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K 41

Unterricht im Kurs: K 41

Fach: Berufskunde

Thema: Grundlagen des Arbeitsrechts


Betriebsverfassungsgesetz
Jugendarbeitsschutzgesetz
TVöD

Dozent: Josef Nikl


Betriebsratsvorsitzender und
Mitglied des Verwaltungsrates
der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen

ea. Arbeitsrichter am Arbeitsgericht Passau

Josef Nikl 09.2023


K 41

Das Arbeitsrecht besteht aus einer Vielzahl rechtlicher Regelungen, die verstreut über
zahlreiche unterschiedliche Gesetze zum Ziel haben, die von Arbeitnehmern in abhän-
giger Tätigkeit geleistete Arbeit rechtlich auszugestalten.

Dabei sind die Rechte des Unternehmers (Arbeitgebers) mit den Rechten der Arbeit-
nehmer sowie den Vorgaben der europaweit geltenden arbeitsrechtlichen Regelungen
in Einklang zu bringen.

Arbeitnehmer sind persönlich abhängig, weil sie die Arbeit persönlich erbringen müssen
(§ 613 BGB) und dem Weisungsrecht des Arbeitgebers hinsichtlich Ort, Art und Zeit der
Arbeitsleistung unterliegen.

AN sind in der Regel auch wirtschaftlich abhängig, weil sie zur Bestreitung ihres Le-
bensunterhalts auf die Nutzung ihrer Arbeitskraft angewiesen sind

Josef Nikl 09.2023


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Der AG muß sein Unternehmen nach wirtschaftlichen Grundsätzen führen.


Deshalb ist er interessiert mit Blick auf die
 Konkurrenten an einer Kostensenkung
 Investoren im eigenen Betrieb an einer Gewinnmaximierung
 Rasanten Marktänderungen an einer schnellen Entscheidungsfindung
und deren schnelle Umsetzung
Arbeitnehmer ist persönlich und wirtschaftlich abhängig
Sein Vorrangiges Interesse besteht an:
 Hohem Einkommen
 Gesicherten Arbeitsplatz
 Zusätzliche Altersversorgung
 Weitgehende Beteiligung an Entscheidungsprozessen
Da bei den widerstreitenden Interessen das Gleichgewicht zu Lasten der Arbeitnehmer
verschoben ist, wirkt das Arbeitsrecht vor allem zum Schutz der Arbeitnehmer. Dies ist
das Ergebnis einer über hundertjährigen Entwicklung.
Es zeigt sich immer wieder, dass der einzelne AN aufgrund seiner Abhängigkeit der sozial
schwächere ist und daher eines besonderen Schutzes bedarf.
Schutzfunktion wirkt sich arbeitsrechtlich und sozialversicherungsrechtlich aus. Sie wird
durch Gesetze, Rechtsverordnungen oder Tarifverträge geregelt. Sie kann aber auch
durch richterliche Rechtsfortbildung ausgeübt werden.

Josef Nikl 09.2023


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Darstellung Bürgerliches Recht , Öffentliches Recht, Arbeitsrecht.

Das Arbeitsverhältnis gehört als Vertrag zwischen zwei Privaten (Arbeitgeber und Ar-
beitnehmer) im Grundsatz zum bürgerlichen Recht (§ 611 ff. BGB).

Der Privatautonomie – Recht der Vertragsparteien, Verträge nach ihrem freien Willen
auszuhandeln (Art. 2 GG) – werden jedoch durch die verschiedenen Vorschriften des
Arbeitsrechts Grenzen gesetzt (z.B. Bundesurlaubsgesetz, Arbeitszeitgesetz).

Heute dient der Arbeitsvertrag in den meisten Fällen nur noch der Begründung des Ar-
beitsverhältnisses und legt die Hauptpflichten fest, wie Tätigkeit und das Entgelt (Im Ö.D.
Entgelt durch Tätigkeit festgelegt).
Im Übrigen überlagert, verdrängt durch Gesetze, Tarifverträge usw.
Hier soll der in der Regel schwächere Arbeitnehmer vor einem Missbrauch der Macht-
stellung des Arbeitgebers durch zwingende Vorschriften geschützt werden.
Von diesen Vorschriften kann nicht zum Nachteil des Arbeitgebers abgewichen wer-
den. Wegen des starken Einflusses von öffentlich-rechtlichen Normen und Wertungen
auf das Arbeitsrecht kann man von einer Zwitterstellung des Arbeitsrechts zwischen
Bürgerlichem Recht und Öffentlichen Recht sprechen.

Josef Nikl 09.2023


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Bei den Rechtsquellen zum Arbeitsrecht besteht folgende Normenhierarchie:

• Arbeitsvertrag (individuell ausgehandelter Arbeitsvertrag, dazu gehören auch Be-


triebliche Übung und Gesamtzusage) regelt z.B. Lohn und Gehaltshöhe, Probezeit,
Kündigungsfristen etc.
• Betriebsvereinbarungen
z.B. über Beginn und Ende der Arbeitszeit, Urlaubsplan, Betriebsurlaub, ArbeitsOrd-
nung etc.
• Tarifverträge
Urlaub, Lohnhöhe, Arbeitszeit, Freizeit, Zuschläge, Mehrarbeit etc.
• Verordnung
Wahlordnung zum BetrVG; Arbeitsstättenverordnung.
• Gesetz (BGB, BBiG, BetrVG, BUrlG, TzBfG, TVG, MuSchG usw.)
• Verfassung / GG, insbesondere Art. 9 III (Koalitionsfreiheit); Art. 3 GG (Gleichheits-
satz) Art 12 Freie Berufswahl – und Berufsausübung;
• EU-Recht als supranationales Recht mit Anwendungsvorrang vor nationalem Recht
Freizügigkeit; Inländer-Gleichbehandlung; Lohngleichheit von Männern und Frauen;
(141 EG-Vertrag); Richtlinien haben keine unmittelbare Rechtswirkung; EG-Verord-
nungen enthalten aber echtes auch innerstaatlich verbindliches Recht!)

Josef Nikl 09.2023


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Drei Urheber arbeitsrechtlicher Regelungen

1. Gesetzgeber (Verfassung)
2. Organe sozialer Selbstverwaltung (Tarifvertrag – Betriebsvereinbarung)
3. Arbeitsvertragsparteien (Arbeitsvertrag, Betriebsübung, Allg. Arbeitsbedingungen Di-
rektionsrecht)
4. Entscheidungen der Gerichte bilden keine eigene Rechtsquelle.

Normenhierarchie (Normenpyramide)

Regelungen nicht gleichrangig nebeneinander, sondern aufgezeigte Rangordnung

• Grundsätzlich geht höherrangige Norm vor (Rangprinzip )


Ein Gesetz kann z. B. verfassungswidrig sein oder ein Tarifvertrag gesetzeswidrig.
Tarifverträge können z.B. auf Verfassungswidrigkeit oder auf Verstöße gegen zwin-
gendes Recht geprüft werden.

• Ein günstigeres niederrangiges Recht geht aber ranghöherer Norm vor


(Günstigkeitsprinzip)
Z.B. im ArbVertrag mehr Urlaub als im BUrlG (24 Werktage)

• Wenn Normen auf gleicher Rangstufe stehen, geht die speziellere der allgemeineren
vor.
(Spezialitätsprinzip) Z.B. Haustarifvertrag ggü. Flächentarifvertrag!

• Spätere Rechtsnormen lösen früher bestandene Rechtsnormen ab


(Ordnungsprinzip) Z.B. Aktuellere Regelungen ersetzen alte Regelungen.

Josef Nikl 09.2023

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