Sie sind auf Seite 1von 2

Was ist das österreichische Parlament?

Das österreichische Parlament besteht aus dem Nationalrat und dem Bundesrat. Diese werden auch als
die beiden „Kammern“ des Parlaments bezeichnet. „Parlament“ wird auch das Gebäude genannt, in
welchem der Nationalrat und der Bundesrat ihre Sitzungen abhalten. Im Parlament sitzen die
„ParlamentarierInnen“. Genauer gesagt sind dies im Nationalrat die Abgeordneten zum Nationalrat, im
Bundesrat die Mitglieder des Bundesrates.

Welche Aufgaben hat das Parlament?


Das Wort „Parlament“ stammt vom französischen Verb „parler“ ab, was „sprechen“ heißt. Die zentralen
Aufgaben des Parlaments sind Gesetzgebung und Kontrolle.
Das österreichische Parlament berät über Gesetzesvorlagen und beschließt die Gesetze, die für ganz
Österreich, also in allen neun Bundesländern, gelten (Bundesgesetze).
Neben der Gesetzgebung hat das Parlament die Aufgabe, die Arbeit der Bundesregierung zu kontrollieren.
Das Parlament soll den Mitgliedern der Bundesregierung (BundeskanzlerIn, MinisterInnen,
StaatssekräterInnen) „auf die Finger schauen“. Besonders die Opposition übernimmt eine wichtige Rolle,
wenn es um diese Kontrollaufgabe geht.
Die Diskussionen bei den Plenarsitzungen im Parlament sind öffentlich. So kann die Bevölkerung
nachvollziehen, was geplant wird, weshalb etwas beschlossen wird, und welche Meinung eine bestimmte
Partei bzw. die ParlamentarierInnen vertreten. Da die Abgeordneten zum Nationalrat und die Mitglieder
des Bundesrates ja als VertreterInnen der Bevölkerung handeln, ist es besonders wichtig, dass ihre Arbeit
nicht vollkommen „hinter verschlossenen Türen“ passiert, sondern nachvollziehbar ist. Diese
Nachvollziehbarkeit nennt man auch „Transparenz“.
Jede/r kann als Besucherin bzw. Besucher an den Plenarsitzungen des Nationalrates und des Bundesrates
teilnehmen. Die Plenarsitzungen werden teils im Fernsehen und via Livestream übertragen. Von jeder
Sitzung wird ein Protokoll erstellt, das (online) nachgelesen werden kann. Zusätzlich gibt es zahlreiche
Informationen zu den ParlamentarierInnen und den Sitzungen, sowie Jahresberichte, Tätigkeitsberichte
und allgemeine Statistiken, die für jede Person verfügbar sind.
Politische Kontrolle
Interpellationsrecht: Sowohl der Nationalrat als auch der Bundesrat können schriftliche oder mündliche
Anfragen an die Regierung stellen. Sie können darin Auskunft zu bestimmten Themen verlangen und die
Regierungsmitglieder befragen, was sie oder ihre Behörde tun. Dieses Recht des Parlaments heißt
Interpellationsrecht (Fragerecht). Für die Befragung gibt es bestimmte Formen (schriftliche, mündliche und
„Dringliche Anfrage“, sowie „Aktuelle Stunde“) und genaue Regeln: Wie und wann kann die Anfrage
gestellt werden? Findet die Aussprache in einer Plenarsitzung oder im Ausschuss statt? Wie viele
Abgeordnete des Nationalrates oder Mitglieder des Bundesrates müssen an der Anfrage beteiligt sein? Wie
lange darf die Befragung dauern? Die Regierungsmitglieder müssen die Anfragen wahrheitsgemäß und
innerhalb einer festgelegten Frist beantworten.
Der Sinn dieser Anfragen ist aber nicht nur, das Parlament zu informieren: Da die Informationen öffentlich
bekannt gemacht werden, kann sich auch die Bevölkerung mit ihrer Hilfe ein genaueres Bild von der Arbeit
der Regierung machen.
Resolutionsrecht: Abgeordnete des Nationalrates und Mitglieder des Bundesrates können an die
Bundesregierung Wünsche und Forderungen richten, sowie Empfehlungen ausrichten. Dies tun sie mit
sogenannten „Entschließungen“ (Resolutionen). Die ParlamentarierInnen können mit einer Entschließung
die Bundesregierung beispielsweise dazu auffordern, bestimmte Maßnahmen zu setzen, sich für ein
bestimmtes Thema einzusetzen oder einen Gesetzesentwurf vorzulegen.
Zitationsrecht: Der Nationalrat und der Bundesrat können verlangen, dass ein bestimmtes
Regierungsmitglied bei einer Sitzung (Plenum oder Ausschuss) anwesend sein muss.
Dem Nationalrat (nicht aber dem Bundesrat) stehen zusätzlich noch folgende Mittel der politischen
Kontrolle zur Verfügung:
Untersuchungsausschüsse: Der Nationalrat kann Untersuchungsausschüsse einsetzen, um die Arbeit der
Bundesregierung zu überprüfen. Die Ergebnisse aus einem Untersuchungsausschuss werden dem
Nationalrat übergeben, der dann beschließt, wie er weiter vorgehen möchte.
Misstrauensantrag: Wenn der Nationalrat kein Vertrauen in die Regierung hat, kann er der gesamten
Bundesregierung oder einzelnen Mitgliedern der Regierung das Vertrauen entziehen. Dazu wird ein
Entschließungsantrag gestellt. Wenn die Mehrheit der Nationalratsabgeordneten dem Antrag zustimmt, so
muss der Bundespräsident/die Bundespräsidentin die Regierung oder das betreffende Regierungsmitglied
„entlassen“. Der Bundesrat kann keinen Misstrauensantrag stellen.
Finanzielle Kontrolle
Budgetkontrolle: Die Bundesregierung muss dem Nationalrat einen Budgetplan vorlegen. Das Budget muss
vom Nationalrat bewilligt werden. Außerdem kontrolliert der Budgetausschuss des Nationalrates laufend
die Arbeit des Finanzministeriums. Bei der Überprüfung der Staatsfinanzen wird der Nationalrat vom
Rechnungshof unterstützt.
Rechtliche Kontrolle
MinisterInnenanklage: Wenn der Verdacht besteht, dass ein Regierungsmitglied ein Gesetz verletzt hat,
kann der Nationalrat gegen dieses Mitglied beim Verfassungsgerichtshof Anklage erheben.

Politische Parteien
Politische Parteien sind Vereinigungen von Menschen mit ähnlichen politischen Zielen. Sie haben im
Wesentlichen drei Aufgaben.
➔ Parteien wählen jene Personen aus, die in ihrem Namen in Parlamenten und anderen Institutionen
sitzen und dort Entscheidungen treffen. Sie rekrutieren das Personal (= Rekrutierungsfunktion).
➔ Parteien haben daneben die Aufgabe, verschiedene Interessen zu sammeln und dann weiterzuleiten,
damit diese Interessen in der Politik berücksichtigt werden können und damit Entscheidungen
getroffen werden. Sammeln bzw. anhäufen heißt auf Lateinisch aggregare, deshalb nennt man dies
Aggregationsfunktion.
➔ Parteien sollen dafür sorgen, dass Macht und Herrschaft in einem Staat rechtmäßig ausgeübt werden
und dass die politische Ordnung akzeptiert wird. Sie legitimieren die Machtausübung, d.h.
Legitimationsfunktion.
Die meisten politischen Parteien sind im 19. Jahrhundert entstanden. Auch die Wurzeln von SPÖ
(Sozialdemokratische Partei Österreichs), ÖVP (Österreichische Volkspartei) und FPÖ (Freiheitliche Partei
Österreichs) gehen in diese Zeit zurück. Sie hatten damals jedoch noch andere Namen. Die Grünen sind
eine relativ junge Partei – Grünparteien entstanden in vielen europäischen Ländern in den 1970er- und
1980er-Jahren (in Österreich kamen die Grünen 1986 erstmals in den Nationalrat – nachdem sie im Jahr
2017 an der Vierprozenthürde gescheitert waren, konnten sie 2019 erneut in den Nationalrat einziehen).
Seit 2013 sind auch NEOS (Das Neue Österreich) im Parlament vertreten, die erst kurz vor der
Nationalratswahl 2013 gegründet wurden.
Politische Parteien verwenden für ihre öffentlichen Auftritte Farben und Symbole (rot steht für
sozialistisch orientierte Parteien, schwarz für christlich-soziale Parteien und grün für Parteien, die dem
Umweltschutz Augenmerk schenken). Die Farben können trotzdem, je nach Landestradition, von Staat zu
Staat verschieden sein. In Österreich benützen die im Nationalrat vertretenen Parteien folgende Farben:
ÖVP: schwarz (seit 2017 schwarz und türkis), SPÖ: rot, FPÖ: blau, NEOS: pink, GRÜNE: grün
Regierungskoalitionen werden oft mittels Parteifarben bezeichnet, z.B. rot-schwarze Koalition.
(vgl. www.demokratiewebstatt.at, www.politik-lexikon.at)

Das könnte Ihnen auch gefallen