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Grundlagen der medizinischen Biophysik Elektrische Ladung und Ladungsträger

Elektrische Ladung
7. Vorlesung 05. 10. 2017
• Die elektrische Ladung ist an Materie gebunden, sie ist eine wesentliche Eigenschaft
Elektrizitätslehre der Materie (wie die Masse )
• Es gibt positive und negative Ladungen
• SI-Einheit der Ladung: Coulomb (C)
• Die elektrische Ladung ist eine gequantelte Größe und die kleinste Ladungsmenge
wird als Elementarladung (e) bezeichnet: 𝑒 = 1,6 ∙ 10−19 C

Elektrische Ladungsträger
• Lädungsträger sind Teilchen, die eine elektrische Ladung tragen, z. B.
• das Elektron, seine Ladung ist –e
• das Proton, seine Ladung ist +e

Faraday-Konstante (F)
• Die Faraday-Konstante entspricht der Gesamtladung von 1 mol Protonen:
1 C
𝐹 = 𝑁𝐴 ∙ 𝑒 = 6,03 ∙ 1023 ∙ 1,6 ∙ 10−19 C = 96500
mol mol
1 2

Aufladung eines Körpers Aufladung eines Körpers


• Atome, Moleküle, makroskopische Objekte sind im allgemeinen elektrisch neutral, da
diese gleich viele Elektronen wie Protonen enthalten
• Körper (Atome, Moleküle, makroskopische Körper) können durch Entfernung oder
durch Zuführen von Elektronen netto elektrische Ladung erhalten Elektronenmangel

Elektronenüberschuss

Z. B.:

11
Ein Elektron wird entfernt. Elektrischer Dipol
Protonen • Die Anordnung von zwei gleich großen ungleichnamigen Ladungen q bei einem Abstand.
Na+: Positives Kation mit einer • Insgesamt bleibt der Körper neutral.
Ladung von 1e
11 Z. B.:
Elektronen
–q – Wasser-
molekül
Ein Elektron wird zugeführt.

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Protonen _
Cl : Negatives Anion mit einer +q +
17 Ladung von –1e
Elektronen
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Wechselwirkungen zwischen Ladungen Elektrisches Feld
• Ein Modell für die Beschreibung der Wechselwirkung
zwischen Ladungen: Ladungen erzeugen um sich herum
ein elektrisches Feld und üben nicht direkt Kräfte
F F aufeinander aus, sondern durch das elektrische Feld.
F F • Das Feld wird durch Feldlinien veranschaulicht; dies
sind Kurven, deren Tangenten an jedem Punkt die
F F Richtung des Feldes, d. h. die Richtung der
Kraftwirkung, anzeigen und deren Dichte zur Stärke des
Feldes proportional ist.
q1q2
Coulomb-Gesetz: F  k
r2 Elektrische Feldstärke
• Das Gesetz ist analog zum Gravitationsgesetz q - Probeladung (positiv)
F - durch das Feld auf die Probeladung wirkende Kraft
• Die elektrische Anziehungskräfte zwischen dem Atomkern und den Elektronen halten q
das Atom zusammen!
q F
Woher wissen zwei Ladungen von einer Entfernung, dass sie sich anziehen oder
abstoßen müssen? F 𝐹 N
Elektrische Feldstärke (E): 𝐸=
Das elektrische Feld dient als „Vermittler“
𝑞 C
zwischen den Ladungen.
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Homogene und inhomogene elektrische Felder Elektrisches Feld der Erde


• Elektrische Feldstärke ist
an jedem Ort gleich. • Elektrische Feldstärke (Richtung oder
• Die Feldlinien laufen Größe oder beide) ist von Ort zu Ort
parallel und in gleichem unterschiedlich.
Abstand voneinander.

Dipolfeld Radialfeld

z. B. Plattenkondensator
(zwei leitende Platten durch einen
Isolator voneinander getrennt)
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Übung Arbeit im elektrischen Feld
Die Feldstärke des homogenen Feldes in der
Abbildung beträgt 2400 N/C. • Auf eine sich in einem elektrischen Feld befindende Ladung
a) Man platziert eine Probeladung q = 0,05 C in das F q F wirkt eine Kraft, die elektrische Kraft: 𝐹 = 𝐸 ∙ 𝑞
Feld. Welche Kraft wirkt auf die Probeladung (Betrag • Um das Teilchen entgegen der elektrischen Kraft entlang
und Richtung)? des Weges 𝑠 zu bewegen, muss die Arbeit 𝑊 verrichtet
s werden: 𝑊 = 𝐹 ∙ 𝑠 = 𝐸 ∙ 𝑞 ∙ 𝑠

b) Man platziert ein Elektron in das Feld. Welche Kraft


F q F • Wird das Teilchen senkrecht zu den Feldlinien bewegt, so
wirkt auf das Elektron (Betrag und Richtung)?
muss keine Arbeit verrichtet werden:
𝑊 = 𝐸∙𝑞∙𝑠∙cos90° = 0
s • Eine schräge Bewegung im Feld kann aus einer
wagrechten und einer senkrechten Bewegung
zusammengesetzt werden

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Elektrisches Potenzial Äquipotenzialflächen


• Jedem Punkt eines elektrischen Feldes kann ein • Alle Punkte, die das gleiche Potenzial besitzen, liegen auf einer Fläche, der
Potenzial () zugeordnet werden Äquipotenzialfläche
• Dieses Potenzial entspricht der Arbeit, die man • Die Feldlinien verlaufen senkrecht zu den Äquipotenzialflächen
verrichten müsste, um eine Ladung von 1 C vom • Bewegt man eine Ladung innerhalb einer Äquipotenzialfläche, so wird keine Arbeit
(willkürlich gewählten) Bezugspunkt (0) zum verrichtet
entsprechenden Punkt des Feldes (i) zu befördern
• In homogenen Feldern sind die Äquipotenzialflächen Ebenen, in inhomogenen Feldern
• Zum Bezugspunkt wird das Potenzial von 0 beliebig gekrümmte Flächen
F q
willkürlich zugeordnet
Äquipotenzialflächen
Punkt Bezugspunkt
(i) (0)
𝑊0→𝑖 J
Elektrisches Potenzial (): 𝜑𝑖 = = V (Volt) s
𝑞 C

𝑊0→𝑖 𝐸∙𝑞∙𝑠
Im Falle eines homogenen Feldes: 𝜑𝑖 = = =𝐸∙𝑠
𝑞 𝑞

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Elektrische Spannung Übung
Die Feldstärke des homogenen Feldes in der Abbildung
beträgt 2400 N/C. Berechnen Sie die Spannung zwischen
• Die elektrische Spannung entspricht der Potentialdifferenz
den Punkten 1 und 2.
zwischen zwei Punkten
• Dies entspricht der Arbeit, die geleistet werden muss, um
eine Ladung der Größe 1 C von einem „Punkt 1“ zu
einem anderen „Punkt 2“ in dem elektrischen Feld zu
bringen: Punkt 2 Punkt 1
𝑊1→2 (𝜑2) (𝜑1)
𝑈21 = = 𝜑2 − 𝜑1 = ∆𝜑
𝑞 s
F q
• Muss gegen das Feld Arbeit verrichtet werden, so ist die Man platziert ein Elektron in den Punkt 1.
Arbeit und auch die Spannung positiv –„Punkt 2“ hat also a) Wie groß ist die Arbeit, die das Feld an dem Elektron vom Punkt 1 bis zum Punkt 2 verrichtet?
ein höheres elektrisches Potential als „Punkt 1“ Punkt 2 Punkt 1 Bezugs-
(𝜑2) (𝜑1) punkt
• Ist die Arbeit und damit auch die Spannung negativ, so (0)
hat „Punkt 2“ ein niedrigeres elektrisches Potential als
„Punkt 1“

s b) Wie groß ist die Geschwindigkeit des Elektrons im Punkt 2, wenn es im Punkt 1 aus Ruhe
startet?
𝑊1→2 𝐸∙𝑞∙𝑠
Im Falle eines homogenen Feldes: 𝑈21 = = =𝐸∙𝑠
𝑞 𝑞

𝑈21 = 𝐸 ∙ 𝑠
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Äquipotenzialflächen bei EKG Kondensator


• Ein Kondensator ist ein elektrisches Bauteil, das elektrische Ladung
• Beim EKG werden zwischen verschiedensten Punkten (Elektroden) Potentialdifferenzen und Energie speichern kann
gemessen (Ableitungen) • In seiner einfachsten Bauform besteht er aus elektrisch leitenden
• Sitzen zwei Elektroden auf einer ÄP, so ist die Potentialdifferenz: 𝑈 = 0 V Platten, die gegeneinander isoliert sind (meist durch Luft) und heißt
• Anhand der gemessenen Potentialdifferenzen und deren zeitlichem Verlauf kann auf die dann Plattenkondensator
Herzaktivität und pathologische Prozesse zurückgeschlossen werden • Wird ein Kondensator geladen, so erhalten seine beiden Platten
betragsgleiche und ungleichnamige Ladungen +𝑞 und −𝑞
• +𝑞 = 𝑄 wird als Ladung des Kondensators bezeichnet, wobei die
effektive Ladung des Kondensators null ist
• Das elektrische Feld zwischen den beiden Platten ist ein homogenes
Feld, außerhalb der beiden Platten ist es jedoch inhomogen.
• Die Platten des Kondensators sind Äquipotenzialflächen

q q

Beobachtung:
d = Abstand
𝑄~𝑈
15 U 16

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Kapazität eines Kondensators Schaltung von Kondensatoren
𝑄 C Parallelschaltung
Kapazität (C): 𝐶= = F (Farad)
𝑈 V
• Je größer die Kapazität, desto mehr Ladung kann bei einer bestimmten Spannung
gespeichert werden
C  C1  C2  ...
• Die Kapazität kann erhöht werden durch:
• Vergrößerung der Kondensatorplatten 𝐴
• Verkleinerung des Abstands 𝑑 zwischen den Kondensatorplatten
• Erhöhung der relativen Permittivität 𝜀𝑅 durch ein Dielektrikum
𝐴 Reihenschaltung
𝐶 = 𝜀0 𝜀𝑟
𝑑

• Damit ein Kondensator geladen werden kann, muss eine äußere Spannungsquelle Arbeit
1 1 1
verrichten    ...
• Die zum Aufladen des Kondensators verrichtete Arbeit speichert der Kondensator in Form C C1 C2
von elektrischer Energie
1
𝑊 = 𝐸 = ∙ 𝐶 ∙ 𝑈2
2

• Beim Entladen des Kondensators wird diese Energie wieder abgegeben


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Übung Elektrischer Strom


Berechnen Sie die Gesamtkapazität, wenn • Ein elektrischer Strom beschreibt einen gezielten und gerichteten Ladungstransport
C1 = 1 mF und C2 = 4 mF durch eine gegebene Fläche hindurch
• Voraussetzung dazu: freie (quasifreie) Ladungsträger (bewegliche Ladungsträger)
• Als Ladungsträger dienen typischerweise Elektronen oder Ionen
• Nicht jede Bewegung von Ladungsträgern ist zwangsläufig ein Strom

Berechnen Sie die Gesamtkapazität, wenn


C1 = 1 mF und C2 = 4 mF

Bemerkung:
Die technische/konventionelle Stromrichtun gentspricht der Richtung, in die
19 positive Ladungen fließen: von plus nach minus. 20

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Biologische Wirkung von Strom Elektrische Stromstärke
Die elektrische Stromstärke ist definiert als die
• Der elektrische Strom ruft biologische Wirkungen Ladungsmenge Δ𝑞, die während der Zeit Δ𝑡durch eine
hervor, die in der Medizin eingesetzt werden, z.B.: gedachte Querschnittsebene eines Leiters tritt:
• Nerven-und Muskelstimulation
• Gewebeerwärmung Elektrische Stromstärke (I):
• Gewebezerstörung
∆𝑞 C
𝐼= = A (Amper)
∆𝑡 s
Natrium-Ionen, die während des Aktionspotenzials durch Natrium-
kanäle in der Zellmembranf ließen, stellen einen elektrischen Stromfluss
dar. Die Anzahl der pro Zeiteinheit durch den Kanal fließenden Natrium-
Ionen bestimmt dabei die Größe dieses Stromflusses.

• Die Bewegung der Elektronen ist nicht unverhindert:


• Kollisionen untereinander
• Kollisionen mit den Atomen des Metallgitters

• Die elektrische Stromstärke ist proportional zur


angelegten Spannung: 𝐼~𝑈
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Ohmsches Gesetz, Widerstand, Leitwert,


Schaltung von Widerständen
spez. Widerstand, Leitfähigkeit
𝐼~𝑈 Parallelschaltung

Ohmsches Gesetz: 𝑈=𝑅∙𝐼 𝐼 =𝐺∙𝑈


1 1 1
   ...
Elektrischer Widerstand (R): Elektrischer Leitwert (G): R R1 R2
𝑈 V 𝐼 A
𝑅= = Ω (Ohm) 𝐺= = S (Siemens)
𝐼 A 𝑈 V

• Der elektrische Widerstand eines Leiters • Der elektrische Leitwert eines Leiters
Reihenschaltung
hängt u.a. von dessen Geometrie ab: hängt u.a. von dessen Geometrie ab:
• Je größer die Querschnittsfläche 𝐴, • Je größer die Querschnittsfläche 𝐴,
desto geringer ist der Widerstand desto größer ist der Leitwert
R  R1  R2  ...
• Je länger der Leiter 𝑙, desto größer • Je länger der Leiter 𝑙, desto kleiner
ist der Widerstand ist der Leitwert
𝑙 𝐴
𝑅=𝜚∙ 𝐺 =𝜎∙
𝐴 𝑙
• ρ ist der spezifische Widerstand und ein • s ist die elektrische Leitfähigkeit und ein
von der Temperatur abhängiger von der Temperatur abhängiger
stoffspezifischer Koeffizient mit einer stoffspezifischer Koeffizient mit einer
Maßeinheit von W·m Maßeinheit von S/m
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Elektrische Leitfähigkeit in der Diagnostik Das joulesche Gesetz
Gewebe s (mS/m) • Bei der Abbremsung von Ladungsträgern durch Widerstände verlieren diese Energie,
die in Form von joulescher Wärme (elektrische Arbeit, Stromarbeit) frei wird:
Blut 700 Elektrische
Impedanztomographie
graue 𝑊Strom = 𝑈 ∙ 𝐼 ∙ 𝑡
300 (EIT)
Hirnmasse
weiße
150
Hirnmasse
Haut 100 Elektrische Leistung (P): 𝑃 = 𝑈 ∙ 𝐼
Fett 40
Knochen 10
Elektrokauter (Hitzekauter):
Impedanzplethysmographie
(IPG)

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Übung RC-Kreis - Ladevorgang


In einer elektrotherapeutischen Behandlung fließt ein Strom mit einer
Stromstärke von 5 mA durch die Haut. Der elektrische Widerstand der
Haut beträgt 2000 W. Berechnen Sie
a) den Leitwert der Haut
Analogie: Ausgleich der Wasserspiegel in den Gefäßen

Batterie Kondensator
b) die Spannung, die zu dieser Stromstärke nötig ist

c) die Ladungsmenge, die während einer 5 Minuten langen


Behandlung durch die Haut hindurchfließt Widerstand

𝑡
d) die Wärme, die während der Behandlung in der Haut entsteht
𝑈𝐶 = 𝑈𝐵 ∙ 1 − 𝑒 −𝑅𝐶

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7
RC-Kreis - Entladevorgang

Analogie: Senkung des Wasserspiegels im dünnen Rohr

Kondensator
Hausaufgaben: Grundskript Kapitel 12

Widerstand

𝑡
𝑈𝐶 = 𝑈0 ∙ 𝑒− 𝑅∙𝐶

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