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ENTDECKENDES LERNEN
IN TECHNIKWOCHEN
PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE
FACHHOCHSCHULE NORDWESTSCHWEIZ
STEFAN KRUSE
CHRISTIAN MATHIS
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Autoren: Annalies Baier, Joanne Blannin, Rolf Beck, Pete Patrick Bürgy, Seamus Delaney,
Franziska Detken, Karin Güdel, Ernest Hägni, Manuel Haselhofer, Rolf Hergert, Jürg Keller,
Alexander Koch, Stefan Kruse, Christian Mathis, Fraenzi Neuhaus, Christine Redman,
Beni Sidler, Andreas Stettler, Duncan Symons, Joachim Zimmermann
Redaktion: Hanne Lier, Medienwerk Lier, Stuttgart
Projektkoordination und Herstellung: Petra Wöhner, Klett MINT
Gestaltung: Bettina Herrmann, Stuttgart
Umschlagabbildung: Adobe Stock (Syda Productions)
Druck: C. Maurer GmbH & Co. KG, Geislingen/Steige
1. LÄNGER BEI DER SACHE IN TECHNIKWOCHEN Stefan Kruse & Christian Mathis............ 7
1.1 Ausgangslage................................................................................................... 7
1.2 Was ist Technische Bildung?.. ............................................................................... 10
4. ANHANG..................................................................................................... 152
4.1 Literaturangaben. ........................................................................................... 152
4.2 Abbildungsnachweis. . ...................................................................................... 156
4.3 Zu den Autoren.............................................................................................. 157
4.4 Die Herausgeber. ........................................................................................... 159
Das frühe Wecken von Begeisterung und Interesse für Naturwissenschaft und Technik bei Schülerin-
nen und Schülern ist der Schlüssel zur erfolgreichen Gestaltung unserer zunehmend technisierten
Welt. Erforschendes und entdeckendes Lernen in Technikwochen möchte einen Beitrag dazu leisten, das
Interesse von Schülerinnen und Schülern an technischen Themen zu wecken. Die im Folgenden an-
gebotenen Unterrichtsbeispiele basieren auf spannenden und motivierenden Themenstellungen, die
von den Autorinnen und Autoren erprobt und mit Sachinformationen und methodisch-didaktischen
Hinweisen zur Förderung der allgemeinen Technischen Bildung aufbereitet wurden.
Natürlich sind die Faktoren für lernwirksamen Unterricht immer vielfältig. Soziokulturelle Aspekte
wie die Klassensituation, örtliche Faktoren wie die Ausstattung der Schulen, das Vorwissen der Schü-
lerinnen und Schüler aber auch die Haltung, die Einstellung und das fachspezifische Wissen und
Können der Lehrpersonen entscheiden maßgeblich über die erfolgreiche Umsetzung von Technik
tagen oder -wochen mit.
Die Unterrichtsbeispiele in diesem Buch sollen Anregungen liefern, wie fächerverbindender, technik
orientierter, erforschend entdeckender und nachhaltiger Unterricht in Kindergarten, Primar- und Se-
kundarstufe implementiert werden kann. Auch fachfremd unterrichtende Personen werden in den
didaktischen Hinweisen zahlreiche Ratschläge finden, um sich vielleicht doch einmal an das ein oder
andere bisher gemiedene Thema zu wagen.
Die einzelnen Themen in diesem Buch sind einerseits unabhängig voneinander umsetzbar, anderer-
seits lassen sie sich teilweise gut kombinieren. Sie sind so angelegt, dass sie unkompliziert und ohne
großen materiellen Aufwand in Projekttagen oder auch im regulären Unterricht der obligatorischen
Schule durchgeführt werden können. Zu allen Themen finden Sie Bauanleitungen, Versuchsbeschrei-
bungen oder Aufgaben sowie Hinweise zu Methodik oder Medienwahl. Einzelne Teile der Themen
oder beiliegende Arbeitsblätter können als Kopiervorlage für den Unterricht verwendet werden.
Das Buch mit seinen vielfältigen Vorschlägen versteht sich nicht als Bildungskonserve, in der fertige
Unterrichtsrezepte beliebig adaptierbar sind. Einige Fragestellungen werden individuell durch die
Situation in den jeweiligen Klassen zu entwickeln und auszugestalten sein. Außerdem ist die Weiter-
entwicklung der vorliegenden Konzepte wünschenswert und sinnvoll.
Wir wünschen allen Lehrerinnen und Lehrern viel Freude, Erfolg und Energie bei der Förderung von
erforschendem und entdeckendem Lernen in der Technischen Bildung.
1.1 AUSGANGSLAGE
Der Begriff Technikwochen ist eine Wortschöp- Alle in diesem Sammelband vereinten Beiträge
fung, wie sie für Schweizer Schulen typisch ist. lassen sich in einer sogenannten »Technikwo-
Spätestens seit den 1980er Jahren gestalten Pri- che« einsetzen, kombinieren oder aneinanderrei-
mar- und Sekundarschulen zusammen oder al- hen. Die Beiträge lassen sich zudem durch den
leine Themenwochen, in denen sich die ganze Besuch lokaler, leicht erreichbarer ausserschuli-
Schule einer gemeinsamen Thematik widmet. scher Lernorte ergänzen. Weiter können externe
Im Volksmund werden diese Wochen oft auch Expertinnen und Experten aus dem Bereich der
»Projektwochen« genannt, obwohl kein projekt Technik in die Schulen eingeladen werden. Das
orientierter Unterricht stattfindet.1 Viel mehr können spezielle Berufsvertreterinnen und -ver-
dominiert ein additiver Zugang zu einer festge- treter sein oder auch (Kunst-)Handwerkerinnen
legten Thematik, die aus unterschiedlichen Per- und -handwerker, deren technische Fertigkeiten
spektiven beleuchtet oder derer sich mittels un- und technisches Wissen für die Schülerinnen
terschiedlicher Zugänge und Methoden genähert und Schüler heute kaum noch sichtbar und zu-
wird. gänglich ist.
Solche Themenwochen stellen für das gemein- Um die Motivationsspanne der Schülerinnen
same Lernen in einer Schule eine grosse Chan- und Schüler bis zu einer Woche aufrechtzuerhal-
ce dar. Altersübergreifendes Lernen kann dabei ten, müssen die Lernarrangements für die Schü-
stattfinden, genauso wie interessengeleitete Ate- lerinnen und Schüler ansprechend und moti
lierbetriebe, wo sich die Schülerinnen und Schü- vierend gestaltet werden. Dem wird durch einen
ler entsprechend ihren Neigungen und Interes- expliziten Lebensweltbezug, das Erweitern durch
sen in sogenannte Ateliers einschreiben und sich Lernsequenzen vor Ort und eine konsequente
mit der Thematik oft mittels handlungsorientier- Handlungsorientierung der Lernarrangments
ter Lernarrangements auseinandersetzen. Rechnung getragen.
Genau das ist in der vorliegenden Publikati- Alle hier vorgestellten Lernarrangements orien-
on mit dem Begriff »Technikwoche« gemeint. tieren sich an einem kompetenzorientierten Ler-
Schulen sollen sich eine Woche gemeinsam mit nen im Sinne des Lehrplans 21, speziell der Fach-
»Technik«, technischen Problemlösungen und bereiche »Natur, Mensch, Gesellschaft – NMG«
soziotechnischen Fragestellungen beschäftigen. und »Textiles und Technisches Gestalten – TTG«.
Dabei können unterschiedlich lange dauernde Die vorliegenden Beiträge wurden alle in der
Lernarrangements zum Einsatz kommen. Wie Praxis erprobt und durchgeführt. Es ist selbst-
in den folgenden Beiträgen dargestellt, können verständlich, dass die Aufbereitung und das
diese altersdurchmischt, stufenübergreifend
Abfassen solcher Lernarrangements mit Auslas-
oder klassenorientiert organisiert werden. sungen, Kürzungen und Verallgemeinerungen
einhergehen. Die Praxis muss von professionel-
len Lehrpersonen situationsentsprechend und
schul- sowie schülerinnen- und schüleradäquat
gestaltet werden.
1 Diese Bezeichnung ist sehr kritisch zu hinterfragen, weil in der Didaktik damit projektorientierter Unterricht oder Projektunterricht
konnotiert wird. Meistens findet jedoch kein solcher Unterricht statt.
Wir leben im Technotop. Seit der erste Mensch Daneben bietet Technische Bildung den Kindern
ein Stück Holz zu Hilfe nahm, um Ameisen die Möglichkeit, bei der Lösung technischer Prob-
aus einem hohlen Baumstamm zu holen, mit lemstellungen, bei Gestaltungs- oder Designpro-
einem Stein eine Nuss öffnete oder mit einem zessen grundlegende motorische und handwerk-
Knochen eine Wurzel ausgrub, benutzt er techni- liche Fertigkeiten zu erwerben, die sie auch in
sche Hilfsmittel.2 Auch die heutige Welt ist stark ausserschulischen, alltagsweltlichen Situationen
durch Technik und Design geprägt.3 Funktionale anwenden können. In diesem Zusammenhang
Alltagsobjekte sind Teil unserer Lebenswelt, die formuliert der Deutschschweizer »Lehrplan 21«
wir meist gar nicht mehr wahrnehmen. Selten für die ästhetisch-funktional gestalterischen
stellen wir diesbezüglich Sinn- und Wertfragen. Technikfächer folgende Absicht:
Technische Bildung soll genau dies ermöglichen, »Im Textilen und Technischen Gestalten stellen
sie »klärt Sinn- und Wertfragen in Zusammen- Kinder und Jugendliche eigenständig persönli-
hang mit der Herstellung, der Gestaltung, dem che Produkte her. Sie erleben die Auswirkungen
Gebrauch und der Entsorgung von Produkten«, ihrer Tätigkeiten unmittelbar, was den emotiona-
indem sie »deren kulturelle, historische, techni- len Bezug zum Produkt fördert. Die Erfahrung,
sche, ökonomische und ökologische Bedeutung« etwas hergestellt und Neues gelernt zu haben,
sowie »Zusammenhänge von technischen und stärkt das Selbstbewusstsein von Kindern und
kulturellen Entwicklungen und Produkten« für Jugendlichen und lässt sie Selbstwirksamkeit er-
Kinder und Jugendliche erkennbar macht und fahren. Die eigenen Grenzen oder die Grenzen
ihnen hilft, »dazu Stellung zu beziehen«.4 der Machbarkeit zu erkennen, fördert den Reali-
tätsbezug.«5
Angebote aus den Bereichen der Technischen Technikunterricht in den dafür vorgesehenen
Bildung unterstützen Kinder dabei, ihre Umwelt Fächerverbünden bietet Wissen an, auf das man
wahrzunehmen, diese zu erschliessen, sich dar- sich über die aktuelle Situation hinaus verlassen
in zu orientieren und in ihr handlungsfähig zu kann. Dieses belastbare Wissen dient der verläss-
werden. Das längerfristige Ziel ist, dass sie ein lichen Verständigung in der Gegenwart und ist
sachliches Verhältnis zur naturgegebenen und die Grundlage für den Erwerb neuen Wissens,
sozial gestalteten Umwelt einnehmen können. welches notwendig ist für die Gestaltung der zu-
Weiter sollen die Schülerinnen und Schüler ihre nehmend technisierten Welt. Technische Kern-
Vorstellungen von der technischen Welt und de- konzepte sollen mit Dimensionen lebensweltli-
ren Phänomenen weiterentwickeln. cher Erfahrung verbunden werden.6
2 Hessler, 2012.
3 »Design stellt die Qualität des Prozesses und die gestalterische Auseinandersetzung mit Funktionen und Formen in den Vordergrund.
Technik umfasst alle menschlichen Tätigkeiten, die sich mit der Herstellung, mit dem Gebrauch, der Bewertung und der Entsorgung von
technischen und textilen Produkten befassen«, vgl. http://v-ef.lehrplan.ch/index.php?code=e|7|2 (7.3.2018).
4 http://v-ef.lehrplan.ch/index.php?code=e|7|2 (7.3.2018).
5 http://v-ef.lehrplan.ch/index.php?code=e|7|2 (7.3.2018).
6 Kahlert, 2011, S. 487 ff.
Das didaktische Konzept Forschen und Entde- Im Rahmen des entdeckenden Lernens werden
cken ist nicht neu. Es verweist auf bekannte Na- bestimmte Formen von Lernprozessen mithilfe
men wie John Dewey (1859 – 1952) oder Georg bestimmter Lehrmethoden über entsprechend
Kerschensteiner (1854 – 1932).7 Etymologisch gestaltete Lernumgebungen ermöglicht. Das Ziel
lässt sich das Wort forschen auf das althochdeut- dabei ist, subjektiv bedeutsames und anwendba-
sche Wort für Fragen forsca zurückführen. For- res Wissen aufzubauen und selbstständiges und
schen bezeichnet in den Naturwissenschaften kreatives Handeln zu fördern.11 Entdeckendes
methodisch kontrolliertes und zielorientiertes Lernen bezeichnet also ein methodisches Prinzip.
Handeln.8 Für Huber zeichnet sich »Forschen-
des Lernen […] vor anderen Lernformen dadurch Im Akt der Entdeckung wird etwas Gegebenes
aus, dass die Lernenden den Prozess eines For- von den Lernenden je neu arrangiert oder trans-
schungsvorhabens […] in seinen wesentlichen formiert. In der aktiven Auseinandersetzung
Phasen – von der Entwicklung der Fragen und erkennen sie dabei neue Ordnungen oder Bezie-
Hypothesen über die Wahl und Ausführung der hungen. Für Jerôme Bruner ist das Entdecken
Methoden bis zur Prüfung und Darstellung der damit die Grundlage für abstrahierende Lernpro-
Ergebnisse in selbstständiger Arbeit oder in akti- zesse.12 Von forschend-entdeckendem Lernen
ver Mitarbeit in einem übergreifenden Projekt – erhofft man sich eine höhere kognitive Heraus-
(mit)gestalten, erfahren und reflektieren.«9 forderung, die Förderung der intrinsischen Moti-
vation, das Erlernen heuristischer Verfahren und
Höttecke spricht dabei von einem Unterrichtsver- eine grössere Behaltensleistung.13
fahren, das er folgendermassen charakterisiert:
Lernende gehen von (selbst)gestellten Fragen Es ist falsch, dass forschend-entdeckendes Ler-
oder Problemen aus. Sie explorieren Probleme nen per se offene Unterrichtsformen impliziert.
oder Phänomenbereiche und entwickeln und Vielmehr kann es hinsichtlich verschiedener Di-
planen auf dieser Basis eigene Untersuchungen, mensionen (z. B. der Strukturierung, Lenkung,
führen Beobachtungen und Experimente durch. sozialen Organisation des Lernens, der Dauer
Ihre Messergebnisse stellen sie sachgerecht dar, und des zeitlichen Bogens) unterschiedliche Öff-
analysieren und diskutieren diese. Zudem er- nungsgrade aufweisen.14
schliessen sie sich weitere Informationsquellen.
Lernende erklären Phänomene und lösen Proble- Forschend-entdeckendes Lernen bewegt sich im
me im Lichte bereits bekannten Wissens. Weiter »Spannungsfeld« zwischen den Erfahrungen
treffen sie begründete Vorhersagen und kommu- der Kinder einerseits und den (inhaltlichen und
nizieren über ihre Vorgehensweisen und Resul- methodischen) Angeboten der Fachwissenschaf-
tate. Schliesslich generieren sie neue Fragen und ten andererseits. Dabei ist das Verhältnis dialek-
Probleme, die weiteres forschend-entdeckendes tisch zu verstehen. Das Lernen wird durch die
Lernen motivieren.10 Dialektik zwischen eigener Vorerfahrung und
dem »Neuen«, Fachlichen charakterisiert. Eine
»gleichwertige und wechselseitige Berücksichti-
gung […] ist konstitutiv für den Sachunterricht«
rsp. Technikunterricht.15
7 Bell, 2007.
8 Höttecke, 2012.
9 Huber, 2009.
10 Höttecke, 2010. Auch Unterrichtskonzepte wie offener Unterricht, problemorientierter Unterricht oder Projektunterricht
weisen ähnliche Charakteristiken auf wie das forschend-entdeckende Lernen. Die Konzepte sind schwer voneinander abgrenzbar.
Vgl. Labudde & Börlin, 2012.
11 Hartinger & Lohrmann, 2011.
12 Bruner, 1981.
13 Bruner, 1981.
14 Neber, 2008.
15 GDSU, 2013, 10.
Eine weitere Chance für bildungswirksamen Un- den Gegenstand der Betrachtung konstituiert.«16
terricht in Technikwochen resultiert aus dem fä- In einem so verstandenen und konzipierten Un-
cherübergreifenden bzw. multiperspektivischen terricht sollten die Fächer »nicht getrennt und
Lernen. Denn über »eine mehrperspektivische unabhängig voneinander« gedacht werden. Der
Betrachtung wird es möglich, mehrere Blicke Unterricht in Technikwochen sollte die den Fä-
von verschiedenen Seiten auf die Gegenstän- chern »zugeordneten Inhalte und Methoden
de zu richten und dabei zu erkennen, dass das sinnvoll miteinander vernetzen, um übergreifen-
Bild, das dabei entsteht, abhängig ist vom Stand- de Zusammenhänge erfassbar und damit auch
punkt, der jeweils eingenommen wird. Es wird für Normen- und Wertfragen zugänglich zu ma-
dabei sogar deutlich, dass erst die Perspektive chen.«17
Technische Bildung wurde seit jeher nicht als ab- lungsarbeit einerseits auf technische Geräte und
geschlossener Bereich gesehen. Vielmehr steht Systeme angewiesen ist, aber andererseits die
sie stets zwischen verschiedenen Feldern und im Entwicklung von technischen Geräten, Systemen
Bezug zu den jeweiligen Schulfächern. Grund- und Werkzeugen (Artefakten) nur dank neuer Er-
sätzliche Merkmale der Technik verdeutlichen kenntnisse der Naturwissenschaften möglich ist.
deren Bezug einerseits zur Natur und anderer- Übertragen auf die allgemeine Technische Bil-
seits zum Menschen. Technik lässt sich also in dung in der obligatorischen Schule bedeutet dies,
einem Wirkungsgefüge verschiedener Diszipli- dass, basierend auf einer Vielzahl unterschiedli-
nen ansiedeln, wobei die Technik zwischen dem cher Kompetenzen, technische und naturwis-
Menschen und der Natur steht und eine Wech- senschaftliche Inhalte aus mehrperspektivischer
selwirkung von Wissen(schaft) und Handwerk Sichtweise behandelt werden sollten.
bedingt.18
Eine zeitgemäße Technische (Allgemein-)Bil-
Technik lässt sich also als Bestandteil sowohl dung mit der Einbindung in das curriculare Sys-
der objektiven als auch der selbst geschaffenen tem müsste also die oben genannten Merkmale
Umwelt des Menschen sowie als Grundlage sei- von Technik berücksichtigen. Wie in den folgen-
ner individuellen und gesellschaftlichen Existenz den Beiträgen beschrieben ist es möglich, Tech-
zusammenfassen. Das bedingt eine enge Verzah- nik in einer eigens dafür vorgesehen Unterrichts-
nung zwischen Naturwissenschaft und Technik. einheit (im Idealfall in einem eigenen Schulfach)
Übertragen auf die Arbeitswelt bedeutet dies, oder in einer Kombination verschiedener Fach
dass Expertinnen und Experten verschiedener inhalte in einem Fächerverbund – oder eben
Disziplinen in modernen Forschungs- und Pro- wie hier in diesem Buch angedacht: in Technik
duktionsteams eng zusammenarbeiten, da na- wochen – zu unterrichten.19
turwissenschaftliche Forschungs- und Entwick-
Technikwissenschaften
schwer komplexer
verkörpern ein System technischer
überschaubar Natur
Einzelwissenschaften
stehen in Wechsel-
stehen in Wechsel-
wirkung mit anderen
wirkung mit allen gesell-
Wissenschaften (NT,
schaftlichen Bereichen
Ethik, Ökonomie …)
Zur Identifikation der Ziele einer allgemeinen auf spezifische Denk-, Handlungs- und Bewer-
Technischen Bildung sind ebenjene mit allge- tungsfähigkeiten.21 Bei der Umsetzung mögli-
meinbildender Charakteristik von besonderer cher Kompetenzen lassen sich folgende Bereiche
Bedeutung. Generell sind diese Ziele auf sach- zugrunde legen:
und soziotechnische Kompetenzen bezogen, also
Kompetenzbereich Inhaltsbereich
Technik verstehen Zielorientierung und Funktionen, Begriffe, Strukturen,
Prinzipien der Technik kennen und anwenden
Technik konstruieren und herstellen Technische Lösungen planen, entwerfen, fertigen,
optimieren, prüfen und testen
Technik nutzen Technische Lösungen auswählen, fach- und sicherheits
gerecht anwenden sowie entsorgen
Technik kommunizieren Technikrelevante Informationen sach-, fach- und
adressatenbezogen erschließen und austauschen
Technik bewerten Technik unter historischer, ökologischer, wirtschaftlicher,
sozialer sowie humaner Perspektive einschätzen
Tabelle 1: Kategorisierung nach dem Verband Deutscher Ingenieure (VDI, 2007)
Tabelle 2: Kategorisierung nach dem mehrperspektivischen Ansatz (Sachs, 2001; Schmayl, 2013)
»Anspruchsvolle, kognitiv aktivierende Aufga- setzen bei einer Frage mit aktuellem, lebens-
ben«, so der Lehrplan 21, »stellen wichtige Lern- weltlichem Bezug oder mit der Begegnung
gelegenheiten dar und berücksichtigen die vier einer interessanten Sache an;
NMG-spezifischen Handlungsaspekte: Die Viel- ermöglichen aktives und entdeckendes
falt der Welt wahrnehmen, sich bedeutsame Phä- Lernen;
nomene, Sachen und Situationen erschliessen, lassen Raum für Mitbestimmung und eigene
sich in der Welt orientieren und darin kompetent Steuerung bei Lerninhalten und Lernwegen;
und verantwortungsvoll handeln. fordern auf, ihre Erkenntnisse in unter-
schiedlichen Formen festzuhalten und
Gute Lernaufgaben ermöglichen dabei die vertie- zu dokumentieren, selber zu erzählen, zu
fende Auseinandersetzung mit fachspezifischen erklären;
Inhalten.«22 Die Lehrperson soll je nach Ziel regen zu Stellungnahmen, Beurteilungen
setzung eine fächerverbindende oder domänen oder Handlungen an;
spezifische Zugangsweise auswählen. Produkti- ermöglichen das Nachdenken und die
ve Lernaufgaben zeichnen sich durch folgende Reflexion über die Welt;
Merkmale aus: fördern das eigene Entwickeln, Gestalten
und die Mitwirkung bei Vorhaben.23
22 http://v-ef.lehrplan.ch/index.php?code=e|6|3 (4.6.2018).
23 ebd.
Die folgenden Beispiele für Unterricht in Tech- Es ist uns gelungen, Expertinnen und Experten
nikwochen basieren auf den genannten Grund- aller Schulstufen und Fächer aus dem Bereich
lagen. Sie sollen anregen, Technische Bildung in der Technischen Bildung zusammenzubringen.
der Primar- und Sekundarstufe zu fördern. Durch Ein besonderer Dank gilt den Autorinnen und
den strukturierten Aufbau sollen auch fachfremd Autoren für ihre kreativen und spannenden
unterrichtende Lehrpersonen motiviert werden, Lernarrangements und Umsetzungsbeispiele,
die Schülerinnen und Schüler in Technikwochen für deren inhaltliche Qualität sie verantwortlich
– wie oben beschrieben – für technische Inhalte zeichnen.
zu begeistern und Berührungsängste abzubauen.
2 TECHNIKWOCHEN IN KINDERGARTEN
UND PRIMARUNTERSTUFE
Franziska Detken
Energie – ein trockenes Thema? In diesem Lern die Konstruktion eines eigenen Wasserrades,
arrangement rund um die Energie des Wassers wie die Energie des Wassers am besten genutzt
und das Wasserrad als Energiewandler bleibt es werden kann. Für dieses Lernarrangement sollte
gewiss nicht trocken! Die Kinder erfahren durch rund eine halbe Woche eingeplant werden.
Energie ist ein Schlüsselthema unserer Zeit: In nehmbar: Ein losgelassener Ball fällt zu Boden
den Naturwissenschaften zählt Energie zu den und springt wieder hoch, eine Taschenlampe
Grundkonzepten, welche das Verständnis ganz leuchtet, nach dem Konsum eines Energieriegels
unterschiedlicher Phänomene erleichtern. Darü- kommt man wieder zu Kräften. All diese Verän-
ber hinaus hat die Energie eine grosse ökonomi- derungen sind nur möglich, weil der Ball, die Ta-
sche und gesellschaftliche Bedeutung. Daher fin- schenlampe oder der Riegel Energie haben. All-
det Energie als Unterrichtsthema insbesondere gemein kann man sagen: Mit Energie kann man
für jüngere Schülerinnen und Schüler mehr und etwas tun; immer, wenn sich etwas verändert, ist
mehr Beachtung, was sich auch in verschiedenen Energie im Spiel.
Bildungsplänen zeigt. Der Schweizerische Lehr-
plan 21 widmet dem Energiekonzept im Fach- Energie hat verschiedene Erscheinungsformen
bereich Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) eine und kann zwischen diesen Formen umgewan-
eigene Kompetenz (NMG.3.2). Die Auseinander- delt werden: Ein hochgehobener Ball hat Lage-
setzung mit dem Thema Energie beginnt dabei energie. Fällt er, hat er Bewegungsenergie. Beim
im 1. Zyklus, also ab dem Kindergarten. Aufprall auf dem Boden verformt er sich und
hat Spannenergie. Die Batterie der Taschenlam-
Energie, Energieformen, Energieumwandlungen, pe hat chemische Energie. Beim Schliessen des
Energieträger, Energiewandler elektrischen Stromkreises wird daraus elektrische
Doch was ist Energie – und ist das nicht zu ab- Energie und die Glühlampe (Glühbirne) wandelt
strakt für jüngere Schülerinnen und Schüler? diese in Strahlungsenergie und thermische Ener-
Es ist tatsächlich nicht einfach, sich ein Bild von gie um: es wird hell und warm. Der Energieriegel
der Energie zu machen, denn Energie an sich ist zum Essen besitzt ebenfalls chemische Energie,
nichts Stoffliches, Greifbares oder mit den Sin- die in den Zellen gespeichert werden kann und
nen Wahrnehmbares. Aber Energie macht sich die man anschliessend beispielsweise zum Ren-
durch Veränderungen bemerkbar, und diese sind nen (Bewegungsenergie) oder zum Treppenstei-
im Alltag vielfältig vorhanden und oft gut wahr- gen (Lageenergie) einsetzen kann.
Gegenstände wie den Ball oder die Batterie, die Es gibt verschiedene Bauformen von Wasser
Energie haben, nennt man Energieträger oder rädern. Allen gemeinsam ist der Aufbau aus drei
Energiequellen. Gegenstände wie die Glühlampe, Grundelementen, und zwar der Achse, der Nabe
welche eine Energieform in eine andere umwan- und den Schaufeln (vgl. Abb. 2). Man unterschei-
deln, nennt man Energiewandler. det das unterschlächtige, oberschlächtige und mit-
telschlächtige Wasserrad (Abb. 2 – 4).
Wasserräder
Wasser ist ein wichtiger Energieträger. In der Verschiedene Faktoren beeinflussen, wie schnell
Schweiz wird ca. 56 % der elektrischen Ener- sich ein Wasserrad dreht. Zum einen kommt es
gie mithilfe von Wasser zur Verfügung gestellt darauf an, wo das Wasser auf die Schaufeln trifft:
(Stand 2017).24 Dabei wird die Bewegungsener- Weiter weg von der Drehachse führt die gleiche
gie des fliessenden Wassers mittels Turbinen Kraft zu einer grösseren Drehwirkung (Hebelge-
zum Antrieb von Generatoren genutzt. Auch die setz). Unten am Wasserrad kann nur die Bewe-
Lageenergie des Wassers spielt mit hinein, denn gungsenergie des Wassers genutzt werden. Oben
damit Wasser strömt, braucht es ein Gefälle. Tur- am Wasserrad kommt über den Höhenunter-
bine und Generator sind Energiewandler, welche schied noch die Lageenergie dazu. Auch die Bau-
die Bewegungsenergie des Wassers in Form von weise des Wasserrads (z. B. Anzahl und Form der
elektrischer Energie nutzbar machen. In frühe- Schaufeln) und die Lagerung (Reibungsverluste)
ren Zeiten wurde die Bewegungsenergie des haben einen Einfluss.
Wassers mit Wasserrädern auf damit gekoppelte
Maschinen, z. B. Sägewerke, Hammerwerke oder
Mühlen, übertragen und so genutzt.
Schaufel
Nabe
Achse
Für Kinder ist gut fassbar, dass in Wasser Energie z. B. bei einem Unwetter, zerstörerisch wirken.
steckt: Fliessendes Wasser spritzt, drückt gegen An diese Alltagserfahrungen kann gut ange-
Hände oder Füsse, nimmt Gegenstände, den ei- knüpft werden, um Kindern das Thema Energie
genen Körper oder auch Schmutz mit und kann, näher zu bringen.
Dieses Lernarrangement hat drei Schwerpunkte: 3. Beim Untersuchen von Wasserrädern wird
1. Wasser hat Energie. Ein selbst gebautes in altersgerechter Form das wissenschaft
Wasserrad dient dazu, die Bewegungsenergie liche Arbeiten geübt. Dabei stehen die Frage
des Wassers sichtbar zu machen: Je s chneller »Woran liegt es?«, das faire Vergleichen25
sich das Wasserrad dreht, desto mehr Bewe- verschiedener Varianten und das Erkennen
gungsenergie wurde übertragen. einfacher Zusammenhänge im Vordergrund.
Ziel: Erkennen und Vertiefen, dass bewegtes Ziel: Untersuchen und Erkennen von einfa-
Wasser Bewegungsenergie hat, welche auf chen Ursache-Wirkungs-Beziehungen, z. B.:
den eigenen Körper oder Gegenstände wie das Je tiefer das Wasser fällt, desto schneller dreht
Wasserrad übertragen werden kann. sich das Wasserrad; je mehr Schaufeln das
2. Durch das Konstruieren, Ausprobieren und Wasserrad hat, desto schneller dreht es sich.
Verbessern ihres Wasserrads setzen sich die
Kinder mit einem typischen Energiewandler Das Lernarrangement kann als eigenständiges
modellhaft auseinander. Dadurch können sie »Technikprojekt« in einer Technikwoche und/
einen ersten Eindruck davon bekommen, wie oder in Ergänzung zur Lerneinheit »Energie«26
die Energie des Wassers genutzt wird und durchgeführt werden. Es sollten mindestens drei
wie technische Konstruktions- und Optimie- Halbtage eingeplant werden.
rungsprozesse ablaufen.
Ziel: Durchlaufen eines Konstruktionsprozesses.
NMG.3.2.a: können Prozesse der Energie TTG.2.A.3.a: können in einem Prozess ange-
umwandlung wahrnehmen und darüber leitete Schritte mit eigenen Ideen verbinden;
sprechen. Hier: Lageenergie in Bewegungs können individuelle Produkte unter vorgege-
energie; Transfer von Bewegungsenergie; z. B. benen Bedingungen und mit Unterstützung
je mehr Fallhöhe oder je mehr Strömung, desto herstellen.
schneller dreht sich das Rad;
NMG.3.1.a: können Objekte auf verschie Zum Gebrauch der Fachsprache ist anzumerken,
dene Arten in Bewegung bringen und über dass es im ersten Zyklus in erster Linie um das
die Unterschiede sprechen. Hier: Ein Wasser- Wahrnehmen und Beschreiben von Energieum-
rad antreiben. Erweitert: mithilfe des Wasser- wandlungsprozessen geht. Die beobachteten
rads etwas anderes in Bewegung bringen; Phänomene und Zusammenhänge können mit
NMG.5.1.a: können durch Spielen und Aus- einfachen Floskeln wie »je … desto …«, »immer/
probieren entdecken und beschreiben, wie nur, wenn …« in Worte gefasst werden; im Prinzip
Alltagsgeräte technisch aufgebaut sind und auch ohne den Begriff »Energie« zu verwenden.
funktionieren; Beispiele: »Je höher ich die Giesskanne halte,
NMG.5.1.b: können spielerisch und modell desto schneller dreht sich das Wasserrad.« Oder:
artig technische Geräte und Anlagen nach- »Nur wenn sich das Wasser bewegt, bewegt sich
konstruieren und dabei Vermutungen zu auch das Wasserrad.« Der Begriff »Energie« und
Konstruktion und Funktion anstellen sowie die Energieformen werden spätestens im zwei-
reale Beispiele suchen und beschreiben; ten Zyklus eingeführt.
25 Als »fairer Vergleich« wird ein Vergleich angesehen, bei dem alle Bedingungen ausser der interessierenden gleich gelassen werden. Möchte
man beispielsweise den Einfluss der Anzahl der Schaufeln auf die Drehgeschwindigkeit feststellen, wird ein Wasserrad mit z. B. 3 Schaufeln
mit einem mit z.B. 4 Schaufeln verglichen, während die übrigen Parameter des Wasserrads und die Wasserzufuhr nicht verändert werden.
26 Lehrmittel NaTech. 1/2: Natur und Technik, Katrin Bölsterli Brandy. Lehrmittelverlag, Schulverlag plus 2017
Eine ortsfeste, nach unten gerichtete Wasser In Ergänzung zu den Beobachtungen, die die
austrittsöffnung, über Schlauch mit höhen- Kinder ohne Interpretation festhalten, können
verstellbarem Wasserreservoir verbunden; im Gespräch folgende Erkenntnisse herausge-
1 fix montiertes Wasserrad (Abb. 12) ▸ Durch arbeitet werden: Fliessendes Wasser kann seine
Variation der Höhe des Reservoirs wird die Energie an das Wasserrad abgeben. An der Dre-
Lageenergie des Wassers und damit seine hung des Wasserrads sieht man, ob das Wasser
Bewegungsenergie beim Austritt verändert; viel oder wenig Energie an das Wasserrad abge-
die Kinder sehen unmittelbar, dass sich das geben hat:
Wasserrad bei höherem bzw. tieferem Reser- –D as Wasserrad dreht sich schneller, wenn das
voir schneller bzw. langsamer dreht. Es wird Wasser schneller fliesst. Schnell fliessendes
auch erfahrbar, dass es körperliche Anstren- Wasser hat also mehr Bewegungsenergie als
gung bedeutet, das Wasser anzuheben, also langsam fliessendes Wasser.
ihm Lageenergie zuzuführen. –D as Wasserrad dreht sich schneller, wenn
Ortsfestes Wasserreservoir mit 2 nach unten mehr Wasser auftrifft. Mehr fliessendes Wasser
gerichteten Wasseraustrittsöffnungen, 2 pa- hat also mehr Bewegungsenergie als weniger
rallel aufgebaute Wasserräder, eines davon fliessendes Wasser.
höhenverstellbar (Abb. 13) ▸ Durch Variation –D as Wasserrad dreht sich schneller, wenn das
der Höhe des einen Wasserrads ändert sich Wasser von weiter oben kommt. Wasser, das
die Fallhöhe des Wassers und damit seine von weiter oben kommt, hat also mehr Bewe-
Bewegungsenergie beim Auftreffen auf das gungsenergie als Wasser, das einen geringeren
Wasserrad. Hier ist ein direkter Vergleich Abstand zum Wasserrad hat.
möglich, wenn beide Wasserstrahlen etwa
gleich auf die Wasserräder auftreffen. Die
Konstruktion ist jedoch etwas komplizierter
als bei Abb. 12.
Abbildung 12: Ein Winkelstück richtet den Schlauch vertikal Abbildung 13: Der Ausguss des Wasserreservoirs wurde mit
aus. Trinkhalme dienen als Lager für die Holzspiess-Achse. Sie einem T-Stück, zwei L-Stücken sowie zwei Schlauchstücken zu
werden mit Knetmasse in den Löchern der Backsteine fixiert. einem Doppel-Auslass erweitert. So können zwei Wasserräder
direkt verglichen werden.
2. Rolle der Bauweise des Energiewandlers Testen und vergleichen die Kinder ihre Wasser-
Wasserrad (vgl. Forscherauftrag 2) räder selbstständig unter dem Wasserhahn oder
Die Kinder haben gemerkt, dass sich ihre Was- mit der Giesskanne, sind nur vage Aussagen
serräder unterschiedlich gut drehen. Es soll nun möglich, weil viele Parameter (Lagerung, Was-
erforscht werden, woran das liegen könnte. Die sermenge, Auftreffpunkt des Wassers etc.) von
Lehrperson bespricht mit den Kindern, dass den Kindern selbst nicht gut konstant gehalten
ihnen eigene Experimente Antworten auf ihre werden können. Sollen Zusammenhänge genau-
Fragen geben können. Wenn man beispielswei- er erarbeitet werden, kann man die Kinder vor-
se meint, mit 3 Schaufeln gehe es besser als mit gefertigte Wasserräder in einer Testanlage (vgl.
2 Schaufeln, muss man zwei Wasserräder mit Abb. 13) ausprobieren lassen.
3 bzw. 2 Schaufeln bauen, die sonst aber gleich
sind. Dann vergleicht man, wie gut sich diese dre- Die Kinder erfahren dabei, dass ein fairer Ver-
hen. Damit dieser Vergleich fair ist, muss man gleich nur bei gleichen Bedingungen – mit Aus-
die Wassermenge und die Lagerung gleich las- nahme der interessierenden Grösse – möglich
sen. In der Basisversion des Forscherauftrags 2 ist. Ausserdem lernen sie, dass selbst einfache
sind Ideen angegeben, welche Eigenschaften des technische Konstruktionen eine Vielzahl von
Wasserrads man verändern könnte. Die Version Merkmalen haben, die man ändern kann, um das
für Fortgeschrittene geht von den Vermutungen Produkt zu verbessern.
des Kindes aus (Abb. 14).
2.1.5 AUSBLICK
Abbildung 15: Der »Wasserlift« beeindruckt die Kinder. Beim Abbildung 16: Wasserrad mit Gummiband als Antrieb eines
Anheben der Giesskanne wird bewusst, woher die Energie zum einfachen Schiffs.
Betreiben des Wasserrads und zum Anheben der Figur kommt.
2.1.6 MATERIAL
Achse Wasserzufuhr
–H olzspiesse (z. B. Grillspiesse 30 cm lang) – Wasserhahn
– Rundstäbe aus Holz – Giesskanne
Schaufeln – Wassercontainer
–H olzspatel in verschiedenen Breiten und – Draussen: Gartenschlauch
Längen
– Kaffee- und Suppenlöffel aus Plastik Die Nabe sollte genügend fest sein, um die ein-
–G etränkeverpackungen oder Trinkbecher gesteckten Schaufeln ohne Klebstoff zu halten,
aus Karton oder dünnem Plastik (werden jedoch genügend weich, damit die Kinder die
in Stücke geschnitten) Schaufeln selbstständig entweder direkt oder
Erweitert (ermöglicht Variation der Schaufel- nach leichtem Vorstanzen mit einer Schere oder
form, Montage an Nabe jedoch schwierig): einer Ahle einstecken können. Dazu ist es ideal,
– Noppenfolie wenn die Schaufeln eine gewisse Steifheit haben
– Moosgummi (Holzspatel, Plastiklöffel). Grillspiesse als Achse
Lagerung für das Wasserrad lassen sich mit der Spitze voran direkt durch die
– Backsteine mit Löchern Nabe stecken. Als Lager eignen sich Trinkhalme,
– Metallschiene gelocht die beispielsweise mit Knetmasse fixiert werden,
– Drahtnetz (z. B. als Zylinder aufgestellt) Backsteine oder Konstruktionen mit gelochten
–H olzspiesse (z. B. mit kleinem Abstand an Metallschienen.
Rand des Wasserbeckens geklebt)
– Trinkhalme
2.1.7 ARBEITSBLÄTTER
FHNW_001_057_K1_K2.indd 24
Erforsche das Wasserrad!
2. Verändere, wie viel Wasser auf das Wasserrad trifft: Niveau 1
Untersuche, wie du mit dem Wasser die Bewegung des Wasserrads verändern
Forscherauftrag 1
kannst.
• Je ,
desto schneller dreht sich das Wasserrad.
2 TECHNIKWOCHEN IN KINDERGARTEN UND PRIMARUNTERSTUFE
21.01.19 11:39
FHNW_001_057_K1_K2.indd 25
Niveau 1
Erforsche das Wasserrad! 3. Verändere die Höhe, aus der das Wasser auf das Wasserrad fällt:
Forscherauftrag 2
Verschiedene Wasserräder drehen sich unterschiedlich gut.
Woran könnte das liegen?
Verändere etwas an deinem Wasserrad oder baue ein zweites, um dies heraus-
zufinden. Achte darauf, dass alles andere gleich bleibt!
• Je ,
desto schneller dreht sich das Wasserrad.
25
FORSCHEND-ENTDECKENDES LERNEN ZUM THEMA ENERGIE IM 1. ZYKLUS 2.1
21.01.19 11:39
26
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Erforsche das Wasserrad!
Niveau 2
Was hast du gemacht und herausgefunden? Zeichne und schreibe!
Verschiedene Wasserräder drehen sich unterschiedlich gut.
Woran könnte das liegen?
Ich vermute, es liegt an
21.01.19 11:39
BAUEN MIT KLÖTZEN UND LEISTEN 2.2
Fraenzi Neuhaus
2.2.1 EINLEITUNG
Unsere Umwelt – und damit das Umfeld der Kin- Der Bildungsauftrag der Institutionen Kindergar-
der – ist bebaut. Wir bewegen uns in Wohnhäu- ten und Schule ist es, die Kinder in ihrer Ausein
sern und Schulbauten und anderen öffentlichen andersetzung mit der Welt, hier spezifisch mit
oder privaten Gebäuden. Diese Räume gilt es zu der technischen Welt, zu fördern. Die Lehrperso-
untersuchen, indem sie betrachtet, beschrieben, nen unterstützen dabei die Kinder im Erwerben
gezeichnet und nachgebaut werden. und Vertiefen von grundlegendem Wissen und
Können. So erweitern die Kinder ihre Erfahrun-
Mit viel Elan und Kreativität bauen Kinder Hüt- gen und entwickeln neue Interessen.27
ten, Türme und Häuser. Bereits kleine Kinder
sind fasziniert vom Legen und Bauen. Sie üben Im hier vorgestellten Lernarrangement wird auf
das Greifen und Loslassen und entdecken das das Bauen im Sinne von Schichten fokussiert.
gezielte Schichten. Das Spiel mit Bauklötzen ist Dabei liegt der Schwerpunkt beim Entwerfen
sinnlich anregend und herausfordernd. Es lassen und Entwickeln eines Bauwerks. Die Kinder sol-
sich dabei vielfältige Welten gestalten. Im ge- len sich eigene Fragen stellen. Sie sollen techni-
meinsamen Tun entdecken die Kinder die Vielfalt sche Probleme durch forschend-entdeckendes
der Möglichkeiten und entwickeln miteinander Lernen selber lösen können. Inhaltlich erfahren,
weiterführende Varianten. Auch im Familienall- begreifen und verstehen die Kinder grundle-
tag, in den Kindertagesstätten, in Kindergärten gende physikalische Funktionsweisen und Ge-
und Primarschulen wird diese Faszination beim setzmässigkeiten im Bereich der Statik. Es geht
selbstständigen Tun bedient. Die Kinder sind be- um Gewicht, Gleichgewicht und Gegengewicht,
geisterte Bauerinnen und Bauer und erwerben um Kraft und Kraftübertragung und um Kipp
sich dadurch ein breites Erfahrungswissen. momente.
Abbildung 18: Hausbau nach Plan mit Treppe zur Dachterrasse Abbildung 19: Stabiler Rundbau mit
Leisten und Ziegelsteinen
Die Schülerinnen und Schüler sollen diese As- Begleitend zum Tun können die Kinder so ih-
pekte der Statik erleben, benennen, hinterfragen ren aktiven Wortschatz mit neuen Begriffen er-
und gezielt anwenden lernen. So können sie ihr weitern. So »vertiefen, differenzieren und ver-
implizites Wissen (Erfahrungswissen) in ein ex- ändern die Schülerinnen und Schüler« gemäss
plizites Wissen (verhandelbares, übertragbares Lehrplan 21 »ihre Vorstellungen und Konzepte
Wissen) transferieren. Die Lehrpersonen unter- von der Welt. Neues Wissen wird erworben und
stützen und begleiten die Bauprozesse der Kin- neue Begriffe werden aufgebaut und gefestigt.
der, indem sie insbesondere durch Fragen das Im Unterricht werden Schülerinnen und Schü-
Denken und Verstehen anregen: Welche Holz- ler befähigt, ihr Wissen und Können zunehmend
klötze sind schwerer? Wo sollen die schwereren selbstständig zu erweitern und zu vertiefen.
Klötze platziert werden? Wann fällt der Turm Der Kompetenzerwerb als Aufbau von Vorstel-
um? Wie kann das Gleichgewicht hergestellt lungen und Konzepten über die Welt geschieht
werden? dabei aktiv und in vielfältigen Formen des Aus-
tauschs. Lehr-Lerndialoge und die Unterstützung
durch Lehrpersonen spielen dabei eine zentrale
Rolle.«28
Statik ist die Lehre vom Gleichgewicht der Kräfte, moment (Drehmoment) und die Auskragung sei
die an einem Körper, z. B. einem Gebäude, wir- folgendes Beispiel genannt: Zwei Ziegelbaustei-
ken. Zwei Aspekte spielen dabei eine wichtige ne liegen aufeinander. Der obere Stein wird hi-
Rolle, auf die im Folgenden näher eingegangen nausgeschoben, bis er herunterfällt. Sobald der
wird. Schwerpunkt des oberen Steins ausserhalb der
Auflagefläche zu liegen kommt, kippt er ab.
Standsicherheit durch Gleichgewicht Dieses Moment nennt man Kippmoment oder
Um stabil stehen zu können, benötigt es ein Drehmoment. Um zu verhindern, dass der obere
Gleichgewicht der auf den Körper wirkenden Stein abkippt, wird er mit dem Gewicht eines an-
Kräfte. Zu unterscheiden sind die Vertikalkraft, deren Steins belastet und dadurch stabilisiert. Im
die Horizontalkraft sowie das Kippmoment Falle von Abbildung 20 braucht es zwei Steine,
und die Auskragung. Mitzudenken sind ferner um das Kippmoment aufzuheben. Der eine Stein
die Aktionskraft (Kraft von aussen) und Reak- hilft durch seine Lage und der andere durch sein
tionskraft (reagierende Kraft). Man spricht von Gewicht, das Kippmoment aufzufangen. Bei Ab-
Vertikalkraft, wenn z. B. ein Ziegelbaustein mit bildung 21 genügt jeweils das Gewicht, um das
seinem Gewicht auf den Tisch drückt. Horizon- Kippmoment aufzuheben und die Holzleisten
talkraft, ist die Seitenkraft, die auf einen Körper, zu stabilisieren. Die beiden Steine, die über den
am Gebäude z. B. durch den Wind, wirkt. Hori- Auflagestein herausragen, werden auch als Aus-
zontalkräfte zeigen sich besonders bei hohen kragung bezeichnet (Abb. 21).
Türmen und exponierten Brücken. Für das Kipp-
28 https://v-fe.lehrplan.ch/index.php?code=e|6|3 (4.6.2018).
Abbildung 20: Stabilisieren des Kippmomentes Abbildung 21: Zwei auskragende Leisten
29 Erweiterte und genauere Beschreibungen zu den erklärten Phänomenen finden sich beispielsweise bei Lambert und Reddeck (2007).
Mit diesen Grundlagen der Statik können die an Im Lehrplan 21 finden sich im Bereich Natur,
Konstruktionen wirkenden Kräfte thematisiert Mensch, Gesellschaft (NMG) verschiedene Kom-
und verstanden werden. Erfahren und verstehen petenzstufen, die zu den hier erklärten Phäno-
die Kinder das Prinzip des Kippmoments, kön- menen der Technischen Bildung passen:
nen sie Handlungsweisen erarbeiten, welche die
Kippmomente aufheben. An vielseitigen Beispie- NMG 3.1: Stoffe, Energie und Bewegungen
len des Auskragens und des zweiseitigen Hebels beschreiben, untersuchen und nutzen
können die Gleichgewichtsverhältnisse erkundet, Die Schülerinnen und Schüler können Erfahrun-
erprobt und verstanden werden. Dadurch werden gen mit Bewegungen und Kräften beschreiben
Begriffe wie Gewicht, Gleichgewicht, Gegenge- und einordnen.
wicht, Kraft, Kraftübertragung, Kippmoment, Die Schülerinnen und Schüler …
Auskragung und Hebel erfahren und gefestigt. können das Phänomen Gleichgewicht aus-
probieren, Vermutungen anstellen und diese
Die Begriffe werden je nach Interesse und Ent- überprüfen (z. B. Wippe im Gleichgewicht
wicklungsniveau der Kinder entweder verwendet halten, sicher stehen beim Balancieren, …).
und eingeführt oder nur handelnd erfahren und können Wirkungen von Kräften in Alltags-
umschrieben. Können die Kinder diese Begriffe sprache beschreiben (z. B. Objekte bewegen:
mit eigenen Worten adäquat beschreiben und ziehen, anstossen, heben, fallen lassen).
allenfalls erklären, sollten die Kinder auch den
Fachbegriff lernen. NMG 5.1: Technische Entwicklungen und
Umsetzungen erschliessen, einschätzen und
Für das hier vorgestellte Lernarrangement sind anwenden
folgende Lernanlässe denkbar: Die Schülerinnen und Schüler können Erfindun-
Das Gewicht als Vertikalkraft erproben und gen und technische Entwicklungen erkunden
erklären. und nachkonstruieren.
Horizontalkräfte durch Pusten herstellen Die Schülerinnen und Schüler …
und erklären, wie sie auf ein Bauwerk können spielerisch Mauern, Türme oder
wirken. einfache Brücken bauen und angeleitet über
Erfahrungen mit Gleichgewicht und Gegen- Gleichgewicht und Stabilität nachdenken und
gewicht machen und sich so dem Prinzip der ihre Vorstellungen und Vermutungen be-
Auskragung in einfachen Versuchen nähern. schreiben (z. B. verschiedene Materialien, …).
Einen auskragenden Baustein durch ein können Vermutungen zu Gleichgewicht,
Gegengewicht stabilisieren. Stabilität und Bewegung bei Bauten und
Auftretende Störungen des Gleichgewichts technischen Anwendungen in ihrer Um-
ausgleichen. gebung anstellen und beschreiben (z. B.
Unterschiedliche Strategien und Vorgehens- Baustelle, Bagger, Spielplatz).
weisen erklären und diskutieren. können Phänomene zu Gleichgewicht, Stabi
Die Begriffe Gewicht, Gleichgewicht, Gegen- lität und Bewegung erproben und unter-
gewicht und Kippmoment verstehen und suchen, darüber sprechen und auf andere
anwenden. technische Anwendungen übertragen (z. B.
Gefundene Lösungen zeichnerisch doku- Wippe, Balkenwaage, Mobile, Turm, Mauer,
mentieren. einfache Brücke).
Das Gelernte auf andere Beispiele übertra- können aus verschiedenen Materialien
gen. einfache Modelle zu Bauten und technischen
An realen Bauten Auskragungen erkennen Anwendungen herstellen, dokumentieren
und beschreiben. und erläutern (z. B. Tunnel, Zugbrücke).
Das Bauen mit verschiedenen Materialien im In- Ein Vorgehen könnte sein, mit der Kindergrup-
nen- und Aussenraum ist in der Lebenswelt der pe zusammen ein Lernfeld, wie zum Beispiel die
Kinder vielfältig verankert. Sie haben bereits viele Bauecke als Freispielangebot mit zusätzlichem
Erkenntnisse gesammelt und bringen ein breites Material und anschlussfähigen und weiterfüh-
Erfahrungswissen mit. Nun gilt es, diese Erfah- renden Aufgabenstellungen zu erweitern. Dabei
rungen aufzunehmen, sie zu ordnen und zu sys- kann eine Lernumgebung aufgebaut werden,
tematisieren. Dies gelingt besonders gut mit den die den Blick auf die »Standsicherheit durch das
Kindern zusammen, denn »Vorstellungen und Gleichgewicht«, schärft.
Konzepte zu Phänomenen, Sachen und Situatio-
nen der Welt entwickeln sich durch Sprache und Ein angepasstes, vielseitiges Materialangebot
Begriffsbildung. Durch die Sprache bringen wir soll lustvolles, kreatives Bauen und »Tüfteln« er-
unsere Eindrücke, inneren Bilder, Erfahrungen, möglichen. Sinnvolle Aufgabenstellungen regen
Erwartungen und Einstellungen zum Ausdruck, zu besonderen Erprobungen, Denkprozessen
tauschen uns aus und verständigen uns.«30 Es und Problemlösungen an. Die Kinder können
geht also darum, mit den Kindern über ihre Bau- so durch forschend-entdeckendes Lernen ihren
prozesse nachzudenken und Fragen nachzuge- Erfahrungs- und Wissenshorizont erweitern. Sie
hen wie: Was habt ihr gebaut? Wie habt ihr das entwickeln für ihre Freundinnen und Freunde
gemacht? Was wäre passiert, wenn … ? Was wa- selber ausgeklügelte Aufgaben. Durch das Be-
ren die Herausforderungen und Probleme beim sprechen der Resultate können sie ihre Kompe-
Bauen? Und wie habt ihr sie gelöst? tenzen erweitern und ihr Wissen festigen.
Abbildung 26: Bauwerk zeigt Varianten vom Gleichgewicht Abbildung 27: Skizze vom Bauwerk, Nilas, 8 Jahre
durch Gegengewicht.
30 https://v-fe.lehrplan.ch/index.php?code=e|6|3 (5.6.2018).
Der Lernprozess der Kinder verläuft vom Kon- »Zeichnen gibt dem Wahrgenommenen und
kreten zum Abstakten. Gemäss Jerôme Bruner Vorgestellten einen höheren Bewusstseinsgrad,
wird die Denkentwicklung der Kinder durch die hilft Vorstellungsmängel zu entdecken und lenkt
handlungsmässige, bildhafte und symbolische die Aufmerksamkeit.«32
Darstellungsmethode repräsentiert. Für Lernpro-
zesse bedeutet dies, dass ein Lerngegenstand erst Anregend wirken Beobachtungen in der näheren
handelnd (enaktiv), dann bildlich (ikonisch) und Umgebung. Dies können Tür- und Fensterstürze
schliesslich symbolisch (z. B. sprachlich) erfah- sein, Balkone, Aussichtsplattformen, Vordächer,
ren werden soll. Die drei Repräsentationsformen Brücken etc. Hier geht es darum, den Blick der
prägen in ihrer Wechselwirkung das Lernen. Sie Kinder für ihre bebaute Umwelt zu schärfen, die
stehen gleichwertig nebeneinander.31 Bauweisen genau anzuschauen, zu analysieren,
zu benennen und sie gegebenenfalls abzuzeich-
Ideal ist es, mit Kindern Zeichnungen und Skiz- nen. Es ist zu empfehlen, diese auch als Aus-
zen von Bauvorhaben zu erstellen (Abb. 27). gangspunkt für Bauvorhaben oder -aufgabenstel-
Zeichnen begünstigt die Vorstellung von tech- lungen zu nutzen. So schliesst sich der Bogen
nischen Sachverhalten. Zeichnerische Darstel- vom Erkunden des Gleichgewichts und vom Ent-
lungen sind konkreter als sprachliche Umschrei- decken von Auskragungen im Kindergarten- und
bungen und abstrakter als das Bauen selber: Schulalltag zur Realität in der bebauten Welt.
28 29 30
31 32 33
Abbildungen 28 bis 33: Bauten von Kindern und Erwachsenen zu diversen Aufgabestellungen
Diese grundlegenden und einfachen Aspekte der ragen und Lasten im Brückenbau
T
Statik können mit folgenden Themen erweitert Druck- und Zugkräfte im Brückenbau
werden: Stabilität durch Umformung
Stabilität durch Aussteifung (siehe Beitrag Projekt »Brücken – und was sie so stabil
2.3) macht«, vgl. zum Beispiel
Überbrückung mit Kragbogen https://www.youtube.com/watch?
Standsicherheit im Mauerwerkbau v=X2um-QjRYuo (5.6.2018).
Turmbau Fachwerktürme
Fraenzi Neuhaus
Kinder beschäftigen sich in ihrem alltäglichen nen unterstützt ihre Lernwege zu planen, ihre
Spiel schon früh mit Aspekten der Statik. So bau- Vorgehensweisen zu beschreiben, die Konstruk
en sie beispielsweise Hütten im Wald oder klet- tionen zu erstellen und ihre Erkenntnisse zu
tern auf Spielplatzgerüsten. Zudem wirkt unsere diskutieren.
bebaute Umwelt anregend, sind doch Bauweisen
von Gebäuden oft sichtbar. Offene Holzkonstruk- Durch einen solchen Unterricht »sollen Phäno-
tionen oder Fachwerkbrücken faszinieren durch mene aus Alltag und Technik besser verstanden
ihre Rhythmisierung, wirken formschön und ha- und eigene Erfahrungen mit der Umwelt erklärt
ben eine starke Ausstrahlung. werden können. In der Auseinandersetzung mit
Phänomenen und technischen Objekten erler-
Kinder sind also täglich mit vielen technischen nen die Kinder und Jugendlichen zudem typische
Errungenschaften konfrontiert. In Städten und Handlungsweisen: Sie beobachten, beschreiben,
Dörfern fallen die offenen Konstruktionen von fragen, vermuten, messen, untersuchen, experi-
Baugerüsten, Hochhäusern und Hallen, Baukrä- mentieren, konstruieren und ziehen Schlüsse.
nen, Hochspannungsleitungen, Türmen oder Dabei sind sowohl die direkte Begegnung und
Fachwerkbrücken auf. An diesen Bauten können die Erklärung der Phänomene als auch die Nut-
wir die Tragsysteme ablesen. Wir nennen sie zung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse für
Skelettbauten. technische Anwendungen von Bedeutung. Die-
se Verknüpfung von Naturwissenschaften und
Diese Bauten gilt es mit den Kindern zu unter- Technik bildet die Grundlage für ein ausbaufähi-
suchen. Sie werden beschrieben, gezeichnet ges Technikverständnis.«33
und nachgebaut. Beim Entwerfen, Entwickeln
und Konstruieren sollen sich die Kinder eigene In der Betrachtung und beim Nachbauen von
Fragen stellen. Sie sollen technische Probleme Skelettbauten soll es darum gehen, das Bau-
durch forschend-entdeckendes Lernen erkennen prinzip »Stabilität durch Aussteifung« zu durch-
können. Dabei werden sie von den Lehrperso- schauen und anwenden zu können.
Im Folgenden wird die Stabilität durch Ausstei- verbindungen aus Gummibändern nachgebil-
fung beim Konstruieren mit Stecken oder Stäben det. Die Stäbe werden mit den Gummibändern
erklärt. Das einfachste Fachwerk ist ein Dreieck gebunden. Die so entstehenden Knoten bleiben
aus drei Stäben und drei Verbindungen. Für flexibel.
den Unterricht wird es mit Stäben und Knoten-
Aktionskraft
Damit die Struktur stabil bleibt, muss ein Viereck derum Dreiecke oder Vielecke entstehen. Diese
mit einem oder zwei Stäben ausgesteift werden. Strukturen sind stabil (Abb. 36).
Diese Stabilisierung oder Aussteifung lässt wie-
Mit diesen Grundlagen können Kinder Türme Türme können auch aus versteiften Quadraten
und dreidimensionale Gebilde konstruieren. Am konstruiert werden. Interessant sind (je nach
einfachsten ist es, nur mit Dreiecken zu konstru- Material versteifte) Fünf- oder Sechsecke als Basis
ieren. Ein Dreieck als Basis (horizontal) und über und Zwischenböden (horizontale Vielecke). Ihr
jeder Geraden des Dreiecks ein Dreieck (vertikal) grösserer Querschnitt ist einer Kreisform ähn-
und wieder ein Dreieck (horizontal) und so weiter lich und erweist sich besonders für hohe Kons-
bis die gewünschte Höhe erreicht wird (Abb. 37). truktionen als sehr stabil (Abb. 38).
Wichtig sind die Knoten. Das sind die Punkte, an Für erfolgreiche Konstruktionen sollte den Kin-
denen die einzelnen Stäbe verbunden werden. Je dern anfänglich gezeigt werden, wie sie die Kno-
mehr Stäbe sich in einem Knoten finden, desto ten festbinden können. Ausserdem sollten die
stärker muss der Knoten gebunden werden. Es Stäbe ausserhalb des Knotens 4 cm bis 5 cm über-
empfiehlt sich, mehrere Gummibänder satt über stehen, damit sie durch die Druckkräfte nicht aus
die Verbindungen zu binden (Abb. 39). An die- den Verbindungen herausspringen.
sen Knoten werden die Vertikal- und Horizontal-
kräfte um- und weitergeleitet.
Abbildung 37: Turm aus Bambusstäben Abbildung 38: Turm aus Bambusstäben Abbildung 39: Knotenpunkt; Verbindung
mit Dreieck als Grundfläche. mit Dreieck und Fünfeck als Grundfläche. mit Gummibändern.
Diese Knoten können auch bei Skelettbauten in Trägern) in die Fundamente und den Baugrund
der Umgebung beobachtet werden. Das Trag- ableiten. Stützen sind tragende Bauelemente.
werksystem von Skelettbauten bei Hallen oder Streben sind diagonale, schräge Bauteile, die das
Hochspannungsleitungen besteht aus drei Ele- Bauwerk aussteifen und dadurch stabil machen.
menten: Stützen, Träger und Streben (Abb. 40). Streben sind stabilisierende Bauelemente.
Träger sind meist horizontal verlegte Stäbe, Die Anschlusspunkte von Stützen, Trägern und
die aufliegende Vertikallasten (Eigenlast, Ver- Streben werden – wie bereits oben erwähnt –
kehrslast) horizontal an die Stützen weiterleiten. Knoten genannt. Bei Stahlbauten handelt es sich
Träger sind tragende Bauelemente. Stützen sind um sogenannte steife Knoten.34
meist vertikale Stäbe, die die Druckkräfte (von den
Träger
Strebe
Stütze
34 Erweiterte und genauere Beschreibungen zu den erklärten Phänomenen finden sich in Lambert und Reddeck (2007) oder Kalberer (2007).
Durch das Aussteifen von Vierecken lernen die it Stecken hohe Türme mit Dreiecken oder
m
Kinder die physikalische Grundlage der »Stabi- ausgesteiften Vierecken konstruieren und die
lität durch Aussteifung« kennen. Sie erkennen, Kraftübertragung erklären;
dass das Dreieck die stabilste Form im Skelett- steife Knoten von beweglichen Knoten unter-
bau ist, da es sich nicht verformt oder verdreht. scheiden;
Dies ermöglicht ihnen, mit Stäben und Stecken die statische Funktion von Trägern, Stützen
Türme, Brücken und andere Architekturen zu und Streben unterscheiden;
konstruieren. Skelettbauweisen in ihrer Umgebung erken-
nen und erklären;
Die Kinder können … Pläne von Baumhäusern, Türmen und
das Prinzip der Stabilität durch Aussteifung Brücken zeichnen und diese bauen.
erkennen und anwenden;
selbstständig verschiedene Modelle kon
struieren und so das System des Dreieck
verbandes festigen;
2.3.4 LEHRPLANBEZUG
Im Lehrplan 21 finden sich in den Bereichen önnen zentrale Elemente von Konstruktio-
k
Natur Mensch Gesellschaft (NMG) verschiedene nen bei Bauten und technischen Geräten und
Kompetenzstufen, die mittels der hier erklärten Anlagen entdecken, modellartig nachkon
Phänomene der Technischen Bildung erarbeitet struieren und darstellen (z. B. Winkel-, Zick-
werden können: zack- und U-Profile aus Papier und Karton,
Umlenkrollen mit Fadenspulen, Ausgleichs-
NMG 5.1 – Die Schülerinnen und Schüler gewichte bei Barrieren, Zugbrücken, Fall-
können Alltagsgeräte und technische Anlagen schirm, Heissluftballon).
untersuchen und nachkonstruieren. können bei technischen Geräten, B
auten
Die Schülerinnen und Schüler … und Anlagen naturwissenschaftliche
können durch Spielen und Ausprobieren ent- und technische Prinzipien erkennen, die
decken und beschreiben, wie Alltagsgeräte Funktionsweisen beschreiben und erklären
technisch aufgebaut sind und funktionieren (z. B. Konstruktionsweisen bei Fahrrad, Kran,
(z. B. Spielgeräte, einfache Haushaltgeräte Ruderboot, Barriere).
und Werkzeuge, Schloss und Schlüssel,
Regenschirm). Verbindliche Inhalte: Hebel, Umlenkrolle, Keil,
können Alltagsgeräte untersuchen und dabei schiefe Ebene, Gleichgewicht, Stabilität, Bewe-
einfache naturwissenschaftliche und tech- gung.
nische Prinzipien erkennen und erläutern
(z. B. Gleichgewicht bei Wippe, Balkenwaage, NMG 3. 1 – Stoffe, Energie und Bewegungen
Stabilität bei Brücken, Türmen, Mauern, beschreiben, untersuchen und nutzen.
Hebel bei Schere, Zange, Hammer). Die Schülerinnen und Schüler…
können Wirkungen von Kräften in Alltags-
sprache beschreiben (z. B. Objekte bewegen:
ziehen, anstossen, heben, fallen lassen).
Im Folgenden werden mögliche Vorgehen beim Für die Kindergartenkinder kann es sinnvoll
Konstruieren von Türmen aus Stäben aufgezeigt. sein, die Strukturen der Dreiecksverbände zuerst
Je nach Stufe und Interessen zeigen sich die He- mit »Steckmaterial«, z. B. mit Trinkhalmen und
rangehensweisen unterschiedlich. Primarschul- Plastilinkugeln oder Fleischspiesschen mit Styro-
kinder könnten nach der Einführung der »Sta- porwürfeln, nachzubilden, um sie so zu erkun-
bilität durch Aussteifung« die Bauvorhaben im den und anschliessend mit Stäben oder Stecken
Voraus zeichnen. Es geht darum, die Vorstellung zu bauen. So können Kindergartenkinder wäh-
der Stabilität im Kopf durchzuspielen und zeich- rend der freien Tätigkeit im Aussenraum einen
nerisch wiederzugeben sowie die Darstellungen Unterschlupf konstruieren, wobei sie zu viert
anschliessend zu diskutieren (Abb. 41 – 44). ohne Hilfe der Lehrperson die Stabilität durch
Aussteifung anwenden.
Abbildung 41: Skizze zum Abbildung 42: Rundhaus aus Abbildung 43: Skizze zum Abbildung 44: Baumhaus
Bauen eines Rundhauses aus Ästen als Baumhaus Bauen eines kleinen Baum- aus Ästen
Ästen hauses
Mögliche Aufgabenstellung zur Konstruktion mit Es empfiehlt sich, die Strukturen zuerst im Klei-
Stäben (Primarstufe) nen mit Bambusspiessen oder Ästen von 30 cm
Eine anregende Aufgabenstellung kann zum Länge zu konstruieren. Die entstandene Stabili-
forschend-entdeckenden Lernen herausfordern. tät der Struktur soll überprüft und allenfalls opti-
Hier lautet die Aufgabe exemplarisch: »Baut zu- miert werden. Anschliessend können Strukturen
sammen einen 80 Zentimeter hohen Turm aus mit Bambusstäben von 75 cm oder 105 cm Länge
Bambusstäbchen und Gummibändern. Die Kon- konstruiert werden. Bei einem Turm von rund
struktion muss stabil sein und ästhetisch klar. sieben Metern Höhe zeigen sich erfahrungsge-
Das bedeutet, dass sie auch schön aussehen soll. mäss die Kräfte der Eigenlast und die Horizon-
talkräfte besonders gut, wenn es darum geht, den
Vorgehen: Turm aufzustellen (Abb. 45 – 47). Dabei wird sich
1. Auftrag lesen und besprechen. zeigen, ob die Knoten fest genug gebunden wor-
2. Gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, den sind oder allenfalls noch verstärkt werden
Hypothesen bilden. müssen.
3. Skizzen vergleichen.
4. Sich auf eine Vorgehensweise einigen.
5. Konstruktion realisieren und der Gross
gruppe vorstellen.
Abbildung 45: Türme aus Abbildung 46: Türme aus Abbildung 47: Turm aus Bambusstäben vor dem Aufstellen
Bambusstäben Bambusstäben
Mögliche weiterführende Aufgabenfelder Die Stabilität der Aussteifung kann durch stati-
Skelettbauten sind sehr verbreitet und prägen sche Feinheiten erweitert werden:
unsere Umwelt in hohem Masse (Abb. 48 und Überbrückung mit Kragbogen
49). Die Kinder erkennen in ihrer Umgebung Standsicherheit im Mauerwerkbau
Architekturen, die durch Dreiecksverbände aus- Turmbau Fachwerktürme
gesteift sind. Sie erkennen Tragkonstruktionen Tragen und Lasten im Brückenbau
bei Fachwerkbrücken, Scheunen und Industrie- Druck- und Zugkräfte im Brückenbau
bauten. Stabilität durch Umformung
Projekt »Brücken – und was sie so stabil
Dieser sensibilisierte Blick auf Skelettbauten in macht« https://www.youtube.com/watch?
der bebauten Umwelt ermöglicht unter anderem v=X2um-QjRYuo (6.6.2018).
auch im Unterricht, damit zusammenhängende
Berufe und Berufsfelder zu thematisieren und
zu erarbeiten. Dabei kann etwa folgenden Fragen
nachgegangen werden: Wer baut was in unserer
Umgebung? Welche Männer und Frauen arbei-
ten an diesen Bauten? Wie heissen die Berufe?
Welche Firmen sind an den Bauten beteiligt?
2.4.1 EINLEITUNG
Böden werden von uns im Alltag – im wörtlichen Das hier vorgeschlagene Lernarrangement be-
Sinne – mit Füssen getreten. Kaum jemand über- schäftigt sich mit einer besonderen Form von
legt sich, woraus der Boden eigentlich gemacht Kunststeinböden, die bis heute in zahlreichen
ist oder warum und wie er gestaltet wurde. Form, Schulhäusern (Abb. 50), Treppenhäusern und
Farbe, Material oder Struktur unserer heutigen Hausfluren sowie Einkaufszentren eingesetzt
Fussböden werden jedoch in den seltensten wird. Es handelt sich um den sogenannten »Ter-
Fällen zufällig gestaltet und ausgewählt. In ihre razzo« oder »Terrazzoplatten-Boden«. Das Lern
Gestaltung und Auswahl werden von den unter- arrangement lässt sich in den ersten Jahren der
schiedlichsten Personen viel Zeit, Können und Primarstufe in rund zweieinhalb bis drei Tagen
Überlegungen investiert. verwirklichen.
35 https://www.baunetzwissen.de/boden/fachwissen/_estriche/terrazzo-1313987 (1.2.2018);
http://www.zeit.de/1985/31/terrazzo-aus-der-steinzeit (1.2.2018).
Hinzu kommt, dass in der Lebenswelt der Kin- Das hier vorgestellte Lernarrangement lässt die
der häufig Kunststeinplatten- oder Terrazzobö- Kinder erfahren, wie mit Mitteln des Techni-
den vorzufinden sind; vielleicht im eigenen Haus schen Gestaltens und des Sachunterichts36 ein
oder in öffentlichen Gebäuden. Am Beispiel des Sachverhalt erschlossen und verstanden werden
Terrazzo soll exemplarisch ein Verständnis für kann.37 Im Erkunden verschiedener Bodenbelä-
die Beschaffenheit, Geschichte und Gestaltbar- ge aus der Umgebung und in Verbindung mit
keit von solchen Fussböden aufgebaut werden. einer historischen Perspektive wird ihre Wahr-
Der Terrazzo ist aus fachdidaktischer Sicht ein nehmungsfähigkeit geschult. Die Ausdrucks
funktionales Alltagsobjekt, dessen nachvollzie- fähigkeit der Kinder wird gefördert, indem auf
hendes Erschliessen eine emanzipatorische Auf- der Basis verschiedener Erkundungen eigene
gabe im technischen Bildungsprozess der Kinder Bodenplattenmuster kreiert werden. So leisten
übernehmen kann. Kinder können dabei die Er- die Auseinandersetzungen einen Beitrag zum
fahrung machen, dass sie den Alltagsobjekten Erwerb fundierter Wissensbestände im abge-
nicht ausgeliefert sind, dass Fragen nach Verfah- steckten Themenbereich, welche zukünftiges
ren, materieller Beschaffenheit, Konstruktions- selbstständiges und verantwortungsbewusstes
oder Herstellungsprozessen sowie nach der Er- Handeln unterstützen.
scheinungsform einerseits und nach der Zeit der
Entstehung, der Herkunft und des Wandels oder
Fortbestehens in der Zeit andererseits beantwor-
tet werden können.
Bei der Gestaltung, Durchführung und Erpro- ie Kinder können die Frage »Was ist
D
bung dieses Lernarrangements orientierten wir Terrazzo?« aus der Sicht des Sachunterrichts/
uns an der Idee einer »transversalen Didaktik«.38 der Geschichte wie auch aus der Sicht des
Im Kern steht dabei die Frage, wie fächerverbin- Technischen Gestaltens beantworten.
dender Unterricht gestaltet werden soll, damit Sie wissen, wie der Bodenbelag (sichtbare
möglichst alle beteiligten Fächer bzw. diszipli- Schicht) im Gang ihres Schulhauses aufge-
nären Perspektiven voneinander profitieren und baut ist und dass es sich dabei um eine alt
dabei gleichberechtigt beteiligt sind. Das Haupt- hergebrachte technische Methode handelt.
anliegen dieser »Didaktik transversalen Un- Sie können den Zusammenhang des auf
terrichts« ist es, nicht nur die Fächer in einem wendigen Herstellungsprozesses und des
Lernarrangement zu verbinden, sondern zudem zunehmenden Verschwindens von Terrazzo-
das domänenspezifische oder fachliche Lernen böden mit eigenen Worten erklären.
zu stärken. Deshalb werden neben fachlichen
Zielen auch sogenannte transversale Ziele bzw.
fächerverbindende Ziele formuliert und verfolgt:
36 Konkret wurde aus dem Sachunterricht nur die historische Perspektive gewählt, vgl. GDSU, 2013.
37 Im Rahmen von HarmoS und der Einführung des Lehrplans 21 in der deutschsprachigen Schweiz sind hier die Fächer TTG und NMG
gemeint, vgl. www.lehrplan.ch (1.2.2018)
38 Vgl. Valsangiacomo, Widorski, & Künzli David, 2014; Widorski, Künzli David, & Valsangiacomo, 2014.
Als fachliche Ziele aus dem Sachunterricht / Aus dem Bereich Technisches Gestalten /
TTG
NMG /
Geschichte wurden folgende Ziele for sind es folgende Ziele:
muliert: Die Kinder können die Herstellung eines
Die Kinder können anhand von historischen Modells für eine Terrazzobodenplatte aus
Beispielen erzählen, dass die absichtsvolle Gips beschreiben.
und ästhetische Gestaltung von Fussböden Sie können die Gestaltung des Musters durch
durch die Menschen seit der Jungsteinzeit die bewusste Auswahl der Komponenten
von Dauer ist (Dauer und Wandel). steuern und sich dabei auf aktuelle und his-
Die Kinder können eine rudimentäre Zeit- torische Beispiele beziehen.
leiste erstellen und historische Ereignisse
und Epochen einordnen (Orientierung in der
Zeit).
2.4.4 SACHANALYSE
»Terrazzo ist die Bezeichnung für einen bereits glänzende Oberfläche erhält«, lässt sich bei Wi-
seit der Antike bekannten Bodenbelag, der durch kipedia nachlesen.39
das direkte Auftragen von dekorativen, oft farbi-
gen Zuschlagstoffen auf eine meist zementge- Der Begriff Terrazzo wurde in Italien geprägt
bundene Estrich-Unterlage mit dieser eine Ein- und nimmt Bezug auf die flachpolierte Ober-
heit bildet und im Anschluss an die Trocknung fläche. Im Gegensatz zu anderen Plattenböden
durch Schleifen und Polieren seine endgültige, zeichnet sich Terrazzo als fugenloser Boden aus.
Ursprünglich war der Terrazzo ein kalkgebun- barkeit und ist also einzigartig. Im Unterschied
dener Bodenbelag; heute wird meist die kosten- zum Terrazzo schliessen Mosaikböden durch die
günstigere zementgebundene Variante einge- meist strenge Anlage und Ornamentik den Zu-
setzt. Das zementgebundene Gemisch wird vor fall bei der Bodengestaltung explizit aus. Für das
Ort ausgebracht, geschliffen und poliert. Durch hier vorgestellte Lernarrangement sind also der
das Mischen der Einschlussteile unterschiedli- »Zufall« und die »nur bedingte Planbarkeit« hin-
cher Farbe und der gefärbten Zementmischung sichtlich der Erscheinung des Terrazzobodens zu
bestimmt der Zufall das Erscheinungsbild; dies betonen.
entzieht sich in einem gewissen Masse der Plan-
Nicht immer waren die Menschen sesshaft. Bö- half. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
den aufwendig zu gestalten lohnte sich nur, bleibt der gestampfte Lehmboden vor allem in
wenn man genügend lang vor Ort blieb. Eine ärmlichen, ländlichen Gegenden erhalten. Wo
Ausnahme machten Kultorte. Hier konnten von man es sich leisten konnte, wurden Holzdielen
Archäologen auch für die Mittelsteinzeit – also auf Estrich verlegt.
die Zeit vor dem Sesshaftwerden der Menschen
in der Jungsteinzeit – absichtlich, planvoll und Böden, die einerseits besonderer Belastung aus-
aufwendig gestaltete Böden festgestellt werden.40 gesetzt waren oder andererseits als repräsentativ
galten, wurden mit Steinmaterialien konstruiert.
Mit der Sesshaftigkeit und dem Bau von Häusern Dabei reicht die Spanne von einfachen Sandstein-
und festen Unterkünften aus Holz und Lehm platten zu aufwendig und kostbar verarbeiteten
wird die Gestaltung des Bodens Teil der Einrich- Mosaikböden, in unserer Gegend insbesondere
tung bzw. der Gestaltung von (Wohn-)Räumen. zur Zeit der römischen Antike.41
Die meisten Häuser der Jungsteinzeit besassen
einen gestampften Lehmboden. Diese Fussbo- Im Hinblick auf das Lernarrangement ist die
denart bleibt über die Jahrhunderte bzw. Jahr Sesshaftwerdung der Menschen als Vorausset-
tausende die verbreitetste. Sie ist wasserundurch- zung der systematischen Bodengestaltung im
lässig, was den Innenraum trocken zu halten Innenbereich von zentraler Bedeutung.42
Für das modellartige Nachbauen von Terrazzo- Material zur Herstellung von Einschlüssen. Um
platten auf der Kindergarten- und Primarstufe den Gips einzufärben sind Acrylfarben geeignet.
ist Gips gut geeignet. Er lässt die Verfahren zur Sehr intensive Einfärbungen sind nicht empfeh-
Herstellung gut nachvollziehen und mit kinder- lenswert, da der Farbzusatz die Abbindezeit des
gerechtem Zeitaufwand durchführen. Gips dient Gipses deutlich verlängern und die Festigkeit
einerseits als Bindemittel und andererseits als herabsetzen kann.
40 http://www.zeit.de/1985/31/terrazzo-aus-der-steinzeit (1.2.2018).
41 Bellettatti & Schwarz, 2010.
42 Mathis, 2016.
Um das Anmachwasser einzufärben und die Die gegossene Terrazzoplatte wird im Wasserbad
Gipsmasse mit den Einschlüssen zu mischen, in einer flachen Wanne mit Nassschleifpapier ge-
eignen sich Plastikbeutel sehr gut. Um aus der schliffen. Nach dem vollständigen Austrocknen
Terrazzomischung Platten herstellen zu können, der Platte wirken die Farben eher blass. Durch
wird ein Rahmen benötigt, in welchen die Masse eine Behandlung der Oberfläche kann die Farbin-
gegossen werden kann. Dazu hat sich ein Rah- tensität erhöht werden. Geeignet sind Öl-Wachs-
men aus Leisten bewährt, der auf der Unterseite gemische für Steinböden, pflanzliche Öle, die
mit einer aufgeklebten Folie geschlossen wird. nicht ranzig werden, oder farblose Schuhcreme.
Hier lohnt es sich, eigene Erkundungen durch-
zuführen um zu prüfen, ob das Ergebnis den Er-
wartungen entspricht.
Material für eine Platte in der Grösse ahmens, nachdem der Gips fest geworden ist.
R
8 cm x 8 cm x ca. 2 cm Unterlage (20 cm x 20 cm) auf das Styropor stel-
Modellgips len und den Rahmen darauf platzieren.
2 Leisten 12 cm x 3 cm x 2 cm
2 Leisten 8 cm x 3 cm x 2 cm (Damit der Gips
nicht am Rahmen haftet, werden die Längs-
seiten der Leisten mit Plastikklebeband oder
Klebefolie überzogen.)
1 Klebefolie 12 cm x 12 cm
Ein breites Gummiband, um den Rahmen
zusammenzuhalten
1 Unterlage ca. 20 cm x 20 cm (z. B. MDF,
Hartpavatex, Sperrholz), dazu ein gleich gros-
ses Stück Polystyrol 1 cm dick
2 kleine Plastiktassen (Espressotassen; die
eine, um Gipspulver abzumessen, die andere, Abbildung 52: Holzrahmen (ca. 12 cm x 12 cm) aus vier Einzel-
teilen, Klebefolie, zusammengehalten mit Gummiband.
um Wasser abzumessen)
1 Plastikbeutel
1 flache Wanne mit einem groben und einem Die Einschlüsse herstellen
feinen Nassschleifpapier (Korn 80 und 120) 2 kleine Tassen Wasser in einen Plastik
Acrylfarben (zum Abmessen der Farbmenge, beutel giessen; 2 bis 3 Kaffeelöffel Acrylfarbe
je ein Plastikkaffeelöffel pro Farbe) nach Wahl dazugeben. Den Beutel oben mit
der einen Hand festhalten, mit der anderen
Herstellen des Holzrahmens durch vorsichtiges Kneten des Beutels die
Für die Zielstufe (1./2. Kl.) bewährt sich ein Ver- Farbe mit dem Wasser mischen. (Die Farbe
fahren, bei welchem fertig gemischte Terrazzo- muss sich vollständig auflösen!)
masse in einen Rahmen gegossen wird. Dazu 4 kleine Tassen Gipspulver in den Beutel mit
wird der Rahmen lediglich mit einem Gummi- dem gefärbten Wasser geben. Durch vor-
band zusammengehalten und auf der Untersei- sichtiges Kneten des Beutels die Masse gut
te mit einer Klebefolie geschlossen (Abb. 52). mischen.
Dies ermöglicht ein problemloses Entfernen des
2.4.9 VERLAUFSPLANUNG
1. Einstieg ins Thema, Erkundung mittels 2. Wie haben Menschen früher hier gewohnt?
Fragen In diesem Teil geht es darum, sich mit den Kin-
Mögliche Fragen können sein: dern in der historischen Zeit zu orientieren; also
Welche Böden haben wir im Schulhaus? an ihrer Orientierungskompetenz zu arbeiten.43
Welche Böden habe ich zuhause? Markus Kübler und sein Team konnten zeigen,
Wo habe ich welche Böden? dass fast alle Kinder mit ca. acht Jahren folgende
Wie sehen sie aus (Farben, Muster …)? vier Epochen nennen und dazu einige Merkmale
Wie fühlen sie sich an (warm, kalt, hart, aufzählen können: Steinzeit, Römerzeit, Ritter-
weich usw.)? Mit Händen, barfuss, Körper zeit und Moderne Zeit.44 Deshalb sollten min-
usw. erkunden. destens für diese vier Epochen Lebensbilder der
Wie klingen sie? Archäologie oder aus Schulbüchern in den Un-
Woraus bestehen sie (Holz, Stein, Kunst- terricht mitgebracht werden.
stoff )?
Welcher Boden gefällt mir besonders gut? Im Gesprächskreis stellt die Lehrperson die Fra-
Warum? ge, wer vor ihnen denn schon an diesem Ort ge-
Welchen Boden hätte ich gerne in meinem lebt und gewohnt habe. Die Schülerinnen und
Zimmer, wenn ich wählen könnte? Schüler nennen erfahrungsgemäss zuerst die
Grosseltern oder die alte Nachbarin und kom-
Das Erkunden der Böden ist auch mittels Schraf- men dann gewöhnlich auf die oben genannten
fur-Technik möglich. Dadurch können die Ober- vier »Epochen« zu sprechen. Die Lehrperson
flächenstrukturen sichtbar gemacht werden. Es sollte die Kinder erzählen lassen, was sie zu die-
hat sich bewährt, die Kinder anschliessend ei- sen historischen Zeiten wissen.
nen Boden aus der Erinnerung malen zu lassen
(Abb. 55). Hierbei sollten neben der Wiedergabe Danach zeigt sie ihnen die mitgebrachten Bilder
der Farben auch die Strukturen betont werden. (wobei für die Steinzeiten unbedingt eines aus
Die dabei gewonnenen Einsichten können später der Alt- und eines aus der Jungsteinzeit vorliegen
während der explorativen Phase bei der Herstel- muss). Dabei lenkt sie das Gespräch auf die Be-
lung des Modells aktiviert werden. hausungsformen und Wohngebäude. Die Bilder
werden in chronologischer Reihenfolge vor den
Kindern als Zeitstrahl angeordnet.
Abbildung 55: Von den Kindern aus der Erinnerung gemalte Bodenbeläge.
43 Ebd.
44 Kübler, 2010.
Abbildung 56: Eingefärbte Einschlüsse in verschiedenen Abbildung 57: Historischer Terrazzo aus dem antiken
Grössen. Römischen Reich (Herculanaeum, Italien).
7. Wie entstehen die Musterungen im Die Kinder stellen mit einer vorgegebenen An-
Terrazzo? Explorationen zur Erscheinung zahl Einschlussstücke eigene Kompositionen
Nun werden die Einschlüsse durch Zertrüm- zusammen. Dazu legen sie ausgewählte Ein-
mern der Platten mit dem Hammer hergestellt schlussstücke auf ein farbiges Papierquadrat
(Abb. 59). ihrer Wahl, beschreiben assoziativ die Wirkung
der Komposition, verändern diese bei Bedarf und
vergleichen ihre Werke miteinander.
Abbildung 59: Einschlüsse aus zerkleinerten Gipsplatten Die Komponenten haben folgende Variablen:
Bindemittel (eingefärbter Gips) ▸ Farbton
Um die Kinder zum gezielten Gestalten ihrer Einschlüsse (Bruchstücke aus eingefärbtem
Terrazzoplatten anzuregen, kann folgendes Ex- Gips) ▸ Farbton, Grösse, Menge
periment durchgeführt werden. Es handelt sich
um ein Kernelement des Technischen Gestal-
tens, um ein »Experiment« zur Erscheinung der 8. Ein eigenes Modell herstellen
Terrazzoplatten: Für die Herstellung des eigenen Modells muss
Dazu können die Einschlüsse nach Farbe und zuerst der Rahmen für das Giessen der Platten
Grösse sortiert werden (z. B. drei Grössen: klein, vorbereitet werden (Abb. 52). Danach stellen die
mittel, gross). So entsteht die Experimentier Kinder die eigene Terrazzomischung her und
anordnung mit dem Experimentiermaterial giessen sie in den Rahmen.
(Abb. 60): Farbige Papierquadrate in verschiede-
nen Pastelltönen (stellen das Bindemittel dar). Anschliessend erfolgt eine kurze Ergebnissiche-
rung, wobei die Spannung zwischen den Steu-
erungsmöglichkeiten und dem Zufallscharakter
der Terrazzo-Technik herausgearbeitet werden
sollte: Während die auf der Oberfläche sichtbare
Grösse, die Art und Dichte der Anordnung sowie
das Muster der Einschlüsse dem Zufall unterlie-
gen, können unterschiedliche Farben – in Reali-
tät auch die Materialien – oder Form und Grösse
der Einschlüsse gesteuert werden. Durch das
Herstellen des Modells können die Kinder nun
in eigenen Worten dieses Spannungsverhältnis
beschreiben.
Abbildung 61: Das Modell Abbildung 62: Das Muster Abbildung 63: Vergleich des eigenen Modells mit Bildern der
wird nass geschliffen. kommt zum Vorschein. historischen Vorlage.
2.5.1 AUSGANGSLAGE
Interdisziplinäres und geführtes erforschendes Die Lehrerinnen und Lehrer müssen in ers-
Lernen sind Schwerpunkte vieler MINT-Curricu- ter Linie dabei helfen, ein Bewusstsein für den
la weltweit. Die Schülerinnen und Schüler sollen Zusammenhang von Problemlösen, digitalen
ihre Fähigkeit entwickeln, verschiedenartige Pro- Technologien, digitalem Design und Technik zu
bleme zu lösen, kritisch zu denken und in der entwickeln. Sie bieten Hilfestellung, um das re-
Lage sein, ihre Argumentationen für Strategien levante technische, pädagogische und inhaltliche
in gruppenbasierten Projekten zu kommunizie- Wissen zu entwickeln, um die Programmierfä-
ren. Diese Schlüsselqualifikationen werden als higkeiten der Schülerinnen und Schüler auszu-
entscheidend für junge Menschen angesehen, bilden und gleichzeitig ein motivierendes Um-
um in der zukünftigen Arbeitswelt bestehen zu feld zu bewahren. Das Thema »Mars« eignet sich
können (Prinsley und Baranyai, 2015). auch als interessantes interdisziplinäres Thema.
Eine Möglichkeit, diese Fähigkeiten bereits früh Ein weiterer Vorteil der Einführung von Pro-
im Unterricht der Primarstufe auszubilden, sind grammen und technischen Aktivitäten in jungen
erste Erfahrungen mit der Programmierung Jahren besteht darin, die Kluft zwischen den Ge-
einfacher Roboter. Im vorgestellten Unterrichts- schlechtern im MINT-Engagement zu überwin-
beispiel lernen Schülerinnen und Schüler der den, die bereits im Kindergartenalter bedeutend
Zyklus-Primarstufe (3. bis 6. Klassenstufe)
2.- ist (Hobbs et al., 2017). Wenn man die junge
zwei einfache Kodierverfahren, um einen klei- Altersgruppe in ihrer Entwicklung im Umgang
nen Roboter so zu programmieren, dass er eine mit modernen, interessanten und motivierenden
einfache Aufgabe bewältigen kann. Die Her- Technologien anspricht, kann dies dazu führen,
ausforderung in diesem Beispiel besteht darin, dass auch Mädchen im Kontext der MINT-Fächer
den Roboter so zu programmieren, dass er das ein größeres Interesse und eine größere Selbst-
Marsgelände erforschen kann. Durch die Aufga- wirksamkeit in Informatik und Technik entwi-
be beteiligen sich die Lernenden daran, wissen- ckeln (Master et al., 2017).
schaftliche, ingenieurwissenschaftliche und ma-
thematische Herausforderungen durch kreative Die Robotik im Klassenzimmer wird hier in ei-
Umsetzungen zu lösen. Aufgrund der Einfach- nem einfachen Beispiel demonstriert. Das Bei-
heit der Programmierung des genutzten Systems spiel wurde mit Lehrpersonen, Studierenden,
ist es für die Schülerinnen und Schüler möglich, Schülerinnen und Schülern des Victorian Space
sich auf grundlegende Problemlösungskompe- Science Education Centre in Australien entwi-
tenzen zu konzentrieren, ohne eine komplizierte ckelt und erprobt. Neben der Einführung in das
Syntax erlernen zu müssen. Thema »Mars« werden auch mögliche Vorge-
hensweisen für das unterrichtliche Geschehen
nach der Durchführung der Unterrichtseinheit
vorgeschlagen und weiterführende Links bereit-
gestellt.
Programmierbare Roboter bieten eine motivie- ein Smart Device (z. B. ein iPad) erfolgen. Die
rende Möglichkeit, um Schülerinnen und Schü- einfache Vorgehensweise über »Drag-and-Drop«-
ler bereits in der Primarstufe mit dem Program- Menüs des Programms ist leicht verständlich.
mieren und Kodieren vertraut zu machen. Das Zur Differenzierung oder für weiterführende
System »Ozobot« ist ein solches Beispiel. Diese Klassenstufen kann die Schwierigkeit von einer
kleinen Roboter mit »Persönlichkeit« können einfachen »Symbol-Programmierung« bis hin zu
leicht und ohne das Erlernen einer komplexen einer detaillierteren Programmierung geändert
Programmiersprache programmiert werden. Die werden. Nach der Erstellung des Programm-
Ozobots folgen einer schwarzen Linie. Farbmar- codes wird dieser einfach durch eine grafische
kierungen entlang der schwarzen Linie ermögli- Übertragung vom Computer /
iPad-Bildschirm
chen dem Roboter dann, besondere Aktivitäten zum Ozobot übertragen.
auszuführen. Im Folgenden werden zwei Bei-
spiele dazu beschrieben. Die codierten Ozobots Die eigentliche Denkleistung für die Schülerin-
können sich dabei über eine detaillierte Karte nen und Schüler liegt darin, dem Miniroboter
oder eine komplexe Landschaft bewegen. Das entweder durch die Aufbringung von Farbcodes
Licht oben auf dem Ozobot leuchtet beim Abfah- auf der Fahrstrecke oder durch die Programmie-
ren der Strecke in dem jeweilig erfassten Farb- rung mit dem Programm Ozoblocky eine inter-
code auf (Abb. 64). Sounds und Interaktionen essante Aufgabe auf einer großen Karte, d. h. in
mit anderen auf der Strecke befindlichen Ozo- einem Gelände, lösen zu lassen. Dies bereitet
bots gestalten die Lernerfahrung unterhaltsam die Lernenden darauf vor, die zunehmende Au-
und ansprechend. tonomie von Robotern in der Gesellschaft der
Zukunft zu verstehen. Beispielsweise könnten
Eine zweite Methode zur Programmierung der Anwendungen dieser Art zukünftig bei selbst-
Ozobots ist die Programmierumgebung Ozoblo- fahrenden Autos, Pflegerobotern oder elektroni-
cky. Dies kann über einen Computer oder über schen Haushaltshilfen auftreten.
Abbildung 64: Das Ozobot Evo Abbildung 65: Zwei Bespiele der Ozobot-Farbcodes
Mit der hier vorgestellten Aktivität programmie- Im Victorian Space Science Education Centre
ren die Schüler und Schülerinnen den Minirobo- (VSSEC), Australien, haben Lehrpersonen, Stu-
ter so, dass dieser sich über die Oberfläche des dierende, Schülerinnen und Schüler in diesem
Planeten Mars bewegen kann. Roboter wurden Kontext mit dem elementaren Trainingsmedium
bereits vor über vierzig Jahren zum Mars ge- Ozobot verschiedene herausfordernde Szenarien
schickt, um die Mars-Umgebung zu erforschen realisiert. In Abbildung 66 ist die Kooperation von
und zu analysieren. Sie sind nach wie vor ein Kleinstrobotern zum Bewegen und Durchführen
wichtiges Forschungsgebiet für Agenturen wie von einfachen Aufgaben auf der Mars-Oberfläche
die Europäische Weltraumorganisation (ESA) dargestellt. Die im Unterrichtsbeispiel vorgestell-
oder die Deutsche Luft- und Raumfahrtgesell- ten Aktivitäten wurden aus diesen Erfahrungen
schaft (DLR). Da die Kommunikation zwischen entwickelt.
Erde und Robotern auf der Mars-Oberfläche
schwierig ist, müssen Roboter so programmiert
werden, dass sie bei Bedarf autonom agieren.
Abbildung 66: Die Mars-Oberfläche, die für die Roboter-Aktivitäten bei der VSSEC verwendet wurde.
Bei den hier vorgestellten Unterrichtsinhalten zu lassen und den Roboter in Aktion zu be-
sollten die Schülerinnen und Schüler bereits Er- obachten. An Kreuzungen der Linien wählen
fahrungen mit den Ozobots gesammelt haben die Ozobots (sofern nicht programmiert) ihre
oder in Grundzügen mit dem System vertraut Strecke nach dem Zufallsprinzip aus.
sein. Hierzu steht eine Reihe von Unterrichts- In einer zweiten Stufe können die Schülerin-
materialien in deutscher und englischer Sprache nen und Schüler damit beginnen, Farbcodes
zur freien Verfügung. Die beiden QR-Codes in entlang der Linie hinzuzufügen. Dadurch
Abbildung 67 verlinken auf zwei deutschsprachi- lassen sich die verwendeten Ozobots z. B.
ge Ressourcen (eine Creative-Commons-lizen- lenken, beschleunigen oder bei der nächsten
sierte Ressource der Pädagogischen Hochschule Intervention mit einem Farbcode nach rechts
Schwyz und eine lizenzfreie Ressource der Tech- oder links abbiegen, umdrehen usw.
nischen Universität Graz, Österreich) mit einer Eine weiterführende Aktivität für die Schüle-
Fülle von Lehr- und Lernmaterialien. rinnen und Schüler z. B. zur Differenzierung
wäre die Programmierung der Ozobots mit
In den Beispielen werden verschiedene Anfangs- der Software, um sich z. B. auf einer Karte zu
aktivitäten dargestellt, die mit Schülerinnen und bewegen oder einen Weg durch ein Labyrinth
Schülern vorgenommen werden können, um zu finden. Die Schüler können ermutigt wer-
grundlegende Erfahrungen mit den Ozobots zu den, ihre eigenen Karten und Labyrinthe zu
sammeln und eventuell elementare Program- entwickeln, ähnlich wie bei den hier vorge-
mierkenntnisse zu entwickeln. stellten Unterrichtsbeispielen, um ihr kreati-
ves und kritisches Denken einzubringen und
in guter Erstkontakt mit dem System
E Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln.
besteht darin, eine zufällig aufgezeichnete
schwarze Linie durch die Ozobots abfahren
Abbildung 67: QR-Codes als Link zu den Projektideen Abbildung 68: Ozoblocky-Code-Lösung
Alle vorgestellten Beispiele lassen sind am bes- ie zweite Aktivität (Teil 2) zeigt eine leere
D
ten in kleinen Gruppen durchführen. Dies bie- Mars-Oberfläche. Die Schülerinnen und
tet den Lernenden die Möglichkeit der Teamar- Schüler können entweder ihre eigenen Lini-
beit, der Kommunikation und der Begründung, en auf der Karte zeichnen oder die Ozoblo-
z. B. bei der Anwendung von einer entwickelten cky-Programmierumgebung verwenden, um
Strategie. die gleiche Mission zu erfüllen. Auch hier
ist es empfehlenswert, die leere Mars-Ober-
Im Folgenden werden zwei Arbeitsblätter zum flächenvorlage zu einem DIN-A3-Blatt zu
Thema »Roboter auf dem Mars« vorgestellt. Die vergrößern. Die Schülerinnen und Schüler
Blätter haben jeweils einen unterschiedlichen brauchen dafür erfahrungsgemäß 75 – 90 Mi-
Schwierigkeitsgrad. nuten.
I m ersten Beispiel (Teil 1) ist eine unvoll Der QR-Code in Abbildung 68 stellt einen
ständige Labyrinth-Aktivität dargestellt, bei Link zum Arbeitsblatt her und ermöglicht eine
der die Schülerinnen und Schüler die richti- Ozoblocky-Code-Lösung für das zweite Beispiel.
gen Farbcodes hinzufügen müssen, damit ihr
Roboter seine Mission auf dem Mars erfüllen
kann. Es wird empfohlen, das Arbeitsblatt
auf ein DIN-A3-Blatt zu vergrößern. Die
Schülerinnen und Schüler benötigen für die
Aufgabe erfahrungsgemäß 45 – 60 Minuten.
2.5.5 ARBEITSBLÄTTER
In Teil 1 fügt ihr der Karte die Farbcodes hinzu, um den Ozobot für die Marsoberfläche zu
programmieren (hilfreiche Codes findet ihr weiter unten). Denkt daran, euren Ozobot vor dem Start zu
kalibrieren!
In Teil 2 entwickelt ihr euren eigenen Weg mit einer schwarzen Linie und Farbcodes, um so viele alte
Mars Lander wie möglich zu bewegen und zu vermessen! Alle, die eine zusätzliche Herausforderung
suchen, können die Programmierumgebung Ozoblocky nuzen, um das Gleiche zu versuchen!
Mögliche Lösungen
Teil 2 (Ozoblocky)
Eines der wohl wichtigsten Halbleiterelemen- sistoren gesteuert. Dieses elementare elektroni-
te ist der Transistor. Jedes automatisierte Gerät, sche Bauteil wird in den folgenden zwei Kapiteln
jeder Computer, jede moderne Wasch- oder Ge- näher betrachtet und mithilfe von alltagsnahen
schirrspülmaschine wird massgeblich von Tran- Beispielen beleuchtet.
Abbildung 69: Einfacher Stromkreis mit grossem LED- Abbildung 70: Einfache Verstärkerschaltung mit einem
Vorwiderstand NPN-Transistor
x 1: Der elektrische Strom fliesst über den Wird die Sättigung des Transistors, also die mi-
Vorwiderstand und die LED zum Kollektor nimale und maximale Öffnung der Schleuse an
(C) des Transistors. Dort wird er gestaut bzw. der Basis, in zwei Zustände zusammengefasst,
gesammelt (colligere, lat. sammeln – daher nimmt der Transistor die Rolle eines Schalters
»Kollektor«). Er kann von hier zunächst nicht ein: Steuerstrom an Basis ▸ Arbeitsstrom an
weiterfliessen. Kollektor fliesst; kein Steuerstrom an Basis ▸ Ar-
x2: Der elektrische Strom fliesst über den beitsstrom an Kollektor fliesst nicht ▸ Transistor
grossen ohmschen Widerstand (R = 100 kΩ). sperrt.
Dieser verringert die elektrische Stromstärke
um ein Vielfaches, sodass nur ein sehr klei- Mithilfe des Transistors wird der kleine Basis-
ner elektrischer Strom an der Basis (B) des strom verstärkt, sodass die LED leuchten kann.
Transistors ankommt. Dieser kleine, übrig Wie hoch die Verstärkung des Steuerstroms
gebliebene elektrische Strom fliesst nun über im Verhältnis zum Arbeitsstrom ist, hängt von
die Basis und den Emitter (E) ab und gelangt der Bauart des Transistors ab und kann seinem
zurück zur Stromquelle. Da nun an der Basis Datenblatt entnommen werden. Der gesamte
(B) ein elektrischer Strom anliegt (der sehr Strom, der über den Emitter (E) des Transistors
kleine Strom ist dafür schon ausreichend), abfliesst, fliesst wieder zur Stromquelle zurück.
kann auch der am Kollektor gestaute Strom Somit ist der Stromkreis geschlossen. Zusam-
über den Emitter (E) abfliessen. mengefasst bedeutet dies:
Der sehr kleine elektrische Strom wird Basis- Kein / ein kleiner Steuerstrom ▸ Arbeits
strom genannt und steuert bzw. reguliert den strom wird am Kollektor gesperrt/durch
grösseren Strom, welcher – wie oben beschrie- gelassen ▸ LED leuchtet nicht / leuchtet
ben – am Kollektor (C) anliegt. Der kleine Basis-
strom wird daher auch Steuerstrom und der grö- LDR-Schaltung, Transistor als Schalter
ssere Kollektorstrom Arbeitsstrom genannt. Zur Wie im vorherigen Beispiel teilt sich der elek-
Veranschaulichung dient Abb. 71. trische Strom an Punkt X (x2: der elektrische
Strom wird am Kollektor (C) gesammelt, vgl. x1
Wird die Basis (B) mit einem sehr geringen Steu- in Abb. 70).
erstrom versorgt (Schleuse an Basis), kann nur x1: Der Strom fliesst zunächst über das
ein kleiner Arbeitsstrom fliessen (Schleuse am Potenziometer (einstellbarer ohmscher Wi-
Kollektor öffnet sich im Verhältnis zur Schleuse derstand) zur Basis (B) des Transistors und
an Basis). Je höher also der Steuerstrom an der über den Emitter (E) ab. Der lichtabhängige
Basis, desto höher der Arbeitsstrom. In diesem Widerstand (LDR) verändert je nach Lichtein-
Falle stellt der Transistor einen Verstärker dar. strahlung seinen Widerstandswert. Je mehr
Kollektor Kollektor
Basis Basis
Emitter Emitter
Im Lehrplan 21 finden sich verschiedene Fächer / T 5.3. … können elektrische und elektro
N
Fachbereiche, um technische Unterrichtsgegen- nische Schaltungen untersuchen und analy-
stände und Themen aus dem Bereich der Elek- sieren.
tro- und Informationstechnik in den Unterricht
zu integrieren. Eine besondere Rolle spielen die Textiles & Technisches Gestalten
Fachbereiche Natur und Technik sowie Textiles Die Schülerinnen und Schüler
und Technisches Gestalten.47 Im Folgenden sind TTG 1.A.1. … können gestalterische und
wesentliche Kompetenzen des LP 21 mit Bezug technische Zusammenhänge an Objekten
zum Thema aufgelistet. wahrnehmen und reflektieren.
TTG 2.A.1. … können eine […] technische
Natur & Technik Aufgabenstellung erfassen und dazu Ideen
Die Schülerinnen und Schüler und Informationen sammeln, ordnen und
NT 1.2 … können technische Alltagsgeräte bewerten.
bedienen und ihre Funktionsweise erklären. TTG 2.B.1. … können Funktionen verstehen
NT 5.2 … können Grundlagen der Elektrik und eigene Konstruktionen in den Themen-
verstehen und anwenden. feldern Spiel/Freizeit […] und Elektrizität /
Energie entwickeln.
Problemlösender Unterricht
Im technisch orientierten Unterricht ist vielfach der Grad der Instruktion und Begleitung der
von Problemlösen die Rede. Ein Problem besteht Lehrperson darüber, inwiefern die Schülerinnen
vereinfacht dann, wenn ein Individuum durch und Schüler mit dem technischen Problem kon-
ein Hindernis von einem zu erreichenden Ziel frontiert werden.
getrennt ist, wobei die Mittel zur Erreichung des
Ziels weitestgehend unbestimmt sind.48 Wird Im technischen Problemlöseprozess sind ver-
ein bekanntes Ziel mit bekannten Mitteln auf schiedene Phasen zu unterscheiden, die auf
bekannte Weise gelöst, spricht man von einer Teilphasen zurückverweisen können, sollte sich
Aufgabe. eine mögliche Realisierung als nicht dienlich zur
Problemlösung erweisen.49 Die Grafik (Abb. 74)
So lassen sich im Unterricht Möglichkeiten für kann zur Strukturierung und Visualisierung im
problemlösende Aufgaben identifizieren und die- Unterricht eingesetzt werden, um die Schülerin-
se unterschiedlich weit öffnen. Dies schafft Ge- nen und Schüler hinsichtlich des Problemlöse-
legenheiten innerhalb einer Klasse nach Leis- prozesses zu sensibilisieren und den Ablauf des
tungsniveau zu differenzieren. Dabei bestimmt Unterrichts zu strukturieren.
Abbildung 74: Phasen des technischen Problemlöseprozesses in Anlehnung an Graube, G. & Mammes, I. (2016)
Problemstellung
Es hat sich bewährt, das Problem zunächst mit Einsatz der Grafik in Abb. 74 an. Erst wenn das
den Schülerinnen und Schülern zu klären. Ein Problem geklärt und verstanden ist, lässt sich mit
Problem zu formulieren kann dabei sehr an- der Lösungssuche beginnen. Beispielhaft sind
spruchsvoll sein und bedarf ggf. einer Unterstüt- in der Tabelle (nächste Seite) mögliche Problem-
zung durch die Lehrperson. Hier bietet sich der und Aufgabenstellungen angeführt.
Weitere Ideen für einfache elektrotechnische Bezug finden sich u. a. in der tu – Zeitschrift für
Experimente mit stark naturwissenschaftlichem Technik im Unterricht (2013). H. 146.
b) Beschreibt, was der grosse ohmsche Widerstand (R = 100 kΩ) in der Schaltung bewirkt.
b) Welche Erklärung habt ihr für das Leuchtverhalten der LED, da jetzt doch der grosse ohmsche
Widerstand (R = 100 kΩ) eingebaut wurde? Welche Rolle könnte der Transistor dabei spielen?
c) Welche Erklärung habt ihr für das neue Leuchtverhalten der LED?
65
TÜFTELN IM PROBLEMLÖSENDEN UNTERRICHT MIT TRANSISTORSCHALTUNGEN 3.1
21.01.19 11:43
66
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3 4
5. Schwache elektrische Signale werden im Alltag mithilfe elektrischer Schaltungen verstärkt. 6. Früher wurden Strassenlaternen zu einer vorher festgesetzten Zeit zur Beleuchtung
Zum Beispiel kann man ein Smartphone an eine Stereoanlage anschliessen und die darauf ent eingeschaltet. Wenn sich aber eine frühere Dämmerung im Winter ergibt oder sich die Sonne
haltene Musik sehr viel lauter abspielen, als es ohne Anlage der Fall wäre. Nur was passiert im aufgrund von Unwetter verdunkelt, ist diese technische Lösung nicht ausreichend. Besser wäre
Inneren der Stereoanlage? Wie wird das »MusikSignal« des Smartphones verstärkt? eine Strassenbeleuchtung, die sich genau dann selbst einschaltet, wenn sie gebraucht wird –
bei Dunkelheit.
a) Überlegt in einer Kleingruppe, welche Bauteile für eine einfache Schaltung benötigt werden,
die ein schwaches Signal (in unserem Beispiel ein »MusikSignal«) verstärken kann. Dazu a) Überlegt in einer Kleingruppe, welche Bauteile für eine Schaltung benötigt werden,
könnt ihr auch das Internet (z. B. www.deskfactory.de/verstaerkerschaltungmittransistor) welche bei zunehmender Dunkelheit ein Leuchtmittel (Glühbirne oder LED) selbstständig
oder euer Schulbuch nutzen. Listet die Bauteile zunächst auf. einschaltet. Erstellt eine Bauteilliste.
b) Hier ist ein lückenhafter Schaltplan abgebildet. Vervollständigt den Schaltplan, indem ihr die
fehlenden Bauteile 1 + 2 mit den richtigen Schaltzeichen in den Schaltplan einzeichnet.
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
c) Realisiert eine geeignete Schaltung inklusive aller Bauteile und prüft sie auf ihre Funktion.
Informiert euch gegenseitig darüber, wie das Signal verstärkt wird.
c) Realisiert die Schaltung und stellt sie euren Mitschülerinnen und Mitschülern vor.
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TÜFTELN IM PROBLEMLÖSENDEN UNTERRICHT MIT TRANSISTORSCHALTUNGEN 3.1
Lösungen
1. Der elektrische Strom, der aus der Stromquelle c) Musterlösung des Schaltplans mit LED zur
kommt, wird mithilfe des Vorwiderstands RV Sichtbarkeit des Ausgangssignals:
verringert. Somit fällt an ihm auch Spannung ab.
Er schützt die LED vor ihrer Zerstörung durch
einen zu hohen elektrischen Strom.
Im hier vorgestellten Beitrag lernen die Schü- kennen. Sie entdecken sowohl ihre Funktionen
lerinnen und Schüler die Wirkung und das Zu- als auch ihre Wirkung innerhalb einer Bauteil-
sammenspiel einzelner elektronischer Bauteile gruppe anhand einer Ausschaltverzögerung.
Der Begriff elektrischer Strom stellt einen kom- der Stromquelle ausgehend kein Steuerstrom an
plexen Sachverhalt der Elektrotechnik verein- der Basis anliegt. Doch der Gold-Cap-Kondensa-
facht dar. Physikalisch gesehen wird als elektri- tor versorgt die Basis des Transistors solange mit
scher Strom die Bewegung von Ladungsträgern Strom, bis seine gespeicherte elektrische Ladung
in einem elektrischen Leiter bezeichnet.51 Nach- über die Basis und den Emitter abgeflossen ist.
folgend wird dieser komplexe Sachverhalt jedoch Dann wird die Basis nicht mehr mit elektrischem
aus didaktischen Gründen verkürzt und dadurch Strom versorgt, der Arbeitsstrom kann auch nicht
vereinfacht. mehr fliessen und die LED erlischt.
Ausschaltverzögerung
Der elektrische Strom fliesst aus der Stromquelle
und teilt sich an Punkt X.
x1: Der Strom fliesst zunächst bis zum
Schalter S1. Wird dieser geschlossen (also
betätigt), fliesst der Strom über S1 bis zum
Punkt Z. Dort teilt er sich erneut auf.
z2: Der Strom fliesst über den Widerstand
RV zur Basis des Transistors und über den
Emitter ab. Wie in den Beispielen im voraus-
gehenden Beitrag beschrieben, steuert auch
hier der Steuerstrom den Arbeitsstrom (vgl.
Kapitel 3.1). Abbildung 76: Licht-Ausschaltverzögerung (Schaltplan)
z1: Der Strom fliesst über den Widerstand
nach dem Knotenpunkt Z zum Kondensa-
tor (Gold-Cap). Er fliesst solange über den
Kondensator ab, bis der elektronische Ener-
giespeicher vollständig geladen ist. Das geht
allerdings sehr schnell.
Zusammengefasst bedeutet dies: Wird der Schalter S1 wie in der vorigen Schal-
tung nun geöffnet, versorgt der geladene Gold-
A S 1 wird geschlossen ▸ Strom teilt Cap die Basis (B) des Transistors mit Strom, so-
sich: 1.) fliesst über Basis und Emitter ab dass die LED leuchtet. Über das Poti fliesst die
2.) lädt den Gold-Cap-Kondensator auf. gespeicherte Ladung jedoch ebenfalls ab. Ist der
Widerstandswert des Potis hoch, kann weniger
B S 1 wird geöffnet ▸ Gold-Cap-Konden Ladung in einer Zeitspanne abfliessen, als wenn
sator ist geladen / entladen ▸ im Gold-Cap der Widerstandswert des Potis niedrig ist. D. h.:
gespeicherte Ladung fliesst über Basis die gespeicherte Ladung fliesst über z2 und z3
und Emitter ab / kein Strom fliesst über ab, bis der Gold-Cap entladen ist, die Basis nicht
Basis ▸ LED leuchtet / leuchtet nicht mehr mit Strom versorgt wird und somit die LED
erlischt.
Im Folgenden wird ein methodischer Schwer- Schülerinnen und Schüler auf ihrem Lernweg
punkt auf die Bewertung der elektronischen beziehungsweise um die Optimierung ihrer indi-
Schaltung der Ausschaltverzögerung gelegt. Dies viduellen Lernentwicklung.53
erlaubt eine prozessbegleitende Beurteilung von Um den Lernstand im Unterrichtsprozess zu er-
Schülerleistungen und ist als Idee zur Erweite- fassen und das weitere Lernen zu unterstützen,
rung des Beurteilungsrepertoires von Lehrperso- bieten sich eine Vielzahl von Möglichkeiten an,
nen zu verstehen. die von Lehrpersonen eingesetzt werden können.
Da die vorliegende Zeitschaltung eine komplexe-
Was ist formative Beurteilung? re elektronische Schaltung darstellt, wird im Bei-
Formative Beurteilung ist individualisierend und trag die Möglichkeit der On-the-fly-Beurteilung
aufbauend. Sie ist lernsteuernd und wird im beschrieben, weil diese stark auf die Lehrper-
Unterricht laufend durchgeführt zur Begleitung son zentriert ist und sie gegebenenfalls schnelle
der Lernprozesse. Sie basiert auf Lernstands Rückmeldungen an Schülerinnen und Schüler
erfassungen. Es geht um die Begleitung der erlaubt.54
Abbildung 80: Modell für informelle formative Beurteilung nach Ruiz-Primo and Furtak (2006 a)
1. Was weisst du bereits über den Transistor? Vervollständige die untere Grafik und stelle sie kurz
deiner Lehrperson vor.
Zähle die Anschlüsse eines Ein Transistor kann die Funktion eines
Transistors auf.
3.2.5 ARBEITSBLÄTTER
a)
C steht für
b)
B steht für
übernehmen.
E steht für
c) In der obigen Schaltung handelt es sich um eine Zeitschaltung. Welche/s Bauteil/e ist/sind
deiner Meinung nach verantwortlich für die Zeitverzögerung? Begründe.
2. In der folgenden Schaltung fehlt ein Bauteil, welches elektrische Energie speichern kann. b) Überlege, wie die Entladezeit durch das von dir recherchierte Bauteil verändert werden kann.
a) Recherchiere im Internet oder in der Fachliteratur und finde ein solches Bauteil.
Wie kann das Bauteil aufgeladen und entladen werden? Braucht es dazu noch ein weiteres
Bauteil?
4. Erweitere die Zeitschaltung aus Aufgabe 2 um das Bauteil aus Aufgabe 3 und zeichne ein.
73
ON-THE-FLY-BEURTEILEN AM BEISPIEL EINER AUSSCHALTVERZÖGERUNG 3.2
21.01.19 11:43
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
Lösungen
1. Anschlüsse eines Transistors: C steht für Kol- d) Der Kondensator ist für die Zeitverzögerung
lektor, B steht für Basis, E steht für Emitter; Ein verantwortlich. Er entlädt sich abhängig von ei-
Transistor kann die Funktion eines a) Verstärkers, nem angeschlossenen Verbraucher (z. B. ohm-
b) Schalters übernehmen; Was ist noch wichtig? scher Widerstand) bei geschlossenem Strom-
Die flache Seite des Transistorgehäuses ist die kreis.
Vorderseite. Schaut man also auf die flache, vor-
dere Seite, sind die Anschlüsse von links nach 3. a) Die Entladezeit eines Kondensators hängt
rechts: Kollektor, Basis, Emitter; Beim Einbau von dem Widerstandswert der angeschlossenen
eines Transistors in eine Schaltung muss man auf Bauteile ab.
Folgendes achten: Basis mit Vorwiderstand (je b) Je grösser der Widerstandswert, desto langsa-
nach Bauart des Transistors ▸ vgl. Datenblatt); mer entlädt sich der Kondensator. Je kleiner der
Polung: Basis und Kollektor +, Emitter – (nur Widerstandswert, desto schneller entlädt er sich.
bei NPN-Transistor); Kollektor-Emitter: Arbeits-
strom, Basis-Emitter: Steuerstrom 4. Musterlösung der Zeitschaltung mit einstellba-
rer Zeitverzögerung:
2. a) Das gesuchte Bauteil ist ein Kondensator. Es
gibt verschiedene Ausführungen: Elektrolytkon-
densatoren (sog. ElKos), bei denen die Polung
entscheidend ist oder auch Superkondensatoren /
Gold Caps mit deutlich mehr Speicherkapazität.
b) Der Kondensator wird mittels Stromquelle
elektrisch geladen. Dabei ist zwingend ein ohm-
scher Widerstand erforderlich, der in Reihe mit
dem Kondensator verschaltet wird, um zu grosse
Stromstärken, welche die elektronischen Bautei-
le zerstören würden, zu verhindern.
c) Musterlösung für die Zeitschaltung (fehlendes
Bauteil: Kondensator + ohmscher Widerstand):
In dieser Projektaufgabe liegt der Fokus auf der Textile Verfahren in der Technik
Sichtbarmachung der technischen Eigenschaften Das Anwendungsgebiet der textilen Verarbeitung
von textilen Flächen, die gewoben, geflochten erstreckt sich praktisch auf alle Bereiche, in de-
und gestrickt sind. Durch die verschiedenen Ver- nen Fasern zum Einsatz kommen. Mitunter sind
suchsanordnungen entdecken die Schülerinnen dies unerwartete Gebiete, die uns auf den ersten
und Schüler Bezüge zu ihrem Alltag und ihrer Blick durch ihre Materialität oder Dimension
Umgebung. Darüber hinaus erhalten sie einen fern der Textilverarbeitung erscheinen. So lassen
Einblick in neue und unerwartete Anwendungs- Stahlseile und Drähte und daraus geflochtene
gebiete von textilen Verfahren. Rückhaltenetze und Zäune gegen Steinschlag
usw. sehr direkte Bezüge zu.56 Mit Verbundwerk-
Niveaus: Aufgaben 1, 2 ,3 / Zyklus 2 und 3 stoffen, bei denen Eigenschaften von Fasern mit
Zeitaufwand: Variabel je nach Kombination der den Eigenschaften anderer Materialien kombi-
Aufgaben. Mind. 4 Lektionen, max. 8 Lektionen; niert werden, können im Leichtbau bis anhin
ein oder zwei Halbtage unerreichte Leistungen erbracht werden. Neben
den Eigenschaften der Fasern an sich prägt die
Verarbeitung, also die textilen Verfahren, die Ei-
Technische Bildung im Textilen Gestalten genschaften der Verbundwerkstoffe massgeblich.
Wie beim Technischen Gestalten werden auch Als Beispiel hierfür seien die diversen Geflechte
im Textilen Gestalten die praktische Anwendung und Gewebe von Glasfasern und Kohlefasern er-
und die Gestaltung im Sinne des Designprozes- wähnt, die dreidimensional flexibel geflochten
ses zusammen gedacht. als auch zu steifen Matten verwoben werden und
somit für unterschiedliche Ansprüche eingesetzt
Becker betont: »Eine stetig steigende Zahl textiler werden können.57 In diesem Bereich wird weiter-
Dinge kennzeichnet die Lebenswelt von Kindern hin intensiv geforscht und wir können in dieser
und Jugendlichen. Im alltäglichen Umgang da- Hinsicht gespannt auf weitere Entwicklungen
mit entwickeln sie ein breites Spektrum an infor- sein.
mellem Praxiswissen über im Lebensalltag aus-
gebildete textile Kompetenzen«.55 Darin liegt ein Architektur
zentraler Ansatz für den kompetenzorientierten Von der Gegenüberstellung der Grundrisspläne
Textilunterricht. Den Schülerinnen und Schü- von Städten zu textilen Geweben58 über den Ein-
lern wird selbstverständliches Alltagswissen und satz textiler Werkstoffe als funktionale Bestand-
-können bewusst gemacht. teile von Bauten – Sonnen- und Regendächer
– bis hin zu Verbundwerkstoffen mit Zement59
lassen sich viele interessante Bezüge und Ent-
wicklungen in der Architektur beobachten.
60 Rubin, S.46 – 49.
61 https://www.festo.com/group/de/cms/10248.htm (12.6.2018).
62 Stuber, S. 185.
3.3.3 ARBEITSBLÄTTER
1
Abschluss, wenn das Band 10 cm lang ist, dieses vom Karton wegnehmen. Dabei Kettfäden
die zweite Gruppe flechtet und die dritte Gruppe strickt nach genauen Angaben ein Band.
Bildet drei Expertengruppen, um diesen Aufgabenteil zu bearbeiten. Die 1. Gruppe webt,
zusammenknöpfen.
c) Experiment 3, Stricken
1. a) Experiment 1, Weben
Herstellung:
Herstellung:
Herstellung:
achten)
63 Stuber, S. 191.
64 Stuber, S. 192.
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2 3
Analysieren und Recherchieren Der Zauberfinger
2. a) Analyse der gefertigten Bänder Material: Experimente 1 und 2; Geschenkpapierband 7 – 8 mm, breit; 2 Farben Länge 50 cm.
Zeit: 1 – 2 x 45 Min.
Material: Experiment 1 = gewobene, Experiment 2 = geflochtene und
Experiment 3 = gestrickte Bänder. Wir haben erfahren, dass Gewebe und Geflechte unterschiedliche Eigenschaften haben. Diese kann
Zeit: 20 Min. in der Expertengruppe und dann 15 Min. im Plenum man sich ganz gezielt zunutze machen. Ein Beispiel hierfür ist der geflochtene Schlauch, der in der
Technik für spezifische Anwendungen eingesetzt wird und in der »spielerischen« Anwendung als
Die entstandenen Bänder werden nun nach den in der Tabelle aufgeführten Angaben
Zauberfinger bekannt ist.
analysiert. Beobachte dabei das Verhalten deines Bandes und trage das Untersuchungs
ergebnis in die untenstehende Tabelle ein.
3. a) Herstellung der Grundelemente
Diskutiert nun in eurer eigenen Gruppe (Flechten, Weben oder Stricken), weshalb euer Band
so reagiert und schreibt Vermutungen (Hypothesen) auf.
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
Der rechte Teil des eingelegten Bandes wird über den rechten Schenkel des 60° Winkels
parallel zum linken Schenkel gelegt.
Jede Expertengruppe teilt die Ergebnisse dem Plenum mit. Anschliessend werden die Bänder
der jeweiligen Expertengruppen ausgetauscht und die Aussagen durch die andere Gruppe
überprüft. Bis jetzt habt ihr Eigenschaften an Bändern (Flächen) analysiert. Im Folgenden
wenden wir uns einer Anwendung im dreidimensionalen Bereich zu.
b) Rechercheauftrag
Der linke Teil des eingelegten Bandes wird unter den linken Schenkel des 60° Winkels und
Bildet 2 Gruppen.
über das parallel liegende Band zum rechten Schenkel gelegt.
Eine Gruppe untersucht mit dem erworbenen Wissen die Verarbeitungsweise
eurer Kleidungsstücke.
Wiederhole diesen Vorgang für das 2. Grundelement.
Die andere Gruppe geht im Schulhaus mit dem Fotoapparat auf die Suche nach
Geflochtenem, Gewobenem, Gestricktem, das nichts mit Bekleidung zu tun hat.
Druckt die Bilder aus.
Besprecht im Plenum eure Fundstücke aus den 2 Rechercheaufgaben.
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4 4
3.b) Das Flechten des Schlauches
Die Schlaufen, die hinten entstanden sind, werden nun angezogen und wir erhalten
Beide Grundelemente werden nun nebeneinander gelegt. die dreidimensionale Röhrenform.
Der rechte Teil wird mit dem linken Teil zusammengeflochten. Fahre fort mit dem Flechten, bis du eine Röhre von ca. 20 cm Länge erreicht hast und
Den 1. Streifen des rechten Teils über und dann unter den 2. Streifen parallel verknote die rechten und linken Enden miteinander.
zum linken Teil flechten.
Den 2. Streifen des rechten Teils über und dann unter den 2. Streifen parallel
zum linken Teil legen.
Nun sind beide Streifen zusammengeflochten. Kontrolliere, dass die Streifen sich
immer abwechslungsweise einmal unten und einmal oben überkreuzen.
79
TECHNISCHE EIGENSCHAFTEN VON GEFLECHTEN UND GEWEBEN 3.3
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5 5
4. Künstliche Muskeln aus textilen Materialien oder Verfahren b) Nitinoldraht, ein Draht mit Gedächtnis
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FORM MACHT LAUT 3.4
Das Hören ist einer der klassischen fünf Sinne. wiederum an die ihnen anliegenden Atome und
Hören ist für uns von Geburt an selbstverständ- somit bildet sich eine Kettenreaktion. So entste-
lich. Babys erkennen ihre Eltern anhand der Stim- hen Schallwellen, welche sich kugelförmig aus-
me, lassen sich für Rasseln begeistern und durch breiten, ähnlich der Wellenausbreitung (Ringe
Lieder beruhigen. Kinder erkunden in der Bade- im Wasser) beim Fall eines Steines ins Wasser.
wanne Töne unter Wasser, erkunden ein Echo Je grösser der Druckunterschied am Anfang ist
in den Bergen, tanzen zu Musik, spielen Musik- (Schalldruck), desto lauter nehmen wir Schall
instrumente und lernen auditiv das Sprechen. wahr, desto mehr Kraft haben die Wellen, sich
Hinter diesem vertrauten Phänomen verbirgt in einer Materie auszudehnen und desto weiter
sich eine komplexe Theorie, welcher mit diesem ist der Schall hörbar. Schall benötigt somit eine
Projekt auf simple Weise nachgespürt wird. Das Materie (Übertragungsmedium), welche er in
Endprodukt berücksichtigt die geänderte Kon- Schwingung versetzen kann. Wenn die Tisch-
sumation von Musik bei den Lernenden. Musik bombe in einem luftleeren Raum explodieren
wird zunehmend weniger physisch – also auf würde, wäre sie also nicht hörbar.
materiellen Musikträgern – besessen, sondern
digital »gestreamt«. Das hat zur Folge, dass die Was ist Schall?
Lernenden vermehrt ihr Handy und nicht mehr Schall bezeichnet die Schwingungen mit einer
HiFi-Anlagen zum Musikhören nutzen. Frequenz, welche mit dem menschlichen Ohr
wahrnehmbar sind. Frequenzen beschreiben die
Warum tönt etwas? Anzahl der Schwingungen pro Sekunde, gemes-
Ein Ton entsteht durch das Zusammendrücken sen in Hertz (Hz). Je mehr Schwingungen pro
und Ausdehnen einer Materie. Als Beispiel wer- Sekunde ein Ton hat, desto höher nehmen wir
den bei einem Knall einer Tischbombe (Schall- ihn wahr. Das menschliche Gehör kann Schwin-
quelle) die Sauerstoff- und Stickstoffatome in der gungen im Bereich von 16 Hz bis ca. 20.000 Hz
Luft rund um die Explosion verdrängt und dabei wahrnehmen. Im Alter senkt sich die obere
zusammengedrückt. Die angrenzenden Atome Grenze und hohe Töne können nicht oder kaum
versuchen den entstandenen Druckunterschied mehr wahrgenommen werden. Schallwellen mit
auszugleichen, nehmen den Druck auf und ge- Frequenzen unterhalb von 16 Hz nennt man
ben ihn an die anliegenden Atome weiter, diese Infraschall. Wale zum Beispiel kommunizieren
Büchsentelefon
Funktion
Das altbekannte Büchsentelefon eignet sich gut
als Einstiegsexperiment. Beim Büchsentelefon
bringt der gesprochene Luftschall die Büchse
zum Schwingen und wird dadurch in Körper-
schall umgewandelt. Dieser breitet sich der Abbildung 82: Büchsentelefon
Schnur entlang aus und wird in der Endbüchse
wiederum zu Luftschall umgewandelt.
Material
Verschiedene Blechbüchsen
Verschiedene Schnüre
Durchführung
Es empfiehlt sich, verschiedene Büchsentelefone
mit den Lernenden herzustellen und diese auf Abbildung 83: Schwingende Gläser
die Lautstärke und die Klangfarben zu verglei-
chen. Die Lernenden entwickeln Theorien über Durchführung
die Funktion und diese werden anschliessend Die Gläser werden mit einem Abstand von ca.
im Plenum besprochen. Es gilt darauf zu achten, 2 cm nebeneinander gestellt. Auf die Kante des
dass die Schnur stets straff gespannt ist, sonst lei- einen Glases wird eine kleine Münze gelegt. Das
det die Übertragung. andere Glas wird mit einem feuchten Finger
durch kreisförmiges Drehen auf der Glaskante in
Variablen Schwingung versetzt. Es entsteht ein Ton, den es
Durchmesser der Büchsen zu halten gilt. Das Glas mit der Münze nimmt
Höhe / Tiefe der Büchsen den Luftschall auf und beginnt auch zu schwin-
Materialität der Schnur gen. Durch die Schwingung im Glas beginnt sich
Länge der Schnur die Münze zu bewegen, bis sie schliesslich her-
unterfällt.
Ergebnisse / Erwartungshorizonte
Durchmesser der Büchse: Weiterführung
Ein grosser Durchmesser verstärkt tiefe Töne Anhand von schwingenden Gläsern kann man
besser. zudem die Frequenz (Hz) eines Tones gut er-
Ein kleiner Durchmesser verstärkt hohe Töne klären. Dazu füllt man Wasser in die Gläser und
besser. versetzt sie wieder mittels feuchten Fingern in
Höhe der Büchse: Schwingung. Wasser in einem Glas hemmt die
Eine zu tiefe (flache) Büchse schwächt die Schwingungen. Deshalb klingt ein volles Glas
Übertragung. tiefer, da es langsamer schwingt und somit we-
Eine zu hohe Büche verfälscht den Ton niger Schwingungen pro Minute aufweist (sprich
durch einen Hall. weniger Hz). Umgekehrt tönt ein leeres Glas
Materialität: höher, da es schneller schwingt und somit mehr
Je höher die Dichte und der Durchmesser der Schwingungen pro Minute aufweist (sprich mehr
Schnur, desto besser die Übertragung. Hz).
Länge der Schnur:
Bei zunehmender Länge nimmt die Stärke
der Übertragung ab. Aufgabenstellung
Baue einen Lautsprecherverstärker für dein
Handy. Zur Verstärkung der Lautstärke arbeitest
Schwingende Gläser du mit der Form. Du verwendest keine elektroni-
Funktion sche Verstärkung.
Das Experiment visualisiert die Entstehung von
Schall durch eine Schwingung des Materials und Zur Form und Funktion
die Übertragung von Schall mittels Luft. Das eine Versuche eine Form zu entwickeln, welche einer
Glas wird in Schwingung versetzt. Der erzeugte seits die Lautstärke verstärkt und andererseits
Ton bringt das andere Glas zum Schwingen und deiner bevorzugten Musik eine passende Klang-
lässt dadurch die darauf platzierte Münze runter- farbe verleiht.
fallen.
Das Projekt eignet sich für die 7. und 8. Klas- ach der vollendeten Formfindung des akus-
N
se. tischen Horns können die Lernenden die
Das Projekt kann beim Übertritt in die Ober- Halterung für das Handy in Angriff nehmen.
stufe durch seine Möglichkeit zur inneren Diesen Arbeitsteil können die Lernenden
Differenzierung einen Überblick der bereits individuell gestalten. Es ist für sie hilfreich,
erworbenen Kompetenzen bieten. formale und konstruktive Richtungen vor-
Durch die Fertigung von Prototypen werden zuschlagen, damit sie einen Ausgangspunkt
die Techniken geübt, um dann beim End haben.
produkt eine hohe Qualität zu erzielen. Das Projekt kann nur mit einer Art von Auf-
Das Projekt kann zeitgleich mit akustischen bau durchgeführt werden. Es können jedoch
Themen in »Natur und Technik« (NMG) innerhalb der Klasse Fachgruppen geschaffen
durchgeführt werden. werden, welche jeweils mit einer anderen
Eine Berechnung der idealen Form setzt Art von Aufbau arbeiten. Diese Fachgruppen
den Umgang mit komplexen physikalischen teilen nach dem Prototypbau ihre Erkennt-
Formeln voraus, welche die Kompetenzen nisse dem Plenum mit. Danach können die
der Lernenden übersteigen. Es empfiehlt sich Lernenden individuell ihr Endprodukt her-
deshalb nach dem Motto »Trial and Error« stellen, indem sie sich an den Produkten der
vorzugehen und sich so einer optimalen Fachgruppen orientieren. Allenfalls können
Form anzunähern. die Fachgruppen während des Prototypbaus
Bei komplexen Formen empfiehlt es sich auch die Art des Aufbaus wechseln, um so ei-
zuerst Abwicklungen aus Pappe herzustellen. nen breiten Einblick zu erhalten und auf den
Die zahlreichen Varianten in der Konstruk- gewonnenen Erkenntnissen der vorherigen
tion dienen als innere Differenzierung des Gruppe aufbauen. Dadurch reflektieren sie
Unterrichts. die Auseinandersetzung mit dem Thema, da
sie der nächsten Gruppe stets den aktuellen
Wissenstand weiterleiten müssen.
Abbildung 84: Prototypen Ton Abbildung 85: Prototypen Holz Abbildung 86: Prototypen Bambus
Konisches Horn
Abbildung 87: Sechseckiges Horn Abbildung 88: Viereckiges Horn Abbildung 89: Viereckiges Horn
Das konische Horn zeichnet sich durch eine Bei einer eckigen Form mit einer Gehrungsver-
gleichmässige Weitung aus. Es kann drei-, vier-, bindung empfiehlt es sich, die Gehrung mit dem
sechs- oder achteckig gestaltet werden, wobei Handhobel oder einer Feile abzutragen. Als Ein-
man mit der Länge und der Grösse des Mund spannhilfen eignen sich Gehrungsklötze zum
stückes variieren kann. Einspannen in einem Schraubstock (Abb. 92).
Falls das Werkstück rutschen sollte, kann eine
Antirutschfolie Abhilfe schaffen.
1 2 3 4 5
Variablen
Rohrform Bambusrohre
Die Rohrform zeichnet sich durch einen gleich- Als Ausgangsmaterial eignen sich Bambusrohre
bleibenden Durchmesser aus. Da sich in einem mit einem Durchmesser von 6 cm bis 8 cm. Der
Rohr ein stärkerer Hall bildet als in einem Horn, Bambus muss bei der Verarbeitung trocken sein,
haben Schlitze oder Löcher in den Seitenwän- da sich bei einer nachträglichen Trocknung der
den einen hohen Einfluss auf die Klangfarbe des Querschnitt, durch die Schlitze und Löcher zur
Schalls. Bildung der Klangfarbe, asymmetrisch verzieht.
Variablen
Variante
Die Rohrform kann auch mittels Schnitzen aus
Massivholzquadern abgetragen werden, wobei
zwei identische Hälften ausgeschnitzt und an-
schliessend zusammengefügt werden. Hierzu
dienen Stechbeitel oder Schnitzwerkzeug. Eine
Austragung parallel zur Holzmaserung laufend
ergibt glattere Schnitzflächen und ist einfacher
herzustellen.
Exponentialhörner
Lamellenbiegung
Parallele Nuten in eine Richtung schwächen das Abbildung 103: Pressform
Holz in diese Richtung und ermöglichen eine
Biegung. Die Fräsungen können mit einer Ober- Direkte Biegung
fräse oder einer Kreissäge durchgeführt werden. Dünnes Sperrholz (Flugzeugsperrholz) kann di-
Als Ausgangsmaterial empfiehlt sich eine Sperr- rekt gebogen werden. Da sich das Holz jedoch in
holzplatte. Die Nuten sollten quer zur Holzmase- seine Ursprungsform zurückbiegen will, müs-
rung der untersten Furnierschicht verlaufen, da sen die Verbindungen der einzelnen gebogenen
sonst das Holz in den Nuten bricht. Holzplatten sehr stark sein.
Hohlform
Bei der Hohlform führen konische oder expo-
nentielle Kanäle den Schall in runde Öffnungen,
welche als Mundstück fungieren. Der Aufbau
erfolgt mit einer Schichtung von Platten, welche
miteinander verklebt werden. Bei der vordersten
Schicht kann ein Schlitz angebracht werden, um
den Home Button (Menüknopf ) zu bedienen.
Abbildung 104: Aufbau einer Hohlform
Variablen
Durchmesser der Bohrungen
Tiefe der Bohrungen = Anzahl der Schichten
mit Bohrungen
Stefan Kruse
Lampen und Lichtquellen befriedigen eine der entlehnt. Dieses beruht, wie englisch lamp oder
ältesten Bedürfnisse der Menschen, die Be- italienisch lampa, auf lateinisch lampa bzw. grie-
leuchtung. So nutzen die Menschen seit Urzei- chisch lampás »Fackel, Leuchte«.65
ten Lichtquellen verschiedenster Art, um die sie
umgebende Dunkelheit durch künstliches, von Die ersten Lampen sind bereits aus prähistori-
ihnen selbst erzeugtes Licht zu erhellen. Seit der scher Zeit bekannt. Gefässe aus Ton, Stein, Lehm
Erfindung der Glühlampe werden elektrische (Abb. 106) und später Metall fassten Lampenöl,
Lampen in grossen Stückzahlen als Massenware das über einen Docht aus Pflanzenfasern – spä-
und in unzähligen Varianten produziert. Meist ter aus Baumwolle – verbrannt wurde. Erst mit
einem klar definierten Einsatzzweck nachkom- der Weiterentwicklung der Öllampen zur Petro-
mend, sind sie als Beleuchtungsmittel, Warnhin- leumlampe (Abb. 107) gegen Ende des 18. Jahr-
weise oder Designelemente zu einem nicht mehr hunderts wurden Lampen durch den Schutz
wegzudenkenden Alltagsobjekt unserer Lebens- der offenen Flamme mithilfe eines Glaskörpers
welt geworden. Neben den Qualitätsansprüchen sicherer und auch bei wechselnden Wetterein-
wie Lichtausbeute, Robustheit und Haltbarkeit flüssen nutzbar. Einige Jahrzehnte später konnte
des Leuchtmittels sind auch Aspekte wie Design, mit der Erfindung der Gaslampe die Leuchtkraft
Funktionalität und Aussehen der Lichtquelle der Lichtquelle wesentlich gesteigert werden.
wichtig. Dadurch liessen sich erstmals Fabriken, Fahr-
zeuge und Strassenzüge rund um die Uhr nut-
Historische Entwicklung von Lampen zen (Abb. 108). Erst am 27. Januar 1880, mit der
Der Begriff Lampe wird oft missverständlich als Patentierung der elektrischen Glühlampe durch
Synonym für Leuchte verwendet. In korrekter Thomas Alva Edison66, hatte man aber eine si-
fachsprachlicher Verwendung bezeichnet »Lam- chere und nahezu beliebig skalierbare Leucht-
pe« jedoch nur das in einem mehr oder weniger quelle zur Verfügung. Dies markiert den Beginn
ansprechenden Gehäuse befindliche Leuchtmit- der alles durchdringenden Elektrifizierung in
tel, z. B. eine Glühlampe, Neonröhre, Leuchtfo- der kulturellen Entwicklung des Menschen. In
lie oder Leuchtdiode. Die weiteren Bauteile des unzähligen verschiedenen Abwandlungen stellt
Leuchtgeräts (oder: der Leuchte) dienen einem die Glühlampe bis heute in nahezu allen Lebens-
anderen Zweck, z. B. der Lampenfuss dient der bereichen eine zuverlässige Lichtquelle dar. Als
Erhöhung des Leuchtgeräts oder der Lampen- Leuchtmittel stehen dabei Leuchtstoffröhren, Me-
schirm dient dem Schutz vor Hitze und der Dif- talldampflampen, Halogenlampen, hintergrund-
fusion der Lichtstrahlen. Das Wort Lampe wurde beleuchtete Folien, Leuchtdioden (Abb. 109) und
im 13. Jahrhundert aus dem französischen lampe Laserlicht (Abb. 110) zu Verfügung.
Abbildung 106: Historische Öllampe Abbildung 107: Petroleumlampe Abbildung 108: Gaslampen
(Antike) (seit Ende des 18. Jh.) (seit Anfang des 19. Jh.)
Kaum ein Nutzer weiss, wie Lampen gefertigt Dabei werden Fertigungsverfahren und Funktion
werden oder aus welchen Materialien und Kom- sowie Verwendungszweck der Leuchte mitein-
ponenten sie bestehen. Die Herstellung einer ander in Verbindung gebracht. Übergeordnetes
Lampe macht den Einsatz unterschiedlicher Ziel ist es, eine erste motivierende Orientierung
Technologien notwendig. So werden eine Viel- im Bereich der Elektro- und Produktionstechnik
zahl von Fertigungsverfahren aus den Haupt- sowie gegebenenfalls die Wiederholung vorhan-
gruppen Umformen, Fügen und Trennen und dener technischer Grundkompetenzen zu er-
verschiedenartige Werkstoffe und Materialien möglichen. Die Reflexion über diesen Prozess
eingesetzt. Eine wesentliche Rolle für ihre Funk- ermöglicht den Lernenden, ein exemplarisches,
tion spielen die verwendeten Leuchtmittel, ihr funktionales Alltagsobjekt zu verstehen.
Energieverbrauch und die Art des erzeugten
Lichts. Die vorliegende Aufgabe ist als Fertigungsauf
gabe67 konzipiert. Daher steht die Ausbildung
Das Thema soll projekthaftes Arbeiten ohne von Kreativität nicht im Vordergrund. Ebenso
nennenswerte technische Grundbildung ermög- wird kein Anspruch auf eigenständige Planungs-
lichen. Umgesetzt werden kann es in fächerver- elemente bei den Lernenden erhoben. Wenn die
bindenden Technikwochen oder in soziotechni- Materialvorgaben jedoch entsprechend offen ge-
schen Aufgabenstellungen im TTG-Bereich in halten werden, ist auch eine Umsetzung als Kon-
den unteren Klassenstufen der Sekundarstufe. struktionsaufgabe68 möglich. Dann müsste zu
Beginn der Planungs- und Produktionsphase je- estalterische und technische Produkte
g
doch eine Entwicklungsstufe eingeschoben wer- planen und herstellen.
den, in der ein individuelles Design entwickelt Funktionen verstehen und eigene Konstruk-
wird. Ausserdem müssten die Leittexte an einzel- tionen in den Themenfeldern Bau / Wohn-
nen Arbeitsstationen entsprechend abgeändert bereich und Elektrizität / Energie entwickeln
und die Materialvorgaben angepasst werden. (TTG 2 B).
handwerkliche Verfahren ausführen und
Bezug zum Lehrplan 21 bewusst einsetzen. (TTG 2 B).
Durch den Bau des Artefakts ergeben sich viele Materialien, Werkzeuge und Maschinen
verschiedene Handlungs- und Erfahrungsmög- sachgerecht einsetzen (TTG 2 E).
lichkeiten (Handlungsorientierung). Der Zu- Objekte als Ausdruck verschiedener Kulturen
sammenhang von Theorie und Praxis wird dabei und Zeiten erkennen und deren Symbolge-
ebenso geschult wie die Fähigkeit, exemplarisch halt deuten (TTG 3 A).
erlerntes Wissen auf andere Lebensbereiche zu technische und handwerkliche Entwicklun-
übertragen, also sich handelnd in der Welt zu gen verstehen und ihre Bedeutung für den
orientieren. Der historische Kontext des Themas Alltag einschätzen (TTG 3 A).
eröffnet Einsicht in gesellschaftliche Entwick- technische Geräte und Produkte in Betrieb
lungszusammenhänge und die Bedeutung der nehmen und das entsprechende Wissen aus
Technik für den Menschen. Durch das Zusam- Gebrauchsanleitungen, Montageplänen und
menspiel der selbst erarbeiteten Grundlagen im dem Internet aufbauen (TTG 3 B).
Erarbeitungs- und Planungsteil und die unter-
schiedlichen Handlungsweisen in der Produkti- Darüber hinaus werden folgende übergeordnete
on werden etliche Kompetenzbereiche des Lehr- Ziele gefördert:
plans 21 adressiert. Sachgemässer Gebrauch der Fachsprache.
Kompetenzförderung zur Informations-
Die Schülerinnen und Schüler können … beschaffung und -auswertung mit neuen
gestalterische und technische Zusam- Medien.
menhänge an Objekten wahrnehmen und Erwerb von Methodenkompetenz.
reflektieren (TTG 1 A). Sachgerechte Darstellung mit einfachen
Produkte begutachten und weiterentwickeln Zeichenwerkzeugen.
(TTG 1 B). Förderung der Teamarbeit und Mitverant
Gestaltungsprozesse von Produkten doku- wortung in den Arbeitsgruppen.
mentieren und präsentieren (TTG 1 B). Sicherheitsbewusster Umgang mit Werkzeu-
eine gestalterische und technische Aufgaben- gen und Maschinen.
stellung erfassen und dazu Ideen und Infor- Selbstständiges Arbeiten anhand von Vorga-
mationen sammeln, ordnen und bewerten ben und Plänen.
(TTG 2 A).
Erarbeitungsgruppe:
Diskussion und Fixierung der
Arbeitsergebnisse
69 vgl. Maras, Ametsbichler & Eckert-Kalthoff, 2010; Peterssen, 2000; Wiater, 2005.
70 vgl. Beck & Guldimann, 1996.
71 Diekmann 2001.
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Aufgaben zur Erschliessung des Themas in den Expertengruppen
Planung und Bau einer Designer-Stehleuchte
Gruppe 1: Die Bedeutung der Beleuchtung für den Menschen
Aufgabe: Befasst euch mit der Bedeutung von Beleuchtung für den Menschen. Hierzu sollt
Beschreibe die einzelnen Bauteile und Baugruppen unserer Lampe. ihr folgende Tabelle in der Gruppe diskutieren und ergänzen.
Art der Lampe Einsatzgebiet der Bedeutung für den Anforderung an
Beleuchtung Menschen diese Lampe
Lampenfuss
Lampenschirm
aus einem
aus einem Tisch-
Aluminiumrohr
tennisball oder
einem Kunststoff-Ei
Gruppe 2: Design und Funktion
Befasst euch mit dem Begriff „Design“. Hierzu könnt ihr einen Computer und die
Internetenzyklopädie Wikipedia oder die von eurer Lehrperson zur Verfügung ge-
Starker Magnet stellten Nachschlagewerke verwenden. Sucht nach einer guten Erklärung des Be-
zum Schalten griffs „Design“. Fasst eure Ergebnisse in klaren und prägnanten Aussagen zusam-
3.5.5 AUFGABEN- UND ARBEITSBLÄTTER
men, später werdet ihr eure Zusammenfassung dem Rest der Klasse diktieren.
des Reedkontakts
Energiequelle Gruppe 3: Gefahren des elektrischen Stroms
Befasst euch mit den Gefahren im Umgang mit elektrischem Strom. Um unser Pro-
und elektrische
jekt umsetzen zu können, müsst ihr vor dem Bau der Lampe in Erfahrung bringen,
Anlage im mit welchen elektrischen Bauteilen man gefahrlos arbeiten darf und welche weiteren
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
Zum An- und Ausschalten der Lampe wird ein sogenannter Reedkontakt
verwendet. Dieses Bauteil besteht aus zwei Metallkontakten, die in einem
dünnen Glasröhrchen befestigt sind. Einer der Kontakte ist magnetisch . So- Gruppe 4: Kompetenzen bei der technischen Fertigung
bald dieser von einem Magneten angezogen wird, berührt er den Befasst euch mit den Kompetenzen, die ihr für die Fertigung der Lampe benötigt.
Beachtet dabei insbesondere die verschiedenen Materialien und Werkzeuge mit
zweiten Kontakt und eine leitende Verbindung entsteht. Die Lampe leuchtet . denen wir arbeiten werden. Analysiert hierzu den Prototyp der fertigen Lampe und
die vorgegebenen Materialien. Stellt in einer Mindmap eine Übersicht zusammen,
welche Arbeiten durchzuführen sind, welche Werkzeuge und Maschinen verwendet
werden können bzw. dürfen und welche Fähigkeiten dazu notwendig sind.
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Planung der Lampenproduktion (z.B. mit MS-Word / Solid Edge)
Leittexte der einzelnen Arbeitsstationen
Aufgabe:
Erstelle mit den vorgegebenen Zeichenwerkzeugen eine technische Zeichnung von unserer Arbeitsstation 1: Die Bodenplatte
Lampe, bemasse sie und vervollständige die Stückliste.
Für die Bodenplatte wird ein zugeschnittenes Quadrat aus Acrylglas verwendet. Die-
ser Werkstoff ist einerseits gut zu bearbeiten, andererseits ermöglicht er ein beson-
deres Gestaltungselement. Die Bodenplatte dient der Aufnahme des Lampenfusses.
Dazu muss eine Bohrung in der Mitte der Platte angebracht werden;; sie wird mit ei-
ner sogenannten Reissnadel bestimmt. Damit wird ein feiner Riss in das Acryl gezo-
gen. Dann kann das Loch an der Ständerbohrmaschine gebohrt werden. Beim Boh-
ren sind die Sicherheitsbestimmungen zu beachten.
In einem zweiten Arbeitsschritt müssen die Kanten der Platte geglättet werden. Bei
Acrylglas verwendet man dazu – im Gegensatz zu Holz oder Metall – keine Feile
und kein Schleifpapier, sondern eine sogenannte Abziehklinge, ausserdem Politur
95 für das Finish.
Die Schutzfolie ist so lange wie möglich auf der Platte zu lassen, da sie vor Kratzern
Nr. Anzahl: Benennung:
1 1 Bodenplatte 70 x 70 schützt.
2 1 Lampenfuss 95 x 12
70
3 1 Lampenschirm Ø 30 oder 40
9 4 1 Magnet Aufgabe 1:
12 5 4 Klebefuss Ø 5
• Bestimme die Mitte deiner Bodenplatte
mit einem Stahllineal und einer Reissna-
Blatt Nr. Zeichnungsbenennung: Name: Massstab:
del.
Datum: Klasse: geprüft:
Designerlampe
Station 1: anreissen, körnen und Kanten bearbeiten
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Arbeitsstation 3: Der Lampenschirm
Arbeitsstation 2: Der Lampenfuss Im Lampenschirm befindet sich das Leuchtmittel. Aus diesem Grund muss das ver-
Der Fuss der Lampe dient zur Aufnahme des Lampenschirms und er verbirgt die wendete Material eine gewisse Durchsichtigkeit besitzen;; ausserdem sollte es leicht
elektrische Anlage. Da Metall und Glas gut zusammenpassen, wird der Lampen- aufzuschneiden sein. Geeignet sind für diesen Zweck ein Tischtennisball oder ein
fuss aus Aluminium gefertigt, das sich leicht bearbeiten lässt, gut aussieht und Kunststoff-Ei. Da es nicht ganz einfach ist, in einen runden Gegenstand ein Loch zu
nicht rostet. bohren ohne dabei abzurutschen, sollte bei den folgenden Arbeiten sehr vorsichtig
und nur mit Schutzhandschuhen gearbeitet werden. Beim Bohren wird ein Fräskopf
verwendet, mit dem das Loch für das Leuchtmittel ausgefräst wird.
Aufgabe:
• Messe ein 95 mm langes Stück von ei-
nem rohrförmigen Aluminiumprofil ab. Aufgabe:
• Ritze mit einer Reissnadel die Länge • Zeichne mit einem feinen Blei- oder Filz-
an. stift einen etwa 8 mm grossen Kreis auf
• Spanne das Rohr in einen Schraub- den Tischtennisball oder das Kunststoff-
stock ein und achte darauf, dass die Ei.
Schraubstockbacken das Material nicht • Verwende ein Probestück, um das Ver-
verkratzen. Schutzbacken aus Kunst- halten der Bohrmaschine zu testen. Halte
stoff können das Material schützen.
es in einer Hand vorsichtig mit einem
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
• Säge das angerissene Stück ab. Handschuh. Benütze eine kleine Bohr-
• Runde die obere und untere Kante des maschine mit einem Fräskopf, um einen
Profils gleichmässig mit einer Feile ab. Probeschnitt auszufräsen.
• Schleife die Stelle, an der das Profil • Führe nun die Arbeiten an deinem eige-
später im Lampenfuss steckt, vorsichtig nen Lampenschirm sehr genau aus und
und gleichmässig mit Schleifpapier et- achte darauf, dass du nicht abrutschst.
was ab. Um hässliche Kratzer zu ver- • Schleife zum Abschluss die Fräskante
meiden, kannst du dein Aluminiumprofil des Loches mit einer kleinen Rundfeile
mit Klebeband abkleben. sauber.
Station 2: abmessen, absägen und entgraten
Station 3: anzeichnen, ausfräsen und schleifen
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Arbeitsstation: Endmontage
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Arbeitsstation 4: Die elektrische Anlage In der Endmontage wirst du alle angefertigten Baugruppen und Bauteile zusam-
Das Herz der Lampe besteht aus einem Farbwechsel-Leuchtmittel (Leuchtdiode) und menmontieren.
aus einem Schaltkontakt, der auf Magnetismus reagiert (Reedkontakt).
Um die elektrische Anlage bauen zu können, musst du zuerst den allgemeinen Aufbau Aufgabe:
eines Stromkreises verstehen: In jedem Stromkreis gibt es eine Stromquelle (hier: 1. Beginne mit der Bodenplatte. Setze den Lampenfuss ein, da die Bohrung
zwei Batterien), einen Verbraucher (hier: die Farbwechsel-LED), einen Schalter (hier: passgenau ist, musst du ihn vorsichtig mit einem Hammer einpassen.
der Reedkontakt, der mit einem Magneten betätigt wird) sowie Leitungen, um alle Bau- 2. Im zweiten Schritt wird die Elektrik im Lampenfuss verstaut. Um eventuelle
teile miteinander zu verbinden.
Kurzschlüsse zu vermeiden, musst du zur Isolierung ein Stück Papier zusam-
Die Verbindung geschieht mithilfe eines Lötkolbens, der ein besonderes Metall (Lot)
zum Schmelzen bringt und damit zum Beispiel ein Bauteil mit einer Leitung verbindet. menrollen und so in den Lampenfuss schieben, dass die Seitenwände abge-
deckt sind. Nun folgt die Elektrik, die ebenfalls in den Fuss eingeschoben wird.
Aufgabe: Bevor der Rest montiert wird, solltest du das Funktionieren deiner Lampe
• Stelle folgende Materialien bereit: zwei Reissnägel, zwei 3,5 cm lange Leitungs- überprüfen. Dazu wird der Magnet an den Lampenfuss gesetzt. Das Alumini-
stücke, eine Leuchtdiode, einen Reedkontakt und zwei Micro-Batterien. um ist zwar nicht magnetisch, dafür aber die Batterie – sie hält den Magneten.
• Isoliere jeweils die beiden Enden der Leitungsstücke mit einer Zange ca. 0,5 cm Nun gilt es durch Drehen die Stelle des Reedkontaktes zu finden. Wenn die
ab.
Lampe leuchtet, kann die Kontaktstelle
• Biege an einem Reissnagel den Nagel mit einer Zange um.
• Verlöte nun alle Bauteile wie folgt: mit einem Farbpunkt oder mit einer
den Nagel des geraden Reissnagels an den langen Pool der Leuchtdiode, kleinen Körnung gekennzeichnet wer-
den kurzen Pool der Leuchtdiode an ein Ende einer Leitung, den.
das zweite Ende der Leitung an den ersten Anschluss des Reedkontakts, 3. Im dritten Schritt wird der Lampen-
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PLANUNG UND BAU EINER DESIGNER-STEHLEUCHTE 3.5
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3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
Andreas Stettler
Der »Armleuchter« gibt den Schülerinnen und prozess zu erleben und sich Kontextwissen im
Schülern die Gelegenheit, in einer offenen Auf- Bereich der Elektronik anzueignen.
gabenstellung einen Gestaltungs- und Design-
Der junge Japaner Shuji Nakamura arbeitete nach hatte. Aber Nakamura tüftelte in den Abend-
dem Elektronikstudium in der Forschungsabtei- stunden weiter. Endlich gelang ihm ein grosser
lung einer kleinen Lampenfabrik. Forschungsab- Durchbruch: Er entdeckte die blaue Leuchtdiode.
teilung ist etwas hoch gegriffen, denn bald arbei- Seine Erfindung steckt heute in Smartphones,
tete Nakamura allein in seinem Labor, weil den DVD-Geräten, Lampen, Lichtsignalen und Rekla-
beiden anderen Mitarbeitern Aufgaben ausser- meanzeigen. Seine Firma wurde von einer klei-
halb des Labors zugewiesen wurden. Nakamura nen Lampenfirma zum Marktführer. Nakamura
forschte an der Entwicklung von Leuchtdioden. bekam als Dank eine Prämie von umgerechnet
Nach verschiedenen Rückschlägen unterstützte CHF 200. Erst nach gerichtlichen Auseinander-
ihn die Firma nicht mehr, weil sie den Glauben setzungen musste ihm die Firma für seine Erfin-
an eine bahnbrechende Erfindung verloren dung einen Betrag in Millionenhöhe zahlen.
Die gute alte Glühlampe, die am Ende des neun- testen verfügbaren weissen LEDs erreichen eine
zehnten Jahrhunderts erfunden wurde, war eine Lichtausbeute von über 300 Lumen pro Watt. Das
geniale Erfindung: Sie konnte elektrische Ener- bedeutet, dass eine 5-Watt-LED-Lampe gleich viel
gie in Licht umwandeln. Das war damals ganz Licht erzeugt wie eine 100-Watt-Glühbirne.
neu und veränderte die Welt. Leider produzieren
Glühlampen nicht nur Licht, sondern auch sehr Neben ihrer Effektivität haben Leuchtdioden vie-
viel Wärme. Darum werden sie im Betrieb auch le weitere Vorteile:
»glühend« heiss. Das führt dazu, dass sie sehr Höhere Lichtausbeute oder Energieeffizienz
ineffizient sind: Sie produzieren pro Watt elek- als andere Leuchtmittel,
trischer Energie neben Wärme nur 10 Lumen hohe Zuverlässigkeit,
bis 22 Lumen Licht. Es ist naheliegend, dass For- sehr lange Lebensdauer,
scher rund um den Globus nach effizienteren hohe Stoss- und Schockbelastbarkeit,
Leuchtmitteln suchten. schnelle Schalt- und Modulierbarkeit,
kein Schaltverschleiss,
Mit der Leuchtdiode (LED) ist ein grosser Schritt proportionaler Lichtstromanstieg, Dimm
in dieser Richtung möglich geworden. Die LED barkeit ohne Effizienzverlust,
vermag einen grossen Teil der elektrischen Ener- monochrome Lichterzeugung,
gie in Leuchtkraft umzuwandeln. Die effizien- Lichtbündelung.
102 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
3.6.3 AUFGABENSTELLUNG
bracht werden.
Acrylglasrohr
Sockel
Experimentieraufgabe
Die Schülerinnen und Schüler sollen mit einem
Experiment entdecken, wie die verschiedenen
Komponenten des Stromkreislaufs zusammen- Schalter
gesetzt werden müssen.
Abbildung 113: Der Aufbau des Armleuchters
Aufgabenstellung: Arbeitet zu zweit und versucht
mit dem bereitgelegten Material (Batterie, Wider-
stand und Prüfkabel) eine LED zum Leuchten zu
bringen. Sobald die LED leuchtet, zeichnet ihr
LED Prüfkabel (4 Stück) Widerstand
die Anordnung der verschiedenen Komponenten
auf. Benutzt dazu die Schaltzeichen der Bauteile
(siehe Abb. 114). Vertauscht die Verbindungska-
Batterie 4,5 V
bel zur LED. Was stellt ihr fest?
Material: Widerstand, LED, Prüfkabel, Flachbat- Abbildung 114: Schaltzeichen
terie 4,5 V
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 103
Abbildung 115: Die Batterie in einem Polystyrolstreifen Abbildung 116: Polystyrolstreifen erhitzen und mithilfe des
eingeklemmt Linearbiegegerätes biegen
104 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 105
Arbeitsanleitung: Schneide den PVC-Schlauch Abbildung 123: Leuchtdiode (1), Widerstand (2), Schalter (3)
und Batterie (4) müssen in einem Stromkreislauf verbunden
(∅ 9 mm/5 mm) mit dem Japanmesser in der
werden.
gewünschten Länge (7 cm bis 15 cm) ab. Achte
darauf, dass der Arm nicht zu lang wird, da er
sich bei zu hohem Eigengewicht nicht aufrecht
halten kann. Wickle ca. 50 cm verzinkten Eisen-
draht (∅ 1,4 mm) in regelmässigen Windungen
um einen Eisenrundstab (∅ 5 mm). Zieh den
Eisenrunddraht aus dem spiralförmig aufgewi-
ckelten Draht. Nun kannst du die Spirale deh-
nen. Befestige dazu das eine Ende des Drahtes Abbildung 124: Stromkreislauf mit Schaltzeichen dargestellt
106 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
Abbildung 125: Die Verengung des Wasserkanals schützt das Dokumentieren und Präsentieren des
Wasserrad vor Beschädigung.
Armleuchters
Das Dokumentieren der Erkenntnisse (z. B.
Der vorgeschaltete Widerstand (R) hat also die Stromkreislauf, Widerstand berechnen usw.) gibt
Aufgabe, die Spannung zu begrenzen. Die Höhe die Gelegenheit, die Erkenntnisse noch einmal
des Widerstandes (R) lässt sich aus der Über- zu reflektieren und gleichzeitig zu vertiefen. Ne-
schussspannung (U 0 – UD) dividiert durch die ben den bekannten schriftlichen Formen (Heft,
Stromstärke (ID) der Leuchtdiode berechnen: Arbeitsblatt usw.) bieten sich hier auch die Do-
kumentationsformen mit neuen Medien (z. B.
U0 = Spannung der Smartphone) an.
Stromquelle
U0 –UD Der Abschluss der Arbeiten und die Ergebnisse
R = UD = Spannung der LED
I sollen gefeiert werden. Dazu gibt es verschiedene
ID = Stromstärke der LED
R = benötigte Höhe des Formen und Möglichkeiten: Präsentation in der
Widerstandes Gruppe, Präsentation für Besucher, Fotodoku-
mentation, Ausstellung usw.
In dieser Phase geben und bekommen die Schü-
Leuchtdioden werden mit unterschiedlich hoher lerinnen und Schüler auch Rückmeldungen zum
Spannung betrieben. Je nach Farbe unterschei- Produkt. Auch hier gibt es verschiedene Formen:
det sich in der Regel auch die Spannung, für die Peerfeedback, Selbstbeurteilung, Rückmeldung
sie ausgelegt sind: durch die Lehrkraft, Rückmeldung in der G ruppe
usw.
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 107
Stufe Material
5. – 7. Klasse Schwachstromlitzen (ca. 100 cm), Flachbatte-
rie 4,5 V, Polystyrol (div. Farben, Stärke 2 mm,
Präkonzept der Schülerinnen und Schüler 14 cm x 17 cm), Polystyrol (div. Farben, Stärke
erheben 2 mm, 4 cm x 14 cm), Kunststoffkleber (z. B. Acry-
Ausgangspunkt für die Erhebung des Präkonzep- fix 192), Draht (verzinkt, ∅ 1,4 mm; Länge 50 cm),
tes können die folgenden Fragen sein: PVC-Schlauch (∅ 9 mm/5 mm; Länge 30 cm),
Welche Leuchtmittel gibt es? Plexiglasrohr (∅ 13 mm/10 mm; Länge 3 cm),
Welche Leuchtmittel sind energieeffizient? Nassschleifpapier, Plexiglaspolierpaste, Lappen,
Was bringt eine Lampe zum Leuchten? Leuchtdioden (div. Farben), Weichlot, Lötfett,
Druckschalter (mit Glockenmutter ∅ 10 mm),
Fehlkonzepte können dekonstruiert und neue Widerstände (div. Ohmstärken 28 Ω – 120 Ω),
Konzepte aufgebaut werden. Acrylglas (transparent, div. Farben, Stärke 3 mm,
10 cm x 10 cm), Klarsichtmäppchen (div. Farben),
Büroklammern (2 St.).
Tipps
Für die Bewältigung der offenen Aufgabe sind
die Vorarbeiten (Lehrgänge, Experimente, Ent-
würfe und Modelle) sehr wichtig. Es ist also ge-
nügend Zeit einzuplanen (mindestens 5 Doppel-
lektionen).
108 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
3.6.6 ARBEITSBLATT
1. Beschreibe, was dich an der Forschergeschichte von Nakamura beeindruckt hat.
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
2. Wie reagierst du, wenn eine deiner eigenen Entwicklungen nicht von Anfang an
funktioniert? Notiere ein paar Stichworte.
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
3. Zähle möglichst viele Vorteile von Leuchtdioden (LED) auf.
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
4. Zeichne den Stromkreislauf mit Schalter, Leuchtdiode, Batterie und Widerstand auf.
Benutze dazu die Schaltzeichen.
1 LED
Prüfkabel ____
(4 Stück)
Widerstand
Batterie 4,5 V
Schalter
5. Arbeitet zu zweit: Erklärt euch gegenseitig, wie man die Grösse eines Vorwiderstan-
des berechnet.
__________________________________________________________________
__________________________________________________________________
6. Berechne die nötige Höhe des Widerstandes für eine gelbe Leuchtdiode und eine
9-V-Batterie.
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
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Lösungen
1. Individuelle Antworten bilden die Ausgangs 5. Die Höhe des Widerstandes (R) lässt sich aus
lage für ein Klassengespräch in der Gruppe / der Überschussspannung (U 0 – UD) dividiert
Klasse über Erfolg und Misserfolg. durch die Stromstärke (ID) der Leuchtdiode be-
rechnen:
2. Individuelle Antworten bilden die Ausgangsla- U0 –UD
ge für eine Diskussion über Frustrationstoleranz R =
I
und Zielerreichung.
U 0 = Spannung der Stromquelle
3. • Höhere Lichtausbeute oder Energieeffizienz UD = Spannung der LED
als andere Leuchtmittel, ID = Stromstärke der LED
• hohe Zuverlässigkeit, R = Benötigte Höhe des Widerstandes
• sehr lange Lebensdauer,
• hohe Stoss- und Schockbelastbarkeit, 6. Berechnung mit 9-V-Batterie und gelber
• schnelle Schalt- und Modulierbarkeit, Leuchtdiode (LED):
• kein Schaltverschleiss, Die Stromquelle (Batterie) hat eine Spannung
• proportionaler Lichtstromanstieg, von 9 V.
• Dimmbarkeit ohne Effizienzverlust (Vorteil Die Leuchtdiode hat die Kenndaten:
gegenüber Glühlampen), Spannung: 2,2 V, Stromstärke: 0,02 A
• monochrome Lichterzeugung, 9 V (Batterie) – 2,2 V (LED) = 6,8 V
• Lichtbündelung. (Überschussspannung)
6,8 V : 0,02 A = 340 Ω
4.
110 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
Rolf Beck
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 111
Wird nun mit einem Werkzeug ein Bild oder eine Eine mögliche Einführung in das Thema wäre
Grafik in die Oberfläche des Glases graviert, ent- eine Recherche im Internet zu den Stichworten
stehen neue kleine Kanten, welche ebenfalls zu Totalreflexion, Plexiglas, Luft, Glasfaser oder
leuchten beginnen. Licht.
Das Projekt besteht im Wesentlichen aus drei Neben klassischen Aufgaben, wie dem Entwer-
Komponenten: einem Chassis aus Holz, dem fen einer Grafik für das Acrylglas oder dem Bau
eigentlichen Acrylglasbild sowie einer digitalen des Gehäuses, soll also auch die Art, wie das Licht
Steuerung für 6 farbige LEDs und ein Mikrofon. auf die Musik reagiert, in einem gestalterischen
Prozess erarbeitet werden. Der zu programmie-
Diese drei Komponenten bilden eine Einheit und rende Prozessor wird dabei als Maschine verstan-
es entsteht ein interessantes Zusammenspiel den, welche automatisierte Abläufe nach unse-
zwischen handwerklichen und digitalen Aspek- ren Vorgaben ausführt.
ten, welche dem Projekt einen starken Bezug
zu unserer technisierten Welt geben: kaum eine Wie alle Maschinen muss auch unser Compu-
Maschine kommt noch ohne digitale Program- terprogramm richtig eingestellt und justiert wer-
mierungen aus und zahlreiche Automatismen den. Dies eröffnet ein grosses Experimentierfeld,
begleiten uns durch den Alltag. welches in unterschiedlichen Schwierigkeitsgra-
den erlaubt, das Lichtdesign des Acrylglasbildes
unserem ästhetischen Empfinden anzupassen.
Für die hier dargestellte Durchführung des Pro- eine leicht verständliche grafische Sprache. Kla-
jektes sollten rund 15 Doppellektionen eingesetzt re Step-by-Step-Anleitungen sowie einfache Auf-
werden, Vereinfachungen sind aber möglich. gaben und Lösungen führen an das Verständ-
Dieser Zeitaufwand wurde getestet an Schweizer nis des Programmierens heran. Das einfachste
Real- und Sekundarklassen mit 10 Schülerinnen Grundprogramm, welches die Farben zum Tan-
und Schülern und mittlerem Heterogenitäts- zen bringt, besteht aus einer Wiederholung von
grad. Der Zuschnitt der Holzplatten wurde da- lediglich drei Anweisungen.
bei teilweise73 von den Schülerinnen und Schü-
lern selber ausgeführt. Die Programmierung ist ▸ Hilfen hierzu finden sich unter
ohne Vorkenntnisse möglich und erfolgt über praxisbuch.pglu.ch ▸ Bauen ▸ Zeitplan
73 Es wurden Bretter mit der richtigen Breite abgegeben. Die Klasse führte das Ablängen zum Endformat mit der Stichsäge durch.
112 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
Das »Lichtbild mit Musik« ist ein vielschichtiges T: Optische Phänomene untersuchen –
N
Projekt und deckt zahlreiche Kompetenz ziele Totalreflexion
aus unterschiedlichsten Fächern ab. Je nach Ge- MA: Gleichungen sprachlich deuten und
wichtung in der Umsetzung kann das Fach Tech- heuristische Strategien anwenden
nisches Gestalten oder die Informatik als Aus-
gangspunkt gewählt werden. ▸ Hinweise hierzu finden sich unter
Einige Kompetenzen nach Fächern: praxisbuch.pglu.ch ▸ Lehrplan 21 ▸ Übersicht
TG: Produkte planen und Herstellen nach der Kompetenzen
einem Plan oder Schaltplan
MI: Algorithmen – Lösungen mit Schleifen,
bedingten Anweisungen und Variablen
74 Hinweis: der Blinkcode im Hauptloop hat keinen Bezug zur Aufgabe. Er dient zur Identifikation des Programmcodes, auf der Platine.
Weitere Infos: praxisbuch.pglu.ch ▸ Anleitung ▸ Allgemein ▸ Blinkcode
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 113
Die Grundprogrammierung ist simpel und folgt Als Aufgabe sollten die beiden dargestellten Pro-
der einfachen Logik einer analogen Lichtorgel: grammbeschreibungen mit zwei Videos vergli-
Ein Mikrofon (Sensor) misst einen Musik- chen werden. Es gilt herauszufinden, welches der
pegel zwischen Stille (0 %) und lauter Musik Programme das Grundprogramm und welches
(100 %). das erweiterte Programm zeigt.
Der Prozessor weist den gemessenen
Prozentwert einem LED-Ausgang zu und ▸ Die Videos und Beschreibungen finden sich
lässt diese entsprechend von dunkel (0 %) bis unter praxisbuch.pglu.ch ▸ Programmieren ▸
hell (100 %) aufleuchten. Video Programmierung 1 / 2
Vorübung: Eine Programmierung im Video Bau des Chassis und Einbau der Elektronik
erkennen Wie bei jedem Werkprojekt gibt es unzählige Ar-
Die oben beschriebene Programmlogik würde ten das Vorhaben zu organisieren. Vor allem das
nun, wie bei der klassischen Lichtorgel aus den Erledigen des Plattenzuschnitts bildet oft eine
1970er Jahren, die Schallwellen 1:1 als Lichtim- grössere Herausforderung, ermöglicht aber auch
pulse abbilden und zu einem ästhetisch unbefrie- eine Differenzierung in der Planung: Sollen die
digenden farbigen Flackern der LEDs führen. Plattenstücke fertig zugeschnitten abgegeben
Um eine griffigere visuelle Umsetzung der Mu- werden oder soll bloss der Längsschnitt von der
sik zu erhalten, wenden wir zwei Programmier- Lehrperson gemacht werden? Die Klasse könnte
konzepte an, welche die Umwandlung der Schall- so das Ablängen der Bretter auf das Endformat
wellen in Licht auf zwei unterschiedliche Arten selber ausführen.
vergröbern. Bei beiden Ansätzen erzeugen wir
zudem mit Zufallseffekten schöne RGB-Farbmi- Aufgrund der vielen gleichen Einzelteile im Pro-
schungen. jekt kann die Lerngruppe auch als Manufaktur
Grundprogramm: Der Prozessor steuert organisiert werden. Dies eignet sich gut für das
immer nur eine der drei RGB-Farben mit Ablängen der vielen Dübelstäbe und besonders
Musik und dies während genau einer Se- für das Vorbereiten und Verlöten der Litzen und
kunde. Die beiden anderen Farben leuchten LEDs. Der Bauplan im Format DIN A3 und im
jeweils für 2 Sekunden in ihrer letzten zuge- Massstab 1:1 bildet das zentrale Element für den
wiesenen Helligkeit, ohne sich zur Musik zu Bau. Er enthält viele Informationen; es ist daher
»bewegen«. wichtig sich Zeit zu nehmen ihn gut zu verste-
Erweitertes Programm: Der Prozessor wartet, hen. Um dies zu erleichtern, kann mit der Klas-
bis ihm das Mikrofon einen Musikpegel se nur auf einzelne Aspekte fokussiert werden.
höher als 80 % meldet. Ist dies geschehen, Ergänzend zum Plan gibt es eine Stückliste mit
berechnet er mit einem Zufallsgenerator eine Kostenrechner, eine Bohrschablone im Format
RGB-Farbe und weist diese den drei LEDs DIN A4 sowie ein separates elektrisches An-
zu. Bis zu einem erneuten Überschreiten schlussschema mit Lötanleitung.
der 80 %-Pegelgrenze verstreicht etwas Zeit.
Diese wird genutzt, um die Helligkeit der ▸ Unter praxisbuch.pglu.ch finden sich Zeit-
drei LEDs langsam auszublenden. pläne, Stückliste, Werkzeugliste und Kosten-
rechner, eine Bohrschablone Format DIN A4
Massstab 1:1, das Anschlussschema Elektronik,
der Bauplan Format DIN A3 Massstab 1:1 und
eine Lötbeschreibung Step by Step mit Videos.
114 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 115
Gestalten und Eingravieren des Bildes Bildideen sind Natur, Lichtstrahlen, Kristall,
Das Bild auf der Acrylglasplatte bildet das zentra- Graffiti, Ornament, Emoticon, Portrait, Unter-
le Element des Projektes. Seine Aussage ist Aus- wasserwelt, Spiel mit Buchstaben usw.
druck einer persönlichen Idee, eines Anliegens Geeignete Apps für iOS sind Graphic for iPad,
oder einer Leidenschaft, welche später mit Licht iOrnament, Imaengine Vector Camera.
effekten noch verstärkt wird.
▸ Hinweise zum Gravurwerkzeug finden sich
Die Zeichenspuren können grundsätzlich mit je- unter praxisbuch.pglu.ch ▸ Bauen ▸ Stückliste,
dem spitzen Werkzeug in die Acrylglasplatte gra- Werkzeugliste und Kostenrechner
viert werden. Die hier gezeigten Beispiele wurden
alle mit einem Dremel-Gravierwerkzeug erstellt, Programmieren der Lichteffekte
welches im Do-it-Geschäft für rund CHF 35 er- Die Programmierung der Lichteffekte erfolgt
hältlich ist. Bevor mit den ersten Entwürfen be- über die »Teacher’s Box« oder direkt im Web.
gonnen wird, sollten auf Glasabschnitten erste Folgende Weblinks enthalten Anleitungen zum
Erfahrungen gesammelt und Zeichentechniken Aufbau der Programmierumgebung, zur Daten-
ausprobiert werden. Folgende Hilfestellungen übertragung auf die Platine sowie weiterführen-
können die Ideenfindung vereinfachen: de Aufgaben und Lösungen:
Grafische Begriffe kennenlernen und klassi ▸ praxisbuch.pglu.ch ▸ Programmieren ▸
fizieren, passende Bilder dazu suchen, Aufgabenblätter, Lösungen und Varianten oder
Schriftzeichen ausdrücklich zulassen oder ▸ Programmieren ▸ Programmieren im Web
ausschliessen,
mit BG-Lehrperson zusammenarbeiten.
116 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
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Schaue die Animation an (deine Lehrkraft gibt dir den passenden Link) und beobachte Du hast nun gelernt, wie eine LED mit der Lautstärke der Musik direkt gesteuert wird.
was geschieht. Stell dir vor, du müsstest die digitale Lichtorgel und ihre Funktion Teste das Programm mit der Platine, falls du die Komponenten bereits angeschlossen
jemandem am Telefon erklären. hast. Du wirst sehen, dass der Lichteffekt noch nicht so interessant ist, da immer alle
Beantworte diese Fragen: 3 LEDs gleichzeitig flackern.
• Aus welchen Teilen besteht die Elektronik? Diesen Effekt wollen wir nun noch etwas verfeinern, um schönere RGB-Farbmischungen
• Wie sind die elektronischen Teile miteinander verbunden? zu erhalten.
• Wie leuchtet die LED, wenn das Mikrofon Musik aufnimmt? Jede einzelne LED soll in einer eigenen Schlaufe 1000x auf die Helligkeit der Musik ge-
3.7.6 ARBEITSBLÄTTER
• Was macht der Timer? setzt werden. Setze in diese Schleife auch noch eine Pause von 1 ms. So bist du sicher,
dass die 1000 Wiederholungen nach genau einer Sekunde beendet sind.
Aufgabe 2: Blinke mit LED1 Programmiere für jede LED eine eigene solche Schleife mit Pause und setze diese dann
Programmiere LED1 und lasse sie im Sekundentakt blinken. Das geht so: Schalte LED1 hintereinander im Hauptloop ein.
ein und pausiere das Programm für 1000 ms. Schalte dann LED1 wieder aus und pau- Teste dein Programm im Simulator. Da der Simulator langsamer ist als der Prozessor
siere das Programm wieder für 1000 ms! auf deiner Platine, musst du die Anzahl der Wiederholungen pro LED auf 20 reduzieren.
Setze diese Anweisungen richtig im Hauptloop ein und teste dein Programm im Simula- Schiebe nun den Regler an S4 hoch und hinunter und beobachte die Helligkeiten der
tor. Ausgänge L1 bis L3.
Aufgabe 3: Blinke mit LED1 in zwei Helligkeitsstufen
Aufgabe 4: Leuchte mit allen LEDs nach der Lautstärke der Musik Wenn du das Programm erfolgreich an die Platine gesendet hast, kannst du mit den
Zahlenwerten experimentieren: Verlängere die Pause von 1 ms oder die Anzahl der
In Aufgabe 3 hast du die LED nach einem festen Prozentwert leuchten lassen. Lese nun Wiederholungen und beobachte, wie sich der Lichteffekt verändert.
den Musikpegel mit Sensor 4 ebenfalls als Prozentwert und lasse die Helligkeit der LED Teste jetzt die Platine mit deiner Lieblingsmusik und justiere alle Werte, bis dir der Licht-
danach leuchten. Tue dies gleich für alle 3 LEDs! effekt am besten gefällt!
Teste dein Programm im Simulator und simuliere den Musikpegel mit Regler S4.
Justiere die Empfindlichkeit des Mikrofons direkt auf der Platine mit einem feinen Erweiterungen
Schraubenzieher!
Es gibt viele Arten, eine Lichtorgel mit schönen Lichteffekten zu programmieren. Versu-
che auch die erweiterten Aufgaben zu lösen und experimentiere mit den Variationen.
Viel Erfolg!
⦿
Informationen findest du unter praxisbuch.pglu.ch > Programmieren > Aufgabenblät-
ter, Lösungen und Varianten
117
DIGITALES GESTALTEN IN DER WERKSTATT – LICHTBILD MIT MUSIK 3.7
21.01.19 11:54
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
Lösungen
Lösung 1: Beschreibe die Funktion der digitalen Lösung 4: Leuchte mit allen LEDs nach der
Lichtorgel Lautstärke der Musik
• Die Elektronik besteht aus drei farbigen LEDs
und einem Mikrofon. Das Pferdelogo steht für
die Prozessorplatine mit ihrem Eingang S4
und den Ausgängen L1 – L3.
•D ie LEDs sind an die Ausgänge L1 – L3 ange-
schlossen. Das Mikrofon ist mit Eingang S4
verbunden.
• I st die Musik laut, leuchtet die LED hell, ist sie
leise, leuchtet die LED schwächer. Lösung 5: Das Lichtorgel-Grundprogramm
•D er Timer misst jeweils eine Sekunde und
wechselt dann die LED, welche auf die Musik
reagieren soll.
118 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
3.8.1 EINFÜHRUNG
Das Ziel der Unterrichtssequenz ist es, dass ach / Fächer: TTG, NT, WAH
F
Schülerinnen und Schüler alleine oder in Grup- Voraussetzungen für Schokoladeproduktion:
pen einzigartige Schokolade-Stücke selber entwi- Zugang zu Werkraum, Erfahrung mit Tief-
ckeln und herstellen und dabei nicht nur hand- ziehen von Kunststoff
werkliche oder digitale Produktionsverfahren Voraussetzungen für gesamte Sequenz:
kennen und anwenden lernen, sondern ebenso fächerübergreifender Unterricht TTG & NT,
die naturwissenschaftlichen Gesetzmässigkei- TTG & WAH oder TTG & NT & WAH
ten der Materialien und Verfahren verstehen Schuljahr: 5. – 9. Schuljahr (mit entsprechen-
(Schmelzen, Temperieren, Kristallisieren etc.) den Anpassungen)
und rohstoff- und verfahrenstechnische Zusam- Niveau: alle
menhänge der industriellen Schokoladeproduk-
tion selber recherchieren und beurteilen lernen.
Rohstoff Kakao. Kakao war ursprünglich im Anbau und Handel. Der Anbau unterscheidet
Amazonasgebiet beheimatet, wird heute jedoch sich auf den verschiedenen Kontinenten deutlich.
in tropischen Gebieten bis etwa 20 Grad nördli- In Amerika wird der Kakao auf grossen Planta-
cher und südlicher Breite angebaut. Nur in die- gen angebaut, wodurch das natürliche Umfeld
sem Gebiet ist das Klima ausreichend warm und verloren geht und sich Monokulturen bilden kön-
feucht. Der immergrüne Kakaobaum blüht un- nen. In Afrika hingegen sind kleinbäuerliche Fa-
ter günstigen Voraussetzungen ganzjährig und milienbetriebe die noch vorherrschende Produk-
trägt damit auch über das ganze Jahr Früchte. Im tionsform. Die Hauptanbaugebiete haben sich
Alter von 5 bis 6 Jahren blüht er das erste Mal; inzwischen von Mittelamerika nach Afrika verla-
ab 12 Jahren kann er den vollen Ertrag bringen. gert, das Land mit der grössten Kakaoproduktion
Die reifen, je nach Sorte grüngelben bis roten der Welt ist die westafrikanische Elfenbeinküste,
Früchte sind 15 cm bis 30 cm lang und wiegen die 33 % der weltweiten Ernte des Jahres 2012
bis zu 500 Gramm. Sie enthalten 30 bis 60 in das produzierte. Die zehn grössten Produktionslän-
Fruchtfleisch eingebettete Samen, die umgangs- der ernteten zusammen etwa 94 % der Welternte.
sprachlich als Kakaobohnen bezeichnet werden. Die Gesamtproduktion betrug in jenem Jahr fünf
Aus den Kakaobohnen entsteht nach einem Millionen Tonnen.
mehrstufigen Umwandlungsprozess Kakaomas-
se, Kakaopulver und Kakaobutter. In Plantagen
wird Kakao zweimal im Jahr geerntet.
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 119
Fermentieren und Trocknen im Süden. Die ge- werden kann. Andernfalls wird durch das Pres-
ernteten Früchte werden nach der Ernte mit Ma- sen der Kakaomasse Kakaobutter abgetrennt und
cheten aufgeschlagen und auf Bananenblättern der verbleibende entölte Presskuchen kann wei-
ausgebreitet oder in Bottiche gefüllt. Das weisse, ter zu Kakaopulver vermahlen werden.
zuckerhaltige Fruchtfleisch, die Fruchtpulpe,
beginnt daraufhin sehr schnell zu gären und es Von der Kakaomasse zur Schokolade. Mischen,
entwickeln sich während der sogenannten Fer- Feinwalzen und Conchieren, Eintafeln, Tempe-
mentation der Kakaobohnen die typischen Ge- rieren und Verpacken (Abb. 131).
schmacks- und Aromastoffe sowie ihre Farbe.
Die Trocknung erfolgt traditionell in der Sonne, Verankerung der Thematik im Lehrplan 21
aufgrund klimatischer Probleme in manchen Mit obenstehenden Infos und Aufgabenblatt B
Anbaugebieten aber auch in Trockenöfen. Die können folgende Kompetenzen geübt werden.
Bohnen haben nach dem Trocknen nur noch Die Schülerinnen und Schüler …
etwa 50 % ihrer ursprünglichen Grösse und wer- WAH 3.1 a: … können den Produktionspro-
den nun in Säcke verpackt und in schokoladen- zess von exemplarischen Gütern darstellen
produzierende Länder verschifft oder in einem und die produktionsbedingte Wertschöpfung
geringeren Umfang direkt vor Ort zu Kakaomas- einschätzen.
se verarbeitet. Produktionsprozess: Rohstoffgewinnung,
Herstellung, Vertrieb, Ge-/Verbrauch, Ent-
Rösten, Brechen und Mahlen. Der erste Schritt sorgung; Wertschöpfung.
der Weiterverarbeitung besteht im Rösten der … können an exemplarischen Lebensmitteln
Bohnen und dem anschliessenden Brechen, globale Zusammenhänge der Lebensmit-
um die Schalen vom Kern trennen zu können. telproduktion aufzeigen (z. B. Produktions
Die Bruchstücke des Kerns heissen Kakao-Nibs. standorte, Produktionsprozesse, Umgang mit
Durch Mahlen oder Walzen der Nibs erhält man Ressourcen wie Luft, Boden, Wasser, Arbeits-
Kakaomasse, welche zu Schokolade verfeinert und Einkommensbedingungen).
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In der Nahrungsmittelproduktion werden Giess Zinn. Mit einer Schmelztemperatur von ca.
verfahren angewendet, wenn Nahrungsmittel 230 °C kann Zinn nur in hitzebeständige Formen
flüssig sind oder beim Erwärmen flüssig werden (z. B. Gips oder Formsand) gegossen werden. In
und in speziellen Formen oder speziell geform- gegossenen Gipsplatten können Hohlformen mit
ten Behältern verkauft werden sollen (Joghurt, Linolschnitzwerkzeugen oder gespitzten Nägeln
Schokolade, Marzipan, Gummibärchen etc.). ausgekratzt werden. Ein modelliertes Wachs-,
Aber auch in anderen Branchen kommen Giess Plastilin- oder Tonmodell kann mit flüssigem
verfahren zum Einsatz (Bau, Kosmetik, Maschi- Gips übergossen und nach dem Aushärten wie-
nentechnik etc.). Je nachdem, bei welchen Tem- der entnommen werden. In die entstandenen
peraturen ein Material flüssig ist und gegossen Hohlformen lässt sich nun Zinn giessen. Ach-
werden kann, müssen unterschiedliche Giess- tung! Gips muss vor dem Eingiessen von flüssi-
verfahren und Materialien für die Formen einge- gen Metallen vollständig trocken sein. Schutzbril-
setzt werden. le tragen.
Schokolade kann bei Temperaturen zwischen Seife. Seifenmasse (im Normalfall Glycerinseife),
28 °C und 32 °C in Kunststoffbehälter (z. B. mit flüssigen oder pulverförmigen Farben und
PS-Folie) gegossen werden. Dabei muss die emp- Duftölen gemischt, kann in Kunststoffformen
fohlene Temperatur exakt eingehalten werden. gegossen werden. Die Temperatur der flüssigen
Die Form sollte ausreichend flexibel sein, damit Seife beträgt 40 °C – 50 °C. Die Form sollte ausrei-
die abgekühlte Schokolade ohne Beschädigun- chend flexibel sein, um die erstarrte Seife ohne
gen herausgedrückt werden kann. Beschädigungen herausdrücken zu können.
Die Vorbereitungen für das Giessverfahren sind 3. Negativ der Form herstellen: Damit die Form
meistens dreischrittig: anschliessend mit dem gewünschten Materi-
1. Entwurf einer einzigartigen Form: In einem al gegossen werden kann, muss ein Negativ
analogen Herstellungsprozess ist es sinnvoll, der Form hergestellt werden. Für Schokolade
in einem ersten Schritt ein 2-D-Symbol, -Zei- eignen sich Kunststoff-Negative, die mit der
chen oder -Piktogramm auf Papier und mit Tiefziehtechnik hergestellt werden können.
Bleistift zu entwerfen und allenfalls ein ein-
faches Modell (aus Karton oder Ton) zu bau- Verankerung der Thematik im Lehrplan 21
en; in einem digitalen Herstellungsprozess Mit obenstehenden Infos und Aufgabenblatt C
kann am Computer mithilfe eines CAD-Pro- können folgende Kompetenzen geübt werden.
gramms direkt eine Form entworfen werden.
2. Form herstellen: Aus dem analog gezeichne- Die Schülerinnen und Schüler …
ten Zeichen, Symbol oder Piktogramm kann TTG 2.A.3: … können gestalterische und
anschliessend in der Werkstatt mit geeigne- technische Produkte planen und herstellen.
ten Materialien (Holz, Karton oder Ton) ein TTG.2.D.1: … können handwerkliche Verfah-
Relief hergestellt werden. Die digital ent- ren ausführen und bewusst einsetzen.
worfene Form kann mit einem 3-D-Drucker TTG 3.B.3: … können handwerkliche und
gefertigt werden. industrielle Herstellung vergleichen.
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 121
Um Schokolade fachgerecht verarbeiten zu kön- die gute Form bis 34,5 °C (bei dunkler Schokola-
nen, müssen gewisse Materialeigenschaften be- de). Man erwärmt die Schokolade also wieder auf
kannt sein. Der Schwerpunkt liegt im Folgenden über 27 °C und erhält so eine Schokolade, in der
auf dem Erwärmen, Abkühlen und Lagern von nur die gute Kristallform vorhanden ist.
Schokolade. Je nach Schwerpunkt des Projek- Die ideale Verarbeitungstemperatur beträgt für
tes (WAH, TTG, NT) sind andere Eigenschaften dunkle Schokolade 31 °C – 32 °C, für Milchscho-
und Aufgabenstellungen auch interessant (bspw. kolade 29 °C – 30 °C und für weisse Schokolade
Nährstoffe, Kalorien, chemische Inhaltsstoffe 27 °C – 28 °C.
oder CO2-Fussabdruck).
Worauf ist beim Lagern zu achten?
Worauf ist beim Erwärmen zu achten? Schokolade ist feuchtigkeitsempfindlich; sie
Schmelztemperatur von Schokolade: muss an einem trockenen Ort aufbewahrt
40 °C bis 45 °C werden und Temperaturschocks sind zu
Höchsttemperatur dunkle Schokolade: vermeiden.
ca. 60 °C; weisse Schokolade: ca. 50 °C Schokolade ist geruchsempfindlich; beson-
Maximale Temperaturen für temperierte ders weisse Schokoladen nehmen sehr leicht
(vorkristallisierte) Schokolade: diese hängen Fremdgerüche an.
vom Fettgehalt der Schokolade ab: 34,5 °C für Schokolade ist oxidationsempfindlich; sie
dunkle Schokolade, 32,5 °C für Milchschoko- darf nicht im Licht liegen und muss luftdicht
lade und 31,5 °C für weisse Schokolade. verpackt sein.
Schokolade verbrennt bei zu hohen Tempe- Schokolade ist empfindlich gegen Hitze
raturen leicht, deswegen langsam im Wasser- und gegen Temperaturschwankungen. Die
bad aufwärmen. Lagertemperatur sollte zwischen 12 °C und
Schokolade sollte nicht mit Feuchtigkeit in 20 °C liegen und sie sollte möglichst konstant
Berührung kommen. sein, also nicht ständig um mehrere Grad
Ist die Schokolade geschmolzen und hat sie schwanken.
eine Temperatur von über 35 °C, so enthält
sie keine Kristalle. Verankerung der Thematik im Lehrplan 21
Mit obenstehenden Infos und Aufgabenblatt D
Worauf ist beim Abkühlen zu achten? können folgende Kompetenzen geübt werden.
Beim Abkühlen der Schokolade entstehen je
nach Temperatur Kristalle. Dabei haben die im Die Schülerinnen und Schüler …
Abkühlprozess zuerst entstehenden Kristalle (bei NT.2.1. a: … können Stoffeigenschaften nach
ca. 27 °C) die gewünschte gute Kristallform. Wei- Anleitung bestimmen, dazu geeignete Mess-
tere fünf Formen entstehen bei abnehmender verfahren und -geräte einsetzen.
Temperatur, diese sind jedoch unerwünscht. Um NT.2.1. b: … können Versuchsergebnisse ver-
die fünf unerwünschten Formen wieder zu be- gleichen und Messgenauigkeit diskutieren.
seitigen, macht man sich die unterschiedlichen NT.3.1. d: … können Zusammenhänge und
Schmelzpunkte der Kristallformen zunutze. Gesetzmässigkeiten bei chemischen Reaktio-
Während die fünf schlechten Formen bei Tem- nen vermuten und überprüfen (z. B. Einfluss
peraturen über 27 °C wieder schmelzen, besteht der Temperatur, Erhaltung der Masse).
122 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
Eines der Hauptziele der Unterrichtssequenz be- der Bildungsforschung ergeben sich folgende
steht in der Verknüpfung der Lebenswirklichkeit konkrete Merkmale und Zielsetzungen für den
der Schülerinnen und Schüler (viele mögen und fächerübergreifenden Technikunterricht:
essen Schokolade tagtäglich) mit der technischen
Welt und den Produktionsschritten (Rohstoffe, andelnde Auseinandersetzung mit Technik.
H
Verarbeitung, Herstellung, Verpackung etc.) und Ein technischer Problemlöseprozess wird
Berufsfeldern im gesamten Produktionsprozess. schrittweise von der Idee bis zur Produkt
Dies ist nicht nur wichtig für den Erwerb von herstellung durchlaufen.
Problemlösekompetenz, sondern auch im Hin- T heoretische Auseinandersetzung mit
blick auf die bevorstehende Berufswahl auf der Technik. Naturwissenschaftliche Phänomene
Sekundarstufe I. Gleichzeitig soll das Besondere und technische Funktionszusammenhänge
am technischen Arbeiten, nämlich das Kreieren werden geübt.
und Schaffen von etwas Neuem, gefördert wer- Soziokulturelle Bezüge. Der reale, indus
den. Diese Verknüpfung theoretischer, prakti- trielle Produktionsprozess wird ebenso in
scher und gesellschaftlicher Aspekte der Technik den Blick genommen wie dessen gesell-
folgt dem Konzept des mehrperspektivischen schaftliche Auswirkungen.
Technikunterrichts75 und den Bildungsstan- Reflexion von Problemlöse- und Handlungs-
dards einer »technological literacy«.76 Aus den schritten. Denk- und Handlungsstrategien
praktischen Erfahrungen der Lehrerinnen- und werden in einem Arbeitsjournal offengelegt
Lehrerbildung und den theoretischen Bezügen und festgehalten.
Der übergeordnete Auftrag lautet: »Schülerinnen Arbeitsschritt aus Holz und Karton herge-
und Schüler (SuS) erfinden und entwickeln (im stellt. Mittels Tiefziehtechnik werden über
Team) ein besonderes, einzigartiges Stück Scho- diese Modelle Gussformen aus PS-Folien
kolade und stellen eine bestimmte Anzahl Exem- gezogen (vgl. Arbeitsblatt C).
plare her. Das Stück Schokolade erfüllt bestimm- 3. Nun werden erste Giesstests gemacht, um
te Bedingungen.« Die Bedingungen an das Stück die in der Theorie erlernten Eigenschaften
Schokolade können von den Lehrpersonen zu- von Schokolade selber zu entdecken und eine
sammen mit den SuS entwickelt und festgelegt möglichst saubere und effiziente Giesstech-
werden (vgl. Arbeitsblatt A). nik zu entwickeln (vgl. Arbeitsblatt D).
1. In einem ersten Schritt erarbeiten sich die 4. Zum Schluss kann die Schokolade gegossen
SuS in Gruppen mit einem Rechercheauftrag werden. Je nach Zeit und Ausrichtung des
die Produktionsschritte vom Kakaobaum zur Projekts kann im Anschluss die Schokolade
verpackten Schokolade (vgl. Arbeitsblatt B). sinnvoll verpackt, auf dem Weihnachtsmarkt
2. Danach entwickeln die SuS Formen für ihre verkauft, zum Test in der Klasse bereitgestellt
eigene, einzigartige Schokolade. Die M
odelle oder an einer Vernissage ausgestellt werden.
dieser Formen werden in einem ersten
75 Schmayl, 2013.
76 vgl. ITEA, 2007; Jones et al., 2013.
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Abschluss. Je nachdem, ob ein Stück Schokolade In »Wirtschaft, Arbeit, Haushalt« können Nähr-
oder Schokolade in Serienproduktion hergestellt stoffe, Kalorien, Gesundheits- und Nachhaltig-
wird, können mit der Schokolade eine Ausstel- keitsaspekte von Schokolade thematisiert werden
lung (mit Dokumentation des Produktionspro- oder die Arbeitsbedingungen an verschiedenen
zesses), ein Verkauf oder Geschenke gestaltet »Produktionsorten« (Kakaoplantage, Kakaover-
werden. arbeitung, Schokoladefabrik) verglichen werden.
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Ein Team erfindet und entwickelt ein besonderes, einzigartiges Stück Schokolade
Ziel: Du recherchierst selbst einen Teil des Produktionsprozesses von Schoko- und stellt eine bestimmte Anzahl Exemplare her. Das Stück Schokolade erfüllt
lade und erfährst von deinen Kolleg/innen, wie die restlichen Schritte funktio- bestimmte Bedingungen:
nieren.
• Funktionaler Aspekt: Zweck / Funktion / Gebrauchswert ...*
Bsp.: Das Stück Schokolade muss für eine bestimmte Gruppe von Menschen
Vorgehen:
(Zielkonsumenten) einen Zweck/eine Funktion haben.
3.8.5 ARBEITSBLÄTTER
1. Bildet 2er Gruppen;; jeder 2er Gruppe wird von der Lehrperson ein Thema
• Technologischer Aspekt: Werkstoffe, Verfahren, Hygiene … *
zugewiesen. Jedes Thema wird von mindestens zwei Gruppen bearbeitet.
Bsp.: Die Gussform wird mit der Tiefziehtechnik hergestellt.
2. Recherchiert zu zweit im Internet, in den zur Verfügung stehenden Bsp.: Das Produktionsverfahren soll sich für die Massenproduktion eignen,
Büchern, Unterlagen etc. also einfache Formen, nicht materialintensiv und schnell herstellbar.
3. Vergleicht eure Ergebnisse mit der anderen Gruppe mit demselben • Gestalterischer Aspekt: Form, Farbe, Verpackung, Proportionen …*
Thema;; bei Unklarheiten und Fragen recherchiert nochmals oder fragt die Bsp.: Die Form der Schokolade stellt etwas Erkennbares dar.
Lehrperson. Bsp.: Die Verpackung ist für die Zielkonsumenten ansprechend.
4. Gestaltet alle zusammen ein Poster mit den wichtigsten Infos zu den • Wirtschaftlicher Aspekt: Kosten, Werbung, Markt, Konsum …*
Fragen. Bsp: Euer Stück Schokolade darf nicht viel teurer sein, als die Schokolade
5. Im Plenum stellt ihr einander die Poster vor. auf dem Markt.
• Ökologischer Aspekt: Rohstoffe, Produktion, Entsorgung …*
Produkt: Ein Poster, auf dem ihr die Antworten auf die Fragen möglichst über- Bsp.: Eure Rohstoffe (ausser die Kakaobohnen) kommen aus der Schweiz.
sichtlich (mit Text und Bildern) beantwortet. Bsp.: Eure Verpackung ist wiederverwendbar.
125
EIN BESONDERES STÜCK SCHOKOLADE 3.8
21.01.19 11:54
126
Herstellung von Formen im Tiefziehverfahren
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Experiment zum Schmelzen und Giessen
Vorgehen:
Das Giessen von Schokolade ist eine Kunst. Um glänzende und schön geformte
1. Entwickle ein Symbol, Zeichen oder Piktogramm, welches du für ein beson-
Formen zu erhalten, muss ein wichtiger Faktor immer kontrolliert werden: die
deres, einzigartiges Stück Schokolade verwenden kannst.
Temperatur der Schokolade.
2. Aus dem 2-D-Zeichen entwickelst du ein 3-D-Relief aus Holz und/oder
Karton.
1. Bevor du die Schokolade in die Formen giesst, übe mit einer einfachen Form
3. Mithilfe des Tiefziehverfahrens wirst du später dein Relief mit Plastik abfor-
(z.B. einem Joghurt-Behälter).
men.
Du kennst die Materialeigenschaften von Schokolade aus der Theorie. Notiere
4. Diese Form kann als Schokoladen-Gussform verwendet werden.
hier, worauf du beim Schokoladeschmelzen, -giessen und Aus-der-Form-
nehmen der Schokolade achten musst.
Material:
Schokoladeschmelzen: • Holz (MDF) und Karton in div. Dicken
• Leim, Klammern zum Tackern
............................................................................................................................... • PS-Folie (Polystrol) 0.3 mm und 0.5 mm dick
• Couvertüre
Schokoladegiessen: • Filamente aus PET (hitzeresistent bei 170°C)
............................................................................................................................... Werkzeuge:
Schokolade aus der Form nehmen: • Decoupiersäge, Cutter, Feilen, Schleifpapier
• Tiefzug-Apparat mit Wärmestrahler oder Heissluftföhn
............................................................................................................................... • Klammerpistole zum Tackern (z.B. Bostitchpistole), Staubsauger
• Heizplatte und Pfanne oder Temperiergerät
2. Überprüfe deine Vermutungen mit einem ersten Test mit richtiger Schokola-
de.
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
• ein Haarföhn
• Schokolademasse: entweder geraffelte Schokolade oder Schokoladepastillen
(Couverture)
• eine saubere Arbeitsfläche
Welche Vermutungen waren richtig, welche waren falsch und welche musst du
anpassen?
...............................................................................................................................
...............................................................................................................................
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Zubereitung der Couverture
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Rezept A (Impfen)
3 Teile (1 kg) Couverture in Temperiergerät auf 600C erwärmen. (Dauert mehrere Stunden, z.B. über Nacht)
+
3 Teile der Masse 1 Teil der Masse
Rezept B
Alle Couverture in Temperiergerät oder im Wasserbad direkt auf die exakte Temperatur erwärmen.
127
EIN BESONDERES STÜCK SCHOKOLADE 3.8
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3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
Jürg Keller
Auf den Jahrmärkten waren Musikautomaten automat. Der Ablauf des Brauens von Kaffee und
eine grosse Attraktion. Mit viel handwerklichem das Abfüllen in eine Tasse wird aber nicht mehr
Geschick wurden Automaten gebaut, die kleine von einer Walze abgetastet, sondern viel flexibler
Musikstücke abspielen konnten. Meist wurde mit einem Rechner realisiert. Auch ein Roboter,
der Musikautomat noch mit einer lustigen Figur der Pralinen verpackt, wiederholt den ganzen Tag
geschmückt, die entweder zur Musik tanzte, das seinen vorprogrammierten Ablauf. Abläufe sind
Musikstück dirigierte oder sich so bewegte, als also ein wichtiges strukturelles Grundelement
würde es ein Instrument spielen. Die Abfolge der von Steuerungen. Ein Ablauf besteht aus einer
Töne und Bewegungen wurde mit Nocken auf ei- Folge von Schritten, die wie bei einer Perlenkette
ner Walze programmiert oder später mit Loch- zu einer Schrittkette aneinandergereiht werden.
streifen kodiert. Heute kann man sich in Com- Mithilfe von Lego-Robotern kann auf sehr ein-
putermuseen vergewissern, dass die Lochstreifen fache Art ein Ablauf programmiert werden. Zu-
wichtige Programmspeicher in der Anfangszeit dem bieten Lego-Roboter die Möglichkeit, Bewe-
der Computertechnik waren. gungsabläufe zu realisieren und diese mit Tönen
Automaten spielen immer noch eine sehr wichti- zu ergänzen. Ein Ablauf von Bewegungen und
ge Rolle, so z. B. als Billett-Automat oder Kaffee- Tönen ist Tanz.
Es soll mit Lego Mindstorms® ein Tanzroboter stehen in einem Robotik-Set nur zwei grosse Mo-
erstellt werden, der sich zu selber programmier- toren und ein mittlerer Motor zur Verfügung.
ter Musik rhythmisch bewegt. Die Lösung der Es ist darum notwendig, sich zu überlegen, für
Aufgabe umfasst mehrere Teilaufgaben, nämlich welche Bewegungen die Motoren eingesetzt wer-
Design, Planung und Bau des Roboters und die den. Die Beispiele für Tanzroboter im letzten
Programmierung der Bewegungen und der Mu- Abschnitt (Abb. 139 bis 141) zeigen die unter-
sik. Die Aufgabenstellung ist extrem offen. Es schiedlichen Einsatzmöglichkeiten der Motoren:
können einerseits sehr einfache Lösung realisiert Entweder bewegt man den ganzen Roboter auf
werden, so z. B. mit hohem Ton 5 cm vorfahren, Rädern oder Raupen mit zwei Motoren nach der
mit tiefem Ton wieder zurück. Andererseits ist Musik und benutzt den dritten Motor für Kopf-
der Raum für Kreativität betreffend Design, Mu- oder Oberkörperbewegungen oder der Roboter
sik und programmierten Bewegungen fast unbe- ist ortsfest und mit den Motoren werden Beine
grenzt. Zudem zeigt die Erfahrung, dass die Pro- oder Oberkörper bewegt. Durch beweglich mon-
grammierung von Musik für die Schülerinnen tierte Teile können zusätzliche, rhythmische Ef-
und Schüler sehr attraktiv ist. fekte dargestellt werden. Effektvoll angebrachte
Verzierungen machen den Roboter erst »cool«.
Planung und Bau des Roboters
Für die Planung des Roboters ist es wichtig, dass Programmierung des Roboters
klar ist, welche Bauteile zur Verfügung stehen. Die Programmierung des Roboters kann mit
Während der Mensch über 656 Muskeln verfügt, dem Programm Lego Mindstorms® erfolgen.
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© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 129
Der Hauptunterschied zwischen den Diagram- ten eines Aktors, so z. B. eines Motors. Abbil-
men liegt darin, dass im Ablaufdiagramm die dung 133 zeigt die zum Ablaufdiagramm gehö-
Bedingungen für die Schrittsteuerung explizit rende Programmierung in Lego Mindstorms®.
angegeben werden.77 Dies immer mit zu überle- Die grünen Blöcke sind die Aktoren der Schritte
gen, ist für die Programmierung unumgänglich. und die orangen Blöcke berechnen die Schaltbe-
dingungen. Zur Vereinfachung der Programmie-
Die Bedingungen für die Schrittsteuerung wer- rung können die weggesteuerten Bewegungen
den meist von Sensoren abgeleitet, so z. B. wenn mit einem einzigen Block programmiert werden.
ein Rad um einen bestimmten Winkel gedreht
hat oder der Drehwinkelsensor um einen vor- Soll ein Ablauf beliebig oft wiederholt werden, so
gegebenen Betrag gedreht wurde. Die Aktion wird dies wie in Abbildung 134 mit einer Schleife
eines Schritts beinhaltet meistens das Einschal- programmiert (Englisch »While-Loop«).
Parallele Abläufe
Soll der Roboter parallel zum Tanzen auch noch Ablaufleitungen programmieren. Abbildung 135
Musik machen, so sind parallele Abläufe nötig. zeigt eine mögliche Struktur. Deutlich zu erken-
Parallele Abläufe führen zu einer beträchtlichen nen sind die Leitungen zwischen den Blöcken,
Komplexität, vor allem wenn die Abläufe an ge- die Ablaufleitungen genannt werden. Erzeugt
wissen Stellen synchronisiert werden müssen. werden sie, indem beim vorangehenden Element
Für den Tanzroboter sollen lediglich parallele Ab- eine Leitung aus dem Verbindungselement »ge-
läufe gleichzeitig gestartet werden. Dies lässt sich zogen« wird.
in Lego Mindstorms® durch Verzweigung von
77 Für die fortgeschrittene Anwendung der Diagramme ist das Ablaufdiagramm viel mächtiger, weil es auch erlaubt,
parallele Abläufe darzustellen.
130 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
Verzweigte Abläufe
In Abbildung 136 geht der Läufer nochmals auf Wert des Farbsensors der Wert »rechts« oder
eine Runde, wenn »nicht müde« wahr ist, ist er »links« in die Variable »Schritt« geschrieben und
hingegen müde, so nimmt er den Pfad zum Du- damit bestimmt, welcher Fall / Schritt als Nächs-
schen. Auf diese Art können Verzweigungen in tes durchgeführt wird.
der Ablaufsprache dargestellt werden. Mithilfe dieser Struktur können ziemlich lange
Sequenzen übersichtlich programmiert werden.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass während
der Programmdurchführung immer gerade der
aktuelle Fall angezeigt wird, falls der Roboter mit
dem PC verbunden ist. Zudem kann das Pro-
gramm auch an einem beliebigen Ort gestartet
werden. Dazu muss lediglich der gewünschte
Fall in die Variable »Schritt« zu Beginn hineinge-
schrieben werden.
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Das Erlernen der Programmierung mit Lego onsignale im Programm können die Fehler
T
Mindstorms® umfasst eine kurze Einführung in suche stark vereinfachen. Der Roboter soll
die Grundprinzipien gefolgt von einer kreativen zunächst alle Bewegungen sehr langsam
Erkundung neuer Möglichkeiten. Eine Einfüh- durchführen.
rung kann folgendermassen aufgebaut sein: SuS haben manchmal ein »Gefühl«, was der
An einem einzelnen Fahrblock die Methoden Roboter machen sollte. Ohne dass die ge-
der Parametrisierung der Blöcke kennen- wünschte Funktion in gesprochener Sprache
lernen. (Wichtig zu realisieren ist, dass die exakt formuliert werden kann, ist auch eine
Parametrisierung immer eine Optimierung Programmierung nur schwer möglich. Den
beinhaltet. So kann mit einem zusätzlichen SuS kann geholfen werden, wenn sie die
Fahrblock z. B. möglichst exakt eine gewünschte Funktion beschreiben müssen
90-Grad-Kurve gefahren werden.) und dies möglichst in der »Roboter-Sprache«,
Ablaufkontrolle »Schleife« einführen. d. h. nahe an der Bedeutung der Blöcke von
Erkunden der Möglichkeit von Sensoren. Lego Mindstorms®. Auch ist es sinnvoll, den
Sensorgesteuerte Abläufe mit dem Warte- Ablauf in einem Ablaufdiagramm darzu
Block. stellen.
Sensorgesteuertes Entscheiden mit dem Wettbewerbsaufgaben können sehr moti-
Schalterblock. vierend sein. Bei Wettbewerben unbedingt
Zwischenrunden oder Vorführungen des
Mit diesem Grundwissen sind die SuS in der aktuellen Standes einplanen. So sind die SuS
Lage eigene Aufgaben zu lösen. Mit folgenden angehalten, die Lösung schrittweise zu erar-
Schwierigkeiten muss man rechnen: beiten. Lösungen anderer Gruppen zu sehen,
Die SuS sind sehr schnell im Programmie- kann sehr inspirierend sein.
ren, haben aber grosse Mühe mit der Feh- Nach dem ersten »unordentlichen« Pro-
lersuche und der Programmstrukturierung. gramm ist es nötig, dass die SuS auch zu
Indem man die SuS anhält, das Programm einer gut strukturierten Programmierung
in kleinen Schritten zu realisieren und jeden angehalten werden. Nur so ist ein Fort-
Schritt zu testen, können solche Schwierig- schritt hin zu komplexeren, überblickbaren
keiten minimiert werden. Fehlersuche durch Programmen möglich. Hier kann auch die
exaktes Beobachten des Roboterverhaltens Erstellung eigener Programmblöcke gezeigt
ist nicht selbstverständlich und muss geübt werden.
werden. Für das Ausprobieren der Roboter ist genü-
gend Platz am Boden vorzusehen.
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Alexander Koch
Ein Schiffshebewerk ist kein alltägliches Phäno- Luftschiffe, Flughafen und jemanden / etwas durch-
men. Gerade die Binnenschifffahrt wird zwar schleusen genannt. Schifffahrt ist also sprachlich
beiläufig wahrgenommen, aber nur selten ruft allgegenwärtig, ihre angewendeten physikali-
man sich die Bedeutung von schwer beladenen schen Prinzipien wie Auftrieb und Verdrängung
Schiffen auf ihrem Weg, zum Beispiel über den von Wasser ebenso. Zusammen mit Design und
Rhein, in Erinnerung. Wenn Schiffe in die eine Nützlichkeit werden nautische Bauwerke für fä-
Richtung flussabwärts fahren, dann müssen sie cherübergreifenden Unterricht an ausserschuli-
auch flussaufwärts fahren. Neben Schleusen exis- schen Lernorten umso interessanter, denn mit
tieren auch Schiffshebewerke. der Authentizität, Anmut, Strukturiertheit und
der Möglichkeit, eigene Erfahrungen einzubrin-
Laut Schinkel (2017) können Schiffshebewer- gen, sind nach Birkenhauer zentrale Merkmale
ke nicht nur als Werkzeuge betrachtet werden, eines lernförderlichen ausserschulischen Lern-
sondern sogar als Wahrzeichen der Ingenieur- ortes gegeben.78 Ich möchte hier das Schiffshe-
und Baukunst. Sie vereinen Technik und De- bewerk als einen forschend-entdeckenden oder
sign (Schinkel, 2017) und sind gerade deshalb erfahrungsorientierten Lernort darstellen, in
ein besuchenswertes Bauwerk, das für Kunst, dem Schülerinnen und Schüler ein technisches
Technologie und Fortschritt steht und vielfältige Produkt entdecken können, welches nicht im
Entdeckungsmöglichkeiten bietet. Insbesondere Schulzimmer erfahrbar ist.
im Kontext ausserschulischer Lernorte kann der
Besuch eines Hebewerkes an vielfältige Alltags- Dieser Beitrag ist zwar dem Kapitel
erlebnisse und Gewohnheiten anknüpfen und »Technikwochen in der Sekundarstufe«
diese auf einer anderen Reflektionsebene erneut zugeordnet, jedoch ist ein Hebewerks
vor Augen führen. Als Beispiele seien nur der besuch in der Primarstufe ebenso denk-
Alltagsausdruck in ein Fahrwasser geraten oder und durchführbar.
Schiffshebewerke existieren überall auf der Welt, Die folgende Seite zeigt, wie ein alter Schiff-
von Europa bis China (Schinkel, 2017) und zwar fahrtskapitän die Notwendigkeit eines Hebewer-
bereits seit der frühen Antike. Sie wurden seither kes e rläutern könnte.
weiterentwickelt, um Güter auf Flüssen jenseits
des Seeweges durch die Kontinente und Länder
zu befördern.
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»So ihr Landratten! Ihr seid also hierhergekom- Aha, eine Schleuse. Ja, das stimmt. Durch solche
men, um euch das alte Hebewerk anzusehen? bin ich auch oft gefahren. Man fährt mit dem
Wisst ihr, als ich noch jung war, bin ich sehr oft Schiff in eine Art Badewanne und dann wird das
auf dieses Hebewerk getroffen. Ich war nämlich Tor geschlossen. Nun wird dieses Schleusenbe-
damals Kapitän eines Binnenschiffes und musste cken mit Wasser gefüllt und das Schiff steigt nach
Güter von einem Ort zum anderen bringen. oben. Das geht gut bei kleinen Höhen. Wenn es
aber steiler bergauf geht, dann ist ein Hebewerk
Wisst ihr denn, was Güter und Binnenschif- nützlicher. Manchmal gibt es eine Nassförde-
fe sind? Nein? Na, hätte ich mir ja auch gleich rung, manchmal eine Trockenförderung. Bei der
denken können, dass ihr Festlandspaziergänger Trockenförderung wird das Schiff einfach aus
das nicht kennt. Also: Die Sachen, die auf einem dem Wasser gehoben und an eine andere Stel-
Schiff von einem Ort an den anderen gebracht le gesetzt. Eigentlich wie bei einem Kran, der
werden, nennt man Güter. [Güter sind gute, etwas von einem Ort an den anderen hebt. Bei
wertvolle Gegenstände.] Das sind zum Beispiel der Nassförderung fährt das Schiff in eine Wanne
Sachen zum Essen / Nahrungsmittel oder Autos. voll Wasser und wird damit gehoben.
Gäste fahren auf so einem Binnenschiff eigent-
lich nicht mit, sondern nur die Leute, die arbei- Was der Unterschied ist, fragt ihr? Na, bei der
ten müssen: ein Kapitän wie ich, Matrosen und Trockenförderung muss man nur wissen, wie
Schiffsjungen. schwer das Schiff ist und man kann den Kran
einstellen. Sehr aufwendig ist aber die Befes-
Ein Binnenschiff ist übrigens ein sehr langes und tigung des Schiffs und es kann auch Schaden
schmales Schiff, das auf Flüssen fährt, nicht auf nehmen. Bei der Nassförderung braucht man
Meeren. Das Wort binnen bedeutet, dass man den Kran nicht einzustellen. Das Schiff fährt in
›innen‹ oder ›innerhalb‹ fährt, also innerhalb des eine Wanne und fertig. In der Wanne mit dem
Landes. In der Schweiz fahren wir sehr viel auf Schiff wird so viel Wasser von dem Schiff weg-
dem Rhein – da ist ja keine Küste zum Meer. geschoben oder verdrängt, wie das Schiff wiegt.
Kennt ihr das vom Unterricht in Physik? Wie viel
Auf einem Binnenschiff werden also Güter trans- wiegt ein Kilo Wasser? Ein Kilo natürlich. So hat
portiert. Das ist ungefähr so, wie es die grossen die Wanne immer dasselbe Gewicht und deshalb
Lastwagen auf der Strasse machen, nur eben kann der immer gleich eingestellte Kran oder das
auf dem Wasser. Und wie ihr wisst, sind Stra- immer gleiche Gegengewicht unterschiedliche
ssen nicht immer gerade und flach. Man muss Schiffe heben. Das Schiff kann sicher und recht
manchmal auch einen Berg hinauffahren. Und schnell gehoben werden. In Saint-Louis Arzviller
so ist es auch mit dem Schifffahren auf einem dauert es nur 4 Minuten für fast 45 Meter Höhen-
Fluss. Wenn der Fluss einen Berg hinunter unterschied.«
fliesst, muss ich mit meinem Schiff auch bergab
fahren. Das ist ja nicht so schwierig. Aber wenn
ich danach nach Hause will, muss ich den Berg Beachten Sie, dass in der Geschichte zur
wieder hinauffahren. Erklärung des Hebewerkes Seemannsgarn
dabei war, denn natürlich kann ein voll
Damals, als ich noch auf meinem Schiff war, hat- beladenes Schiff nicht von wenigen Besat-
ten wir aber keine so starken Motoren, um hin- zungsmitgliedern getragen werden.
auf zu kommen. Meine Matrosen und ich muss-
ten also aussteigen, das Schiff an Land ziehen
und auf unseren Schultern den Berg hinauftra-
gen. Das war ganz schön viel Arbeit. Aber es gab
keine andere Möglichkeit. Oder habt ihr vielleicht
einen anderen Vorschlag?
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 137
Aus einer allgemeinen didaktischen Sicht benö- bereitung mit den Kindern notwendig. Dies ist
tigen Sie keine besonderen Fähigkeiten, um ein besonders wichtig, da sonst ein ausserschuli-
Schiffshebewerk oder irgendeinen anderen au- scher Lernort Gefahr läuft, zu einem unstruktu-
sserschulischen Lernort lehrreich zu besuchen. rierten Spielort zu werden.
Das Wichtigste spielt sich vor und nach dem Be- In der Vorbereitung bietet sich ein fächerüber-
such ab, wo Sie entweder Vorwissen generieren greifender Ansatz an, denn das Hebewerk selbst
oder aktivieren bzw. in der Nachbereitung spezi- ist ein fächerübergreifender Lernort. Diskutieren
fische Aspekte in den Fokus rücken. Im Wesent- Sie, wie schwierig es früher war, Hindernisse zu
lichen steht und fällt der Erfolg mit der Vorbe- überwinden (bspw. mit Bezug auf Geschichte),
reitung und der Nachbereitung im Unterricht sprechen Sie über physikalische Phänomene
(Klaes, 2008). Der Besuch selbst ist in der Regel wie Auftrieb oder Verdrängung (Physik), dis-
eine wertvolle Erfahrung für alle, auch Lehrper- kutieren Sie, welche Auswirkungen menschli-
sonen, insbesondere aber für die Schülerinnen che Eingriffe in die Natur haben können, z. B.
und Schüler (Anderson & Zhang, 2003), aber oft Flussbegradigungen zur Schiffbarmachung
hängt der Besuch von der Einstellung der Lehr- (Natur-Mensch-Gesellschaft). Sie können auch
person ab. Wenn Sie positiv eingestellt sind, wird Aspekte der Architektur oder der Baukunde ein-
der Besuch ein Erfolg und mit steigender Erfah- bringen (Gestalten).
rung umso mehr (Meyer, Oertli & Koch, 2016).
Wichtig ist, dass sie kurz vor dem Besuch
Sie brauchen des Hebewerkes möglichst viel Vorwissen
3 Stunden zur persönlichen Vorbereitung aktivieren, um die Lernortexploration für
1 Unterrichtseinheit zur Vorbereitung die Schülerinnen und Schüler ertragreich
1 Tag Aufenthalt am Hebewerk werden zu lassen.
1 Unterrichtseinheit zur Nachbereitung
Bastelequipment für die Klasse:
Papier, Klebstoff, Scheren, Servietten etc. Während des Aufenthalts im Hebewerk
Weisen Sie bei der Besichtigung möglichst nicht
Vor dem Hebewerkbesuch auf alle grossen und hohen Bauteile oder Gegen-
In Abb. 145 und 146 werden einige Bastelvarian- stände im Wasser hin. Versuchen Sie, den Kin-
ten beschrieben. Bereiten Sie diese auf jeden Fall dern und Jugendlichen Entdeckungsmöglichkei-
drei Tage vor dem Besuch vor. ten zu geben. Ein Schiffshebewerk ist robust und
Neben der Vorbereitung auf den Aufenthalt hat grosse Ausmasse. Sie entdecken vielleicht
selbst ist selbstverständlich eine schulische Vor- auch sehr viel Neues.
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Fachbegriffe, die möglicherweise genannt Für die Kapitänsmütze (Abb. 146) benötigt man
werden einen langen, etwas festeren Papierstreifen (ca.
Seemannsgarn: Lügengeschichte 70 cm lang), ein rechteckiges Stück festeres Pa-
Archimedisches Prinzip: Verdrängung von pier (ca. 10 cm x 20 cm), um Schirm / Krempe
Flüssigkeit oder Gas ist gleich dem Eigen der Mütze auszuschneiden (unten links in der
gewicht des verdrängenden Objektes. Abb.) und eine Serviette, die als Hutkrone dient
Auftrieb: Verringerung der Gewichtskraft in (symbolisiert als Kreis). Zunächst wird ein lan-
Flüssigkeiten (z. B. man fühlt sich in Wasser ger Papierstreifen ausgeschnitten und an den
leichter) Kopfumfang angepasst, anschliessend verklebt.
Dies bildet die Basis der Mütze bzw. das Hut-
Weitere Informationen band. Nun wird dieses Hutband an das rechtecki-
Hebewerk Saint-Louis Arzviller: ge Papier angelegt und die Krümmung etwa ei-
http://www.badenpage.de/ausflugsziele/ nen Fingerbreit dahinter parallel nachgezeichnet.
ausflugsziele-in-der-region-elsass/schiffs Der Rest der Krempe kann individuell gezeich-
hebewerk.html net werden. Alles wird an der Aussenlinie ausge-
Hebewerk Henrichenburg mit vielen Bildern: schnitten. Die doppelte Linie wird umgeknickt,
https://www.ruhrgebiet-industriekultur.de/ einige Male eingeschnitten oder eingerissen und
schiffshebewerk-henrichenburg.html innenseitig an das Hutband geklebt. Nun muss
Hebewerke allgemein: https://de.wikipedia. nur noch die Serviette ausgefaltet werden und
org/wiki/Schiffshebewerk von innen in das Hutband geklebt und arrangiert
Binnenschifffahrt: werden. Fertig ist die Kapitänsmütze.
http://www.binnenschifffahrt-online.de
Ausserschulische Lernorte:
https://aareexkursion.jimdo.com
Bastelanleitungen
Sie können den Ausweis (Abb. 145) für jedes
Kind vorbereiten und ausgedruckt und ausge-
schnitten zum Hebewerk mitbringen. Tragen Sie
vorab die individuellen Namen ein.
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3.11.1 AUSGANGSLAGE
79 Lehrplan 21, Fachbereichslehrplan, Gestalten, Didaktische Hinweise Textiles und Technisches Gestalten, S. 8
80 Lehrplan 21, Fachbereichslehrplan, Gestalten, Didaktische Hinweise Textiles und Technisches Gestalten, Phasen des Designprozesses, S. 9
81 Baier und Hägni in: Fachdidaktik in Kunst und Design, Hrsg: Nicole Berner, Christine Rieder, Lehren und Lernen mit Portfolios,
Haupt 2017, S. 130
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Orientierung für die Zyklusstufe ausgesetzt werden. Die Material- und Bearbei-
Diese Projektaufgabe ist so ausgelegt, dass je nach tungshinweise sind bei den Aufgaben angemerkt.
Vorwissen, Alter und Infrastruktur verschiedene
Umsetzungsvarianten vorhanden sind. Sie grei- Didaktische und methodische Hinweise
fen teils ineinander über und decken dadurch Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Gestaltungs-
eine breite Niveauspanne ab. Explizite Zyklusvor- und Designprozess, nicht auf dem Fertigungs-
schläge sind bei den Aufgaben angemerkt. prozess. Es ist darauf Wert zu legen, dass indi-
viduelle Lösungsansätze der SuS entstehen und
Orientierung zu Material und Verfahren gefördert werden. Die Lehrperson übernimmt
Die Materialien und Verfahren wurden bewusst eine coachende Funktion und berät vor allem in
so ausgewählt, dass keine Gefahrenquellen auf- Hinblick auf Zeitstrukturen, Umsetzbarkeit der
tauchen und wenig bis keine Vorkenntnisse der Produktidee und Spiegelung der funktionalen
Lehrperson sowie der Schülerinnen und Schüler Kriterien des Kabelmanagers.
(SuS) über das Material und die Bearbeitung vor
82 Vgl. Thomas Stuber u. a.: Technik und Design, Grundlagen; Designprozess, Hep Verlag, S. 174
83 Heufler, Gerhard: DESIGN BASICS. Verlag Niggli AG, Sulgen (Hg.): 4. überarbeitete Auflage, 2012
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Einleitung Material: Arbeitsblatt 2, Plastilinknetmasse aus dem Bastelladen, Modellierhölzer
Das Grammaphon und später die Stereoanlage verfügten über Laut- Zeit: 30-45 min
sprecher für die Musikwiedergabe und waren für den stationären
Gebrauch gedacht. Mit dem Fortschritt der Technik wurden neue 2a. Von 2D zu 3D
Tonträger und damit einhergehend auch tragbare Systeme entwickelt, die Geräte wur- Eine Skizze ist zweidimensional, Objekte aber immer
den allgemein kleiner. Diese Miniaturisierung führte zu Produkten wie dem Walkman, dreidimensional. Um diesem Umstand gerecht zu wer-
tragbaren CD-Playern, Minidiscs, MP3-Playern etc., welche platzsparend überallhin mit- den, fertigst du ausgehend von der gewählten Skizze
3.11.4 ARBEITSBLÄTTER
genommen werden können. Im gleichen Masse wie die Abspielgeräte verkleinerten sich einen ersten dreidimensionalen Entwurf an. Vernach-
die Ausgabequellen wie Lautsprecher und Kopfhörer bis hin zu den heute weit verbreite- lässige dabei noch das Aussehen und Details, kon-
ten In-Ear-Kopfhörern. Die kabellosen Modelle bieten noch begrenzte Akku- zentriere dich auf die Funktionen.
Betriebszeiten, bis dies verbessert wird, bleibt ein Problem bestehen – nämlich der
Kabelsalat. Hinweise zur Umsetzung
Verarbeitung: Von Hand, mit Modellierwerkzeug oder ähnlichem
Die Problemstellung
Bei der Entwicklung von neuen Produkten steht in den meisten Fällen eine Problemstel-
lung am Ausgangspunkt, die gelöst, oder eine Anwendung, die vereinfacht werden soll. 2b. Funktionstest
Du kennst bestimmt das Problem der verhedderten In-Ear-Kopfhörerkabel: Regelmässig Nimm nun die Kopfhörer und teste das Befestigen der
muss man die Knöpfe lösen und die beiden Kabel entwirren. Mit einem Kabelmanager Kabel auf deinem Modell. Verbessere die Form, bis
könntest du verhindern, dass der Kabelsalat in deiner Tasche entsteht. Damit sollen die Kopfhörer, Kabel und Halterung passen. Dokumentie-
Kopfhörer künftig, ohne sie erst entwirren zu müssen, schneller und einfacher einsatz- re dein Modell mit Fotos aus verschiedenen Perspek-
bereit sein. tiven, um die Form festzuhalten.
Die Aufgabe
Entwickle einen Kabelmanager, der den Kabelsalat verhindert, und Stecker sowie die
In-Ear-Lautsprecher festhält.
3. „Sammeln und Ordnen“ zur Gestaltung
1. Aufgabe „Sammeln und Ordnen“ zur Funktion
Material: Arbeitsblätter 1 + 2, Skizzenpapier, Stifte Zeit: ca.15 min Material: Computer für die Internetrecherche
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
21.01.19 11:55
4c. Umsetzung mit Polyethylen-Schaumstoff
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4. „Planen und Herstellen“ Zyklusvorschlag: Zyklus 2-3
Material: Alveolit: vernetzter PE-Schaumstoff (z.B. von Plastik-
Nach der Suche der funktionalen und gestalteten Form geht es nun an die Umsetzung! haus.ch), Cutter, Laubsäge, Decoupiersäge, Locheisen, Schleif-
Hierbei gibt es mehrere Varianten. Deine Lehrperson entscheidet aufgrund der Infra- papier, Feuerzeug
struktur, Kosten etc., welche Varianten infrage kommen. Zeit: 45 min
4a. Umsetzung in Fimo Hinweise zur Umsetzung
Zyklusvorschlag: Zyklus 2 Eine weiche und sehr leichte Halterung lässt sich aus PE-
Material: Fimo, erhältlich in Bastellläden, Modellier- Schaumstoff fertigen. Das Material wird oft für Verpackungs- oder
hölzer, Backofen Schubladeneinlagen verwendet. Es ist weich, gummiartig und flexi-
Zeit: 45 min bel, aber dennoch genug fest, dass man es gut schneiden und sä-
gen kann. Es bietet durch diese Eigenschaften neue Funktionen an,
Hinweise zur Umsetzung die wir mit den anderen Materialien nicht erreichen. Man kann nun
Fimo lässt sich wie Plastilin verarbeiten. Diese Aufgabe bietet in diesem Sinne eine di- biegbare Objekte und Klemmfunktionen mitdenken.
rekte Fortsetzung der Aufgabe 3. Interessant sind bei diesem Material die Gestaltungs-
möglichkeiten, wenn man verschiedene Farben kombiniert und somit eine strukturierte Mithilfe der Laub- oder Decoupiersäge wird die entworfene Form aus
Masse erhält. Du solltest eine gestalterische Experimentierphase einbauen, wo du ver- dem Schaumstoff gesägt. Die schönste Schnittfläche ergibt sich da-
schiedene Farbstreifen zusammen in verschiedenen Varianten verknetest, verdrehst, bei interessanterweise mit der Rückseite eines dünnen Sägeblätt-
faltest etc. Arbeite für diese Experimente mit kleinen Mengen. Für eine gezielte und klare chens, wenn das Sägeblatt also mit den Zacken nach hinten ein-
Formgebung sind Modellierhölzchen von Vorteil. Gehärtet wird Fimo auf Alufolie in ei- gespannt wird. Mit dem Locheisen können sehr gut Aussparun-
nem vorgeheizten Backofen max. 30 min bei 110°C. Danach muss man es auskühlen gen hergestellt werden. Mit Schleifpapier kannst du die Form und
lassen und fertig ist dein individueller Kabelmanager. Oberfläche bearbeiten. Die Fusel, die hängenbleiben, werden am
besten unter sehr kurzer Hitzeeinwirkung mit dem Feuerzeug ent-
fernt.
145
DER KABELSALAT – VOM DESIGN ZUM PRODUKT 3.11
21.01.19 11:55
146
4e. 3-D-Druck mit Hartschaum-Vorstudie
Zyklusvorschlag: Zyklus 3. Die Lehrperson muss Erfahrung mit 3-D-Druck haben Fortsetzung Aufgabe 4e.
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Material: 10 mm Polystyrolhartschaum aus dem aumarkt, Cutter, Feilen, Schleifpapier, e. Formen substrahieren: Du kannst Formen abziehen, um bestehende Formen zu ver-
Weissleim, Computer, Internetzugang, 3-D-Drucker mit „Soft-PLA“-Filament ändern oder Löcher herzustellen, wenn du „hollow-Formen“ wählst und mit den Objekten
Zeit: 2 x 45 min für Vorübung und CAD-Zeichnung, Ausdruck nicht eingerechnet! gruppierst.
Ist kein Drucker vorhanden, können die Projekte auch auswärts zum Druck gegeben
werden, Bsp. 3-D-Druckservices: www.teil3.ch, www.ntkd.ch, www.drei-de.ch
Bsp. Bezugsquelle Soft-Filamente: www.3d-printerstore.ch
Der 3-D-Druck mit Filamenten ist eine relativ neue Entwicklung. Es handelt sich dabei
vereinfacht gesagt um eine steuerbare Düse, die erhitzten Kunststoff schichtweise zu
Objekten aufbauen kann. Durch die computergestützte Steuerung ermöglicht es der 3-D-
Drucker Objekte in hoher Präzision und Komplexität herzustellen. Der 3-D-Druck ist vor
allem für Prototypen und Kleinserien interessant. Für den Druck des Kabelmanagers
eignet sich ein elastischer Kunststoff. In der Industrie gibt es noch andere Varianten des
3-D-Drucks, die sogar Metalle drucken können. f. Projekt als STL-Datei ausspielen: Wenn dein Projekt fertig ist, musst du sichergehen,
dass es auf der Grundebene steht. Dann gehe auf den Reiter „Design“ und speichere
Hinweise zur Umsetzung dein Projekt. Im gleichen Reiter findest du den Befehl „Export for 3D-Printing“, klicken
1.Vorübung / Zeit: 15-20 min und als „.stl“ ausspielen.
Damit die Umsetzung mit dem Computerprogramm einfacher geht, machen wir eine g. Projekt in ein Slicerprogramm importieren: Ein Slicerprogramm teilt deine Form in
Vorübung. Du erstellst zuerst aus Polystyrolhartschaum (EPS) ein vereinfachtes Modell ganz viele Schichten auf, die der 3-D-Drucker dann nachfährt und mit dem Kunststoff
von deinem Entwurf. Verwende zur Vereinfachung möglichst nur geometrische Grund- schichtweise aufbaut. Das Slicerprogramm ist meist zugehörig zum Druckertyp.
formen wie Würfel, Quader, Scheibe, Zylinder etc. Der Hartschaum lässt sich mit dem h. Projekt drucken: Überspiele die Datei aus dem Slicerprogramm auf eine SD-Karte und
Cutter und Feilen sehr schnell und gut bearbeiten. Um Stücke zusammenzufügen, ver- übertrage die Daten damit auf den Drucker. Startbefehl geben und los geht’s.
wendest du Weissleim.
So könnte dein Ergebnis aussehen:
2.CAD-Zeichnung / Zeit: 40 min
Nach der Vorübung solltest du nun über ein Modell mit klaren Formen verfügen, welches
dir die Zeichnung auf dem Computer sehr erleichtert. Die Konstruktion mit einem CAD-
basierten Programm musst du auf dem PC selber anfertigen. Zwei empfehlenswerte
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
Programme heissen „SketchUp“ und „Tinkercad“;; du findest sie im Internet. Sie sind gra-
tis, aber du musst ein Konto erstellen.
Beispiel zum Zeichnen eines Kabelmanagers auf
„Thinkercad“
a. Neues Projekt erstellen
b. Formen auswählen und ausrichten: 5. „Dokumentieren und Präsentieren“
Aus den Grundformen wählst du eine Form aus, die
deinem Entwurf am ähnlichsten ist. Eventuell musst Dokumentation und Reflexion: 15-20 min
du mehrere Formen zusammensetzen;; wie das geht, Stelle eine Dokumentation zu deinem durchgeführten Projekt zusammen, indem du
wird bei Punkt d. erklärt. deinen Kriterienkatalog, deine Skizzen und Fotos zusammenführst.
c. Formen verziehen und skalieren (vergrössern- Reflexion: Vergleiche deinen Kabelmanager mit deinen Erwartungen aus deinem
verkleinern): Kriterienkatalog und beantworte folgende Fragen:
Die gewählte Grundform kannst du nun nach Belieben -‐ Welche Funktionen konnte ich umsetzen?
in der Grösse anpassen und verziehen, bis sie deiner -‐ Welche Funktionen gehen nicht oder nur schwierig und weshalb?
Modellform entspricht. -‐ Bei welchem Aufgabenteil habe ich am meisten gelernt und weshalb?
d. Formen addieren: Das Zusammensetzen der For- -‐ Haben mir die Aufgaben Freude gemacht?
men erfolgt, indem du zwei oder mehr Objekte aus- -‐ Bin ich mit meinem Kabelmanager zufrieden?
wählst und auf das Symbol mit „group“ drückst. Das
Feld „Inspector“ erscheint und du kannst bestimmen, Präsentation: 2 min pro Schüler/Schülerin
ob die Formen auch beim Verschieben zusammenbleiben. Gib deinem Kabelmanager einen Namen und erfinde einen Slogan, unter welchem du
deinen Kabelmanager zum Verkauf anpreisen würdest. Präsentiere deinen Mitschülerin-
nen und Mitschülern deinen Kabelmanager möglichst positiv und so, als würdest du ihn
verkaufen wollen.
21.01.19 11:55
ELEKTROMECHANISCHE SPIELEREIEN 3.12
Ausgehend von simplen Komponenten und Ma- Zyklus 3, (2 nur mit Anpassungen)
terialien liegt der Schwerpunkt dieser Projekt- Zeitaufwand: Variabel je nach Kombination; min.
aufgabe auf der experimentellen Erkundung von 4 Lektionen, max. 10 Lektionen
ausgewählten mechanischen Grundlagen von
Maschinen. Die vorausgesetzten handwerklichen
Vorkenntnisse sind nicht hoch.
3.12.1 AUSGANGSLAGE
Die Grundüberlegung dieser Aufgabenreihe liegt gearbeitet. Wie Bienhaus84 kompakt zusammen-
in der Absicht, bei Schülerinnen und Schülern fasst »wird das Übertragungsvermögen durch den
das Interesse für die Funktionsweise von Maschi- Kraftschluss zwischen Riemenscheibe und Riemen
nen zu wecken. Insbesondere fokussiert werden bestimmt. Je nach Grösse des zu übertragenden
die Bereiche der mechanischen Kraftumlenkung Drehmoments ist eine mehr oder weniger grosse
und Kraftumwandlung. Diese übertragen die Spannkraft des Riemens erforderlich, wodurch
Kraft von der Antriebseinheit zur Arbeitseinheit hohe Radialkräfte mit negativen Folgen auftreten
und wandeln sie gegebenenfalls in die richtige können. Riemengetriebe lassen einen elastischen,
Grösse um. Beide Bereiche sind die Grundlage geräuscharmen, stoss- und schwingungsdämpfen-
der Funktion einer jeden Maschine. den Lauf zu. Sie ermöglichen die Überbrückung
grosser Wellenabstände und sind kostengünstig,
Unter den vielen technischen Möglichkeiten da sie kaum Wartung und keine Schmierung benö
wird in dieser Aufgabe mit dem Riemengetriebe tigen«.
84 W. Bienhaus: in Thomas Stuber u. a.: Technik und Design, Grundlagen, Hep 2016, Mechanik und Transport S. 433
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Elektromechanische/Spielerei/–/Einleitung!
/
Antriebe!und!Getriebe!sind!bestimmende!Merkmale!des!heutigen!Alltags.!
Meist!sind!sie!aber!in!Gehäusen!versteckt!und!wenn!sie!sich!zeigen,!
dann!oft!in!komplexer!und!unzugänglicher!Weise.!Warum!verändert!sich!die!Geschwindig@
keit,!wenn!ich!auf!dem!Fahrrad!in!einen!anderen!Gang!schalte!und!wie!funktioniert!dies!bei!
einem!Moped,!Personenwagen,!einem!Schiff!oder!Propellerflugzeug?!Oder!auch:!Wie!kann!
ich!aus!einer!drehenden!Bewegung!eine!gerade!verlaufende!Bewegung!herstellen?!
3.12.4 ARBEITSBLÄTTER
QR-Code in Abb. 147.
Solchen!und!ähnlichen!Fragen!möchten!wir!auf!den!Grund!gehen,!indem!wir!mit!einfachen!
Mitteln!experimentieren!und!aus!den!Erkenntnissen!auf!unsere!Umwelt!zurückschliessen.!
!
Die!folgende!Aufgabenserie!fängt!damit!an,!dass!du!zuerst!einige!Dinge!nachbauen!musst.!
Im!Verlauf!wird!es!dann!weniger!enge!Vorgaben!geben!und!du!kannst!freier!in!deinen!Ex@
perimenten!und!Erfindungen!werden.!Die!schriftlichen!Rechercheaufträge!sollen!dir!helfen!
zu!erkennen,!wie!weit!verbreitet!die!Prinzipien!sind,!die!du!hier!entdecken!kannst.!
!
Zuerst!brauchen!wir!aber!das!benötigte!Material!und!die!Werkzeuge.!Schau!die!folgende!
Liste!an!und!nimm!von!den!Materialien!nur!so!viel!zu!dir,!wie!in!der!Liste!aufgeführt!ist.!
Die!Werkzeuge!und!Verbrauchsmaterialien!teilen!wir.!
Orientierung zu Material und Verfahren
!
Materialliste,/Werkzeuge/und/Bezugsquellen/
/
2! Grundbretter!min.!10!x!150!x!400!mm!(z.B.!aus!
Fichtenholz,!Drei@Schicht@Platte!oder!Sperrholz)!
Reste!oder!Baumarkt!
1! Motor!(RE!140)!mit!ø!21!mm!**!
1! Motor@Seilrollen!für!Wellen!mit!ø!2!mm**!
min.!je!4! Rillenräder!(Schnurlaufräder)!aus!Buchenholz:!!
ø!10!mm,!ø!20!mm,!ø!50!mm!und!ø!60!mm]!je!
mit!Bohrung!ø!4!mm!**!
1! Batteriebox!4,5!V!(3!x!AA)!mit!Schalter!und!Ka@
bel**!
3! Batterien!AA!1,5!V!
1! Miniatur@Kippschalter!(2!x!UM/an@aus@an)**!
Abbildung 147:
0,5!m! Gipserlatte!ca.!7!x!24!mm,!Reste!oder!Baumarkt!
QR-Code für Video
!
Verbrauchsmaterial!! /Werkzeuge//
(als!Grosspackungen!zu!kaufen)!
Rundkopf@Schrauben!in!den!Grössen:!! !Schraubendreher!
3!x!16!mm,!3!x!20!mm,!3!x!25!mm,!3!x!30!mm!*! Stech@Ahle!
Unterlagsscheiben!3,2!x!10!x!0,5!mm!*! !Cuttermesser!
Zungenspatel!1,5!x!20!x!150!mm! !Lötkolben!
Maler@Abdeckband,!Breite!15!mm!*! !Massstab,!Bleistift!
Lötzinn!*! !Ständerbohrmaschine!
Litzendraht!**! !Bohrer!ø!3,5!mm!und!22!mm!
Gümmeli!ø!ca.!60!mm!(Migros,!Coop)! !Fein@!oder!Japansäge!
! !
!
*OPO!Oeschger!AG,!Kloten!für!Schrauben!und!Unterlagscheiben,!Klebeband,!Lötzinn!
**Opitec!AG!für!Schnurlaufräder,!Motor,!Batteriebox!
***!Farbengeschäft!oder!Suter@Kunststoffe!AG!(SCS!Rührstäbe!Buche,!klein)!
!
!
149
ELEKTROMECHANISCHE SPIELEREIEN 3.12
21.01.19 11:55
150
1.#Der#Bau#der#Grundplatte#! 2. Die ersten Versuchsanordnungen
!
FHNW_102_160_K3.6_Anhang.indd 150
1a.#Bau#der#Grundplatte#und#Motor#einfügen# 2a. Befestigung des ersten Rades
Material:! Plan,!Holzplatte,!Massstab,!Bleistift,!Elektro7 Material: Grundplatte mit Motor, Schalter und Batteriehalterung
motor,!Seilröllchen,!Gipserlatte!2!x!150!mm! 1 x Laufrolle ø 10 mm, 2 x Unterlagsscheibe, Schraube
Werkzeuge:! Ständerbohrmaschine,!Bohrer!ø!3,5!mm,!! Werkzeuge: Schraubendreher
Astlochbohrer!ø!22!mm,!Säge!
Zeit:! ca.!30!min! • Befestige die Laufrolle ø 10 mm bei P3 mit je einer Unterlags-
Zyklus!2:! Bohrungen!durch!Lehrperson,!Bohrung!für!Schal7 scheibe unten und oben und einer Schraube so, dass der
ter!entfällt! Gummi zwischen dem Laufrad und der Motorrolle gut gespannt
! ist, aber nicht so fest, dass die Rolle klemmt.
•! Übertrage!die!Masse!aus!dem!nebenstehenden!Plan!auf!dein!Grund5
brett.!! Welchem Zweck dienen die 2 Unterlagsscheiben?
•! Bohre!das!Loch!bei!Punkt!P1!mit!dem!225mm5Bohrer!von!unten!ein,!so! Was passiert, wenn du den Gummi über Kreuz auf die Rollen spannst?
dass!noch!ca.!3!mm!Wandstärke!stehen!bleiben.!Bohre!nun!mit!dem!!
3,55mm5Bohrer!das!Zentrum!durch.!Halte!das!Holz!beim!Bohren!gut!fest! ________________________________________________________________________________
und!drücke!es!gleichzeitig!satt!auf!die!Bohrunterlage.!!
________________________________________________________________________________
•! Bohre!bei!P2!das!Loch!mit!dem!225mm5Bohrer!ganz!hindurch,!drücke!
das!Seilröllchen!vorsichtig!auf!die!Welle!des!Motors.!
Wie gehst du zur Überprüfung deiner Vermutung vor?
•! Umwickle!den!Motor!mit!6!Lagen!Malerklebeband.!
•! Drücke!den!umwickelten!Motor!unter!drehender!Bewegung!in!das!Loch! ________________________________________________________________________________
ein,!sodass!zwischen!Seilrolle!und!Oberfläche!des!Brettes!ca.!5510!mm!
Distanz!vorhanden!ist!und!der!Motor!klemmt.! 2b. Das Riemengetriebe: Zusammenhänge zwischen Kraft und Geschwindigkeit
•! Säge!2!Leisten!von!150!mm!ab!und!leime!diese!auf!der!Unterseite!an! Material: Grundplatte mit Aufbau bis jetzt, Weissleim
den!Enden!des!Brettes!fest,!damit!du!Spielraum!für!Motor!und!Verkabe5 Je eine Laufrolle ø 60 mm, ø 50 mm, ø 20 mm und drei Laufrollen ø 10mm,
lung!erhältst.! Unterlagsscheiben, Schrauben
! Werkzeuge: Schraubendreher
!
1b.#Zusammenfügen#des#elektrischen#Schaltkreises! • Klebe je ein 10-mm-Laufrad auf die anderen Rollen, so dass die Löcher
Material:! Grundplatte!mit!Motor,!Batteriehalterung,!3!x!AA7Batterie,!Schalter,!! der Räder sich genau decken.
3 TECHNIKWOCHEN IN DER SEKUNDARSTUFE
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3. Erweiterung der Bewegungsformen 3c. Lineare Bewegung
FHNW_102_160_K3.6_Anhang.indd 151
Material: Zungenspatel, 2 Leisten ca. 50 mm, 1 Leiste 20 mm,
3a. Das Herstellen von Spatel-Pleuelstangen Unterlagsscheiben, Schrauben
Material: Grundlagen bis jetzt, Zungenspatel Werkzeuge: Schraubendreher, Bohrer ø 3,5 mm, Schleifpapier
Werkzeuge: Cuttermesser, Bohrer ø 3,5 mm, Klebeband
Um aus der anfänglich kreisenden Bewegung eine
lineare Bewegung zu erhalten, wenden wir die
• Zeichne die Mittelachse auf den Spatel ein.
Schubkurbel an. Diese solltet ihr vom Aussehen
• Auf der Abbildung siehst du mehrere Varianten von
her bereits kennen.
Spatel als Beispiele, wie man sie für die folgenden Auf-
träge verwenden kann. Der mittlere Spatel ist dabei das
• Baue die Anordnung wie auf der Abbildung auf
Beispiel für die Vorgehensweise. Hierzu machst du zu-
erst Bohrungen am Anfang und am Ende des Schlitzes und teste sie. Achte darauf, dass die Hölzchen
und schneidest mit dem Cuttermesser dann den Schlitz glatt sind und gut gleiten.
heraus. Gehe dabei so vor, dass du die Spatel mit Kle- • Wo kommt diese Anordnung in deinem Alltag vor und wie unterscheidet sich dieses Mo-
beband auf eine Unterlage klebst und mit Lineal und dell in Bezug auf den Antrieb?
Cuttermesser schneidest. Ziehe den Schnitt hierfür
________________________________________________________________________________
mehrmals mit wenig Druck. Drückst du zu fest beim
Schneiden, steigt die Gefahr auszurutschen und das
________________________________________________________________________________
Holz kann sich spalten.
3d. Die Erzeugung einer unregelmässigen Bewegung
Material: Gleiche Anordnung der Grundplatte wie bei 3c.
3b. Versuchsanordnungen mit dem Koppelgetriebe
1 Leiste 150 mm, 1 Rolle mit ø 60 mm und 1 Rolle mit ø 10 mm, Schrauben
Material: Grundlagen bis jetzt, Zungenspatel mit Schlitzen,
Werkzeuge: Decoupiersäge, Schleifpapier
2 Rollen à ø 10 mm, Unterlagsscheiben, Schrauben
151
ELEKTROMECHANISCHE SPIELEREIEN 3.12
21.01.19 11:55
4 ANHANG
4 ANHANG
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W
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W. Bienhaus: in Thomas Stuber u. a.: Technik und
Design, Grundlagen, Hep 2016, Mechanik und Trans-
port S. 433
© FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben. 155
4.2 ABBILDUNGSNACHWEIS
Kapitel 3.1
Kapitel 3.10
bbildung 69, 70, 72, 73, 75: Manuel Haselhofer
A
Abbildung 71: Wikipedia unter https://de.wikipedia. Abbildung 145, 146: Alexander Koch
org/wiki/Bipolartransistor#/media/File:Transistor_
animation.gif Kapitel 3.11
Abbildung 74: Graube, G. & Mammes, I. (2016)
Abbildungen in den Arbeitsblättern: ilder in den Arbeitsblättern:
B
Manuel Haselhofer Ernest Hägni / Beni Sidler
156 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
Annalies Baier,
Dozentin für Design & Technik an der Pädagogischen Hochschule FHNW, Muttenz.
Joanne Blannin,
Digital Learning Leader at the University of Melbourne,
Graduate School of Education, Australien.
Rolf Beck,
Lehrer für Werken an der Schule Baden und PGLU.CH
Prozessgesteuerte Lernumgebungen, Wettingen.
Seamus Delaney,
Lecturer of Science Education, Faculty of Arts and Education,
at Deakin University, Melbourne, Australien.
Franziska Detken,
Dozentin für Didaktik Natur, Mensch, Gesellschaft / NMG,
Pädagogische Hochschule Zürich.
Karin Güdel,
Dozentin an der Professur für Naturwissenschaftsdidaktik und
ihre Disziplinen an der Pädagogischen Hochschule FHNW, Muttenz.
Ernest Hägni,
Dozent für Fachdidaktik und Fachwissenschaft Design & Technik
an der Pädagogischen Hochschule FHNW, Muttenz.
Manuel Haselhofer,
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Naturwissenschafts-
und Technikdidaktik der Pädagogischen Hochschule FHNW, Muttenz.
Rolf Hergert,
Dozent für Fachwissenschaft und Fachdidaktik Technische Gestaltung,
Professur für Ästhetische Bildung an der Pädagogischen Hochschule FHNW, Windisch.
Jürg Keller,
Leiter des MAS Automation Management und Professor im Master of Science
in Engineering MSE an der Hochschule für Technik FHNW, Windisch.
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Stefan Kruse,
Akademischer Oberrat für Technikdidaktik
an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.
Alexander Koch,
Postdoctoral Researcher at the School of Information Science & Learning Technologies SISLT,
University of Missouri, Columbia, USA.
Christian Mathis,
Professor für Didaktik der Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Fraenzi Neuhaus,
Dozentin an der Professur Didaktik des Sachunterrichts
an der Pädagogischen Hochschule FHNW, Solothurn.
Christine Redman,
Senior Lecturer for Science, Technology and ICT Education and
Research at The University of Melbourne, Graduate School of Education, Australien.
Beni Sidler,
Dozent für Fachdidaktik Design & Technik
an der Pädagogischen Hochschule FHNW, Windisch.
Andreas Stettler,
Dozent für Technisches Gestalten an der Pädagogischen Hochschule Bern.
Duncan Symons,
Lecturer in Science and Mathematics Education
at The University of Melbourne, Graduate School of Education, Australien.
Joachim Zimmermann,
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Naturwissenschafts- und Technikdidaktik (ZNTD)
der Pädagogischen Hochschule FHNW, Muttenz.
158 © FHNW 2019. Kopien nur für den unterrichtlichen Einsatz freigegeben.
arbeitet als Akademischer Oberrat an der Päda Stefan Kruse als Geschäftsführer der Deutschen
gogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Der Gesellschaft für Technische Bildung (DGTB) und
Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen und Mitglied des Center of Excellence for Technology
fachdidaktischen Lehrtätigkeit liegt im Bereich Education (CETE) tätig. Er ist Beirat der Zeit-
Technik in Grund-, Haupt- und Realschulen so- schrift MINT-Zirkel und fungiert in der Jury der
wie im Studiengang Ingenieurspädagogik. Im Baden-Württemberg-Stiftung.
MINT-Bereich setzt er sich mit der Konzeptio
nierung von Integrationsmöglichkeiten des Dr. Stefan Kruse war Leiter des Schwerpunk-
Faches Technik am Gymnasium und Technik tes Technische Bildung an der Fachhochschule
mit Hochbegabten sowie mit neuen digitalen Nordwestschweiz im Zentrum für Naturwissen-
Lehr- und Lernformen in der allgemeinen Tech- schafts- und Technikdidaktik.
nischen Bildung auseinander. Ausserdem ist
DR. CHRISTIAN MATHIS
ist seit 2017 Professor für Didaktik der Ge- tur, Mensch, Gesellschaft / NMG. Neben seinem
schichte an der Pädagogischen Hochschule Forschungsschwerpunkt zur historischen Lehr-/
Zürich, Schweiz. Davor war er Dozent und ab Lernforschung engagiert er sich immer wieder
2013 Professor für Didaktik des Sachunterrichts in interdisziplinären und fächerverbindenden
an der Pädagogischen Hochschule FHNW. Entwicklungs- und Lehrprojekten zu Natur und
Seine Hauptlehrtätigkeit liegt im Bereich Na-
Technik auf Primar- und Kindergartenstufe.
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