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Christoph Schönleber
Untersuchung von
transienten
Interferenzeffekten
in einem Freistrahl-
windkanal für
Automobile
Wissenschaftliche Reihe
Fahrzeugtechnik Universität Stuttgart
Untersuchung von
transienten
Interferenzeffekten
in einem Freistrahl-
windkanal für
Automobile
Christoph Schönleber
IFS, Fakultät 7, Lehrstuhl für Kraftfahrwesen
Universität Stuttgart
Stuttgart, Deutschland
D93
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Vorwort
Besonders bedanken möchte ich mich bei Prof. Dr.-Ing. Jochen Wiedemann,
einerseits für das mir entgegengebrachte Vertrauen, andererseits für die Unter-
stützung und Anregungen, mit denen er das Thema vorangetrieben hat. Mit
seinem Wissen und seiner Erfahrung im Bereich Fahrzeugaerodynamik und
Windkanal war er stets ein kompetenter Gesprächspartner.
Herrn Prof. Dr.-Ing. Andreas Wagner danke ich recht herzlich für die Über-
nahme des Mitberichts.
Desweiteren danke ich meinen Bereichsleitern, Dr. Timo Kuthada, Dr. Felix
Wittmeier und Nils Widdecke, die mich über die Jahre begleitet und stets un-
terstützt haben.
Auch bei all meinen Kollegen aus dem Bereich Fahrzeugaerodynamik und
Thermomanagement möchte ich mich herzlich bedanken. Hervorheben
möchte ich dabei Oliver Beland und Benjamin Bock, für ihre Zeit bei abend-
füllenden Diskussionen über Windkanal- und Scherschichteffekte.
Zu guter Letzt danke ich meiner gesamten Familie, ganz besonders meiner
Frau Annika, die mich in der intensiven Zeit meiner Forschung immer unter-
stützt und motiviert hat.
Christoph Schönleber
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ........................................................................................... V
Abbildungsverzeichnis ................................................................... XI
Tabellenverzeichnis .................................................................... XIX
Formelzeichen ............................................................................. XXI
Abkürzungen ...........................................................................XXVII
Zusammenfassung .................................................................... XXIX
Abstract ................................................................................. XXXIII
1 Einleitung ................................................................................. 1
a 1/m Wellenlänge
ai - Zeitkoeffizient
AD m² Düsenfläche
AK m² Kollektorfläche
AM m² Stirnfläche
Asep m² Ablösefläche
B m Scherschichtdicke
c m/s Schallgeschwindigkeit
cA - Gesamtauftriebsbeiwert
cA,h - Hinterachsauftriebsbeiwert
cA,v - Vorderachsauftriebsbeiwert
cL - Rollmomentenbeiwert
cM - Nickmomentenbeiwert
cN - Giermomentenbeiwert
cp - Druckbeiwert
cS - Seitenkraftbeiwert
cW - Luftwiderstandsbeiwert
D m Durchmesser
DD m hydraulischer Düsendurchmesser
DK m hydraulischer Kollektordurchmesser
ff Hz Anregefrequenz
fn Hz natürliche Frequenz
fPl Hz Plenumseigenfrequenz
fW Hz Wirbelfrequenz
FA N Auftriebskraft
FS N Seitenkraft
FW N Luftwiderstandskraft
G - Glauertfaktor
Gii - Autoleistungsspektrum
Gij - Kreuzleistungsspektrum
kM - Fahrzeugformfaktor
kD - Düsenfaktor (Düsenmethode)
l0 m Radstand
lx m Plenumsgröße in x-Richtung
ly m Plenumsgröße in y-Richtung
lz m Plenumsgröße in z-Richtung
m - Mode (1, 2, 3, …)
mE - Edgetone-Mode (1, 2, 3, …)
Mx Nm Rollmoment
My Nm Nickmoment
Mz Nm Giermoment
Ma - Mach-Zahl
p Pa Druck
p∞ Pa Umgebungsdruck
XXIV Formelzeichen
q0 Pa korrigierter Staudruck
q∞ Pa Staudruck
qD Pa Staudruck (Düsenmethode)
Rcon - Konvektionsrate
RD m äquivalenter Düsenradius
Rij - Korrelationsmatrix
RK m äquivalenter Kollektorradius
RXY - Kreuzkorrelation
Re - Reynolds-Zahl
SXX - Leistungsdichtespektrum
SrD - Strouhal-Zahl
T s Periodendauer
U m/s Absolutgeschwindigkeit
Formelzeichen XXV
U∞ m/s Anströmgeschwindigkeit
γS ° Scherschichtwinkel
2 - Kohärenz
𝛾𝑋𝑌
Δ - Laplace-Operator
δ1 m Verdrängungsdicke
δ2 m Impulsverlustdicke
δ99 m Grenzschichtdicke
δω m Wirbeldicke
η - dimensionslose Querkoordinate
ηW - empirischer Nachlauffaktor
λ m Wellenlänge
Λ - Dimensionslose Messstreckenlänge
ρ kg/m² Dichte
τ - Windkanalfaktor
φ ° Phasenwinkel
ϕ - Düsenversperrung
ϕi - räumliche Mode
ω 1/s Kreisfrequenz
FWK Fahrzeugwindkanal
LBM Lattice-Boltzmann-Methode
MWK Modellwindkanal
Der Windkanal ist in der Aerodynamik nach wie vor das wichtigste Entwick-
lungswerkzeug. Trotz wachsender Bedeutung der numerischen Strömungssi-
mulation wird ein konstant hoher Anteil der aerodynamischen Entwicklung im
Windkanal durchgeführt. Somit erklärt sich auch, dass trotz hoher Investiti-
onskosten nach wie vor neue Windkanalanlagen geplant und in Betrieb ge-
nommen werden.
Das Ziel von Windkanal-Messungen ist es, eine möglichst genaue Darstellung
der tatsächlichen Strömungssituation zu erreichen. Im Falle von Pkw ist der
Bodeneffekt relevant, außerdem ist eine gute Zugänglichkeit zum Fahrzeug
wichtig. Aus diesem Grund haben sich in der Automobilindustrie in den letz-
ten Jahrzehnten Freistrahl-Windkanäle mit Bodenebene, sogenannte ¾ offene
Messstrecken, als meistverwendete Bauform durchgesetzt.
Zu Beginn der Arbeit erfolgt eine Betrachtung des aktuellen Stands der Tech-
nik von Fahrzeug-Windkanälen und den dort auftretenden Interferenzeffekten.
Die Betrachtung der ebenen Scherschicht und des Freistrahls legen die theo-
retische Grundlage für die anschließenden Untersuchungen. Auch die verwen-
deten Verfahren zur Messdatenanalyse werden genauer beleuchtet.
Der statische Druck in der Messstrecke zeigt für die drei Zustände ebenfalls
erhebliche Abweichungen. Dies steht im Gegensatz zur Standard-Konfigura-
tion des Windkanals, wo über alle Geschwindigkeiten derselbe Druckverlauf
zu finden ist.
Eine genauere Analyse der Messdaten zeigt, dass sich der Freistrahl für die
verschiedenen Fälle verändert. Durch verschiedene Verfahren wird dargelegt,
dass im Falle des Pumpens halbringförmige Wirbel zu erwarten sind, die die
Kernströmung regelmäßig verengen bzw. aufweiten. Dies führt in der Folge
zu den starken Schwankungen in Strömungsrichtung. Liegt hingegen Flattern
vor, bilden sich in der rechten und linken Scherschicht kohärente Wirbel, die
um eine halbe Wellenlänge versetzt auftreten. Somit resultiert in der Messstre-
cke eine Schwankung in Querrichtung. Für die Geschwindigkeiten mit stabiler
Strömung sind keine relevanten Scherschichtwirbel zu erwarten.
Die Ursache für das Verhalten des Freistrahls wird der Wechselwirkung der
Scherschicht-Instabilitäten mit der Luftführung des Windkanals zugeschrie-
ben. Folgende Interferenzen finden dabei im Windkanal statt:
The wind tunnel still is the most important development tool in aerodynamics.
Though numerical simulations gain more significance, a lot of aerodynamic
optimization is done in wind tunnels. Therefore, new wind tunnels are still
planned and built, despite high investment costs.
The goal of wind tunnel measurements is to simulate the desired flow situation
as precise as possible. In case of road vehicles, a good simulation of the ground
effect and a good accessibility of the vehicle is important. For these reasons,
the automobile industry focused on open jet wind tunnels with a ground floor,
the so-called ¾ open jet wind tunnel, in the last decades.
But open jet wind tunnels come with disadvantages. Besides well-known in-
terference effects like jet blockage, transient and velocity dependent effects
remain unknown. The source of these incidents is the shear layer developing
between the jet and the plenum. In interaction with other resonance effects
additional disturbances can appear, which are drawn in the present work.
The research summarizes the state of research in automobile wind tunnels and
the appearing interference effects. The theory of the plane shear layer and the
jet provide a fundament for the following studies. Moreover, the applied anal-
ysis of measurements is shown.
The measurements were conducted in the model scale wind tunnel of the Uni-
versity of Stuttgart. This wind tunnel is introduced as well as the measurement
technology applied. In contrast to common operation, the delta wings on the
nozzle exit are not used to stabilize the shear layer. Moreover, the model for
the CFD simulations is presented. It is a simplified model of the wind tunnel,
consisting of the nozzle and a large plenum.
The stable condition corresponds to the flow with delta wings. The turbulence
intensity is slightly increased, compared to the standard wind tunnel configu-
ration with delta wings. The second case, pumping, leads to a strong increase
in fluctuations, especially towards the end of the test section. Especially the
fluctuations in flow direction increase and the variation can be acoustically
observed. The third condition shows an increase of the fluctuations in cross
direction, which is why it is called flutter.
In contrast to the standard configuration with delta wings, the static pressure
inside the test section shows large differences for the three conditions.
The detailed analysis of the measurement data shows, that the jet appears dif-
ferent in the three cases. Different methods confirm, that a strong half ring
vortex appears in the case of pumping, leading to an alternating constriction
and expansion of the jet core. This results in an increase of the fluctuations in
flow direction. In case of flutter, coherent vortices in the right and left shear
layer are formed successively, which are displaced by a half wavelength.
Therefore, oscillations in cross direction are measured. The stable flow shows
no significant fluctuations, which is why no coherent vortices in the shear layer
are expected.
As the reason for the behaviour of the jet, an interference of the shear layer
instabilities with the airline of the wind tunnel is identified:
Depending on the velocity, coherent vortices in the shear layer build up and
cause pressure fluctuations by impinging near the diffuser. If the vortex fre-
quency accords to the eigenfrequency of the airline, a standing wave inside the
airline builds up. This wave transports the fluctuations through the airline to
the nozzle and leads to an actuation of the instability. The other resonance
effects, like resonance frequencies of the plenum or length of the test section,
did not indicate any influence on the instabilities.
Abstract XXXV
Due to these complex relations, the effects are not linear to the velocity and as
a consequence, the fluctuations cannot be described by a fixed Strouhal num-
ber. Instead, the simple resonance effects of the airline have to be combined
with the complex shear layer instability.
The simplified CFD simulation model allows an isolated view on the shear
layer instabilities without any other resonance effects from the wind tunnel.
The instability behaviour of the jet is confirmed, the jet is significantly influ-
enced by the actuation frequency. The shear layer vortices get stronger or
weaker, resulting in a modification of the shear layer properties like thickness
and displacement. The different conditions, pumping and flutter, are not de-
tected in the CFD simulations. All instable cases result in pumping. One pos-
sible explanation for this result is the simplified model with the increased ple-
num size. Potentially, a resonance in the plenum of the model scale wind tun-
nel leads to the flutter in the test section.
Finally, turbulence generators at the nozzle edges, like delta wings or FKFS
besst®, suppress the shear layer instabilities effectively. Besides, measures that
counteract the standing wave in the airline lead to a reduction of the fluctua-
tions.
1 Einleitung
Darüber hinaus wurden die neu gebauten Windkanäle in den letzten Jahren
häufig mit moderner, instationärer Messtechnik ausgerüstet. Grund dafür ist
eine noch realitätsgetreuere Entwicklung der Fahrzeuge, nicht nur in ungestör-
ter Luft bei sehr geringer Turbulenz, sondern auch unter böigem Seitenwind
und bei umgebendem Verkehr, also erhöhter Turbulenz.
„Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden
will.“
Nach diesem Zitat von Galileo Galilei (1564 - 1642) wird in der vorliegenden
Arbeit der Windkanal mit aktuellen Mess-, Analyse- und Simulationsmetho-
den erforscht. Die Betrachtungsweise ist dabei deutlich genauer, als es für die
tatsächliche Anwendung im alltäglichen Entwicklungsprozess notwendig ist.
Somit können auch Probleme aufgezeigt werden, die in der klassischen, zeit-
gemittelten Anwendung keine oder eine geringe Rolle spielen.
Ziel dabei ist es, den Freistrahlwindkanal als Ganzes besser zu verstehen und
Verbesserungen für den zukünftigen Einsatz zu identifizieren.
2 Stand der Technik
Zu Beginn der Arbeit wird der aktuelle Stand der Technik im Bereich Wind-
kanal-Interferenzeffekte sowie deren Berechnung vorgestellt. Des Weiteren
folgt ein Einblick in weitere Besonderheiten bei aerodynamischen Messungen
in Freistrahl-Windkanälen. Besonders die, in der Fahrzeugaerodynamik ver-
breitete, offene Messstrecke macht eine Betrachtung und Erläuterung der dort
auftretenden Effekte, wie Wummern, notwendig. Ergänzend folgen in Kapitel
3 die theoretischen Grundlagen.
Als der Einfluss der Aerodynamik auf die Fahrleistung festgestellt wurde, nah-
men die Konstrukteure für die Fahrzeugform Anleihen an der Natur und der
Luftfahrt. Seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts dominierte für gut
50 Jahre die Stromlinie als formgebendes Element. Bereits damals wurden
Windkanalmessungen durchgeführt, jedoch nur in geringer Anzahl. Standard
in der Entwicklung von Automobilen wurde der Fahrzeug-Windkanal im
Laufe der 70er Jahre, als die Detailentwicklung der Fahrzeugform zum Einsatz
kam. Später folgte die Formentwicklung, die an der Schnittstelle von Design
und Ingenieurwesen noch heute im frühen Entwicklungsprozess verwendet
wird.
sich zu Zeiten der Ölkrisen (1973/1979), als aus wirtschaftlicher Sicht die gro-
ßen Fahrzeughersteller das Risiko von Investitionen in neue Windkanalanla-
gen nicht eingingen. Die Planungs- und Bauzeit von ca. vier Jahren lässt er-
kennen, dass bereits kurz nach der zweiten Ölkrise der Bau einiger Windka-
näle beschlossen wurde.
Die zweite Lücke klafft zwischen 1990 – 2000. Hier wurde durch die zuneh-
mende Digitalisierung bereits ein größerer Einfluss der Simulation erwartet.
Zu dieser Zeit scheuten die Hersteller trotz guter Verkaufszahlen die Investi-
tionen in neue Windkanäle, weil angenommen wurde, dass diese innerhalb von
wenigen Jahren nicht mehr benötigt würden.
Dass sich dieser Trend als falsch herausstellte, ist ab Ende der 90er Jahre zu
erkennen, als bis zum heutigen Tag regelmäßig neue Windkanäle in Betrieb
genommen wurden. Außerdem ist ein Anstieg der Messstreckenlänge zu er-
kennen. Waren vor den 90er-Jahren Messstreckenlängen bis 12 m üblich, wur-
den ab 2000 Messstrecken mit 12 – 19 m Länge Standard. Die Größe der Düse
hat sich in den letzten 50 Jahren jedoch nicht nennenswert verändert.
Die beiden relevanten Bauformen von Windkanälen sind die geschlossene und
die offene Luftführung. Bei der geschlossenen Luftführung wird die Luft in
einem Kreislauf durch ein Gebläse beschleunigt und durch Umlenkecken in
2.1 Der Automobil-Windkanal 5
die Messstrecke geleitet, bevor sie wieder vom Gebläse angezogen wird. Ge-
bräuchlich ist für diese Bauart der Begriff Göttinger Windkanal, der erstmals
unter Ludwig Prandtl in Göttingen ausgeführt wurde [2]. Im Gegensatz dazu
wird bei der offenen Luftführung die Luft meist aus der Umgebung durch die
Messstrecke angesaugt und wieder an die Umgebung abgegeben. Diese Art
des Windkanals ist nach Gustave Eiffel benannt und weist eine sehr geringere
Turbulenz in der Messstrecke auf, da die Luft aus der ruhenden Umgebung
angesaugt wird. Das Gebläse sitzt also, wie in Abbildung 2.2b dargestellt,
hinter der Messstrecke.
Abbildung 2.2: Windkanal Göttinger (a) und Eiffel- (b) Bauart nach [2]
Vorteil des Göttinger Typs ist, dass die Antriebsleistung in der Regel geringer
ist als beim Eiffel-Windkanal. Außerdem sind durch die geschlossene Luft-
führung die Strömungsbedingungen besser reproduzierbar und konstanter und
unabhängig von äußeren Einflüssen. Die kann in einem Eiffel-Windkanal in
einer großen Halle aber ebenso gewährleistet sein. Im Freien besteht hier eine
starke Abhängigkeit von den Umgebungsbedingungen wie Temperatur oder
6 2 Stand der Technik
Nachteil eines Göttinger Windkanals ist jedoch die höhere Komplexität der
Anlage. Die Turbulenzen, die durch die Umlenkecken und das Gebläse in die
Luft eingebracht werden, müssen mit Hilfe von Sieben und Gleichrichtern
wieder beseitigt werden. Zudem besteht die Gefahr, dass durch die Luftfüh-
rung Rohr-Eigenfrequenzen angeregt werden.
Der große Vorteil der offenen Messstrecke für den Entwicklungsprozess eines
Automobils ist der einfache Zugang zum Fahrzeug. Bei niedrigen Geschwin-
digkeiten ist sogar eine Anwesenheit des Aerodynamikers außerhalb des
2.1 Der Automobil-Windkanal 7
𝐿𝑀𝑆
die dimensionslose Messstreckenlänge Λ = 𝐷𝐷
und
𝐴𝐾
das Verhältnis von Kollektor zu Düse Ω = .
𝐴𝐷
Üblicherweise wird der hydraulische Durchmesser der Düse DD, also der
Durchmesser einer äquivalenten runden Düse, wie im Falle von Rohrströ-
mungen mit der Düsenfläche AD und dem Düsenumfang UD berechnet durch
8 2 Stand der Technik
4 ∙ 𝐴𝐷 4 ∙ 𝐴𝐷
𝐷𝐷 = = .
𝑈𝐷 2 ∙ 𝑏𝐷 + 2 ∙ ℎ𝐷
Für einen Windkanal mit offener Messstrecke leitet sich die Berechnungsfor-
mel jedoch von der Kanal- oder Gerinneströmung ab. Hier wird nicht der ge-
samte Umfang der Düse, sondern nur der benetzte Teil, also die Ablösekante,
verwendet. Damit ergibt sich die Berechnung zu
4 ∙ 𝐴𝐷 4 ∙ 𝐴𝐷
𝐷ℎ = = . Gl. 2.1
𝑈𝐷,𝑏𝑒𝑛𝑒𝑡𝑧𝑡 𝑏𝐷 + 2 ∙ ℎ𝐷
Die Berechnung mit dem benetzten Umfang ist äquivalent zum Modell der
Duplex-Düse. Dabei wird die Düse am Messstreckenboden nach unten gespie-
gelt und so der für die Ablösung nicht relevante Boden herausgerechnet.
In der Fahrzeugindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten die Göttinger Bau-
art, also eine offene Messstrecke mit geschlossener Luftführung durchgesetzt.
Besonders die gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse im Entwicklungszyklus
und der einfache Zugang zur Messstrecke waren dabei von entscheidender Be-
deutung.
Häufig sind Windkanäle sowohl für aerodynamische als auch für aeroakusti-
sche Untersuchungen ausgelegt, was bei den hohen Investitionskosten für der-
artige Anlagen naheliegt. Damit ist eine gute Auslastung gewährleistet und die
einmalige Investitionssumme kann für beide Arbeitsgebiete verwendet wer-
den. Auch Klima-Windkanäle sind in der Regel als Göttinger Windkanäle aus-
geführt, da nur die geschlossene Luftführung eine stark von der Umgebungs-
temperatur abweichende Lufttemperatur ermöglicht. Detaillierte Ausführun-
gen zum Thema Windkanäle sind zu finden in Blumrich et al. [2].
Die wichtigste Größe, die im Windkanal gemessen wird, ist die Luftkraft auf
das Fahrzeug. Sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht ist
2.2 Messtechnik im Windkanal 9
Die Auf- und Abtriebskräfte und das Seitenkraftverhalten liegen zwar weniger
im Fokus der Öffentlichkeit, sind aber ebenso für das Fahrverhalten bei hohen
Geschwindigkeiten relevant. Auch hierfür werden in Windkanalmessungen
Optimierungen am Fahrzeug vorgenommen.
Die Kräfte auf das Fahrzeug werden in der Regel durch eine Unterflurwaage
erfasst und als dimensionslose Beiwerte in einem Koordinatensystem ange-
geben, dessen Ursprung auf dem Boden zwischen den vier Rädern liegt, wie
es in Abbildung 2.5 dargestellt ist.
𝐹𝑊
Luftwiderstandsbeiwert: 𝑐𝑊 = Gl. 2.2
𝑞∞ ∙ 𝐴𝑀
10 2 Stand der Technik
𝐹𝐴
Auftriebsbeiwert: 𝑐𝐴 = Gl. 2.3
𝑞∞ ∙ 𝐴𝑀
𝐹𝑆
Seitenkraftbeiwert: 𝑐𝑆 = Gl. 2.4
𝑞∞ ∙ 𝐴𝑀
𝑀𝑥
Rollmomentenbeiwert: 𝑐𝐿 = Gl. 2.5
𝑞∞ ∙ 𝐴𝑀 ∙ 𝑙0
𝑀𝑦
Nickmomentenbeiwert: 𝑐𝑀 = Gl. 2.6
𝑞∞ ∙ 𝐴𝑀 ∙ 𝑙0
𝑀𝑧
Giermomentenbeiwert: 𝑐𝑁 = Gl. 2.7
𝑞∞ ∙ 𝐴𝑀 ∙ 𝑙0
Für die Berechnung der Beiwerte wird der Staudruck q∞, die Stirnfläche AM
sowie der Radstand l0 als charakteristische Länge verwendet. Der Auftriebs-
beiwert wird in der Regel für die Vorder- und Hinterachse separat betrachtet,
da nur so eine Aussage über den Einfluss auf das Fahrverhalten möglich ist.
𝑝 − 𝑝∞
Druckbeiwert: 𝑐𝑝 = Gl. 2.8
𝑞∞
Grundsätzlich bestehen sowohl die Düsen- als auch die Plenumsmethode aus
der Messung einer Druckdifferenz zwischen zwei Messpunkten in Kombina-
tion mit einer Kalibrierung auf einen oder mehrere Punkte in der leeren Mess-
strecke. Entweder die Plenumsmethode wird verwendet zur Messung der
Druckdifferenz zwischen Vorkammer und Plenum oder die Düsenmethode mit
der Druckdifferenz zwischen Vorkammer und Düse (Abbildung 2.6).
𝜌
𝑞∞ = ∙ 𝑈 = 𝑘𝐷/𝑃𝑙 (𝑈∞ ) ∙ 𝑑𝑝𝐷/𝑃𝑙 Gl. 2.9
2 ∞
Bei der Plenumsmethode wird davon ausgegangen, dass im Plenum durch die
Belüftungsöffnungen während der Messung Umgebungsdruck herrscht. Somit
bleibt die Geschwindigkeit am Strahlrand konstant, wenn sich ein Messobjekt
in der Messtrecke befindet [5]. Bei der Verwendung der Düsenmethode hat
sich gezeigt, dass die Lage der Messstelle für den Düsendruck die Messung
entscheidend beeinflussen kann. Hier sollte ausreichend Abstand zum Fahr-
zeug und dessen Vorstaugebiet gewährleistet sein. Die Düsenmethode zeigt
bei Messungen mit einem Fahrzeug in der Messstrecke einen konstanten Mas-
senstrom und somit in der Regel höhere Geschwindigkeiten als die Plenums-
methode.
Es hat sich gezeigt, dass beide Methoden zur Bestimmung der Geschwindig-
keit zu leichten Abweichungen von der tatsächlichen Geschwindigkeit führen
[5]. Mit zunehmender Blockierung wird zudem die Differenz der beiden Me-
thoden größer. Aus diesem Grund ist es für eine korrekte Betrachtung der Luft-
kräfte unabdingbar, die gemessene Geschwindigkeit mit der Berechnung der
Windkanal-Interferenzeffekte zu ergänzen. Speziell beim Vergleich von Mes-
sungen in unterschiedlichen Windkanälen oder mit Straßenmessungen wird so
die Genauigkeit entscheidend verbessert.
Bei der Betrachtung der Interferenzeffekte zeigt sich jedoch auch ein Vorteil
der unterschiedlichen Geschwindigkeitserfassung: werden beide Druckdiffe-
renzen erfasst und somit beide Methoden zur Geschwindigkeitsbestimmung
erfasst, gelingt ein signifikanter Anstieg der Genauigkeit bei der Berechnung
der Düsenblockierung (siehe Kapitel 2.3.1).
2.3 Windkanal-Interferenzeffekte
Mit zunehmender Anzahl an Windkanälen zeigte sich bereits vor gut 100 Jah-
ren, dass die gemessenen Werte für gleiche Körper nicht als identisch angese-
hen werden können. Eine erste ausführliche Zusammenfassung dazu präsen-
2.3 Windkanal-Interferenzeffekte 13
tierte Glauert [6] im Jahre 1933. Überlegungen zu den Gründen der Unter-
schiede zeigten schnell, dass die Situation im Windkanal nicht identisch ist mit
einer idealen Strömungssituation auf der Straße. Durch die geometrische Be-
schränkung des Strahls ist eine Abweichung zur ungestörten idealen Strömung
offensichtlich.
2.3.1 Mercker-Wiedemann-Verfahren
Strahlaufweitung
Der Strahl im Windkanal mit offener Messstrecke ist im Gegensatz zur idealen
Strömung endlich breit und hoch. Durch die Belüftungsöffungen im Plenum
14 2 Stand der Technik
Die geringere Geschwindigkeit hat zur Folge, dass in der Regel niedrigere
Luftwiderstands-Beiwerte gemessen werden. Zur Berechnung der Störge-
schwindigkeit εS sind die Fläche der Düse AD und deren Tunnel Shape Factor
τ, sowie die Größen des Fahrzeugs, notwendig. Dabei werden für das Fahrzeug
nicht die reinen geometrischen Maße (VM, LM, AM), sondern das aerodyna-
misch relevante Volumen inklusive nahem Nachlauf verwendet (VT, LT). Die
Störgeschwindigkeit berechnet sich zu
3
𝑉𝑇 𝐴𝑀 2
𝜀𝑆 = τ ∙ √ ∙( ) Gl. 2.10
𝐿 𝑇 ∙ 𝐴𝑀 𝐴𝐷
mit
2.3 Windkanal-Interferenzeffekte 15
1 3
𝑉𝑇 = 𝑉𝑀 + ∙ 𝑘𝑀 ∙ 𝐴𝑠𝑒𝑝 2 Gl. 2.11
2
und
2∙ℎ𝐷 𝑏 3
𝜏 = −0,03 ∙ [ 𝑏𝐷
+ 2∙ℎ𝐷 ] . Gl. 2.13
𝐷
Der Formfaktor kM ist dabei prinzipiell von der Fahrzeugform abhängig, wobei
ein empirischer Wert von kM = 2,6 für die meisten heutigen Pkw verwendet
werden kann, wie sich im Rahmen des letzten EADE Correlation Test 2010
[11] gezeigt hat.
Die Ablösefläche Asep kann dabei nicht eindeutig festgelegt werden. Abhängig
von der Fahrzeugform wird sie für Vollheck-Fahrzeuge mit 70 – 80 %, für Li-
mousinen mit ca. 50 % und bei Fließheck-Fahrzeugen mit einem noch gerin-
geren Anteil der Fahrzeug-Stirnfläche angenommen [11].
Düsenblockierung
𝑅𝐷 3
𝜀𝐷,𝐷/𝑃𝑙 = 𝜀𝑄,𝐷/𝑃𝑙 ∙ 3 Gl. 2.14
(𝑥𝐷 2 + 𝑅𝐷 2 )2
𝐴𝑀 𝑥𝑆
𝜀𝑄,𝐷 = ∙ √1 − 2 Gl. 2.15
2𝐴𝐷 𝑥𝑆 + 𝑅𝐷 2
2.3 Windkanal-Interferenzeffekte 17
𝐿𝑀 𝐴𝑀
𝑥𝑆 = 𝑥𝐷 − +√ Gl. 2.16
2 2𝜋
2𝐴𝐷
𝑅𝐷 = √ Gl. 2.17
𝜋
Die Berechnung der Düsenblockierung konnte von Mercker et al. [5] für Mes-
sungen mit der Plenumsmethode erweitert werden. Die einzige Änderung da-
bei ist der Faktor εQ.
𝐴𝑀 𝑥𝑆
𝜀𝑄,𝑃𝑙 = ∙ 3 Gl. 2.18
2𝜋
(𝑥𝑆 2 + 𝑅𝐷 2 )2
2 2
𝑞0 ≡ (1 + 𝜀𝐷,𝐷 ) ∙ 𝑞𝐷 = (1 + 𝜀𝐷,𝑃𝑙 ) ∙ 𝑞𝑃𝑙 Gl. 2.19
Hier werden also über den geometrischen Wert xS die Faktoren der Düsen-
blockierung εD, D und εD, Pl so eingestellt, dass die Gleichung erfüllt ist.
Strahlablenkung
Wenn sich das Fahrzeug in einem großen Abstand zur Windkanaldüse befin-
det, kann der Einfluss auf den Strahl vernachlässigt werden. Mit geringer wer-
dendem Abstand, wie in Fahrzeug-Windkanälen üblich, führt die Anwesenheit
des Fahrzeugs zu einer zusätzlichen Ablenkung des Strahls, zur Verdeutli-
chung ist dies dargestellt in Abbildung 2.9.
18 2 Stand der Technik
Der Winkel α1 für großen Abstand von der Düse entspricht dabei dem Winkel
der idealen Strömung ohne Windkanal. Wird nun das Fahrzeug Richtung Düse
bewegt, vergrößert sich der Winkel der Stromlinie zur x-Achse (α2 > α1), was
zu einer Aufweitung des Strahls führt. Infolgedessen reduziert sich die Ge-
schwindigkeit am Modell und damit auch der gemessene Luftwiderstand.
Durch ein einfaches Modell kann die Reduzierung der Geschwindigkeit in die
Berechnung einfließen. In Abbildung 2.9 wird die Randstromlinie in die Düse
hinein verlängert. Damit ergibt sich unendlich weit in der Düse eine reduzierte
Düsenfläche AD* und dort die Geschwindigkeit UD*.
𝐴𝐷 ∙ 𝑈𝐷 = 𝐴𝐷 ∗ ∙ 𝑈𝐷 ∗. Gl. 2.20
2.3 Windkanal-Interferenzeffekte 19
𝐴𝐷
𝐴𝐷 ∗ = Gl. 2.21
1 + 𝜀𝑄,𝐷
3
𝑉𝑀 𝐴 2
𝜀𝑆 = τ ∙ √𝐿 ∙ (𝐴 𝑀∗ ) . Gl. 2.22
𝑀 ∙𝐴𝑀 𝐷
Kollektorblockierung
Auch hier wird das Duplexmodell, und somit ein Ringwirbel zur Modellierung
des Kollektors, verwendet. Erneut ist die Störgeschwindigkeit anhängig von
20 2 Stand der Technik
𝑅𝐾 3
𝜀𝐾 = 𝜀𝑊 ∙ 3 Gl. 2.23
(𝑥𝐾 2 + 𝑅𝐾 2 )2
Der äquivalente Kollektorradius berechnet sich äquivalent zur Düse (Gl. 2.17).
Die Störgeschwindigkeit des Fahrzeugnachlaufs ist nach Ansätzen von Glau-
ert (aus [7]) und Maskell [12]
𝐴𝑀 𝑐𝑊,𝑢𝑛𝑘𝑜𝑟𝑟 𝐴𝑠𝑒𝑝
𝜀𝑊 = ∙[ + ∙ 𝜂𝑊 ] Gl. 2.24
𝐴𝐾 4 𝐴𝑀
mit dem empirisch bestimmten Faktor ηW = 0,41. Der zweite Teil innerhalb
der Klammer kann für Messungen, in denen der Fahrzeugnachlauf nicht in den
Kollektor eintritt, vernachlässigt werden. Hier setzt die Optimierung von Hen-
nig [10] an. Durch eine Übergangsfunktion kann der Einfluss des Kollektors
auf die Messung genauer beschrieben werden. Entscheidender Parameter ist
hier, ob der Nachlauf des Fahrzeugs komplett, teilweise oder gar nicht in den
Kollektor eintaucht, was die Kollektor-Blockierung entscheidend beeinflusst.
Der Übergang wird dargestellt durch eine logistische Sigmoidfunktion fnw, die
die empirische Konstante ηW ersetzt.
𝐴𝑀 𝑐𝑊,𝑢𝑛𝑘𝑜𝑟𝑟 𝐴𝑠𝑒𝑝
𝜀𝑊 = ∙[ + ∙𝑓 ] Gl. 2.25
𝐴𝐾 4 𝐴𝑀 𝑛𝑤
0,41
𝑓𝑛𝑤 =
1 + 𝑒 (10,4∙𝑥𝐾−8,4)
0,41
𝑓𝑛𝑤 =
(11,4∙
𝑥𝐾
−15)
Gl. 2.26
𝑘∙√𝐴𝑠𝑒𝑝
1+𝑒
Die wichtigste Rolle dabei spielt der Druck in der leeren Messstrecke, aufge-
teilt auf einen vorderen und einen hinteren Bereich für Düse und Kollektor.
Da nur die Druckwerte am Fahrzeug relativ zueinander relevant sind, reduzie-
ren sich die Gradienten zu
𝑑𝑐𝑝 𝑑𝑐𝑝
[( ) +( ) ] = [𝑐𝑝 (𝑥𝑀,𝑣 ) − 𝑐𝑝 (𝑥𝑀,ℎ )]. Gl. 2.28
𝑑𝑥 𝐷 𝑑𝑥 𝐾
𝑡 0,4 𝐴𝑀
𝐺 = 1 + 0,4 ∙ = 1+ ∙√ Gl. 2.29
𝐿𝑀 𝐿𝑀 𝜋
22 2 Stand der Technik
Two-Measurement-Method
Ein weiterer entscheidender Fortschritt in der Berechnung der Interferenzef-
fekte wurde durch die Untersuchungen zur Two-Measurement-Method reali-
siert [9]. Hierbei wird das Fahrzeug in zwei verschiedenen Druckverläufen
gemessen. Die Tatsache, dass sich die oben genannten Effekte der Strahlauf-
weitung und –ablenkung, sowie der Düsen- und Kollektorblockierung, für
beide Messungen nicht unterscheiden, wird bei der Berechnung des Horizontal
Buoyancy ausgenutzt. Es ändert sich zwar der gemessene Luftwiderstand
durch den geänderten Druck, nicht jedoch der tatsächliche Luftwiderstand des
Körpers.
Anstatt den Druck am Ende des Fahrzeugs zur Berechnung des Horizontal
Buoyancy zu verwenden (Gl. 2.28), wird der Druckbeiwert an einer noch un-
bekannten Stelle cp(xi) verwendet. Das heißt, das Ende des Nachlaufs xi wird
so lange variiert, bis beide Druckverläufe den gleichen Luftwiderstand zeigen.
Dies geschieht im Verfahren iterativ.
Aus physikalischer Sicht besteht die Vorstellung, dass sich die Länge des
Nachlaufs für beide Druckverläufe verändert, da sich dieser durch den geän-
derten Druck verformt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die sogenannte Sensi-
tivity Length xi nichts mit dem tatsächlichen Nachlauf des Fahrzeugs zu tun
hat, sondern eine abstrakte Länge ist, die sogar negativ werden kann. Die ent-
stehenden Kurven für den Luftwiderstand, an deren Schnittpunkt sich der tat-
sächliche Wert für die Berechnung der Sensitivity Length xi befindet, sind in
Abbildung 2.11 dargestellt.
Die Änderung des Druckverlaufs in der Messstrecke lässt sich einfach reali-
sieren. Für akademische Untersuchungen wurde häufig ein Störkörper in den
Kollektor des Windkanals gestellt, alternativ kann beispielsweise ein variabler
Kollektor vorgesehen werden. Es hat sich aber gezeigt, dass zu Beachten ist,
dass die beiden Druckverläufe selbstähnlich sind [13].
2.3 Windkanal-Interferenzeffekte 23
Nachteil der zweifachen Messung ist jedoch die verdoppelte Messzeit. Da die
Betriebskosten eines Fahrzeugwindkanals enorm hoch sind, ist eine dauerhafte
Verdopplung der Messzeit nicht hinnehmbar. Aus diesem Grund wird die
Two-Measurement-Method nur punktuell eingesetzt. Allerdings ist davon aus-
zugehen, dass nur ein geringer Teil der Belegungszeit im Windkanal tatsäch-
lich zur Messung verwendet wird. In der übrigen Zeit wird das Fahrzeug mo-
difiziert und auf- oder abgebaut.
𝑐𝑊,𝑢𝑛𝑘𝑜𝑟𝑟 + ∆𝑐𝑊,𝐻𝐵
𝑐𝑊,𝑘𝑜𝑟𝑟 = . Gl. 2.32
(1 + 𝜀𝑆 + 𝜀𝐷 + 𝜀𝐾 )2
Bei geeigneter Auslegung eines Windkanals können sich die genannten Inter-
ferenzeffekte ausgleichen, womit ein korrekturfreier Windkanal geschaffen
wird. Bereits von Wickern [17] wurde versucht, einen Windkanal zu entwi-
ckeln, dessen Interferenzeffekte sich gegenseitig aufheben. Es zeigte sich al-
lerdings, dass dies für eine große Menge von Fahrzeugen unterschiedlicher
Größe nicht zu erfüllen ist. Für moderne Windkanäle sind die Ansätze aber
immer noch relevant, da bei der Auslegung auf eine Minimierung der Interfe-
renzeffekte Wert gelegt wird.
Der klassische Ansatz von Garner [15], weiterentwickelt von Mercker [19]
und Wickern [20], basiert, wie die Methoden der offenen Messstrecke, auf
2.3 Windkanal-Interferenzeffekte 25
analytischen Methoden. Ein alternativer Ansatz ist die Berechnung über ge-
messene Druckverläufe am Rand der Messstrecke nach Ashill et al. [21] und
Hackett et al. [22].
Der Ansatz von Wickern [20], eine universelle Methode zur Berechnung in
offenen, geschlitzten und geschlossenen Messstrecken zu entwickeln, konnte
nur für die geschlossene Messstrecke zufriedenstellende Ergebnisse liefern.
Der Effekt des Düsengradienten, beschrieben von Wickern [14], spielt in mo-
dernen Windkanälen mit geringer Blockierung und ausreichend Abstand des
Fahrzeugs zur Düse keine Rolle.
2.3.3 Korrelations-Messungen
Verschiedene Modelle der Regression wurden von Walter et al. [24] ange-
wandt. Ziel dabei war, die zweite Messung der Two-Measurement-Method
durch eine Vorhersage zu ersetzen. Für ein Vertrauensintervall von 95 % kann
damit der korrekte Luftwiderstand mit einer Genauigkeit von cW = ± 0,002
vorhergesagt werden.
Auch der regelmäßig stattfindende EADE Correlation Test [11] bringt die Ge-
nauigkeit der Messungen in unterschiedlichen Automobilwindkanälen konti-
nuierlich voran.
3 Theoretische Grundlagen
Das folgende Kapitel umfasst die zum Verständnis der anschließenden Unter-
suchungen notwendigen theoretischen Grundlagen. Es handelt sich dabei vor
allem um einige strömungsmechanische Grundlagen, inklusive der wichtigen
Grundlagen zur instationären Strömung. Des Weiteren erfolgt eine kurze Ein-
führung in die lineare Stabilitätstheorie. Da sich die Düsenströmung im Wind-
kanal in zwei vereinfachte Strömungssituationen zerlegen lässt, die ebene
Scherschicht- und die Freistrahlströmung, werden diese beiden ebenfalls de-
tailliert betrachtet. Abschließend werden die eingesetzten Verfahren zur Ana-
lyse der zeitaufgelösten Messdaten vorgestellt.
3.1 Strömungsmechanik
An dieser Stelle werden die für das Verständnis der vorliegenden Arbeit not-
wendigen strömungsmechanischen Grundlagen erläutert. Dies sind, neben den
fundamentalen Grundlagen der Grenzschicht, die verwendeten Ähnlichkeits-
zahlen. Weitere Grundlagen der Strömungsmechanik, wie die Erhaltungsglei-
chungen oder die Navier-Stokes-Gleichungen, werden nicht ausgeführt. Diese
finden sich zum Beispiel in Dillmann [25], Schlichting und Gersten [26] oder
Oertel [27].
Durch die Haftbedingung an der Wand und die dadurch auftretende Verzöge-
rung der Strömung in Wandnähe, bildet sich in Strömungen eine Grenzschicht.
Diese kann entweder laminar oder turbulent auftreten. Der Übergang zwischen
laminar und turbulent, auch Transition genannt, findet jedoch nicht schlagartig
statt, sondern wie in Abbildung 3.1 skizziert, über eine längere Strecke. Der
Umschlagsbereich wird durch die Reynolds-Zahl Re charakterisiert, die defi-
niert ist als das Verhältnis von Trägheits- zu Zähigkeitskräften. Sie berechnet
sich durch die Geschwindigkeit U∞, eine charakteristische Länge x und die
kinematische Viskosität ν:
𝑈∞ ∙ 𝑥
𝑅𝑒 = . Gl. 3.1
𝜈
Bis zur Indifferenz-Reynolds-Zahl Reind ≈ 5∙105 ist die Strömung entlang ei-
ner ebenen Platte rein laminar. Im Anschluss bilden sich zweidimensionale
Tollmien-Schlichting-Wellen (1) und dreidimensionale Λ-Wellen (2) als erste
Zeichen einer Instabilität. Diese Strukturen zerfallen im weiteren Verlauf (3)
und Turbulenzflecken (4) bilden sich aus. Schließlich ist die Grenzschicht für
eine Lauflänge entsprechend der kritischen Reynolds-Zahl Reind ≈ 106 voll-
3.1 Strömungsmechanik 29
𝜈∙𝑥
𝛿99 ≈ 5,0√ . Gl. 3.2
𝑈∞
∞
𝑢
𝛿1 = ∫ (1 − ) 𝑑𝑦 . Gl. 3.3
0 𝑈∞
∞
𝑢 𝑢
𝛿2 = ∫ (1 − ) 𝑑𝑦 . Gl. 3.4
0 𝑈∞ 𝑈∞
Der Formparameter H12 verknüpft diese beiden Dicken und ist ein gutes Maß
zur Überprüfung, ob eine laminare oder turbulente Grenzschicht vorliegt.
𝛿1
𝐻12 = Gl. 3.5
𝛿2
𝑈
𝑀𝑎 = . Gl. 3.6
𝑐
Die Konvektionsrate der Wirbel Rcon wird üblicherweise mit 65-70 % der
Strahlgeschwindigkeit angenommen [2]. Für die Geschwindigkeit auf Höhe
der Düsenaustrittskante wird dieser Wert im Rahmen der vorliegenden Arbeit
bestätigt. Die Ablösung anwachsender Ringwirbel an der Düsenkante wird als
Hauptquelle für die Druckschwankungen im Plenum angesehen. Das Modell
geht von einer Struktur wie in Abbildung 3.2 aus.
Die Wirbel selbst treten laut Modell mit einer Frequenz fW auf, die linear von
der Windkanalgeschwindigkeit abhängt und sich mit dem hydraulischen Dü-
sendurchmesser berechnet:
𝑆𝑟𝐷 ∙ 𝑈∞
𝑓𝑊 = . Gl. 3.7
𝐷𝐷
Einige Quellen, zum Beispiel [2, 29, 30, 31], geben für die dimensionslose
Frequenz, auch bekannt als Strouhal-Zahl SrD, Werte von 0,34 oder 0,48 für
Windkanäle mit offenen Messtrecken an. Der Unterschied liegt hier in der Be-
trachtungsweise: Bei der Berechnung des hydraulischen Durchmessers DD
wird üblicherweise der Umfang der gesamten Düse verwendet. Wird der An-
satz mit dem benetzten Teil der Düse Dh verwendet, unterscheiden sich die
Werte durch einen Faktor von ≈ √2, abhängig vom Verhältnis bD/hD.
32 3 Theoretische Grundlagen
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung führen diese Wirbel zum soge-
nannten Wummern, also starken Druckschwankungen im Plenum und in der
Messstrecke. Wummern wird zwar als akustischen Phänomen beschrieben, al-
lerdings wurde bereits ein deutlicher Einfluss auf den gemessenen Luftwider-
stand und die Strömungsqualität festgestellt [29, 32]. Dabei regen kohärente,
also natürliche und regelmäßig auftretende Strukturen in der Scherschicht,
akustische Raummoden an, die Lord Rayleigh bereits 1896 [33] beschreiben
konnte:
2
𝑐 𝑚𝑥 2 𝑚𝑦 𝑚𝑧 2
𝑓𝑃𝑙 = ∙ √( ) + ( ) + ( ) Gl. 3.8
2 𝑙𝑥 𝑙𝑦 𝑙𝑧
Hier stellt c die Schallgeschwindigkeit, lx,y,z die Dimensionen des Plenums und
mx,y,z = 1,…,n die jeweilige Mode dar.
Darüber hinaus kann die Luftführung für Druckschwankungen verantwortlich
sein. Dies legen beispielsweise Untersuchungen von Beland [34], Duell et al.
[35] oder Wickern und von Heesen [29] nahe. Die Frequenzen der Rohrreso-
nanz berechnen sich mit der Länge des Umlaufs lR (von Diffusor bis Düse)
und der mittleren Geschwindigkeit ̅̅̅̅
𝑈𝑅 entlang des Umlaufs:
𝑚 ∙ (𝑐 ± ̅̅̅̅
𝑈𝑅 )
𝑓𝑅,𝑚 = .
2 ∙ 𝑙𝑅
Die Vorstellung dabei ist, dass sich eine stehende Welle in der Luftführung
ausbildet. Durch die Anregung der Teilchen an einem Ende der Röhre bildet
sich in der Röhre eine stehende Welle aus (Knoten und Bäuche). Die Ausbrei-
tungsgeschwindigkeit der Welle entspricht der Schallgeschwindigkeit und der
mittleren Geschwindigkeit in der Luftführung ̅̅̅̅
𝑈𝑅 . Für Automobil-Windkanäle
mit Geschwindigkeiten bis 300 km/h gilt jedoch c >> ̅̅̅̅𝑈𝑅 , somit vereinfacht
sich die Gleichung zu
𝑚∙𝑐
𝑓𝑅,𝑚 = . Gl. 3.9
2 ∙ 𝑙𝑅
3.3 Stationäre und instationäre turbulente Strömungen 33
Keine Beachtung findet hier die Endkorrektur der Resonatorlänge, die von di-
versen Autoren unterschiedlich definiert wird. Hierdurch erhöht sich fR, je
nach Definition, um 1-2 %.
Ein weiterer in der Literatur [34, 36] beschriebener Effekt ist die Edgetone-
Rückkopplung. Rossiter [37] beschrieb diesen Rückkopplungs-Effekt an sehr
kleinen Kavitäten bei hohen Geschwindigkeiten mit
1
𝑓𝐸,𝑚 = . Gl. 3.10
𝐿𝑀𝑆 𝐿𝑀𝑆
𝑚 ∙ 𝑅𝑐𝑜𝑛 ∙ 𝑈∞ + 𝑐 − 𝑈∞
Die nach Gl. 3.10 berechneten Frequenzen wurden bspw. von Rennie [36],
Wickern et al. [29] und Duell et al. [35] gemessen. Letztere wiederum schla-
gen eine modifizierte Konvektionsrate von Rcon = 0,69 vor.
Durch Einsetzen von Gl. 3.11 in die Navier-Stokes-Gleichungen, also die Im-
pulsgleichungen der Strömung, ergibt sich mit der Kontinuitäts-Gleichung und
Umstellen einzelner Glieder [26] folgendes Gleichungssystem:
𝜕𝑢̅ 𝜕𝑢̅ 𝜕𝑢̅
𝜌 (𝑢̅ + 𝑣̅ +𝑤
̅ )
𝜕𝑥 𝜕𝑦 𝜕𝑧
𝜕𝑝̅ ̅̅̅̅2 𝜕𝑢´𝑣´
𝜕𝑢´ ̅̅̅̅̅ 𝜕𝑢´𝑤´
̅̅̅̅̅̅
=− + 𝜇∆𝑢̅ − 𝜌 ( + + )
𝜕𝑥 𝜕𝑥 𝜕𝑦 𝜕𝑧
34 3 Theoretische Grundlagen
1 ̅̅̅̅2 1 ̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅̅
𝑘 = 𝑞´ = (𝑢´2 + 𝑣´2 + 𝑤´2 ). Gl. 3.14
2 2
Häufig wird für Strömungen, die Gl. 3.15 erfüllen, der Begriff instationäre
turbulente Strömung verwendet. Der gemittelte Teil berechnet sich durch die
zeitliche Mittelung der gemessenen Komponente:
1 𝑇
𝑢̅(𝑥, 𝑦, 𝑧) = lim ∫ 𝑢(𝑥, 𝑦, 𝑧, 𝑡) 𝑑𝑡 Gl. 3.16
𝑇→∞ 𝑇 0
Der kohärente Anteil der Strömung berechnet sich durch die sogenannte Pha-
senmittelung:
𝑁
1
〈𝑢(𝑥, 𝑦, 𝑧)〉 = lim ∑ 𝑢(𝑥, 𝑦, 𝑧, 𝑡 + 𝑛𝜏) . Gl. 3.17
𝑁→∞ 𝑁
𝑛=0
𝑈1 − 𝑈2
𝑅= Gl. 3.19
𝑈1 + 𝑈2
3.4 Die Scherschicht und ihre Instabilitäten 37
𝑈1 + 𝑈2
𝑈𝑚 = Gl. 3.20
2
Ähnlich der Grenzschicht ist auch die Scherschicht durch eine anwachsende
Größe quer zur Strömungsrichtung gekennzeichnet. Im Falle der Scherschicht
wird zur Bewertung der Ausdehnung in y-Richtung die Wirbeldicke δω einge-
führt, wie sie bspw. von Brown und Roshko [39] diskutiert und verwendet
wird:
|𝑈1 − 𝑈2 |
𝛿𝜔 (𝑥) =
𝜕𝑢 Gl. 3.21
( )
𝜕𝑦 𝑚𝑎𝑥
Sie berechnet sich also durch die Geschwindigkeitsdifferenz der beiden Mas-
senströme und die maximale Steigung des Geschwindigkeitsprofils. Eine wei-
tere Möglichkeit zur Quantifizierung der Scherschicht kann, analog zur Grenz-
schicht, durch die Impulsverlustdicke δ2 erfolgen:
∞
𝑢 − 𝑈1 𝑢 − 𝑈1
𝛿2 (𝑥) = ∫ (1 − ) 𝑑𝑦 Gl. 3.22
−∞ ∆𝑈 ∆𝑈
Alternativ zur Impulsverlustdicke (siehe Grenzschicht Gl. 3.4) kann auch die
Scherschichtdicke B verwendet werden. B berechnet sich ähnlich der Grenz-
schichtdicke δ99 als der Abstand in Normalenrichtung zwischen den Stellen
mit 95 % und 10 % der Anströmgeschwindigkeit U∞.
3.4.2 Kelvin-Helmholtz-Instabilität
Eine sinusförmige Störung führt somit zu einer Welle, deren Amplitude sich
im Verlauf verstärkt. Die Wechselwirkungen von aufeinanderfolgenden Ma-
xima sind in Abbildung 3.5 dargestellt.
Scherschicht werden auch die Abstände zwischen den Wirbeln kleiner, ob-
wohl die Abstände der Wirbelzentren zuerst gleichbleiben. Der größere, „äl-
tere“ Wirbel (B in Abbildung 3.6) induziert durch seine Drehung eine Aus-
lenkung des kleineren, nachfolgenden Wirbels A. Dieser wird dadurch nach
oben ausgelenkt und durch seine eigene Drehung in x-Richtung beschleunigt.
Infolgedessen rückt er näher an den vorigen Wirbel B heran.
Der größere Wirbel wird wiederum nach unten abgelenkt und etwas verlang-
samt. Schließlich werden die Wirbel in die Länge verformt und verschmelzen
zu einem größeren Wirbel.
Winant und Browand [42] konnten erstmals zeigen, dass in einer ebenen
Scherschicht die Wirbel regelmäßig ineinanderlaufen und miteinander ver-
schmelzen. Der entstehende Wirbel hat dabei nach dem Ineinanderlaufen un-
gefähr die doppelte Größe wie die einzelnen Wirbel vorher. Der Prozess ist
somit auch maßgeblich für eine Vergrößerung der Scherschichtdicke verant-
wortlich.
In Folge der Verschmelzung verdoppelt sich nicht nur die Größe, sondern auch
die Wellenlänge, also der Abstand zwischen den Wirbeln. Außerdem ist eine
Verschiebung der dominanten Frequenz im Spektrum zu einer niedrigeren
Frequenz zu beobachten. In der Regel tritt die Verschmelzung dort auf, wo die
Subharmonische fn/2 der natürlichen dominanten Frequenz fn am Beginn der
Scherschicht ihr Maximum hat. Dieses Verhalten ist gut zu erkennen in Ab-
bildung 3.7.
Im weiteren Verlauf findet die Wirbelverschmelzung auf Höhe des Peaks der
Subharmonischen ff/2 statt (vortex pairing). Die Verdrängungsdicke δ1 der
Scherschicht wächst besonders im Bereich des Wirbelaufrollens und der Wir-
belpaarung stark an.
einflusst werden. Eine Anregung mit der Subharmonischen der natürlichen do-
minanten Frequenz führte zum Paaren mehrere Wirbel gleichzeitig. Dabei
wurde auch der durch die Paarung folgende Frequenzabfall sowie eine Ver-
doppelung der Wirbeldicke über die Paarung festgestellt.
3.4.5 Randbedingungen
Die Scherschicht selbst kann zu Beginn trotzdem laminar sein, hier wird die
Reynolds-Zahl Re0 mit der Impulsverlustdicke der Grenzschicht am Düsen-
austritt gebildet:
𝑈𝑚 ∙ 𝛿2
𝑅𝑒0 = . Gl. 3.24
𝜈
Analog zur Grenzschicht liegt auch hier ab Re0 ≈ 103 direkt eine turbulente
Scherschicht vor [41]. Anzumerken ist, dass sich die Strouhal-Zahl, für die die
größten Geschwindigkeitsschwankungen zu messen sind, von Srn, lam = 0,032
für den laminaren auf Srn, turb = 0,044-0,048 für den turbulenten Fall vergrö-
ßert. Thomas [47] stellt passend dazu heraus, dass eine komplett turbulente
Scherschicht im Vergleich zum laminaren Fall erst verzögert große Längswir-
bel bildet.
44 3 Theoretische Grundlagen
Die Anregung wurde schon früh als wichtiger Faktor zur Beeinflussung einer
Scherschicht identifiziert. Dabei kann entweder eine mechanische oder eine
akustische Anregung erfolgen. Da das Frequenzspektrum der akustischen An-
regung größer ist, und zudem meist die komplette Spannweite der Ablösekante
angeregt werden kann, wird häufig die akustische Anregung bevorzugt.
Ho und Huang [43] erreichten durch eine Variation der Anregefrequenz eine
Verzögerung oder Beschleunigung der Wirbelbildung. Durch eine Anregung
nahe der natürlichen Wirbelbildungsfrequenz fn (wie in Abbildung 3.7) wird
das Wachstum der subharmonischen Frequenz und somit die Wirbelpaarung
verzögert. Eine Reduzierung der Anregefrequenz in den Bereich der Subhar-
monischen Frequenz fn/2 führt zum entgegengesetzten Effekt. Benachbarte
Wirbel werden dadurch gegenläufig ausgelenkt und wickeln sich umeinander,
was eine frühere Wirbelpaarung bewirkt.
Das Wachstum der Scherschicht kann somit durch Anregung der Strömung
vergrößert oder reduziert werden. Laut Ho und Huerre [41] kann eine Scher-
schicht bereits durch einen sehr geringen Grad der Anregung von 0,01 - 0,1 %
von Um effektiv beeinflusst werden, vorausgesetzt die Anregefrequenz ist kor-
rekt.
Durch die Anregung der Scherschicht können auch die Schwankungen außer-
halb der Scherschicht massiv gesteuert werden (mehr dazu in Kap. 3.5).
Der Freistrahl kann vereinfachend als ebener Freistrahl, also als gespiegelte
doppelte Scherschicht, oder als dreidimensionaler Freistrahl betrachtet wer-
den. Entscheidende Faktoren für die Bewertung sind dabei die Verhältnisse
der Verdrängungsdicke δ2 am Düsenausgang zum Strahldurchmesser H im
ebenen und D im dreidimensionalen Fall. Für δ2/D << 1 kann die Strömung
als ebene Scherschicht behandelt werden. Mit anwachsender Dicke der Scher-
schicht bei zunehmender Lauflänge wird auch der Einfluss der Düsenform re-
levant (x/D ≈ 1) und die Strömung kann nicht länger als zweidimensionale
Scherschicht betrachtet werden. Die kohärenten Strukturen sind hier vom
Durchmesser des Freistrahls D abhängig, nicht mehr von der Impulsverlustdi-
cke am Düsenausgang δ2.
Abhängig von der Turbulenz in der Düsenebene hat das Nahfeld eine Länge
von fünf bis acht Düsendurchmessern. Im Anschluss folgt ein Übergangsfeld,
in dem die Geschwindigkeit abfällt, bis sie einen Verlauf von ~(𝑥 − 𝑥0 )−1/2
erreicht [26].
46 3 Theoretische Grundlagen
Zu erkennen ist der konstante Winkel des Strahlrands und damit dessen an-
wachsender Durchmesser. Der ebenfalls anwachsende Massenstrom des
Strahls erklärt sich damit, dass Luft aus der Umgebung angesaugt wird, wie
bereits im Falle der Scherschicht erläutert. Im Windkanal hat sich dafür der
Begriff Entrainment etabliert.
Für die Randbedingungen gilt ebenfalls analog zur ebenen Scherschicht ein
starker Einfluss der Grenzschicht zu Beginn des Freistrahls. Sowohl die Im-
pulsverlustdicke am Düsenaustritt als auch das Vorliegen einer laminaren oder
turbulenten Grenzschicht hat einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten des
Freistrahls. Zu diesem Schluss kommt auch Mankbadi [51]. Mit ansteigender
Impulsverlustdicke am Düsenaustritt δ2 sinkt die Neigung zur Instabilität der
Scherschicht und die natürliche Anregung der Instabilitätswelle wird redu-
ziert.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Scherschicht des runden Freistrahls auf-
grund ihrer komplexeren Bewegungen weniger kohärente Strukturen zeigt, als
die ebene Scherschicht [50]. Verschiedene dominante Strouhal-Zahlen für
runde und ebene Freistrahlen zeigten Beavers und Wilson [40]. Hierzu wurden
ebene und runde Freistrahlen in einem Wasserkanal vermessen. Die Reynolds-
Zahlen lagen dabei zwischen 500 und 3000, wobei sich für runde Freistrahlen
SrD = 0,43 und für ebene Freistrahlen SrH = 0,63 ergeben haben. In anschlie-
ßenden Simulationen zeigte sich, dass sowohl symmetrische als auch unsym-
metrische Störungen in ebenen Freistrahlen mit zunehmendem Abstand von
der Düse symmetrische Wirbel mit sich bringen.
48 3 Theoretische Grundlagen
Laut Hussain [50] liegt die dominante Mode von runden Freistrahlen zwischen
SrD = 0,3 – 0,5, abhängig von der untersuchten Reynolds- und Machzahl.
Zahlreiche Untersuchungen dazu stützen diese Aussage. Mankbadi [51] führt
dieses breite Spektrum an Ergebnissen darauf zurück, dass sich die höchste
Strouhal-Zahl mit zunehmendem Abstand vom Düsenaustritt in einem runden
Freistrahl verringert. Abbildung 3.10 zeigt diese, umgekehrt proportionale
Abhängigkeit vom Abstand x.
Da die dominante Mode meist durch eine Anregung der Strömung gemessen
wurde, untersuchten Mankbadi und Liu auch unterschiedliche Stärken der An-
regung [52]. Hier wurde eine deutliche Abhängigkeit der Strouhal-Zahl von
der Stärke der Anregung festgestellt.
3.5 Der Freistrahl 49
Durch eine mechanische oder akustische Anregung kann das Verhalten eines
Freistrahls massiv beeinflusst bzw. gesteuert werden. Dabei kann auf die Wir-
belpaarung, die Wirbelstärke, den Turbulenzgrad im Strahlkern und dessen
Länge, die Durchmischungsrate mit der Umgebung und in Folge dieser Para-
meter auch auf die Dicke der Scherschicht eingewirkt werden. Einige Unter-
suchungen beschäftigen sich mit der Wirkung der Anregung auf einen der ge-
nannten Parameter, allerdings beeinflussen sich diese gegenseitig. Somit ist
eine getrennte Betrachtung eines einzelnen Faktors schwierig.
50 3 Theoretische Grundlagen
Wirbelpaarung
Wie bereits für den Fall der ebenen Scherschicht erläutert, findet auch im Frei-
strahl unter gewissen Voraussetzungen eine Wirbelpaarung statt.
Wirbelstärke
Abbildung 3.12 zeigt die mittlere lokale Geschwindigkeit U/U∞ aus Hitz-
drahtmessungen bei einer Reynolds-Zahl ReD = 10000. Durch die akustische
Anregung konnte die Wirbelstärke am Düsenaustritt maßgeblich vergrößert
werden, was sich in einer „Verschiebung“ der Scherschicht nach außen äußert.
Außerdem zeigte sich, dass etwas oberhalb und unterhalb der natürlichen Fre-
quenz diese mitgezogen, also leicht beeinflusst werden kann.
Die direkte Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die rechteckige Düse eines Au-
tomobil-Windkanals ist zwar fraglich, grundsätzlich ist aber ein mindestens
ähnliches Verhalten durch eine Anregung zu erwarten.
52 3 Theoretische Grundlagen
Turbulenzgrad
Bereits Crow und Champagne [53] konnten für Anregungen mit einer Fre-
quenz von SrD = 0,3 (natürliche dominante Mode des Freistrahls) ein schnel-
leres Abklingen der Geschwindigkeit im Strahlkern und eine größere Turbu-
lenzintensität vier hydraulische Durchmesser hinter der Düse gemessen. Da-
neben konnten sie durch ihre Untersuchungen zeigen, dass die Anregung der
Strömung ein Anwachsen des Entrainments bewirkt.
Die Motivation für eine aktive Anregung der Scherschicht ist auch in der Ar-
beit von von Heesen und Höpfer [63] zu erkennen. Hier wurde am selben Prüf-
stand wie in der vorliegenden Arbeit, dem Modellwindkanal der Universität
Stuttgart, ein aktives System zur Beeinflussung der Fluktuationen im Windka-
nal untersucht.
Für den Fall des Freistrahl-Windkanals für Automobile ist kein großer Einfluss
der Strukturen in Querrichtung zu erwarten. Für den Modellwindkanal der
Universität Stuttgart wurden diese bereits nachgewiesen [66], allerdings in ei-
ner geringen Intensität.
Hussain und Zedan [69] führten ebenfalls Messungen mit einem runden Frei-
strahl mit 76 mm Durchmesser durch und konnten feststellen, dass zwar die
Art der Grenzschicht, also laminar oder turbulent, nicht aber die eigentliche
Dicke der Grenzschicht Einfluss auf die Scherschicht hat. Sowohl das Profil
der Scherschicht als auch deren Dickenwachstum dB/dx und Wirbeldicken-
wachstum dδω/dx und die Fluktuationen in Strömungsrichtung zeigten diesel-
ben Ergebnisse.
Auf der anderen Seite ist für die Fahrdynamik und Fahrsicherheit der Auftrieb
und die Verteilung des Auftriebs auf die Vorder- und Hinterachse entschei-
dend.
2 (𝑓)
|〈𝐺𝑋𝑌 (𝑓)〉|2
𝛾𝑋𝑌 = . Gl. 3.25
〈𝐺𝑋𝑋 (𝑓)〉 ∙ 〈𝐺𝑌𝑌 (𝑓)〉
Die Kohärenz liefert frequenzabhängig Werte zwischen Null und Eins, wobei
Null keine Ähnlichkeit und Eins vollständige Ähnlichkeit der Signale bedeu-
tet.
Um den zeitlichen Versatz und die Ähnlichkeit zweier Signale x(t) und y(t)
zu bestimmen, wird die Kreuzkorrelation RXY verwendet [72]. Besonders bei
Messungen mit zwei Messsonden an unterschiedlichen Positionen in der
56 3 Theoretische Grundlagen
𝑇
1
𝑅𝑋𝑌 (𝜏) = lim ∫ 𝑥 ∗ (𝑡)𝑦(𝑡 + 𝜏)𝑑𝑡 Gl. 3.26
𝑇→∞ 2𝑇
−𝑇
1
𝑅𝑖𝑗 = 𝑛 〈𝑢(𝑥, 𝑡𝑖 ), 𝑢(𝑥, 𝑡𝑖 )〉 = 𝑼𝑻 𝑼. Gl. 3.29
mit einer anschließenden Sortierung der Eigenwerte der Größe nach. Da die
zeitlichen Koeffizienten ai Eigenvektoren der reellen, symmetrischen Korre-
lationsmatrix R sind, sind sie orthogonal. Die räumlichen Moden ergeben sich
durch die Projektion der Momentaufnahmen u(x, t) auf die zeitlichen Koeffi-
zienten ai:
𝑛
1
𝝓𝒊 (𝒙) = ∑ 𝒂𝑖 (𝑡𝑗 )𝑢(𝒙, 𝑡𝑗 ). Gl. 3.31
𝑁 ∙ 𝜆𝑖
𝑗=1
Durch die Sortierung der Eigenwerte ergibt sich beim Auftreten von kohären-
ten Strukturen in der Regel ein dominantes Eigenwertpaar der ersten beiden
Moden [1, 2]. Ein erster grober Indikator für das Vorhandensein kohärenter
Strukturen sind also erhöhte Werte der Eigenvektoren λ1 und λ2. Deren Dar-
stellung erfolgt für strömungsmechanische Untersuchungen meist normiert als
prozentualer Anteil an der gesamten turbulenten kinetische Energie aller Mo-
den und berechnet sich nach Frederich [76] durch
𝑚 𝜆
𝐸𝑇𝐾𝐸 = ∑𝑁 𝑚𝜆 . Gl. 3.32
𝑛=1 𝑛
58 3 Theoretische Grundlagen
Aus den einzelnen Moden und dem zeitlich gemittelten Strömungsfeld ist an-
schließend eine Rekonstruktion der Momentaufnahmen ohne die höheren Mo-
den möglich. Ausgehend vom dominanten Modenpaar [1, 2] lässt sich das
Strömungsfeld U(t) errechnen durch
̅ + 𝑎1 (𝑡) ∙ 𝜱𝟏 + 𝑎2 (𝑡) ∙ 𝜱𝟐 .
𝑼(𝑡) = 𝑼 Gl. 3.33
Das Resultat ist somit eine gefilterte Messreihe, die nur die Strukturen der ers-
ten beiden Moden enthält. Alle höheren Moden sind nicht mehr enthalten. Eine
zeitliche Aussage über die Filterung oder die dominanten Frequenzen ist zuerst
noch nicht möglich.
Durch die Ergebnisse der POD ist außerdem auch die Rekonstruktion einer
idealisierten Periode mit der Dauer T für die beiden dominanten Moden [1, 2]
möglich. Werden die beiden Zeitkoeffizienten als Sinus- und Cosinus-Funkti-
onen (Abbildung 3.13) überlagert ergibt sich eine Periode für 0 < φ < 2π zu
̅ + ̅̅̅
𝑼(𝜑) = 𝑼 𝐴1 ∙ cos(𝜑) ∙ Φ1 + ̅̅̅
𝐴2 ∙ sin(𝜑) ∙ Φ2 . Gl. 3.34
Durch Aufnahme von Messdaten mit einer geringen zeitlichen Auflösung lässt
sich also eine beliebig feine Zeitreihe einer Periode aus dem dominanten Mo-
denpaar zurückführen. Auch nach diesem Schritt ist noch keine zeitliche Aus-
sage über die kohärenten Strukturen möglich. Anzumerken ist zudem, dass in
der Realität kein derart regelmäßiger Verlauf wie in Abbildung 3.13 a) zu er-
warten ist. Stattdessen ist in der Regel die zeitliche Auflösung sehr viel gerin-
ger, es werden also nur einzelne Punkte erfasst. Darüber hinaus sind Phasen-
sprünge oder Frequenzschwankungen zu erwarten.
Dieses Problem wird gelöst durch die Betrachtung der zeitlichen Koeffizienten
a1 und a2 nach Gl. 3.34 im Einheitskreis (siehe Abbildung 3.13 b)). Sie treten
im Falle von kohärenten Strukturen regelmäßig auf und schließen den Winkel
φ ein, dessen zeitlicher Verlauf in Abbildung 3.13 c) dargestellt ist und sich
berechnet durch
𝑎2 (𝑡)
𝜑(𝑡) = arctan . Gl. 3.35
𝑎1 (𝑡)
Die Frequenz ergibt sich anschließend durch 𝜔(𝑡) = 𝜑̇ (𝑡) und ist in Abbil-
dung 3.13 d) gezeigt. Sie berechnet sich diskret als 𝜑̇ = 𝑑𝜑/𝑑𝑡. Sowohl die
Frequenz ω(t) als auch die Amplituden Ai(t) sind zeitlich variabel, der Mit-
telwert über eine ausreichend lange Messzeit kann allerdings wie in anderen
60 3 Theoretische Grundlagen
𝑛−1
1
𝜔
̅= ∑ 𝜑̇ 𝑖 Gl. 3.36
𝑛−1
𝑖=1
2𝜋
𝜔𝑐 = 𝜔
̅+𝑟∙ Gl. 3.37
𝑑𝑡
Der Faktor r muss also visuell durch einen Vergleich mit den Frequenzen aus
Sondenmessungen erfolgen, um die tatsächliche kohärente Frequenz zu be-
rechnen. Hilfreich kann auch die Betrachtung aufeinanderfolgender Snapshots
sein.
4 Prüfstände und Simulationsumgebung
1,575 m und Höhe von 1,05 m. Somit ergibt sich ein hydraulischer Durchmes-
ser nach Gl. 2.1 von Dh = 1,8 m (Duplexdüse). Eine Drehscheibe kann das
Fahrzeug um die Hochachse drehen, um eine statische Schräganströmung dar-
zustellen. Die Drehachse, und damit der Ursprung des Windkanal-Koordina-
tensystems (Abbildung 4.4), liegt 1,225 m hinter der Düsenaustrittsebene.
Der Effekt der Delta-Flügel ist unbestritten, allerdings ist die genaue Wir-
kungsweise noch nicht ausreichend erforscht. Aus diesem Grund beschäftigt
sich ein großer Teil dieser Arbeit mit der Strömung in der Scherschicht mit
und ohne Delta-Flügel.
Sind die Delta-Flügel nicht am Ende der Düse angebracht, ist im Windkanal
bei bestimmten Geschwindigkeiten ein deutliches Wummern wahrzunehmen.
Dieses führt dazu, dass der gemessene Luftwiderstand und der Druck in der
Messstrecke deutlich variiert [29, 32].
Die aktuellste Renovierung der Anlage brachte, neben einer komplett neuen
Steuerung, auch eine neue Windkanalwaage mit sich [78]. Für Untersuchun-
gen der instationären Aerodynamik von Fahrzeugen steht ein System zur Er-
zeugung von Böen zur Verfügung. Der Seitenwindgenerator FKFS swing® er-
möglicht in Kombination mit der dynamischen Waage die Simulation von un-
terschiedlichen Windzuständen. Er wurde im Modellwindkanal entwickelt
und ist seit 2014 auch im großen Fahrzeugwindkanal der Universität Stuttgart
verfügbar.
Zur Kraftmessung wird das Fahrzeug über vier Schwellerstützenhalter mit der
Windkanalwaage verbunden. Die Aluminiumräder werden durch die Radan-
triebseinheiten in Drehung versetzt, wenn das System zur Bodensimulation
verwendet wird. Auch die Radantriebseinheiten sind mit der Waage verbun-
den. Die Kraftmessung erfolgt zeitlich aufgelöst mit 100 Hz. Zur Bestimmung
des dynamischen Verhaltens des Fahrzeugmodells müssen neben den Kräften
auch die Eigenfrequenzen des Waage-Fahrzeug-Systems ermittelt werden, da
deutliche Überhöhungen in diesen Bereichen auftreten.
Zur Messung von Oberflächendrücken sind die Heckaufsätze und der Unter-
boden mit Druckbohrungen ausgestattet. Die Messaufnehmer werden im Fahr-
zeug platziert, dadurch kann die Länge der Druckschläuche geringgehalten
werden. Trotzdem erfolgte zur genaueren Bestimmung des dynamischen Ver-
haltens eine Schlauchkorrektur [80].
4.1.2 Hakensonde
Die Hakensonde nach Abbildung 4.3 ist eine Totaldrucksonde, die zur Mes-
sung von Grenzschichten verwendet wird.
4.1.3 Mehrlochsonde
Particle Image Velocimetry (PIV) ist ein gängiges Verfahren zur Messung von
Geschwindigkeiten in Strömungsfeldern [82, 83]. Grundlage dafür ist die Be-
wegung von einzelnen Partikeln, deren Größe und Gewicht so gering sind,
dass sie sich quasi ungestört mit der Strömung mitbewegen. Durch einen Laser
werden die Partikel in einer Ebene kurz nacheinander zweimal hell beleuchtet
und dabei fotografiert. Anschließend wird durch eine Kreuz-Korrelation der
beiden Bilder die Bewegung der Teilchen berechnet.
und verwendet eine Wellenlänge von 532 nm. Die Kameras haben eine Auf-
lösung von 2560 x 2160 und nehmen Bilder mit 16 bit Farbtiefe auf. Durch
die Verwendung von zwei Kameras kann auch die Strömungskomponente in
Normalenrichtung zur Ebene erfasst werden. Die Teilchen, die in die Strö-
mung eingebracht werden, bestehen aus einem stabilen Aerosol. Dadurch ist
ein geringes Gewicht bei gleichzeitig idealen Reflexionseigenschaften ge-
währleistet.
Die Berechnung der Vektoren des Strömungsfeldes erfolgt durch eine Kreuz-
Korrelation mit kleiner werdenden Auswertefenstern. Dabei werden zuerst
4.2 Numerische Strömungssimulation 67
Die Turbulenz wird durch ein VLES-Modell (Very Large Eddy Simulation)
modelliert. Das heißt, dass große Wirbelstrukturen direkt berechnet werden,
wohingegen kleinere Wirbel durch ein k-ε-Modell modelliert werden. Die
Grenzschichten in Wandnähe werden ebenfalls nicht berechnet, sondern durch
ein Wandmodell angenähert [87, 88]. Daher kann ebenfalls von einer starken
Verfeinerung der Diskretisierung in Wandnähe abgesehen werden.
4.2 Numerische Strömungssimulation 69
Für die Strömung innerhalb der Messstrecke spielt die Luftführung des Wind-
kanals eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt, besonders bei der Betrach-
tung von transienten Effekten. Aus diesem Grund zeigen die Simulationen ei-
ner vereinfachten Windkanalgeometrie, die lediglich von Vorkammer bis Dif-
fusor reicht, keine zufriedenstellenden Ergebnisse hinsichtlich transienter Ef-
fekte. Das experimentell bestimmte Verhalten des Freistrahls konnte mit CFD
damit nicht nachgestellt werden.
Aus diesen Gründen wurden die Simulationen zur Untersuchung des Scher-
schichtverhaltens an einem vereinfachten Düsenmodell durchgeführt. Die Re-
sonanzfrequenzen wurden als Randbedingung am Druckeinlass in der Vor-
kammer eingebracht. Um eine Überlagerung mit den Raumresonanzen zu ver-
meiden, wurde das Plenum stark vergrößert. Somit ergibt sich das Modell der
Düsenströmung nach Abbildung 4.5. Hiermit ist eine isolierte Betrachtung
des Freistrahls bei verschiedenen Anströmbedingungen ohne Einfluss der üb-
rigen Windkanalgeometrie möglich.
Die treibenden Randbedingungen sind ein statischer Druck am Einlass und ein
statischer Umgebungsdruck am Auslass. Am Einlass wurde der statische
70 4 Prüfstände und Simulationsumgebung
kleinste Zellgröße 1 mm
Zu Beginn des Kapitels werden die Ergebnisse von Messungen innerhalb der
Messstrecke mit der Mehrlochsonde präsentiert. Anschließend folgen die Er-
gebnisse der Messungen der Grenzschicht am Düsenaustritt und der PIV-Mes-
sungen der oberen Scherschicht.
Der Verlauf des statischen Drucks in der Messstrecke ist in Abbildung 5.1 für
die Standard-Geschwindigkeit von 50 m/s dargestellt, sowohl für die Stan-
dard-Konfiguration des Modellwindkanals als auch ohne Delta-Flügel. Die
Messungen wurden in einer Höhe von 150 mm unternommen und stellen den
Mittelwert zweier Sonden rechts und links bei y = +/- 195 mm dar. Alle cp-
Verläufe sind auf x = 0, also die Position der Fahrzeugmitte, normiert, weshalb
häufig der Begriff Druckgradient verwendet wird. Das System zur Straßensi-
mulation war in beiden Fällen deaktiviert.
Stark ansteigende Turbulenz ergibt sich für 45 und 55 m/s, wohingegen 35 und
50 m/s niedrige Verläufe zeigen. Im Falle der 60 m/s steigt die Turbulenz nicht
stetig an, sondern fällt besonders bei x = -600 mm ab, ähnlich dem Druckgra-
dienten.
Schon nach Analyse der bisherigen Ergebnisse kann festgehalten werden, dass
substanzielle Unterschiede in der Strömung bei den drei betrachteten Ge-
schwindigkeiten bestehen. Das Halbring-Wirbelmodell (Abbildung 3.2)
scheint also nicht ausreichend präzise, um die Strömungstopologie zu be-
schreiben.
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 81
Zur weiteren Untersuchung wird die Position x = -575 mm, also einen hydrau-
lischen Durchmesser hinter dem Düsenaustritt (x' = 1,8 m), genauer betrach-
tet. Aus Abbildung 5.5 ist zu erkennen, dass die Unterschiede in den Signalen
dort deutlich auftreten. Außerdem entspricht diese Position dem Bereich des
Fahrzeughecks im Falle von Messungen mit Fahrzeug, also einer für Fahr-
zeugmessungen relevanten Position.
Zwischen 40 und 47,5 m/s ist die Turbulenz stark erhöht und erreicht bis zu
2 %. Allerdings ist die Turbulenzintensität in Längsrichtung dreimal höher als
in Querrichtung. Diese Situation tritt ebenso bei 20, 25 und 30 m/s auf. Die
umgekehrte Situation findet sich zwischen 52,5 und 57,5 m/s. Auch hier liegt
82 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Zur weiteren Untersuchung erfolgt eine Transformation der Signale aus dem
Zeitbereich durch eine Fast-Fourier-Transformation (FFT) in den Frequenzbe-
reich.
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 83
Die Sonden sind, wie bereits dargelegt, in einem Abstand von 390 mm zuei-
nander symmetrisch in der Messstrecke angebracht (x = - 575 mm,
y = +/- 195 mm, z = 150 mm). In allen sechs Diagrammen in Abbildung 5.8
sind keine wesentlichen Unterschiede zwischen rechtem und linkem Signal zu
erkennen. Sowohl für 45 als auch für 55 m/s sind in beiden Signalen prägnante
Frequenzen sichtbar.
84 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Im Falle von U∞ = 45 m/s liegt die dominante Frequenz bei 17,7 Hz, das Ma-
ximum in den u'-Signalen ist jedoch deutlich ausgeprägter als in den v'-Sig-
nalen. Für 55 m/s ergibt sich ein Maximalwert von 21,4 Hz mit einem umge-
kehrten Verhalten, also einem höheren Maximum in der Querkomponente.
Für die Geschwindigkeit von 50 m/s sind in keinem der beiden Signale we-
sentliche Hochpunkte zu erkennen. Dies ist ein weiterer deutlicher Hinweis,
dass in diesem Fall keine großen kohärenten Strukturen auftreten.
Bei 55 m/s kehrt sich das Verhältnis um. Die Schwankungen in Längsrichtung
zeigen eine Korrelation von Rxy = - 0,45, sind also gegenläufig bei einer mitt-
leren Ähnlichkeit. Sehr ähnlich und ohne zeitlichen Versatz sind die Kompo-
nenten in y-Richtung mit Rxy = 0,92.
Die weitere Analyse der Signale erfolgt durch die Berechnung der Kohärenz
zwischen rechtem und linkem Signal. Ähnlich wie die Kreuz-Korrelation gibt
die Kohärenz an, wie ähnlich sich zwei Signale sind. Allerdings berechnet sich
hier nicht der zeitliche Versatz, sondern ein frequenzabhängiger linearer Zu-
sammenhang.
Für alle drei Geschwindigkeiten ist in der Querkomponente v' ein deutliches
Maximum in der Kohärenz zwischen 17 und 22 Hz zu erkennen, das sich mit
zunehmender Geschwindigkeit in Richtung höherer Frequenz verschiebt (Ab-
bildung 5.10). Im Falle der starken Schwankungen im v'-Signal bei 55 m/s
86 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
wird außerdem ein Hochpunkt bei der subharmonischen Frequenz (ca. 11 Hz)
deutlich. Hier kann allerdings keine Aussage über eine Gegen- oder Gleich-
phasigkeit des Signals getroffen werden.
Wie in Kapitel 3.2 dargelegt, ist eine Strouhal-Zahl von Sr ≈ 0,48 zu erwarten,
berechnet mit dem benetzten hydraulischen Durchmesser nach Gl. 2.1. Abhän-
gig von der Analysemethode sind gewisse Unterschiede in den dominanten
Frequenzen zu erkennen, was jedoch auch durch die Eigenschaften der Me-
thoden begründet ist. Außerdem stellt das Diagramm nur den höchsten Peak
88 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
dar und gibt keine Aussage darüber, wie hoch das Maximum im Vergleich
zum zweiten Peak ist. Die Fast-Fourier-Transformation liefert die zuverläs-
sigsten Ergebnisse für kohärente Strukturen, da hier tatsächlich nur das Signal
selbst betrachtet wird, und nicht das Verhältnis zweier Signale zueinander.
Darüber hinaus wird festgestellt, dass keine konstante Strouhal-Zahl von 0,48
vorliegt. Stattdessen sinkt SrD innerhalb der relevanten Bereiche (40 bis 47,5
und 52,5 bis 57,5 m/s) leicht ab und liegt hier ungefähr bei SrD ≈ 0,7. Eine
Berechnung der Strouhal-Zahl mit dem kompletten hydraulischen Durchmes-
ser, ohne Berücksichtigung des Bodens (DD = 1,26 m statt Dh = 1,8 m), würde
zu einem Ergebnis von SrD ≈ 0,5 führen.
Anzumerken ist an dieser Stelle, dass diese Messungen sehr gut mit internen
Untersuchungen von Beland [98] mit einem Mikrofon außerhalb der Messstre-
cke übereinstimmen.
Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die starken Schwankungen oder Tur-
bulenzintensitäten und verschiedenen Druckverläufe aus einer Anregung der
Strömung in der Windkanal-Luftführung herrühren. Dies stimmt gut überein
mit Ergebnissen von Wickern et al. [29]. Hier wurden für m = 2, 3, 5 Eigen-
frequenzen nachgewiesen, die in derselben Geometrie ohne Luftführung nicht
vorzufinden waren [99].
somit nicht erfüllt. Da die Scherschicht als Quelle kohärenter Strukturen be-
kannt ist, werden im nächsten Kapitel die Ergebnisse der Strömungsfeldmes-
sungen in der Scherschicht dargestellt und analysiert.
ebenen Platte. Die Abweichungen sind dadurch zu erklären, dass keine ebene
Plattengrenzschicht, sondern eine Kontraktion der Düse vorliegt.
Zuerst wird die Symmetrieebene der Scherschicht mit PIV nach dem in Ab-
bildung 4.4 dargestellten Aufbau untersucht. Da aufgrund der Gegebenheiten
im Modellwindkanal geometrische Einschränkungen vorlagen, wird zuerst der
vordere Teil der Messstrecke bis x' = 1200 mm betrachtet (ca. die Mitte der
Messstrecke). Die Messfelder reichen dabei von 100 mm unterhalb bis
125 mm oberhalb der Düsenaustrittskante.
92 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Aufgrund der Längswirbel im Nachlauf der Delta-Flügel ist eine klare Aus-
lenkung der Strömung nach oben für die Standard-Konfiguration zu erkennen
(Abbildung 5.15 unten). Würde die Messebene jedoch um den Abstand
zweier Delta-Flügel in y-Richtung verschoben, wäre der Trend genau umge-
kehrt, also eine Auslenkung nach unten.
Zu erkennen ist auch, dass in den hinteren drei Messbereichen die Scherschicht
nicht komplett erfasst wurde. Ab x' = 800 mm liegt der äußere Teil der Scher-
schicht außerhalb des Messfeldes (z' > 125 mm). Auch für die Standard-Kon-
figuration sind keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Geschwindig-
keiten zu erkennen, weshalb die nachfolgenden Auswertungen der unter-
schiedlichen Konfigurationen nur bei 50 m/s erfolgen.
ein annähernd linearer Anstieg der Höhe der mittleren Geschwindigkeit zu er-
kennen. Ohne Delta-Flügel ist ebenfalls ein leichter Anstieg zu erkennen, al-
lerdings deutlich flacher als in der Standard-Konfiguration.
Sind die Delta-Flügel nicht installiert, steigt ux von einem Anfangswert von
0,5 U∞, also der mittleren Geschwindigkeit Um, auf ux ≈ 0,68 U∞ an. Hier zeigt
sich eine leichte Abweichung zu den Untersuchungen von Bradshaw et al.
[67]. Unter etwas anderen Versuchsbedingungen wurde zu Beginn der Scher-
schicht ein stärkerer Anstieg auf U ≈ 0,69 U∞ gemessen. Ab x' = 900 mm stim-
men die hier gemessenen Werte allerdings sehr gut mit den Ergebnissen von
Bradshaw et al. überein.
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 95
Anzumerken ist hier allerdings, dass die Geschwindigkeit ux/U∞ bei z' = 0
nicht der Konvektionsrate der Wirbel entsprechen muss. Dies legt beispiels-
weise die Überlegung nahe, dass unter Umständen gar keine kohärenten Wir-
bel auftreten müssen.
Zur Beurteilung der Breite der Scherschicht ist zuerst der Verlauf der Wirbel-
dicke in Abbildung 5.18 dargestellt. Die beiden Konfigurationen zeigen leicht
abweichende Verläufe.
Im vorderen Bereich bis ca. x' = 300 mm ist kein Unterschied zwischen dem
Verlauf der Standard-Konfiguration und dem ohne Delta-Flügel festzustellen.
Anschließend wächst die Wirbeldicke in der Standard-Konfiguration etwas
schneller an. Ab x' = 800 mm flacht die Kurve hier wieder etwas ab, bleibt
aber über der Variante ohne Delta-Flügel.
Für größere Werte sind die Kurven deshalb gestrichelt dargestellt. Zu Beginn
laufen erneut beide Kurven gleich, anschließend nimmt δ2 zuerst für die Vari-
ante ohne Delta-Flügel, anschließend für die Standard-Konfiguration etwas
stärker zu.
Abbildung 5.20 zeigt den Verlauf der Breite der Scherschicht (nach Gl. 3.23).
Wie bei der Impulsverlustdicke ist durch das eingeschränkte Messfeld nur bis
x' = 700 mm eine aussagekräftige Berechnung von B möglich.
Wie schon in den vorigen Betrachtungen ist bis x' = 300 mm kein Unterschied
zu erkennen, unabhängig von Geschwindigkeit oder Windkanal-Konfigura-
tion. Für größere x'-Werte nimmt die Scherschichtbreite mit Delta-Flügeln
stärker zu.
Aufgrund der Größe des Messfeldes und einhergehender Probleme bei der Be-
rechnung von δ2 und B wird zur Beurteilung der Scherschicht im Folgenden
der Schwerpunkt auf die Wirbeldicke δω gelegt. Durch die Ähnlichkeit der
Verläufe in Abbildung 5.18 bis Abbildung 5.20 wird die Betrachtung der
Wirbeldicke als ausreichend empfunden.
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 97
Der Öffnungswinkel der Scherschicht zwischen der x'-Achse und der Höhe
der mittleren Geschwindigkeit Um, ist in Abbildung 5.21 dargestellt.
Auch hier zeigt sich die Komponente nach oben durch einen vergrößerten Öff-
nungswinkel mit Delta-Flügeln. Das Abflachen im hinteren Bereich resultiert
erneut aus dem zu kleinen Messfeld.
Für die Konfiguration ohne Delta-Flügel ist ebenfalls ein leicht anwachsender
Winkel zwischen 0,6° und 1,4° zu erkennen, was gut übereinstimmt mit dem
theoretischen Wert von γS = 0,7° im Nahfeld einer ebenen Strahlrandströmung
[26]. Aufgrund der guten Übereinstimmung kann davon ausgegangen werden,
dass der Freistrahl in der betrachteten Symmetrieebene (y = y' = 0) wie in der
Theorie überwiegend aus dem ruhenden Fluid gespeist wird.
Im Gegensatz zum vorderen Bereich (Abbildung 5.15) ist bereits hier ein kla-
rer Unterschied für die Pumpgeschwindigkeit (45 m/s, obere Abbildung) zu
erkennen. Die Scherschicht ist offensichtlich wesentlich größer als in den an-
deren Konfigurationen. Auch die mittlere Geschwindigkeit ist im Gegensatz
zu 50 m/s nach außen verschoben.
Darüber hinaus ist, wie im vorderen Bereich, die Scherschicht für die Stan-
dard-Konfiguration durch die Delta-Flügel nach oben verschoben (untere Ab-
bildung). Allerdings ohne erkennbare Änderung der Dicke im Vergleich zu
50 m/s.
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 99
Der Verlauf der Wirbeldicke ist in Abbildung 5.23 dargestellt und bestätigt
die bereits sichtbare Aufweitung der Scherschicht bei 45 m/s ohne Delta-Flü-
gel. Während in der Standard-Konfiguration δω unabhängig von der Ge-
schwindigkeit linear ansteigt, steigt die Wirbeldicke bei 45 m/s ohne Delta-
Flügel stärker an. Für 50/55 m/s (Stabil/Flattern) ohne Delta-Flügel ist kein
messbarer Unterschied zu erkennen, die Wirbeldicke ist hier etwas geringer
als in der Standard-Konfiguration.
Die Ablenkung der Scherschicht nach außen ist in Abbildung 5.24 anhand der
Höhe der mittleren Geschwindigkeit hUm zu erkennen. Die Wirkung der Delta-
Flügel bleibt über die gesamte Messstreckenlänge erhalten. Nach dem An-
wachsen der Konvektionshöhe im vorderen Bereich steigt diese im hinteren
Teil nur noch leicht an, von 85 mm auf 110 mm.
x' = 1600 mm stärker ansteigt. Auch hier zeigen sich die selben Ergebnisse für
die stabile und die Flatter-Situation, bei der die Höhe deutlich geringer bleibt.
Die x-Geschwindigkeit auf Höhe der Düsenaustrittskante ist für beide Konfi-
gurationen in Abbildung 5.25 dargestellt. Für die Standard-Konfiguration
nimmt die Geschwindigkeit im hinteren Bereich der Scherschicht kontinuier-
lich ab. Alle drei Geschwindigkeiten zeigen dabei einen ähnlichen Verlauf.
Für die Messungen ohne Delta-Flügel ist die Geschwindigkeit annähernd kon-
stant, es zeigt sich eine Geschwindigkeit zwischen ̅̅̅
𝑢𝑥 ≈ 0,67. .0,69𝑈∞ auf
Höhe der Düsenaustrittskante. Die Übereinstimmung mit den bereits erwähn-
ten Untersuchungen von Bradshaw et al. [67] ist hier sehr gut. Lediglich im
Falle der Geschwindigkeit von 45 m/s ohne Delta-Flügel ist ein Anstieg der
Geschwindigkeit auf Düsenhöhe zu erkennen, was bereits aus den Strömungs-
feldern in Abbildung 5.22 ersichtlich wurde. Die Scherschicht ist nach oben
abgelenkt und daher sind die Bereiche höherer Geschwindigkeit nach oben
verschoben.
102 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Den Öffnungswinkel der Scherschicht zeigt Abbildung 5.26. Er nimmt für die
Standard-Konfiguration im hinteren Bereich kontinuierlich ab, erneut unab-
hängig von der Geschwindigkeit.
Für 50/55 m/s ohne Delta-Flügel bleibt der Öffnungswinkel konstant bei 2°,
für die Pumpgeschwindigkeit von 45 m/s nimmt er im hinteren Bereich der
Messstrecke zu. Durch die unterschiedliche Auflösung im vorderen und hin-
teren Bereich sind leichte Abweichungen beim Übergang zu erkennen (Abbil-
dung 5.21).
Der Verlauf der turbulenten kinetischen Energie k ist in Abbildung 5.27 über
der dimensionslosen Koordinate η = z'/x' dargestellt. Betrachtet werden die
Standard-Konfiguration bei 45 m/s und die drei repräsentativen Fälle (Pumpen
bei 45 m/s, Stabil bei 50 m/s und Flattern bei 55 m/s) ohne Delta-Flügel. Für
die Standard-Konfiguration zeigen alle Geschwindigkeiten denselben Verlauf,
daher wird hier nur der Verlauf für 45 m/s dargestellt.
Für 45 m/s ohne Delta-Flügel verschiebt sich das Maximum von k über die
Lauflänge nach außen (η positiv) und nimmt dabei etwas ab. Außerhalb des
Maximalwerts ist auf beiden Seiten eine leichte Zunahme der turbulenten ki-
netischen Energie zu erkennen, die Profile werden nach hinten also flacher.
Kaum Unterschiede für die verschiedenen Positionen sind für den Fall 50 m/s
festzustellen (links unten). Die Maximalwerte der Kurven liegen hier etwas
unterhalb derer für 45 m/s. Im Vergleich zur Standard-Konfiguration liegen
die Maxima höher und weiter innen. Bei 55 m/s ohne Delta-Flügel ist eine
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 105
Zur weiteren Analyse folgt eine Betrachtung der einzelnen Komponenten der
kinetischen Energie k, beginnend in Abbildung 5.28 mit der Reynolds-Span-
nung ̅̅̅̅
𝑢′2 /𝑈∞ 2 (Normalspannung). In den Verläufen für den Standard-Fall sind
die Maxima im Vergleich zu den übrigen Fällen durch die Delta-Flügel erneut
nach außen verschoben, allerdings recht konstant bei η ≈ 0,06. Die Kurven
flachen nach hinten leicht ab.
Starke Unterschiede der Profile zeigt der Fall 45 m/s ohne Delta-Flügel. Hier
bewegt sich mit zunehmendem Abstand zur Düse der Hochpunkt nach außen,
von η ≈ 0,02 bei x' = 0,8 Dh auf η ≈ 0,07 x' = 1,2 Dh. Die Kurven werden au-
ßerdem nach hinten deutlich flacher, der Maximalwert reduziert sich um un-
gefähr die Hälfte. Liegt der Wert für ̅̅̅̅
𝑢′2 /𝑈∞ 2 zu Beginn noch höher als in den
übrigen Varianten, reduziert sich ̅̅̅̅
𝑢′2 /𝑈∞ 2 am Ende der Messstrecke auf die
Größe der Standard-Konfiguration.
Die Kurven für Geschwindigkeiten von 50 und 55 m/s ohne Delta-Flügel zei-
gen keine wesentlichen Unterschiede. Alle Kurven liegen hier nahe aneinan-
der und die Hochpunkte liegen erneut konstant bei η ≈ 0,02.
Für 45 m/s ohne Delta-Flügel nimmt die Normalspannung 𝑤′ ̅̅̅̅̅2 /𝑈∞ 2 im be-
trachteten Bereich von x' = 0,7 Dh bis x' = 1,1 Dh stetig zu. Anschließend re-
duziert sich der Wert für x' = 1,2 Dh am Ende der Messtrecke wieder etwas.
Hier zeigt der Kollektor am Ende der Messstrecke (LMS = 1,44 Dh) bereits eine
stabilisierende Wirkung auf die Strömung. Alle Kurven liegen oberhalb der
anderen Fälle und die Hochpunkte wandern nach außen, allerdings flachen die
Kurven nicht ab, sondern werden von vorne nach hinten steiler.
Die Verläufe der Querkomponente der Reynolds-Spannungen ̅̅̅̅ 𝑣′2 /𝑈∞ 2 sind
in Abbildung 5.30 dargestellt. Hier zeigt sich für alle vier Fälle eine geringe
Abhängigkeit von der Geschwindigkeit.
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Fälle 50 und 55 m/s ohne Delta-Flügel
höhere Werte liefern als der Fall mit 45 m/s ohne Delta-Flügel oder in Stan-
dard-Konfiguration. Während für 50 m/s keine klare Tendenz ersichtlich wird,
steigt ̅̅̅̅
𝑣′2 /𝑈∞ 2 für 55 m/s (Flattern) von vorne nach hinten an. Auch hier äu-
ßert sich also das Flatterverhalten des Freistrahls in der oberen Scherschicht.
108 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Das Verhalten für 45 m/s ohne Delta-Flügel ist genau umgekehrt, zeigt also
eine abnehmende Reynolds-Spannung in Querrichtung. Ohne Delta-Flügel
liegen die Maxima der spitzen Kurven bei 50 und 55 m/s bei η ≈ 0,02, für
45 m/s sind keine klaren Hochpunkte auszumachen. In der Standard-Konfigu-
ration sind die Maxima, im Gegensatz zu ̅̅̅̅ ̅̅̅̅̅2 /𝑈∞ 2, nicht nach
𝑢′2 /𝑈∞ 2 und 𝑤′
außen verschoben, sondern liegen im Bereich η ≈ 0,03.
sein, der die Strömung stabilisiert. Eine längere Messstrecke könnte also mit
einem weiteren Anstieg der Schubspannung einhergehen.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass im Bereich von 1,0 Dh am äußeren
Rand negative Werte erreicht werden. Hussain [50] bringt dieses Verhalten
(negative production) mit kohärenten Strukturen in einem angeregten, runden
Freistrahl in Verbindung. Diese treten hier zwei hydraulische Durchmesser
hinter dem Düsenaustritt auf.
Die Verläufe der Fälle 50 und 55 m/s ohne Delta-Flügel und 45 m/s in Stan-
dard-Konfiguration liefern keine neuen Ergebnisse.
5.1.6 Modenzerlegung
Die Modenzerlegung der Ergebnisse des hinteren Teils der Scherschicht er-
folgt durch die Proper Orthogonal Decomposition (POD). Sie wird auf alle
gemessenen Fälle angewandt, der Fokus liegt wieder auf den drei relevanten
Fällen (45 m/s Pumpen, 50 m/s Stabil, 55 m/s Flattern) ohne Delta-Flügel und
zum Vergleich auf der Standard-Konfiguration (45 m/s).
Wie in Abschnitt Kapitel 3.6 erläutert, besteht ein Vorteil der POD darin,
durch die absteigende Sortierung die relevanten Moden herauszustellen. Die
prozentualen Energien der ersten 10 Moden für die vier Fälle sind in Abbil-
dung 5.32 für die POD-Analyse der beiden hinteren Messfelder dargestellt.
Für die Geschwindigkeit von 45 m/s ohne Delta-Flügel liegen die höchsten
Energie-Werte von jeweils ca. 31 % und 20 % für die ersten beiden Moden
vor. Die Konfigurationen 50 und 55 m/s ohne Delta-Flügel beinhalten deutlich
niedrigere Werte, somit kann von weniger energiereichen, kohärenten Struk-
turen ausgegangen werden. Die Messung in Standard-Konfiguration weist
nochmals etwas geringere Werte auf als ohne Delta-Flügel.
Zum Vergleich liegen die Energien der ersten Mode im vorderen Bereich
(x' = 0…1200 mm) ansteigend zwischen 11 und 24 % für die sechs betrachte-
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 111
ten Messfelder (keine Delta-Flügel, 40 m/s). Ein direkter Vergleich der abso-
luten Energiewerte ist allerdings aufgrund der verschiedenen Auflösung und
Größe der Messfelder schwierig.
Die zweite Mode weist die selbe Struktur auf wie die erste, weshalb auf eine
Darstellung verzichtet wird. Der einzige Unterschied ist, dass der Wirbel um
eine Viertel Periode versetzt positioniert ist. Gemeinsam mit den Ergebnissen
der Energiebetrachtung kann von einer konvektiven Mode ausgegangen wer-
den. Die Mode hat demnach einen Energieanteil von ca. 51 %.
Das Zentrum des Wirbels ist im Vergleich zu Mode 1 um ca. 260 mm nach
hinten (von x' = 1300 mm auf x' = 1560 mm) und 28 mm nach oben (von
z' = 145 mm auf z' = 173 mm) versetzt. Auch hier ist keine wesentliche y-
Komponente zu erkennen.
Die Betrachtung des hinteren Teils der Messstrecke führt zu denselben Struk-
turen wie im mittleren Bereich und liefert keine neuen Erkenntnisse. Der ein-
zige Unterschied ist ein weiterer Versatz des Wirbels in z-Richtung. Die Posi-
tionen sind hier (x' = 1670, z' = 195) mm und (x' = 1940, z' = 230) mm.
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 113
Hier ist eine konvektive Mode zur dritten Mode anzunehmen, allerdings ist
der räumliche Versatz geringer als von der ersten zur zweiten Mode und nicht
eindeutig in x-Richtung. Die fünfte und sechste Mode werden nicht dargestellt,
die y-Komponenten entsprechen aber denen der 3./4. Moden. Der Energie-an-
teil der Moden 3 – 6 liegt zwischen 3 und 5 % je Mode, in Summe somit bei
ca. 15 %. Er ist also besonders in den Fällen ohne starke konvektive 1./2. Mo-
den nicht zu vernachlässigen.
Rekonstruktion
Flügel bei U∞ = 45 m/s. Dazu wird das zeitlich gemittelte Ergebnis des Strö-
mungsfeldes mit den gewählten Moden überlagert. Sofern auch in den Zeitko-
effizienten Regelmäßigkeiten zu erkennen sind, kann eine Periode der kohä-
renten Struktur rekonstruiert und deren Frequenz extrahiert werden (siehe Ka-
pitel 3.6).
Der hohe Energiewert von über 50 % und die ähnlichen Strukturen (Abbil-
dung 5.32 und Abbildung 5.33) legen nahe, dass in der oberen Scherschicht
für 45 m/s ohne Delta-Flügel kohärente Strukturen auftreten. Die Verläufe von
Phasenwinkel 𝜑 und dessen Kreisfrequenz 𝜑̇ sind für diesen Fall über die ers-
ten fünf Sekunden in Abbildung 5.37 dargestellt.
Der regelmäßige Verlauf von 𝜑 auf der linken Seite der Abbildung und ein
daraus folgender nahezu konstanter Wert von 𝜑̇ (rechts) unterstützen die An-
nahme einer starken Kohärenz. Die mittlere Kreisfrequenz ergibt sich zu
̅ = 4,79(≈ 3𝜋/2), was einer Frequenz von f = 7,62 Hz entspricht.
𝜑̇ 𝑚𝑒𝑎𝑛 = 𝜔
Die Standardabweichung von 𝜑̇ ist um den Faktor 2-3 geringer als in den Fäl-
len ohne Kohärenz.
Wie bereits dargelegt muss anschließend ein Abgleich mit den dominanten
Frequenzen aus der Sondenmessung für diesen Fall erfolgen, um den Phasen-
sprung r zwischen den Momentaufnahmen zu identifizieren (Gl. 3.37).
Abbildung 5.37: Phasenwinkel 𝜑 und Kreisfrequenz 𝜑̇ für die Mode [1,2] für
45 m/s ohne Delta-Flügel
5.1 Experimentelle Untersuchung des leeren Modellwindkanals 117
Es ist eindeutig zu erkennen, dass das höchste Peak im Spektrum bei 17,7 Hz
sehr gut mit einem Wert von r = 1 übereinstimmt. Bei der PIV-Messung liegt
also immer eine zusätzliche Periode zwischen den Momentaufnahmen. Damit
kann die durch POD erkannte Frequenz von fW = 17,62 Hz den Wirbeln am
Rand der Scherschichteindeutig zugeordnet werden.
118 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Als weitere Auswertung lässt sich nun durch die Position der Wirbel deren
Geschwindigkeit und Trajektorie herleiten. Die Ergebnisse sind für die rele-
vanten Geschwindigkeiten in der nachfolgenden Tabelle 5.1 zusammenge-
fasst. Es ist sofort zu erkennen, dass eine konstante Wirbelfrequenz um die
bereits identifizierten 17,7 Hz in allen Geschwindigkeiten, in denen kohärente
Wirbel am Rand der Scherschicht nachgewiesen wurden, vorhanden ist.
𝟏,𝟐 Geradenglei-
x U∞ ETKE fW UW λW
chung in mm
14,82 Hz
30 m/s 36 %
1700 – 2100
17,10 Hz
Eine Besonderheit bildet hier der Fall 30 m/s: im hinteren Bereich der Mess-
strecke sind die Wirbel bereits so weit nach oben ausgelenkt, dass keine sinn-
volle Auswertung möglich ist. Nach einer genauen Analyse der Ergebnisse
kann festgestellt werden, dass hier die Wirbelfrequenz unregelmäßig zwischen
fW = 14,8 Hz und fW = 17,1 Hz wechselt.
Die weiteren Ergebnisse widersprechen der allgemeinen Literatur, dass sich
die Wirbel mit ca. 65 % der Windkanalgeschwindigkeit U∞ in der Scherschicht
bei z' = 0 bewegen. Tatsächlich werden die Wirbel mit einer Geschwindigkeit
von 0,40 bis 0,45 U∞ unter einem Winkel von ca. 9° nach außen abgetragen.
Es sind also, wie bereits in [66] vermutet, keine Kelvin-Helmholtz-Wirbel,
sondern Scherschicht-Randwirbel, die durch die Wellenbewegung der Scher-
120 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Zu erkennen ist außerdem, dass sowohl die Wellenlänge als auch die Ge-
schwindigkeit der Wirbel nach hinten hin leicht ansteigen. Hier ist aber auch
darauf hinzuweisen, dass bereits der Einfluss des Kollektors (bei
x' = 2585 mm) eine Rolle spielen kann.
Eine feste Strouhal-Zahl für die untersuchten Geschwindigkeiten kann mit den
Ergebnissen nicht eindeutig bestätigt werden. Stattdessen zeigen die oberen
Scherschichtwirbel eine feste Frequenz, die sich mit zunehmender Geschwin-
digkeit nur leicht erhöht.
Aus den höheren Moden 3-6 lässt sich keine kohärente Frequenz bestimmen.
Zwar sind, wie bereits dargelegt, in den Strukturen gewisse Ähnlichkeiten zu
erkennen, die Rekonstruktion zeigt jedoch kein regelmäßiges 𝜑 oder 𝜑̇ .
diesem frühen Stadium der Scherschicht zu erkennen. Für die Fälle mit Delta-
Flügeln ist diese Wellenbewegung deutlich reduziert oder gar nicht vorhanden.
Des Weiteren finden sich, abhängig von der betrachteten x'- und z'-Koordi-
nate, in den Momentaufnahmen Strukturen, die an die Turbulenzflecken beim
laminar-turbulenten Grenzschichtumschlag erinnern. Diese sind in Abbil-
dung 5.41 dargestellt, links die Geschwindigkeit, rechts die Vertikalkompo-
nente. Wie im Falle der Grenzschicht treten die Turbulenzflecken willkürlich
auf und zeigen keinerlei kohärentes Verhalten.
122 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Auf der rechten Seite der Abbildung ist zwischen x' = 700…900 mm eine ab-
wärts gerichtete Strömung zu erkennen, die durch einen darüber befindlichen
Wirbel hervorgerufen wird. Nach der Geradengleichung befindet sich dieser
bei z' ≈ 130 mm. Für x' < 700 mm und x' > 900 mm ist die Strömung überwie-
gend nach oben gerichtet.
Für die Bereiche des Pumpens ist ein deutlich niedrigerer Luftwiderstand zu
erkennen (30, 40 und 45 m/s). Im Falle von Flattern (55 m/s) zeigt sich nur
eine leichte Reduzierung des cW -Werts. Sind die Delta-Flügel am Düsenaus-
tritt montiert, ist der Luftwiderstand deutlich konstanter und sinkt mit zuneh-
mender Geschwindigkeit stetig ab.
Geometrie nur einen konstanten Versatz der Kurven ergibt wird auf die Dar-
stellung der korrigierten Werte verzichtet.
Bereits hier wird festgestellt, dass die erste natürliche Frequenz fn,1 sehr gut
mit dem Literaturwert von Sr = 0,34 übereinstimmt. Bemerkenswert ist dabei
auch, dass für die natürlichen Frequenzen gilt: fm,2 = 2,5 fm,1.
Spektren aber, abgesehen von der Wirbelfrequenz von 17,7 Hz und deren har-
monische Frequenz von 35,4 Hz, sehr gut übereinstimmen.
Wie zu erkennen ist, steigen die Druckschwankungen für die natürlichen Fre-
quenzen fm,1 und fm,2 stark an. Die experimentell bestimmte Wirbelfrequenz
von 17,7 Hz führt im Simulationsmodell zu keiner nennenswerten Reaktion.
Eine Reduzierung der minimalen Schwankungen des Falls ohne Anregung ist
nicht zu erkennen.
Zur Beurteilung des Einflusses der Anregung auf die Scherschichtwirbel zeigt
Abbildung 5.47 die Wirbelstärke um die y-Achse im Mittelschnitt der oberen
Scherschicht. Die Momentaufnahmen lassen deutliche Unterschiede erken-
nen. Sie sind zeitlich so gewählt, dass der dargestellte Zustand repräsentativ
für die jeweilige Strömungssituation ist. Im Basisfall ohne Anregung zerfallen
die Scherschichtwirbel bereits bei x' ≈ 1,0 Dh. Im weiteren Verlauf sind keine
kohärenten Strukturen mehr zu erkennen.
Für eine Anregung mit fm,1 = 9,2 Hz sind mehrere große Wirbel zu erkennen.
Bei x' = 2000 mm befinden sich zwei Wirbel, ein größerer bei z' = 500 mm
und ein kleinerer bei z' = -250 mm. Hier ist also eine deutliche Ablenkung in
z-Richtung erkennbar. Der Zerfall der Wirbel ist nach hinten verschoben und
zeigt sich erst ganz am Ende des dargestellten Bereichs (x' = 4000 mm).
5.3 CFD-Simulation des generischen Düsenmodells 129
Wird die Strömung einer Anregung mit der im Experiment ermittelten Fre-
quenz unterzogen, zeigt sich ebenfalls ein verzögerter Zerfall der Wirbel im
Vergleich zum unangeregten Fall. Den stärksten Unterschied zeigt allerdings
die Anregung mit der zweiten natürlichen Frequenz fm,2 = 22,0 Hz. Hier sind
130 5 Experimentelle und simulative Ergebnisse
Aus den Momentaufnahmen lässt sich erkennen, dass sich für fm,1 mehr Wirbel
in der Scherschicht befinden und diese nach oben und unten ausgelenkt wer-
den. Somit lässt sich die erhöhte Impulsverlustdicke erklären. Die Reduzie-
rung von δ2 lässt sich in Abbildung 5.47 unten für fm,2 ebenfalls erkennen. Es
sind weniger Wirbel mit einem festen Abstand zu erkennen, die sich alle hin-
tereinander auf einem Bogen in der Scherschicht bewegen.
Ein Grund dafür könnte beispielsweise die Vereinfachung des Plenums im Si-
mulationsmodell sein. So treffen die Wirbel im Simulationsmodell nicht auf
den Kollektor und die Plenumsrückwand auf und verursachen somit keine
Druckschwankungen. Hier sollten in der Zukunft weitere Simulationen erfol-
gen, auch am gesamten Windkanal einschließlich Luftführung.
6 Bewertung und Diskussion der Ergebnisse
Sowohl das Wirbelmodell einer festen Strouhal-Zahl als auch das Modell des
Edgetone-Feedback-Loop scheinen die Ergebnisse in einem offenen Windka-
nal mit geschlossener Luftführung nicht ausreichend beschreiben zu können.
Die Strouhal-Zahlen bezogen auf die Duplex-Düse liegen in einem weiten Be-
reich zwischen 0,3 und 0,8 (oder 0,2 bis 0,55 bezogen auf DD).
Aufgrund der Messergebnisse ist von der Anregung der Instabilität der Düsen-
strömung durch Druckschwankungen in der Vorkammer auszugehen. Das
heißt, die Schwankungen regen sozusagen „sich selbst“ an: in der Scherschicht
entstehen durch natürliche Instabilitäten kohärente Strukturen, die beim Auf-
Darüber hinaus ist zu beachten, dass bei der Diskussion solcher Effekte häufig
mehrere verschiedene Effekte vermischt werden. Das Auftreten von Wum-
mern („buffeting“) ist im untersuchten Fall eine Kombination von Freistrahl-
Instabilität, stehender Welle in der Luftführung und akustischer Raummode,
also die Manifestierung eines aerodynamischen Effekts durch eine akustische
Raumresonanz.
Links ist der Fall des Pumpens abgebildet, die drei Scherschichten reagieren
zeitgleich auf die Druckanregung. Die Instabilitätswelle wird angeregt und alle
Scherschichten bilden kohärente Wirbel ab ca. 1/2 Dh (bezogen auf die
6.2 Das alternative Wirbelmodell 133
Im Fall des Flatterns (Abbildung 6.1 rechts) reagiert die obere Scherschicht
kaum auf die Störung durch den schwankenden Druck. Die seitlichen Scher-
schichten wiederum werden instabil, es bilden sich kohärente Wirbel. Da die
Scherschichten gegenüberliegen, koppeln sich die Wirbel um eine halbe Wel-
lenlänge versetzt zueinander ein und treten somit rechts und links abwechselnd
auf. Dadurch werden in der Messstrecke starke Schwankungen in Querrich-
tung ausgelöst.
Die Wellenlänge, also der Abstand der Scherschichtrandwirbel, steigt über die
Messstrecke leicht an. Für genauere und allgemeine Aussagen ist die im Rah-
men dieser Arbeit erfasste Datenbasis allerdings zu gering. Im MWK kann
jedoch davon ausgegangen werden, dass trotz recht kurzer Messstrecke zwei
aufeinanderfolgende Wirbel in der Scherschicht bestehen können. Eine Paa-
rung der Scherschichtwirbel kann durch den gemessenen Abstand ausge-
schlossen werden.
Dass sich die Frequenzen in einem Freistrahl über die Lauflänge reduzieren,
ist hinreichend bekannt (siehe Kapitel 3.5). Gleichzeitig wächst die Amplitude
der Störungen an, bevor diese zerfallen und das Nahfeld endet. Beim Ver-
gleich von Daten aus unterschiedlichen Windkanälen zeigt sich, dass im Falle
von kurzen Messstrecken [34, 66] mit LMS ≈ 1,5 Dh eher Rohrmoden der Ord-
nung m = 3 – 6 auftreten. Für lange Messstrecken mit LMS ≥ 2 Dh hingegen
sind niedrigere Moden m = 2 – 3 zu finden [30, 99, 35]. Auch dieses Ergebnis
passt gut zur Reduzierung der Frequenz über die Länge des Freistrahls.
Auf der anderen Seite ist durch die einseitige Einspannung am Boden eine
Verlängerung des Nahfeldes zu erwarten. Dies wird deutlich bei der Verwen-
dung des hydraulischen Durchmessers der Duplex-Düse, was zu einer Verlän-
gerung des Nahfeldes um den Faktor √2 führt.
Bei der Auslegung eines Freistrahl-Windkanals Göttinger Bauart ist also ein
Kompromiss zu finden zwischen einer Reduzierung des Kollektoreffekts
durch eine möglichst lange Messstrecke und einer Reduzierung der Schwan-
kungen durch eine möglichst kurze Messstrecke.
Dazu kommt, dass ein Anstieg des Druckgradienten im hinteren Bereich der
Messstrecke häufig nur mit dem Druckaufstau vor dem Kollektor in Verbin-
dung gebracht wird. Im Falle einer Anregung der Scherschichtwirbel kann der
Druckgradient aber auch gänzlich ohne Kollektor stark ansteigen. Durch die
Ablenkung der Scherschicht nach außen reduziert sich die Geschwindigkeit
im Strahlkern, womit der Druckanstieg zu erklären ist.
Ergänzend sollte das Fahrzeug nicht zu weit von der Düse entfernt platziert
werden, da die kohärenten Wirbel ab ca. 1/2 Dh hinter der Düse auftreten und
anschließend anwachsen. Daher ist mit deutlich stärkeren Schwankungen der
gemessenen Kräfte am Fahrzeug zu rechnen, wenn das Fahrzeug weiter von
der Düse entfernt positioniert ist. Infolgedessen ist mit längeren Messzeiten zu
rechnen.
7 Schlussfolgerung und Ausblick
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die maximalen Störungen durch
eine Wechselwirkung der Scherschichtinstabilität mit der Rohrresonanz, also
einer stehenden Welle in der Luftführung hervorgerufen werden. Zu unter-
scheiden sind dabei zwei verschiedene Zustände. Die Anregung führt entwe-
der zu einem gleichmäßigen, halbringartigen Wirbel, der besonders im hinte-
ren Bereich der Messstrecke einen Druckanstieg bewirkt. Dies entspricht zwar
der üblichen Modellvorstellung, jedoch wurde gezeigt, dass die Wirbel sich
nicht an der Trennschicht entlang bewegen, sondern nach außen abgelenkt
werden. Alternativ treten die Wirbel in der rechten und linken Scherschicht
wechselseitig auf, was starke Schwankungen in Querrichtung mit sich bringt.
Das wichtigste Argument für diese Maßnahmen ist aber, dass sämtliche andere
Anregungen, egal woher auch immer, keine kohärenten Scherschicht-Struktu-
ren bewirken. Sowohl die stehende Welle in der Luftführung als auch die Ple-
nums-Eigenfrequenzen oder eine Gebläsefrequenz haben keine wesentlichen
Auswirkungen.
Aktive Systeme sind ebenfalls wirkungsvoll gegen das Auftreten von kohä-
renten Strukturen, bringen jedoch immer eine größere Komplexität mit sich.
Wenn durch Druckschwankungen in der Luftführung der stehenden Welle ent-
gegengewirkt wird, kann die Anregung der Scherschicht für diese Fälle ver-
mieden werden [29].
Ähnlich in der Funktionsweise ist die Anregung der Scherschicht an deren An-
fang, also eine Entgegenwirkung zur Scherschicht-Instabilität [63]. Grund-
sätzlich ist auch eine Öffnung der Luftführung möglich, bspw. mit Rückfüh-
rung ins Plenum, auch hier ist allerdings eine anspruchsvolle Justierung not-
wendig [34].
Auch der Einfluss der seitlichen und oberen Scherschicht aufeinander bleibt
zu untersuchen. Hier entsteht im Nachlauf der Düsenecke, auch ohne Turbu-
lenzgeneratoren, eine Rotationskomponente. Diese dürfte das Verhalten ab-
hängig von der Stärke der Scherschichtrandwirbel nochmals komplexer ma-
chen.
Für Windkanäle ohne rechteckige Düse, also mit abgeflachten Ecken oder ei-
ner halbrunden Düse, kann ein komplett anderes Verhalten auftreten. Auch
wenn aus derartigen Windkanälen keine Wummer-Effekte berichtet wurden,
konnte sich in der jungen Vergangenheit die rechteckige Düse beim Bau von
Windkanälen durchsetzen.
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