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Neben der Herrschaftsform (z. B. Demokratie und Autokratie) und der Regierungsform (z. B.
parlamentarische und präsidentielle Demokratie) lassen sich politische Systeme außerdem
hinsichtlich ihres staatlichen Organisationsprinzips untersuchen. Im Allgemeinen unterscheidet
man zwischen Bundesstaaten und Einheitsstaaten (auch Zentralstaaten genannt).
In Einheitsstaaten wird das gesamte Land von einem Ort aus regiert. Es gibt also ein politisches
Zentrum, von dem aus verbindliche Entscheidungen für das gesamte Land getroffen werden.
Diese Form der staatlichen Organisation besteht beispielsweise in Dänemark, Frankreich, dem
Vereinigten Königreich, Irland, Japan sowie in Neuseeland.
Demgegenüber steht das Prinzip des Föderalismus. Länder, in denen dieses Prinzip herrscht,
nennt man Bundesstaaten oder föderalistische Staaten. Auch Deutschland ist ein Bundesstaat,
sowie unter anderem die USA, Österreich und die Schweiz. In föderalistischen Ländern gibt es
neben der gesamtstaatlichen Regierung Teilstaaten mit eigenständigen staatsrechtlichen
Kompetenzen.
Die Bundesrepublik Deutschland bildet eine politische Einheit sowie eine Rechts- und
Wirtschaftseinheit. Das bedeutet: Deutschland besitzt eine gemeinsame Verfassung, ein
gemeinsames Parlament und eine gemeinsame Regierung. Überall im Bundesgebiet gelten die
gleichen Bundesgesetze. Die Wirtschaftsordnung, die Währung, Maße und Gewichte sind
gleich. Das Grundgesetz verlangt, dass im gesamten Bundesgebiet einheitliche bzw.
gleichwertige Lebensverhältnisse herrschen. Darüber hinaus haben die Bundesländer jedoch
auch eigene Verfassungen, Regierungen und Verwaltungsbehörden. In den jeweiligen
Landesparlamenten werden eigene Landesgesetze beschlossen, z. B. für das Schulwesen,
Demonstrationsrecht sowie Presse- und Rundfunkrecht. Das Grundgesetz regelt, für welche
Bereiche der Bund und für welche Bereiche die Länder zuständig sind.
Der Bundesrat
In einem Bundesstaat besteht das Parlament aus zwei Kammern. Die Volksvertretung wird
immer vom Volk direkt gewählt – in Deutschland ist dies der Bundestag. Die zweite Kammer
nennt man Bundesrat, dieser besteht aus Regierungsmitgliedern der 16 Bundesländer. Der
Bundesrat ist das Organ der Länder auf Bundesebene und ist dafür zuständig, die Interessen der
Länder in der Bundesrepublik zu vertreten.
Jedes Bundesland entsendet zwischen drei und sechs Mitglieder in den Bundesrat, je nach
Einwohnerzahl des Bundeslandes, wobei jedes Mitglied über eine Stimme verfügt. Jedes Land
hat somit mindestens drei Stimmen, Länder mit mehr als zwei Millionen Einwohnern verfügen
über vier, Länder mit mehr als sechs Millionen über fünf und Länder mit mehr als sieben
Millionen über sechs Stimmen. Die Länder bestimmen ihr Stimmverhalten im Voraus und
geben ihre Stimmen geschlossen ab.
Die Vollversammlung aller Mitglieder des Bundesrates, auch Plenum genannt, tagt für
gewöhnlich alle drei Wochen. In jeder Plenarsitzung werden Reden gehalten und verschiedene
Tagesordnungspunkte abgearbeitet, über die jeweils Abstimmungen stattfinden. Für einen
Beschluss werden mindestens 35 der insgesamt 69 Stimmen des Bundestages benötigt. Große
Debatten wie beispielsweise im Bundestag gibt es hier nicht, da die Entscheidungen der Länder
bereits im Voraus getroffen und nur noch präsentiert werden.
Art 50
Durch den Bundesrat wirken die Länder bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Bundes
und in Angelegenheiten der Europäischen Union mit.
Der Bundesrat soll sicherstellen, dass die Gesetzgebung auf Bundesebene nicht die
Kompetenzen der Länder beschneidet und mit den jeweiligen Länderinteressen vereinbar ist.
Seine zentrale Kontrollfunktion zeigt sich darin, dass fast alle wichtigen Gesetze des Bundes
von seiner ausdrücklichen Zustimmung abhängig sind.
Nicht nur auf inhaltlicher Ebene kann der Bundesrat Gesetzen des Bundes widersprechen, auch
auf praktischer Ebene erfüllt der Bundesrat eine wichtige Funktion. Die Mitglieder des
Bundesrates verfügen über Sachverstand und Erfahrung in Sachen Länderbürokratie und in
Bezug auf die praktische Umsetzbarkeit der Gesetze. So leisten sie einen wichtigen Beitrag
dazu, dass Gesetze und Verordnungen nicht nur inhaltlich die Interessen der Länder
berücksichtigen, sondern in den Ländern auch praktisch umsetzbar sind.
Wie konfliktreich die Abstimmungen zwischen Bundesrat und Bundestag sind, hängt immer
von den jeweiligen Mehrheitsverhältnissen in den einzelnen Kammern ab. Dominieren im
Bundesrat andere Parteien und Koalitionen als im Bundestag, so können diese mit
entsprechenden Mehrheiten verhindern, dass eine Mehrheit im Bundestag „durchregiert“ und
ihre eigenen Interessen in Form von Gesetzen und Verordnungen durchsetzt. Um einen
Stillstand in der Gesetzgebung bei Uneinigkeit zu vermeiden, existiert der
sogenannte Vermittlungsausschuss, in dem durch Verhandlungen meist ein Kompromiss
gefunden wird, der die unterschiedlichen Interessen ausgleicht.
Vor- und Nachteile des Föderalismus in Deutschland
3. Inwiefern garantiert der Bundesrat die Kontrolle des Bundes durch die Länder?
4. Inwiefern steigert der Bundesrat die Chancen der Opposition auf Bundesebene?