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Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen drei männliche sowie die vorgenannte
weibliche Beschuldigte. Es beruht auf dem vertraulichen Hinweis eines Informanten
vom 28. Oktober 2020 und der Auswertung von Erkenntnissen aus sogenannten
EncroChat-Dateien. Bei der weiblichen Beschuldigten handelt es sich um eine seit circa
einem Jahr für die Staatsanwaltschaft Hamburg in einer Betäubungsmittelabteilung
tätige Bedienstete. Da diese im Rahmen ihrer Tätigkeit Zugriff auf verfahrensbezogene
Daten im Bereich der dort geführten Betäubungsmittelvorgänge hatte, zog der General
staatsanwalt die Ermittlungen am 29. Oktober 2020 an sich (§ 145 Absatz 1 Gerichts
verfassungsgesetz (GVG)). Ein Zugriff der Beschuldigten auf Erkenntnisse des gegen
sie laufenden Verfahrens war fortan ausgeschlossen. Außerdem wurde die Beschul
digte unter einer Legende nicht mehr mit der Bearbeitung von Verfahren gegen Perso
nen aus ihrem Umfeld betraut.
Allen vier Beschuldigten wird vorgeworfen, mit Marihuana und Kokain aus einem Depot
Handel getrieben zu haben. Zwei männliche Beschuldigte sollen die vorportionierten
Betäubungsmittel nach vorheriger telefonischer Bestellung per Pkw zu den Endabneh
mern gebracht haben. Der beschuldigten Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft wird wei
ter vorgeworfen, die Geschäftsabläufe dadurch abgesichert zu haben, dass sie Infor
mationen, die sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit erlangt hatte, an die übrigen
Beschuldigten weiterleitete.
Bei den Durchsuchungen konnten insgesamt 37,5 g Kokaingemenge und 112,5 g
Marihuana (jeweils verkaufsfertig portioniert) sichergestellt werden, davon 30 g Kokain
gemenge und 90 g Marihuana in der Wohnung der weiblichen Beschuldigten. Ferner
wurden Waagen, Verpackungsmaterial, Mobiltelefone und weitere elektronische Geräte
sowie Bargeld im mittleren vierstelligen Bereich und zwei zur Auslieferung der Betäu
bungsmittel genutzte Kraftfahrzeuge beschlagnahmt. Einer der Beschuldigten kam auf
grund eines zuvor erlassenen Haftbefehls in Untersuchungshaft. Die übrigen drei
Beschuldigten wurden vorläufig festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt.
Nach Durchführung dieser Maßnahmen wurden sie wegen fehlender Haftgründe aus
dem polizeilichen Gewahrsam entlassen.
Ein Verfahren zur außerordentlichen Kündigung der Mitarbeiterin wurde eingeleitet. Der
Personalrat wurde bereits angehört.
Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:
Frage 2: Falls ja, wie stellt sich der Sachverhalt im Einzelnen dar? Bitte detail
liert erläutern.
Frage 3: Falls ja, wann wurden welche Erkenntnisse darüber gewonnen und
welche Maßnahmen strafrechtlicher und arbeitsrechtlicher Art wur
den daraufhin gegen die Mitarbeiterin jeweils wann von wem einge
leitet?
Antwort zu Fragen 1, 2 und 3:
Siehe Vorbemerkung.
2
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 22. Wahlperiode Drucksache 22/3071
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Drucksache 22/3071 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 22. Wahlperiode
Tabelle
§ 34 Abs. § 8 – einfache § 9 – erweiterte § 10 – erweiterte Sicher
1 Hmb Sicherheits Sicherheitsüber heitsüberprüfung mit
Jahr SÜGG überprüfung prüfung Sicherheitsermittlungen
Ü1 Ü2 Ü3
2015 8 7 4 1
2016 4 2 5 1
2017 7 5 8 2
2018 1 5 4 4
2019 11 11 12 0
2020 9 6 6 2
2021 11 9 3 0
Vorbemerkung: Im Juni 2020 wurde eine 35-jährige Angestellte der JVA Fuhlsbüttel
dabei erwischt, Rauschgift ins Gefängnis eingeschmuggelt zu haben.
In der Drs. 22/542 gab der Senat dazu an: „Bei einer Mitarbeiterin der
JVA Fuhlsbüttel wurde in der 23. Kalenderwoche ein Paket entdeckt.
Das Paket wurde ungeöffnet an herbeigerufene Polizeibedienstete
übergeben. Dessen Inhalt ist Teil der laufenden Ermittlungen, über
die keine Auskunft gegeben werden kann, um diese nicht zu gefähr
den.“ Mittlerweile sind fünf Monate vergangen. In der Drs. 22/2317
teilte der Senat mit: „Die Ermittlungen dauern an. Am 10. Juni 2020
wurden in diesem Verfahren verschiedene Durchsuchungsbeschlüs-
se vollstreckt. Die Auswertung der sichergestellten Unterlagen und
Gegenstände wird andauern, nachdem die Betroffenen hiergegen
zunächst Rechtsmittel eingelegt hatten.“ Zwischenzeitlich sind zwei
weitere Monate vergangen.
Frage 8: Nachdem der Mitarbeiterin fristlos gekündigt wurde, hat sie Kündi
gungsschutzklage erhoben. Wie ist der Sachstand des Verfahrens
vor dem Arbeitsgericht Hamburg?
Antwort zu Frage 8:
Die Kündigungsschutzklage wurde abgewiesen.