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Lektion 1: Innerstaatliches Organisationsrecht

1. Staatsgewalt:
Einrichtungen und Handlungen, die dem Staat zur Erreichung seiner Aufgaben zur Verfügung stehen.
Unterteilt sich in Gesetzgebung (Legislative) und Vollziehung, die sich in Gerichtsbarkeit (Judikative)
und Verwaltung (Exekutive) spaltet. In einer Demokratie gehen alle 3 Staatsgewalten vom Volk aus,
wohingegen bei einer Diktatur die gesamte Staatsgewalt von einer Person ausgeübt wird.
Die Staatsgewalt wird in drei Gebietskörperschaften unterteilt: Bund, Land und Gemeinden. Größten
Anteil hat der Bund an der Staatsgewalt.

2. Die drei Gebietskörperschaften:


Eine Gebietskörperschaft ist eine juristische Person des öffentlichen Rechts.
(„Personengesamtheiten“). Diese haben Hoheitsgewalt und sind Träger von Rechten und Pflichten.

a. Bund
Gesetzgebungsorgane sind der BR (Bundesrat) und der NR (Nationalrat). Die obersten
Verwaltungsorgane sind Bundesregierung (BReg), Bundesminister (BM) und BPräs (Bundespräsident).
Höchstgerichte sind: Verfassungsgerichtshof (VfGH), Verwaltungsgerichtshof (VwGH) und Oberster
Gerichtshof (OGH).

b. Länder
Nach der Kompetenzverteilung ist die Staatsgewalt zwischen Bund und Ländern geteilt. Höchstes
Verwaltungsorgan: LReg (Landesregierung). Gesetzgebungsorgan ist der Landtag.

c. Gemeinden
Keine Gesetzgebungskompetenz und keine Kompetenz in der Gerichtsbarkeit. Organe: Bgm
(Bürgermeister), Gemeindevorstand und Gemeinderat.

3. Verfassungsrechtliche Grundlagen
a. Die österreichische Bundesverfassung
1. Allgemeines

Wichtigstes Gesetz der österreichischen Bundesverfassung ist das


B-VG/BVG (Bundesverfassungsgesetz). Verfassungsrecht ist eine Verfassungsurkunde, die die
Rechtserzeugungsregeln, die Grundlagen und Grundsätze des staatlichen Handels festlegt. Weiter
wichtige Verfassungsbestimmungen findet man im EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention)
und dem StGG (Staatsgrundgesetz). In der Bundesverfassung sind auch die „Spielregeln“ des
österreichischen Staates gegeben. Gesetzgebende Organe sind NR, BR und Landtage. Man
unterscheidet zwischen einfaches Gesetz und Verfassungsgesetz.
Einfaches Gesetz: Anwesenheit von mindestens einem Drittel der Abgeordneten und Zustimmung
der Mehrheit der anwesenden Abgeordneten

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Verfassungsgesetz: Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Abgeordneten (Präsenzquorum)
und Zustimmung von zwei Dritteln der anwesenden Abgeordneten (Konsensquorum). Muss
ausdrücklich als Verfassungsgesetz bezeichnet werden.

2. Grundprinzipien der österreichischen Bundesverfassung

Um diese zu ändern bedarf es einem erschwerten Verfahren: zuerst Verfahren für das
Verfassungsrecht (nach der Abstimmung im NR, kann der BR ein suspensives Veto einlegen, wenn
nicht geht es weiter zur Beurkundung durch den BPräs und zur Gegenzeichnung des BK
(Bundeskanzler)) und dann noch zusätzlich eine obligatorische Volksabstimmung. Die
Grundprinzipien ergeben sich aus einem Gesamtzusammenhang der Bundesverfassung und sind die
höchsten Normen der österreichischen Rechtsordnung. Die letzte und einzige Gesamtänderung der
Bundesverfassung war der Beitritt zur EU (seit 1920).

a) Demokratisches Prinzip

Recht geht vom Volk aus. Die Bundesverfassung enthält sowohl unmittelbar (direkt) (Gesetzgebung
durch gewählte Organe), als auch mittelbar (repräsentativ) (verpflichtende Durchführung einer
Volksabstimmung) Demokratie. Elemente der direkten Demokratie: Volksbegehren,
Volksabstimmung und Volksbefragung.
Volksbegehren: mehr als 100 000 Unterstützer -> verpflichtende Behandlung im NR
Volksabstimmung: dem Volk wird eine Gesetzes- oder Verfassungsänderung zur Entscheidung
vorgelegt. Verpflichtend anzuführen bei einer Gesamtänderung der Bundesverfassung, ihr Ergebnis
ist bindend.
Volksbefragung: Staatsbürgern wird eine Frage zur Abstimmung vorgelegt, deren Ergebnis ist nicht
bindend.
Diese 3 Elemente führen nie unmittelbar oder alleine zur einer verbindlichen Rechtserzeugung, denn
diese verbindliche Rechtserzeugung bleibt ausschließlich den NR und den Landtagen vorbehalten.

b) Republikanisches Prinzip

Konkretisiert sich in der zeitlich begrenzten, politisch und rechtlich verantwortlichen Position des
Staatsoberhauptes (BPräs)

c) Bundesstaatliche Prinzip

Besagt, dass die Staatsfunktionen auf Bund und Länder aufgeteilt sind. Bundesrecht und Landesrecht
sind gleichgeordnet und es gibt keinen Vorrang von Bundesrecht gegenüber Landesrecht
(„Bundesrecht bricht nicht Landesrecht“). Bund und Länder müssen aber die Akte der jeweils
anderen Gebietskörperschaften berücksichtigen. In der Gesetzgebung hat der Bund ein Übergewicht,
sodass es zu einer mittelbaren Bundesverwaltung kommt, d.h. das Verwaltungsangelegenheiten des
Bundes von Ländern vollzogen werden. Gerichtliche Kontrolle der mittelbaren Bundesverwaltung
erfolgt durch die Landesverwaltungsgerichte. Länder haben die Befugnis, sich innerhalb der
Bundesverfassung selbst eine Verfassung zu geben. Das bundesstaatliche Prinzip wurde durch den
Beitritt zur EU geändert, da es aber bundesstaatsblind ist, ist es der Verfassungsordnung überlassen,
ob es vom Bund oder von den Ländern ausgeführt wird. Im Falle einer Säumigkeit der Länder geht
das Gesetz auf den Bund über (Devolution), endet wenn das Land seiner Verpflichtung nachkommt.
Bund muss über das Vorhaben in der EU den Ländern und Gemeinden Auskunft geben.

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d) Gewaltenteilendes Prinzip

Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung müssen getrennt sein. Richterinnen und Richter sind
in der Ausübung ihres Amtes unabhängig, unabsetzbar und unversetzbar. Unabhängigkeit der Organe
der Gesetzgebung/ Verwaltung. Selbstverwaltungskörper (Sozialversicherungsträger, Österreichische
HochschülerInnenschaft).

e) Rechtsstaatliches Prinzip

(1) Rechtsstaat

Formeller Sinn: Zusammenleben der Menschen ist durch Rechtsregeln bestimmt, deren
Durchsetzung vom Staat vorbehalten ist.
Materieller Sinn: Rechtsordnung die auf zahlreiche inhaltliche Wertvorstellungen basiert: Freiheit,
Gerechtigkeit, Ordnung, …

Rechtsstaat ist verpflichtet zur Rechtssicherheit, und die Rechte des einzelnen Menschen müssen
gesetzlich festgelegt werden. Die Grundrechte Freiheit, Würde der Menschen) müssen auch gegeben
sein.

(2) Legalitätsprinzip

Die staatliche Verwaltung darf nur aufgrund der Gesetze ausgeübt werden. Jeder Verwaltungsakt/
Gerichtsakt muss begründet sein im Gesetz. Das Legalitätsprinzip hat Bedeutung für Gesetzgebung
und Vollziehung.

(3) Ermessen und unbestimmte Gesetzesbegriffe

Handlungsermessen (die Behörde kann, muss aber nicht handeln) und Auswahlermessen (die
Behörde hat die Wahl zwischen mehreren Reaktionen, muss aber handeln). Unbestimmter
Gesetzesbegriff, z.B.: ab welcher Lichtstärke in Lux Dunkelheit annimmt.

(4) Rechtsschutz

Verfahren, in denen Fehler von Vollziehungsakten korrigiert wird, da man mit Fehler rechnet werden
die Fehler als „Fehlerkalkül“ bezeichnet. Das es zu einer Entschädigung oder Behebens des Fehlers
kommt muss man etwa Bescheide bekämpfen in einem vorhergesehenen Verfahren.
Zivil- und Strafrecht obliegt der Rechtsschutz den ordentlichen Gerichten (OGH)
Verwaltungsrecht obliegt vor allem den Verwaltungsgerichten.
Spezialfälle Verfassungsgerichtshof.

f) Liberales Prinzip

Freiheit der Religionsausübung, Eigentumsfreiheit

3. Staatszielbestimmungen und Gesetzesaufträge

Sind nicht in den Grundprinzipien enthalten. Bedarf keine Volksabstimmung, um diese zu ändern. #

a) Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (1997/ 2005)

b) Gleichstellung von Frauen und Männern (1998)


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c) Umwelt- und gesellschaftlicher Staatsziele

Unter anderem Umweltschutz, Sicherstellung der Lebensmittelversorgung, Forschung etc.


Sicherstellung für die bestmöglichste Lebensqualität für4 die nächsten Generationen.

d) Sicherung der Unabhängigkeit des Rundfunks (1974)

4. Die soziale Marktwirtschaft

In Österreich kann man grundsätzlich ein marktwirtschaftliches System ablesen, da es zahlreiche


einfachgesetzlicher Regelungssysteme etwa Pensionssystem, Gleichbehandlungsgesetze oder
Sozialversicherungsrecht kann man vielmehr auf eine soziale Marktwirtschaft schließen.

5. Landesverfassungen

Ländern dürfen sich selbst Verfassungen geben, diese dürfen aber nicht gegen die Bundesverfassung
verstoßen. Darf entscheiden ob in den Gemeinden der Bürgermeister vom Gemeinderat oder direkt
vom Gemeindevolk gewählt werden soll. Weiters darf er die Anzahl der Mitglieder in der LReg
bestimmen

b. Einfache Gesetze
Sind Steuerungs- und Ausgestaltungsinstrumente.

c. Stufenbau der Rechtsordnung

Grundprinzipien der österreichischen Bundesverfassung

Europäisches Unionsrecht Primäres und Sekundäres

Bundesverfassung

Landesverfassung

Bundesgesetz Landesgesetz

Verordnung

Urteil, Bescheid, Akt unmittelbarer Befehls- und Zwangsgewalt

4. Gesetzgebung
Generell-abstrakte Normen (Gesetze): in geregelten Bereichen für die Allgemeinheit verbindliche
Wirkung entfalten
Individuell-konkrete Normen (Gesetze): Rechtsakte für eine bestimmte Person/ bestimmten
Personenkreis ihre Rechtskraft entfalten.

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a. Bundesgesetzgebung
Im Bund üben der NR und der BR gemeinsam die Gesetzgebung aus. Die meisten Gesetze sind
Regierungsvorlagen, die der Bundesminister erstellt. Drei Lesungen:

1) Allgemeiner Inhalt des Gesetzesvorschlags und meistens Zuweisung an einen Ausschuss


beschlossen

2) Ergebnisse des Ausschusses dem Plenum berichtet. Unterteilt sich in General- und eine
Spezialdebatte.
General: generelle Zielsetzung des Gesetzesvorschlages diskutiert.
Spezial: werden auf konkrete Bestimmungen oder Problemstellungen eingegangen

3) Gesetzesvorschlag kommt im Plenum zur Abstimmung.

Nach dem Gesetzesbeschluss des NR vom Bundeskanzler muss das Gesetz im Bundesgesetzblatt
verlautbart werden, welches man mittels elektronischen Wegs finden kann. Gesetz tritt mit Ablauf
des Tages der Kundmachung in Kraft.

NR hat 183 Mitglieder (Abgeordnete). Gesetzgebung der Länder erfolgt durch den jeweiligen
Landtag, die Mitglieder von diesem werden vom Volk gewählt.

S.29 im Buch

5. Vollziehung
Teilt sich in Gerichtsbarkeit und Verwaltung, dass Legalitätsprinzip gilt. Wenn der Staat handelt,
handeln Personen in Vertretung für den Staat

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1) Organe und OrganwalterInnen
Organe sind Bündel von Zuständigkeiten (Behörden, BPräs). Organwalter sind die Personen,
die ein bestimmtes Organ ausüben (z.B. Polizistin).

Behörden verfügen über Hoheitsgewalt, also können sie verbindliche Rechtsakte zur Vollziehung der
Gesetze erlassen etwa Bescheid, Urteil, Verordnung oder Erkenntnis.

a. Vollziehung: Gerichtsbarkeit und Verwaltung

o Gerichtsbarkeit

Teilt sich in ordentliche Gerichtsbarkeit und Gerichtsbarkeit des öffentlichen Rechts. Bei
Streitigkeiten zwischen Privatpersonen urteilt das ordentliche Gericht. Wird von unabhängigen,
unabsetzbaren und unversetzbaren Organen/ Richtern ausgeübt.

o Vollziehung

 Hoheitsverwaltung

Staatsgewalt, die im Rahmen des öffentlichen Rechts von Verwaltungsbehörden ausgeübt werden.
Der Rechtsschutz gegen die Entscheidungen von Verwaltungsbehörden sind die Gerichte öffentlichen
Rechts.

 Weisungsbindung

Hierarchische Ordnung in der Verwaltung, das jeweils untere Organ ist dem jeweils oberen Organ
weisungsgebunden.

Einfaches Verwaltungshandeln: ohne hoheitliche Akte werden Behörden/ Organe tätig. (Ausstellung
von Urkunden, Auskunftserteilung oder Bürotätigkeiten).

Bundesverwaltung: Höchste Ebene BPräs, Breg, Bundeskanzler, etc. Diese Organe sind gleichrangig
(kein Weisungsbindung). Zuständigkeiten der Bundesminister ist im BMG (Bundesministergesetz)
geregelt).

 Unmittelbare Bundesverwaltung (direkt)

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Ausnahmen der mittelbaren Hoheitsverwaltung (Finanzämter, Bundespolizei,
Studienbeihilfenbehörden) bundeseigene Behörden, Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht,
muss im Materiengesetz einer Bundesbehörde zugeteilt sein

 Mittelbare Bundesverwaltung (über Umwege)

Angelegenheiten von Bundesverwaltung durch Landesbehörden vollzogen (z.B. Gewerberecht,


Denkmalschutzrecht). Die Länder sind so stärker an der Staatsgewalt beteiligt und man vermeidet
eine doppelte Verwaltungsorganisation. Der zuständige BM kann nur dem LH eine Weisung erteilen =
Verbot des Weisungsdurchgriffs. LH weist Landesbehörden Beschwerde an das LVG.

LReg, als höchstes Organ der Landesverwaltung, ist gegenüber dem BVB weisungsbefugt.
Beschwerden gegen Verwaltungsbehörden in Landesverwaltung entscheiden
Landesverwaltungsgerichte.
Gemeinden: ihr eigener Wirkungsbereich umfasst alle Angelegenheiten, die im
überwiegenden/ausschließlichen Interesse der örtlichen Gemeinschaft liegt. (z.B. örtliche
Sicherheitspolizei) sind. Instanzenzug (1. Bürgermeister und 2. Gemeinderat; Beschwerden: VwG),
wenn Instanzenzug ausgeschaltet (muss genau geschrieben sein) dann nach Bürgermeister an VwG.
Es herrscht keine Weisungsbindung, nur wird die Gemeinde vom Staat kontrolliert. Es gibt auch noch
den übertragenen Wirkungsbereich, heißt dass dort die Gemeinde funktionell für den Bund oder das
Land tätig wird (z.B. Meldewesen, Wählerevidenz). Dann wird es durch den Bgm verwalten, welcher
dem Land/ Bund weisungsgebunden ist

Andere Selbstverwaltungskörper: habe dieselben Regeln, wie Gemeinden z.B. Wirtschaftskammer,


Arbeiterkammer, Jägerschaften.

Privatwirtschaftsverwaltung:
 Handeln der Behörden wie eine Privatperson (Gemeinde hat ein Grundstück)
 Behörden werden wie Personen behandelt (z.B. ordentliche Gerichte, Privatrecht)
 Verträge unterliegen wie Verträge zwischen Privatpersonen der Kontrolle der ordentlichen
Gerichtsbarkeit & wird durch die Grundrechte begrenzt (Fiskalgeltung)

Akte der Gerichtsbarkeit: Urteil + Erkenntnis sind individuell-konkret, sowie auch Beschlüsse.
Akte der Verwaltung: Bescheid: verfahrensgebundene Entscheidung
Verordnung: generell-abstrakte Norm, die von der Verwaltungsbehörde erlassen wird. Materiell
(vom Inhalt) ist sie ein Gesetz, aber formell (von ihrem Zustandekommen) ist sie ein Verwaltungsakt
AuBZ (Akte unmittelbarer Befehls- und Zwangsgewalt): Handlungen eines Organs aufgrund eines
Gesetzes (wenn eine Polizistin jemanden verhaftet)
Weisungen sind Anordnungen eines übergeordneten Organs an das jeweils untere gestellte.
Einfaches Verwaltungshandeln ist die Vollziehung der Gesetze, die formlos geschehen.
Privatwirtschaftliches Verwaltungshandeln: Verwaltung handelt mit denselben Mitteln, wie sich auch
jeder privaten Person zur Verfügung stehen.
Rechtsschutz bei der Vollziehung:
o aufgrund des rechtsstaatlichen Prinzips muss es möglich seine fehlerhaften Entscheidungen
einer Verwaltungsbehörde oder eines Gerichtes von einer übergeordneten Behörde auf ihre
Gesetzmäßigkeit überprüfen zu lassen
o die höchste Instanz in Zivilrechtlichen ist der oberste Gerichtshof (OGH)

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Lektion 2: Organisationsrecht der EU
Schritte bis zur EU:

1. EGKS (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl) 1951. Mit dieser Organisation hatte
man das Ziel die damals zwei wichtigsten Wirtschaftssektoren Kohle und Stahl zu vereinen.
Vor allem Deutschland und Frankreich wollte es zu der Vereinigung bringen, neben diesen
zwei Ländern beteiligten sich auch die BeNeLux-Staaten sowie Italien.

2. EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) 1957 und die EAG/ EURATOM (Europäische


Atomgemeinschaft). Ziel war es weitere Wirtschaftssektoren zu verbinden.

3. VvM (Vertrag von Maastricht) 1992. Ziel eine Union innerhalb Europas ohne Binnengrenzen
und eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP).

Die EU war zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Vertrages von Maastricht nur eine Ergänzung zu
allen anderen Organisationen, also gab es dann ca. um 1993 4 Organisation (EWG, EAG, EGKS und die
EU). EWG wurde zu EG umbenannt, durch den Vertrag von Maastricht. Ebenfalls wurden Regelungen
für eine gemeinsam WWU geschaffen (Wirtschafts- und Währungsunion). 1999: Vertrag von
Amsterdam: verstärkte Zusammenarbeit einzelner Mitgliedstaaten.
VVE: Vertrag über eine Verfassung Europas 2003: Grundlage für den Vertrag von Lissabon
VvL: Vertrag von Lissabon 2007-2009: In Folge des Inkrafttretens des VvL hat die EU sich ganz
verändert: EAG war eine eigene spezielle Organisation; EG wurde zur EU; Grundlagen der EU
(Primärrecht): EUV (Vertrag über die EU) und AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der EU). Stärkere
Einbindung der nationalen Parlamente in die Gesetzgebung von Europa. Weiters hat der VvL die
Rechtsverbindlichkeit der GRC (Charta der Grundrechte der EU/ EU-Grundrechtecharta) mit sich
gebracht

Aktuelle Mitglieder der EU: 28 Mitgliedstaaten, wobei Großbritannien aktuell in der Verhandlung ist,
die EU zu verlassen (Brexit).

Aufbau der EU:

o Weder ein Staat, noch eine Internationale Organisation

o Ist ein Staatenverbund

o Im Mittelpunkt zentriert ist der Binnenmarkt und seine Grundfreiheiten

o EU-Wettbewerbsordnung

o AEUV legt fest, unter welchen Umständen die EU-Maßnahmen erlassen darf
o Kompetenz- Kompetenz verteilt Zuständigkeiten auf EU und Mitgliedsstaaten
o Um anderen Welthandelsmächten gleich gegenüber zu treten GASP mit dem Amt des hohen
Vertreters, der für die EU spricht (1 Stimme) (sitzt Außenminister vor, Vizepräsident der EU-
Kommission, Sitzt beim EU-Rat, kann selbst Recht setzen

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o Mitgliedsstaaten weniger Mitspracherecht (Beschlüsse dürfen wegen zwischenstaatlicher
Zusammenarbeit vom Vertreter des Landes bestimmt werden. Alle MS müssen zustimmen!
aber nicht jeder Bürger)

Supranationalität von EU-Recht

 Mehrheitsbeschlüsse (Möglichst der Überstimmung von Mitgliedstaaten)


 Durchgriffswirkung des EU-Rechts (Unmittelbare Geltung, Anwendung)
 Vorrang des EU-Rechts vor nationalem Recht
 Unabhängige Organe (z.B. EU-Kommission)
 Zwingende Gerichtsbarkeit (EuGH)
 Supranationalität gilt nicht für die GASP

Europäische Institutionen:

a. Europäisches Parlament
b. Europäischen Rat
c. Rat der Europäischen Union
d. Europäische Kommission
e. Gerichtsbarkeit der Europäischen Union
f. Europäische Zentralbank
g. Rechnungshof

Europäischer Rat:

Erst durch den Vertrag von Lissabon als eigenes Organ geschaffen, sowie das Amt des Präsidenten
des ER. Aufgabe des ER: Impulse der EU geben; Zielvorstellungen für die Entwicklung der EU geben
und die politische Gesamtleitung der EU. ER benennt den Hohen Vertreter und nominiert den
Präsidenten der Kommission.

Der Rat der EU: (Legislativorgan)

Rat/ Ministerrat ist das zentrale Entscheidungsorgan der EU.

Die Mitglieder des Rates sind jeweilige Fachminister in den Bereichen: Allgemeine
Angelegenheiten; Auswärtige Angelegenheiten; Wirtschaft und Finanzen; Justiz und Inneres;
Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz; Wettbewerbsfähigkeit; Verkehr,
Telekommunikation und Energie; Landwirtschaft und Fischerei; Umwelt; Bildung, Jugend, Kultur und
Sport.
Beschlussfassung im Rat erfolgt mittels doppelt-qualifizierter Mehrheit, das heißt mindestens 55%
der Mitgliedstaaten (also 15) und 65% der Bevölkerung der EU.

Europäisches Parlament: (Legislativorgan) (EP)

Seit 1979 wählen das EU-Volk, BürgerInnen der EU-Mitgliedstaaten, direkt das EP. Besteht aus 751
Mitglieder, wobei jeder Mitgliedstaat zwischen 6 und 96 Abgeordneten stellt (AUT 18). Die
Sitzordnung im Saal spiegelt die Fraktionszugehörigkeit der Abgeordneten wider. Im ordentlichen
Gesetzgebungsverfahren ist der Rat und das EP gleichberechtigt und arbeiten gemeinsam. Der
Vorschlag des Präsidenten der Kommission vom Rat wird im EP gewählt.

Europäische Kommission:

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Unabhängig von den Mitgliedstaaten. Alleinige Kompetenz zur Schaffung von sekundären
Unionsrecht. Motor der Integration und Hüterin der Verträge. Die Kommission ist entweder selbst
zuständig oder erhält die Zuständigkeit vom Rat. Besteht aus 28 Mitgliedern, ein Kommissar pro
Mitgliedstaat.

Gerichtshof der EU

Es gibt zwei Gerichtshöfe und zwar den Europäischen Gerichtshof (EuGH) und das Europäische
Gericht (EuG). EuGH besteht aus einem von jedem Mitgliedsstaat nominierten Richter für 6 Jahre und
11 Generalanwälten.
stellt sicher, dass das EU-Recht in allen Mitgliedsstaaten ordnungsgemäß und auf die gleiche Weise
ausgelegt und angewendet wird.
Auslegungs- und Verwaltungsmonopol (außer GASP).
Kontrolliert EU-Organe unter Aufsicht der Kommission.

Sonstige Institutionen
Europäische Zentralbank:
Europäische Zentralbank+ nationalen Zentralbanken = Europäisches System der Zentralbanken
(ESZB). Aufgaben der ESZB: Legt die Geldpolitik fest; führt Devisengeschäfte durch;
Währungsreserven-Verwaltung; Preisstabilität zu gewährleisten

Europäische Rechnungshof:
Recht- und Ordnungsmäßigkeiten der Einnahmen/ Ausgaben der EU

Europäische Investitionsbank:
Finanziert Investitionsvorhaben von Unternehmen/ Einrichtungen des öffentlichen/ privaten Sektors

Wirtschafts- und Sozialausschuss:


Vertritt gegenüber der Kommission, dem Rat und dem EP die Interessen der verschiedenen Gruppen
des wirtschaftlichen und sozialen Lebens.

Ausschuss der Regionen:


Setzt sich aus Vertretern der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften zusammen. Sorgt für die
Wahrung der lokalen und regionalen Identitäten.

Europäische Bürgerbeauftrage: (Ombudsmann)


Kann beauftragt werden von allen natürlichen und juristischen Personen in der EU, wenn diese
meinen, dass sie von Unionsorganen oder -einrichtungen nicht korrekt behandelt worden sind.

Ämter und Agenturen der EU:


Unterstützen die Tätigkeiten der EU bei Investitionen und den Mitgliedstaaten bei der Durchführung
des Unionsrechts.

Wann darf die EU tätig werden?


Unionsorgane dürfen nur handeln, wenn es ausdrücklich in den Verträgen ihnen die Befugnis
übertragen worden ist. („Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung)

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Lückenschließungsklausel: durch einstimmigen Ratsbeschluss und nach Zustimmung des EP darf die
EU auch dann handeln, wenn auch im Vertrag die Befugnisse nicht stehen, aber eines Tätigenden im
Rahmen der in den Verträgen festgelegten Politikbereiche (z.B. Verkehrspolitik oder
Arbeitnehmerfreizügigkeit) „erforderlich“ ist.
Das Ausüben der Kompetenzen unterliegt dem Subsidiaritätsprinzip. EU darf nur handeln, falls die
Ziele besser auf Unionsebene verwirklicht werden können als auf nationaler Ebene. Die Kommission
ist verpflichtet zu bestimmen ob die EU handeln darf.

Primäres Unionsrecht

Vertrag über die EU (EUV): sind die Grundlagenbestimmungen/ allgemeinen Bestimmungen über das
auswärtige Handeln und Bestimmungen über GASP
Vertrag über die Arbeitsweise der EU (AEUV): Funktionsweise/ Zusammenspiel der Organe
insbesondere die materiellen Politikbereiche der EU.
EU-Grundrechtecharta: Handeln der Mitgliedstaaten, soweit diese in Durchführung von Unionsrecht
tätig wird und Handeln der Unionsorgane zum Schutz der Bürger.

Sekundäres Unionsrecht

 Verordnung (VO)
 Richtlinien (RL)
 Beschluss
 Stellungnahme, Empfehlung
 Abgeleitetes Unionsrecht, dass von Organen der EU auf Grundlage des Primärrechts
abgeleitet wird.

Verordnung
Da kommt die Supranationalität der EU am besten zum Ausdruck, weil eine Verordnung unmittelbar
und allgemein in den Mitgliedstaaten gilt. Sie muss direkt/ unmittelbar von den Organen in den
jeweiligen EU-Ländern angewendet werden. Vergleichbar mit einem nationalen Recht und gilt für alle
Bürger.

Richtlinie
Nicht unmittelbar anwendbar, sondern verpflichtet jeden Mitgliedstaat innerhalb einer bestimmten
zu handeln und die Richtlinie in nationales Recht umzuwandeln. Falls dies nicht geschieht innerhalb
der Frist kann ein Bürger sich unmittelbar auf die Richtlinie berufen. Gilt nicht gegenüber
Privatpersonen und überlässt jedem Mitgliedstaat die Gestaltung und Umsetzung der Richtlinie.

Beschluss
Individuell-konkret (an bestimmte Adressaten) und verbindlich. Vergleichbar mit einem Bescheid.

Stellungnahme, Empfehlung
Empfehlungen können vom Rat, von der Kommission und mitunter von der EZB abgegeben werden.
Diese sind nicht verbindlich, sondern lediglich eine „Empfehlung“.

Ordentliches Gesetzgebungsverfahren:
Jenes Normerzeugungsverfahren, im Zuge dessen das EP und der Rat gemeinsam auf Vorschlag der
Kommission eine Verordnung, eine Richtlinie oder einen Beschluss annehmen. Dabei sind EP und der
Rat gleichberechtigt, wohingegen im Rat die qualifizierte Mehrheit und im EP mit einfacher Mehrheit
benötigt wird.
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Besonderes Gesetzgebungsverfahren:
Nur in primärrechtlich vorgesehenen Fällen. Sekundärrechtsakt erfolgt durch Rat mit der Beteiligung
vom EP (im Spezialfall vice versa). Beteiligung auf Basis eines (bloßen) Anhörungs- oder
Zustimmungsrechts. Wird von der Kommission eingeleitet („Initiativmonopol“ der Kommission).

Rechtsakte ohne Gesetzgebungscharakter


Kommission hat die Befugnis, Rechtsakte mit allgemeiner Geltung zur Ergänzung oder Änderung
bestimmter nicht wesentlicher Vorschriften des Gesetzgebungsaktes zu erlassen („delegierte
Rechtsakte“). Diese Befugnis spiegelt sich in der Erlassung von Richtlinien, Verordnungen oder
Beschlüssen wider. Tertiäres Unionsrecht: Rechtsakte, die von Sekundärrecht abgeleitet werden.

Inkrafttreten von Rechtsakten:


Muss er im (elektronischen) Amtsblatt der EU kundgemacht werden. Das Amtsblatt der EU besteht
aus mehreren Reihen etwa L für legislation, Rechtssetzung, wo Verordnungen, Richtlinien oder
Beschlüsse kundgemacht werden. In der Reihe C, die für communication, Mitteilungen steht, findet
man unverbindliche Rechtsakte etwa Empfehlungen oder Stellungnahme.

Vollziehung von Unionsrecht:


Es wird in der Regel von den Behörden der jeweiligen Mitgliedstaaten vollzogen. Direkter Vollzug
bedeutet, dass EU-Organe das Unionsrecht vollziehen (nur in beschränkten Umfang).

Unionsrecht zeichnet sich dadurch aus:


1. Es autonom und unmittelbar gilt
Muss von jeder nationalen Rechtsordnung und auch von Bürger/Innen beachtet werden. Unionsrecht
wird vom EuGH ausgelegt & nicht von den Staaten, damit es nicht durch unterschiedliche gewollte
Begriffsinterpretationen unwirksam gemacht wird. Gilt mit der Kundmachung im Amtsblatt der EU,
das heißt man kann sich sofort darauf berufen und man muss nicht warten bis es der jeweilige
Mitgliedstaat akzeptiert.
2. Ist in den Mitgliedstaaten unmittelbar anwendbar
Das heißt man kann sich auf das Unionsrecht auch vor den nationalen Behörden berufen. Bsp. EU-
Verordnungen oder Grundfreiheiten
3. Unionsrecht hat Vorrang
Wenn es Überschneidung beim innerstaatlichen Recht und dem Unionsrecht gibt, und das
Unionsrecht den Sachverhalt anders regelt, das heißt dass das Unionsrecht dann angewendet
werden muss, weil es Vorrang gegenüber dem nationalen Recht hat. Das Nationale Recht, dass dem
Unionsrecht also widerspricht darf nicht angewendet werden. Alle staatlichen Organe müssen bei
ihren Entscheidungen das Unionsrecht anwenden.

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Lektion 3: Grundrechte der Wirtschaft
Was sind Grundrechte?

 Verfassungsgesetzlich gewährleistete Rechte

 Sind subjektive Rechte (Rechte des Einzelnen, die regelmäßig in einem Verfahren anwendbar
sind.)

 Staats gerichtete Abwehrrechte, um den staatlichen Handeln Grenzen zu setzen.

Wo sind die Grundrechte geregelt?

 Staatsgrundgesetz (1867) über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger

 Europäische Menschenrechtkonvention (EMRK)

 Stammgesetz der österreichischen Bundesverfassung, das Bundes-Verfassungsgesetz

 Charta der Grundrechte der EU/ Grundrechte-Charta (GRC)

Welche Grundrechte gibt es?

 Freiheitsrechte:

o Sind jene Grundrechte, die den Einzelnen gegen Eingriffe des Staates im Sinne der
Lebenswirklichkeit schützen. Man unterscheidet hierbei die

o Fundamentalgarantien (Recht auf Leben, Folterverbot)

o die sonstige Rechte (Recht auf Freizügigkeit, Recht auf die persönliche Freiheit)

o Grundrechte des Gemeinschaftslebens (Kommunikationsfreiheit,


Wissenschaftsfreiheit)

o Grundrechte des Wirtschaftslebens (Erwerbsfreiheit, Freizügigkeit des Vermögens)

 Gleichheitsrechte:

o Aus den Gleichheitssätzen folgt hierbei, das Verbot der unsachlichen Diskriminierung
und das allgemeine Sachlichkeitsgebot

 Verfahrensgarantien:

o Recht auf Zugang zu Gericht, Recht auf ein Verfahren vor dem gesetzlichen Richter

 Politische Rechte (Wahlrecht)

 Soziale Grundrechte

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o Subjektiv verfassungsgesetzlich gewährleistete Recht, die dem Einzelnen einen
Anspruch auf soziale Leistungen durch den Staat gewährleisten (Recht auf Arbeit)

Bindung der einfachen Gesetzgebung: Meisten Gesetze stehen unter einem Gesetzesvorbehalt, der
den einfachen Gesetzgeber ermächtigt, Grundrechte sowohl näher aus zu gestalten al auch zu
beschränken. Gesetzliche Eingriffe sind zulässig wenn sie „in einer demokratischen Gesellschaft für
die nationale Sicherheit, die öffentliche Ruhe und Ordnung, das wirtschaftliche Wohl des Landes, die
Verteidigung der Ordnung und zur Verhinderung von strafbaren Handlungen, zum Schutz der
Gesundheit und der Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig ist“.
Es gibt Grenzen bei den Eingriffen in die Grundrechte, vor allem müssen die
Grundrechtsbeschränkung verhältnismäßig sein.

Bindung der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit: Staatliche Organe dürfen nicht willkürlich
handeln, sondern müssen die Grundrechte bei jedem Akt der Verwaltung/ Gerichtsbarkeit beachten.

Fiskalgeltung der Grundrechte: (Bindung des Staates als Träger von Privatrechten an die
Grundrechte) Staat ist nicht nur hoheitlich an die Grundrechte gebunden, sondern auch wenn er als
Privater in Form von beispielsweise Verträgen tätig ist.

Zwischen Privatpersonen wirken die Grundrechte nur mittelbar! Das bedeutet sie regeln wie sich
Private verhalten müssen und dabei nicht ihre Grundrechte verletzen dürfen. Auf der anderen Seite
wirken sie durch Behörden oder durch Gerichte.

Die Grundrechte schützen natürliche Personen und juristische Personen vor unverhältnismäßigen
Eingriffen durch den Staat. Die Grundrechte der EMRK sind Jedermannsrechte. Einige Rechte aus
dem StGG oder dem BVG sind nur Staatsbürgerrechte, auf welche sich nur inländische
natürliche/juristische Personen berufen dürfen.

Wer überwacht die Einhaltung der Grundrechte?

o Der Verfassungsgerichtshof (VfGH), dieser achtet auch, dass Gesetze grundrechts-


bzw. verfassungskonform sind

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Was ist ein Eingriff in die Erwerbstätigkeit? Jeder staatliche Akt, der die grundrechtlich geschützte
Sphäre eines Grundrechtsträgers in belastender oder beschränkender Weise berührt. Hierbei
unterscheidet man drei Arten in denen die Grundrechte der Erwerbsfreiheit beschränken darf

1. Objektive Zugangsbeschränkungen

Schranken, die der Betroffene nicht aus eigener Kraft überwinden kann (Bedarfsprüfung beim
Rauchfangkehrer).

2. Subjektive Zugangsbeschränkungen

Zugangsbeschränken, die von der Person selbst überwinden werden können. Etwa spezifische
Ausbildungserfordernisse (Befähigung zum Betreiben eines Gastgewerbes)

3. Ausübungsschranken

Diese reglementieren nicht den Zugang zu einer Erwerbstätigkeit, sondern nur deren Ausübung.
(Wegen Ladenschlussvorschriften muss Frau Y ihr Geschäft täglich um 19:00 Uhr schließen).

Bindung der Gesetzgebung


Nicht jeder Eingriff in ein Grundrecht stellt eine Verletzung des Grundrechts dar. Vielmehr ist noch zu
prüfen, ob der festgestellte Eingriff verfassungsgemäß oder verfassungswidrig ist.

Gesetzesvorbehalt:

 Erwerbsfreiheit steht unter einem Gesetzesvorbehalt

 Bedeutet, dass das Grundrecht der Erwerbsfreiheit nicht absolut garantiert ist

 Gesetzgeber darf die Erwerbsfreiheit beschränken, solange diese unter den gesetzlichen
Bedingungen gewahrt sind und einer Verhältnismäßigkeitsgrundsatz entsprechen.

Verhältnismäßigkeitsgrundsatz:

Jeder gesetzliche Eingriff in die Erwerbsfreiheit muss verhältnismäßig sein, andernfalls stellt er eine
Verletzung des Grundrechts aus Art 6 StGG dar. Umso größer die Eingriffsintensität, umso mehr
Gewicht hat der Aspekt „öffentliches Interesse“. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist beachtet,
wenn das Gesetz ein öffentliches Interesse verfolgt, zur Erreichung dieses Ziels geeignet und
erforderlich ist und das Grundrecht nicht inadäquat einschränkt.

a. Öffentliches Interesse (Verfassungsgerichtshof überlässt den Gesetzgeber einen sehr weiten


Gestaltungsspielraum (Bsp. Umweltschutz, Konsumentenschutz))

b. Geeignetheit (Zum Erreichen des öffentlichen Interesses muss die Erwerbsbeschränkung


geeignet sein)

c. Erforderlichkeit (Gesetzgeber muss das gelindeste Mittel wählen, sodass das Grundrecht so
wenig wie möglich einschränkt wird.)

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d. Adäquanz (Verhältnismäßigkeit in engeren Sinn) (Eingriffe in die Erwerbsfreiheit müssen bei
einer Gesamtabwägung zwischen der Schwere des Eingriffs und dem Gewicht der sie
rechtfertigenden Gründe adäquat sein.

Bindung der Vollziehung

Bescheide der Verwaltungsbehörden oder Erkenntnis/ Beschlüsse der Verwaltungsgerichte können


die Ausübung der Erwerbstätigkeit beschränken und vielmehr auch untersagen.

Schutzbereich der Eigentumsfreiheit:

Das Eigentum wird auch von der österreichischen Verfassung geschützt. Nach Art 5 StGG ist das
Eigentum unverletzlich. Eine Enteignung gegen den Willen kann nur geschehen, wenn dies das
Gesetz bestimmt. Auf die Eigentumsfreiheit kann sich jedermann berufen (jede natürliche/juristische
Person egal welcher Staatsangehörigkeit). Durch den Eigentumsschutz sind alle vermögenswerten
Rechte geschützt. (etwa Mietrecht, Pachtrecht, Urheberrecht oder das Eigentum an einer Sache).
„Der Schutzbereich der Eigentumsfreiheit umfasst das Recht, Eigentum zu erwerben und darüber zu
verfügen.“ Das Grundrecht schützt die Privatautonomie (Recht zum Abschluss von privatrechtlichen
Verträgen).

Eigentumseingriffe

1) Enteignung

Dem Eigentümer wird eine Sache/ vermögenswertes Recht durch einen hoheitlichen Akt
entzogen

2) Bloße Eigentumsbeschränkung

Eigentumsrecht wird nicht entzogen, sondern es wird nur eingeschränkt (Eigentümer in


einem Gebäude unter Denkmalschutz)
„Eigentumsbeschränkungen können allerding in ihren Wirkungen auch so weit gehen, dass
sie praktisch einer Entziehung des Eigentums gleichkommen“ (materielle Enteignung)

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Sowie bei der Erwerbsfreiheit ist es auch bei der Eigentumsfreiheit der Fall, dass der Gesetzgeber
diese beschränken darf es muss aber wie so oft dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes unterlegen,
sowohl die Enteignung als auch die Eigentumsbeschränkung.

Die drei Voraussetzungen für eine Enteignung: „Es muss ein konkreter Bedarf vorliegen, dessen
Deckung im öffentlichen Interesse liegt. Das zu enteignende Objekt muss zur Deckung dieses Bedarfs
geeignet sein. Es muss unmöglich sein, diesen Bedarf anders als durch eine Enteignung zu decken.“

Jeder Eigentumseingriff bedarf es einer gerechten Entschädigung, denn ohne diese ist der Eingriff in
das Eigentum unverhältnismäßig. Auch der Verfassungsgerichtshof (VfGH) sieht eine Entschädigung
vor.

Eigentumsfreiheiten binden auch Verwaltungsbehörden und Gerichte. „Eine in das Eigentum


eingreifende Entscheidung eines Verwaltungsgerichtes verletzt das Grundrecht, wenn sie gesetzlos
ergeht, sich auf eine verfassungswidrige Rechtsgrundlage stützt oder eine verfassungsrechtliche
unbedenkliche Rechtsgrundlage denkunmöglich anwendet.“

Verfahrensgrundrechte:
Sichern dem Einzelnen ein faires Verfahren/das Recht auf einen gesetzlichen Richter und
gewährleisten das Rechtsstaatlichkeitsprinzip. Gewähren auch das Durchsetzen seiner Rechte im
fairen Verfahren/ vor dem gesetzlichen Richter.

Recht auf ein Verfahren vor dem gesetzlichen Richter (Verfahrensgrundrecht):


Nach Art 83 Abs 2 B-VG bestimmt, dass niemand seinem gesetzlichen Richter entzogen werden darf.
„gesetzliche Richter“ = jede staatliche Behörde (jedes Gericht & jede Verwaltungsbehörde, die
mit hoheitlichen Kompetenzen ausgestattet ist).

Bindung der Gesetzgebung:


Nach Art 83 Abs 2 B-VG darf niemand durch einen Akt der Vollziehung (auch im Einzelfall) seinem
gesetzlichen Richter entzogen werden.

Bindung der Vollziehung:


nach der Prüfungsformel des VfGH verletzt eine Entscheidung eines Verwaltungsgerichts das „Recht
auf den gesetzlichen Richter“, wenn das Gericht etwas entscheidet, dass eigentlich nicht in seinem
Zuständigkeitsbereich liegt oder gesetzwidrig seine Zuständigkeit ablehnt.

Der EuGH als gesetzlicher Richter:

Der EuGH ist zuständig für die Auslegung des Unionsrechts. Wenn ein Gericht nicht den EuGH das
Recht auslegen lässt, dann wurde der betroffenen Person der gesetzliche Richter entzogen.

Recht auf ein faires Verfahren (Art 6 EMRK und Art 47 GRC)

Bereich: Zivilrechtliche Ansprüche (Streitigkeiten unter Privatpersonen) und strafrechtliche Anklagen


(wird durch den Inhalt der entsprechenden Beschuldigung und den vorgesehenen Strafen bestimmt).

Gewährleistungsumfang des Art 6 EMRK:

 Zugang zu einem und bindende Entscheidung durch ein Tribunal

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 Einhaltung einer angemessenen Verfahrensdauer

 Anspruch auf Durchführung einer öffentlichen mündlichen Verhandlung

 Anspruch auf Durchführung eines fairen Verfahrens (Gewährung von Parteiengehör)

 In Strafverfahren gilt noch dazu Grundsatz der Unschuldsvermutung und das Recht auf eine
Verteidigung

Weitere Verfahrensgrundrechte

 „nulla poena sine lege“ (keine Strafe ohne Gesetz).

 Recht, sich nicht selbst einer Straftat bezichtigen zu müssen

 Recht auf eine wirksame Beschwerde

 Verbot der Doppelbestrafung (Grundsatz des „ne bis in idem“)

18
Lektion 4: Binnenmarktrecht
Die Grundfreiheiten des Binnenmarktes

Der europäische Binnenmarkt ist ein Raum ohne Binnengrenzen, in dem der freie Verkehr von
Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital gewährleistet werden. Zu den Grundfreiheiten gelten
weiters „der freie Warenverkehr, die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die Niederlassungsfreiheit, die
Freiheit des Dienstleistungsverkehrs sowie die Freiheit des Kapital- und Zahlungsverkehrs.

Grundfreiheiten, auf diese kann man sich gegenüber einer Behörde berufen, gelten für den
Unionsbürgern und für juristische Personen mit Sitz in der EU. Sie schützen nur grenzüberschreitende
Wirtschaftstätigkeiten. Das heißt, dass reine Inlandssachverhalte, die keinen Bezug mit einem
anderen EU-Mitgliedstaat hat, nicht von den Grundfreiheiten des Binnenmarktes geschützt werden.
Inländerdiskriminierung, das bedeutet die Besserstellung von Ausländern gegenüber Inländern,
werden nur dann von Unionsrecht beseitigt, wenn Richtlinien zur Rechtsangleichung erlassen
werden.

Grundstruktur der Grundfreiheiten:

 Diskriminierungsverbot: „Die Grundfreiheiten schützen Waren, selbständig und


unselbstständig erwerbstätige Personen, Dienstleistungen und Kapital bei und nach dem
Grenzübertritt von einem Mitgliedstaat in einem anderen vor Benachteiligungen.“
Versteckte/mittelbare Diskriminierungen sind ebenfalls verboten (Wohnsitz muss im
Beschäftigungsland sein)

 Beschränkungsverbot: Verbot von nicht staatlichen diskriminierenden Maßnahmen, die die


Inanspruchnahme der Grundfreiheiten unattraktiv machen (zusätzliche Kosten)

 Rechtfertigung: Diskriminierungen/ Beschränkungen können zulässig sein, wenn diese durch


einen Rechtfertigungsgrund gedeckt sind und einer Verhältnismäßigkeitsprüfung unterlagen.

o Unmittelbare Diskriminierung: Nur durch explizit genannte Gründe im AEUV


gerechtfertigt (öffentliche Ordnung, Sicherheit und Gesundheit)

o Mittelbare Diskriminierung: Muss auch dem AEUV und/oder dem


Allgemeininteresse unterliegen

o Beschränkungen: Muss auch dem AEUV und/oder dem Allgemeininteresse


unterliegen.

Nationale können durch bestimmte Maßnahmen die Grundfreiheiten behindern/ unattraktiver


machen:

1) Sie müssen explizit im AEUV genannt werden oder aus zwingenden Gründen dem
Allgemeininteresse unterliegen.

2) Sie müssen geeignet sein, die Verwirklichung des mit ihnen verfolgten Zieles zu
gewährleisten.

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3) Sie dürfen nicht über das hinausgehen, was zur Erreichung dieses Ziels erforderlich ist.

Rechtsangleichung (Harmonisierung): gerechtfertigte Beschränkungen aus Gründen des


Allgemeininteresses können in den verschiedenen Ländern unterschiedlich sein. Zu den
primärrechtlichen Grundfreiheiten, kommt auch noch eine sekundärrechtliche
Rechtsangleichungsmaßnahme, die es ermöglicht eine eigene Regelung im EU-Raum sicherzustellen.
Die Richtlinien versuchen die unterschiedlichen Regelungen der einzelnen Länder auszugleichen, um
Beschränkungen im Wirtschaftsverkehr zu reduzieren. Sollte es dadurch zu einer Abstufung des
Schutzniveaus kommen dürfen die Länder unter Voraussetzungen wieder Regelungen machen
(Mindestharmonisierung)

Vollharmonisierung: sollte es keine Möglichkeiten geben es auszugleichen (keine nationalstaatlichen


Maßnahmen/Regelungen mehr)

Warenverkehrsfreiheit: Die Verbote der Diskriminierung gelten nur dann, wenn es sich tatsächlichen
grenzüberschreitenden Sachverhalt handelt und dieser tatsächlich vom sachlichen
Anwendungsbereich der Grundfreiheiten erfasst wird. Auch Waren die aus Nicht-Mitgliedstaaten der
EU stammen werden mit der Verzollung und ordnungsgemäßer Einfuhr in die EU zur Unionsware.
Der AEUV versucht den freien Binnenmarkt sicherzustellen.

Die Mitgliedstaaten verpflichten sich eine gemeinsame Zollunion zu haben, das bedeutet, dass den
Mitgliedstaaten innerhalb der EU Ein-, Aus-, und Durchfuhrbeschränkungen grundsätzlich verboten
ist. Außerhalb der EU werden Zölle eingefordert, jeder Mitgliedstaat muss sich an den gemeinsamen
Zolltarif halten.

Mengenmäßige Ein- und Ausfuhrbeschränkungen sind zwischen den Mitgliedstaaten verboten.


Ebenfalls verboten sind MglW („Maßnahmen gleicher Wirkung“), Maßnahmen die eine
mengenmäßige Beschränkung aufweisen. Weiters wird die MglW definiert: „Jede mitgliedstaatliche
Handelsregelung, die geeignet ist, den grenzüberschreitenden Handel innerhalb der EU unmittelbar
oder mittelbar, tatsächlich oder potenziell zu behindern, ist eine MglW“.

Es können auch Regelungen, die nicht direkt ausländische Waren diskriminieren eine MglW sein:
„Cassis de Dijon Regel“: Regelungen, die den Verkauf beschränken sind keine MglW, sofern diese
Regelungen für alle Marktteilnehmer in diesem Mitgliedsstaat gelten (für inländische sowie
importierte Erzeugnisse). So werden alle Waren in gleicher Weise behindert und die Importe nicht
diskriminiert z.B. Schutz der öffentlichen Gesundheit, des Handelsverkehrs und Verbraucherschutz.

vertriebsbezogene Regelungen: sind normalerweise keine MglW (z.B. Ladenschlussregelungen,


Werbebeschränkungen, Preisregelungen)
produktbezogene Regelungen: sind fast immer MglW (z.B. Regelungen hinsichtlich
Zusammensetzung, Form, Bezeichnung und Verpackung der Ware)

Der EuGH versteht unter MglW:

 Maßnahmen eines Mitgliedstaats, mit welchem bezweckt oder bewirkt wird, Erzeugnisse aus
anderen Mitgliedstaaten weniger günstig zu behandeln;

 Hemmnisse, die sich in Ermangelung einer Harmonisierung der Rechtsvorschriften daraus


ergeben, dass Waren aus anderen Mitgliedstaaten, die dort rechtmäßig hergestellt und in
den Verkehr gebracht worden sind, bestimmten Vorschriften entsprechen müssen, selbst
wenn diese Vorschriftenunterschiedslos für alle Erzeugnisse
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 Sowie alle sonstigen Maßnahmen, die den Zugang zum Markt eines Mitgliedstaats für
Erzeugnisse aus anderen Mitgliedstaaten behindern.

Ausnahmen und Rechtfertigungsgründe: Diskriminierende Vorschriften können zulässig sein, wenn


sie aus Gründen der öffentlichen Sittlichkeit, Ordnung und Sicherheit des Schutzes der Gesundheit,
des Schutzes des nationalen Kulturgutes, zudem Gründen muss die betreffende Maßnahme auch
verhältnismäßig sein. Mitgliedstaaten können sich nicht auf die Rechtfertigungsgründe berufen,
wenn der betreffende Bereich durch Richtlinien und Verordnungen bereits abschließend
harmonisiert ist.

Arbeitnehmerfreizügigkeit:

Schutzbereich: Jeder Unionsbürger hat das Recht, in anderen Mitgliedstaaten eine unselbstständige
wirtschaftliche Tätigkeit, gegen Gegenleistung (etwa Geld, Bekleidung, Kost und Unterhalt),
auszuüben. Dabei kommt auch der Begriff des Wanderarbeitnehmers, das bedeutet „das Recht in
den anderen Mitgliedstaat einzureisen, dort eine Stelle zu suchen, sich frei bewegen, aufzuhalten
und eine Wohnung zu suchen sowie nach Beendigung der Beschäftigung im Beschäftigungsland zu
verbleiben. Auch der Arbeitgeber kann sich auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit berufen, indem er
Angestellte eines anderen Mitgliedstaates beschäftigt. Weiters profitieren auch Angehörige von
Wanderarbeitern, denn diese kommen in den Genuss auch im Beschäftigungsland des Angehörigen
zu wohnen und zu arbeiten.
Des Weiteren können sich auch Mitgliedstaaten des EWR (etwa Island, Norwegen oder Liechtenstein)
auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit berufen. Zu den Ausnahmen des Schutzbereiches zählen
Beschäftigungen in der öffentlichen Verwaltung. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit sagt aus, dass weder
versteckt noch ausdrücklich diskriminiert werden darf. Jede Schlechterbehandlung, eines
Staatsangehörigen eines anderen EU-Mitgliedstaates ist grundsätzlich verboten, außer es lässt sich
aus Gründen der öffentlichen Ordnung, Sicherheit oder Gesundheit, unter Berücksichtigung des
Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes, rechtfertigen.
Weiters gibt es eine Besonderheit der Arbeitnehmerfreizügigkeit, sie richtet sich nicht nur an
Mitgliedstaaten, sondern auch an Privatpersonen. Diese schützt auch ebenfalls neben den oben
genannten Gründen auch vor Beschränkungen.

Niederlassungsfreiheit:

„Die Niederlassungsfreiheit gewährt das Recht zur Aufnahme und Ausübung einer dauerhaften
selbstständigen wirtschaftlichen Tätigkeit in einem anderen Mitgliedstaat mittels einer dortigen
festen Einrichtung“. Auf diese können sich sowohl EU- als auch EWR-Bürger berufen. Die Gründung
einer Zweigniederlassung in einem anderen Mitgliedstaat, ist nur dann möglich, wenn man in einem
der beiden Mitgliedstaaten ansässig ist. Nicht in den Schutzbereich fällt, die Ausübung öffentlicher
Gewalt.
Bei der Sitzverlegung unterscheidet man zwischen Zuzugs- und Wegzugskonstellationen
(Unternehmen muss im Zuzugsland anerkannt werden, sollte die Gründung in einem Drittstaat sein,
kann man sich nicht auf die Niederlassungsfreiheit berufen, Wegzugskonstellationen sind in der
Niederlassungsfreiheit nicht geregelt aber ein Land sollte ein Unternehmen wegziehen lassen ohne
es zu beschränken). Bei der Gründung einer Zweigniederlassung in einem anderen Land gelten die
Regeln des Hauptsitzlandes bezüglich Mindestkapital, Haftung der Gesellschafter.

21
Dienstleistungsfreiheit:

Bei der Dienstleistungsfreiheit geht es um selbstständige vorübergehende Tätigkeiten, die gegen


Entgelt erbracht werden und ein grenzüberschreitendes Element aufweisen.

 aktive Dienstleistungsfreiheit: Dienstleistung in einem anderen Mitgliedstaate, nämlich in


dem, in dem der Dienstleistungsempfänger ansässig ist. (Italiener kocht in Wien)

 passive Dienstleistungsfreiheit: Leistungsempfänger begibt sich zur Entgegennahme der


Leistung in einen anderen Mitgliedstaat. (Urlaub in einem anderen Mitgliedstaat)

 Grenzüberschreitender Dienstleistungsverkehr: Österreichische Touristen reisen mit einem


österreichischen Fremdenführer nach Frankreich

Auf die Dienstleistungsfreiheit können sich Unionsbürger berufen, wenn sie Staatsangehörige eines
Unionslandes sind und wenn sie dort auch ansässig sind. Gesellschafter können sich auf die Freiheit
stütz, wenn die Gesellschaft in einem Unionsland gegründet wurde (darf auch ein Büro im anderen
Land haben). Dienstleistungsgeber und Empfänger können sich auf die Freiheit berufen →
Diskriminierung (ausgenommen Sicherheit, Ordnung und Gesundheit) und Beschränkungen
(ausgenommen öffentliches Interesse) sind nicht erlaubt. Beziehen sich auf Staat, Gesellschaften und
juristischen Personen → Verhältnismäßigkeit und Rechtfertigung.
Unterschied zur Warenfreiheit ist, dass die Warenfreiheit sich auf materielle die
Dienstleistungsfreiheit auf immaterielle Produkte konzentrieren.

Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit:

Unter Kapitalverkehr versteht man jede grenzüberschreitende Übertragung von Geld- oder
Sachkapital, die primär zu Anlagezwecken erfolgt. Der Begriff Kapital umfasst sowohl Sachkapital
(Unternehmerbeteiligungen) als auch Geldkapital (Bürgschaften, Darlehen). Alle Beschränkungen
zwischen Mitgliedsstaaten sind verboten. Es soll ein europäischer Finanzraum herrschen, in dem
jeder Unionsbürger Zahlungstransaktionen durchführen kann. Gilt auch für Drittstaaten.
Zahlungsverkehr: Transfer von Geld aufgrund anderer Freiheiten (Annexfreiheit)

Es darf steuerrechtlich zwischen Inländern und Ausländern differenziert werden, solange es keine
Harmonisierung der Richtlinien gab. Außerdem dürfen unerlässliche Maßnahmen zur Vermeidung
finanzrechtlicher Vergehen, Ordnung und Sicherheit erteilt werden. Dürfen jedoch nicht willkürlich
sein und müssen verhältnismäßig geprüft und gerechtfertigt sein. Unzulässig sind in der Regel eine
Genehmigungspflicht für Kapital- und Zahlungsverkehrstransaktionen, nicht hingegen ein bloßes
Anmeldesystem.
Privatisierungsvorgänge= Kapitalverkehrsfreiheiten, kann jedoch verboten werden, wenn es aus
Verbraucherschutzgründen gerechtfertigt ist (z.B. Energieversorgung).

Unionsbürgerschaft und Freizügigkeit:

Unionsbürgerschaft, schon früher gab es Vorstellung eines „Marktbürger“ als Träger der
wirtschaftlichen Grundfreiheiten des Binnenmarktes, sind „Marktbürger“ mit zusätzlichem
politischem Teilhabe- und Kontrollrecht. Unionsbürgerstatus vermittelt auch sich in den
Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten. Aufenthalt von 3 Monaten bis 5 Jahren, ohne
Erwerbstätigkeit muss durch ausreichende Existenzmittel und Krankenversicherung gesichert sein,
damit Freiheit in Kraft tritt, sonst muss das Land verlassen werden, Familienangehörige müssen
bestimmte Voraussetzungen erfüllen um die Freiheit ebenfalls zu bekommen.
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Ermöglicht Gleichberechtigung und Nicht-Diskriminierung (auch Leistungsansprüche wie
Sozialleistungen). Mitgliedsstaaten müssen Handlungen unterlassen, die den Unionsbürger zum
Verlassen der Union führen (brasilianischer Vater darf in EU nicht arbeiten, EU-Kinder müssen mit
ihm gehen). Unionsbürger können aber auch keinen einen Anspruch auf Sozialleistungen haben,
wenn sie die Voraussetzungen nicht erfüllen (Genug Geld und Krankenversicherung).

23
Lektion 5: Gewerbeantritt
Die Gewerbeordnung 1994 – Was regelt sie und worauf zielt sie ab?

Die österreichische Bundesverfassung garantiert allen Staatsbürgern die Freiheit, jeden Erwerbszweig
– sei es selbstständig, sei es unselbstständig – auszuüben. Die Erwerbsbetätigung ist damit nicht
völlig frei, sondern sie wird vom Gesetzgeber geregelt in der sogenannten Gewerbeordnung (GewO).
Die GewO zielt darauf ab, die Qualität der angebotenen Leistungen zu fördern und etwaige, von den
Gewerben ausgehende Gefahren abzuwehren. Deshalb verlangt die GewO für den Antritt eines
Gewerbes einen Nachweis fachlicher Eignung.

Die GewO gilt nur für alle gewerbsmäßig ausgeübten und nicht gesetzlich verbotenen Tätigkeiten,
soweit sie nicht durch die §§2 bis 4 GewO ausgenommen ist. Wenn eines der Voraussetzungen nicht
zutrifft unterliegt diese Tätigkeit nicht der GewO und muss nicht angemeldet werden.

Gewerbsmäßig in Sinne der § 1 Abs 2 GewO wird eine Tätigkeit dann ausgeübt, wenn sie selbständig,
regelmäßig und mit Absicht auf Ertragsabsicht. Unter selbstständig versteht man, wenn man auf
eigener Rechnung und Gefahr die Tätigkeit ausübt.
Regelmäßigkeit ist eine Tätigkeit, wenn sie wiederkehrend vorgenommen wird. Einmalige Tätigkeiten
können auch als regelmäßig bewertet werden, wenn man auf die Wiederholungsabsicht schließen
kann beziehungsweise die Tätigkeit eine längere Zeit erfordert.
Als Ertragsabsicht wird die Absicht bezeichnet, einen Ertrag oder sonstigen wirtschaftlichen Vorteil zu
erzielen. Jedoch muss der Ertrag nicht erzielt werden, sondern es reicht die Absicht einen Ertrag zu
erzielen. („pay as you wish“ Restaurants) (Wiener Deewan).

Ein Verein handelt laut Gesetz dann mit Gewinnabsicht, wenn die Vereinstätigkeit das
Erscheinungsbild eines einschlägigen Gewerbebetriebes aufweist und auf Erlangung
vermögensrechtlicher Vorteile für die Vereinsmitglieder gerichtet ist. Übt ein Verein eine GewO
Tätigkeit öfters als einmal in der Woche aus wird eine Ertragsabsicht vermutet.

Keine verbotene Tätigkeit:

Für gesetzlich verbotene Tätigkeiten, wie etwa Vermietung von Mautvignetten, Hehlerei oder
Drogenhandel, kann man keine Gewerbeberechtigung erhalten. Generell kann man sagen, dass man
keine Gewerbeberechtigung bekommt, wenn die Tätigkeit verboten ist.

Sobald eine der Ausnahmen aus §§ 2 bis 4 GewO zutrifft, unterliegt diese Tätigkeit nicht der GewO.
Der Grund für den Ausschluss der Anwendbarkeit der GewO, dass die Reglementierung dieser
Tätigkeit nicht ausreichen (Banken, Notare).

24
Welche Gewerbearten gibt es?

Reglementierte Gewerbe und freie Gewerbe

Je nach Gesichtspunkt differenziert die GewO zwischen reglementierten und freien Gewerben.
Reglementierte Gewerbe werden weiter untergeteilt in normal reglementierte Gewerbe,
(verbundene) Handwerke und Teilgewerbe.

 Reglementierte Gewerbe: Um ein reglementiertes Gewerbe ausüben zu dürfen, muss neben


der Erfüllung allgemeiner Voraussetzungen ein Befähigungsnachweis (=Nachweis der
Befähigung für das jeweilige Gewerbe, etwa durch ein Abschlusszeugnis) erbracht werden.
Der Befähigungsnachweis dient zur Sicherstellung eines hohen Leistungsstandards und zum
Schutz der Konsumenten (Bsp. Gastgewerbe, Kosmetik, Tischler).

 Handwerke: z.B. Augenoptik, Rauchfangkehrer, Perückenmacher. Der Befähigungsnachweis


für dieses reglementierte Gewerbe ist ein Meisterbrief.

 Verbundene Handwerke: Dabei handelt es sich um Tätigkeitsfelder, die sich aus zwei oder
mehreren Gewerben mit besonders engem fachlichem Zusammenhang zusammensetzen.
wird ein Befähigungsnachweis für ein Gewerbe (Handwerk), das zu einem verbundenen
Gewerbe gehört, erbracht, dürfen die Leistungen der anderen Gewerbe ausgeübt werden.
(Wer eine Meisterprüfung als Tischler ablegt, darf auch gewerblich als Bootbauer oder
Bildhauer tätig werden)

 Teilgewerbe: Unterordnung von Gewerbe. Es sind Tätigkeiten eines reglementierten


Gewerbes, deren selbstständige Ausführung auch von Personen erwartet werden kann, die
die Befähigung hierfür auf vereinfachte Art (z.B. Lehrerabschluss) nachweisen

 Freie Gewerbe: Alle anderen Gewerbe, bei denen keine Pflicht auf Vorlage eines
Befähigungsnachweises erfordern, sind freie Gewerbe. Deswegen ist es unmöglich alle
freien Gewerbe aufzulisten. (Industriebetrieb, Partnervermittlung, Werbeagentur)

25
Anmeldungspflichtige und sensible Gewerbe:

Weiters nach der Untersuchung des Befähigungsnachweises ist es auch wichtig zu untersuchen, ob
die bloße Anmeldung des Gewerbes reicht oder noch eine Zuverlässigkeitsprüfung vorgeschrieben
ist. Bei den anmeldungspflichtigen Gewerben reicht es die Gewerbebehörde über die Ausübung des
Gewerbes kund zu machen. Wohingegen bei stillen Gewerben neben der Anmeldung auch noch eine
Zuverlässigkeitsprüfung, aufgrund der öffentlichen Sicherheit, des Schutzes von Leben und
Gesundheit, des Konsumentenschutzes, vollzogen werden muss. (Reisebüros, Baumeister, chemische
Laboratorien). (GISA= Gewerbeinformationssystem Austria)

Gewerbeausübung als Industriebetrieb:


Ein Industriebetrieb ist eine besondere Art der Gewerbeausübung. Typische Merkmale eines
Industriebetriebes: hoher Kapital- und Maschineneinsatz, serienmäßige Produktion, größere Anzahl
an Arbeitnehmern, sowie organisatorische Trennung von technischer und kaufmännischer Führung.
Es wird kein Befähigungsnachweis erfordert, außer es liegt eines der in § 7 Abs 5 GewO aufgezählten
Gewerbe vor (Baumeister, Herstellung von Arzneimitteln und Giften, Waffengewerbe etc.). Sinn der
Regelung keinen Befähigungsnachweis haben zu müssen, dass der Industriebetrieb in der Regel so
groß ist, dass der Gewerbeinhaber ohnehin keinen Einfluss auf die gewerbliche Tätigkeit hat.

Um ein Gewerbe ausüben zu dürfen, müssen sowohl allgemeine als auch besondere
Voraussetzungen erfüllt werden. Freie Gewerbe können im Regelfall ohne besondere
Voraussetzungen ausgeübt werden.

1. Gewerberechtliche Handlungsfähigkeit
Gemäß § 8 GewO müssen natürliche Personen eigenberechtigt sein, das heißt sie müssen
grundsätzlich volljährig sein und dürfen nicht unter Sachwalterschaft stehen. Juristische
Personen müssen einen Geschäftsführer bestellen, um gewerberechtlich handlungsfähig zu
sein.

2. Unbescholtenheit
Von der Ausübung eines Gewerbes ausgeschlossen sind:
Personen die wegen betrügerischen Handelns verurteilt wurden, sofern die Verurteilung
noch nicht getilgt ist (das heißt bereits so lange zurückliegt, dass sie aus dem Strafregister
wieder gestrichen worden ist).
Personen, die wegen sonstiger Straftaten zu einer drei Monate übersteigenden
Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe von mehr als 180 Tagessätze von einem Gericht
verurteilt worden sind, sofern die Verurteilung noch nicht getilgt ist.
Personen, die eine nicht getilgte gerichtliche Verurteilung wegen bestimmter Suchtgiftdelikte
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haben. Personen, die wegen bestimmter Finanzvergehen mit Geldstrafe von mehr als 726€
oder mit Geld- und Freiheitsstrafe bestraft wurden, wenn seit der Bestrafung noch nicht fünf
Jahre vergangen sind.
Personen, denen die Gewerbeberechtigung entzogen wurde sowie Personen, deren
Vermögen nicht mehr ausreicht, um die Kosten des Insolvenzverfahren abzudecken

3. Österreichische bzw. gleichgestellte Staatsbürgerschaft oder legaler Aufenthalt im Inland


Die Erwerbsfreiheit gilt nicht nur für Staatsbürgern, sondern auch für Staatsangehörige eines
EU-Mitgliedstaates. Ebenfalls auf die Erwerbsfreiheit dürfen sich EWR Mitgliedstaaten
berufen und auch Familienangehörige eines Staatsangehörigen eines EU/EWR-
Mitgliedstaates.

Die besonderen Voraussetzungen:


Befähigungsnachweis:

Verpflichtend für den Antritt eines reglementierten Gewerbes. Dies ist der Nachweis, dass die
fachlichen, kaufmännischen Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrung zur selbständigen Ausführung der
betreffenden Tätigkeit vorhanden sind. Für EU/EWR-Staatsangehörige und diesen gleichgestellten
Personen sind bestimmte Qualifikationen nach einer EU-Richtlinie über die Anerkennung von
Berufsqualifikationen anzuerkennen.

Zuverlässigkeit

Bei sensiblen Gewerben überprüft die Behörde, ob der Bewerber die für die Ausübung des jeweiligen
Gewerbes erforderliche Zuverlässigkeit besitzt. Jemand besitzt nicht über die erforderliche
Zuverlässigkeit, wenn schwerwiegend gegen die im Zusammenhang mit dem betreffenden Gewerbe
zu beachtenden Rechtsvorschriften und Schutzinteressen, die insbesondere auch zur Wahrung des
Ansehens des Berufsstandes dienen, verstößt.

Weitere Bedingungen

Bei einzelnen Gewerben muss auch zusätzlich eine Bedarfsprüfung


vorhanden sein, etwa beim Rauchfangkehrer aber auch
sicherheitsrelevante Tätigkeiten wie Feuerpolizei.

Wozu und wen ermächtigen Gewerbeberechtigungen?

Gewerbeberechtigung = das Recht, ein Gewerbe auszuüben °


Gewerbelizenz = das Recht, gewerbsmäßig Tätigkeiten auszuüben (wird mit der Anmeldung eines
Gewerbes begründet. Bei sensiblen Gewerben entsteht die Gewerbelizenz erst mit Rechtskraft des
Feststellungsbescheides. Eine Gewerbelizenz umfasst ein oder mehrere Gewerbeberechtigungen).
Der Umfang der Gewerbeberechtigung ergibt sich bei Anmeldegewerbe aus dem Wortlaut der
Gewerbeanmeldung und bei sensiblen Gewerben aus dem Feststellungsbescheid.

Nebenrechte
Gewerbebetreibende dürfen einzelne, einfache Tätigkeiten von reglementierten Gewerben, deren
fachgemäße Ausübung keinen sonst vorgeschriebenen Befähigungsnachweis erfordert, ausüben.
Nicht zu den einfachen Tätigkeiten zählen die für die Gewerbeausübung erforderlichen Kenntnisse,
Fähigkeiten und Erfahrungen voraussetzen.

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Ergänzungsarbeiten dürfen höchsten 30% des Jahresumsatzes ausmachen. Bei reglementierten
Gewerben ist die Grenze bei 15% der Auftragssumme. Es ist notwendig, dass eine Tätigkeit aus dem
Nebenrecht die Tätigkeit nach der Gewerbeberechtigung wirtschaftlich sinnvoll ergänzt.

Gewerbetreibende dürfen auch verbundene Gewerbe aus der gleichen Gruppe der Tätigkeit, für die
sie einen Befähigungsnachweis in vollen Umfang erbracht haben, ausüben. Allgemeines
Handelsrecht: alle Gewerbebetreibenden dürfen auch Waren zurücknehmen, kaufen, verkaufen,
vermieten und vermitteln. Gewerbebetreibende dürfen auch Dienstleistungen auf dem Gebiet des
Postwesens mit Ausnahme des Geld- und Zahlungsverkehrs erbringen, ohne hierfür eine besondere
gesetzliche Ermächtigung einholen zu müssen.

Für welchen örtlichen Bereich gelten Gewerbeberechtigungen?

Die Gewerbeberechtigung berechtigt grundsätzlich auch zur Ausübung des Gewerbes in weiteren
Betriebsstätten/Standorten. Der Gewerbeinhaber hat aber der Behörde die Ausübung des Gewerbes
in einer weiteren Betriebsstätte oder die Verlegung des Betriebes der Behörde anzuzeigen (bloßer
Mitteilungscharakter). Der Filialgeschäftsführer ist der Behörde gegenüber für die Einhaltung der
gewerberechtlichen Vorschriften in der weiteren Betriebsstätte verantwortlich.

Als Gewerbeinhaber wird bezeichnet, wer über eine Gewerbeberechtigung verfügt.


Gewerbetreibender ist hingegen derjenige, der eine Gewerbeberechtigung tatsächlich ausübt.
Meistens Gewerbeinhaber=Gewerbetreibender. Fortbetriebsberechtige=Recht einen
Gewerbebetrieb aufgrund der Gewerbeberechtigung einer anderen Person fortzuführen.

Gewerberechtlicher Geschäftsführer

Gewerberechtlicher Geschäftsführer, der für die fachliche einwandfreie Ausübung des Gewerbes und
der Behörde gegenüber für die Einhaltung der gewerberechtlichen Vorschriften verantwortlich ist, er
muss nicht Geschäftsführer sein. Er ist nur ein Hilfsorgan für den Gewerbeinhaber, er wird als
Vertreter im Namen und auf Rechnung des Gewerbeinhabers tätig. Der gewerbeberechtigte
Geschäftsführer muss fähig sein, dieses Gewerbe auszuüben (darf nicht nur aus Repräsentanz
bestehen). Wenn eine natürliche Person eine Gewerbeberechtigung ersucht, aber den
Befähigungsnachweis nicht erbringen kann, hat sie einen gewerberechtlichen Geschäftsführer zu
ersuchen (wenn man selbst alle vorgeschriebenen Anforderungen, wie den Befähigungsnachweis,
erfüllt, braucht man keinen gewerberechtlichen Geschäftsführer).

Wann erlöschen Gewerbeberechtigungen?


bei einer natürlichen Person mit dem Tod, aber auch bei der Auflösung der Gesellschaft, bei einer
Zurücklegung der Gewerbeberechtigung oder mit Entziehung der Gewerbeberechtigung durch die
Behörde (Beispiele: strafgerichtliche oder finanzstrafbehördliche Verurteilung mit
Wiederholungsgefahr, ein Ausländer der sich nicht mehr legal in Österreich aufhält).

Zuständigkeit im Gewerberecht
In Angelegenheiten des Gewerberechts entscheidet auf Verwaltungsebene die
Bezirksverwaltungsbehörde, also der Bezirkshauptmann, in Städten mit Statut der Bürgermeister und
in Wien der Magistrat der Stadt Wien. Zuständig für Beschwerden gegen Entscheidungen der
Gewerbebehörde ist das Landesverwaltungsgericht.

28
Lektion 6 Betriebsanlagenrecht und Baurecht
Das Betriebsanlagenrecht:

Das Betriebsanlagerecht regelt die Voraussetzungen, unter denen ein Unternehmen eine
gewerbliche Betriebsanlage errichten und betreiben darf. Dem Interesse des Unternehmers an einer
Genehmigung und Ausübung seiner Tätigkeit in einer Betriebsanlage stehen regelmäßig Interessen
der Nachbarn, die nicht belästigt (Geruch oder Lärm und nicht gefährdet werden wollen, und
Aspekte des Umweltschutzes entgegen.

Es gibt drei Voraussetzungen für die gewerbliche Betriebsanlage:

1. Ortsgebundenheit: Betriebsanlagen mit der Absicht des Gewerbebetreibenden


ausschließlich oder überwiegend und nicht bloß vorübergehend an einem bestimmten
Standort der Entfaltung der gewerblichen Tätigkeit dienen soll (Food Trucks)

2. Nicht bloß vorübergehende Tätigkeit: Es kommt darauf an, ob Betriebsanlage nicht nur
vorübergehend, sondern regelmäßig der Entfaltung einer gewerblichen Tätigkeit dient. Eine
bis zu vier Wochen andauernde Tätigkeit kann als bloß vorübergehende Tätigkeit angesehen
werden.

3. Gewerbliche Tätigkeit: Es muss sich um eine Tätigkeit handeln, die gewerbsmäßig


(Selbstständigkeit, Regelmäßigkeit Ertragsabsicht) ist und unter die GewO fällt.

Wann ist eine Betriebsanlage „genehmigungspflichtig“?

Normalanlagen:

Ist die Betriebsanlage geeignet bestimmte Schutzgüter (z.B. Leben, Gesundheit) zu beinträchtigen,
muss die Einrichtung durch die Behörde genehmigt werden.

IPPC-Betriebsanlagen: (Integrated Pollution Prevention and Control- RL)

Bezeichnet besonders umweltgefährdende Betriebe, für die zusätzliche


Genehmigungsvoraussetzungen vorgesehen sind (geeignete Vorsorgemaßnahmen gegen
Umweltschutz)

Seveso III-Betriebsanlagen:

Anlagen, in denen gefährliche Stoffe, Erdölerzeugnisse oder explosive Stoffe, enthalten sind. Gelten
auch zusätzliche Anforderungen. Insbesondere hat der Betriebsinhaber alle nach dem Stand der
Technik notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um schwere Unfälle zu verhüten und deren Folgen
für Mensch und Umwelt zu begrenzen.

„Bagatellanlagen“

Betriebsanlagen, die zwar geeignet sind, schädliche Wirkungen hervorzurufen, die aber nur einen
geringen Belästigungsgrad aufweisen. Vereinfachtes Genehmigungsverfahren, in dem die Nachbarn
keine Parteistellung haben.

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Nicht genehmigungspflichtige Betriebsanlagen

Bei Betriebsanlagen, bei denen nach allgemeiner Erfahrung von vorneherein ausgeschlossen werden
kann, dass sie geeignet sind, Gefährdungen, Belästigungen oder sonstige relevante Einwirkungen
herbeizuführen, besteht keine Genehmigungspflicht (Bürobetriebe).

Das Genehmigungsverfahren

Sofern eine Betriebsanlage bewilligungspflichtig ist, muss die Behörde im


Betriebsanlagengenehmigungsverfahren prüfen, ob die Anlage die Genehmigungskriterien der GewO
erfüllt. Voraussetzung für die Erteilung einer Betriebsanlagengenehmigung ist, dass die Anlage (nach
dem Stand der Technik und dem Stand der medizinischen Wissenschaft zu erwarten ist) keine
voraussehbare Gefährdung des Lebens oder der Gesundheit von Menschen darstellt und
Belästigungen/Einschränkungen auf ein zumutbares Maß beschränkt werden. Gegenstand der
Genehmigung ist nicht der Typus der Betriebsanlage, sondern die Betriebsanlage selbst.

Genehmigungskriterien
1) Gefährdung von Leben, Gesundheit und Eigentum

Die Behörde hat zum einen zu prüfen, ob von der Anlage eine Gefährdung des Lebens oder der
Gesundheit des Gewerbetreibenden, der mitarbeitenden Familienangehörigen oder des mittätigen
eingetragenen Partners, der Nachbarn oder der Kunden ausgeht. Zum anderen ist zu untersuchen, ob
das Eigentum oder sonstige dingliche Rechte der Nachbarn hinreichend geschützt sind. Eine
Gefährdung des Eigentums oder dinglicher Rechte ist nur dann gegeben, wenn die Substanz des
Eigentums bedroht ist, oder wenn eine sinnvolle Nutzung der Sache wesentlich beeinträchtigt/ nicht
mehr möglich ist.

2)Belästigungen der Nachbarn

Nachbarn müssen solche Belästigungen, Emissionen die nicht gesundheitsgefährdend sind, (Lärm,
Geruch oder Staub), sofern sie das zumutbare Maß nicht überschreiten, hinnehmen. Ob die
Belästigung zumutbar ist, entscheidet die Behörde indem sie beobachten wie sich das „Istmaß“ auf
einen „Durchschnittsmensch“ auswirken. Erforderlichenfalls hat die Behörde dem Projektwerber
Auflagen vorzuschreiben, um Belästigungen auf ein zumutbares Maß zu beschränken.

3)Beeinträchtigung öffentlicher Interessen

Die Behörde hat außerdem zu prüfen, ob die Betriebsanlage die Religionsausübung in Kirchen, den
Schulunterricht, den Betrieb von Kranken- und Kursanstalten oder die Verwendung/ Betrieb anderer
öffentlichen Interessen beeinträchtigt. Außerdem hängt die Genehmigung einer Betriebsanlage auch
davon ab, ob diese Anlage die Sicherheit, Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs an oder auf
Straßen mit öffentlichem Verkehr wesentlich beeinträchtigt.

4) Nachteilige Einwirkungen auf Gewässer

Die nachteiligen Einwirkungen auf Gewässer von Betriebsanlagen müssen auf ein zumutbares Maß,
von der Behörde, beschränkt werden.

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5) Luftschadstoffe: Grundsätzlich darf eine Betriebsanlage Schadstoffe emittieren die Behörde
hat allerdings die Emission von Luftschadstoffen nach dem Stand der Technik zu begrenzen
(gilt besonders für vorbelastete Gebiete)

6) Abfall:

Behörde schreibt Auflagen vor, Abfälle nach dem Stand der Technik vermieden oder verwertet oder,
soweit dies wirtschaftlich nicht vertretbar ist, ordnungsgemäß entsorgt werden.

Auflagen:

Bescheide, mit denen eine gewerbliche Betriebsanlage bewilligt wird, enthalten daher in der Regel
eine Reihe von Auflagen, die erforderlich sind, um die nach den Umständen des Einzelfalles
voraussehbaren Gefährdungen zu vermeiden und Belästigungen, Beeinträchtigungen oder
nachteilige Einwirkungen auf ein zumutbares Maß zu beschränken. Auflagen haben akzessorischen
Charakter: Sie werden erst dann relevant, wenn von der Begünstigung Gebrauch gemacht wird.

Auflagen dürfen das Projekt nicht in seinem Wesen verändern. Dürfen nur soweit das Vorhaben
modifizieren, dass das Wesen unberührt bleibt.

Bestimmtheit: Auflagen (diese müssen klar formuliert werden, sodass der Verpflichtete erkennen
kann, ob er die Auflagen einhält) müssen konkrete Ge- und Verbote enthalten.

Geeignetheit: Auflagen müssen zur Erreichung des Ziels geeignet sein.

Erforderlichkeit: Die vorgeschriebenen Auflagen müssen erforderlich sein, eine Gefährdung zu


vermeiden und Belästigungen auf ein zumutbares Maß zu beschränken. Dabei muss das gelindeste
Mittel gewählt werden.

Behördliche Erzwingbarkeit: Auflagen müssen so gestaltet sein, dass sie von der Behörde
durchgesetzt/überprüft werden können.

Betrieb der Anlage während anhängiger Beschwerdeverfahren: Unterliegt der


Genehmigungsbescheid noch möglichen Änderung (Beschwerde von Nachbarn beim
Verwaltungsgericht), kann der Projektwerber dennoch mit dem Bau/Betrieb der Anlage beginnen,
wenn er die Auflagen der Genehmigung einhält. Die Gewerbetreibenden tragen dabei aber das
Risiko, dass die Genehmigung vom Verwaltungsgericht abgeändert/verwehrt wird, so müsste sie ihre
Anlage nachträglich anpassen/ abreißen.

Änderung der Betriebsanlage auf Initiative von Gewerbetreibenden

Alle Änderungen, die durch gleichartige Maschinen, Geräte oder Ausstattungen ersetzt werden, sind
nicht genehmigungspflichtig, wohingegen alle anderen eine Genehmigung bedürfen, wenn es zur
Wahrung der Interessen erforderlich ist. Die Genehmigungsvoraussetzungen für eine Änderung einer
Anlage sind die gleichen, wie für die Errichtung einer Anlage.

Änderung der Betriebsanlage aufgrund behördlicher Anordnung:

Nachträgliche Auflagen dienen der Anpassung der Genehmigung an die tatsächliche Gefährdungs-
und Belästigungssituation. Kann passieren aufgrund einer Fehleinschätzung der Sachverständigen im
Genehmigungsverfahren. Der Inhaber der Anlage hat bis zu fünf Jahre Zeit der Erfüllung Auflage nach
zu kommen, sofern im Hinblick auf die Schutzinteressen der GewO keine Bedenken bestehen.
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Sanierungskonzept

Würden die Auflagen die Betriebsanlagen in ihrem Wesen verändern, hat die Behörde dem Inhaber
die Vorlage eines Sanierungskonzepts, welches verhältnismäßig sein muss, aufzutragen. Entspricht
das vorgelegte Sanierungskonzept den gesetzlichen Voraussetzungen, hat die Behörde die Sanierung
mit Bescheid zu genehmigen (in diesem ist eine entsprechende Sanierungsfrist festzulegen).

Überwachung von Betriebsanlagen: nach der GewO gilt, dass Betriebsanlagen im Interesse des
Umweltschutzes und des Schutzes der Interessen der Nachbarn kontinuierlich zu kontrollieren sind.

Überwachung durch den Anlagenbetreiber:

Der Inhaber der genehmigten Betriebsanlage muss in regelmäßigen Abständen (Normalanlage: alle 5
Jahre, Bagatellanlage: alle 6 Jahre) selbst prüfen oder prüfen lassen, ob die Anlage dem
Bewilligungsbescheid/ gewerblichen Vorschriften entspricht.

Überwachung durch die Behörde:

„Soweit dies zur Vollziehung der gewerberechtlichen Vorschriften


erforderlich ist, sind die Organe der zuständigen
Bezirksverwaltungsbehörden und die von diesen Behörden
herangezogenen Sachverständigen berechtigt, Betriebe und deren
Lagerräume während der Betriebszeiten zu betreten und zu besichtigen,
Kontrollen des Lagerbestandes vorzunehmen, in alle
Geschäftsunterlagen Einsicht zu nehmen und Beweismittel zu sichern.
Der Inhaber kann ein Verwaltungsstrafverfahren verhindern bei
Verletzung der Auflagen, wenn er die gesetzmäßigen Zustände
wiederherstellt (Voraussetzung: Beeinträchtigung des geschützten Gutes
war nur gering intensiv) („Beraten statt strafen“).

Die Zuständigkeit im Betriebsanlagenrecht:

Bezirksverwaltungsbehörde: Genehmigung und Überwachung. Antrag auf Genehmigung ist


einzureichen:
grundsätzlich bei den Bezirkshauptmannschaften
in Städten mit eigenem Status beim jeweiligen Bürgermeister
in Wien beim Magistrat der Stadt Wien
Beschwerden gegen Bescheide kann man beim Verwaltungsgericht des jeweiligen Landes einreichen.

Das Baurecht:

Erfordert eine gewerbliche Betriebsanlage die Errichtung oder Änderung einer baulichen Anlage,
benötigt der Unternehmer in der Regel auch eine Genehmigung nach der BauO (=Bauordnung) des
jeweiligen Bundeslandes (Baurecht). wurde eine Betriebsanlage nach der GewO genehmigt, heißt
dies noch nicht, dass die Anlage auch nach baurechtlichen Bestimmungen zulässig ist.

Als (öffentliches) Baurecht bezeichnet man die Gesamtheit jener (öffentlich-rechtlichen) Vorschriften,
die das Bauen regeln. Dabei geht es um die Sicherheit/einwandfreie Beschaffenheit von Bauwerken

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und um den Schutz der Nachbarn. Enge Verzahnung zwischen Baurecht und Raumordnungsrecht.
Baurecht ist Landessache und jedes Bundesland hat seine eigene Bauordnung.

Kategorien von Bauvorhaben:

1) Bewilligungspflichtige Bauvorhaben

Bewilligungspflichtig sind grundsätzlich Neubauten, Zubauten und Umbauten.

2) Anzeigepflichtige Bauvorhaben

Bestimmte Bauvorhaben erfordern kein Bewilligungsverfahren, sondern sind der Behörde lediglich
anzuzeigen. Nach Vorlage der vollständigen Unterlagen darf grundsätzlich mit der Bauführung
begonnen werden. Ergibt jedoch die Prüfung, dass die Baumaßnahmen nicht den gesetzlichen
Erfordernissen entsprechen oder eine Baubewilligung bedürfen, hat die Behörde binnen 6 Wochen
die Bauführung mit einem schriftlichen Bescheid zu untersagen.

3) Freie Bauvorhaben

§62 a Wr Bau0 listet Vorhaben auf, für die weder eine Bewilligung noch eine Anzeige erforderlich ist
(Badehütten, Telefonhütten oder öffentliche Toiletten)

Verfahren/Zuständigkeit

Das Baubewilligungsverfahren ist ein Mehrparteienverfahren unter Beiziehung der Nachbarn des
geplanten Vorhabens.
1.Instanz=Bürgermeister
2.Instanz=Gemeinderat/Gemeindevorstand.
Nach Erschöpfung des Instanzenzugs der Gemeinde kann Beschwerde beim Verwaltungsgericht des
jeweiligen Landes erhoben werden. Zweiter Instanzenzug ist nicht verpflichtend.

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Lektion 7: Verwaltungsverfahren und nationaler
Rechtsschutz
Verfahrensrecht und materielles Recht

Die Verwaltungsverfahrensgesetze regeln jene Verfahren, die Behörden bei der Vollziehung von
Verwaltungsrecht anzuwenden haben. Diese Regelungen sind Voraussetzung für
verwaltungsbehördliches Handeln. Dem Gesetzgeber kommen nach der bundesstaatlichen
Kompetenzverteilung die Zuständigkeiten zu dem Verfahrensrecht vor den Verwaltungsgerichten
einheitlich zu regeln.

Verfahren vor den Verwaltungsbehörden sind nach den AVG (Allgemeinen


Verwaltungsverfahrensgesetzes) geführt.
Strafbescheide sind im Verwaltungsstrafgesetz (VStG) geregelt.
Verfahren vor Verwaltungsgerichten und zwangsweise Durchsetzungen von Bescheiden ist im
Verwaltungsvollstreckungsgesetz (VVG) und Verwaltungsstrafgesetz (VStG) geregelt.
Das Einführungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen (EGVG) bestimmt, wann diese
Verfahrensgesetze anzuwenden sind.
Aus den EGVG, AVG, VStG oder VVG ergeben sich die Normen anhand denen ein
Verwaltungsverfahren durchgeführt werden muss.

Fristen:

Behörde muss, wenn nicht anders geregelt, in 6 Monaten auf Antrag antworten. Bei
Verkehrsgenehmigungen der Eisenbahn sind es 3 Monate. Beschwerdefrist ist 4 Wochen; für
Behinderte 6 Wochen.

Das Verfahren vor der Verwaltungsbehörde:

Eine Behörde kann entweder von Amts wegen oder aufgrund eines Antrages tätig werden. Bevor die
Behörde aber tätig wird, muss sie prüfen, ob sie überhaupt zuständig ist und damit in der
betreffenden Angelegenheit Rechtsakte setzen darf. Falls diese entscheidet ohne dafür zuständig zu
sein, ist der gesetzeswidrig und kann bekämpft werden.

Materiengesetz: z.B. GewO regeln welche Behörde (örtlich & sachlich) zuständig ist. Sollte es keine
Regelungen in den Materiengesetzen geben, ist die Bezirksverwaltungsbehörde (BVB) zuständig.

AVG ist subsidiär (unterstützend) zuständig für die Materiengesetze.


Betriebsanlage = Standort des Unternehmens/ Wohnsitz der Antragssteller.
Zuständigkeit im Betriebsanlagenverfahren: örtlich zuständige BVB. Das ist grundsätzlich die
Bezirkshauptmannschaft (BH), in Städten mit eigenem Statut (wie Graz, Innsbruck, Salzburg, Rust,
Villach oder Wien) der Magistrat.

Die Parteistellung:

Allgemeines:
Eine Frage ist, wer an einem Verwaltungsverfahren überhaupt, hierbei unterscheidet man zwischen
Beteiligter und Parteien, und mit welchen Rechten teilnehmen darf. Beteiligte sind in einer

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mündlichen Verhandlung zwar beizuziehen, sie verfügen dort aber lediglich über ein Anhörungsrecht,
wohingegen Parteien, Personen, die an der Verwaltungssache aufgrund eines Rechtsanspruches/
rechtlichen Interesses beteiligt sind.

Parteistellung bei rechtlichem Interesse:

„subjektive Rechte“ = Durchsetzung des Interesses in einem verwaltungsbehördlichen oder


gerichtlichen Verfahren (ich darf mich vor Gericht auf dieses Recht berufen, schützt mein Interesse).
Partei ist eine Person, die durch den Gegenstand des Verfahrens in ihren subjektiven Rechten
unmittelbar berührt wird (Beispiel: Beobachtet man ein Verstoß eines Autofahrers und bringt dies
zur Anzeige, dann ist man nicht Partei, sondern Zeuge. Kein subjektives Recht).

Parteirechte:

Wer aufgrund eines Rechtsanspruches oder eines rechtlichen Interesses, also zur Geltendmachung
seiner subjektiven Rechte, am Verwaltungsverfahren teilnimmt, ist Partei.
Parteienrechte: Das Recht auf Stellungnahme (Parteiengehör), das Recht auf Akteneinsicht, auf
Zustellung des Bescheides und auf die Erhebung von Rechtsmitteln. Dazu kommt hinzu das Recht
nichtamtliche Sachverständige oder Dolmetscher wegen Befangenheit abzulehnen.

Wird einer Partei eines dieser Rechte im Verfahren verwehrt, ist das Verfahren rechtswidrig und die
Partei kann die Verletzung ihrer subjektiven Verfahrensrechte mit einem Rechtsmittel bekämpfen.
Personen, die einen verfahrenseinleitenden Antrag stellen, sind immer Partei des Verfahrens und
behalten diese Rechtsstellung bis zum Abschluss des Verfahrens.

Die Akteneinsicht ist prinzipiell für jede Parteienstellung gewährt, aber es kommt zu Ausnahmen z.B.,
wenn die berechtigten Interessen einer Partei des Verfahrens oder dritter Personen gefährdet sind,
hat die Behörde die Akteneinsicht hinsichtlich der von der Gefährdung betroffenen
Aktenbestandteile zu verweigern.

Parteienstellung im Betriebsanlagenverfahren
Antragsteller

Wer eine Betriebsanlage errichten und betreiben will, ist Partei des Verfahrens.

Nachbarn

Nachbarn, sind all jene Personen, die durch die Einrichtung, den Bestand oder den Betrieb einer
Betriebsanlage gefährdet/ belästigt werden könnten, haben grundsätzlich Parteienstellung.
Nachbarn haben ein subjektives Recht auf körperliche Unversehrtheit, Freiheit von unzumutbaren
Belästigungen und Schutz ihres Eigentums. Damit Nachbarn die Parteistellung bewahren, müssen sie
aber rechtzeitig Einwendungen gegen die Betriebsanlage erheben.

Inhaber von Beherbergungsbetrieben (z.B. Krankenanstalten, Heimen, Schulen) haben auch eine
Parteistellung in dem Ausmaß, in dem es um den Schutz der beherbergten Personen geht. Der
Gemeinde kommt dabei lediglich nur Beteiligtenstellung zu.

Ablauf des Verwaltungsverfahrens:

Grundsätzlich müssen Verfahren, die einer Partei begünstigen sollen, von dieser mit Antrag
eingeleitet werden.

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Verfahren, die hauptsächlich im öffentlichen Interesse geführt werden, werden, amtswegig, also von
der Behörde selbst eingeleitet.

Das Betriebsanlagenbewilligungsverfahren beginnt mit dem Antrag auf Erteilung der Bewilligung zur
Errichtung/Betrieb der Behörde mit folgenden Inhalten:

1) Die Betriebsbeschreibung (samt Auflistung von verwendeten Maschinen)

2) Die erforderlichen Pläne und Skizzen

3) Die Beschreibung der durch den Betrieb der Anlage zu erwartenden Abfälle und die
Vorkehrungen zur Vermeidung, Verwertung und Entsorgung dieser
(Abfallwirtschaftskonzept)

4) Technische Unterlagen bezüglich der Beurteilung des Projekts und bezüglich der zu
erwartenden Emissionen

Verkehr zwischen Behörde und Partei:

einer Partei stehen sämtliche Wege der modernen Kommunikation zur Kontaktaufnahme mit der
Behörde zur Verfügung. Weist ein Anbringen einer Partei Mängel auf, muss die Behörde auf die
Mängel hinweisen und Verbesserungserfordernis innerhalb einer angemessenen Frist setzen. Ist eine
Partei im Verfahren vor einer Verwaltungsbehörde nicht durch einen berufsmäßigen Vertreter
vertreten (z.B. Rechtsanwalt) muss die Behörde der Partei Anleitungen geben, also der Partei helfen
(„Manuduktionspflicht“).

Befangenheit der Behörde:

Damit das Verfahren fair abläuft und die Entscheidungen sachlich richtig ist, sieht das AVG
entsprechende Regelungen vor, welche die Unparteilichkeit der Behörde sicherstellen.
Wenn das Verwaltungsorgan befangen ist, etwa weil der Ehegatte oder Verwandte am Verfahren
beteiligt ist, hat es seine Befangenheit selbst von Amts wegen wahrzunehmen, sich der Ausübung
seines Amtes zu enthalten und seine Vertretung zu veranlassen.

Das Ermittlungsverfahren:
Der Entscheidung der Behörde geht ein Ermittlungsverfahren voraus, in dem die Behörde den
maßgeblichen Sachverhalt erhebt, um auf Grundlage dieser Sachverhaltsermittlung eine
Entscheidung zu fällen.

Grundsätze des Ermittlungsverfahrens: (diese folgenden 5 Grundsätze prägen das


Ermittlungsverfahren)

1) Offizialmaxime und Grundsatz der materiellen Wahrheit: Die Behörde muss den Sachverhalt
selbst feststellen (Offizialmaxime) und ist dabei verpflichtet, alles zu unternehmen, bis sie
sich selbst über die wahre Situation im Klaren ist

2) Grundsatz der arbiträren Ordnung: die Behörde bestimmt den Gang des Verfahrens, sie ist
„Herrin des Verfahrens“. Der Behörde steht es frei, wie sie das Ermittlungsverfahren
durchführt, welche Zeugen sie anhört etc.

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3) Grundsatz der freien Beweiswürdigung: Es gibt keine festen Beweisregeln, die Behörde
würdigt die Beweise nach freier Überzeugung die Behörde kann einem Zeugen glauben oder
nicht, muss es aber begründen.

4) Recht auf Parteiengehör: die Behörde muss den Parteien die Gelegenheit geben, alles
vorzubringen, was den Rechtsstandpunkt der Partei stützt. Behörde muss entscheiden, wenn
es nicht verpflichtend ist, ob eine mündliche Verhandlung notwendig ist.

5) Effizienzprinzip: Die Behörde hat bei der Führung des Verfahrens auf möglichste
Zweckmäßigkeit, Raschheit, Einfachheit und Kostenersparnis Rücksicht zu nehmen.

Die mündliche Verhandlung

Wenn die Behörde beschließt, eine mündliche Verhandlung durchzuführen, muss sie den Grundsatz
der Parteienöffentlichkeit beachten. Das bedeutet, dass alle am verfahren teilnehmenden Parteien
ein Recht auf Teilnahme an der Verhandlung haben. Allen Parteien wird dadurch die Gelegenheit
gegeben zum Projekt Stellung zu nehmen und Einwendungen zu erheben.

Präklusion:
Wenn eine Partei seine Parteistellung verliert, etwa wenn die Einwendungen nicht rechtserheblich,
also rechtlich irrelevant und nicht rechtzeitig sind. Der Verlust der Parteistellung tritt nur dann ein,
wenn eine mündliche Verhandlung stattgefunden hat und die Partei darüber informierte wurde und
nicht anwesend war. Durch die Präklusionswirkung wird der Kreis der Parteien eines Verfahrens also
auf jene Personen eingegrenzt, die sich aktiv am Verfahren beteiligen.

Das vereinfachte Verfahren bei Bagatellanlagen:

Den Nachbarn kommt bei Bagatellanlagen keine Parteistellung zu, sie können weder Einwendungen
erheben noch gegen eine Bewilligung Beschwerde führen.

Exkurs: Verfahren in Bausachen


Im Baurecht findet in der Regel eine Bauverhandlung (Augenscheinsverhandlung) statt, zu der neben
dem Bauherrn (Antragsteller/ Person, die ein Bauwerk errichten will) auch sämtliche Nachbarn zu
laden sind. Während dieser Verhandlung, haben die Nachbarn die Möglichkeit, Einwendungen zu
erheben
Subjektive Rechte: Einhaltung der Abstandsregeln, Einhaltung der Regeln über die Gebäudehöhe,
Bestimmungen zum Schutz vor Emissionen etc. Wird z.B. der Schutz vor Emissionen bereits in
anderen Verfahren geklärt, dann ist dies kein subjektives Recht mehr, damit Behörde nur einmal
regeln muss.

Die Erledigung des Verfahrens: Der Bescheid‘


Was ist ein Bescheid?

Bescheide sind aufgrund eines Verfahrens erlassene konkrete normative Erledigungen einer
Verwaltungsbehörde, die sich in ihrem Inhalt nach an individuell bestimmbare Rechtsunterworfene
richten.

Was in der ordentlichen Gerichtbarkeit das Urteil ist, ist für den Bereich der Verwaltung der
Bescheid, die meist schriftlich ergehen.

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Keine Bescheide sind:
Verordnungen einer Behörde. Diese sind nicht individuell an bestimmte Personen, sondern wie
Gesetze an einen generellen Adressatenkreis gerichtet.
Rechtsgeschäfte, die der Staat im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung abschließt, weil der Staat
in diesem Fall nicht mit behördlicher Hoheitsgewalt handelt, sondern privatrechtliche Verträge wie
jeder Private abschließt. (Behörde kauft Computer für ihr Amt)
Akte unmittelbarer verwaltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt (AuvBZ) (z.B. Festnahme
eines Randalierenden durch die Polizei).

Bescheide weisen gelegentlich Fehler auf. Einige führen zur Nichtigkeit des Bescheids, andere
machen des Bescheides rechtswidrig. „Fehlerkalkül“: beschreibt die vom Gesetzgeber in Kauf
genommene Möglichkeit, dass Gesetze, Verordnungen und Bescheide ungültig sein könnten. Welche
Folgen bestimmte Fehler haben, ergibt sich aus der Rechtsordnung

Ein Bescheid unterliegt nach § 58 AVG bestimmten Inhalts- und Formerfordernissen:


Ein Bescheid ist ausdrücklich als solcher zu bezeichnen.
Er hat die bescheiderlassende Behörde zu benennen.
Er hat das Datum der Genehmigung und den Namen des Genehmigenden zu enthalten.
Er muss einen Spruch (enthält Nebenbestimmungen wie Auflagen, Bedingungen und Befristung) und
eine Rechtsmittelbelehrung enthalten.
Bescheide sind zu begründen, wenn dem Standpunkt des Antragstellers nicht vollinhaltlich
entsprochen wird oder wenn über Einwendungen von Parteien abgesprochen wird (meist im
Betriebsanlagenbewilligungsverfahren)

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Welche Bescheide gibt es?

1) Leistungsbescheid: schreiben die Erfüllung einer bestimmten Leistung vor (Strafbescheid)

2) Rechtsgestaltungsbescheide: begründen, gestalten oder heben ein Rechtsverhältnis auf.


(Bau-/Betriebsanlagengenehmigung, Entzug der Gewerbeberechtigung)

3) Feststellungsbescheide: stellen das Bestehen oder Nichtbestehen eines Rechtsverhältnisses


mit rechtlicher Verbindlichkeit fest. (Feststellung, ob es sich um eine Bagatellanlage oder um
eine Normalanlage handelt.)

Nebenbestimmungen in Bescheiden:

Der Spruch des Bescheides kann Nebenbestimmungen enthalten. Diese ergänzen Haupterledigung
und könne nur in Zusammenhang mit dieser ergehen. Zu den Nebenbestimmungen zählen Auflagen,
Bedingungen und Befristungen
Auflagen: dem Bescheidadressaten werden Verpflichtungen auferlegt, wenn er die Berechtigung in
Anspruch nimmt (z.B. Einbau schalldichter Fenster)
Bedingungen: macht Berechtigungen von einem zukünftigen Ereignis abhängig
Befristung: verknüpft Berechtigung mit einem Datum oder Ablauf einer Zeitspanne

Wie wird ein Bescheid erlassen?


In der österreichischen Rechtsordnung kann, der von der Bundesverfassung vorgesehen strikten
Bindung der Verwaltung an das Gesetz zufolge, ein Bescheid immer nur das Ergebnis der Anwendung
eines Gesetzes oder einer Verordnung auf einen Sachverhalt durch eine Behörde sein. „Erlassen“ ist
der Bescheid erst mit der mündlichen Verkündigung oder mit der Zustellung an den Adressaten. Der
Zeitpunkt der Erlassung ist wichtig, damit die Fristen zur Erhebung von Rechtsmitteln zu laufen
beginnt.

Wann ist der Bescheid rechtskräftig und was bedeutet das?

Rechtskraft bedeutet Unabänderlichkeit des Bescheides.


Formelle Rechtskraft bedeutet, dass ein Bescheid ist formell rechtskräftig, wenn er mit ordentlichen
Rechtsmitteln nicht mehr bekämpft werden kann.
Materielle Rechtskraft ist die Folge der formellen Rechtskraft. Der Bescheid ist hier grundsätzlich
unwiderrufbar, unwiederholbar und verbindlich („Unabänderlichkeit“ kann durchbrochen werden
mit einem Antrag auf Wiederaufnahme, wenn nachträglich neue Tatsachen/ Beweismittel
aufkommen).

Persönliche und dingliche Wirkung des Bescheids:

Bescheide entfalten grundsätzlich persönliche Wirkung. Das bedeutet, sie richten sich an einen
individuell-konkreten Adressaten oder Adressatenkreis.
Ein Bescheid mit dinglicher Wirkung ist z.B. der anlagerechtliche Bewilligungsbescheid (heißt, dass
der Bescheid an der Betriebsanlage haftet und nicht am Unternehmer).

Der Mandatsbescheid

Ausnahmsweise darf eine Verwaltungsbehörde einen Bescheid ohne vorausgegangenes


Ermittlungsverfahren erlassen, dies nennt man Mandatsbescheid.
Nur unter zwei Voraussetzungen zulässig: Entweder will die Behörde Geldleistungen nach einem

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feststehenden Maßstab vorschreiben, oder es liegt Gefahr im Verzug vor und die Behörde muss
unaufschiebbare Maßnahmen setzen.

Exkurs: Akte unmittelbarer verwaltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt (AuvBZ)

Ein verwaltungsbehördlicher Eingriff in subjektive Rechte bedarf grundsätzlich einen Bescheid.


Voraussetzung für die Erlassung eines Bescheides ist die Durchführung eines Verwaltungsverfahrens.
AuvBZ (Akte unmittelbarer verwaltungsbehördlicher Befehls- und Zwangsgewalt) dürfen jedoch in
subjektive Rechte eingreifen ohne ein vorangehendes Verfahren.
AuvBZ ist eine individuell an einen bestimmten Adressaten gerichtete Erteilung eines Befehls oder
die Ausübung von Zwang durch ein Verwaltungsorgan (Festnahme durch die Polizei, Entnahme von
Warenproben, Schließung eines Gewerbebetriebes, vorläufige Abnahme des Führerscheins durch die
Polizei

Zustellung und Fristen

Ein Bescheid muss (sofern er nicht mündlich verkündet wird) allen am Verfahren beteiligten Parteien
zugestellt werden. Die Zustellung ist eine Voraussetzung, damit der Bescheid rechtlich wirksam ist.
Die Zustellung kann durch die Post, Behörde bzw. Gemeinde oder elektronisch erfolgen. Kann die
Behörde den Bescheidadressaten nicht erreichen, reicht eine Kundmachung an der Amtstafel der
Behörde
häufigste Zustellart: per E-Mail wird der Empfänger verständigt, dass das zuzustellende Dokument
auf einem Server zur Abholung bereit liegt. Der Zeitpunkt der Zustellung ist sehr wichtig, da ab dann
der Zeitpunkt für beispielsweise Fristen des Bescheides gilt.

Rechtsschutz:

Mit Hilfe eines Rechtsmittels ist es einer Partei möglich, die Entscheidung einer Verwaltungsbehörde
auf ihre Richtigkeit überprüfen zu lassen (wesentliches Element des Rechtsstaates, da es möglich sein
muss Fehler von Staatsorganen verhindern/korrigieren zu können). „Wo Menschen tätig sind,
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passieren Fehler“: die Rechtsordnung rechnet mit Fehlern. Die Bekämpfung von Fehlern ist an Fristen
gebunden („Rechtsmittelfristen“). Wer einen Bescheid nicht innerhalb der Rechtsmittelfristen
bekämpft, nimmt in Kauf, dass der Bescheid so wie er ist, unabänderlich verbindlich wird.

Rechtsstaatsprinzip und Rechtsschutz:

Eines der Grundprinzipien der österreichischen Bundesverfassung ist das Rechtsstaatsprinzip. Das
Legalitätsprinzip gehört zu dem Rechtsstaatsprinzip und besagt, dass staatliche Verwaltung nur
aufgrund von Gesetzen ausgeübt werden darf.
Sinn und Zweck: Kontrolle von verwaltungsbehördlichen & verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen
und rechtswidriges Handeln beseitigen (VfGH/ VwGH).
wichtigstes Rechtsmittel im Verwaltungsrecht gegen rechtswidrige Bescheide: Beschwerde an das
Verwaltungsgericht.

Man unterscheidet ordentlichen und außerordentlichen Rechtsmittel und Rechtsbefehlen.

ordentliche Rechtsmittel: richten sich gegen einen Bescheid und schließen bei rechtzeitiger
Beschwerde den Eintritt der Rechtskraft des Bescheides aus (Berufung in Gemeinden und
Beschwerde an VwG) sie sind devolutiv.
Devolutiv: übergeordnete Behörde oder Gericht zur Entscheidung berufen.
Remonstrativ: Behörde die Bescheide erlassen hat, uns mittels Bescheides über die Vorstellung
entscheiden. Erst über diesen Bescheid kann devolutives Rechtsmittel gelten
außerordentliche Rechtsmittel: richten sich gegen Entscheidungen des Verwaltungsgerichts oder
gegen einen Bescheid, der bereits rechtskräftig ist (z.B. Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens,
Revision und Erkenntnisbeschwerde)
Rechtsbefehle: schließen keinen Bescheid und keine Entscheidung, sondern hebt sie nur auf oder
ändert sie.

Die Rechtsschutzeinrichtungen:

Seit der Verwaltungsgerichtsbarkeits-Novelle 2012 gibt es bis auf die den Gerichten keinen
Instanzenzug mehr (Beschwerde wegen eines Bescheids der Behörde ans Verwaltungsgericht). Beim
Verwaltungsgericht gibt es den Instanzenzug noch denn nach VwG erst VwGH). Gegen Bescheide der
Behörden kann Beschwerde an das jeweils zuständige Verwaltungsgericht (VwGH) eingereicht
werden. Es besteht auch die Möglichkeit einer Entscheidungsbeschwerde an den VfGH.
Bei den Selbstverwaltungsorganen (Gemeinde) gibt es entweder einen einstufigen I.: Bescheid
Bürgermeisters., Beschwerde beim VwG zweistufigen I.: Bescheid Bürgerm., Entscheidung der
Behörde, Beschwerde beim Gericht.
Die Zuständigkeit der Rechtsschutzeinrichtungen richtet sich danach, ob ein Rechtsakt in mittelbarer
oder unmittelbarer Bundesverwaltung, in Landes oder Gemeindeverwaltung ist

Mittelbare Bundesverwaltung:

Wenn eine Angelegenheit (deren Verwaltung aufgrund der Kompetenzverteilung dem Bund
zugewiesen ist) durch Behörden der Länder vollzogen wird. Angelegenheiten des Bundes werden
durch Landesbehörden (mittelbare Bundesverwaltung) vollzogen. Über Beschwerden gegen
Bescheide der BVB entscheidet das jeweils zuständige Landesverwaltungsgericht (hier:
Verwaltungsgericht Wien). Landesbehörden (unter LH) Weisungsrecht gegenüber BVB. Vom BVB zum
Landesverwaltungsgericht weiter zum Verwaltungsgericht/Verfassungsgericht.
In Wien zuerst der Magistrat und dann das Verwaltungsgericht Wien.

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Unmittelbare Bundesverwaltung:

Der Bund wird hier durch eigene Behörden (Bundesbehörden) tätig. Beschwerden gegen Bescheide
der Bundesbehörden werden beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht. Zuerst die
Bundesbehörde dann die Bundesverwaltungsgesetz weiter zum VwGH/VfGH
Landesverwaltung: besteht nach den Kompetenzartikeln keine ausdrückliche Bundeskompetenz in
einer Sache, so wird diese dem Wirkungsbereich der Länder zugeordnet (Generalklausel)
Beschwerden gegen Bescheide von BVB kann beim Landesverwaltungsgericht (LVwG) eingereicht
werden
BVB —> LVwG —> VwGH/VfGH
Gemeindeverwaltung:

eigener & übertragener Wirkungsbereich


eigene Wirkungsbereich: Angelegenheiten, die im ausschließlichen/überwiegenden Interesse der
Gemeinde liegen (z.B. Antrag Baubewilligung), Instanzenzug
übertragener Wirkungsbereich: Gemeinde handelt im Auftrag von Bund & Länder nach Maßgabe der
Bundes- und Landesgesetze (z.B. Meldebehörden) (kein Instanzenzug)
1. Instanz = Bürgermeister
2. Instanz = der Gemeinderat (kann wenn deutlich gekennzeichnet ausgelassen werden)
über eine Entscheidung/einen Bescheid des Gemeinderates kann man sich beim Verwaltungsgericht
beschweren.

Zuständigkeit:

Verwaltungsgerichte sind zur Entscheidung über folgende Beschwerden berufen:


Bescheid-beschwerden; Maßnahmen-Beschwerden (wenn kein Bescheid vorhanden zB. Festnahme);
Säumnis-beschwerden sonstige Zuständigkeiten der Verwaltungsgerichte durch Bundes- und
Landesgesetz:
Entscheidungen über Beschwerden wegen Rechtswidrigkeit eines Verhaltens einer
Verwaltungsbehörde in Vollziehung der Gesetze. Entscheidungen über Beschwerden wegen
Rechtswidrigkeit eines Verhaltens eines Auftraggebers in den Angelegenheiten des öffentlichen
Auftragswesens.
Entscheidungen über Streitigkeiten in dienstrechtlichen Angelegenheiten der öffentlichen
Bediensteten.

Verfahrensrechtliche Besonderheiten:

Verwaltungsgerichte verfügen über eine eigene Verfahrensordnung: das


Verwaltungsverfahrensgesetz (VwGVG). Folgende Besonderheiten des verwaltungsgerichtlichen
Verfahrens sind hervorzuheben:
Parteistellung der Behörde, deren Rechtsakt oder Untätigkeit bekämpft wird.
Volksöffentlichkeit: die Verwaltungsgerichte haben eine öffentliche, mündliche Verhandlung
durchzuführen

Beschwerdelegitimation und Beschwerdefrist:

Man ist zur Beschwerde an das Verwaltungsgericht legitimiert, wenn man sich in seinen Rechten
verletzt sieht.
Wird jedoch nach der Zustellung des Bescheides auf eine Erhebung verzichtet, geht die
Beschwerdelegitimation verloren. Ein solcher Verzicht ist unwiderruflich
Frist für die Erhebung einer Beschwerde: 4 Wochen ab Zustellung/Verkündung.
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Die Frist ist durch die Behörde nicht veränderbar.
Einzubringen ist die Beschwerde bei der belangten Behörde, also jener, die den angefochtenen
Bescheid erlassen hat.
Innerhalb 4 Wochen ab der Zustellung muss man die Beschwerde bei der Behörde (dem Magistrat)
einbringen. Speziell in Wien müsste man die Beschwerde an das Verwaltungsgericht Wien erheben.

Form und Inhalt der Beschwerde:

Die Beschwerde ist schriftlich einzubringen und hat folgenden Mindestinhalt zu enthalten:

1) Bezeichnung des angefochtenen Bescheides (durch Angabe des Datums und der
Geschäftszahl)

2) Bezeichnung der belangten Behörde

3) Gründe, auf die sich die Behauptung der Rechtswidrigkeit stützt.

4) Begehren: Das Beschwerdebegehren lautet in der Regel auf die Abänderung des
angefochtenen Bescheides im Sinne des Beschwerdeführers, auf die ersatzlose Behebung des
Bescheides oder auf die Aufhebung des Bescheides und Zurückweisung der Angelegenheit
zur Erlassung eines neuen Bescheides an die Behörde.

5) Angaben zur Rechtzeitigkeit der Beschwerde (Angabe des Datums der Zustellung oder
Verkündigung des Bescheides)

Entscheidung über die Beschwerde:

Beschwerdevorentscheidung

Es liegt im Ermessen der Behörde, ob sie die Beschwerde unter Anschluss des Verfahrensakts
entweder dem Verwaltungsgericht vorlegt oder eine Beschwerdevorentscheidung erlässt.
Bei Bescheidbeschwerden: es steht der Behörde frei den angefochtenen Bescheid innerhalb von 2
Monaten aufzuheben/abzuändern/die Beschwerde zurückzuweisen.
Die Behörde ist bei der Entscheidung von Bescheidbeschwerden an die Beschwerdegründe und das
Beschwerdebegehren gebunden

Beschwerdevorentscheidung: die Partei kann dann innerhalb von 2 Wochen nach Zustellung der
Beschwerdevorentscheidung den Antrag stellen, dass die Beschwerde dem Verwaltungsgericht zur
Entscheidung vorgelegt wird (wenn die Beschwerdevorentscheidung immer noch nicht den
Interessen der Partei entspricht).
Das Verwaltungsgericht prüft dann die Beschwerdevorentscheidung (nicht den ursprünglichen
Bescheid) auf ihre Rechtmäßigkeit, wobei dies nach den Beschwerdebehauptungen zu erfolgen hat

Entscheidung durch das Verwaltungsgericht

wenn die Beschwerde verspätet oder unzulässig ist, hat sie das Verwaltungsgericht zurückzuweisen
(mittels Beschlusses). Wird die Beschwerde zurückgezogenen, ist das Verfahren einzustellen (mittels
Beschluss)
Aufhebung des bekämpften Bescheides in Verbindung mit der Zurückverweisung der Sache an die
belangte Behörde würde durch einen Beschluss geschehen.
Hat die Behörde notwendige Ermittlungen des Sachverhalts unterlassen, so kann das

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Verwaltungsgericht den angefochtenen Bescheid mit Beschluss aufheben und die Angelegenheiten
zur Erlassung eines neuen Bescheides an die Behörden zurückverweisen.

Erkenntnisse der Verwaltungsgerichte sind im Namen der Republik zu verkünden, auszufertigen und
stets zu begründen.

hat eine Verhandlung in Anwesenheit von Parteien stattgefunden, so hat das Verwaltungsgericht
grundsätzlich sogleich die Erkenntnis zu verkünden mit den Entscheidungsgründen, trotzdem
zustellen.

Rechtsmittelverfahren vor den Gerichtshöfen öffentlichen Rechts:

Allgemeines:

gegen Entscheidungen der Verwaltungsgerichte besteht die Möglichkeit


beim Verfassungsgerichtshof und beim Verwaltungsgerichtshof weiteren
Rechtsschutz zu erlangen. Bei beiden Fällen besteht eine Eingabegebühr
in der Höhe von 240 Euro und man muss einen Rechtsanwalt haben.
Diesbezüglich kommt es zu einer Aufteilung des Rechtsschutzes auf die
beiden Gerichtshöfe öffentlichen Rechts:

- Der Verwaltungsgerichtshof: entscheidet über Beschwerden gegen


Entscheidungen der Verwaltungsgerichte wegen einfacher
Rechtswidrigkeit (einfache Gesetzesverletzungen, sowie
Unionsrechtsverletzungen)
- Der Verfassungsgerichtshof: entscheidet über Beschwerden gegen
Entscheidungen eines Verwaltungsgerichtes, wenn der sich
Beschwerende sich in seinen Rechten verletzt zu sein behauptet (EU-
GRC)

Der Verwaltungsgerichtshof (VwGH):

- der VwGH trifft seine Entscheidung immer in Senaten (besteht


normalerweise aus 5 Mitgliedern, in Verwaltungsstrafsachen besteht der
Senat aus 3 Mitgliedern)
- folgende Dinge fallen in den Aufgabenbereich des VwGH:
Revision/ Kontrollen gegen Erkenntnisse und Beschlüsse eines
Verwaltungsgerichts wegen Rechtswidrigkeit
Anträge auf Fristsetzung wegen Verletzung der Entscheidungspflicht durch
ein Verwaltungsgericht
Kompetenzkonflikte zwischen Verwaltungsgerichten oder zwischen einem
Verwaltungsgericht und dem VwGH
Eine Beschwerde zur Revision kann man innerhalb 6 Wochen ab Zustellung
der Verwaltungsgerichtlichen Entscheidung

ordentliche Revision: wird eine Revision für zulässig erklärt, hat rechtliche
Bedeutung, kann eine ordentliche Revision erhoben werden,

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außerordentliche Revision: der Revisionswerber selbst darzulegen, aus
welchen Gründen eine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung
vorliegt, immer VwGH entscheiden.
Die Entscheidung des VwGH im Revisionsverfahren lautet auf:
1) Zurückweisung oder Einstellung durch Beschluss

2) Aufhebung der verwaltungsgerichtlichen Entscheidung

3) Entscheidung in der Sache durch Erkenntnis

Der Verfassungsgerichtshof(VfGH):

Einleitung:

Die Kontrolle der Grundrechte obliegt in erster Linie dem


Verfassungsgerichtshof. Folgende Kompetenzen kommen dem VfGH zu:

 Kompetenzkonflikte zwischen Gerichten und Verwaltungsgerichten


oder VwGH und VfGH bzw. Ländern (auch untereinander) und dem
Bund (bei Kompetenzkonflikten zwischen den Verwaltungsgerichten
untereinander oder einem Verwaltungsgericht und dem
Verwaltungsgerichtshof entscheidet jedoch der VwGH)

 die Gesetzmäßigkeit von Verordnungen

 die Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen

Organisation:

Der VfGH besteht aus:


 einem Präsidenten
 einem Vizepräsidenten
 12 weitere Mitglieder
 6 Ersatzmitglieder
Die Mitglieder werden von der BReg vorgeschlagen & vom
Bundespräsidenten ernannt. Grundsätzlich entscheidet der VfGH im
Plenum (Präsident, Vizepräsident & 12 Mitglieder).
Beschlussfähig ist das Plenum, wenn neben Vorsitzenden mindestens 8
Mitglieder da sind
- „kleine Besetzung“ (Präsident, Vizepräsident & 4 Mitglieder) kann bei
bestimmten Angelegenheiten entscheiden
- Entscheidungen werden grundsätzlich mit Stimmenmehrheit getroffen

Erkenntnisbeschwerde (Art 144 B-VG):


- Entscheidungen der Verwaltungsgerichte können vom VfGH überprüft
werden, soweit der Beschwerdeführer sich in seinen Rechten verletzt
sieht

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- Voraussetzung für eine Beschwerde: das Vorliegen einer Erkenntnis oder
Beschlusses eines Verwaltungsgerichtes, & die Erhebung der
Beschwerde in 6 Wochen
- Die Entscheidung des VfGH im Beschwerdeverfahren nach Art 144 B-VG
lautet auf:
Ablehnung durch Beschluss
Zurückweisung oder Einstellung durch Beschluss
Entscheidung in der Sache durch Erkenntnis.

Eine Ablehnung der Behandlung der Beschwerde kann erfolgen, wenn die
Beschwerde keine hinreichende Aussicht auf Erfolg hat. Die Abstimmung
muss einstimmig durch die „kleine Besetzung“ erfolgen.
Eine Zurückweisung der Beschwerde erfolgt, wenn es an einer
Prozessvoraussetzung mangelt oder die Beschwerde an sich Mängel
aufweist.
Wird eine Beschwerde abgewiesen oder die Behandlung der Beschwerde
abgelehnt, so kann der Beschwerdeführer entweder bereit in der
Erkenntnisbeschwerde oder spätestens innerhalb 2 Wochen ab Zustellung
des Erkenntnisses/Beschlusses einen Antrag auf Abtraten der Beschwerde
an den VwGH stellen. Mit der Zustellung des Abtretungsbeschlusses des
VfGH beginnt die sechswöchige Frist zur Einbringung der Revision an den
VwGH neu zu laufen

Verordnungs- und Gesetzesprüfungsverfahren (Art 139 u 140 B-VG):

Dem VfGH obliegt die Prüfung von generellen Rechtsvorschriften


Gegenstand dieser Prüfung sind Verordnungen, Gesetze und
Staatsverträge
Maßstab der Prüfung:
 Maßstab der Gesetzesprüfung ist das Verfassungsrecht
 prüft der VfGH Verfassungsgesetzte, dann prüft er ob sie mit den
Grundprinzipien der
Bundesverfassung übereinstimmen

Unionsrecht stellt keinen Prüfungsmaßstab dar Antragsberechtigung:


Der VfGH kann ein Verordnungs- oder Gesetzesprüfungsverfahren von
Amts wegen durch Beschluss einleiten.
Sämtliche Gerichte sind antragsberechtigt (für ein
Verordnungsprüfverfahren). Seit 2015 kann jede Person, die als Partei sich
in ihren Rechten durch eine Verordnung verletzt fühlt, diese Verordnung
anfechten.
„Individualantrag“ wenn eine Einzelperson ein Gesetz direkt beim VfGH
anfechtet

Entscheidung:

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Kommt der VfGH zu dem Ergebnis, dass die betreffende Verordnung
gesetzwidrig/das betreffende Gesetz verfassungswidrig ist, dann hebt er
die Verordnung/das Gesetz auf
Kommt der VfGH zu dem Ergebnis, dass die angefochtene
Verordnung/Gesetz nicht gesetz- bzw. verfassungswidrig waren, dann
weist er den Antrag ab.
Wird eine Verordnung durch eine Erkenntnis des VfGH als gesetzwidrig
aufgehoben, so hat die zuständige oberste Verwaltungsbehörde dies
unverzüglich kundzumachen (die Aufhebung tritt mit Ablauf des Tages der
Kundmachung in Kraft)
Die Aufhebung eines verfassungswidrigen Gesetzes ist vom Bundeskanzler
im BGBI bzw. vom jeweiligen Landeshauptmann im LGBI kundzumachen
und tritt mit Ablauf des Tages der Kundmachung in Kraft.
Der VfGH kann für das Außerkrafttreten von Verordnungen/Gesetzen eine
Fristbestimmen (bei Verordnungen höchstens 6 Monate, wenn gesetzliche
Vorkehrungen erforderlich sind höchstens 18 Monate. Bei Gesetzen
höchstens 18 Monate). Das Gesetz/die Verordnung tritt dann erst nach der
Frist außer Kraft.

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