Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
24
GG
I. Integrationshebel des Art. 24 Abs. 1 GG
• Bestimmung regelt Öffnung des innerstaatlichen Rechts ggü. dem Recht zwi-
schenstaatlichen Einrichtungen und bestimmt zugleich den Rang, den dieses
dort einnimmt
- Souveränität damit kein Schutzgut, das durch die Verfassung geschützt und
gegenüber nicht - deutschen Hoheitsakten in Schutz genommen werden
muss
16
Voraussetzungen: Übertragung von Hoheitsrechten auf zwischenstaatliche Ein-
richtungen durch Gesetz
• Hoheitsrechte
• Übertragung
- Gleichwohl widerruflich
- Muss nicht unwiderruflich, sondern von gewisser Dauer und Festigkeit sein
17
- Art. 24 Abs. 1 GG kann nicht entnommen werden, dass eine Übertragung
von Hoheitsrechten immer nur dann anzunehmen sein, wenn der zwischen-
staatlichen Einrichtung unmittelbare Durchgriffsbefugnisse gegenüber dem
Einzelnen eingeräumt wird
• Zwischenstaatliche Einrichtung
• Gesetz
- Formelle Anforderungen
- förmliches Bundesgesetz
- einfache Mehrheit
- P: Zustimmungserfordernis Bundesrat?
- Materielle Anforderungen
- Art. 79 III GG
18
- Präambel: „als gleichberechtigtes Mitglied“?
Grenzen
- BVerfG argumentiert mit Einheit der Verfassung, indem es die Schranken der Öff-
nung der nationalen Rechtsordnung als in Art. 24 Abs. 1 GG selbst immanent
enthalten ansieht
- Öffnung der nationalen Rechtsordnung soll ihre Grenzen jedenfalls dort fin-
den, wo die unaufgebaren Bestandteile des Verfassungsgefüge angetastet
würden
- Grundstruktur der Verfassung, auf der ihre Identität beruht, darf weder durch
den Gründungsvertrag der zwischenstaatlichen Einrichtung noch durch ihr
sekundäres Recht geändert werden
- Zwischenstaatliche Einrichtung stellt prinzipiell ein aliud gegenüber den sie je-
weils tragenden Staaten dar, sodass eine entsprechende Forderung die Beteili-
gung Deutschlands unmöglich machen würde
19
- Grundgesetz ist keine Festschreibung einer souveränen Staatlichkeit zu entneh-
men
- Nach Art. 24 Abs. 1a GG wird den Ländern im begrenzten Umfang das Recht
übertragen, ihnen zustehende Hoheitsrechte auf sogenannte grenznachbarschaft-
liche Einrichtungen zu übertragen
- Den Ländern wird als Gliedstaaten der Bundesrepublik Deutschland, nicht aber
den Gemeinen oder Gemeindeverbänden, anknüpfend an den Wortlaut des Art.
30 GG gestattet, eigene Hoheitsrechte im Sinne von Art. 70 ff., 83 ff. GG zu über-
tragen
- Öffnungsklausel selbst lässt offen, in welcher Weise die Übertragung von Ho-
heitsrechten erfolgen kann und verweist somit auf die Öffnungsautonomie der
Länder
- Einrichtung muss Bewältigung von Problemen dienen, die sich beiderseits einer
gemeinsamen Staatsgrenze stellen und beide Vertragspartner müssen über hin-
reichende Einwirkungsmöglichkeiten verfügen —> Träger grenznachbarschaftli-
chen Hoheitsgewalt muss nicht notwendig eine völkerrechtliche Einrichtung sein
- Bundesregierung hat zwar politisches Ermessen, ist aber grds. zur Zustimmung
verpflichtet
20
II. Einordnung des Bundes in ein System der gegenseitigen kollektiven Sicherheit
nach Art. 24 Abs. 2 GG
- Unstrittig erfasst ist die UN als „ursprüngliches Leitbild“ eines Systems ge-
genseitiger kollektiver Sicherheiten
- (P): Fällt die NATO unter die Bestimmungen des Art. 24 Abs. 2 GG?
- Ermächtigung zur Einordnung in ein System kollektiver Sicherheit steht grds. Ne-
ben der Integrationsermächtigung nach Art. 24 Abs. 1 GG
21
- Art. 24 Abs. 2 GG betrifft nicht ein System der Supranationalität, da
ein unmittelbarer Durchgriff des Systems gegenseitiger kollektiver Si-
cherheit nicht ermöglicht wird
- Beschränkung von Hoheitsrechten iSd. Art. 24 Abs. 2 GG stellt sich lediglich als
Übernahme völkerrechtlicher Verpflichtungen dar, jedoch grds. Nicht als Übertra-
gung von Hoheitsrechten
- Akt der Einordnung in ein System im Sinne der Bestimmung ist aber immer
ein völkerrechtlicher Vertrag nach Art. 59 Abs. 2 Alt. 1 GG, weshalb das Ver-
tragsgesetz die Beschränkung der Hoheitsrechte demokratisch abstürzt
- Gilt nur für diejenigen Beschränkungen, die eine friedliche und dauerhafte
Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und si-
chern
22