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07.11.22 Grundrechte als Teil des Verfassungsrechts (Constitutional Law / Human Rights)
Sie kennen die hauptsächliche Gliederung, ausgewählte Grundkonzepte und die Quellen des Rechts. Sie
können diese Aspekte auf einen konkreten Sachverhalt übertragen.
Juristische Ordnungsmuster
− Normenpyramide (auch: Normenhierarchie): Ordnung nach Subordinationsverhältnissen (Stufen,
Rechtsschichten)
− Normenkreise: Ordnung nach Lebensbereichen (z.B. Arbeitsrecht)
Öffentliches Recht
− Primäre Beziehung: Staat – Bürgerinnen und Bürger
− Der Staat tritt den Bürgerinnen und Bürgern als Träger von Hoheitsrechten mit obrigkeitlicher Gewalt
gegenüber (Abgrenzung nach der Subordinationstheorie)
− Geht dem Privatrecht grundsätzlich vor
Privatrecht
− Primäre Beziehung: Bürgerin – Bürger
− Im Privatrecht sind die Rechtssubjekte einander gleichgeordnet
Materielles Recht
− Inhaltliche Festlegungen; wer hat welche Rechte und Pflichten, was ist zu tun, was ist zu unterlassen
Formelles Recht
− Legt fest, wer Recht setzen kann
− Legt fest, wie materielles Recht durchgesetzt wird
− Formelles Recht umfasst zwei Komponenten: Organisationsrecht und Verfahrensrecht
Funktionale Felder
− Daneben: Charakterisierung von Gebieten nach Funktion (z.B. Europarecht)
Rechtskreise
− Angelsächsischer Rechtskreis (common law)
− Länder mit Kodifikationsprinzip (civil law)
Vernetzung und transnationale Rechtsprozesse
− Die dargestellte Gliederung wird zunehmend von neueren Konzepten und Entwicklungen überlagert
− Tendenz zu Vernetzungen, d.h. keine strikt hierarchisch aufgebaute Rechtsschichten und keine strikt
nebeneinander stehende Normenkreise
− Schematisierend: «Tetralemma des globalen Rechts» (Callies 2006):
national/international/supranational/transnational
− Transnationale Rechtsprozesse, charakterisiert durch Ablösung von Territorien, Verwischung der
Grenze zwischen binding/non binding norms und bottom up Prozesse der Rechtserzeugung. Bsp.:
Normative Framework des Forest Stewardship Council
Rechtsnorm
− Grundtypus: Konditionalnorm (Bsp. Art. 111 StGB)
− Elemente: Tatbestand (Voraussetzungen) und Rechtsfolgen, Wenn-Dann-Beziehung
− Aber auch: finale Normen (Bsp. Art. 3 Abs. 2 lit. c RPG)
Syllogismus (logischer Schluss vom Allgemeinen zum Besonderen)
− Alle Menschen sind sterblich (Obersatz)
− Frau Meier ist ein Mensch (Untersatz)
− Frau Meier ist sterblich (Schlussfolgerung)
Justizsyllogismus
− Norm mit Rechtsfolgen gilt für alle Fälle, die unter Tatbestand fallen
− Sachverhalt fällt unter Tatbestand
− Rechtsfolge gilt für Sachverhalt
Mehrdeutigkeit
− Rechtsnormen werden abstrakt formuliert, Texte sind mehrdeutig
− Beispiel: «Wer einem anderen widerrechtlich Schaden zufügt, [...] wird ihm zum Ersatze
verpflichtet.»
− Umformung in eine Wenn-Dann-Struktur: «Wenn jemand widerrechtlich handelt und wenn er
dadurch einem anderen Schaden zufügt, dann muss er den dabei entstandenen Schaden ersetzen».
Auch: offene Begriffe
− U.a. diese Umformung nennt man Interpretation, auch Auslegung. Recht ist auslegungsbedürftig
Vom Normtext zum Normsinn: Interpretation
− Es gibt etablierte Interpretationsregeln (grammatikalische, systematische, historische, zeitgemässe,
teleologische Auslegung), dabei Pluralismus
− Daneben auch formale Regeln: Umkehrschluss, Analogieschluss
− Aber: Keine Letztbegründbarkeit juristischer Erkenntnisse
Rechtsträger
− Rechtssubjekte sind Träger von Rechten und Pflichten
− Die Subjekteigenschaft ist Ausdruck der Rechtsfähigkeit
− Zwei Gruppen: Menschen als Einzelwesen, unkörperliche Rechtssubjekte
Natürliche Personen
− Alle Menschen als Einzelwesen
− Vgl. Art. 11 ff. ZGB
Juristische Personen
− Auch «Verbandspersonen» genannt Auch juristische Personen können Ansprüche
aus den Grundrechten ableiten, sprich Grundrechte
− Vgl. Art. 52 ff. ZGB gelten je nach dem ebenso für juristische Personen.
Pflichten
− Allgemeine Pflichten (gegenüber jedermann) Absolute Rechte Bsp.: Urheberrechte
− Unterschiedlicher Inhalt: Verbot als Pflicht sich einer Sache zu enthalten, dagegen Gebot resp.
Erlaubnis
Rechte
− Objektives Recht: Rechtsordnung als Ganzes, Summe aller Rechtsregeln
− Subjektives Recht: Berechtigung eines Rechtssubjekts (z.B. Eigentumsrecht). Dabei absolut
(gegenüber jedermann, z.B. geistiges Eigentum) und relativ (gegenüber bestimmten Personen, z.B.
Forderung aus Vertrag) wirksam.
− Freiheitsrecht (im Kontext von Grundrechten): Schützt den Einzelnen in seiner Freiheitssphäre
gegenüber Eingriffen des Staats. Bsp.: Meinungsfreiheit
Es gibt keine direkten privaten Rechtsquellen, es wird jedoch öfters auf private Normen direkt in Gesetzen verwiesen.