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Der gesetzliche Eigentumserwerb

I. Ersitzung (§§ 937 - 945 BGB)

- Ersetzung = automatisch durch Zeitablauf eintretende Eigen-


tumserwerb des gutgläubigen (Eigen-) Besitzers

- vollzieht sich unabhängig von den Voraussetzungen rechtsge-


schäftlichen Eigentumserwerbs

1. Voraussetzungen

- Voraussetzungen der Ersitzung:

- Bewegliche Sache

- Eigenbesitz (mittelbarer Besitz genügt)

- 10 Jahre fortdauernd (Vermutung des § 938)

- Gutgläubigkeit: Besitzer hat sich für Eigentümer gehalten, §


937 II

- Bei Erwerb des Eigenbesitzes schadet bereits grobe Fahr-


lässigkeit

- Danach: Ersitzung nur ausgeschlossen, wenn Besitzer posi-


tive Kenntnis vom fehlenden Eigentum erlangt

- BGH: Es genügt, wenn dem Besitzer Umstände bekannt


sind, die jeden Unbefangenen ohne Weiteres zur Einsicht
veranlassen, nicht Eigentümer zu sein.

2. Praktische Bedeutung der Ersitzung

- Ersitzung kommt in Betracht, wo gem. § 935 gutgl. rechtsge-


schäftlicher Erwerb ausgeschlossen ist (abhanden gekommene
Sachen).

- Bei Veräußerungen durch Geschäftsunfähige oder in Erbschafts-


fällen: Erbe hält eine von Erblasser nur geliehene Sache für eine
Nachlasssache

II. Verbindung, Vermischung, Vermengung, Verarbeitung (§§ 946


ff.)

1. Verbindung einer beweglichen Sache mit einem Grundstück, §


946

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Schema des § 946 BGB:
- beweglicheSache

- Verbindung der Sache mit einem Grundstück

- Sache muss durch Verbindung wesentlicher Bestandteil des


Grundstücks geworden sein

- Rechtsfolge: Eigentumserwerb des Grundstückseigentümers


- § 946: Eigentum am Grundstück erstreckt sich auf bewegliche
Sachen, die mit dem Grundstück dergestalt verbunden sind,
dass sie „wesentlicher Bestandteil“ i.S.d. §§ 93, 94 I, II sind.

- Wichtiges Kriterium dafür: Kann die bewegl. Sache ohne er-


hebliche Wertminderung getrennt werden?

- Nicht erheblich: Wertverhältnis zwischen Grundstück und be-


wegl. Sache.

- Wenn die bewegl. Sache nach § 946 einmal wesentl. Bestandteil


des Grundstücks geworden ist und ins Eigentum des Grund-
stückseigentümers gefallen ist, ändert sich an der Eigentumsla-
ge auch dann nichts mehr, wenn sie später wieder abgetrennt
wird.

- § 946 ist zwingendes Recht – nicht abdingbar. Eigentums-er-


werb kraft Realakt.

2. Verbindung mehrerer beweglicher Sachen zu einer neuen Sa-


che, § 947 I

Schema des § 947 I BGB:


- bewegliche Sache

- Verbindung mit einer anderen beweglichen Sache

- Sache muss dadurch wesentlicher Bestandteil der einheitlichen


Sache werden, ohne dass die Sache als Hauptsache anzuse-
hen ist

- Kein Fall von § 950 BGB

- Rechtsfolge: Miteigentum des bisherigen Eigentümers


- Wenn mehrere bewegl. Sachen so miteinander verbunden wer-
den, dass sie wesentl. Bestandteile einer einheitlichen Sache

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werden, werden die bisherigen Eigentümer der Bestandteile Mit-
eigentümer (§ 1008) der einheitlichen Sache.

- Miteigentumsanteile richten sich nach dem Wertverhältnis der


Einzelsachen im Zeitpunkt der Verbindung.

- Beschränkt dingliche Rechte an den Einzelsachen setzen sich an


den Miteigentumsanteilen fort, § 949 S. 2.

3. Verbindung einer beweglichen Sache mit einer Hauptsache, §


947 II

- Bei Verbindung einer bewegl. Sache mit einer Hauptsache wird


der Eigentümer der Hauptsache Alleineigentümer der verbunde-
nen beweglichen Sache, § 947 II

- RF: Ausgleichsanspruch desjenigen, der Eigentum verloren


hat, nach § 951 I S. 1.

- Zweck des § 947 II: Erhalt des neu geschaffenen wirtschaftli-


chen Werts / Schutz vor Teilungsansprüchen im Rahmen der
Aufhebung einer Bruchteilsgemeinschaft.

- (P): Wann ist eine Sache „Hauptsache“ i.S.d. § 947 II?

- Wenn die beigefügte Sache fehlen könnte, ohne dass das


Wesen der aus der Verbindung entstandenen Sache beein-
trächtigt würde (Verkehrsauffassung)

- Rspr. wendet § 947 II restriktiv an: nur, wenn eine Sache im


Verhältnis zur anderen nur „schmückendes Beiwerk“ ist.
I.d.R. soll der vollständige Verlust des Eigentums nach § 947
II vermieden werden. Miteigentum nach Wertanteilen ist
i.d.R. interessengerechter.

4. Vermischung und Vermengung, § 948 BGB

- Bei untrennbarer Vermischung/Vermengung bewegl. Sachen ist


§ 947 entsprechend anwendbar.

- Vermischung = Verbindung von Flüssigkeit oder Gasen, so dass


sie ihre körperliche Abgrenzung verlieren

- Vermengung = untrennbares Zusammenfallen bewegl. Sachen

- RF: Grds. Miteigentümerschaft der früheren Eigentümer im Ver-


hältnis des Werts der einzelnen Sachen z.Z. der Vermischung/
Vermengung, §§ 948 I, 947 I

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- Wenn das Wertverhältnis nicht feststellbar ist: Miteigentümer-
schaft zu gleichen Teilen, entsprechend § 742

- Jeder Miteigentümer kann allerdings nicht allein über seinen


Wertanteil verfügen. —> Vielmehr: Erst Aufhebung der Ge-
meinschaft gem. §§ 749, 753 / Teilungsvereinbarung.

- Bei Geld ist das wenig praktikabel. Korrektur str.:

- Z.T.: Geldschuld hat Wertsummencharakter. Jeder Miteigen-


tümer hat eigenständiges Aussonderungsrecht extra legem.

- Z.T.: Geld ist zu behandeln wie andere bewegl. Sachen.


Aber entspr. § 469 III HGB hat der besitzende Miteigentümer
ein einseitiges Abtrennungsrecht.

- Str.: Greift bei einem deutlichen quantitativen Übergewicht einer


Sache § 947 II, so dass der frühere Eigentümer des größeren An-
teils Alleineigentum erwirbt? (z.B.: Ein Sack Getreide des A fällt
in das Getreidesilo des B)

- Z.T.: § 948 I verweist auch auf § 947 II. Daher: B erlangt Allein-
eigentum. Der frühere Eigentümer hat dann einen wertmäßigen
Ausgleichsanspruch gem. § 951 I.

- A.A.: Es gibt keinen allgemein akzeptierten Grenzwert, wann


ein deutliches quantitatives Übergewicht vorliegt. Außerdem
nicht erkennbar, warum dem früheren Eigentümer des gerin-
gen Anteils seine dingl. Mitberechtigung entzogen werden soll.
Kein Wertverlust an der Gesamtsache durch Trennung (anders
als bei § 947 II)

- § 948 II: Verweis auf § 947 auch, wenn eine Trennung zwar theo-
retisch möglich, aber unverhältnismäßig teuer.

5. Verarbeitung, § 950

Schema des § 950 BGB


- Verarbeitung einer oder mehrerer beweglichen Sachen

- Entstehung einer neuen beweglichen Sache

- Verarbeitungswert nicht erheblich geringer als Rohstoffwert

- Rechtsfolge: Eigentumserwerb des Herstellers

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- Wer durch Verarbeitung bzw. Umbildung fremder Stoffe eine
neue bewegliche Sache herstellt (= Hersteller), wird Eigentümer
der neuen Sache.

- Ausnahme: Wenn der Wert der Verarbeitung / Umbildung deut-


lich geringer ist als der Wert der eingesetzten Stoffe, bleiben Lie-
feranten Eigentümer / Eigentum setzt sich an der neuen Sache
fort (§ 947).

- Hersteller ist nicht der Arbeiter (= Besitzdiener), sondern der-


jenige, der das unternehmerische Risiko der Verarbeitung
trägt.

- Verarbeitung = zielgerichteter Arbeitsvorgang, der auf die Ver-


änderung des verarbeiteten Stoffes gerichtet ist —> Verarbei-
tung / Umbildung = Realakt! Geschäfts-fähigkeit / Redlichkeit
sind nicht erheblich

- Umbildung = Herstellung eines Produkts aus einem bereits


bestehenden anderen Produkt

- Entstehung einer neuen Sache (entscheidend!): Maßgeblich ist


die Verkehrs-auffassung. Voraussetzung: deutlich wertsteigernde
menschliche Einwirkung auf eine Sache. Faustregel: Hat die Sa-
che hinterher einen neuen Namen?

- § 950 ist nur auf bewegliche Sachen anwendbar

- § 950 verdrängt in seinem Anwendungsbereich die §§ 947, 948.

- Wertverhältnis: Wert der Verarbeitung darf nicht erheblich hinter


Stoffwert zurückbleiben: (1) Ermittlung des Stoffwerts der Aus-
gangssache; (2) Ermittlung des Verkehrswerts der neuen Sache;
(3) Wert der Verarbeitung = Verkehrswert der neuen Sache –
Stoffwert; (4) Wertverhältnis der Verarbeitung zum ursprgl. Stoff-
wert: Hersteller wird nur Eigentümer, wenn Wert der Verarbeitung
mindestens 60 % des Stoffwertes ausmacht.

- „Verarbeitung“ i.S.d. § 950 I 1: Gem. § 950 I 2 auch das „Schrei-


ben, Zeichnen, Malen, Drucken, Gravieren oder eine ähnliche
Bearbeitung der Oberfläche“

—> Durch Aufnehmen von Tondokumenten wird die Ma-


gnetschicht des Tonbandes physikalisch verändert

- „Neue Sache“: Zwischen Ausgangsstoff und Verarbei-tungspro-


dukt darf keine Identität mehr bestehen. Insb. dann, wenn die

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Sache nach der Verarbeitung eine eigenständige, gegenüber den
verarbeiteten Sachen weitergehende Funktion erfüllt / sich durch
die Verarbeitung der wesentliche wirtschaftliche Verwen-dungs-
zweck geändert hat und der Ausgangsstoff nach der Verkehrs-
auffassung durch die vorgenommenen Handlungen eine We-
sensänderung erfahren. Indiz: neuer Begriff für das Verarbei-
tungsprodukt.

- (P): Herstellerbegriff / Verarbeitungsklausel

- Funktional regelt § 950 den Konflikt zwischen dem weiter-


verarbeitenden Unternehmer und den Lieferanten.

- Lieferanten wollen i.d.R. zur Sicherheit für ihre Kaufpreisfor-


derung Eigentum an den gelieferten Sachen behalten oder
Eigentum an neuen Sachen erlangen, bis der Kaufpreis voll-
ständig bezahlt worden ist. Deshalb: Vereinbarung sog.
„Verarbeitungsklauseln“ zwischen Lieferant und weiterver-
arbeitendem Unternehmer in den AGB: Lieferant soll Eigen-
tümer der neuen Sache werden.

- (P): Wie kann dieses Ziel erreicht werden?

- Kann § 950 BGB durch eine Verarbeitungsklausel abbedun-


gen werden?

- Z.T.: § 950 ist ausnahmsweise dispositiv. Gesetzgeber


wollte Konflikt zwischen Lieferant und Verarbeiter regeln.
Privatautonome Regelung hat Vorrang.

- BGH: § 950 steht systematisch beim gesetzl. Eigentums-


erwerb => zwingendes Recht. Nicht dispositiv.

- Kann privatautonom vereinbart werden, wer Hersteller i.S.d.


§ 950 BGB ist

- BGH: (+). Parteien können frei vereinbaren, dass der ver-


arbeitende Unternehmer für den Stofflieferanten herstellen
soll. Dies ergebe sich auch aus den Regeln zum Werkver-
trag: Wenn der Werkunternehmer aus Stoffen des Bestel-
lers eine neue Sache herstellt, wird nicht der Werkunter-
nehmer, sondern der Besteller Eigentümer, weil er die Sa-
che herstellen lässt.

- Kritik: Damit wird die zwingende Natur des § 950 de facto


umgangen. Verarbeitung = Realakt.

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- objektiver Herstellerbegriff, der an soziale Gegeben-
heiten, nicht an den Willen der Parteien anknüpft.
Hersteller = wer den Verarbeitungsprozess verant-
wortlich steuert / das wirtschaftliche Risiko für die
Absetzbarkeit des neuen Produkts trägt.

- Wenn man von einem obj. Herstellerbegriff ausgeht und §


950 BGB für zwingendes Recht hält: Verarbeitungsklausel =
antizipiertes Besitzkonstitut gem. § 930 BGB. D.h.:

- Verarbeitender Unternehmer = Hersteller i.S.d. § 950.

- Wird mit Verarbeitung der Sache für eine logische Sekun-


de Eigentümer der neuen Sache (Durchgangserwerb).

- Aber: vorweggenommene Vereinbarung eines Besitzmitt-


lungsverhältnisses mit dem Lieferanten gem. § 930 BGB

IV. § 951 – Ausgleich in Geld

Anspruch aus §§ 951 I 1, 812 I 1 Var. 2 BGB


- Rechtsverlust infolge der §§ 946 ff. BGB

- Tatbestand des § 812 I 1 var. 2 BGB

- Etwas erlangt

- Infolge der gesetzlichen Wirkung der §§ 946 ff. BGB und


somit einsonstiger Weise auf Kosten des bisherigen
Rechtsinhabers

- Ohne rechtlichen Grund

- Rechtsfolge: Verpflichtung zum Wertersatz, § 812 II BGB in


Höhe der Bereicherung §§ 818 III, IV, 819 BGB

- § 951 I 1: Wer aufgrund der §§ 946-950 sein zuvor bestehendes


Eigentum an der Sache einbüßt, kann von demjenigen, der nach
diesen Vorschriften Eigentum erlangt, Wertausgleich in Geld
„nach den Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung“
verlangen

- Ganz h.M. Rechtsgrundverweis! (nicht bloß Rechtsfol-genver-


weis). Voraussetzungen der §§ 812 ff. sind zu prüfen. [a.A. Wil-
helm, Sachenrecht]

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- Grund: §§ 946 ff. klären nur die sachenrechtliche Zuordnung,
aber nicht das etwaige Vorliegen eines (schuldrechtl.) Grundes
für die Eigentumsübertragung. Der ist bei §§ 812 ff. zu prüfen.

- H. Lit.: § 951 = SpezialTB der Eingriffskondiktion. Wenn Voraus-


setzungen einer Leistungskondiktion erfüllt sind, ist § 951 nicht
anwendbar (sondern bereicherungsrechtl. Anspruch direkt nach
§ 812 I 1)

- Rspr.: § 951 verweist auch auf Leistungskondiktion

- Anspruch aus § 951 I 1 greift auch, wenn jemand nach den §§


949, 950 II ein sonstiges dingliches Recht an einer Sache verlo-
ren hat (aber nicht, wenn er nach §§ 947 I, 948, 949 S. 2 Mitei-
gentum erworben hat).

- § 951 ist gegenüber anderen Ansprüchen auf Ausgleich des


Wertverlustes subsidiär (AuffangTB).

- Insbes.: Subsidiarität der Nichtleistungskondiktion gegenüber


der Leistungs-kondiktion.

- Lit.: § 951 I S. 1 nicht anwendbar, wenn der Eigentumsüber-


gang auf der Leistung des bisherigen Eigentümers oder ei-
nes Dritten beruht. Ein Eigentumsverlust, der auf der Grund-
lage einer vertraglichen Leistungs-beziehung erfolgt, kann
nur direkt nach § 812 I 1 ausgeglichen werden

- a.A.: Rspr. - § 951 I S. 1 verweist auch auf Leistungskondik-


tion

- i.E. kein Unterschied: Ausgleichsanspruch entweder unmit-


telbar nach § 812 I 1; oder nach §§ 951 I S. 1 i.V.m. 812 I 1

- Beachte: Eigentumserwerb gem. §§ 946 ff. zwar kraft Geset-


zes; trotzdem „durch Leistung“ / gezielte, zweckgerichtete
Mehrung fremden Vermögens, wenn Einbau (+ Besitzverschaf-
fung) in Erfüllung einer (vermeintlichen) Pflicht

- Str.: Wenn der verfügende Dritte rechtsgeschäftlich den Leis-


tungserfolg nicht hätte herbeiführen können. Ist § 951 I 1 dann
auch ausgeschlossen?

V. § 952 – Dingliche Zuordnung von Schuldurkunden und Legitima-


tionspapieren

- § 952 = Sonderform des gesetzl. Eigentumserwerbs an be-


stimmten Urkunden, wenn ein besonderer Zusammenhang zwi-

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schen der Urkunde und der in ihr belegten Rechtsposition be-
steht.

- Die in § 952 bezeichneten Urkunden haben keinen selbständi-


gen Wert, sondern bilden eine Einheit mit dem verbrieften
Recht.

- Das Recht an der Urkunde soll daher mit dem verbrieften


Recht automatisch übergehen: Das Recht am Papier folgt dem
Recht aus dem Papier.

- Das Sparbuch ist eine Schuldurkunde i.S.d. § 952. D.h.: Das


Eigentum an der Urkunde folgt der Inhaberschaft des verbrief-
ten Rechts.

- Das Eigentum am Sparbuch wird daher NICHT nach § 929 S.


1 BGB übertragen. Vielmehr muss die Forderung gem. § 398
abgetreten werden. Das Eigentum am Sparbuch folgt dann
automatisch.

- Anwendungsbereich des § 952 BGB:

- Erfasst werden insbes. die sog. Legitimationspapiere (§ 808)

- aber nicht die Wertpapiere im engeren Sinne (= Inhaberpa-


piere): Bei ihnen folgt das Recht aus dem Papier dem Recht
am Papier, d.h.: Übertragung nach §§ 929 ff. (so insbes. In-
haberschuldverschreibung, § 793; Inhaberaktie, § 10 I AktG;
Wechsel und Scheck)

- Analoge Anwendung des § 952 II auf den Kfz-Brief (ganz


h.M.):

- Kfz-Brief ist keine Schuldurkunde im eigentlichen Sinne;

- Aber auch hier folgt das Recht am Kfz-Brief dem Recht am


Fahrzeug: Wer gem. §§ 929 ff. Eigentum am Fahrzeug er-
wirbt, erwirbt automatisch auch Eigentum am Kfz-Brief

- d.h.: Eigentumserwerb vom Berechtigten ist auch ohne


Übergabe des Kfz-Briefs möglich!

VI. Fund, §§ 965 ff.

- Fund begründet primär ein gesetzl. Schuldverhältnis – beson-


ders ausgeformtes Geschäftsbesorgungsverhältnis.

- Primäres Ziel: Eigentümer soll die Möglichkeit des Wiederer-


greifens der Sache haben.

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- Daher: Finder ist verpflichtet, die Sache zu verwahren, § 966;
und ggfs. abzuliefern, § 967.

- Dafür: Finder hat Anspruch auf Aufwendungsersatz, § 970;


und auf Finderlohn, § 971

- Wichtig: §§ 965 ff. greifen nur für Sachen, die nicht nur an ei-
nem bestimmten Ort „vergessen“, sondern tatsächlich verlo-
ren und damit besitzlos geworden sind.

- Bsp.: A hat seinen Fahrradschlüssel im Haus des B verges-


sen. Er weiß genau, dass der Schlüssel dort ist (allerdings
nicht genau, wo im Haus) => Vorschriften der §§ 965 ff. greifen
nicht.

- Die Sache muss tatsächlich verloren und besitzlos geworden


sein; ein bloßes „vergessen“ genügt nicht

- § 973: Eigentumserwerb des Finders mit Ablauf von 6 Monaten


nach der Anzeige des Fundes bei der zuständigen Behörde.

- Originärer lastenfreier Eigentumserwerb; auch alle beschränkt


dinglichen Rechte an der Sache gehen unter.

- Allerdings: Kein Anwartschaftsrecht des Finders vor Ablauf der


Zeit; Eigentumserwerb hängt nicht ausschließlich vom Willen
des Finders ab. 50 Fund, §§ 965 ff.

Eigentumserwerb des Finders gem. § 973 BGB


- verlorene (besitzlose) bewegliche Sache

- Fund

- Anzeige des Fundes beim Verlierer, Eigentümer oder zuständi-


gen Behörde, § 965 I, II 1 BGB

- Ablauf einer Frist von 6 Monate seit Anzeige

- Empfangsberechtigter hat sich nicht bei zuständigen Behörde


gemeldet + ist dem Finder auch nicht vor Fristablauf bekannt
geworden

- § 974: Eigentumserwerb des Finders auch dann, wenn vor Ab-


lauf der 6 Monate der Eigentümer auftaucht, der Finder diesem
seine Ansprüche auf Aufwen-dungsersatz und Finderlohn kon-
kret beziffert mitteilt, aber der Eigentümer innerhalb der gesetz-
ten und angemessenen Frist nicht reagiert.

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- § 977: Anspruch auf Ausgleich des Wertverlusts nach Bereiche-
rungsrecht, wenn Eigentümer gem. §§ 973, 974 sein Eigentum
verliert (§ 977 entspricht funktional § 951).

- Finder kann sich nicht auf Wegfall der Bereicherung berufen:


Er kennt den bereicherungsrechtl. Mangel (§§ 818 IV, 819)

- Bereicherungsrechtl. Anspruch gegen den Finder erlischt mit


Ablauf von 3 Jahren nach Eigentumserwerb, § 977 S. 2

- Besondere Arten des Fundes:

- Verkehrsfund, §§ 978 ff. = Sache wird in den Räumen / Beför-


derungsmitteln einer Behörde oder in öff. Verkehrsmitteln ge-
funden.

- § 978 I: Finder ist immer zur Ablieferung verpflichtet

- § 978 II: Finderlohn wird um die Hälfte reduziert; bei Wert


der Sache unter 50 € entfällt er ganz

- Kein Eigentumserwerb des Finders nach § 973 möglich

- Auch Behörde erwirbt kein Eigentum an der Sache, kann sie


aber öffentlich versteigern lassen; erwirbt mit Ablauf von 3
Jahren den Erlös. Kein Bereicherungsanspruch gegen die
Behörde.

- Schatzfund, § 984

- Schatz = Sache, die so lange verborgen war, dass der Ei-


gentümer nicht mehr zu ermitteln ist (Legaldef. in § 984)

- Wer einen Schatz entdeckt und in Besitz nimmt wird Mitei-


gentümer zu 50 %. Die anderen 50 % fallen kraft Gesetz in
das Eigentum dessen, in dessen Sache der Schatz verbor-
gen war.

- nicht erforderlich, dass die Sache besitzlos war

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