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Emmanuel Levinas wird als einer der bedeutendsten Philosophen des 20.

Jahrhunderts angesehen.

Seine Philosophie ist stark beeinflusst von zwei Traditionen: auf der einen Seite die
Phänomenologie Edmund Husserls und das Denken Martin Heideggers,
auf der andereren die jüdischeBibel, der Talmud und die Geschichten
des jüdischen Volkes.

Es ist ein Grundanliegen Lévinas' die Bedeutung des Anderen zu würdigen. Die ,natuerlich,
vorphilosophische Begegnung und/oder Beziehung mit dem Anderen ist laut Lévinas essentiel fuer
unser Welt- und Selbstverhältnis.

Erst die Beziehung zum Anderen, die


Asymmetrie zwischen dem Anderen und mir, macht mich zu einem Ich.1

Damit ist nicht nur der Subjektbegriff, sondern die abendländische Ontologie grundsätzlich
problematisiert. Ihr Vorrang als prima philosophia geht in Lévinas' Verständnis an
die Ethik über. Er ist der Meinung, dass jede Philosophie auf einer präphilosophischen
Erfahrung beruht. Die Philosophie ist für Levinas mit einer
eigenen Erfahrung verbunden. Erst in der Begegnung mit dem anderen Menschen
finden wir den ursprünglichen Sinn, und die Ethik ist eine entscheidende Erfahrung.
Die andere wichtigste Idee für Levinas ist die Idee des Unendlichen. Er sieht eine
Gefahr der abendländischen Philosophie: die Allheit des Seienden als eine Totalität
zu beschreiben. In diesem Sinne wird das Individuum als bloßer Träger von Kräften
betrachtet und der Einzelne verdankt seinen Sinn der Totalität. Levinas hat den

Man kann sagen, dass Levinas keine Ethik überhaupt beabsichtigte. Er wollte die Bedeutung der
Intersubjektivität erkunden und drei Themen gruendlich erforschen: die Transzendenz, die
Existenz und die menschliche Anderen.

Im Kern der Denkens Levinas ( Werke von 1961 und 1974) sind Beschreibungen der Begegnung
mit einer anderen Person. Diese Begegnung bekundet eine Besonderheit: die anderen Auswirkungen
mir im Gegensatz zu allen weltlichen Objekt oder Kraft. Ich kann die andere Person kognitiv auf
der Grundlage der Vision dar, als ein alter ego. Ich kann sehen, dass ein anderer Mensch ist "wie
ich", wirkt wie mir scheint der Meister ihres bewussten Besonderheit, wenn es durch den Blick des
Anderen hervorgehoben. Dieser Blick ist interrogative und zwingend. Er sagt, "töte mich nicht." Er
bittet auch das Ich, die es entzieht sich nur schwer, obwohl dieser Antrag kann eigentlich keine
diskursive Inhalte. Dieser Befehl und Flehen tritt auf, weil menschliche Gesichter beeinflussen uns
als affektive Momente oder was Levinas fordert "Unterbrechungen". Das Gesicht des anderen ist
zum einen Ausdruckskraft. Es könnte zu einer Kraft verglichen werden. Wir müssen natürlich
verwenden die Alltagssprache, diese affektive Störungen zu übersetzen. Darin liegen schwer, dass
dieser Eintrag wird klären.

1.2 Leben und Karriere


1Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität. Übers. Von
Wolfgang Nikolaus Krewani. Alber Freiburg/München 2002.,S.
1906

Geboren am 12. Januar in Kaunas (oder Kowno, auf Russisch), Litauen. Litauen ist ein Teil des
vorrevolutionären Rußland, in dem der damalige Umgebung "tolerierte" Juden. Er ist das älteste
Kind in einer bürgerlichen Familie und hat zwei Brüder, Boris und Aminadab.

1914

Im Zuge des Krieges, emigriert Levinas Familie Karkhov, in der Ukraine. Die Familie kehrt in
Litauen im Jahre 1920, zwei Jahre nachdem Land erhält die Unabhängigkeit von der revolutionären
Regierung erzwingt.

1923

geht Levinas Philosophie in Straßburg (Frankreich) zu studieren. Levinas studiert Philosophie mit
Maurice Pradines, Psychologie mit Charles Blondel und Soziologie mit Maurice Halbwachs. Er
trifft Maurice Blanchot, der ein enger Freund werden wird.

1928-1929

Levinas reist nach Freiburg, um mit Edmund Husserl zu studieren; besucht Heideggers Seminar.

1930

veröffentlicht seine These auf Französisch, die Theorie der Intuition in der Phänomenologie
Husserls.

1931

Französisch-Übersetzung der Husserls Sorbonne Vorlesungen.

Cartesianischen Meditationen, in Zusammenarbeit mit Gabriele Peiffer.

1932

Er heiratet Raïssa Levi, den er seit seiner Kindheit kannte.

1934

Levinas veröffentlicht eine philosophische Analyse der "Hitlerismus", Reflexionen über die
Philosophie des Hitlerismus.

1935

Levinas veröffentlicht einen ursprünglichen Aufsatz in hermeneutischen Ontologie On Escape, in


der Émile Bréhier Zeitschrift Recherches philosophiques (im Jahr 1982 neu aufgelegt).

1939

Eingebürgert in Frankreich; bewirbt sich in der Französischen Offizierskorps.


1940

von den Nazis gefangen; in Fallingsbotel, ein Arbeitslager für Offiziere inhaftiert. Seine litauischen
Familie wird ermordet. Seine Frau Raïssa, und Tochter, Simone, von Nonnen in Orléans versteckt.

1947

Nach der Veröffentlichung der Existenz und Existenzen ( Levinas begann mit dem Schreiben in
der Gefangenschaft), und Zeit und der Andere, der vier Vorlesungen am Collège Philosophique
(von Jean Wahl gegründet), wird Levinas Direktor der École Normale Israélite Orientale, Paris.

1949

Nach dem Tod ihrer zweiten Tochter Andrée Éliane, Levinas und seine Frau haben einen Sohn,
Michael, der Pianist und Komponist wird.
 
Levinas veröffentlicht En découvrant l'Existenz avec Husserl et Heidegger

1957

Er liefert seine ersten Talmudlesungen an den Colloque des intellectuels juifs de Langue française. .

1961

veröffentlicht seinen Doktortitelarbeit (ES Lettres), Totalität und Unendlichkeit: Ein Essay über
Exteriorität. Besetzt eine Professur an der Université de Poitiers.

1963
veröffentlicht Schwierige Freiheit: Essays über das Judentum.

1967
Professor an der Université de Paris, Nanterre, mit Paul Ricoeur.

1968 veröffentlicht Quatres presentations talmudiques (Übersetzung in Neun talmudische


Lesungen).

1972 Humanismus des Anderen.

1973 Vortrag an der Universität Paris IV-Sorbonne.

1974 Anders als Sein, oder darüber hinaus , das zweite Hauptwerk.

1975 Sur Maurice Blanchot (ohne Übersetzung).

1976 Eigennamen.

1977 Sacré Au Saint (englische Übersetzung in Neun talmudische Lesungen).


1982 Gott, der in den Sinn kommt, Jenseits der Verse und der Funkgespräche mit Philippe Nemo,
Ethik und Unendlichkeit.

1984 Transzendenz et Intelligibilité (Übersetzung in Emmanuel Levinas: Grund philosophischen


Schriften)

1987 Außerhalb des Subjekts, eine Sammlung von Texten, alt und neu aus Philosophen, Sprache
und Politik.

1988 In der Zeit der Nationen.

1990 De l'oblitération: Entretien avec Françoise Armengaud (ohne Übersetzung); eine


Diskussion über die Skulptur der Lands Litauen.

1991 Entre Nous: Denken ueber den Anderen.. Eine Ausgabe der renommierten Les Cahiers de
L'Herne ist dem Levinas dediziert.

1993 Sorbonne Vorlesungen von 1973 bis 1974, als Gott, Tod und Zeit veröffentlicht. Das
jährliche Kolloquium an Cerisy-la-Salle veröffentlicht eine Volumen ,das ihm gewidmet ist.

1994 Raïssa Levinas stirbt im September. Levinas veröffentlicht eine Sammlung von Essays,
Liberté et commandement (ohne Übersetzung) und Unvorhergesehene Geschichte von Pierre
Hayat bearbeitet.

1995 Alterität und Transzendenz.

 Emmanuel Levinas stirbt in Paris, 25. Dezember.

 
1996 Neue talmudischen Lesungen (veröffentlicht postum).

1998 Ethique comme philosophie première (keine deutsche Übersetzung, posthum


veröffentlicht).

Grundgedanken Levinas
Es hat er eine ganz andere Art und Weise zu philosophieren hat, die totalen
Abstand von der traditionellen abendländischen Philosophie, besonders der
Ontologie nimmt. Levinas ist von Heideggers Versuch, eine
„Fundamentalontologie“ zu entwerfen, sehr inspiriert. Er hat aber
einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Er wollte eine ganz neue Metaphysik
entwerfen, die völlig über Heidegger’sche Philosophie hinausgeht

Emmanuel Lévinas war fest im Judentum verankert. Er hat mit der Philosophie von Plato bis
Heidegger gebrochen zugunsten einer radikalen Beziehung zur Andersartigkeit, zur Alterität.Er
beschäftigt sich in zentraler Weise mit Ethik. Er verknüpft die Beziehung zu Gott mit der
Beziehung zu den Mitmenschen. Er war ein Denker des 20. Jahrhunderts.

Lévinas ist ein moderner "Mitnagid", ein traditioneller Gegner des Chassidismus. Mystizismus
und Mythos weist er als Vielgötterei zurück. Er ist in der Bibel, wie er sie sieht, verwurzelt, d.
h. in ihren moralischen Geboten und Gesetzen und im Talmud

Philosophie von Lévinas


Lévinas, ein Philosoph der Philosophen, konstruierte eine vollständige Philosophie und
Phänomenologie. Lévinas‘ behauptet, daß die Beziehung zum Anderen asymmetrisch sein muß.
Dementsprechend tritt der Mensch zum Anderen wie zu einem Höheren in Beziehung, selbst
wenn in ihm durch diese Begegnung die Verantwortung für den Anderen, der seiner Hilfe
bedarf, geweckt wird.

Lévinas‘ behauptet, daß die Beziehung zum Anderen asymmetrisch sein muß.
Dementsprechend tritt der Mensch zum Anderen wie zu einem Höheren in Beziehung, selbst
wenn in ihm durch diese Begegnung die Verantwortung für den Anderen, der seiner Hilfe
bedarf, geweckt wird.

Lévinas schien zu befürchten, daß die "Ich-Du" Beziehung auf einer rein geistigen Ebene
bleiben würde, wenn sie nicht mit ethischen Handlungen beginnt, wie sie die Bibel und der
Talmud ausdrücklich befehlen.

Lévinas sieht die Grundlage für Gerechtigkeit in der Tatsache, daß eine dritte Person existiert, die mich
und den Anderen als Personen sieht, die es wert sind, zu bekommen, was ihnen zusteht.

2.1 die Hinwendung zu dem „Anderen“

Die abendländische Philosophie von der Antike bis zur Neuzeit war
mehr auf die Ontologie (Seinslehre) orientiert. Was das Wesen von dem Seienden ist, stand im
Mittelpunk der Philosophie.
Fuer Levinas verliert die Ontologie ihre Hauptrolle dadurch, dass die Totalität des Seienden
durch die Hinwendung zu dem Anderen durchbrochen oder überwunden wird.

Levinas schreibt: „das metaphysische Verlangen dagegen, ist auf das völlig andere oder
den absolut Anderen gerichtet“2. Die Hinwendung zu dem Anderen kann s sich als
ein Verlangen, das unersättlich und gleichzeitig unermessbar ist.

Der Andere wird von Levinas metaphysisch erfasst; denn das, was das metaphysische Verlangen
anstrebt, stillt nicht, sondern steigert das Verlangen.

Dieses Getrennt-sein von dem


Ersehnten gehört vielmehr zur Eigenart des metaphysischen Verlangens.
Nach Levinas soll dem, im metaphysischen Sinne „Anderen“ eine Inadäquation
zugesprochen werden. Offensichtlich bezieht sich die Inadäquation auf ihr
Gegenteil—Adäquation.

Im allgemeinsten Verständnis bedeutet die Adäquation die


Intentionalität, dass psychische Vorgänge auf Sachverhalte gerichtet sind. Mit
anderen Worten, besteht Wahrnehmung, so ist sie auf Wahrgenommenes gerichtet,
besteht Denken, so ist es auf Gedachtes gerichtet. Bewusstsein ist immer
Bewusstsein von etwas, oder das Denken ist immer ein Denken von etwas.
Cogitatio ist immer auf ein Cogitatum bezogen. Husserl hat die Intentionalität in
zwei Aspekte auseinanderdividiert, in Bewusstseinsaktivitäten (Noesis) und in
Bewusstseinsinhalte (Noema, Noemata). Nun ergibt sich ein Problem, wird die
Intentionalität von Noesis-Noema alle Phänomene in adäquater Weise rechtfertigen?
Levinas hat sich darum bemüht, über die Intentionalität der Adäquation
hinauszugehen, nämlich, ob eine Inadäquation oder „Nichtübereinstimmung“ von
Bewusstsein und Gegenstand gedacht werden kann. Er hat festgestellt, dass die
Hinwendung zu dem Anderen oder die Exteriorität zu dem Anderen durch die Intentionalität der
Adäquation nicht beschrieben werden kann, da der Andere ein
vollständig oder absolut Anderer5 ist:

Daher können wir die Schlussfolgerung ziehen, dass der absolut Andere jenseits
des Seins liegt. Alle Ontologien werden von Levinas in Abrede gestellt, „denn die
Ontologie reduziert die Andersheit des anderen Menschen stets auf die Selbigkeit eines
monadischen Ich“8. Sofern der Andere absolut und „metaphysisch“ anders ist, ergibt
sich ein neuer Sinn von Metaphysik. Die neue Metaphysik ist nunmehr die Ethik,
und zwar die Beziehung mit dem Anderen.

2.2die Hinwendung zu dem Unendlichen

Diese Idee des Unendlichen ist einer von Levinas faszinierendsten


philosophischen Gedanken. Die Ontologie nimmt alles Seiende und Gott in die
Ordnung der Intentionalität auf. Aber die Noesis-Noema-Beziehung bzw. die
Intentionalität der Adäquation stößt an ihre Grenze bei der
Unendlichkeitsvorstellung. Das Begehren oder Verlangen nach dem Anderen ist
metaphysisch; es richtet sich auf „das absolut Andere“ und kann insofern nicht

2 Stephan Strasser. Jenseits von Sein und Zeit. Eine Einführung in Emmanuel Levinas’ Philosophie.
Martinus Nijhoff / den Haag 1978 S. 11
befriedigt werden 9 . In der Unendlichkeitsvorstellung knüpft Levinas die
neuplatonische Version des Begehrens (desiderium) bei Nikolaus Cusanus und die
Vorstellung des Unendlichen in mir bei Descartes (idea infinitum) an.

In seinem Hauptwerk „Totalität und Unendlichkeit“ steht klar geschrieben:

„Zwischen der Philosophie der Transzendenz und der Philosophie der Immanenz
nehmen wir uns vor, innerhalb des Verlaufs der irdischen Existenz, der
ökonomischen Existenz, wie wir sie nennen, eine Beziehung mit dem Anderen zu
beschreiben, die nicht auf eine göttliche oder menschliche Totalität hinausläuft,
eine Beziehung, die nicht eine Totalisierung der Geschichte ist, sondern die Idee
des Unendlichen. Eine solche Beziehung ist die eigentliche Metaphysik“3

Die Idee der Unendlichenvorstellung zersprengt das Gefüge von Idee und Ideatum,
weil das Ideatum des Unendlichen nicht in die Idee des Unendlichen eingeht und
nicht begriffen wird. Das Unendliche ist das radikal, das absolut Andere. Sie
kommt vom Außerhalb. Sie kann nie durch das menschliche Bewusstsein
vergegenwärtigt .
Levinas nennt diese Unfassbarkeit der Idee des Unendlichen das „Unvordenkliche“.
Was Descartes uns interessiert liegt nicht darin, dass er einen „via
eminentiae“ eingeschlagen hat, vielmehr dass er bis zum Bruch des Bewusstseins
denkt. Der Bruch des Bewusstseins - dies meint keine Verdrängung ins Unbewusste

3 Emmanuel Levinas. Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität. Übers. Von Wolfgang
Nikolaus Krewani. Alber Freiburg/München 2002. S. 65-66

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