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WIE HELFE ICH DEN

SCHMETTERLINGEN?
Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, Wann haben Sie das
letzte Mal einen Kleinen
in der großen Welt der Insekten sind die Schmetter- Aber auch im Kleinen wird es dem Zitronenfalter Fuchs gesehen? Auch
linge wohl die beliebtesten Vertreter. Sie strahlen und seinen Artgenossen schwergemacht. Häu- bekannte Schmetterlings-
arten werden in Deutsch-
Leichtigkeit und Frische aus und begeistern durch fig finden sie in Parkanlagen und Gärten nicht land immer seltener.
vielfältige Farben und Muster. Ein Sommer ohne mehr die richtigen Futterpflanzen. Dabei könnten
Schmetterlinge – das ist eigentlich undenkbar. Deutschlands Gärten und auch Balkone kleine
Schmetterlingsoasen in einer zunehmend lebens-
Leider wird das Vergnügen, einen Schmetterling zu feindlichen Umwelt sein. Auf den nächsten Seiten
sehen, immer seltener. 80 Prozent der 190 einhei- erfahren Sie viel Wissenswertes über Schmetter-
mischen Tagfalterarten sind bedroht. Die Gefahren linge, ihre Lebensweise, was sie bedroht – und vor
sind vielfältig: Die Zerstörung von Lebensräumen, allem, wie Sie sie schützen können.
Umweltgifte, die Klimakrise und besonders die in-
tensive Landwirtschaft sind für das Insektenster- Viel Spaß beim Lesen!
ben verantwortlich. Ihr BUND-Schmetterlingsteam
KLEINE SCHMETTERLINGSKUNDE

In Deutschland leben rund 3.500 Schmetterlingsarten.


Der überwiegende Teil davon sind Nachtfalter. Rund 190
Schmetterlinge zählen zu den Tagfaltern. Manche sind
Generalisten und kommen fast überall vor, andere sind
Spezialisten und benötigen ganz bestimmte Bedingun- Nach der Paarung legt das Weibchen bei den meisten
gen, um zu überleben. Zum Beispiel lebt der Helle Wie- Arten seine Eier auf den Pflanzen ab, an denen später
senknopf-Ameisenbläuling nur da, wo der Wiesenknopf die Raupen fressen. Nach mehreren Tagen schlüpft
wächst und bestimmte Ameisenarten vorkommen, da er aus den Eiern das erste Raupenstadium. Jetzt beginnt
mit diesen Arten in einer engen Symbiose lebt. das Fressen und Wachsen. Jedes Mal, wenn die Haut
zu eng wird, häutet sich die Raupe. Nach einer letz-
Allen Schmetterlingen ist aber eins gemeinsam: die ten Häutung wandelt sich die Raupe zur Puppe. Im
Manche Schmetterlings- Entwicklung vom Ei zur Raupe und zur Puppe, aus der Kokon der Puppe löst sich die Raupe komplett auf.
arten überwintern bei dann ein Falter schlüpft. Aber zuerst wird geheira- Aus dem „Raupenbrei“ setzt sich der Schmetter-
uns als Raupe, andere als tet: Die „Schmetterlingshochzeit“ beginnt mit einem ling ganz neu zusammen. Nach etwa zwei Wochen
Ei oder Puppe und einige komplizierten Balzritual. Das Weibchen lockt das schlüpft der Falter. Bis er davonfliegen kann, dauert
auch als ausgewachsener Männchen mit Duftstoffen an. Die Balz beginnt dann es aber noch ein paar Stunden, denn seine Flügel
Schmetterling. Anderen
im Flug und setzt sich meist am Boden fort. müssen erst aushärten.
ist es hier zu ungemütlich
und sie ziehen im Winter
gen Süden.
VIELFALT SORGT FÜR VIELFALT Beispiele für Nektar- und Fraßpflanzen
r Bartblume r Raublatt-Aster r Prachtscharte
Die meisten heimischen Schmetterlinge ernähren Ein weiterer wichtiger Schritt für den schmetter- d Blaukissen d Judastaler d Sommerflieder
sich von Blütennektar, wobei sie sich nebenbei lingsfreundlichen Garten: Verzichten Sie auf r Disteln r Lavendel r Steinkraut
mit Pollen einpudern. Viele Pflanzen wiederum synthetische Schädlingsbekämpfungsmittel. Diese d Fetthenne d Phlox d Thymian
sind auf Schmetterlinge als Bestäuber angewie- wirken direkt gegen Raupen und oft auch gegen
Fraßpflanzen für Raupen
sen. Dieses über Jahrmillionen gewachsene Zu- ausgewachsene Falter. Auch Kunstdünger kann
sammenspiel wird heute oft gestört, zum Beispiel für Schmetterlinge und Raupen giftige Stoffe r Brennnessel r Hopfen r Veilchen
durch Zierpflanzen, die keinen Nektar geben. Gär- enthalten. Ihn wegzulassen, schadet nicht ein- d Brombeere d Jelängerjelieber d Wegerich
ten, die nur aus Rasen, Fichten und Thuja-Hecken mal Ihrer Gartenpracht: Die meisten Schmetter- r Fenchel r Kronwicke r Weg-Rauke
bestehen, sind wenig farbenfroh und eignen sich lingspflanzen wachsen am besten auf mageren, d Fetthenne d Phlox d Weide
auch nicht für Schmetterlinge. also nährstoffarmen Böden. Auf den Einsatz von
r Flockenblumen r Platterbse r Weißdorn
d Ginster d Roter Wiesenklee d Wicke
torfhaltiger Erde sollten Naturfreunde übrigens r Habichtskraut r Thymian
Ein schmetterlingsfreundlicher Garten ist viel- grundsätzlich verzichten. Beim Torfabbau werden d Himbeere d Trespe
fältig, bunt und bietet verschiedensten Faltern wichtige Biotope zerstört, in denen auch viele
und ihren Raupen Nahrung und Schutz. Schmetterlinge leben.
Oft ist die Gartenerde –
BALKON ODER GARTEN? gut gemeint – überdüngt.
Damit die Artenvielfalt
SCHMETTERLINGE FREUEN SICH ÜBER WILDBLUMEN. anwächst, müssen Sie
Geduld haben, auf das
Düngen verzichten und
Ein Wildblumenbeet sieht nicht nur schön aus, es ... und auf fetten Böden vielleicht wiederholt ein-
ist auch eine ergiebige Schmetterlingsweide. Wild- Wer keinen nährstoffarmen Boden hat, kann auch auf säen. Tipp: Sie können
blumen können Sie im Garten oder in Blumentöpfen fetteren Böden ein Blumenbeet für Schmetterlinge Boden und Blumenerde
auf dem Balkon einsäen. Im Fachhandel erhalten Sie anlegen. Hier freuen sich Schmetterlinge zum Bei- auch durch die Zugabe
Saatmischungen mit heimischen Wildblumen. spiel über Wilde Karden, Malven und Königskerzen. von Sand und Kies ab-
magern.
Wildblumen auf mageren Böden ... Kräuter blühen lassen
Viele Wildblumen gedeihen am besten auf nährstoff- Auch ein Kräuterbeet ist für Schmetterlinge attrak-
armen und mageren Böden. Eine regionale Saatgut- tiv. Viele Kräuter wie Thymian, Minze, Lavendel oder
mischung bietet vielen Faltern und Raupen Nahrung, Zitronenmelisse bieten Nektar für Schmetterlinge.
und dies über das ganze Sommerhalbjahr hinweg. Aber natürlich nur, wenn Sie die Kräuter auch blühen
lassen.
Wer in seinem Garten
nicht nur auf zufällig DER SCHMETTERLINGSFREUNDLICHE GARTEN
durchfliegende Falter
warten möchte, muss Wildblumen, Sträucher und Hecken Tipp: Mähen Sie Ihren Rasen nicht komplett ab und
auch den Raupen ein
Ein Wildblumenbeet oder eine Wildblumenwiese ist lassen Sie kleine Wieseninseln bis zur nächsten Mahd
Zuhause bieten – und ein
ein Muss. Wenn Sie genügend Platz haben, sollten Sie stehen. Dann finden Schmetterlinge hier weiterhin
paar angefressene Blät-
ter in Kauf nehmen.
auch eine Hecke aus einheimischen Sträuchern oder Nahrung und Schutz. Im Fachhandel erhalten Sie spe-
Bäumen anlegen. Aber auch einzelne Sträucher bie- zielle Saatmischungen für Blumenrasen.
ten geschützte Ruheplätze für Falter, Raupen, Eier und
Puppen. Geeignet sind z. B. Faulbaum und Kreuzdorn. Denken Sie auch an den Winter
Die Raupen des Zitronenfalters mögen Schlehen, und Viele Schmetterlingsarten überwintern bei uns. Eine
die des C-Falters bevorzugen den Haselbaum. gute Überwinterungsmöglichkeit bieten Stein- oder
Reisighaufen. Auch dichter Efeu an der Hauswand ist
Blumenrasen bei Schmetterlingen sehr beliebt, ebenso wie Wilder
Auf einem Blumenrasen gedeihen neben den Gräsern Wein oder Waldgeißblatt. Schmetterlinge, die als
auch niedrig wachsende Blumen. So kann der Rasen ausgewachsene Falter bei uns überwintern, sind auf
gleichzeitig von Mensch und Schmetterlingen genutzt Frühblüher angewiesen. Sie freuen sich über Leber-
werden. Damit die Blumen Zeit zum Blühen haben, blümchen, Veilchen oder die Sal-Weide – einen be-
sollten Sie den Rasen nur drei bis fünf Mal pro Jahr liebten Schmetterlingsbaum.
und mit einem höheren Bodenabstand mähen.
CHECKLISTE FÜR DEN SCHMETTERLINGSGARTEN
Wildnis zulassen! Lassen Sie in Teilbereichen Ih- Kahlschlag vermeiden! Räumen Sie im Herbst
res Gartens der Natur ihren Lauf! Auch Wildheit nicht den kompletten Garten ab. Einige Stängel,
hat ihren Reiz. So ist zum Beispiel die Brennnes- Laub- und Reisighaufen dürfen ruhig stehen
sel eine wichtige Futterpflanze für viele Raupen. bleiben.

Heimische Arten pflanzen! Bevorzugen Sie Torffrei gärtnern! Nutzen Sie Blumenerde ohne
Wildblumen sowie heimische Sträucher und Torf. Bei der Torfproduktion werden wertvolle
Laubbäume gegenüber Zierpflanzen, Exoten und Moore zerstört, in denen viele Schmetterlinge
Koniferen. Wandeln Sie einen Teilbereich Ihres und andere Tiere und Pflanzen zu Hause sind.
Rasens in eine Wildblumenwiese um. Außerdem sind im Torf große Mengen CO2 ge-
speichert, die beim Abbau freigesetzt werden!
Der Distelfalter gehört zu
Kräutergarten starten! Legen Sie einen kleinen den Wanderfaltern und
Kräutergarten an. Viele der dafür in Frage kom- Auf Pestizide verzichten! Versprühen Sie keine
ist an sehr unterschied-
menden Pflanzen sind eine Attraktion auch für synthetischen Gifte in Ihrem Garten. Es gibt gute lichen Orten anzutreffen.
Schmetterlinge. Alternativen für einen natürlichen Pflanzenschutz. Seine eigentliche Heimat
sind die subtropischen
Sparsam mähen! Mähen Sie nicht alle Flächen Weitere Informationen und Tipps für den Gebiete Nordafrikas. In
schmetterlingsfreundlichen Garten finden manchen Jahren ist er
gleichzeitig, um nicht auf einen Schlag den
auch in unseren Breiten-
ganzen Lebensraum von Faltern und Raupen zu Sie unter: www.bund.net/schmetterlinge
graden ein häufig anzu-
zerstören. treffender Gast.
Gemeinsam macht es
mehr Spaß, die Natur
zu erkunden und aktiv HELFEN SIE DEN SCHMETTERLINGEN…
zu werden. Große und
kleine Aktive des BUND Auf den letzten Seiten haben Sie viel über Schmet- blumen und Naturgarten brauchen Zeit, um sich zu
engagieren sich bundes- terlinge und ihren Schutz erfahren. Wahrscheinlich entwickeln. Das Anlegen einer Schmetterlingsoase
weit in rund 2000 Orts-
juckt es sie schon in den Fingern, im Garten oder auf lohnt sich aber: Es gibt viele gefährdete Falter, die
und Regionalgruppen.
dem Balkon loszulegen. Eine Warnung soll an dieser sich gerne in ihrer Nähe niederlassen oder auf ihrer
Stelle aber erlaubt sein: Seien Sie nicht enttäuscht, Reise kurz haltmachen, um sich auszuruhen und Kraft
wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt. Wild- zu tanken.

…WERDEN SIE AKTIV BEIM BUND

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch- sionen durch und bieten für Kinder und Erwachsene
land e. V. (BUND) setzt sich für die Artenvielfalt und Umweltbildung an. Mitglieder des BUND engagieren
für den Schutz der Schmetterlinge ein. Wir informie- sich bundesweit in rund 2000 Ortsgruppen. Bestimmt
ren über die Ursachen des Insektensterbens, entwi- ist auch eine in Ihrer Nähe. Schauen Sie doch ger-
ckeln Lösungsvorschläge und fordern die Politik zum ne einmal vorbei. Machen Sie mit – am besten als
Handeln auf. Und wir sind vor Ort aktiv: Wir legen BUND-Mitglied: www.bund.net/mitgliedwerden
Wildblumenwiesen an, führen Schmetterlingsexkur-
HELFEN SIE DEN
SCHMETTERLINGEN!
Mit einer Einführung in die Schmetter-
lingskunde und vielen Tipps für den
schmetterlingsfreundlichen Garten.

Impressum: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), Kaiserin-Augusta-


Allee 5, 10553 Berlin · V.i.S.d.P: Antje von Broock · Gestaltung: Adrienne Rusch/dieprojektoren.de ·
Druck: dieUmweltDruckerei GmbH · Februar 2020.
Foto: S. 1: Pingwin, proxyminder/istock; S. 3: F. Böhringer/wikimedia/CC BY-SA 2.5;
S. 4: Aah-Yeah/CC BY 2.0/flickr; S. 5: blueringmedia/istockphoto.com; S. 1 und 7: rhoenes/istock;
S. 9 und S. 14: Luca Tomac; S. 10: Jen Watson/shutterstock.com; S. 12: A. Rusch; S. 13: Margrit/
www.bund.net CC BY-NC-SA 2.0/flickr; S. 16: C. Lachmann/BUND

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