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Das politische System in Österreich

1. Die Grundsätze des österreichischen politischen Systems

Die Regeln für Politik in Österreich sind in der österreichischen Bundesverfassung festgehalten. In jeder
Verfassung werden Grundsätze über die Staatsform, die Regierungsform, den Aufbau eines Staates und
die Rechte der Menschen im Staat festgeschrieben. Diese Regeln sind die Basis einer Demokratie. Eine
Bundesverfassung kann nur unter strengen Regeln geändert werden (Zweidrittelmehrheit der
Abgeordneten im Nationalrat + Volksabstimmung).

Die vier wichtigsten Grundsätze der österreichischen Politik sind:

a) Österreich ist eine Demokratie (Das demokratische Prinzip)


Artikel 1 der Bundesverfassung sagt, dass Österreich eine demokratische Republik ist und dass
das Recht vom Volk ausgeht. Demokratie bedeutet, dass das Volk bzw. die gewählten
VertreterInnen des Volkes bestimmen, welche Politik gemacht wird. Es gibt Wahlen. Jede/r
Wahlberechtigte darf wählen und gewählt werden. Jede Stimme zählt gleich viel.
b) Österreich ist eine Republik (Das republikanische Prinzip)
Eine Republik ist ein Staat, an dessen Spitze ein gewähltes Staatsoberhaupt steht. Dessen
Funktionsperiode ist zeitlich begrenzt. In Österreich ist das Staatsoberhaupt der
Bundespräsident/die Bundespräsidentin, er/sie wird alle 6 Jahre gewählt. Alle österreichischen
StaatsbürgerInnen ab 35 Jahren können dafür kandidieren.
c) Österreich ist ein Rechtsstaat (Das rechtsstaatliche Prinzip)
Für das Zusammenleben von Menschen, Wirtschaft und Institutionen brauchen wir Regeln.
Diese Regeln bilden die Rechtsordnung eines Staates. Es gibt Gesetze, die von allen
Staatsorganen eingehalten werden müssen. Gerichte überwachen, dass die Gesetze auch
eingehalten werden. Der Verfassungsgerichtshof kontrolliert, ob die österreichische
Bundesverfassung eingehalten wird.
d) Österreich ist ein Bundesstaat (Das bundesstaatliche Prinzip)
Österreich besteht aus neun selbstständigen Bundesländern. Gemeinsam bilden die
Bundesländer den Bundesstaat. In einem Bundesstaat wird die politische Macht zwischen Bund
und Ländern aufgeteilt.
Politische Entscheidungen werden also nicht nur für ganz Österreich (Bundesebene), sondern
auch für die Bundesländer (Landesebene) getroffen. Die Interessen der Bundesländer werden
von den Landeshauptleuten und im Parlament vom Bundesrat vertreten.
Es gibt im österreichischen politischen System drei große Bereiche:

 die Legislative: Das ist der Bereich, wo Gesetze beschlossen werden. Das ist die Aufgabe des
Parlaments (zwei Kammern: Nationalrat und Bundesrat) und der Landtage (Gesetze der
Bundesländer)
 die Exekutive: Das ist der Bereich, der die Gesetze vollzieht. Das ist die Aufgabe der
BundesministerInnen, der Bundesregierung, des Bundespräsidenten/der Bundespräsidentin, der
Landesregierung und der Verwaltung (Polizei, BürgermeisterIn…)
 die Judikative (lat. Iudex, der Richter): Das ist der Bereich, der Recht spricht. Das ist die
Aufgabe der Gerichte. (Bsp.: Verfassungsgerichtshof, Verwaltungsgerichtshof)

Diese drei Bereiche werden auch „Gewalten“ genannt. Ihre Aufgabenbereiche sind voneinander
getrennt (die Gewaltentrennung).

2. Die Akteure des österreichischen politischen Systems

a) Das Parlament: In Österreich besteht das Parlament aus zwei Kammern: Nationalrat und
Bundesrat. Sie beschließen und prüfen die Gesetze und kontrollieren die Arbeit der Regierung.

Der Nationalrat hat 183 Abgeordnete. Alle 5 Jahre wird der Nationalrat gewählt. Es gilt das
Verhältniswahlrecht. An der Spitze des Nationalrats steht der Präsident/ die Präsidentin des
Nationalrats. Die Sitzungen des Nationalrats sind öffentlich, sie können von allen besucht
werden und werden oft auch im Fernsehen übertragen.

Der Bundesrat vertritt die Interessen der Bundesländer. Er hat 61 Mitglieder. Er wird nicht
direkt vom Volk gewählt.
Gesetze aus dem Nationalrat werden dem Bundesrat vorgelegt. Dieser kann gegen die Gesetze
Einspruch erheben (Vetorecht). ABER: der Bundesrat kann ein Gesetz nicht verhindern,
sondern nur Vorschläge machen. Daher ist der Bundesrat sehr unbedeutend, die zentrale
Kammer ist der Nationalrat.

Die Bundesversammlung sind die Mitglieder des Nationalrats und des Bundesrats (183+61). Sie
gelobt alle 6 Jahre den Bundespräsidenten/die Bundespräsidentin an. Sie kann eine
Volksabstimmung zur Absetzung des Bundespräsidenten/der Bundespräsidentin beschließen.
b) Der Bundespräsident/die Bundespräsidentin: Er/Sie ist die Spitze der Republik Österreich, das
Staatsoberhaupt. Alle 6 Jahre wird der Bundespräsident/die Bundespräsidentin direkt von den
wahlberechtigten ÖsterreicherInnen gewählt. Er/Sie wird für eine Amtsperiode von 6 Jahren
gewählt und kann maximal 12 Jahre (2 Amtsperioden) im Amt sein. Die Amtsräume sind in der
Hofburg in Wien.
Aufgaben und Funktionen:
 Er/Sie ernennt oder entlässt die Bundesregierung.
 Er/Sie vertritt als Staatsoberhaupt die Republik nach außen.
 Er/Sie ist der/die OberbefehlshaberIn des Bundesheeres.
 kann den Nationalrat oder die Landtage auflösen

c) Die Bundesregierung: Bundeskanzler, BundesministerInnen


Die Bundesregierung besteht aus dem Bundeskanzler und den BundesministerInnen. Sie setzen
die Gesetze um und machen Gesetzesvorschläge. Die Bundesregierung ist für die Verwaltung
des Bundesstaates zuständig, macht ein Regierungsprogramm und erstellt das Budget. (Welche
Straßen, welche Schulen werden gebaut, wie wird das Steuergeld verwendet?)
Der Bundeskanzler ist Vorsitzender der Bundesregierung. Er/Sie schlägt vor, wer Minister wird.
Der Stellvertreter ist der Vizekanzler.
Der Bundesminister leitet ein Ministerium, das für ein Thema zuständig ist (z.B. Bildung, Sport,
Wirtschaft, Wissenschaft, Landwirtschaft…) StaatssekretärInnen unterstützen die
MinisterInnen bei der Arbeit.

d) Die Rechtssprechung: Damit das politische System kontrolliert werden kann, gibt es Gerichte
und RichterInnen. Der Verfassungsgerichtshof kontrolliert, ob Verträge und Gesetze in
Einklang mit der Bundesverfassung sind. Er kontrolliert, ob bei Wahlen alles rechtskonform
abläuft und er kontrolliert die obersten Staatsorgane (BundeskanzlerIn, VizekanzlerIn,
MinisterInnen, BundespräsidentIn).
3. Die Wahlen und das Wahlrecht in Österreich

Alle österreichischen StaatsbürgerInnen dürfen ab 16 Jahren wählen. Dieses Recht nennt man
Wahlrecht.

Das Wahlrecht in Österreich ist:

 allgemein: alle StaatsbürgerInnen haben ab 16 Jahren das Recht zu wählen


 gleich: jede Stimme zählt gleich viel
 unmittelbar/direkt: gewählt wird direkt eine Partei oder ein Kandidat/eine Kandidatin
 persönlich: jede Stimme muss persönlich abgegeben werden
 geheim: der Name des Wählers/der Wählerin ist auf dem Stimmzettel nicht vermerkt, man weiß
nicht, wer wen gewählt hat
 frei: die Stimmabgabe muss ohne Zwang erfolgen

4. Die politischen Parteien in Österreich

In einer Demokratie gibt es viele Parteien und daher auch mehrere Wahlmöglichkeiten.

Die aktuell im Nationalrat vertretenen Parteien:

SPÖ = Sozialdemokratische Partei Österreichs („Die Roten“)

ÖVP = Österreichische Volkspartei („Die Schwarzen“)

FPÖ = Freiheitliche Partei Österreichs („Die Blauen“)


Die Grünen

neos – Das neue Österreich („Die Pinken“)

Team Stronach

Die wichtigsten Aufgaben von politischen Parteien sind:

 Sie vertreten die Interessen der Bevölkerung oder die Interessen bestimmter sozialer Gruppen
und Berufsgruppen.
 Sie sind Teil der Regierung oder sie kontrollieren die Regierung als Teil der Opposition.
5. Formen der direkten Demokratie

Die Volksabstimmung = es wird vom Volk über ein Gesetz des Nationalrates abgestimmt. Die
WählerInnen stimmen mit „Ja“ oder „Nein“. Das Ergebnis ist für die Politik BINDEND.

Die Volksbefragung = das Volk wird zu einem bestimmten Thema befragt. Die WählerInen stimmen
mit „Ja“ oder „Nein“. Das Ergebnis ist für die Politik NICHT BINDEND.

Das Volksbegehren = die Initiative kommt aus dem Volk. Wenn mindestens 100 000 BürgerInnen ein
Volksbegehren unterschreiben, muss sich der Nationalrat mit dem Thema beschäftigen.

Bibliografie:

www.austria.gv.at (Bundesregierung)

www.hofburg.at (Bundespräsident)

www.parlament.gv.at (Parlament: Nationalrat und Bundesrat)

Demokratiezentrum Wien: Lernmodule für Politische Bildung. http://www.demokratiezentrum.org/bildung/lernmodule/das-


politische-system.html (Stand: 5.3.2016)

Koppensteiner, Jürgen: Österreich. Ein landeskundliches Lesebuch. Wien: praesens Verlag 52014, S. 60-73.

„Mein Österreich“ Lernunterlage zur Staatsbürgerschaftsprüfung. Hrsg. vom Bundesministerium für Europa, Integration und
Äußeres. Wien: 2014. (www.staatsbuergerschaft.gv.at)

Pelinka, Anton: Das politische System Österreichs. In: Ismayr, Wolfgang (Hrsg.): Die politischen Systeme Westeuropas.
Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 42009.

Talos, Emmerich u.a.: Das politische System in Österreich. Hrsg. vom Bundespressedienst. Wien: 2000.

Quelle der Abbildung direkte und indirekte Demokratie: Lernunterlage zur Staatsbürgerschaftsprüfung S.56.

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