patientenzahl Referenzen
Studien

Prophylaxe von COVID-19 (n=6) vier RCTs 851 Alam et al. 2020
Carvallo et al. 2020a
Elgazzar et al. 2020
Shouman 2020

drei OTCs 1.688 Behera et al. 2020


Bernigaud et al. 2020
Carvallo et al., 2020b

frühe ambulante Behandlung von COVID-19 zwei RCTs 1.085 Cadegiani et al. 2020
(n=5)
Mahmud 2020

eine RCT 130 Chowdhury et al. 2020

eine RCT 24 Chaccour et al. 2020

Spätphase- Behandlung hospitalisierter drei RCTs 580 Elgazzar et al. 2020


Patienten (n=12)
Niaee et al. 2020

eine RCT 140 Hashim et al. 2020

drei OCT 1.688 Khan et al. 2020


Portmann-Baracco et al.
2020
Rajter et al. 2020

RCT: randomisierte kontrollierte Studie, OCT: kontrollierte Beobachtungsstudie; nach: FLCCC 2020

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Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin


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