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4. VORLESUNG-3 UE
Ihre Selbstaufgabe 1
Die Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland ist grundlegend in materielles und formelles Recht
eingeteilt. Das materielle Recht bildet den sogenannten sachlichen Kern der Rechtsordnung.
Das formelle Recht befasst sich immer mit der Durchsetzung des materiellen Rechts.
Der wesentliche Bestandteil des formellen Rechts ist das Prozess- oder Verfahrensrecht.
Beispielsweise ist die Frage nach der Zulässigkeit z.B. eines Mahnantrags oder einer Klage dem formellen
Recht zuzuordnen.
Ein wesentlicher Teil des materiellen Zivilrechts ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt, während
das Verfahrensrecht hauptsächlich in der Zivilprozessordnung (ZPO) normiert und zu finden ist. Die ZPO
enthält insofern auch die Regelungen zum jeweiligen Ablauf des Zivilverfahrens.
Anspruchsgrundlagen können sowohl dem Zivilrecht oder dem öffentlichen Recht zugeordnet werden.
Unter dem Anspruch ist „das Recht, von einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen“ zu verstehen
(§ 194 BGB).
Ein entsprechendes so genanntes „Wenn-Dann-Verhältnis“ zeigt sich – auch wenn das Strafrecht eine
grundlegend andere Zielrichtung als das Zivilrecht hat – auch in der Struktur von Straftatbeständen.
Straftatbestände bilden den Ausgangspunkt einer materiellrechtlichen Prüfung im Strafrecht.
Straftatbestände normieren immer die Strafbarkeit menschlichen Verhaltens.
Sie richten sich einerseits direkt mittels Geboten und Verboten an die Bürger:innen.
Zudem adressieren sie auch die Strafverfolgungsbehörden, die grundsätzlich nach dem Legalitätsprinzip bei
Vorliegen eines Anfangsverdachts zum Einschreiten verpflichtet sind.
Das behördliche Ermessen und die Verhältnismäßigkeit bilden hierbei häufig einen Schwerpunkt der Prüfung
im Verwaltungsrecht.
Nicht alle Rechtsnormen sind gleichwertig, es gibt vielmehr eine „Rangfolge“ (Hoegg, 2020, S. 14).
Warum?
Hierdurch wird es möglich, „eine im Rang niedrigere Rechtsnorm … an einer höherrangigen Rechtsnorm …
zu messen und festzustellen, ob erstere rechtmäßig (verfassungsmäßig) oder ggf. unwirksam (nichtig) ist“
(Hoegg, 2020, S. 14).
Die Normenhierarchie in der Bundesrepublik Deutschland wird auch als „Stufenbau der Rechtsordnung“
bezeichnet (Gröpl, 2020, Rn. 151).
Betrachtet man die gesetzlichen Regelungen auf Bundes- und Länderebene (und blendet zunächst das
überstaatliche Recht aus), so ist ganz oben in der Normenhierarchie das Verfassungsrecht angeordnet.
Auf Ebene der Bundesländer sind dies die jeweiligen so genannten Landesverfassungen.
Hierzu gehören auch Verfahrensordnungen wie die Zivilprozessordnung (ZPO) oder die Strafprozessordnung
(StPO), auch wenn in ihren Bezeichnungen das Wort „Gesetz“ nicht vorkommt. (Hoegg, 2020, S. 15).
Unterhalb der Ebene der Parlamentsgesetze sind die so genannten Rechtsverordnungen in der
Normenhierarchie.
Rechtsverordnungen dürfen – anders als Gesetze – auch von einzelnen Ministerien erlassen werden.
Allerdings erfordert dies stets eine vorherige gesetzliche Ermächtigung durch das Parlament in Berlin. In der
1:1- Verwaltungspraxis werden viele rechtliche Fragen durch Rechtsverordnungen geregelt, weil diese „den
Vorteil [haben], schneller erlassen, geändert oder aufgehoben werden zu können und somit dynamischer,
flexibler und nicht so statisch bei, so formulierten, akutem Handlungsbedarf zu sein“ (Hütwohl, 2020, S. 20).
Unterhalb der Ebene der Rechtsverordnungen befinden sich Satzungen. Die Satzungen können von
sogenannten Selbstverwaltungskörperschaften formuliert und erlassen werden. So werden sie unter
anderem im Rahmen der Selbstverwaltung von Gemeinden und Landkreise erlassen – Beispiele hierfür sind
Bebauungspläne und Gebührenordnungen.
Achtung bitte:
Auch staatliche Hochschulen können ihre Angelegenheiten durch Satzungen regeln – ein Beispiel hierfür sind
Studien- und in weiteren Prüfungsordnungen.
Auch auf Bundesebene können Satzungen erlassen werden – ein Beispiel hierfür ist die Satzung der
Deutschen Rentenversicherung (DRV). Die Geltung von Satzungen ist immer auf den jeweiligen Bereich
begrenzt und betrifft insofern nur einen begrenzten Personenkreis (Hütwohl, 2020, S. 21).
(vgl. IU Studienskript 2022, S.46)
Hütwohl, M. (2020). Einführung in das Recht. C. H. Beck
Unter dem Begriff des Gewohnheitsrechts ist dasjenige Recht zu verstehen, das „seit langer Zeit allgemein
befolgt“ wird und von dem die daran Beteiligten „überzeugt [sind], an diese Übung rechtlich gebunden zu
sein“.
Ein Beispiel hierfür sind z.B. alte Wege, die dauernd und ständig öffentlich genutzt wurden und weiterhin
genutzt werden. Diese dürfen dann – obwohl sie über ein im Privateigentum befindliches Grundstück führen –
durch die Öffentlichkeit genutzt werden (Hütwohl, 2020, S. 22).