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Staatsbegriff: Dreielementelehre
Staat besteht aus:
Volk, Land und Verbindungszweck (Dubs)
ursprünglicher Herrschermacht ausgestattete Gebietskörperschaft (Jellinek)
Allgemein:
-Staatsvolk
(polit. Begriff: Nation, Rasse, Klasse)
(juristischer Begriff: Aktivbürger, Staatsangehörige, Wohnbevölkerung)
-Staatsgebiet
Räumlich abgegrenztes Territorium, über welches der Staat öffentlich-rechtliche Herrschaft
ausübt (Gebietshoheit). Hier ist der Staat zuständig, hoheitlich tätig zu werden
(Territorialitätsprinzip)
Von Gebietshoheit (imperium) ist privatrechtliches Eigentum zu unterscheiden (dominium)
-Staatsgewalt
Bei Staatsgewalt sind unterschiedliche Definitionen vorhanden:
Souveränität: höchste uneingeschränkte letztentscheidungsmacht (Bodin, Hobbes)
→ Äussere Souveränität: Unabhängigkeit und Gleichheit gegenüber anderen Staaten
→ Innere Souveränität: Oberste Innerstaatliche Gewalt
Selbstherrschaft: originäre nicht weiter abgeleitete Herrschermacht (historisch) (Jellinek,
Fleiner)
Legitime Herrschaft: Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit (Weber)
Legale Herrschaft: In Rechtsnorm gefasste Macht (Kelsen)
VL2:
Verfassung: zentrales Rechtsdokument oder zentraler Rechtsbestand (Grundgesetz) eines
Gemeinwesens, in welchem Grundlegende Normen für Ausübung der Staatsgewalt
zusammengefasst sind.
→ im formellen Sinn: Gesamtheit aller Normen die in Verfassungsurkunde verankert sind
→ im materiellen Sinn: Gesamtheit aller wichtigen Normen bzgl. Verhältnis Staat-Individuum
Verfassungsfunktionen:
- Ordnungs- Organisationsfunktion (Kreationsnormen Kompetenznormen,
Verfahrensnormen, Gewährleistungsnormen)
-Machtbegrenzungs- Freiheitsgewährleistungsfunktion (Verfassungsprinzipien,
Grundrechtsnormen)
-Gestaltungs- Steuerungsfunktion (Zielnormen, Aufgabennormen)
-Legitimations- Integrationsfunktion (Anrufung Gottes, Nationale Symbolik, Verfassung als
Anlass des Nationalfeiertages)
Jüngerere Norm geht älteren Norm vor (lex posterior derogat legi priori)
Besondere Norm geht der allgemeinen Norm vor (lex specialis derogat legi generali)
Bundesrecht bricht kantonales Recht (derogatorische Kraft des Bundesrechts)
→ dementsprechend bricht Kantonales Recht kommunales Recht
Völkerrecht: Summe der Normen (Gebote, Verbote), welche die Beziehungen unter den
Staaten regelt
→In der Regel kein zentrales Rechtsetzungsorgan; Erzeugung durch (einstimmigen)
Vertragsschluss
→ keine zentrale staatliche Durchsetzung
→ nur bedingt hierarchische Gliederung
Quellen: völkerrechtliche Verträge
Unterscheidung zwischen Monismus und Dualismus:
Monismus: Völkerrecht ist «self excecuting» wird somit automatisch umgesetzt (mit
Ausnahmen)
Dualiismus: Völkerrecht muss in nationales Recht transformiert werden
Grundsätzlich hat Völkerrecht Vorrang vor Bundesrecht, jedoch kein absoluter Vorrang.
Unbestritten ist jedoch sein Vorrang vor kantonalem und kommunalem Recht sowie den
Verordnungen des Bundes.
Zwingendes Völkerrecht (Genozid-, Sklaverei-, Folterverbot etc.) hat stets Vorrang
gegenüber Bundesverfassung
Bei einfachem Völkerrecht können Konflikte mit BV entstehen. Dabei gibt es zwei
Rechtssprechungslinien:
• sog. «Schubert-Praxis»: Bundesgesetzliche Norm geht im Konfliktfall vor, wenn der
Gesetzgeber einen allfälligen Konflikt mit dem Völkerrecht bewusst in Kauf
genommen hat.
• sog. «PKK-Praxis»: Völkerrecht geht im Konfliktfall dem Landesrecht «prinzipiell»
vor, insbesondere dann, wenn die völkerrechtliche Norm «dem Schutz der
Menschenrechte dient».
Neue Entscheidungen folgen mehrheitlich der PKK-Praxis
VL 4:
Rechtsstaatsprinzip:
Das Rechtsstaatsprinzip basiert auf
-Legalitätsprinzip (Art. 5 Abs. 1 BV & Art. 4 BV)
-Gewaltengliederung
-Rechtsschutz durch unabhängige Justiz
-Verfahrensgrundrechte (Art 29-32 BV)
Legalitätsprinzip:
1. Erfordernis des Rechtssatzes: generell-abstrakte Normen →Rechtsgleichheit
2. Erfordernis der genügenden Normstufe: wichtiges gehört ins Gesetz im formellen
Sinn→ Demokratie
3. Erfordernis der genügenden Normdichte oder bestimmtheit: Normen müssen so
bestimt sein, dass Einzelne ihr Verhalten danach richten können → Rechtssicherheit
4. Erfordernis der genügenden Kundmachung: Normen müssen ordnungsgemäss
publiziert werden → Rechtssicherheit
Gewaltengliederung:
Verfahrensgrundrechte:
Werden Verfahrensgarantien verletzt, so kann ein Urteil besagen, dass ein Entscheid
aufgehoben wird auch wenn er inhantlich richtig ist. → Verfahren muss rechtliches gehör
bewahren. (29, 2 BV) Weitere Beispiele sind z.B Befangenheit von Richtern (30BV)
VL5:
Föderalismus: Bund, Bündnis, Vertrag
→Idee des Föderalismus: Schutz der kulturellen Vielfalt, Schutz der politischen Vielfalt,
Gewaltengliederung, Minderheitenschutz, Subsidiaritätsprinzip (bottom up), Effizienz- und
Effektivitätsüberlegungen (untersch. Regionale Bedürfnisse)
VL6:
Kompetenzverteilung Bund/Kantone:
«Die Kantone sind souverän, soweit ihre Souveränität nicht durch die Bundesverfassung
beschränkt ist; sie üben alle Rechte aus, die nicht dem Bund übertragen sind.» (Art. 3 BV)
Bundeskompetenzen (Wirkung):
Bundeskompetenzen (Staatsfunktion):
Qualifikation von Bundeskompetenzen:
Politische Rechte:
-aktives und passives Wahlrecht
-Recht an Abstimmungen teilzunehmen
-Recht Volksinitiativen und Referenden zu ergreifen und unterzeichnen
→ Mitwirkung der Aktivbürgerschaft an der staatlichen Willensbildung
Volksrechte:
-uneinheitlicher Sprachgebrauch, jedoch meistens gemeint: Direktdemokratische Rechte als
Teil der politischen Rechte
Gültigkeitsvoraussetzungen Volksinitiative:
1. Einheit der Form → allgemeiner Entwurf oder allgemeine Anregung
2. Einheit der Materie → sachlicher Zusammenhang zwischen einzelnen Teilen:
einheitliche Thematik oder dasselbe Ziel verfolgen oder in Zweck-Mittel-Verhältnis
stehen
3. Keine Verletzung zwindenger Bestimmungen des Völkerrechts → Beachtung von ius
cogens; Völkerrechtliche Norm, die wegen ihrer grundlegenden Bedeutung von der
internationalen Staatengemeinschaft als eine Norm anerkannt wird, von der nicht
abgewichen werden darf und die nur durch eine spätere Norm derselben
Rechtsnatur geändert werden kann
-Referendum:
Grundrechte:
– Grundrechte sind die in der Verfassung und in internationalen
Menschenrechtskonventionen (d.h. im Völkerrecht) gewährleisteten grundlegenden Rechte
der Einzelnen gegenüber dem Staat.
−Grundrechte sind verfassungsmässige Rechte, d.h. Normen, die den Einzelnen einen
individuellen Rechtsanspruch verleihen.
Grundpflichten: Elementare, für die Existenz des Staates zentrale Pflichten der Einzelnen
− Wichtigste Grundpflicht: Beachtung von Verfassung und Gesetz
− Zahlreiche einzelne Grundpflichten (z.B. Art. 59 Abs. 1 BV:
Militärdienstpflicht)
− Art. 6 BV: individuelle und gesellschaftliche Verantwortung
Rechtfertigende Eigeninteressen:
Die Freiheitsbeschränkung muss durch ein hinreichendes öffentliches Interesse oder den
Schutz von Grundrechten Dritter gerechtfertigt sein (Art. 36 Abs. 2 BV)
Allgemein wird der Schutz der sog. Polizeigüter als recht- fertigendes öffentliches Interesse
angesehen. Dazu gehören:
- öffentliche Ordnung;
- öffentliche Sicherheit;
- öffentliche Gesundheit;
- öffentliche Ruhe;
- öffentliche Sittlichkeit;
- Treu und Glauben im Geschäftsverkehr.
Verhältnismässigkeit:
− Eignung
Die Massnahme muss geeignet sein, den angestrebten Zweck zu erreichen.
− Erforderlichkeit
Die Massnahme muss den geringst möglichen Eingriff darstellen; es darf keine
gleichermassen geeignete, mildere Massnahme geben, die zum gleichen Ziel führen würde.
− Zumutbarkeit
Die Massnahme darf zu keinem Missverhältnis zwischen Eingriffszweck und Eingriffswirkung
(Beschränkung) führen. Angemessenes Zweck- Mittel-Verhältnis. Abwägung zwischen
öffentlichen und privaten Interessen. Rechtfertigt das konkrete öffentliche Interesse die
konkrete Beeinträchtigung des privaten Interesses?
Kerngehaltsgarantie: In den Kerngehalt eines Grundrechts darf unter keinen Umständen
eingegriffen werden (Art. 36 Abs. 4 BV). Ein Freiheitsrecht darf weder völlig unterdrückt
noch seines Gehalts als fundamentale Institution der Rechtsordnung entleert werden.
VL9:
Vertiefung Grundrechte:
Wirtschaftsfreiheit:
− Persönlicher Schutzbereich: Auf die Wirtschaftsfreiheit als Grundrecht können sich
natürliche und juristische Personen berufen.
− Sachlicher Schutzbereich:
Art. 27 BV schützt jede privatwirtschaftliche Erwerbstätigkeit, und zwar unabhängig davon,
ob diese haupt- oder nebenberuflich, selbständig oder unselbständig, dauernd oder
vorübergehend ausgeübt wird, insbesondere:
- die Berufswahlfreiheit;
- die Berufszugangsfreiheit und vgl. Ar t. 27 Abs. 2 BV - die Berufsausübungsfreiheit
→ Bedingter Anspruch auf Benützung des öffentlichen Grunds
→ Gleichbehandlungsanspruch unter Konkurrentinnen und Konkurrenten
Rechtsgleichheit und weitere rechtsstaatliche Garantien:
Handlungsinstrumente:
-Parlamentarische Initiative: Vorschlag, dass eine Kommission einen Entwurf zu einem Erlass
der Bundesversammlung ausarbeitet
-Antrag: Vorschlag inhaltlicher Änderungen zu einem bereits in Beratung stehenden
Geschäft
-Motion: Auftrag an den Bundesrat, einen Entwurf zu einem Erlass der Bundesversammlung
vorzulegen oder eine Massnahme zu treffen
-Postulat: Auftrag an Bundesrat zu prüfen und Bericht zu erstatten, ob ein Entwurf zu einem
Erlass der Bundesversammlung vorzulegen oder eine Massnahme zu treffen sei
-Interpellation/Anfrage: Aufforderung an den Bundesrat, über Angelegenheiten des Bundes
Auskunft zu geben
Bundesrat: Der Bundesrat ist die oberste leitende und vollziehende Behörde des Bundes.
(Art. 174 BV)
Zusammensetzung und Wahl: Der Bundesrat besteht aus sieben Mitgliedern.
Die Mitglieder des Bundesrates werden von der Bundesversammlung nach jeder
Gesamterneuerung des Nationalrates gewählt. (Art. 175 Abs. 1 und 2 BV)
→ Feste Amtsdauer von 4 Jahren
Wahlorgan: Wahlorgan ist die Bundesversammlung → keine Volkswahl
Wahlverfahren:
Wahl der Mitglieder des Bundesrates einzeln und nacheinander in der Reihenfolge des
Amtsalters (Art. 132,2 ParlG)
→Stimmabgabe geheim, ohne Instruktion, Leere ungültige Stimmen zählen nicht
→gewählt ist, wer mehr als die Hälfte der Stimmen erreicht →soviele Wahlgänge bis jemand
gewählt ist
→Wer weniger als 10 Stimmen hat scheidet ab 2. Wahlgang aus, ab 3. Wahlgang wer am
wenigsten hat und auch neue Kandidaten micht mehr zulässig
1. Wählbarkeitsvoraussetzungen:
-schweizer Bürgerrecht
-mind. 18 Jahre
-keine Entmündigung
→ nicht Geburt in der Schweiz, Wohnsitz in der Schweiz oder bestimmte
Kantonszugehörigkeit
2. Unvereinbarkeiten:
Unvereinbarkeit (Art. 144 BV):
− mit Parlamentsmandat (National- oder Ständerat);
− mit Tätigkeit als Bundesrichter;
− mit jedem anderen Amt in Bund oder Kanton;
− mit einer privaten Erwerbstätigkeit (vgl. auch Art. 60 RVOG)
Verwandtenausschluss (Art. 61 RVOG):
Nahe Verwandte dürfen nicht gleichzeitig dem Bundesrat angehören.
3. (Faktische Voraussetzungen):
− Regionale Herkunft (Art. 175 Abs. 4 BV) → Landesgegend
→ Sprache
− Parteizugehörigkeit
→ Parteilose chancenlos
→ «richtige» Partei («Zauberformel»?)
− Erfahrung
→ politisch (z.B. eidg. Parlament und/oder
Kantonsregierung) → beruflich
− Geschlecht
− «Konkordanzfähigkeit»?
Bundesrat: Bundesversammlung:
-Unterbreitung von Entwürfen zuhanden -Verfassungsgebung (192,2 BV)
Bundesversammlung/Initiativrecht (181 BV) -Gesetzgebung (163, 1 BV, 164 BV)
-Vorverfahren Gesetzgebung (7 RVOG) -Verordnungsgebung (163, 1 BV)
-Antragsrecht (160, 2 BV) -Genehmigung von Staatsvertr.
-Verordnungsgebung (182, 3 BV, 184,3 BV, 185,3 BV) (166,2 BV)
-Abschluss von Staatsverträgen (166,2 BV, 184, 2 BV)
- Schwere Gefahr für dieses Rechtsgut: Dem fundamentalen Rechtsgut droht eine
erhebliche Beeinträchtigung.
- Zeitliche Dringlichkeit, die sofortiges Handeln erfordert: Die konkrete Gefahren- situation
erlaubt kein Zuwarten (namentlich auch nicht die rechtzeitige Schaffung geeigneter
gesetzlicher Massnahmen im ordentlichen Gesetzgebungsprozess).