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Lineare Gleichungssysteme (FZB1)

Prof. Dr. J. Gaukel

WS 2013/14

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INHALTSVERZEICHNIS
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INHALTSVERZEICHNIS

Inhaltsverzeichnis
1 Lineare Gleichungssysteme 3
1.1 Grundsätzliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.1.1 Lineare Gleichungssysteme LGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.1.2 LGS - Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.1.3 Lösung eines LGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.1.4 Matrix-Schreibweise eines LGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.2 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

2 (*NP*)Nicht-lineare Gleichungssysteme 6

3 Lösungen der Kontroll-Aufgaben 7

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1 LINEARE GLEICHUNGSSYSTEME 3

1 Lineare Gleichungssysteme
1.1 Grundsätzliches
1.1.1 Lineare Gleichungssysteme LGS

1) Definition (Lineare Gleichungssysteme LGS)


Ein System der folgenden Bauart heißt Lineares Gleichungssystem (LGS). Die ajk und bj sind hierbei feste
Zahlen, die xj sind Unbekannte.
a11 x1 + a12 x2 + . . . + a1n xn = b1
a21 x1 + a22 x2 + . . . + a2n xn = b2
.. ..
. .
am1 x1 + am2 x2 + . . . + amn xn = bm
Die b1 = · · · = bm = 0 nennt man rechte Seite.
Ist die rechte Seite b1 = · · · = bm = 0, dann spricht man von einem homogenen LGS.
Falls mindestens ein bi 6= 0, dann spricht man von einem inhomogenen LGS.
Gibt es mehr Gleichungen als Unbekannte (m > n), dann spricht man von einem überbestimmten LGS.
Gibt es weniger Gleichungen als Unbekannte (m < n), dann spricht man von einem unterbestimmten LGS.
Gibt es gleich viele Gleichungen wie Unbekannte (m = n), dann spricht man von einem quadratischen LGS.
Eine Lösung ist ein Satz von Zahlen für x1 , . . . , xn , für die alle Gleichungen gleichzeitig aufgehen.

2) Satz (Zahl der Lösungen eines LGS)


Ein LGS hat entweder keine oder eine oder unendlich viele Lösungen. Im Fall von unendlich vielen Lösungen
bildet die Lösungsmenge eine Gerade, eine Ebene oder ein linearer Raum (das ist ein Überbegriff zu Geraden und
Ebenen).
Ein homogenes LGS besitzt stets die triviale Lösung x1 = · · · = xn = 0. Homogene LGS besitzen also entweder
eine oder unendlich viele Lösungen.

1.1.2 LGS - Beispiele


x1 +2x2 +x3 = 8 x1 +2x2 = 5
x1 −2x2 −x3 = −6 2x1 +2x2 = 6 .
2x1 +x2 −x3 = 1 3x1 −x2 = 1

x1 +x2 +x3 = 4
x1 +x2 −2x3 = 0
2x1 −x2 +4x3 = 1 x1 −2x2 +3x3 = 2
2x1 −x2 +2x3 = 3
3x1 +5x3 = 5 x1 +x2 −x3 = 2
x1 +4x2 −8x3 = −3
x1 +4x2 −x3 = 11

3x1 +2x2 −x3 = 2


x1 −x2 +x3 = 1
x1 −x2 +2x3 = −6 2x1 +4x2 +2x3 = 2
x1 +x2 +2x3 = 0
x1 +x2 +x3 = −4 −x1 −2x2 −x3 = 1
2x1 +3x3 = 2
x1 +4x2 +4x3 = 1
Im Folgenden wollen wir kategorisieren, was bei LGS zu erwarten ist. Wir unterscheiden in den Normalfall und
in Ausnahmen. Was ist mit Normalfall“ bzw. mit Ausnahme“ gemeint? Wählt man per Zufallsgenerator die
” ”
Koeffizienten und die rechte Seite eines LGS, dann ergibt sich fast immer der Normalfall. Und wenn er sich nicht
ergibt, dann genügt eine minimale Abänderung weniger Zahlen (oder gar nur einer Zahl) und wieder liegt der
Normalfall vor.

• Quadratisches Gleichungssystem

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1 LINEARE GLEICHUNGSSYSTEME
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1.1 Grundsätzliches

Normalfall: genau eine Lösung


Ausnahme: keine Lösung
große Ausnahme: unendlich viele Lösungen
• Überbestimmtes Gleichungssystem
Normalfall: keine Lösung
Ausnahme: eine Lösung
große Ausnahme: unendlich viele Lösungen
• Unterbestimmtes Gleichungssystem
Normalfall: unendlich viele Lösung
Ausnahme: keine Lösung
Unmöglich: eindeutige Lösung

1.1.3 Lösung eines LGS


LGS löst man, indem man sie schrittweise in ein äquivalentes LGS überführt, dem man die Lösung direkt ansehen
kann. Hierbei benutzt man die untenstehenden Äquivalenzumformungen. Diese haben die Eigenschaft, dass sie die
Lösungsmenge nicht verändern. Das Verfahren nennt man Gauß-Algorithmus
(I): Multiplikation einer Zeile mit einer von Null verschiedenen Zahl
(II): Vertauschung von Zeilen
(III): Addition eines Vielfachen einer Zeile zu einer anderen.
Mit diesen drei Bausteinen lässt sich die Lösung eines LGS in drei Phasen einteilen:
1. Systemmatisch weniger Unbekannte auftauchen lassen. Hierzu zunächst die erste Variable nur noch in der
ersten Zeile auftauchen lassen. Dann die zweite Variable nur noch in den ersten beiden Zeilen auftauchen
lassen, usw. Man erhält so die Stufenform eines LGS.
2. Anhand der Stufenform kann man entscheiden, ob das LGS keine Lösung, eine Lösung oder unendlich viele
Lösungen besitzt.
3. Die Lösung(en) kann man nun bestimmen. Falls die Stufenform noch lange Stufen“ besitzt (und somit

mehrdeutig lösbar ist), werden die langen Stufen durch zusätzliche freie-Variablen-Stufen gleichmäßig

gemacht“ (siehe Beispiele). Dann kann man die Lösungen
• durch iteratives Rückwärtseinsetzen bestimmen.
• durch weitere Eliminationen bestimmen. Hierbei sorgt man zunächst dafür, dass die letzte Variable nur
noch in der letzten Gleichung auftaucht. Dann sorgt man dafür, dass die vorletzte Variable nur noch in
der vorletzten Gleichung auftaucht, usw. Die Lösungen lassen sich nun direkt ablesen. Diese Variante
wird insbesondere bei größeren Gleichungssystemen empfohlen, weil sie systemmatischer ist, denselben
Aufwand bedeutet und weil beim Invertieren von Matrizen diese Technik verwendet werden muss.
Beachte: Führt man Aktion (III) in einem Schritt mehrfach aus, dann immer konsequent nur obere Zeilen“

addieren bzw. konsequent nur untere Zeilen“ addieren.

3) Aufgaben
Aufgabe K3.1: .Wie lautet jeweils die Gleichung der Parabel y = ax2 + bx + c, durch die drei Punkte (x, y) = . . .
• (0; 4) (2; 5) (4; 9)
• (1; 3) (2; 6) (−1; 9)
/
Aufgabe K3.2: .Lösen Sie die 8 Beispiel-LGS /

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1 LINEARE GLEICHUNGSSYSTEME
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1.2 Anwendungen

1.1.4 Matrix-Schreibweise eines LGS


Will man sich Schreibarbeit sparen, dann kann man die Matrix-Schreibweise“ benutzen und die freien Variablen

xk weglassen. Dies wollen wir ganz kurz anreißen. Ein tieferes Verständnis ist allerdings erst möglich, wenn wir
uns mit Matrizen und deren Multiplikation beschäftigt haben.
Anstatt
x1 +2x2 +5x3 = 8
2x1 −2x2 −x3 = −6
notieren wir nur die Kern-Information, nämlich

1 2 5 8
2 −2 −1 −6

Bzw. man schreibt mit  


  x1  
1 2 5 8
A= x =  x2  r=
2 −2 −1 −6
x3
ganz kompakt
A·x=r

1.2 Anwendungen
In der Praxis entstehen lineare Gleichungssysteme aus den verschiedensten Fragestellungen. Zwei davon wollen
wir kurz erwähnen: .

• Der Schnitt von Geraden und Ebenen ist eine dieser Fragestellungen: Schneidet man Geraden im R2 , so
führt die Bestimmung der Schnittmenge auf ein quadratisches LGS mit zwei Unbekannten. Umgekehrt kann
man ein LGS mit zwei Unbekannten als Schnittproblem von Geraden in der Ebene deuten.
Schneidet man Ebenen im R3 , so führt die Bestimmung der Schnittmenge auf ein quadratisches LGS mit
drei Unbekannten. Umgekehrt kann man ein LGS mit drei Unbekannten als Schnittproblem von Ebenen im
Raum deuten.

• Die Berechnung der wirkenden Kräfte in den Stäben eines Fachwerks führt auf ein LGS. Das abgebildete
Fachwerk z.B. führt auf ein quadratisches LGS mit 41 Unbekannten.

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2 (*NP*)NICHT-LINEARE GLEICHUNGSSYSTEME 6

2 (*NP*)Nicht-lineare Gleichungssysteme
Außer linearen Gleichungssystemen (LGS) gibt es auch nicht-lineare Gleichungssysteme (nLGS). Z.B. führt die
folgende Fragestellung auf ein nLGS:
Ein Rechteck besitzt den Flächeninhalt 100. Verkleinert man die eine Seite um 30 und vergrößert man die andere

Seite um 8, so verdoppelt sich der Flächeninhalt. Wie groß waren die ursprünglichen Seiten des Rechtecks?“
Das entstehende Gleichungssystem lautet:
x · y = 100
(x − 30) · (y + 8) = 200
Das Gleichungssystem ist nicht-linear wegen des Terms x · y (sogar in beiden Gleichungen). Trotzdem gelingt
die Lösung hier recht einfach von Hand und es ergibt sich (x; y) = (50; 2) und (als irrelevante Lösung) (x; y) =
(− 15 40
2 ; − 3 ).
Bestimmung der Lösungen eines nLGS:.
• Zur Lösung eines nLGS gibt es kein allgemeines Rezept, das verlässlich funktioniert. Meist kann man die
Lösungen von Hand überhaupt nicht bestimmen und nur numerische Lösungen sind möglich. Ein Beispiel
für ein (von Hand) unlösbares Problem ist
sin(x) + xy + y 2 = 5
ex + x2 y − cos(x − y) = 1
Ganz im Gegensatz zu einem LGS, bei dem der Gauß-Algorithmus ganz schematisch einsetzbar ist und
immer kann mit ihm zuverlässig die Lösung berechnet werden. /
Zusammenhang zwischen Größe des nLGS und Zahl der Lösungen:.
• Liegen weniger Gleichungen als Unbekannte vor, dann gibt es normalerweise unendlich viele Lösungen.
Diese unendlich vielen Lösungspunkte bilden dann eine Kurve im Raum (oder eine Fläche) und bei einer
numerischen Computer-Rechnung kann man diese Kurve nur näherungsweise bestimmen.
• Liegen mehr Gleichungen als Unbekannte vor, dann ist die Lösungsmenge normalerweise leer (außer Gleichun-
gen sind voneinander abhängig). Bei numerischen Computer-Rechnungen ist die berechnete Lösungsmenge
eigentlich immer leer, weil selbst bei abhängigen Gleichungen durch kleine Rundungsfehler Widersprüche in
den Gleichungen entstehen.
• Bei gleich vielen Gleichungen und Unbekannten gibt es normalerweise endlich viele Lösungen. Diese kann
man aber oft nicht analytisch angeben (also nicht in der Art (x; y) = (sin(2); e−0.5 ), sondern oft nur numerisch
als Komma-Zahlen (z.B. (x; y) = (1.2193; −4.8701)). Anders als bei LGS kann es mehr als eine Lösung geben
ohne dass gleich unendlich viele Lösungen vorliegen. Z.B. ergaben sich bei Rechteck-Beispiel zwei Lösungen,
nämlich (x; y) = (50; 2) und (x; y) = (− 15 40
2 ; − 3 )). /
Weil nLGS so widerborstig sind, versucht man in der Praxis oft, geeignete Vereinfachungen vorzunehmen, so-
dass die dann entstehenden Gleichungssysteme linear werden. Als Beispiel hierzu diene eine Rechnung, wie sie
typischerweise in der technischen Mechanik durchgeführt wird. Mit diesem Beispiel wollen wir diesen Abschnitt
abschließen: .
Ein Brett mit Gewichtskraft F = 300N liegt auf dem Punkt A auf und wird durch zwei Federn gehalten, die
im Punkt B und C befestigt sind. Der Abstand AB beträgt 2m und der Abstand BC beträgt 1m. Die Feder
beim Punkt B besitzt die Federkonstante c1 = 10000 N m und die Feder beim Punkt C besitzt die Federkonstante
c2 = 5000 N
m . Die Federn befinden sich ohne Gewichtskraft F im Gleichgewicht. Gefragt sind nun die beiden Kräfte
FC1 und FC2 , die von den beiden Federn aufgenommen werden.

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3 LÖSUNGEN DER KONTROLL-AUFGABEN 7

Rechnet man diese Fragestellung exakt durch, dann entstehen vertrackte Fragestellungen und ein nicht-lineares
Gleichungssystem. Aber hier ist klar, dass die wirkende Kraft nur eine sehr kleine Änderung der Geometrie
hervorruft. Deshalb rechnet man vereinfachend wie folgt:

• Die Momentenwirkung bezüglich dem Punkt A liefert die Gleichung 1.5F − 2FC1 − 3FC2 = 0, also ergibt
sich als erste Gleichung
2FC1 + 3FC2 = 450 (1)
Hier wurde so modelliert, als ob sich das Brett gar nicht bewegt. Das ist zwar nicht exakt, aber man bekommt
eine lineare Gleichung.

• Für den Zusammenhang der Federkraft FC , der Federkonstanten c und dem Federweg f gilt FC = c · f und
somit f1 = FcC1
1
und f2 = FcC2
2
. Nach dem Strahlensatz gilt f21 = f32 , somit ergibt sich F2cC11 = F3cC22 und daraus
1 1
die Gleichung 20000 FC1 − 15000 FC2 = 0 und hieraus nach Multiplikation mit 60000 die Gleichung

3FC1 − 4FC2 = 0 (2)

Hier wurde so modelliert, als ob die Verschiebung nach unten geradlinig erfolgen würde. Das ist zwar nicht
exakt, aber sonst kämen komplizierte Ausdrücke mit sin und cos ins Spiel.

Das entstehende Gleichungssystem

2FC1 + 3FC2 = 450 (1)


3FC1 − 4FC2 = 0 (2)

ist linear und kann problemlos gelöst werden. Es ergibt sich FC1 = 105.88 und FC2 = 79.41. Da die Modellierungs-
fehler klein sind, müssen die Ergebnisse sehr nahe an den tatsächlichen Kräften liegen.
/

3 Lösungen der Kontroll-Aufgaben


Hinweis zur Benutzung der Lösungen: Bearbeiten Sie die Kontroll-Aufgaben! Bearbeiten Sie die Aufgaben
so, als ob das Bestehen der Klausur ausschließlich von den Aufgaben abhängig sei. Es gibt kein Zeitlimit. Zum
Bestehen sind 60% der maximal möglichen Punkte notwendig. Zu einer guten Note sind entsprechend mehr
Punkte notwendig. Pro Aufgabe bewirkt ein Blick in die Lösungen eine Halbierung der Punkte für das danach
Geschriebene.

Aufgabe K3.1 (Lsg.): y = 38 x2 − 41 x + 4 bzw. 2x2 − t(0; 2; 1) bzw. (x1 ; x2 ; x3 ) = (0; 3; 1) + t(−5; 2; 3) bzw.
3x + 4 (x1 ; x2 ; x3 ) = (2; 0; 0) + t(−1; 4; 3) bzw. keine Lösung
Aufgabe K3.2 (Lsg.): (x1 , x2 , x3 ) = (1; 2; 3) bzw. bzw. keine Lösung bzw. keine Lösung
(x1 , x2 ) = (1; 2) bzw. (x1 , x2 , x3 ) = (1; −1; 0) +

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