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I

Peter .H. Raven . Ray F. Evert . Susan E. Eichhorn

Herausgeber der deutschen Übersetzung

Thomas Friedl . Elizabeth Gillet . Ewald Komor . Rosemarie Langenfeld-Heyser


Hardy Pfanz . Helmut Uhlarz

Übersetzer

B. Biskup . lC. Biskup . S. Blechschmidt-Schneider . H.H. Hilger


H. Kürschner' H. Lieneweg . C. Mai' S. Peschel' E. Schneider' U. Simon
R. Tiedemann' B. Vomam' 1 Wöstemeyer

4. Auflage

~OE

G Walter de Gruyter . Berlin . NewYork


Kapitel 12
Systematik: Die Wissenschaft
von der biologischen
Diversität

In Teil 3 haben wir die Mechanismen betrachtet, durch die evo-


lutionäre Veränderungen stattfinden. Nun betrachten wir die
Ergebnisse der Evolution, also die unzähligen Arten lebender
Organismen - schätzungsweise über 10 Millionen -, die sich
unsere Biosphäre heutzutage teilen. Die Wissenschaft von der
biologischen Diversität (Vielfalt der Lebewesen) und ihrer
Evolutionsgeschichte bezeichnet man als Systematik. Das
Ziel der Systematiker ist es, alle Zweige des Stammbaums des
Lebens zu erforschen und die verwandtschaftlichen Verhält-
nisse der Organismen zu beschreiben - mit einer Ursprungs art
an der Basis.

12.1 Taxonomie: Nomenklatur und


Klassifikation

Ein wichtiger Teil der Systematik ist die Taxonomie, die Iden-
tifizierung, Benennung und Klassifizierung von Arten. Die
moderne biologische Klassifizierung begann im 18. Jahrhun-
dert durch den schwedischen Naturforscher Carolus Linnaeus
(auch Carl v. Linne genannt; Abb. 12-1). Sein Ziel war es, alle
bekannten Pflanzen, Tiere und Gesteine zu benennen und zu
beschreiben. Im Jahre 1753 veröffentlichte Linnaeus das zwei-
bändige Werk Species Plantarum (Die Arten des Pjlanzenrei-

Ihr neues Wissen


Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
de Fragen beantworten können:
1. Was versteht man unter binärer Nomenklatur?
2. Warum wird das Wort "hierarchisch" in Zusammenhang
mit der Beschreibung systematischer Kategorien ver-
wendet, und welche wesentlichen systematischen Kate-
gorien liegen zwischen der Rangstufe der Art und der
Blühender Frauenschuh (Cypripedium cal- Rangstufe des Reiches?
ceolus), eine Orchidee, aus einem Sommer- 3. Was ist eine kladistische Analyse, und wie ist ein Klado-
wald in Wisconsin/USA. Die Orchidaceae gramm aufgebaut?
sind die größte Blütenpflanzen-Familie mit
4. Welche Beweise gibt es für die Existenz der drei großen
ungef<ihr 20000 Arten, von denen die
meisten in den Tropen wachsen. Wie die Gruppen (Domänen) heute lebender Organismen?
meisten Orchideen besonders der gemäßig- 5. Wie heißen die vier Reiche der Eukaryoten, und was
ten Breiten ist auch der Frauenschuh vom sind ihre wichtigsten Erkennungsmerkmale?
Aussterben bedroht.
272 TEIL 4 Formenvielfalt der Organismen

drei Domänen eingeteilt, in Bacteria, Archaea und Eukarya. Meiose (zygotische Meiose). Bei den meisten Tieren und man-
Die Bacteria und die Archaea sind zwei unterschiedliche Ab- chen Protistengruppen folgt aus der Meiose jedoch die Bil-
stammungslinien prokaryotischer Organismen. Die Archaea dung von Gameten (gametische Meiose). Diese Gameten ver-
sind näher mit den Eukarya verwandt als mit den Bacteria. Die schmelzen zu einem diploiden Organismus. Bei den Land-
Eukarya bestehen nur aus Eukaryoten. Die Protista, Fungi, pflanzen und vielen Algen produziert der diploide Sporophyt
Plantae und Animalia sind Reiche innerhalb der Eukarya. Im haploide Sporen (Meiosporen). Die Sporen teilen sich mito-
Pilzreich haben wir es mit vielzelligen, unbeweglichen Lebe- tisch und entwickeln sich zu einem haploiden Gametophyten,
wesen zu tun, die ihre Nahrung absorbieren. Das Tierreich be- der eventuell Gameten bildet. Dieser Typus von Lebenszyklus
steht vornehmlich aus Vielzellern, die verdauen. Das Pflan- wird als Generationswechsel bezeichnet. Sind der Gametophyt
zemeich besteht aus photosynthetisierenden Vielzellern. Die und der Sporophyt in dem Lebenszyklus mehr oder weniger
Protisten sind eine polyphyletische Gruppe, die ein sehr gleich gestaltet, spricht man von einem isomorphen Genera-
heterogenes Gemisch von einzelligen, Kolonie bildenden, ein- tionswechsel; unterscheiden sich beide Generationen jedoch in
fachen vielzelligen Heterotrophen und Autotrophen bilden. Größe und Aufbau, so spricht man von einem heteromorphen
Generationswechsel.

Es gibt drei hauptsächliche Arten von Lebenszyklen


mit sexueller Fortpflanzung
Die durch die Befruchtung entstandene Zygote teilt sich bei
den primitiven Eukaryoten und allen Pilzen direkt nach der

Fragen
1. Unterscheiden Sie zwischen folgenden Begriffen: systemati- 4. Es wird allgemein angenonnnen, dass Gleichartigkeiten und
sche Kategorie/Taxon; monophyletisch/polyphyletisch/para- Unterschiedlichkeit in homologen Nuc1eotidsequenzen ein
phyletisch; Wirt/Endosymbiont. empfindlicherer Anzeiger fiir evolutionäre Distanz zwischen
2. Finden Sie heraus, welche der folgenden Begriffe eine syste- Organismen sind als Gleichartigkeiten und Unterschiede in
matische Kategorie und welche ein Taxon darstellen: Studen- Aminosäuresequenzen homologer Proteine. Erläutern Sie, wa-
ten des ersten Studienabschnittes; der Lehrkörper der Pennsyl- rum dies so sein soll.
vania State University; die Fußball-Oberliga; die Marine der 5. Erklären Sie die Rolle der Endosymbiose bei der Herkunft eu-
Bundeswehr; die Familie Robinson. karyotischer Zellen.
3. Eine Schlüsselfrage der Systematik ist die Herkunft von
Gleichartigkeit und Unterschiedlichkeit. Warum?
Kapitel 13
Prokaryoten und Viren

Prokaryoten haben von allen Organismen die einfachsten und


kleinsten Strukturen. Sie sind weltweit die häufigsten Lebewe-
sen. Obgleich mikroskopisch klein, übersteigt die gesamte
Masse aller Prokaryoten der Erde die aller anderen Lebewesen
zusammen. Im Meer machen die Prokaryoten zum Beispiel
mehr als 90% der gesamten Masse aller Organismen aus. In ei-
nem einzigen Gramm fruchtbaren Ackerbodens rechnet man
mit etwa 2,5 Milliarden prokaryotischen Zellen (Abb. 13-1).
Ungefähr 5200 prokaryotische Spezies sind bis jetzt beschrie-
ben worden; viele Tausend weitere warten auf ihre Entde-
ckung.
Aus evolutionärer Sicht sind Prokaryoten die ältesten Orga-
nismen auf der Erde. Die ältesten bekannten Fossilien sind per-
lenkettenartige Prokaryoten, die in Gesteinsformationen in
Westaustralien gefunden wurden. Sie sind ungefähr 3,5 Milli-
arden Jahre alt (s. Abb. 1-2). Obwohl einige rezente Prokaryo-
ten diesen alten Organismen phänotypisch ähneln, sind die
heute lebenden Formen nicht ursprünglich oder primitiv. Die
modernen Prokaryoten haben sich erfolgreich an ihre beson-
deren Umweltbedingungen angepasst.

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Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie die fol-
genden Fragen beantworten können:
1. Wie sieht die Grundstruktur der prokaryotischen Zelle
aus?
2. Wie vermehren sich Prokaryoten, und nach welchen Me-
chanismen verläuft ihre genetische Rekombination?
3. In welcher Hinsicht sind Cyanobakterien von ökologi-
scher Bedeutung?
4. Was sind die grundsätzlichen metabolischen Unterschie-
de zwischen Cyanobakterien, Purpurbakterien und Grü-
nen Bakterien?
Abb.13-1 Der fädig wachsende Actino- 5. Wie unterscheiden sich Mycoplasmen von allen anderen
mycet Streptomyces scabies. Actinomyce-
Bakterien?
ten sind im Boden weit verbreitet. Dort
sind sie hauptsächlich für den modrigen 6. Welches sind die drei großen physiologischen Gruppen
Geruch feuchter Erde und verwesenden der Archaea?
Materials verantwortlich. Das Bakterium 7. Wie sieht die Grundstruktur von Viren aus? Wie ver-
S. scabies ist pflanzenpathogen und verur- mehren sich Viren?
sacht den Kartoffelschorf.
296 TEIL 4 Formenvielfalt der Organismen

den sich außerdem hinsichtlich des Temperaturbereichs, in Viren sind submikroskopische Parasiten aus DNA
dem sie wachsen. So gibt es Psychrophile, die bei::;; 0 °C ge- oder RNA und einer Proteinhülle
deihen, und Extrem-Thermophile, die noch bei > 100°C
Viren besitzen Genome, die sich in lebenden Wirtszellen re-
wachsen können.
plizieren, indem sie den genetischen Apparat der Zelle so pro-
grammieren, dass virale Nucleinsäuren und Proteine syntheti-
siert werden. Viren enthalten entweder RNA oder DNA, ein-
Bei den Bakterien gibt es pathogene und
zel- oder doppelsträngig, die von einer Proteinhülle, einem
photosynthetische Organismen
Capsid, und manchmal auch von einer äußeren lipidhaltigen
Viele Bakterien sind bedeutende Krankheitserreger in Pflan- Membran umgeben ist. In Bezug auf die Größe sind Viren mit
zen und Tieren. Eine deutlich abgegrenzte Gruppe von Bakte- großen Makromolekülen vergleichbar und sie können sehr
rien, die Mycoplasmen und mycoplasmenähnlichen Organis- unterschiedliche Formen haben. Die meisten sind sphärisch
men, die keine Zellwand haben und sehr klein sind, umfassen mit ikosaedrischer Symmetrie, andere sind stäbchenförmig mit
eine Reihe von Krankheitserregern. helikaler Symmetrie.
Photo synthetisch aktive Bakterien kann man in drei größere
Gruppen einteilen: die Cyanobakterien, die Prochlorophyten
sowie die Purpurbakterien und Grüne Bakterien. Cyanobakte- Viren und Viroide verursachen Krankheiten bei
rien und Prochlorophyten enthalten Chlorophyll a, dasselbe Pflanzen und Tieren
Molekül, das auch in allen photo synthetischen Eukaryoten
Viren sind für viele Krankheiten von Mensch und Tier und
vorkommt, und geben während der Photosynthese Sauerstoff
auch für mehr als 2000 bekannte Pflanzenkrankheiten verant-
ab. Die Prochlorophyten enthalten zusätzlich Chlorophyll b,
wortlich. Die Übertragung von Viren von kranken auf gesunde
haben jedoch keine Phycobiline, wie sie in Cyanobakterien
Pflanzen verläuft in der Regel mit Hilfe von Insekten als Vek-
vorkommen. Viele Gattungen der Cyanobakterien können mo-
toren. In der Wirtszelle verliert das Viruspartikel oder Virion
lekularen Stickstoff fixieren. Die Bakterien scheinen offen-
sein Capsid und setzt die Nucleinsäure frei. Die meisten Pflan-
sichtlich am symbiontischen Ursprung der Chloroplasten be-
zenviren sind RNA-Viren. In einzelsträngigen RNA-Viren wie
teiligt gewesen zu sein. In der Frühzeit der Eukaryoten scheint
dem Tabakmosaikvirus veranlasst die virale RNA die Bildung
ein ähnliches symbiontisches Ereignis wie das der Entstehung
des komplementären RNA-Strangs, der dann als Template für
der Chloroplasten zum Ursprung der Mitochondrien geführt
die Bildung neuer viraler RNA-Moleküle dient. Unter Verwen-
zu haben. Nichtschwefel-Purpurbakterien waren offenbar an
dung der Ribosomen der Wirtszelle programmiert die virale
diesem Ereignis beteiligt.
RNA die Synthese der Capsidproteine. Die neuen RNA-Strän-
ge und Capsidproteine werden anschließend innerhalb der
Wirtszelle zu kompletten Virionen zusammengesetzt.
Archaea sind physiologisch vielfältige Organismen,
Viren werden in der Wirtspflanze über kurze Strecken von
die viele Habitate besetzen
Zelle zu Zelle über Plasmodesmen transportiert. Diese Aus-
Die Archäen kann man in drei große Gruppen einteilen: Ex- breitung wird von virus codierten Proteinen, den Movement-
trem-Halophile, Methanogene und Extrem-Thermophile. Eine Proteinen, vermittelt. Viele Pflanzenviren werden über die ge-
vierte Gruppe wird lediglich von der einzigen Gattung Ther- samte Pflanze systemisch über das Phloem verbreitet.
moplasma repräsentiert, die keine Zellwände hat. Während Viroide, die kleinsten bekannten Krankheitserreger, beste-
man früher annahm, die Archaea lebten nur in lebensfeind- hen aus kleinen, ringförmigen, einzelsträngigen RNA-Mole-
lichen Umgebungen, weiß man heute, dass sie einen wesent- külen. Anders als Viren haben Viroide keine Proteinhülle. Man
lichen Bestandteil des marinen Pikoplanktons ausmachen. denkt, dass sie mit der Genregulation infizierter Wirtszellen in-
terferieren, in denen sie hauptsächlich im Zellkern vorkommen.

Fragen
1. Unterscheiden Sie zwischen: grampositives/gramnegatives 3. Welche genetischen Faktoren tragen zur außergewöhnlichen
Bakterium; FimbrielPilus; Endospore/Akinet; VirusNiroid. Anpassungsfähigkeit der Prokaryoten an ein breites Spektrum
2. Der Birnenverfall (pear decline) wird so genannt, weil er eine von Umweltbedingungen bei?
langsam fortschreitende Schwächung und schließlich den Tod 4. Nennen Sie einige Wirtsantworten, die Resistenz gegen Pflan-
von Birnbäumen verursacht. Es ist eine von einem MLO oder zenpathogene vermitteln!
einem Phytoplasma hervorgerufene systemische Krankheit. 5. Man könnte argumentieren, dass Viren als Lebewesen anzuse-
Was heißt "systemische Krankheit", und mit welchen Mecha- hen sind. Welche Kriterien sprechen dafür?
nismen bewegen sich die MLOs durch den Baum?
Kapitel 14
Pilze

Pilze sind heterotrophe Organismen. Sie wurden früher als pri-


mitive oder degenerierte, chlorophyllfreie Pflanzen angesehen.
Heute jedoch ist bekannt, dass das Einzige, was Pilze und
Pflanzen verbindet - außer dem, was alle Eukaryoten gemein
haben ihre Ortsgebundenheit und ihre multizelluläre Wachs-
tumsform ist. Einige Pilze, darunter Hefen, sind Einzeller. Mo-
lekulare Daten lassen darauf schließen, dass die Pilze mit den
Tieren näher verwandt sind als mit den Pflanzen. Wie wir se-
hen werden, unterscheiden sich Pilze derart deutlich von allen
anderen Lebensformen, dass sie einem eigenen Reich zuge-
ordnet wurden, dem Reich der Pilze (Fungi).
Über 70000 Pilzarten wurden bislang identifiziert. Immer
noch werden jährlich etwa 1700 neue Arten entdeckt. Vorsich-
tige Schätzungen belaufen sich auf eine Gesamtartenzahl von
über 1,5 Millionen. Danach würden die Pilze nur von den In-
sekten an Artenreichtum übertroffen. Armillaria ostoyae (Hal-
limasch), ein Wurzelfäule-Pilz an Bäumen, stellt den vermut-
lich größten heute auf Erden lebenden Organismus. Er besie-
delt eine Fläche von fast 900 ha Wald in den Blue Mountains
im US-Bundesstaat Oregon und dürfte mehr als 2400 Jahre alt
sein. Ein naher Verwandter von A. ostoyae, A. gallica, wurde
im nördlichen Michigan gefunden. Er bedeckt eine Fläche von
15 ha und wurde auf ein Alter von mindestens 1500 Jahren ge-
schätzt.

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Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
de Fragen beantworten können:
1. Durch welche charakteristischen Merkmale unterschei-
den sich die Pilze von allen anderen Lebensformen?
2. Aus welchem Typ von Organismus sind die Pilze ver-
mutlich entstanden?
3. Durch welche Merkmale unterscheiden sich Chytridio-
Abb.14-1 Hallimasch. Eine weiße Myce- mycota, Zygomycota/Glomeromycota, Ascomycota und
liumschicht des Wurzelfäule-Pilzes Armil- Basidiomycota voneinander?
laria ostoyae wächst unter der Borke eines 4. Was sind Hefen, und in welcher Beziehungen stehen sie
infizierten Baumes. Armillaria ist ein zu Hyphen bildenden Pilzen?
Krankheitserreger, der lebende Bäume,
Sträucher, Reben und andere Pflanzen be- 5. Was versteht man unter ,,Fungi imperfecti", und in wel-
fällt. Daneben spielt er eine Rolle im Ab- cher Beziehung stehen sie zu anderen Pilzgruppen?
bau toter organischer Substanz, beispiels- 6. Welche Formen von symbiontischen Beziehungen gibt
weise von Stümpfen und abgestorbenen es zwischen Pilzen und anderen Organismen?
Bäumen.
KAPITEL 14 Pilze 337

den Hymenomycetes werden die Basidien oft in komplexen Flechten bestehen aus einem Mykobionten und
Sporen produzierenden Strukturen gebildet, den Fruchtkör- einem Photobionten
pern (Basidiokarpien). Die Basidiosporen entstehen in einer
Flechten sind eine mutualistische Symbiose zwischen einem
speziellen Fruchtschicht, dem Hymenium. Diese Schicht
Pilzpartner (dem Mykobionten) und einer Population einer
säumt die Lamellen oder Röhren der Hymenomyceten und tritt
Grünalge oder eines Cyanobakteriums (dem Photobionten).
offen zu Tage, ehe die Sporen reif sind. Die reifen Basidiospo-
Etwa 98% der Pilzpartner gehören zu den Ascomycota, die
ren werden aktiv abgeschleudert. Bei den Gasteromyceten hin-
übrigen zu den Basidiomycota. Der Mykobiont erhält Kohlen-
gegen, zu denen Stinkmorchel und Bovist gehören, reifen die
hydrate und Stickstoffverbindungen vom Photobionten und
Basidiosporen im Innern der Fruchtkörper (Basidiomata)
stellt dem photosynthetisch aktiven Partner passende Umwelt-
heran und werden nicht abgeschleudert. Urediniomycetes und
bedingungen für sein Wachstum. Flechten überdauern ungüns-
U stilaginomycetes - Brand- und Rostpilze - bilden keine Ba-
tige Umweltbedingungen besonders gut, weil sie Austrock-
sidiokarpien. Sie zeichnen sich durch septierte (mehrzellige)
nung überstehen und dabei in einen Ruhezustand fallen.
Basidien aus, genau wie die Gallertpilze, die zur Klasse der
Hymenomycetes gehören. Alle anderen Hymenomycetes
bilden unseptierte Basidien.
Mykorrhizen sind mutualistische Symbiosen
zwischen Pilzen und Pflanzenwurzeln
Hefen sind einzellige Pilze Fast alle Familien der Gefäßpflanzen und einige Moose bilden
Mykorrhizen, eine symbiontische Assoziation zwischen Pflan-
Hefen sind einzellige Pilze, die sich typischerweise durch
zenwurzeIn und Pilzen. (Vesikulär-)Arbuskuläre Mykorrhizen
Knospung asexuell vermehren. Manche Pilze bilden sowohl
(der Haupttyp der Endomykorrhizen) mit Glomeromyceten als
einzellige als auch fadenförmige Wachstumsformen je nach
Pilzpartner treten bei etwa 80% aller Gefäßpflanzenarten auf.
Umweltbedingungen. Die meisten Hefen sind Ascomyceten,
In solchen Assoziationen dringt der Pilzpartner in die Pflan-
die sich sexuell durch Produktion von Ascosporen vermehren.
zenzelle ein, wobei deren Plasmamembran intakt bleibt. Die
Ektomykorrhizen bilden den zweiten Haupttyp der Mykorrhi-
za-Assoziationen. Hier dringt der Pilz nicht in die Zellen der
Pilze, bei denen keine Sexualstadien bekannt sind,
Wurzel ein, sondern umgibt die Wurzel mit einem Hyphen-
werden zu den Deuteromyceten gezählt
mantel und umhüllt die Zellen der Wurzelrinde mit einem
Die Deuteromyceten, auch Fungi imperfecti genannt, bilden Netzwerk aus Hyphen, dem Hartig'schen Netz. Ektomykorrhi-
eine künstliche Gruppe. Sie umfasst viele Tausend Arten, bei zapilze sind zumeist Basidiomyceten, vereinzelt aber auch As-
denen der sexuelle Zyklus unbekannt oder taxonomisch nicht comyceten. Die Mykorrhiza ist wichtig für die Versorgung der
ausschlaggebend ist. Die meisten Deuteromyceten gehören zu Wirtspflanze mit Phosphor, Stickstoff und anderen Nährele-
den Ascomyceten, manche sind Basidiomyceten oder Zygo- menten durch den Pilzpartner, der im Gegenzug Zucker erhält.
myceten. Solche Symbiosen traten vermutlich schon bei den ersten
Landpflanzen auf.

Fragen
1. Was ist der Unterschied zwischen: HyphenJMyzel, soma- 5. Viele Pilze produzieren Antibiotika. Was könnte ihre Funktion
tisch/vegetativ, RhizoidenlHaustorien, PlasmogamielKaryoga- für die Pilze sein?
mie, Sporangium/Gametangium, heterothallisch/homothal- 6. Im Lebenszyklus eines Hutpilzes können drei Arten von Hy-
lisch, dikaryotisch/monokaryotisch, parasitisch/mutualistisch, phen oder Myzelien unterschieden werden: primäre, sekundä-
ArbuskelnlVesikel, EndomykorrhizaJEktomykorrhiza? re und tertiäre. Wie sind diese drei Myze1ientypen miteinander
2. "Pilze sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch von enor- verbunden, und wie sind sie in den Lebenszyklus eingepasst?
mer Bedeutung." Erläutern Sie diese Stellungnahme in allge- 7. "Sowohl der Gesundheitszustand von Flechten als auch ihre
meiner Hinsicht sowie mit speziellem Bezug zu jeder der chemische Zusammensetzung können für ein Umweltmonito-
Hauptgruppen von Pilzen einschließlich der Hefen, Flechten ring genutzt werden." Erklären Sie das bitte.
und Mykorrhizen. 8. "Die am weitesten verbreitete und wahrscheinlich wichtigste
3. Wie kann man an der Struktur einer einzelnen Hyphe erken- mutualistische Symbiose im Pflanzemeich ist die Mykorrhi-
nen, ob ein Pilz zu den Zygomyceten, Ascomyceten oder Basi- za." Erldären Sie das bitte.
diomyceten zählt?
4. Was haben Zygosporen, Ascosporen und Basidiosporen ge-
meinsam? Was verbindet Zoosporen, Konidien, Aecidiosporen
und Uredosporen?
Kapitel 15
Protisten: Algen und
heterotrophe Protisten

Etwa 70% der Erde ist von Wasser bedeckt, weshalb die Erde
auch als der "Wasserplanet" bezeichnet wird. Das reiche Vor-
kommen von Wasser bereitete die wässrige Umgebung, in der
das Leben vor mindestens 3,5 Milliarden Jahren mit dem Auf-
treten der ersten Prokaryoten begann.
Die ältesten verlässlichen Spuren der Eukaryoten sind un-
geHihr 1,8 Milliarden Jahre alt. Für diese Zeit sind erste Ver-
treter einer Gruppe einzelliger Organismen, so genannte Acrit-
arche, in fossilen Belegen aus China nachweisbar. Acritarche
sind vermutlich die Überreste einer ausgestorbenen Gruppe
von Eukaryoten. Dass es sich dabei um Eukaryoten handelt,
schließt man aus der Komplexität ihrer Zellwände und daraus,

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Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
de Fragen beantworten können:
1. Worin liegt die ökologische Bedeutung der Algen?
2. Inwieweit sind sich Dinoflagellaten, Cryptomonaden
und Euglenophyten ähnlich? Weshalb kann man Orga-
nismen dieser Abteilungen nicht nach ihrer Ernährungs-
weise klassifizieren?
3. Was sind die charakteristischen Merkmale der Hapto-
phyta, und welche Bedeutung haben Haptophyten in ma-
rinen Nahrungsnetzen?
4. Was sind die grundsätzlichen Merkmale (a) der Braunal-
gen und (b) der Rotalgen?
5. Wie unterscheiden sich die Oomyceten von anderen Ver-
tretern der Heterokontophyta (Stramenopiles), und wel-
10. 1 mm l
che wichtigen Pflanzenkrankheiten werden von ihnen
Abb. 15-1 Arcritarche. Drei verschiedene verursacht?
Formen von Acritarchen, die vor ca. 700 6. Welche Merkmale der Grünalgen haben zu der Erkennt-
Millionen Jahren im Ozean im Bereich des
heutigen Grand Canyon, Arizona, gelebt nis geführt, dass die Grünalgen diejenige Gruppe der
haben. Die ältesten fossilen Acritarchen Algen sind, aus der sich die Moos- und Farnpflanzen
sind 1,5 Milliarden Jahre alt. Die Acritar- entwickelt haben?
chen waren morphologisch sehr unter- 7. Wie unterscheiden sich Vertreter der Klasse Chlorophy-
schiedlich. Wegen ihrer Zellgröße und der ceae (Abt. Chlorophyta) in der Zellteilung von Arten der
Ausbildung komplexer Zellwände werden
sie als Eukaryoten angesehen. Sie lebten Klasse Charophyceae (Abt. Streptophyta)?
vermutlich photo autotroph im Plankton. 8. In welchen Merkmalen unterscheiden sich Plasmodiale
Einige Formen sind Zygoten von Dino- und Zelluläre Schleimpilze? Weshalb kann man beide
flagellaten sehr ähnlich, andere eher be- nicht als Algen ansehen?
stimmten Grünalgen.
KAPITEL 15 Protisten: Algen und heterotrophe Protisten 395

Fragen
1. Weshalb kann man das Phytoplankton als die "große Wiese" 8. Einige Meerestange besitzen die am höchsten differenzierten
des Meeres bezeichnen? Vegetationskörper der Algen. Begründen Sie diese Aussage.
2. Beschreiben Sie, wie jede der folgenden Organismengruppen 9. Fucus hat einen Lebenszyklus, der in gewisser Weise unse-
ungünstige Lebensbedingungen wie Nahrungsmangel oder rem eigenen ähnlich ist. Erläutern Sie dies.
Trockenheit übersteht: Dinoflagellaten, Plasmodiale Schleim- 10. Worin besteht der Vorteil einer diploiden Karposporophyten-
pilze, Zelluläre Schleimpilze. Generation bei Rotalgen?
3. Erläuteru Sie mittels einer beschrifteten Skizze die Beziehung 11. Unterscheiden Sie zwischen folgenden Begriffspaaren:
von Struktur und Funktion einer Zelle von Euglena. Oogonium!Antheridium; homothallischlheterothallisch; Pen-
4. Was haben die Arten Gymnodinium breve, Pfiesteria piscici- nales/Centrales; PhycoplastlPhragmoplast.
da und Gonyaulax tamarensis gemeinsam? 12. Welche Merkmale unterscheiden die folgenden drei Klassen
5. Welche Pigmente haben Diatomeen, Chrysophyten und der Grünalgen: Chlorophyceae, Ulvophyceae und Charophy-
Braunalgen gemeinsam? Welches dieser Pigmente ist für die ceae?
braune Farbe dieser Algen verantwortlich? 13. Welche Merkmale der Gattung Coleochaete und der Ord-
6. Welche Pflanzenkrankheiten werden von den folgenden nung Charales verbinden diese eng mit den Moos- und Ge-
Oomyceten verursacht: Plasmopara viticola, Phythophthora fäßpflanzen?
infestans und Pythium spp.?
7. Die Diatomeen kann man als die Algen ansehen, die "im Glas-
haus sitzen". Erläutern Sie diese Aussage.
Kapitel 16
Moose (Hepatophyta, Antho-
cerotophyta, Bryophyta)

In ganz unterschiedlichen Organismengruppen gibt es Arten,


die gemeinhin als "Moose" bezeichnet werden. "Isländisch-
Moos" aber ist eine Flechte (Cetraria islandica), aus der
Lutschtabletten gegen Halsschmerzen hergestellt werden. Un-
ter dem Namen "Irisch-Moos" (Irish Moss) sind marine Rotal-
gen mehrerer Gattungen zusammengefasst, aus denen Carra-
geen, ein Dickungsmittel für die Nahrungsmittelindustrie, ge-
wonnen wird. Als "Spanisch-Moos" (Spanish Moss) wird Til-
landsia usneoides bezeichnet, eine epiphytisch lebende, bart-
förrnig wachsende Samenpflanze aus der Familie der Bromeli-
aceae (Ananasgewächse).
Die echten Moose - Lebermoose, Hornmoose und Laub-
moose - sind kleine "beblätterte" oder thallose Pflanzen, die
zumeist an feuchten Standorten in gemäßigten oder tropischen
Wäldern oder an Bachufern und in Sümpfen wachsen
(Abb. 16-1). Sie sind jedoch nicht auf solche Standorte be-
schränkt. Viele Moosarten findet man in vergleichsweise tro-
ckenen Wüsten, und mehrere Arten gedeihen in Massen auf of-
fenen, trockenen Felsen, die sehr heiß werden können
(Abb. 16-2). Laubmoose beherrschen das Gelände manchmal
bis zum Ausschluss anderer Pflanzen in weiten Gebieten nörd-
lich des arktischen Polarkreises. Sie sind auch die vorherr-

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Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
de Fragen beantworten können:
1. Was sind die allgemeinen Charakteristika der Moose,
oder welche Merkmale machen ein Moos aus?
2. Was sind die drei Abteilungen der Moose? Was sind ih-
re gemeinsamen, welches ihre trennenden Merkmale?
3. Wie erfolgt die sexuelle Vermehrung bei Moosen? Was
sind die wesentlichen Teile des aus der Befruchtung re-
sultierenden Sporophyten der meisten Moose?
4. Wie können die zwei Gruppen der Lebermoose vonein-
ander unterschieden werden?
5. Durch welche Merkmale zeichnen sich die Hornmoose
aus?
6. Was sind die kennzeichnenden Merkmale der Abteilung
Abb.16-1 Typischer Moosstandort. Von Moosen bedeckte Bryophyta, und durch welche Merkmale unterscheiden
Felsbrocken und Baumäste entlang einem Sturzbach auf der
Olympic Peninsula im US-Bundesstaat Washington. sich die drei Klassen der Laubmoose?
KAPITEL 16 Moose 421

Zusammenfassung: Vergleichende Merkmalsübersicht der Abteilungen der Moose

Abteilung Artenzahl Merkmale des Gametophyten Merkmale des Sporophyten Lebensräume und Standorte

Hepatophyta 6000 selbstständige Generation; so- klein und nahrungsabhängig meist gemäßigt feucht und tro-
(Lebermoose) wohl thallos als auch beblättert; vom Gametophyten; unver- pisch; einige wenige aquatisch;
Atefilporen bei manchen thallo- zweigt; besteht in manchen oft als Epiphyten
sen Typen; einzellige Rhizoide; Gattungen aus kaum mehr als
zumeist zahlreiche Chloroplasten einem Sporangium und in an-
pro Zelle; viele erzeugen Brut- deren aus einem Fuß, einer Se-
körper; bei manchen fadenförmi- ta und einem Sporangium; phe-
ges Protonerna; Wachstum durch nolische Stoffe in den Zellwän-
Randmeristem, oft mit sichtbarer den der Epidermis; Stomata
Scheitelzelle fehlen.

Anthocerotophyta 100 selbstständig lebend; thallos; klein und vom Gametophyten gemäßigt feucht und tropisch
(Hornmoose ) einzellige Rhizoide; die meisten nahrungs abhängig; besteht aus
nur mit einem Chloroplasten pro einem Fuß und einem langen,
Zelle zylindrischen Sporangium, mit
interkalarem Meristem zwi-
schen Fuß und Sporangium;
Cuticula; Stomata; kein spe-
zielles Leitgewebe

Bryophyta 9500 selbstständige Generation; be- klein und vom Gametophyten meist gemäßigt feucht und tro-
(Laubmoose) blättert; vielzellige Rhizoide; die nahrungsabhängig; unver- pisch; einige arktisch und ant-
meisten Zellen mit zahlreichen zweigt; besteht bei den Bryop- arktisch; viele an trockenen
Chloroplasten; viele Arten erzeu- sida aus Fuß, langer Seta und Standorten; einige wenige
gen Brutkörper; Protonerna, das Sporangium; phenolische Stof- aquatisch
bei Sphagnum bald mit einem fe in den epidermalen Zellen;
Randmeristem und schließlich Stomata; einige Arten besitzen
mit einem Apikalmeristem wei- Leptoiden und nichtlignifizier-
ter wächst; von einer Scheitelzel- te Hydroiden
le ausgehendes Wachstum nur
bei den Bryopsida, den Laub-
moosen im engeren Sinne; eini-
ge Arten haben Leptoiden und
nichtlignifizierte Hydroiden

Fragen
1. Erläutern Sie anhand einer einfachen beschrifteten Skizze den 4. Welche Moosgruppe hat Ihrer Meinung nach den höchst ent-
allgemeinen Lebenszyklus eines Mooses. Erklären Sie, warum wickelten Sporophyten? Welche Moosgruppe hat den höchst
es sich bei ihm um einen heteromorphen Generationswechsel entwickelten Gametophyten? Begründen Sie Ihre Antworten.
handelt. 5. Welche Merkmale der Gefäßpflanzen fehlen den Moosen?
2. Welche Nachweise gibt es, die für eine Abstammung der Moo- 6. Beschreiben Sie die strukturellen Anpassungen der Torfinoose
se von den Charophyten sprechen? in Bezug auf ihre Wasseraufnahmefähigkeit. Warum ist die
3. Moose und Gefäßpflanzen haben eine Reihe von Merkmalen Gattung Sphagnum von so großer ökologischer Bedeutung?
gemeinsam, die sie von den Charophyten unterscheiden und
Anpassungen an das Leben an Land darstellen. Welches sind
diese Merkmale?
Kapitel 17
Gefäßkryptogamen
(Samen lose Gefäßpflanzen)

Wie alle Lebewesen haben auch die Pflanzen aquatische Vor-


fahren. Daher ist auch ihre Geschichte untrennbar mit der In-
besitznahme des Landes und der fortschreitenden Unabhän-
gigkeit der Fortpflanzung vom Wasser verbunden. In diesem
Kapitel werden zuerst die allgemeinen Charakteristika der Ge-
fäßpflanzenevolution behandelt - vor allem diejenigen, die das
Leben auf dem Land betreffen - und der Bau der Gefäßpflan-
zen. Danach werden die Gefäßkryptogamen (samenlose Ge-
fäßpflanzen), Bärlappgewächse, Farne (einschließlich der Ga-
beiblattgewächse) und die Schachtelhalmgewächse beschrie-
ben.

17.1 Evolution der Gefäßpflanzen

In Kap. 16 wurdenerausgestellt, dass Bryophyten und Gefäß-


pflanzen eine Anzahl gemeinsamer Merkmale aufweisen. Bei-
de besitzen einen vielzelligen Embryo und bilden eine mono-

Ihr neues Wissen


Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
de Fragen beantworten können:
1. Welche "entscheidenden Schritte" trugen in der frühen
Geschichte der Pflanzenevolution dazu bei, dass Gefäß-
pflanzen erfolgreich das Land besiedeln konnten?
2. Welche Erklärungsmöglichkeiten gibt es fiir die Evolu-
tion von Mikro- und Megaphyllen? Welche Gefäßkryp-
togamen besitzen Mikrophylle, welche Megaphylle?
3. Was bedeutet Isosporie, was Heterosporie? Wie groß
sind die Gametophyten, die von isosporen und von
Abb. 17-1 Cooksonia, die älteste bekann- heterosporen Sippen gebildet werden?
te Gefäßpflanze, bestand aus gabelig ver- 4. Welches sind die charakteristischen Merkmale folgender
zweigten Achsen. Dieses Fossil, das iIf Abteilungen der Gefäßkryptogamen: Rhyniophyta, Zos-
Shropshire, England, gefunden wurde, terophyllophyta, Trimerophytophyta, Lycopodiophyta
stammt aus dem Obersilur (vor 414-408
Millionen Jahren). Ihre blattlosen oberirdi- und Pteridophyta? Welche davon sind ausschließlich fos-
schen Achsen erreichten etwa 2,5 cm Höhe sile Gruppen?
und endeten in Sporangien bzw. Sporen 5. Wie unterscheiden sicheusporangiate und leptosporan-
produzierenden Strukturen. Diese kleinen giate Farne bezüglich ihrer Struktur und Entwicklung?
Pflanzen lebten vermutlich in feuchter 6. Welche Farne gehören zu den eusporangiaten, welche zu
Umgebung, z.B. auf schlammigen, ebenen
Flächen. den leptosporangiaten Farnen?
464 TEIL 4 Formenvielfalt der Organismen

standen aus einfachen, dichotom verzweigten Achsen ohne Die Bärlappgewächse (Lycopodiophyta) besitzen
Wurzeln und Blätter, den Telomen. Im Laufe der Evolution Mikrophylle, alle anderen Vertreter der
entstanden zwischen verschiedenen Teilen des Pflanzenkör- Gefäßpflanzenabteilungen Megaphylle
pers morphologisch und physiologisch unterschiedliche Struk-
turen, die Wurzeln, der Stamm (Sprossachse ) und die Blätter. Die Lycopodiophyta sind durch den Besitz von Mikrophyllen
gekennzeichnet. Die Arten der Farne (Filicales) besitzen Wedel
(Megaphylle), die Schachtelhalmgewächse (Equisetales)
Die lebenden Gefäßkryptogamen werden zwei "Mikrophylle", die durch Reduktion entstanden sind. Die Psi-
Abteilungen zugeordnet lotales unterscheiden sich von allen lebenden Gefäßpflanzen
durch das Fehlen echter Mikro- und Megaphylle und von Wur-
Die lebenden Gefäßkryptogamen werden in die Abteilung Ly- zeln.
copodiophyta (Bärlapp gewächse; Lycopodium s.l, Selaginella Drei Ordnungen der Farne, die Psilotales, Ophioglossales
und Isoetes) und die Pteridophyta (Farne) und Verwandte (Psi- und die Marattiales, sind eusporangiat. Die Wände der Euspo-
lotum, Tmesipteris und Equisetum) eingeteilt. Der umgangs- rangien sind zwei- bis mehrschichtig und entstehen aus
sprachliche Terminus "Farn" bezieht sich auf die Filicales, mehreren Initialzellen. Die Filicales und die Wasserfarne
Ophioglossales und Marattiales. (Marsileales, Salviniales) sind leptosporangiat. Die Wände der
Eine basale Aufspaltung im Unter- bis Mitteldevon führte Leptosporangien sind einschichtig. Die Sporangien entstehen
zur Ausbildung der Bärlappgewächse (Verwandtschaftskreis aus einer Initialzelle.
Lycopodiophyta) und der Euphyllophyten, in dem alle anderen Fünf große Verwandtschaftskreise bestimmten die Vegeta-
Gefäßpflanzen zusammengefasst werden. Innerhalb der Bär- tion der "Kohlesfunpfe" des Karbons ("Kohlezeitalter"). Von
lappgewächse sind die blattlosen Zosterophyllophyta ur- diesen waren drei Gefäßkryptogamen, die Bärlappgewächse,
sprünglich, ein vollständig ausgestorbener Verwandtschafts- die Schachtelhahngewächse und die Farne. Die beiden anderen
kreis. Die Trimerophytophyta, eine weitere Gruppe ausgestor- Verwandtschaftskreise, die Samenfarne und die Cordaiten, ge-
bener Gefäßpflanzen, repräsentieren die Vorfahren der Pteri- hörten bereits zu den Gymnospermen.
dophyta und der Progymnospermen.

Fragen
1. Welche grundlegenden strukturellen MerJanale haben Rhynio- 5. Was ist Kohle? Wie wurde sie gebildet? Welche Pflanzen wa-
phyta, Zosterophyllophyta und Trimerophytophyta gemein- ren an ihrer Bildung beteiligt?
sam?
6. Man bezeichnet Bryophyten oft als "Amphibien des Pflanzen-
2. Tracheen und Heterosporie sind bei mehreren Gruppen der Ge- reichs". Aber so kann man auch die Gefäßkryptogamen cha-
fäßpflanzen ausgezeichnete Beispiele für eine konvergente rakterisieren. Erklären Sie warum.
Evolution. Erklären Sie. 7. Beschreiben Sie den "Lycophyten-Ast" und den "Euphyllo-
3. Beschreiben Sie die Struktur der Grundtypen von Stelen mit phyten-Ast" im Stammbaum der Gefaßkryptogamen.
Hilfe von einfachen beschrifteten Zeichnungen.
4. Vergleichen Sie den Entwicklungsgang eines Laubmooses mit
dem eines leptosporangiaten Farns.
Kapitel 18
Gymnospermen

Eine der folgemeichsten Neuerungen, zu der es im Laufe der


Evolution der Gefäßpflanzen kommen sollte, war der Samen.
Samen sind einer der Hauptfaktoren, die für die Dominanz der
Samenpflanzen in der heutigen Flora verantwortlich sind - ei-
ne Dominanz, die über einen Zeitraum vom mehreren Hundert
Millionen Jahren fortschreitend zugenommen hat. Der Grund
dafür ist einfach: Der Samen hat große Bedeutung für das
Überleben. Der Schutz, den ein Samen dem eingeschlossenen
Embryo gewährt, und die gespeicherte Nahrung, die diesem
Embryo in den kritischen Stadien der Keimung und Ansied-
lung zur Verfügung steht, geben Samenpflanzen einen großen
Selektionsvorteil gegenüber ihren frei sporigen Verwandten
und Vorfahren, d.h. gegenüber Pflanzen, die ihre Sporen aus-
streuen.

18.1 Evolution des Samens

Alle Samenpflanzen sind heterospor, indem sie Megasporen


und Mikrosporen erzeugen, die Megagametophyten (weibliche
Gametophyten) bzw. Mikrogametophyten (männliche Game-
tophyten) entstehen lassen. Doch kommt dieses Merkmal nicht
allein den Samenpflanzen zu. Wie in Kap. 17 besprochen, sind
manche nicht Samen tragende Gefäßpflanzen ebenfalls hetero-
Abb.18-1 Landschaft im Spätkarbon. Die tropischen Sümpfe spor. Die Erzeugung von Samen ist jedoch eine besonders ab-
des Spätkarbons wurden von mehreren Gattungen riesiger,
baumformiger Bärlappgewächse beherrscht, die im ausgewach-
senen Zustand mit ihren lockeren, gabelig ausladenden Wipfeln
ein luftiges Kronendach bildeten (im Hintergrund). Diese Bäume
besaßen massige Stämme (links vorne), die in dem wasserge- Ihr neues Wissen
tränkten, moorigen Untergrund durch lange Wurzelträger (ach-
senartige Stigmarien) stabilisiert wurden, von denen zahlreiche Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
kleine, möglicherweise photo synthetisch aktive Wurzeln ausgin- de Fragen beantworten können:
gen. Neben ihnen wuchsen auch einige niedrige Bärlappgewäch- 1. Was ist ein Same, und warum war die Evolution des Sa-
se mit zapfenformigen Sporophyllständen. Auf überfluteten und mens eine so wichtige Neuerung für die Pflanzen?
sumpfigen Stellen des Waldbodens gediehen weitere Bärlappge-
wächse wie die unverzweigte Chaloneria (rechts im Vorder- 2. Aus welcher Pflanzengruppe sollen sich - wie man an-
grund) sowie Schachtelhalmgewächse wie der Keilblattstrauch nimmt - die Samenpflanzen entwickelt haben?
(Sphenophyllum, nicht im Bild) und der einem Weihnachtsbaum 3. Worin unterscheiden sich die Einrichtungen, durch die
ähnliche Diplocalamites (nicht im Bild). die männlichen Keimzellen zu den Eizellen gelangen,
Weniger feuchte oder etwas höher gelegene Stellen begünstigten bei den Gynmospermen und den samenlosen Gefäß-
eine gemischte Pflanzendecke mit frühen Coniferen, Boden de-
ckenden Farnen, hohen Baumfarnen und Palmfarnen. Unter den pflanzen?
Samenpflanzen befanden sich (von vorn nach hinten) Cordaixy- 4. Was sind die Unterscheidungsmerkmale der vier heute
Ion, ein strauchiger Coniferen-Verwandter mit bandformigen lebenden Abteilungen der Gynmospermen?
Blättern (links im Vordergrund), und Callistophyton, ein klet- 5. Worin sind die Gnetophyten den Angiospermen ähnlich?
ternder Samenfarn am Fuße des größten Bärlappbaumes.
492 TEIL 4 Formenvielfalt der Organismen

Zusammenfassung: Ein Vergleich einiger Hauptmerkmale der heutigen Gymnospermenabteilung mit lebenden Vertretern

Abteilung Repräsentative Wasser leitende Spermatozoiden Pollenschlauch Blattstellung und Weitere


Gattung bzw. Xylemelemente dient der Über- Blattyp Merkmale
Gattungen tragung der
Keimzellen
Cycadophyta Cycas und Zamia Tracheiden ja nem schraubig, palrn- männliche und
(Palmfarne) blattähnlich weibliche Blüten
zapfenähnlich,
auf unterschied-
lichen Pflanzen
Ginkophyta Ginkgo Tracheiden ja nein schraubig, Samenanlagen
(Ginkgo oder Fä- facherförmig und männliche
cherblattbaum)
Strobili aufun-
terschiedlichen
Pflanzen; Samen
mit Sarko- und
Sklerotesta
Coniferophyta Abies, Picea, Pi- Tracheiden nein ja schraubig oder weibliche Zapfen
(Nadelgehölze nus und Tsuga quirlig/dekus- ("Blütenstände")
oder "Zapfen tra- siert, zumeist na- und zapfenförmi-
gende Pflanzen") del- oder schup- ge männliche
penförmig Sporophyllstände
("Blüten") auf
derselben Pflanze
Gnetophyta Ephedra, Gnetum Tracheiden und nein ja paarig, gegen- männliche und
(Gnetum- und Welwitschia Gefaßelemente ständig: bei weibliche Zapfen
Gewächse) Ephedra schup- sind "Blütenstän-
penförmig; bei de"; außer eini-
Gnetum recht gen Ephedra-Ar-
breit, netzadrig, ten zweihäusig;
lederig, Angio- Blätter gegen-
spermen-ähnlich; ständig; in eini-
bei Welwitschia gen Merkmalen
riesig band- oder Angiospermen-
riemenförmig ähnlich.

Fragen
1. Eine der wichtigsten evolutionären Errungenschaften der Pro- vollentwickelten Megagametophyt; einen vollentwickelten
gymnospermen ist das vorhandene dipleurische Cambium. Kiefern-Mikrogametophyt (ausgekeimtes Pollenkorn mit Be-
Was ist ein dipleurisches Cambium, und wo findet man es fruchtungszellen); und einen reifen Kiefernsamen.
noch, außer bei den Progymnospermen? 5. Bei den Cycadeen und Ginkgo gibt es Hinweise darauf, dass
2. Wodurch ähneln die Bennettitales oder Cycadeoideen den Cy- die ersten Pollenschläuche haustoriale Strukturen waren und
cadeen? Wodurch unterscheiden sie sich von den Cycadeen? nicht der Übertragung der Befruchtungszellen dienten. Erläu-
3. Die Möglichkeit zur Polyembryonie gibt es im Lebenszyklus tern Sie dies!
der Kiefern zweimal. Erläutern Sie dies! 6. Erläutern Sie die Unterschiede zwischen der Gnetum-Pinus-
4. Zeichnen Sie schematisch folgende Strukturen und beschriften Hypothese (engl. gnepine hypothesis) und der Anthophyten-
Sie deren Bestandteile: eine Kiefern-Samenanlage mit einem Hypothese!
Kapitel 19
Einführung in die
Angiospermen

Die Angiospermen, die Bedecktsamigen Blütenpflanzen, ma-


chen einen Großteil der Pflanzen unserer Erde aus. Bäume,
Sträucher, Rasen, Gärten, Getreidefelder, Wildblumen, Früch-
te und Gemüse auf dem Markt, die leuchtenden Farben in Blu-
menläden, Geranien im Blumenkasten auf dem Balkon, Was-
serlinsen auf dem Teich und Schwertlilien am Ufer, Seegras im
Meer und Laichkräuter in den Bächen, Kandelaberkakteen und
Opuntien in der Wüste - wo immer man ist, sind auch Blüten-
pflanzen.

19.1 Die Vielfalt der Angiospermen

Die Angiospermen, die Abteilung Anthophyta, umfassen we-


nigstens 300000, vielleicht aber auch bis zu 450000 Arten und
sind damit die bei weitem größte Abteilung der photoautotro-
phen Organismen. In ihren Blütenmerkmalen, aber auch in
ihren vegetativen Ausprägungen sind die Angiospennen unge-
heuer vielfältig. Ihr Größenspektrum reicht von über 100 m
hohen Eukalyptusbäumen mit fast 20 m Stammumfang
(Abb. 19-1) bis zu den winzigen Zwergwasserlinsen, einfa-
chen, kaum 1 mm langen Schwimmpflanzen (Abb. 19-2).

Ihr neues Wissen


Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
de Fragen beantworten können:
1. Was ist eine Blüte, und welches sind ihre Grundbestand-
teile?
2. Welche Teile einer Blüte können wie umgebildet wer-
den?
Abb.19-1 Riesige Eukalyptusbäume. Der 3. Wie läuft die Bildung der Mikrogametophyten (männ-
zu den größten Blütenpflanzen der Welt lichen Gametophyten) ab? Welche Unterschiede und Ge-
zählende Königs-Eukalyptus (Eucalyptus meinsamkeiten gibt es dabei zu den Megagametophyten
regnans) aus den Dandenong-Bergen im (weiblichen Gametophyten)?
südöstlichen Australien. Während einer
4; Wie sind typische befruchtungsfähige Mikro- .und Me-
einzigen Blütezeit kann jeder dieser Bäume
mehr als eine Million Blüten hervorbrin- gagametophyten aufgebaut?
gen. Viele der noch übrig gebliebenen Eu- 5. Was bedeutet "doppelte Befruchtung" bei den Angio-
kalyptuswälder werden für die Herstellung spennen, was entsteht dabei?
von Holzspänen vernichtet.
KAPITEL 19 Einführung in die Angiospermen 513

Fragen
1. Unterscheiden Sie die folgenden Begriffe: Calyx/Corolla/Peri- 4. Zeichnen und beschriften Sie den reifen männlichen Gameto-
anth (KelchiKronelBlütenhülle), Stigma/Stylus/Ovar (Nar- phyten (gekeimtes Pollenkorn) und einen reifen weiblichen
be/Griffel/Fruchtknoten), vollständig/unvollständig, unise- Gametophyten (Embryo sack) einer Angiosperme. Vergleichen
xuellibisexuell (eingeschlechtiglzwittrig), Androeceurn/Gy- Sie diese Gametophyten mit ihren Gegenstücken bei der Kie-
noeceum. fer.
2. Zeichnen und beschriften Sie so vollständig wie möglich eine 5. Eine von Endospermbildung gefolgte doppelte Befruchtung
zwittrige Blüte mit oberständigem Fruchtknoten, in der die gibt es nur bei den Angiospermen. Wie unterscheidet sich die
Blütenorgane nicht miteinander verwachsen sind. doppelte Befruchtung bei den Gnetophyten Ephedra und Gne-
3. Unisexuelle Blüten sind immer unvollständig, aber nicht alle turn von der bei Angiospermen?
unvollständigen Blüten sind unisexuell. Erklären Sie das.
Kapitel 20
Die Evolution der
Angiospermen

In einem Brief an einen Freund bezeichnete Charles Darwin


einmal das anscheinend plötzliche Auftreten der Angiosper-
men in den fossilen Funden als 'an abominable mystery', "ein
scheußliches Rätsel". In alten fossilienhaltigen Gesteins-
schichten der Zeit vor etwa 400 Millionen Jahren findet man
nur einfache Gefäßpflanzen wie Rhyniophyten und Trimero-
phyten. Dann gab es im Devon und Karbon eine starke Ver-
mehrung der Lycophyten, Pteridophyta (Farne und Verwandte)
und Progymnospermen, die bis vor ungefähr 300 Millionen
Jahren vorherrschten. Die frühen Samenpflanzen tauchten
zum ersten Mal im späten Devon auf und führten zu den von
Gymnospermen dominierten Mesozoischen Floren. Schließ-
lich erschienen in der ersten Hälfte der Kreidezeit vor mindes-
tens 130 Millionen Jahren die Angiospermen in den Fossilfun-
den und übernahmen vor ungefähr 90 Millionen Jahren welt-
weit die dominierende Rolle in der Vegetation. Vor ungefähr
75 Millionen Jahren gab es schon viele der heute noch existie-
renden Familien und sogar einige der heutigen Gattungen.
Wie aber konnten die Angiospermen trotz des relativ späten
Auftretens in den Fossilfunden eine derart dominierende Rol-
le im Pflanzenreich erlangen und dann auch noch einen so gro-

Ihr neues Wissen


Wenn Sie dieses Kapitel gelesen haben, sollten Sie folgen-
de Fragen beantworten können:
1. Welche Theorien über den Ursprung der Angiospermen
werden zurzeit favorisiert, und wie stellt sich die mut-
maßliche Verwandtschaft zwischen den Einkeimblättri-
gen (Monocotylen), den Eudicotylen und anderen An-
giospermen dar?
2. Welches sind die vier Grundzüge der Evolution der Blü-
ten?
Abb.20-1 Angiospermen und Bestäuber. 3. Welche Möglichkeiten haben die Angiospermen entwi-
Die Evolution der Blütenpflanzen ist zu- ckelt, um gezielt Geschlechtspartner zu finden?
gleich die Geschichte einer innner stärke- 4. Wie unterscheiden sich Käfer-, Bienen-, Schmetterlings-
ren gegenseitigen Anpassung von Blüten
und bestäubenden Insekten. Dabei spielten und Fledermausblumen voneinander?
Käfer eine herausragende Rolle. Ein mit 5. Nennen Sie einige Anpassungen von Früchten an ihre
Pollen beladener Bockkäfer (Familie Ce- Form der Ausbreitung.
rambycidae) beim Besuch der Blüten von 6. Wie haben sekundäre Inhaltsstoffe die Evolution der An-
Anticlea elegans (Liliaceae) in den Bergen giospermen wahrscheinlich beeinflusst?
im Nordosten Arizonas, USA.
540 TEIL 4 Formenvielfalt der Organismen

ebenfalls für die Ausbreitung vieler Angiospermen verant- mannigfaltigkeit der Angiospermen. Bestimmte Gruppen der
wortlich. Daran angepasste Pflanzen haben an ihren Diasporen Angiospermen haben sog. sekundäre Pflanzenstoffe entwi-
meist ein fetthaltiges Anhängsel, ein Elaiosom, das von den ckelt, Z.B. Alkaloide, die sie vor den meisten Pflanzenfressern
Ameisen verzehrt wird. schützen. Einige Pflanzenfresser sind jedoch darauf speziali-
siert, sich gerade von solchen Pflanzen zu ernähren, die von
anderen Pflanzenfressern verschmäht werden. Deren Unver-
Sekundäre Pflanzenstoffe waren und sind wichtig für mögen, toxische Stoffe abzubauen, versperrt ihnen diese Nah-
die Evolution der Angiospermen rungsquelle. Hier liegt ein Beispiel für eine schrittweise Ko-
evolution von Pflanzen und Pflanzenfressern vor. Es scheint,
Die biochemische Koevolution war und ist ein weiterer wich- dass auch die frühen Angiospermen durch ihre Fähigkeit, für
tiger Faktor für den Erfolg und die Entstehung der Formen- Herbivore giftige Substanzen zu bilden, geschützt waren.

Fragen
1. Welches Konzept verbirgt sich hinter dem Begriff "Antho- 4. Erklären Sie den Begriff "Koevolution" und erläutern Sie
phyten" (nicht zu verwechseln mit dem Taxon Anthophy- ihn anhand von zwei Beispielen, die Insekten und Blüten-
tal)? pflanzen betreffen.
2. Welche Merkmale der Angiospermen weisen auf eine 5. Warum sind windbestäubte Angiospermen vor allem in den
monophyletische Abstammung dieser Gruppe hin? gemäßigten Breiten vertreten, in den Tropen aber relativ
3. Petalen (Kronblätter) können von zwei verschiedenen Or- selten?
ganen hergeleitet werden. Welche sind das? 6. Erklären Sie anhand je eines Beispiels den Unterschied
zwischen Sammel- und Einzelfrüchten bzw. Fruchtständen.

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