Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Zitiert aus: Schlussmeldung zum Einsatz der Leipziger Polizei anlässlich des Versamm-
lungsgeschehens vom 6. und 7. November
Medieninformation: 534/2020
Verantwortlich: Olaf Hoppe
Stand: 08.11.2020, 13:23 Uhr
Am gestrigen Abend sammelten sich im Leipziger Stadtteil Connewitz bis zu 500 gewalt-
bereite Personen, errichteten auf der Wolfgang-Heinze-Straße mehrere Barrikaden und
setzten diese in Brand. Im Zuge der Löscharbeiten wurde die Polizei in Amtshilfe für die
Branddirektion Leipzig tätig, da es zum Bewurf auf die Feuerwehr kam. Die Brände hatten
bereits auf die Oberleitung der Straßenbahn übergriffen. Im Rahmen der Aufklärungsmaß-
nahmen wurden erhebliche Mengen an Stein- und Flaschendepots festgestellt, so dass
entschieden wurde, die Feuerwehr nicht erneut zum Einsatz zu bringen. Zur Gefahrenab-
wehr und Strafverfolgung wurden Polizeieinheiten und Sondertechnik (Wasserwerfer und
Sonderwagen) in den Stadtteil verlegt. Die Wasserwerfer kamen vorrangig zum Löschen
der Barrikaden zum Einsatz. Nach kurzen Widerstandhandlungen durch Bewurf der Ein-
satzkräfte zerstreuten sich die Personen im Umfeld. Nach Mitternacht bis in die Morgen-
stunden kam es in Connewitz nur noch vereinzelt zu Bränden (Unrat, Mülltonnen).
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 1 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Die Polizeidirektion Leipzig wurde dabei neben Kräften aus den Polizeidirektionen sowie
der sächsischen Bereitschaftspolizei aus Bayern, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpom-
mern, Thüringen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Berlin und
Bundespolizei unterstützt.
Weiterhin wurde der Polizei über eine Publizierung der Deutschen Journalistinnen- und
Journalisten-Union (dju/ver.di) bekannt, dass es 32 Übergriffe auf Medienvertreter im Rah-
men des Versammlungsgeschehens in Leipzig gegeben haben soll. Daraufhin wurden die
betroffenen Medienvertreter über soziale Netzwerke aufgefordert, sich bei der Polizei zu
melden und die Einsatzkräfte entsprechend sensibilisiert. Bisher sind keine Strafanzeigen
im Sachzusammenhang bekannt. (Zitat Ende)
Fragen:
2. Gehört die Brandbekämpfung zu den Aufgaben der Polizei? Wenn ja, auf welcher
Rechtsgrundlage?
4.2.1 Allgemeines
a. Begriff Polizei
b. polizeiliches Einheitssystem
in Sachsen gilt auch nach der Gesetzesnovelle das sog. Einheitssystem: „Polizei“ sind
grds. alle Verwaltungsbehörden mit polizeilichen Aufgaben, d.h. sowohl Ordnungsbehör-
den (z.B. Stadtverwaltung, dort das Ordnungsamt, das Bauordnungsamt usw.) als auch
Polizeivollzugsdienst, die Polizeibehörden und der Polizeivollzugsdienst haben jetzt nur
unterschiedliche Gesetze
Anmerkung: für die Polizei galt bis Ende 2019 ein einheitliches allgemeines Ordnungs-
und Polizeigesetz (SächsPolG), seit 1.1.2020 außer Kraft, nunmehr SächsPBG und
SächsPVDG in Kraft (vgl. Novelle Polizeirecht in Sachsen)
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 2 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Das Polizeirecht wurde in Sachsen neu gestaltet: Statt dem SächsPolG gibt es nun das
Polizeibehördengesetz (SächsPBG) für das Handeln der Polizeibehörden und das Polizei-
vollzugsdienstgesetz (SächsPVDG) für den Polizeivollzugsdienst.
Die Grundprinzipien des Polizeirechts wurden dabei nicht angetastet, d.h. die Prüfungs-
struktur und die elementaren Begriffe bleiben gleich.
Geändert haben sich aber die Standorte der einzelnen Regelungen. In einer Prüfung müs-
sen also die neuen Vorschriften zitiert werden!
- Der Grundsatz, dass der Polizeivollzugsdienst nur tätig wird, wenn die Polizeibehörden
nicht oder nicht rechtzeitig handeln können, gilt jetzt nach § 2 Abs. 3 SächsPVDG auch
für die sog. Standardbefugnisse
- § 4 SächsPVDG definiert die zentralen Begriffe des Polizeirechts (im SächsPolG gab es
keine Definitionen, die mussten gelernt werden)
- Die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Nichtstörern wurden geändert, sie
finden sich nun in den § 9 SächsPVDG und § 17 SächsPBG
- Die Generalklausel findet sich in beiden Gesetzen in § 12. Hier nicht verwirren lassen:
Die Systematik ist in beiden Gesetzen unterschiedlich, d.h. im SächsPBG stehen einige
Vorschriften, die im SächsPVDG nach der Generalklausel einsortiert wurden, vor der Ge-
neralklausel. Hintergedanke des Gesetzgebers war, dass die Vorschriften im gleichen Pa-
ragraphen geregelt werden sollten, damit die Gesetze übersichtlich sind
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 3 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
c. Rechtsquellen im Polizeirecht
a. Gefahrenabwehr
Hauptinhalt des Polizeirechts, jeweils § 2 SächsPBG und SächsPVDG
Aufgabe 1: Die Polizisten P und O bemerken auf einer Streifenfahrt, dass sich in einer
Scheune ein kleines Feuer entzündet hat, das sich mit dem im Polizeifahrzeug mitgeführ-
ten Feuerlöscher ohne weiteres löschen ließe. Welche Schutzgüter sind betroffen?
- Gefahrbegriffe im Polizeirecht
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 4 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Aufgabe 3: Der völlig übermüdete Polizist P sieht auf einer grell beleuchteten Straße,
wie zwei Männer aufeinander einschlagen. Nachdem P die beiden getrennt hat, hört er
den Ausruf „Cut!“ und stellt fest, dass es sich bei der Auseinandersetzung um eine Film-
aufnahme handelte. Welche „Gefahrenart“ liegt vor?
Aufgabe 3 a: Der Mieter Reißaus (R) fliegt für 3 Wochen in den Urlaub. Damit seine Woh-
nung keinen unbewohnten Eindruck macht hat er eine Zeitschaltuhr installiert, an der
mehre Geräte (Licht, Radio, Fernseher) angeschlossen sind. Diese gehen entsprechend
mehrmals tagsüber und nachts an und wieder aus. Die Nachbarin von R, Frau Sorge (S)
wundert sich, dass R nicht öffnet, als sie ihm ein bei ihr abgegebenes Päckchen abgeben
will, obwohl aus der Wohnung des R Geräusche deutlich vernehmbar sind. Als R auf Klin-
geln und Klopfen nicht reagiert, ruft sie die Polizei. Auch den Bediensteten öffnet niemand.
Da weder S, andere Nachbarn noch der Hausmeister Angaben zum Verbleib von R ma-
chen können, brechen sie die Tür auf und stellen fest, dass R im Urlaub ist und die „Le-
benszeichen“ von der Zeitschaltuhr/den angeschlossenen Geräten stammten.
Beispiel: Bei einem Einsatz werden die Kriminalkommissare K und S zu einer Wohnung
gerufen, aus der laut Angaben einer Nachbarin Schreie zu hören seien. Als K und S ein-
treffen, finden sie den A blutüberströmt tot auf dem Boden der Wohnung vor. Daneben
sitzt B, der ein blutiges Messer in der Hand hält.
Hier kommen die Polizisten für eine Gefahrenabwehr zu spät. Ihnen obliegt aber auch die
Aufgabe, an der Strafverfolgung mitzuwirken (ergibt sich aus der Strafprozessordnung),
hier also den Sachverhalt aufzuklären, B und Nachbarin zu vernehmen, Beweise zu si-
chern usw.
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 5 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
a. Organisation
alle Behörden, denen im Rahmen ihres speziellen Aufgabenbereiches auch die bereichs-
spezifischen Aufgaben der Gefahrenabwehr zugewiesen sind
z.B.: Bergamt, Forstamt
- Polizeivollzugsdienst
strikt von den o.g. Polizeibehörden zu trennen und organisatorisch unabhängig ist der Po-
lizeivollzugsdienst:
hierbei handelt es sich um die landläufig als „Polizei“ bekannten Kräfte, d.h. die „Män-
ner/Frauen in Blau/Grün“, Kripo usw. (vgl. im einzelnen 97 SächsPVDG)
- Landeskriminalamt (Nr.2):
fachliche Leitung u. Beaufsichtigung der polizeil. Verbrechensbekämpfung u. Zusammen-
arbeit mit den anderen Bundesländern u. dem BKA in Angelegenheiten der Kriminalpoli-
zei; Spezielle Einsatz- und Ermittlungskräfte (z.B. SEK, OFA)
b. Zuständigkeit
- gibt es kein Spezialgesetz, ist im Polizeirecht das jeweilige Gesetz anwendbar, wenn
also die Polizeibehörde handelt das SächsPBG, das SächsPVDG, wenn der Polizeivoll-
zugsdienst handelt, wobei ist also nur zuständig, wenn die Gefahrenabwehr durch die Po-
lizeibehörde nicht oder zumindest nicht rechtszeitig möglich ist
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 7 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Aufgabe 5: Das Ordnungsamt der Stadt L möchte gegen einen Bürger wegen Ruhestörung
vorgehen. Prüfen Sie die Zuständigkeit!
Aufgabe 6: In einem Park der Stadt A läuft ein bissiger Schäferhund frei herum. Ein
Kind wurde bereits von ihm angefallen. Der Hund droht weitere Kinder auf einem nahege-
legenen Spielplatz anzufallen. Ein anwesender Mitarbeiter des Ordnungsamtes der be-
nachbarten Stadt B überlegt, ob er für Maßnahmen gegen den Hund in dieser Situation
zuständig ist. (Das GefHundG ist nicht anwendbar.)
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 8 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Hintergrund: Grundsatz des Vorbehalts des Gesetzes - Eingriffe in Rechte des Bürgers
müssen durch ein Gesetz erlaubt sein
d.h. aber auch, dass bei schlichtem Verwaltungshandeln ohne Eingriff (z.B. Empfeh-
lung „die Kriminalpolizei rät“, Warnung u.ä.) keine ausdrückliche Ermächtigungsgrundlage
erforderlich ist
Aufgabe 7 a: Ein Einsatzfahrzeug der Polizei fährt Samstagnacht über einen längeren
Zeitraum hinter dem Auto des A her und beobachtet, ob Anzeichen für Trunkenheit vorlie-
gen. Da das Fahrverhalten auffällig ist und Zweifel daran bestehen, ob A nüchtern ist,
halten die Polizisten A an und kontrollieren ihn. Ist für die Maßnahmen eine Ermächti-
gungsgrundlage nötig? Wenn ja, welche ist/sind anzuwenden?
Aufgabe 7 b: Welche Ermächtigungsgrundlage hat die Polizei für das Veröffentlichen der
Meldung in Fall 1 „Randale in Connewitz“
- Begriff
Die Generalklausel ist im Polizeirecht in § 12 SächsPBG und SächsPVDG geregelt. Han-
delt die Polizeibehörde muss § 12 SächsPBG zitiert werden, handelt der Polizeivollzugs-
dienst ist § 12 SächsPVDG einschlägig.
- Anwendbarkeit
Ob diese als Ermächtigungsgrundlage anwendbar ist, richtet sich danach, ob ein Spezi-
algesetz vorrangig ist. Spezialgesetze sind zum einen andere Ordnungsgesetze (z.B. die
SächsBO). Soll also z.B. die Nutzung eines Gebäudes wegen eines Gefahrenzustand un-
tersagt werden, ist nicht die Generalklausel, sondern § 80 S.2 SächsBO anzuwenden.
Oder anders gesagt: Nur bei nicht durch Spezialgesetz erfassten Angelegenheiten
darf die Generalklausel angewendet werden.
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 9 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Diese Regelung ist lediglich eine „Aufgabenzuweisungsnorm“, d.h. hier wird der Aufga-
benbereich der Polizei dargestellt
Beachte daher: § 2 nie als Ermächtigungsgrundlage für Eingriffe anwenden! Die Norm darf
aber in Verbindung mit § 12 des jeweiligen Gesetzes zitiert werden.
4.2.5 Opportunitätsprinzip
Hier geht es um die Frage, ob, in welchem Umfang und gegen wen die Polizei bei Gefah-
ren einschreitet.
Dies ist nur fraglich, sofern ein Ermessen (vgl. §§ 1 SächsVwVfZG i.V.m. 40 VwVfG) ein-
geräumt wird, also nicht bei gebundenen („-ist“) Entscheidungen, sondern nur bei „kann“-
Entscheidungen. Die meisten Gesetze im Polizeigesetz sind jedoch Ermessensvorschrif-
ten.
Zu unterscheiden sind:
- Auswahlermessen (Frage, „Wie“ eingeschritten wird, d.h. Wahl des richtigen Mittels u.
des richtigen Adressaten (bei mehreren Verantwortlichen))
Das Ermessen kann aufgrund einer speziellen Situation eingeschränkt sein, im Einzelfall
sogar soweit, dass nur noch eine Entscheidung in Betracht kommt. Diese Situation nennt
man Ermessensreduzierung auf Null. Praktisch bedeutsam ist dies bei sehr ernsthaften
Gefahren für Leben, Gesundheit, Freiheit.
c. Ermessensfehler
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 10 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Aufgabe 8: Bei der Polizei der Stadt S melden sich früh um 3:00 Uhr mehrere Bürger.
Diese schildern, man könne nicht schlafen, da in der Nähe eine Party stattfinde. Als Polizist
P die Gegend aufsucht, bestätigt sich der Sachverhalt. Beurteilen Sie das Ermessen von
P!
Aufgabe 9: Der lebensmüde S hat das Geländer auf der Aussichtsplattform des „Uni-
riesen“ der Stadt Leipzig überwunden und droht, sich hinabzustürzen. Beurteilen Sie den
Ermessenspielraum der hinzugerufenen Polizei!
Aufgabe 10: Im Leipziger Stadtteil Connewitz haben ca. 30 Personen eine kaum befah-
rene Straße nachts zur Partyzone umfunktioniert. Durch die aufgestellten Tische und
Stühle sowie ein Lagerfeuer ist die Straße nicht mehr für Autos passierbar. In der Vergan-
genheit hatte die Polizei eine solche Veranstaltung bereits einmal „aufgelöst“. Hierbei war
es zu schweren Ausschreitungen mit den Feiergästen gekommen.
Aufgabe 11: A lässt seinen Schäferhund bei Spaziergängen in Leipzig frei laufen. Da-
raufhin erhält er von der Stadt Leipzig einen Bescheid, in dem er aufgefordert wird, seinen
Hund nur angeleint außerhalb seines Grundstückes zu führen. In der Begründung heißt
es u.a.: „... eine solche Anordnung müsse immer ergehen, wenn die Voraussetzungen
nach dem Gesetz vorliegen, nämlich eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit besteht.“
Prüfen Sie die Rechtmäßigkeit des VA. (Hinweis: Das GefHundG ist nicht anzuwenden.)
(Nach Besprechung der Lösung stelle ich Ihnen beispielhaft eine ausformulierte Lösung in
Teams ein.)
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 11 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Aufgabe 12: Auf dem Grundstück von Eigentümer E befindet sich ein Tankbehälter für
Heizöl. Durch fehlerhaftes Betanken seitens Lieferant L läuft ein Teil des Öls ins Erdreich.
Nun erhält L einen Bescheid mit u.a. folgendem Inhalt: „Da Sie die entstandenen Verun-
reinigungen des Erdreichs verursacht haben, kommen Sie allein für die Beseitigung des
Schadens in Betracht.“ Wer ist Störer? Ist die Entscheidung ermessensfehlerfrei? (EGL ist
§ 12 SächsPBG)
Hier ist zu beachten, dass polizeiliche Maßnahmen stets folgende Anforderungen erfüllen
müssen (vgl. § 5 SächsPVDG und § 13 SächsPBG, in der Fallbearbeitung immer zitieren!):
- Geeignetheit, d.h. durch Maßn. kann das pol. Ziel erreicht bzw. zumindest geför-
dert werden, § 5 I SächsPVDG und § 13 I SächsPBG, die wortgleich sind
- Erforderlichkeit, d.h. es gibt kein milderes Mittel zur Verwirklichung des polizeili-
chen Zwecks, § 5 II SächsPVDG und § 13 II SächsPBG (Grundsatz des gerings-
ten Eingriffs)
- Angemessenheit des Mittels, d.h. die Nachteile durch die Maßnahme stehen nicht
erkennbar außer Verhältnis zum beabsichtigten Erfolg (also Abwägung zwischen
Nachteilen für Betroffene, Unbeteiligte, Allgemeinheit einerseits und Ziel der Ge-
fahrenabwehr andererseits), § 5 III SächsPVDG und § 13 III SächsPBG
Aufgabe 14: Polizist P beobachtet bei einem nächtlichen Streifengang, wie Ganove G
versucht einen Wagen kurzzuschließen. Um ihn am Wegfahren zu hindern, schießt er
durch die geöffnete Scheibe und trifft G am Arm. Dieser muss wegen der Verletzung sein
Vorhaben aufgeben. War die Maßnahme des P verhältnismäßig?
(Nach Besprechung der Lösung stelle ich Ihnen beispielhaft eine ausformulierte Lösung in
Teams ein.)
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 12 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Aufgabe 15: Frau Lautlos ist Halterin eines PKW BMW in Leipzig. Eine im Fahrzeug feh-
lerhaft eingebaute Alarmanlage löst zu jeder Tages- und Nachtzeit häufig Fehlalarme aus.
Zwischen Oktober und Ende Dezember 2014 ereigneten sich insgesamt 60 Fehlalarme,
davon 33 in der Nachtzeit zwischen 22.00 und 6.00 Uhr. Jede leichte Erschütterung des
Fahrzeugs durch einen Windstoß oder vorbeifahrende Fahrzeuge löste Alarm aus. Die
ständige Störung der Ruhe im Wohngebiet hat zu einer Vielzahl von immer massiver wer-
denden Beschwerden geführt. Daraufhin ordnet die Stadt Leipzig die Stilllegung des Fahr-
zeugs an.
Aufgabe 16: P sieht bei seiner Streife vormittags in einer stark von Fahrzeugen und Stra-
ßenbahnen befahrenen Einkaufsstraße, wie auf der anderen Straßenseite in etwa 50 m
Entfernung A gerade mit einem Stein ausholt, um die Scheibe eines Schnapsladens ein-
zuwerfen. Die Aufforderung des P an A, den Stein fallen zu lassen, bleibt wirkungslos, da
der Autoverkehr zu laut ist. Daraufhin gibt P einen gezielten Schuss mit seiner Dienstwaffe
auf A ab. A lässt, am Arm verletzt, den Stein fallen. Verhältnismäßig?
Wer von polizeilichen Maßnahmen in Anspruch genommen werden darf (sog. Störer) und
unter welchen Voraussetzungen, ist in den §§ 6 ff. SächsPVDG bzw. §§ 14 ff. SächsPBG
geregelt. Im Lehrbrief auf Seite 65 finden Sie eine Darstellung zu den Arten von Störern.
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 13 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Sollte dieser einmal nicht rechtzeitig erreichbar sein, besteht für die Polizei die Möglichkeit,
eine Maßnahme ohne Inanspruchnahme eines konkreten Störers selbst auszuführen, sog.
unmittelbare Ausführung (§ 8 SächsPVDG, § 16 SächsPBG).
Voraussetzungen:
Beispiel: A stellt sein Auto auf dem Gehweg vor dem Landeskriminalamt ab. Das Auto
verstellt den gesamten Bürgersteig. Zwei Polizeibeamte bemerken das Fahrzeug und las-
sen es von einem Abschleppunternehmer wegbringen.
Die sog. Einzelmaßnahmen der Polizei sind in den §§ 13 ff. PVDG bzw. 18 ff. PBG gere-
gelt.
Beispiel: Die Polizisten P und O suchen auf einen telefonischen Hinweis über einen be-
vorstehenden Selbstmord hin das Haus des F auf. Aus der Wohnung hören sie laute Mu-
sik; auf ihr Klingeln, lautes Klopfen und Rufen öffnet niemand. Der anwesende Hausmeis-
ter wird nach einem Notschlüssel befragt, die Nachbarin, ob sie Angaben zu F machen
könne. Schließlich brechen P und O die Tür auf, schauen sämtliche Räume und Schränke
durch, bevor sie F im Bad mit einer Pistole in der Hand vorfinden. Nachdem F diese nicht
freiwillig herausgibt, überwinden ihn P und O und nehmen ihm die Waffe weg. Anschlie-
ßend bringen sie F gegen dessen Willen ins Krankenhaus.
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 14 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Aufgabe 16 a: Durch extremes Hochwasser der Mulde und damit verbunden Zerstörungen
von Häusern und Wohnungen sind zahlreiche Einwohner der Stadt Eilenburg obdachlos
geworden. Da die gesamte Region betroffen ist, sind auch sämtliche Hotels, Turnhallen
u.a. Notunterkünfte hoffnungslos überfüllt. Die Stadtverwaltung von Eilenburg überlegt
deshalb, ob sie einige Familien mit Kindern in das nicht vom Hochwasser betroffene Miets-
haus von Herrn Stein einquartieren kann, wo 4 Wohnungen leer stehen. Herr Stein lehnt
das ab. Könnte die Maßnahme gegen den Willen von Herrn Stein umgesetzt werden?
- im SächsPBG findet sich darüber hinaus keine Regelung, d.h. es ist allein das Sächs-
VwVG maßgeblich
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 15 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
b. Zwangsmittel
- Ersatzvornahme § 24 SächsVwVG
- Festsetzung/Anwendung
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 16 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
4.2.9 Polizeiverordnungen
- abzugrenzen von Allgemeinverfügung, § 35 S.2 VwVfG: diese regelt stets nur ei-
nen konkreten Fall (z.B. Halteverbotsschild). Hingegen richtet sich die Verordnung
auf eine unbestimmte Anzahl von Fällen.
- für den Erlass örtlich und zeitlich begrenzter Alkoholkonsumverbote gibt es eine
spezielle Ermächtigungsgrundlage mit besonderen Tatbestandsvoraussetzungen
in § 33 Abs. 1 SächsPBG
2. Formelle Rechtmäßigkeit
- b. Ordnungsgemäßes Verfahren
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 17 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
§ 37 SächsPBG
3. Materielle Rechtmäßigkeit
- b. besondere Anforderungen
- Bestimmtheit
- In-Kraft Treten
Aufgabe 17: Überprüfen Sie die Rechtmäßigkeit der Polizeiverordnung der Stadt
Leipzig in Bezug auf § 17 I der VO!
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 18 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
- Rechtsquellen
zahlreiche Gesetze des besonderen Verwaltungsrechts, z.B. SächsWasserG,
SächsBO und SächsWaldG, StVO
Das OwiG selbst regelt hauptsächlich den Ablauf und die Grundsätze des Verfahrens
und daneben nur einige Ordnungswidrigkeitentatbestände.
- 2. Opportunitätsprinzip
- 3. Untersuchungsgrundsatz
- 4. Unschuldsvermutung
- 6. Rechtliches Gehör
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 19 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Gewerberecht
4.2.12 Einführung
Wirtschaftsverwaltung
Wirtschaftsförderung/ Wirtschaftsüberwachung
Wirtschaftslenkung
Personen Anlagen
Spezialgesetze:
GastG, HandwO u.a.
Auffanggesetz:
GewO
b. Gewerbebegriff
Die GewO und die gewerberechtlichen Nebengesetze gelten grds. nur für die Ausübung
eines Gewerbes.
- Gewinnerzielungsabsicht
wenn ein wirtschaftlicher Vorteil angestrebt wird (tatsächliches Erreichen unerheblich)
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 20 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
- dauerhaft
wenn nicht nur gelegentlich, sondern mit Absicht der Regelmäßigkeit
(auch saisonale Tätigkeiten, z.B. Betrieb eines Campingplatzes im Sommer, Skischule)
- selbstständig
wenn der Betroffene das wirtschaftliche Risiko selbst trägt und grds. frei von Weisungen
Dritter tätig wird (im eigenen Namen, auf eigene Rechnung, auf eigenes Risiko;
wichtiges Merkmal: im Wesentlichen freie Gestaltung der Arbeit und Arbeitszeit)
- Verwaltung eigenen Vermögens (z.B. Vermietung einer Wohnung durch den Eigentü-
mer)
- Begriff: nicht gesetzlich bestimmt; liegt dann vor, wenn weder Reise- noch Marktgewerbe
- grds. erlaubnisfrei, es sei denn Erlaubnis nach GewO vorgesehen (§§ 30-34 GewO)
- erlaubnisfreie Gewerbe müssen jedoch stets angezeigt werden (§ 14 GewO)!
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 21 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Zulassungsvoraussetzungen:
Zuverlässigkeit ist ein zentraler Begriff des Gewerberechts (vgl. z.B. §§ 30 Abs.1 S. 1 Nr.1,
33a Abs. 2 Nr. 1, 35 Abs. 1 S. 1 GewO) und wichtiges Kriterium bei der Entscheidung über
Gewährung/Versagung einer Erlaubnis bzw. bei Aufhebung einer solchen bzw. bei der
Untersagung der Ausübung eines Gewerbes.
Dabei handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff. Nach Rspr. gilt ein Gewer-
betreibender als unzuverlässig, wenn er nach dem Gesamteindruck seines Verhaltens
nicht die Gewähr dafür bietet, dass er sein Gewerbe künftig ordnungsgemäß betreibt.
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 22 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
- Begehung von Straftaten und OWis (Gesamtwürdigung des Verhaltens, insbes. Gewer-
bebezug der Tat, z.B. Vermögensdelikte bei einem Händler)
- Nichtabführung von Abgaben (häufigster Untersagungsgrund in der Praxis!)
- wirtschaftliche Leistungsunfähigkeit
Wie ein Gewerbe verhindert wird, richtet sich danach, ob eine Erlaubnis für dieses Ge-
werbe erforderlich ist.
Zuständigkeit im Gewerberecht
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 23 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Gaststättenrecht
4.2.15 Einführung
Die verschiedenen Tätigkeiten können alternativ oder gemeinsam vorliegen. Bereits das
Verabreichen alkoholfreier Getränke stellt den Betrieb einer Schankwirtschaft dar. Außer-
dem müssen die Getränke oder Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle verabreicht wer-
den. Ein Verkauf durch Automaten oder die Möglichkeit der Selbstbedienung reicht aus.
Das SächsGastG über den Ausschank alkoholischer Getränke gilt entsprechend für Ver-
eine und Gesellschaften, die kein Gaststättengewerbe betreiben, § 1 Abs. 2 SächsGastG.
Wer ein Gaststättengewerbe betreiben will, hat dies der Gemeinde form- und fristgerecht
anzuzeigen.
Form
- bei Vereinen und Gesellschaften, die kein Gaststättengewerbe betreiben, formlose An-
zeige des Ausschanks alkoholischer Getränke, Anschrift und Name des Vereins oder der
Gesellschaft (vgl. § 2 Abs. 1 S. 4 SächsGastG)
Frist
- wenn die Anzeige nicht form-, frist-, oder wahrheitsgemäß erstattet wurde, § 2 Abs. 5
SächsGastG
Die Gemeinde überwacht die Ausübung des Gaststättengewerbes und gibt ggf. Anord-
nungen, wenn dies zum Schutz der Gäste gegen Ausbeutung oder gegen Gefahren für
Leben und Gesundheit erforderlich ist, § 5 Abs. 1 S. 1 SächsGastG.
Dies kann bei Unzuverlässigkeit des Gewerbetreibenden bis zur Untersagung der Gewer-
beausübung führen, § 13 Abs. 1 SächsGastG i.V.m. § 35 Abs. 1 S. 1 GewO.
Verbote
Sonstiges
Übungsaufgaben Gewerberecht
Aufgabe 1: Handelt es sich in folgenden Fällen um ein Gewerbe im Sinne der GewO?
a. A und B bestreiten ihr Einkommen seit einigen Jahren dadurch, dass sie Elektrogeräte
aus Diebstählen weiterverkaufen.
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 25 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
c. Bauer B hält Hühner und Kühe. Außerdem verkauft er einen kleinen Teil der Eier bzw.
Milch direkt vom Hof.
f. E ist Eigentümer einer Wohnung in Leipzig. Diese vermietet er an eine Familie. Außer-
dem nutzt er einen Teil seines Geldes für Börsenspekulationen.
g. M führt seit zwei Jahren einen Schreibwarenladen, der jährlich bisher ca. 10.000,- €
Verluste einbrachte.
Aufgabe 2: Hans Helfer (H) möchte einen privaten Sicherheitsdienst eröffnen. Angeboten
wird Personen- und Objektschutz. Handelt es sich um ein Gewerbe und wenn ja um wel-
che Art?
Aufgabe 3: H (aus Aufgabe 2) erkundigt sich bei Ihnen, was er bei Beginn seiner Tätigkeit
zu beachten hat. Was kann die Behörde veranlassen, wenn H Ihre Auskunft nicht beach-
tet?
Aufgabe 4: Die gelangweilte Hausfrau Gähn (G) möchte in Leipzig für eine Vertriebsfirma
Zeitschriftenabonnements auf Provisionsbasis vermitteln. Dazu soll sie die Kunden unan-
gemeldet an der Haustür aufsuchen. G fragt Sie, ob es sich hierbei um ein Gewerbe han-
delt und wenn ja, um welches.
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 26 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Aufgabe 8: Wie ist in Aufgabe 2 gegen H vorzugehen, wenn sich herausstellt, dass H nach
Erteilung der Erlaubnis über einen Zeitraum von einem Jahr in insgesamt 7 Fällen wert-
vollen Schmuck bei verschiedenen Kunden im Rahmen der „Hausdienste“ gestohlen hat?
Aufgabe 10: Was wäre die Ermächtigungsgrundlage für eine Entziehung der Erlaubnis von
Frau G in Aufgabe 4, wenn sich herausstellt, dass sie sich im Verlauf ihrer Tätigkeit regel-
mäßig Abos durch betrügerisches Verhalten erschleicht? Wer ist dafür zuständig?
Variante zu Aufgabe 10: Wie wäre zu verfahren, wenn G in Aufgabe 4 ohne Reisegewer-
bekarte tätig wird?
Aufgabe 11: Gerd Schloss (S) betreibt seit einiger Zeit eine Sicherheitsfirma in Leipzig, die
sich mit Personen- und Objektschutz befasst. Eine Erlaubnis hat S nicht beantragt. Als
das Gewerbeamt der Stadt Leipzig hiervon erfährt, teilt es dem S mit, dass es die Fortset-
zung der Tätigkeit untersagen werde, falls S nicht innerhalb von zwei Wochen die erfor-
derliche Erlaubnis beantrage. Da S davon ausgeht, seine Tätigkeit bedürfe keiner Geneh-
migung, unternimmt er nichts. Zusätzlich stellt sich heraus, dass S bei 2 Kunden wertvollen
Schmuck „mitgehen“ lassen hat. Daraufhin verbietet die Behörde die Fortsetzung der Tä-
tigkeit. S legt form- und fristgemäß Widerspruch ein. Prüfen Sie die Begründetheit des
Widerspruchs!
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 27 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Variante zu Aufgabe 11: S hat auf Hinweis der Behörde die Erlaubnis beantragt, die ihm
auch erteilt wird. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass S bereits mehrfach wegen Ein-
bruchsdiebstahls vorbestraft ist, dies aber bei Antragstellung für die Erlaubnis verschwie-
gen hatte. Wie kann die Behörde dem S die Erlaubnis entziehen?
Teil II - Gaststättenrecht
Aufgabe 12: A möchte ein Bistro eröffnen, in das man zum Essen und Trinken einkehren
kann. Dafür will er eine Wohnung umbauen. Benötigt A eine Erlaubnis?
Aufgabe 14: Die Firma F möchte eine Betriebskantine einrichten, die ausschließlich für
Betriebsangehörige zugänglich ist. Ist das SächsGastG anwendbar?
Aufgabe 15: Heinz Prost (P) betreibt mit seiner Familie ein florierendes Wein- und Spei-
selokal. P, der dies seiner Gemeinde angezeigt hat, wird eines Tages völlig unerwartet
aus dem Leben gerissen. Seine Witwe (W) fragt sich, ob sie nunmehr selbst das Gaststät-
tengewerbe der zuständigen Gemeinde anzeigen muss.
Aufgabe 16: Gerd Suff (S) möchte in Leipzig eine Kneipe eröffnen und zeigt dies bei der
Stadt entsprechend an. Als zuständiger Sachbearbeiter stellen Sie bei Prüfung der An-
zeige fest, dass S eine Vorgeschichte als Alkoholiker hat und in der Vergangenheit bereits
einmal eine Entziehungskur abgebrochen hat, seit fünf Jahren aber „trocken“ ist.
Wie haben Sie sich als rechtstreuer Sachbearbeiter zu verhalten? Woraus ergibt sich die
Zuständigkeit der Stadt Leipzig für eine gegebenenfalls anstehende Entscheidung?
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 28 von 29 20.09.2021
DbU/VFA/VWA/2021-2022 Polizei- und Gewerberecht (Skript)
Variante: S ist nicht Alkoholiker. Seine einzige Vorstrafe (wegen fahrlässiger Körperver-
letzung) rührt aus einem Verkehrsunfall, bei dem das Unfallopfer infolge leichter Unauf-
merksamkeit des S bleibende Schäden erlitt. Wie entscheiden Sie nun?
Aufgabe 17: Aufgrund welcher Ermächtigungsgrundlage kann die Ausübung des Gast-
stättengewerbes wegen Unzuverlässigkeit untersagt werden?
Aufgabe 18: Nach welcher Ermächtigungsgrundlage verhindert man die Ausübung eines
nicht angezeigten Gaststättenbetriebes?
Aufgabe 19: Prost (P) hat in der kreisfreien Stadt L, ohne dies der Stadt anzuzeigen, eine
Kneipe eröffnet. Prost verfügt nicht über die notwendigen lebensmittelrechtlichen Kennt-
nisse. Als Bedienung hat er seine minderjährige Nichte gewonnen, die er im Lokal länger
arbeiten lässt, als es die für Jugendliche geltenden Höchstarbeitszeiten erlauben. Vor kur-
zem wurde bei der kreisfreien Stadt L eine mittelschwere Lebensmittelvergiftung eines
Gastes durch eine Anzeige bekannt. Nachforschungen haben den Sachverhalt bestätigt.
Unterbreiten Sie als zuständiger Sachbearbeiter einen Entscheidungsvorschlag!
Rechtsanwalt Christoph Häntzschel, Fachanwalt für Verwaltungsrecht und für Arbeitsrecht, Mediator
Gustav-Adolf-Straße 17 04105 Leipzig, haentzschel@hgra.de
Die Weiterverbreitung dieses Skripts ohne Genehmigung ist nicht gestattet.
Seite 29 von 29 20.09.2021