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Insektenkunde – Wikipedia 23.11.

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Insektenkunde
Die Insektenkunde (über „Insekt“ von lateinisch insectum
„Insekt“, wörtlich „das Eingeschnittene“, von insecare
„einschneiden“, „einkerben“) oder Entomologie (von griechisch
ἔντοµον éntomon „Insekt“, „das Eingeschnittene“, von ἐντέµνειν
entémnein „einschneiden“) ist der Zweig der Zoologie, der sich mit
den Insekten (Insecta), der artenreichsten Gruppe von Lebewesen,
befasst. Ein Insektenforscher wird fachsprachlich als Entomologe
bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis
Teilgebiete
Kolorierter Kupferstich von
Volkstümliche Sicht Maria Sibylla Merian aus
Geschichte der Entomologie Metamorphosis insectorum
Antike surinamensium (1705),
Bildtafel LX
Mittelalter
16. Jahrhundert
17. Jahrhundert
18. Jahrhundert
19. Jahrhundert
20. Jahrhundert
Insekten im Naturschutz
Insektenkundler
Fang von Insekten
Nutzeneinschätzung
Literatur
Einzelnachweise
Weblinks

Teilgebiete
Systematik und Taxonomie der Insekten
Angewandte Entomologie (Insekten als Nützlinge bzw. Schädlinge)

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Forstentomologie
landwirtschaftliche Entomologie
entomologische Parasitologie (Medizinische Entomologie)
forensische Entomologie (Nutzung von Insekten für kriminologische Zwecke)
Faunistik
Insektenphysiologie

Disziplinen, die sich bestimmten Tiergruppen innerhalb der Insekten widmen:

Apidologie – Bienen
Dipterologie – Zweiflügler
Koleopterologie – Käfer
Lepidopterologie – Schmetterlinge
Myrmekologie – Ameisen
Odonatologie – Libellen
Orthopterologie – Heuschrecken
Heteropterologie – Wanzen

Volkstümliche Sicht
Die Beschäftigung mit Insekten konzentrierte sich ursprünglich auf wenige Arten, die für
Menschen von unmittelbarer Bedeutung sind. Wichtigstes Beispiel ist die Honigbiene, die
bereits seit Jahrtausenden als Nutztier gehalten wird. Andere Beispiele sind Insekten von
religiös-mythologischer Bedeutung, wie etwa der Skarabäus, der schon im alten Ägypten
bildlich dargestellt wurde.

Darüber hinaus werden Insekten vielfach mit Misstrauen bedacht oder ignoriert, ganz im
Gegensatz zu Säugetieren und Vögeln. Diese Haltung änderte sich nicht grundlegend, weder mit
dem Beginn wissenschaftlicher Beschäftigung mit Insekten in der Antike noch mit der Fülle
neuer Erkenntnisse dank der Erfindung des Mikroskops oder der Einführung einer allgemeinen
naturwissenschaftlichen Bildung. Oft werden Insekten pauschal als Schädlinge angesehen,
abergläubische Vorstellungen halten sich hartnäckig, Insektenforschern wird mit Vorbehalten
begegnet. Jean-Henri Fabre stellte beispielsweise fest, dass einfache Bauern genaue
Bezeichnungen auch für die unscheinbarsten Kräuter verwenden, die riesige Zahl der Insekten
dagegen nur mit wenigen, allgemeinen Begriffen benennen.

Andererseits kommt es auch immer wieder vor, dass durch aufmerksame Beobachtungen und
anschauliche Schilderungen Unkenntnis in Neugier, Interesse und letztlich gar Faszination
gegenüber einer vorher unbekannten Welt umschlägt. Zeitweise war das Sammeln von
Insekten, speziell Schmetterlingen, ein verbreitetes und beliebtes Hobby. In neuester Zeit gibt
die Fotografie, speziell die Makrofotografie mit Digitalkameras, vielen einen Zugang zur Welt
der Insekten.

Geschichte der Entomologie

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Antike
Als Ausgangspunkt der abendländischen systematischen Beschäftigung mit der Tierwelt wird
das Werk Historia animalium des Aristoteles (384–322 v. Chr.) angesehen. Es stellt den ersten
bekannten Versuch einer Beschreibung und Klassifizierung der Lebewesen dar und bildete
neben der Naturalis historia von Plinius dem Älteren (das 11. Buch handelt von den Insekten,
in der Leipziger Ausgabe Band 6) bis in die Neuzeit eine wichtige Grundlage wissenschaftlicher
Arbeit. Aristoteles ordnete die Insekten als „Gattung“ ein und fasste sie mit Spinnentieren,
Tausendfüßern und Würmern zu den „blutlosen Tieren“ zusammen. Insekten seien durch eine
Körpersubstanz charakterisiert, die ein Zwischending aus hartem Skelett und weichem Fleisch
sei. Die Metamorphose der Raupe zum Schmetterling war Aristoteles bereits bekannt,
andererseits lehrte er aber die Theorie der Urzeugung, also dass Insekten oft aus unbelebter
Materie, aus faulendem Fleisch oder im Körper von Wirbeltieren entstehen. Die Urzeugung
blieb lange Zeit wissenschaftliche Lehrmeinung, galt zeitweise sogar als charakteristisch für die
Insekten und wurde erst durch Francesco Redi experimentell widerlegt (Esperienze intorno alla
generazione degl'insetti, Florenz, 1668).

Bei der wissenschaftlichen Erforschung der Insekten folgte nach Plinius dem Älteren (ca. 23–79
n. Chr.) eine lange Pause bis zu Ulisse Aldrovandi, der das Thema erst 1602 wieder aufgriff.

Mittelalter
Im abendländischen Mittelalter betrachtete man Naturkunde als Zweig der Philosophie. Nach
Überzeugung der christlich geprägten Wissenschaft war die belebte und unbelebte Natur als
Schöpfung Gottes das Abbild göttlichen Willens und Wirkens. Das Augenmerk der
Wissenschaftler lag nicht auf der Darstellung von Naturbeobachtungen, sondern im Ergründen
des Willens Gottes, der sich, so die allgemeine Überzeugung, auch in den kleinsten und
unscheinbarsten Teilen der Natur offenbarte. In diesem Sinn zu deuten ist etwa der
Physiologus, ein Tierbuch der frühchristlichen Antike, in dem sich Naturkunde und Mythologie
vermischen und das im Mittelalter populär war. Insekten spielen darin nur eine Nebenrolle, wie
auch in Hrabanus Maurus' De rerum naturis (ca. 850), einer Sammlung des gesamten Wissens
über das Universum, und in den späteren Natur-Enzyklopädien von Thomas von Cantimpré
(Liber de natura rerum, 1241), Albertus Magnus (De animalibus), Jacob von Maerlant (Der
naturen bloeme, um 1270) und Konrad von Megenberg (Buch der Natur, 1348).[1] Auch wenn
in diesen Werken zunehmend die Ergebnisse eigener Beobachtungen eingeflossen sind, stehen
immer noch die daraus zu ziehenden Lehren im Vordergrund. So sieht Thomas von Cantimpré
im Bienenstaat das Vorbild für die ideale menschliche Gemeinschaft (Bonum universale de
apibus, um 1260).

16. Jahrhundert
Mit der wesentlich verbesserten Verbreitung und Zugänglichkeit des Wissens durch den
Buchdruck und einer globaleren Weltsicht durch Erkundung fremder Regionen änderte sich
auch die Wissenschaft seit Beginn der Neuzeit grundlegend. Naturwissenschaft wurde
zunehmend als eigenständige Disziplin gesehen, Forschung zum wissenschaftlichen
Erkenntnisgewinn betrieben und die Werke früherer Autoren mehr und mehr hinterfragt. Die

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Begründung der Zoologie als eigenständige Wissenschaft und nicht mehr als Teil einer
philosophischen Weltbeschreibung wird allgemein Conrad Gessner und seiner Historia
animalium (1551–1558) zugeschrieben, deren sechster Band (Insectorum sive minimorum
animalium theatrum) sich mit Insekten befasst (postum 1634 in London erschienen). Dabei
konnten die Herausgeber zurückgreifen auf Ulisse Aldrovandis De animalibus insectis libri
septem, Bologna 1602, das Standardwerk der Entomologie seiner Zeit, das alles enthielt, was bis
dato über Insekten niedergelegt wurde.

17. Jahrhundert
Nach der erstmaligen wissenschaftlichen Erforschung der Fortpflanzung der Insekten durch
Francesco Redi (Esperienze intorno alla generazione degl'insetti, Florenz 1668) ist die
Entwicklung der Entomologie eng verbunden mit der Entwicklung der zur Verfügung stehenden
technischen Möglichkeiten. Insbesondere die Erfindung des Mikroskops hat erstmals eine nach
heutigem Verständnis wissenschaftlich betriebene Entomologie ermöglicht. Während die
vorherigen Forschungen an Insekten nur lückenhaft sein konnten, war nun ein genaueres
Studium der Morphologie und eine immer bessere Unterscheidung der Arten möglich.

Bahnbrechende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Insektenmorphologie gelangen durch Einsatz
des Mikroskops im 17. Jahrhundert Marcello Malpighi (Dissertatio de bombyce, London 1669,
eine Abhandlung über den Seidenspinner) und Jan Swammerdam (Biblia naturae, Amsterdam
1737). Erstmals wurde die Tracheenatmung und das Verdauungssystem der Insekten
untersucht.

18. Jahrhundert
Nach der Widerlegung der Urzeugungstheorie war der Weg frei für die Formulierung eines
biologischen Artbegriffs. Dieser Schritt wurde von John Ray vollzogen (Methodus insectorum,
London 1705; Historia insectorum, London 1710). Auch die Insektenarten wurden jetzt als feste
Arten angesehen, die seit Erschaffung der Welt unverändert existieren, und ihre
Verschiedenheit nicht mehr als Spielarten der individuellen Entstehung interpretiert. Mit der
Lehre der Konstanz der Arten begann die Beschreibung immer neuer Arten und die Suche nach
Möglichkeiten, diese zu unterscheiden, also die systematische Entomologie. Ray hatte als erster
Autor einen einigermaßen realistischen Blick auf die Artenfülle der Insekten, wenn er auch mit
der Schätzung von weltweit 10.000 bis 20.000 Arten um mehrere Größenordnungen unter den
heutigen Schätzungen lag, was in erster Linie der damals praktisch unbekannten tropischen
Insektenfauna zuzuschreiben ist.

Die Beobachtung lebender Insekten war ein weiterer Zweig der Entomologie, der seit dem 17.
Jahrhundert starken Aufschwung nahm. Wichtige Werke auf diesem Gebiet stammen von
Maria Sibylla Merian (Der Raupen wundersame Verwandlung und Blumennahrung,
Nürnberg, 1. Band 1679, 2. Band 1683; Metamorphosis insectorum surinamensium,
Amsterdam 1705), René-Antoine Ferchault de Réaumur (Mémoires pour servir a l'histoire des
insectes, Paris 1734–1742), August Johann Rösel von Rosenhof (A. J. Rösel's
Insektenbelustigungen, Nürnberg 1746–1755) und vor allem Carl De Geer (Mémoires pour

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servir à l'histoire des insectes, Stockholm 1752–1778; Genera et species insectorum, Leipzig
1783), die sich auch durch die sehr exakten und detaillierten bildlichen Darstellungen
auszeichnen.

Der Spaßvogel John Hill nutzte die neue Bilderwelt aus den mikroskopischen Untersuchungen,
um in seinem Werk A decade of curious insects (London 1773) kurios erdichtete, aus
verschiedenen Individuen phantastisch zusammengesetzte Insekten darzustellen –
wahrscheinlich um seine Fachkollegen zu narren und auf ihre Fachkenntnis zu prüfen. Empört
empfahl Johann Christian Fabricius in Systema eleutheratorum (Kiel 1801), John Hill und
seine „erfundenen Insekten“ zu verdammen: „Damnandae vero memoriae John Hill at Louis
Reinhard, qui insecta ficta proposuere“ (Vorwort, Seite 9).

Im 18. Jahrhundert erlebte die Naturwissenschaft allgemein einen bemerkenswerten


Popularitätsschub. Viele Adlige, die heute als wissenschaftliche Pioniere bekannt sind,
betrieben Naturforschung als Zeitvertreib. Fürsten betrachteten es als Prestigefrage, Gelehrte
zu fördern und reichhaltige Naturalienkabinette, darunter auch Insektensammlungen,
vorweisen zu können. Hinzu kam der immer stärkere Zustrom exotischer Anschauungsstücke
aus allen Teilen der Welt. Mit dem Zeitalter der Aufklärung änderte sich auch wieder das
Wissenschaftsverständnis. Für Autoren des 18. Jahrhunderts waren religiöse Bezugnahmen
durchaus üblich, Insektenkundler deuteten die Arten- und Formenvielfalt als Beweis für die
Schöpfungskraft Gottes.

Damit war seit Ulisse Aldrovandi (De animalibus insectis, 1602) die Zeit der augenscheinlichen
Naturbeobachtung einzelner Individuen abgeschlossen und die Menge der Arten
unübersichtlich geworden, so dass man versuchte, durch geeignete Systematisierungen wieder
einen Überblick zu gewinnen. Carl von Linné unterschied die Insekten in Systema naturae
(Leiden 1735) besonders nach ihren Flügeln. Die Systematisierungsversuche von Carl De Geer
(ab 1752) stießen auf Ablehnung und hatten keinen langen Bestand. Vorerst richtete sich die
Systematik lediglich nach einzelnen äußeren Körpermerkmalen (Flügel, Beine,
Mundwerkzeuge) und war stets unzureichend gelöst, so dass sie immer wieder bemängelt und
kritisiert werden konnte. Johann Christian Fabricius gilt mit seinem Werk Systema
entomologiae sistens insectorum classes (Leipzig 1775) als Begründer der Entomologie als
eigenständige Wissenschaft. Seine Systematik beruhte vorwiegend auf den Mundwerkzeugen
und hatte immerhin ein halbes Jahrhundert Bestand. Insgesamt war das 18. Jahrhundert eine
Zeit der stürmischen Entwicklung. Die Systematik der Insekten ist bis heute noch nicht
abgeschlossen.

19. Jahrhundert
In den Arbeiten von Jean-Baptiste de Lamarck (Système des animaux sans vertèbres, Paris
1801; Histoire naturelle des animaux sans vertèbres, Paris 1815–1822), Georges Cuvier
(Tableau élémentaire d'histoire naturelle, Paris 1798; Le règne animal distribué d'après son
organisation, Paris 1817–1818) und William Elford Leach (Familles naturelles du règne
animal, Paris 1825; The zoological miscellany, London 1814–1817) wird zum ersten Mal die
Gruppe der Insekten weitgehend im heute noch geltenden Sinn verstanden, also getrennt von
Spinnentieren, Tausendfüßern und Krebstieren.

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Trotz der Forderung des deutschen Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling nach einer
ganzheitlichen Naturbetrachtung um die Jahrhundertwende setzte sich im 19. Jahrhundert eine
nüchterne, naturwissenschaftliche, hauptsächlich auf die evolutionäre Entwicklung und
Verwandtschaftsbeziehungen gerichtete Sichtweise durch, die Hermann Burmeister in seinem
Handbuch der Entomologie (Berlin 1832–1855) erstmals konsequent verfolgte und umsetzte.
Dabei konnte er sich auf viele anatomische Vorarbeiten seit dem Einzug der Mikroskopie in die
Entomologie stützen und fasste wiederum alles Wissen seiner Zeit kritisch bewertend
zusammen. Weiteres Kennzeichen des 19. Jahrhunderts nach Burmeister ist die immer stärkere
Spezialisierung der Forschung. Systematisch arbeitende Entomologen befassten sich jetzt meist
nur noch mit einer einzigen Insektenordnung. Man versuchte in kritischen Revisionen, die
Artbeschreibungen früherer Autoren zu stabilisieren, Synonyme zusammenzuführen und bisher
verkannte Arten zu beschreiben.

In der Insektenmorphologie brachte die weiterentwickelte Mikroskoptechnik viele neue


Erkenntnisse hervor. Erwähnenswert auf diesem Gebiet ist vor allem das umfangreiche Werk
von Léon Dufour (Recherches anatomiques sur les carabiques et sur plusieurs autres
coléoptères, Paris 1824–1826, ein Meilenstein der Käferkunde). Als neues Forschungsgebiet
kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Insekten-Embryologie hinzu.

Bedeutende Auswirkungen hatte das Werk von Charles Darwin. Die Aufstellung einer
Systematik hatte nun nicht mehr allein einen ordnenden Charakter, sondern musste sich an
dem Anspruch messen lassen, durch den Vergleich aller anatomischen Merkmale die
Verwandtschaften als Ergebnis der Evolution zu erklären.

20. Jahrhundert
Bedingt durch den technischen Fortschritt verlagerte sich im 20. Jahrhundert der Schwerpunkt
der biologischen Forschung. Die Beschreibung und Erforschung einzelner Arten, also die
klassischen Disziplinen der Biologie, zu denen auch die Entomologie gehört, werden am Ende
des Jahrhunderts zu Randbereichen dieser Wissenschaft, was die Lehrpläne und
Forschungsprojekte an Hochschulen angeht. Dennoch konnte der Biologe Willi Hennig die
noch heute anerkannte und auch in der Genetik verwendete Theorie einer phylogenetischen
Systematik (Kladistik) durch seine entomologischen Studien entwickeln. Mit seinen Arbeiten
zur Evolution und Systematik revolutionierte er die Sichtweise auf die natürliche Ordnung der
Lebewesen. Seit den 1980er Jahren werden zusätzlich zu morphologischen und anatomischen
Studien auch Verfahrenstechniken der Genetik in der Entomologie verwendet.

Trotz der inzwischen intensiv in allen Weltregionen betriebenen Forschung ist noch nicht
einmal die Erfassung der Arten einigermaßen abgeschlossen. Den derzeit rund 1,5 Millionen
bekannten Arten steht eine geschätzte Gesamtzahl von mehreren Millionen gegenüber.

Bei der bis heute fortschreitenden Vernichtung natürlicher Lebensräume ist allerdings
vorauszusehen, dass viele der heutigen Arten vor einer wissenschaftlichen Erfassung bereits
ausgestorben sein werden. Nicht allein deswegen ist ein wichtiger Trend in der Entomologie des
20. Jahrhunderts die immer stärkere Berücksichtigung des Artenschutzgedankens. Viele
Entomologen beschäftigen sich heute mit der Erfassung des Arteninventars verschiedener

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Biotope, etwa im Rahmen der Eingriffsregelung oder der Biotopkartierung, denn die
Insektenfauna spielt eine Schlüsselrolle beim Erhalt der Artenvielfalt. Der Begriff der
Biodiversität wurde besonders von dem Entomologen Edward O. Wilson 1986 geprägt.

Insekten im Naturschutz
Insekten reagieren schnell auf Veränderungen der Landschaft. Deshalb ist die Anzahl der
Insektenarten, die auf einem Gebiet gefunden werden, ein guter Indikator für die
Schutzwürdigkeit einer Landschaft. Hierzu werden Insektengruppen untersucht, die besonders
empfindlich auf Veränderungen reagieren – dies sind etwa Schmetterlinge, da sie sowohl als
Raupen als auch als erwachsene Tiere besondere Ansprüche an die Nahrung haben.

Insektenkundler
Ulisse Aldrovandi (1522–1605), fasste den damaligen Kenntnisstand zusammen
Maria Sibylla Merian (1647–1717), Entomologin, Künstlerin
Carl von Linné (1707–1778), Systematiker, Taxonom
Hermann Joseph Friedrich Beuth (1734–1819), Entomologe und Sammler.
Johan Christian Fabricius (1745–1808), Systematiker, Begründer der Entomologie als
eigenständiger Wissenschaft
Johann Wilhelm Meigen (1764–1845), Entomologe
Alexander Macleay (1767–1848), schottischer Entomologe
Christian Rudolph Wilhelm Wiedemann (1770–1840), Mediziner und Entomologe
Johann Karl Wilhelm Illiger (1775–1813)
Ernst Friedrich Germar (1786–1853), deutscher Entomologe, Mineraloge und
Kommunalpolitiker
John Curtis (1791–1862), britischer Entomologe und Illustrator
Carl Henrik Boheman (1796–1868), schwedischer Entomologe
Vincenz Kollar (1797–1860), österreichischer Dipterologe
Johannes Winnertz (1800–1890), Entomologe
Julius Theodor Christian Ratzeburg (1801–1871), Begründer der Forstentomologie
Phillip Adolph Schenck (1803–1878), nassauischer Entomologe
Johann Heinrich Kaltenbach (1807–1876), Mitbegründer der angewandten Entomologie
Hermann Burmeister (1807–1892), Systematiker und Taxonom
Carl Ludwig Kirschbaum (1812–1880), Entomologe, Professor der Biologie und
Museumsdirektor.
Jean-Henri Fabre (1823–1915), Entomologe
John Henry Comstock (1849–1931)
Heinrich Friese (1860–1948)
Peter Kempny (1862–1906), österreichischer Insektenkundler, Arzt und Komponist
William Morton Wheeler (1865–1937), Taxonom, Ethologe
Max Bernhauer (1866–1946), Entomologe
Richard Heymons (1867–1943), ehemaliger Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts für

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Zoologie, Berlin[2]
Karl Escherich (1871–1951), Mitbegründer der angewandten Entomologie
Erich Martini (1880–1960), Zoologe und Mediziner
Adolf Horion (1888–1977) römisch-katholischer Geistlicher und Entomologe
Leopoldo Richter (1896–1984), Entomologe, Künstler, Keramiker
Hermann August Eidmann (1897–1949), Entomologe, Ökologe
Fritz Schwerdtfeger (1905–1986), Forstentomologe, Ökologe
Karl Gößwald (1907–1996), Myrmekologe
Willi Hennig (1913–1976), Dipterologe, Begründer der phylogenetischen Systematik
Wolfgang Schwenke (1921–2006), Forstentomologe
Ernst Josef Fittkau (1927–2012), erforsche Zuckmücken am Amazonas, Zoologe
Edward O. Wilson (1929–2021), Evolutionsbiologe, Spezialist für Ameisen
Bert Hölldobler (* 1936), Verhaltensforscher, Soziobiologe und Evolutionsökologe, Spezialist
für Ameisen.

Fang von Insekten


Insekten werden als Schädlinge in der Landwirtschaft
verfolgt und als Lästlinge vom Menschen gejagt. Früher war
das Anlegen von Insektensammlungen aus ästhetischen
Gründen ein beliebtes Hobby.

In der Wissenschaft dient der Fang von Insekten der


Beantwortung zahlreicher biologischer Grundlagenfragen.
Für Entomologen sind Insektensammlungen ein wichtiges
Arbeitsmittel: als Datenbasis für wissenschaftliche Studien
(beispielsweise faunistische, aber auch genetische), als Glasflügler an einer Pheromonfalle
Vergleichssammlung zum Bestimmen und als Speicher für
Typen.[3] Insektenjagd erfolgt meist selektiv, und die von
Entomologen gesammelten Belegexemplare stellen für die
ortsansässigen Populationen keinerlei Bedrohung dar.
Gefährdet sind Insekten fast ausschließlich durch den
Rückgang geeigneter Lebensräume. Dennoch bedeutet der
Insektenfang einen Eingriff in den Naturhaushalt und darf
daher nicht willkürlich erfolgen.

Die nach Artenschutzrecht besonders, oder sogar streng,


geschützten Insektengruppen dürfen in Deutschland nur
Nach erfolgreichem Käschern
mit Sondergenehmigung der Naturschutzbehörden, meist
zwecks Bestimmung zurechtgerückte
zu wissenschaftlichen Zwecken, gesammelt werden. Andere Zikadenarten
Insekten dürfen frei gefangen werden, es gibt aber
Einschränkungen beim Einsatz von Fangautomaten, d. h. im
Gelände exponierten Fallen wie Bodenfallen oder Malaisefallen, da ja nicht ausgeschlossen
werden kann, dass darin geschützte Arten mit gefangen werden. Dies dient nicht alleine dem
Schutz, sondern auch der Datensicherung.

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Gemeinhin werden Insekten mit Netzen (Fangkäscher) gefangen, da die meisten sehr schnell
fliegen können und man so auch selektiv vorgehen kann. Darüber hinaus dienen dem Fang
zahlreiche andere Hilfsmittel:

Aktive Fangmethoden, bei denen der Entomologe aktiv sammelt


Käschern
Suchen umfasst alle Tätigkeiten, die am Boden oder an Vegetation vorgenommen
werden. Am Boden werden oft Steine oder Holz umgedreht oder vermoderte Holzreste
zerlegt und mit den Fingern oder einem Werkzeug durchsucht. An der Vegetation lassen
sich Puppen und Raupen finden. Auch das Ausheben von verlassenen Mäuse- oder
Vogelnestern kann über die dort lebenden parasitischen Insekten Auskunft geben.
Lichtfang: Hierbei wird eine Schwarzlichtlampe und ein weißes Spanntuch aufgestellt
und nachts darauf gewartet, dass sich Insekten einstellen. So bekommt der Entomologe
einen guten Überblick, welche Arten sich im Einzugsgebiet befinden. Die Arten können
ausgezählt und einzelne Exemplare entnommen werden. Fallenfang kann sehr effektiv
sein und so viele Falter anziehen, dass sie die Arbeit stören. Lichtfang an Seen führt oft
zur Ansammlung von extrem vielen Mücken, die mit einem Besen vom Tuch gekehrt
werden müssen. Der Lichtfang wird oft für ein geselliges nächtliches Beisammensein im
Schein der Lampe genutzt. Abseits von Stromquellen wird oft ein Stromaggregat
außerhalb der Hörweite aufgestellt.
Klopfen: Als Klopfen bezeichnet man eine Fangmethode, bei der ein aufgespanntes
weißes Tuch unter einen Zweig gehalten und dann der Zweig mit einem Stock mehrmals
kurz und heftig angeklopft wird. Dabei fallen fast alle Arten, die sich auf diesem Zweig
befinden, in das Tuch und können ausgezählt werden. Durch Klopfen kann man
spezifische Baumarten absuchen.
Autokäscher: Eine weitere Form des Netzfangs, wobei auf einem Fahrzeug ein Käscher
platziert wird. Auch hier wird nicht selektiv gesammelt.
Exhaustor-Fang: Bei dieser Fangmethode wird ein Exhaustor und der eigene Atemzug
verwendet. Sie eignet sich prinzipiell für das Einsammeln kleiner Tiere. Vorsicht ist bei
stinkenden Tieren wie einigen Wanzen angesagt.
Ködern: Bei dieser Methode wird ein Ködermittel an Bäume gestrichen. In bestimmten
Intervallen wird nachgesehen, welche Arten sich einfinden. Für die Zubereitung des
Köders gibt es verschiedene Rezepte. Oft werden Fruchtester zugesetzt.
Passive Fangmethoden, bei denen der Entomologe eine Vorrichtung aufstellt und wartet,
bis sich die Insekten von allein hineinbegeben.
Barber-Fallen: Im Boden vergrabene Gefäße, deren Rand mit der Umgebung auf einer
Höhe liegt. Gefangen werden insbesondere auf dem Boden lebende Tiere (auch
Wirbeltiere, wie Spitzmäuse). Diese Methode ist nicht selektiv und muss ständiger
Kontrolle unterstehen.
Malaise-Fallen
Lockstofffallen: Beispielsweise werden zum Fang zahlreicher Insekten Sexuallockstoffe
(Insektenpheromone) verwendet. Aber auch schon ein Stück Pflaumenkuchen kann
zahlreiche Wespenarten anlocken.

Nutzeneinschätzung

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„Insekten sind unsere wichtigsten Partner bei der Schaffung von Leben auf der Erde, denn oft
übernehmen sie die Federführung bei der Gestaltung terrestrischer Ökosysteme. Etwa ein
Drittel unserer Nahrung geht direkt auf die Bestäubung durch Insekten zurück. Allein in den
USA entspricht diese Bestäubungstätigkeit jährlich einem Wert von mehr als neun Milliarden
Dollar. Ohne Insekten gäbe es keine Orangen in Florida, keinen Käse in Wisconsin, keine
Pfirsiche in Georgia und keine Kartoffeln in Idaho.“
– May R. Berenbaum 2004

Die Entomologie stellt für zahlreiche andere Teildisziplinen der Biologie bedeutsame
Informationen zur Verfügung (Ökologie, Systematik, Taxonomie, Genetik, Physiologie,
Phylogenie etc.). Daher werden nicht nur der hohen Artenvielfalt wegen Entomologen in fast
allen Disziplinen eingesetzt.

Literatur
May R. Berenbaum: Blutsauger, Staatsgründer, Seidenfabrikanten. Die zwiespältige
Beziehung von Mensch und Insekt. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2004, ISBN
3-8274-1519-5.
Holger H. Dathe (Hrsg.): Insecta. Lehrbuch der speziellen Zoologie Teil 5. 2. Auflage.
Spektrum, Heidelberg 2003, ISBN 3-8274-0930-6.
Konrad Dettner (Hrsg.): Lehrbuch der Entomologie. 2. Auflage. Spektrum, Heidelberg 2003,
ISBN 3-8274-1102-5.
Gerrit Friese: Insekten Taschenlexikon der Entomologie unter besonderer Berücksichtigung
der Fauna Mitteleuropas. Leipzig 1964.
Erich Martini: Lehrbuch der medizinischen Entomologie. (1923) 3. Auflage. Fischer, Jena
1946; 4., überarbeitete Auflage ebenda 1952.
Wolfgang Schwenke (Hrsg.) u. a.: Die Forstschädlinge Europas. Ein Handbuch in 5
Bänden. Parey, Hamburg / Berlin 1972 bis 1986, ISBN 3-490-11016-1:
Band 1: Würmer, Schnecken, Spinnentiere, Tausendfüssler und hemimetabole Insekten,
unter Mitwirkung von: Ludvík Hoberlandt [u. a.] 1972, ISBN 3-490-11116-8.
Band 2: Käfer, Hamburg und Berlin 1974
Band 3: Schmetterlinge, Hamburg und Berlin 1978
Band 4: Hautflügler und Zweiflügler, Hamburg 1982
Band 5: Wirbeltiere, von Walter Bäumler, 1986, ISBN 3-490-11516-3, (keine Insekten).
Exkursionsfauna für die Gebiete der DDR und der BRD, Band 2/1: Wirbellose, Teil I:
Insekten. Hrsg. von Erwin Stresemann, weitergeführt von Hans-Joachim Hannemann,
Bernhard Klausnitzer und Konrad Senglaub, 8. Auflage. Berlin 1989.
H. Bellmann, K. Honomichl: Biologie und Ökologie der Insekten. CD-ROM-Lexikon, Gustav
Fischer, Stuttgart / Jena / New York 1996, ISBN 3-437-25020-5.
Cedric Gillot: Entomology. Second Edition, Plenum Press, New York, NY / London 1995,
ISBN 0-306-44967-6, (englisch).

Einzelnachweise
1. Book of Nature (http://www.wdl.org/en/item/3158/). In: World Digital Library. 20. August

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1481. Abgerufen am 28. August 2013.


2. Stefan Richter: Die Lehrsammlung des Zoologischen Instituts der Berliner Universität (https:
//web.archive.org/web/20120413145750/http://www2.hu-berlin.de/biologie/zoologie/Lehrsam
mlung.htm) (Memento vom 13. April 2012 im Internet Archive) Sitzungsberichte der
Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin Band 37 (1998), S. 59–75.
3. Friedrich von Hartig: Über einige praktische Sammelmethoden für biozönotische
Forschungen in der Lepidopterologie. In: Anzeiger für Schädlingskunde = Journal of Pest
Science, Jg. 4 (1928), Heft 5, S. 67–71, ISSN 1436-5693.

Weblinks
Commons: Entomologie (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ento
mology?uselang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Entomologie – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Insektenkunde – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme,
Übersetzungen
https://sdei.senckenberg.de/biographies/index.php – Biographien der Entomologen der Welt
http://www.entomologie.de/ – Verein für Naturwissenschaftliche Heimatforschung zu
Hamburg e.V.
http://www.apollo-frankfurt.de/ – Entomologischer Verein Apollo e.V.
http://www.entomologica.de/ – Entomologischer Verein Krefeld e.V. (gegründet 1905)
http://www.insektenbox.de/ – Fotos und Angaben zur Lebensweise von über 1300
Insektenarten in Mitteleuropa
http://sdei.senckenberg.de/index – Datenbank zur Literatur vom Deutschen
Entomologischen Institut
http://www.insektenflug.de/

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