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2000:
1. Nachbar pflanzt Strauch auf der Grundgrenze. Äste wachsen herüber, was kann ich tun?
Eigentum am Strauch hat der Nachbar (SUPERFICIES SOLO CEDIT), aber nur eingeschränkt!
Immissionen (geregelt ab § 364 ff)! Muss teilweise nicht dulden (direkte Zuleitung,
Gesundheitsgefährdung,…), teilweise Interessensabwägung (alle anderen Immissionen). Der Fall mit
den Wurzeln ist in § 422 eigens geregelt = Ich kann die Äste abschneiden und verwenden.
4. Mir fällt ein Dachziegel von der Nationalbank auf den Kopf. Gibt es Ansprüche?
§ 1319: Es haftet der Besitzer (Halter, meist Eigentümer) des Gebäudes für das Ablösen von Teilen
eines Gebäudes, wenn nicht die Einhaltung aller erdenklichen Sorgfalt bewiesen wird. Die Beweislast
liegt also beim Halter, nicht beim Geschädigten!
Das Besuchsrecht soll einvernehmlich zwischen den Eltern und Kind geregelt werden. Kommt es nicht
zu einer Einigung, kann das Gericht eine Regelung treffen.
Es gibt weiters auch Informations- und Äußerungsrechte (§ 178 – bei Schulwechsel, Zeugnisse,
Ferienaufenthalt, etc.)
7. Weitergeleiteter Eigentumsvorbehalt?
Dies ist eine Veräußerung der Anwartschaft. Kauft B von A Ziegel für 100 mit Eigentumsvorbehalt so
erwirbt er eine Anwartschaft (hat auch die ACTIO PUBLICIANA). Verkauft B jetzt die Ziegel an C für
120 so erwirbt C erst dann Eigentum, wenn B an A die 100 leistet. Wird B insolvent hat A gegen C die
REI VINDICATIO. Sicherheit hat C nur dann, wenn sie direkt an A leisten kann. Dann müsste B aber
seine Kalkulation (120 statt 100) offenlegen, was er natürlich nur ungern tut geringe Bedeutung.
9. Ich will einen Mercedes aus Deutschland importieren. Nehme in Deutschland einen Kredit auf. In
Deutschland gibt es Sicherungseigentum ohne Publizität. Ich darf nicht über die Grenze fahren, tue
es aber trotzdem.
Die allgemeine Regel besagt, dass der nachträgliche Wechsel des Lageortes ohne Bedeutung ist. Dies
wird jedoch durchbrochen sofern dadurch es das Publizitätserfordernis angeht. Dieses Erfordernis
dient dem Gläubigerschutz und es wird daher angenommen, dass es sich um Eingriffsnormen
handelt. Es sind daher die Publizitätserfordernisse des jeweiligen Lageortes einzuhalten.
10. Diskussion, wie man für Fehlleistungen von Robotern haftet. Wie?
Im Zuge der Produkthaftung. Die Produkthaftung ist die zwingende, verschuldensunabhängige
Haftung des Herstellers gegenüber jedermann für die Gefährlichkeit seiner Produkte (= bewegliche,
körperliche Sachen). Es geht um Schäden an absolut geschützten Gütern wie Leben, Gesundheit und
Eigentum.
13. Ich bin Geschäftsmann. Pauschalarrangement für Flüge nach Singapur. In den AGB steht, dass
sich ein höherer Kerosinpreis kurzfristig auswirken kann. So kommt es auch.
Geltungskontrolle nach § 864a (überraschende Klauseln) scheitert wohl, Transparenzgebot nach § 6
KSchG ist nicht anwendbar (Geschäftsmann!). Inhaltskontrolle nach § 879/3 wohl auch nicht, weil es
einen Teil wohl nicht gröblich benachteiligt. Jedoch gibt es für die Pauschalreise eigene Regelungen
im KSchG, die auch für Geschäftsleute gelten (§ 31b – 31f KSchG). In diesem Fall könnte ich vom
Vertrag zurücktreten oder die Änderungen gegen mich wirken lassen.
14. Ich kaufe eine Truhe und glaube, es ist eine Biedermeier-Truhe. Es ist aber keine. Was tun?
Es handelt sich um Irrtum. Genauer um einen Eigenschaftsirrtum. Ich irre über die Eigenschaft der
Sache, es handelt sich daher um einen Geschäftsirrtum (im engeren Sinn). Nach den
Voraussetzungen des § 871 Abs. 1 muss der Irrtum entweder vom Verkäufer veranlasst (durch
aktives Tun oder Unterlassen [beispielsweise einer Aufklärung]) worden sein, es hätte ihm auffallen
müssen oder der Irrtum war rechtzeitig aufgeklärt. Strittig ist die 4. Voraussetzung: Der gemeinsame
Irrtum.
15. IPR: Ein Deutscher stirbt in Österreich. Er hat die letzten 30 Jahre in London gelebt.
Das Erbstatut richtet sich nach dem Personalstatut des Erblassers zum Zeitpunkt des Todes (§ 28
IPRG). Da der Erblasser zum Zeitpunkt des Todes Deutscher war kommt deutsches Recht zur
Anwendung.
16. Was ist Rechtsbesitz? Beispiel: Ein Vertrag mit der Telekom über einen Festnetzanschluss. Kann
ich dieses Recht über die Benutzung besitzen?
Der Rechtsbesitzer ist Inhaber einer körperlichen Sache. Zum Unterschied vom Sachbesitzer (dieser
hat ANIMUS REM SIBI HABENDI – Eigenbesitzwillen) will er sie aber nicht für sich selbst haben,
sondern verhält sich in einer Art und Weise, die der Ausübung eines bestimmten Rechts entspricht
(z.B.: Miete). Tatsächliches Bestehen des Rechtes ist keine Voraussetzung des Rechtsbesitzes, weil
der Rechtsbesitz wie der Sachbesitz ein Faktum ist, das nichts über die materielle Berechtigung
aussagt.
17. Ein Bauer liefert mir vierteljährlich eine Menge an Erdäpfeln. Im bezahle im Kuvert per Post.
Aber das Geld kommt nicht an. Der Bauer hat geliefert.
Der Erfüllungsort ergibt sich üblicherweise aus der Vereinbarung oder der Natur des Geschäftes.
Folgt der Erfüllungsort weder aus einer ausdrücklichen Vereinbarung noch aus Natur und Zweck des
Geschäfts, so ist jener Ort Erfüllungsort, an dem der Schuldner zur Zeit der Entstehung der
Verbindlichkeit seinen Wohnsitz oder seine Geschäftsniederlassung hatte (§ 905). Im Zweifel liegt
daher Holschuld vor. Hier würde „normalerweise“ also die Gefahr bei Übergabe an den Transporteur
übergehen jedoch:
Geldschulden sind qualifizierte Schickschulden. Der Schuldner hat sie im Zweifel auf seine Gefahr und
Kosten dem Gläubiger an dessen Wohnsitz zu übermachen.
18. IPR: Ich bin Computerhändler in Österreich und kaufe in London ein. Welches Recht kommt zur
Anwendung?
Das UN-K kann nach autonomer Anknüpfung nicht zur Anwendung kommen, da England kein
Vertragsstaat ist. Die Vorschaltlösung kann jedoch auch nicht greifen, da Rom I zur Anwendung des
englischen Rechts gelangen würde. Es kommt daher englisches Sachrecht zur Anwendung.
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20. Es ist eine allgemeine Gütergemeinschaft vereinbart. Die Ehe wird geschieden. Gelten die
Vorschriften des §§ 81ff über die Aufteilung? Miteigentum <-> Gesamthandeigentum
Eine allgemeine Gütergemeinschaft umfasst auch das zukünftige während der Ehe erworbene
Vermögen (im Gegensatz zur beschränkten Gütergemeinschaft, welche nur das gegenwärtige
Vermögen umfasst).
Endet die Ehe durch Scheidung ohne überwiegendes Verschulden eines der Gatten, so sind Ehepakte
als aufgehoben anzusehen. Jeder erhält das Eingebrachte samt Zuwachs zurück. Wurde die Ehe aus
(überwiegendem) Verschulden eines der Gatten geschieden, kann der andere zwischen dieser
Aufteilung und der Aufteilung wie im Todesfall wählen. Dadurch soll der Schuldlose geschützt
werden. Hat der Schuldige wenig in die Ehe eingebracht, wäre eine Aufteilung wie beim Tod (also im
Zweifel 50:50) u.U. nachteilig für den Unschuldigen.
21. Eine werdende Mutter geht zum Gynäkologen. Dieser erkennt nicht, dass das Kind grob
missgebildet ist, obwohl er es hätte erkennen können. Nach der Geburt ist die Mutter geschockt.
Es entstehen hohe Kosten. Die Großmutter betreut das Kind. Was tun?
Diese Problem wird oft und fälschlicher Weise unter dem Titel „Kind als Schaden“ geführt. Dies
stimmt jedoch nicht, da ja nicht das Kind den Schaden darstellt, sondern der verursachte
Unterhaltsaufwand. Gegner des Ersatzanspruches führen ins Treffen, dass durch die Geburt
komplexe familienrechtliche Beziehungen entstehen, aus der materielle Gesichtspunkte
(Unterhaltspflicht) nicht herausgelöst werden können. Wer sich für ein Kind entscheide – und es
nicht etwas zur Adoption freigebe -, der könne dann den Unterhaltsaufwand nicht geltend machen.
Der OGH hat sich in jüngerer Zeit mehrfach mit diesem Problem befasst, die Rechtsprechung ist
jedoch nicht einheitlich.
Es wurde jedoch entschieden, dass der behandelte Arzt, der die Aufklärung der Mutter über eine
schon vor der Geburt erkennbare schwere Behinderung ihres ungeborenen Kindes unterlässt und ihr
dadurch die Möglichkeit nimmt, dieses Kind abtreiben zu lassen, den durch die Behinderung
entstandenen Mehrbedarf an Unterhalt ersetzen muss. Ein Ersatzanspruch des behinderten Kindes
selbst („wrongful life“) wird jedoch verneint. Vor kurzem hat der OGH den Ersatz des gesamten
Unterhaltsaufwandes für ein behindertes Kind bejaht, weil der Arzt die Mutter nicht ausreichend
über die Risiken der Schwangerschaft aufgeklärt hatte. Die auf reinem Kausalitätsdenken beruhende
Entscheidung („bei Abtreibung gäbe es überhaupt keinen Unterhaltsaufwand“) ist jedenfalls
abzulehnen.
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22. IPR: Ich kaufe eine Liegenschaft in Südfrankreich. Diese hat diverse Mängel. Welches Recht
kommt zur Anwendung?
Art. 4/1 Rom I enthält hierfür einen Anknüpfungskatalog, der unter anderem folgendes festsetzt:
Verträge, die ein dingliches Recht (hier Eigentum) an unbeweglichen Sachen (sowie Miete oder
Pacht) zum Gegenstand haben, unterliegen dem Recht des Staates in dem die unbewegliche Sache
belegen ist. In unserem Fall also Frankreich. Bezüglich des Eigentumsübergangs muss jedoch
gesondert angeknüpft werden. Hier kommt das IPRG (§ 31) zum Tragen, welches ebenfalls zu
französischem Sachrecht führt. Schuldrecht und Sachenrecht müssen also immer getrennt
angeknüpft werden!
23. Ehe mit Gütertrennung: Einer gibt dem anderen ein Darlehen über 1 Mio. €. Es kommt zur
Scheidung. Es sind noch 500,000 € über. Gibt es Ansprüche?
Darlehen unter Ehegatten sind notariatsaktpflichtig. Nach Eheabschluss bleiben die vorherigen
Vermögensverhältnisse der Partner unberührt. Wird nichts anderes vereinbart, kommt
Gütertrennung zu tragen: Jeder behält das in die Ehe Eingebrachte und wird Alleineigentümer des
von ihm Erworbenen gem. §§ 1233, 1237. Er ist allein Gläubiger seiner Schulden und Schuldner
seiner Gläubiger.
25. Der Erblasser vermacht einen Fischteich an einen Angehörigen als Legat. Die Fische müssen 20
Jahre lang einem Dritten überlassen werden. Der Angehörige will die Fische nicht hergeben. Was
kann der Dritte tun?
Es handelt sich hierbei um eine Auflage. Der Erblasser kann dem Empfänger einer Zuwendung auch
ein bestimmtes Verhalten auftragen. Die Erfüllung der Auflage (dem Dritten die Fische für 20 Jahre
zu übergeben) kann vom Testamentsvollstrecker erzwungen werden, nicht jedoch vom Dritten
selbst, da sonst ein klagbares Vermächtnis zu Gunsten des Dritten vorläge.
26. IPR: Ein österreichischer Geschäftsmann deckt sich in England mit Waren ein. Die Waren sind
mangelhaft. Welches Recht kommt zur Anwendung?
Das UN-K kann nach autonomer Anknüpfung nicht zur Anwendung kommen, da England kein
Vertragsstaat ist. Die Vorschaltlösung kann jedoch auch nicht greifen, da Rom I zur Anwendung des
englischen Rechts gelangen würde. Es kommt daher englisches Sachrecht zur Anwendung.
27. Ein 15-Jähriger kauft ein teures Fahrrad auf Ratenzahlung. Die Raten werden nie erbracht.
Bei einem 15-Jährigen handelt es sich um einen mündigen Minderjährigen. Dieser kann über das
Einkommen aus eigenem Erwerb und über Sachen, die ihm zur freien Verfügung überlassen
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(Taschengeld!) worden sind, frei verfügen (solange dadurch die Befriedigung seiner
Lebensbedürfnisse nicht gefährdet werden).
Bei sonstigen Geschäften sind diese schwebend unwirksam. Bis zur Entscheidung des gesetzlichen
Vertreters ist der Geschäftspartner gebunden (§ 865). Er kann jedoch eine Frist für diese
Entscheidung setzen. Wird die Zustimmung erteilt so wird jedoch das Kind (!) Vertragspartei, nicht
die Eltern. Weiters können Minderjährige ab 7 Jahren rechtswirksam bestehende Schulden zahlen.
28. Ich bevollmächtige jemanden, für mich einen Werkvertrag abzuschließen. Er schließt jedoch
einen Mietvertrag ab. 35,000 € wurden vereinbart, 28,000 € sind verkehrsüblich. Ein Dritter hätte
30,000 € gezahlt.
Habe ich meine Vollmacht nur gegenüber dem Vertreter erklärt so handelt es sich um eine
Innenvollmacht. Überschreitet mein Vertreter die intern erteilte Vollmacht so ist das Geschäft - mit
Ausnahme einer Anscheinsvollmacht - ungültig. Das Vertrauen des Dritten wird nicht geschützt (er
hat ja dem Vertreter sein Vertrauen geschenkt!). Mein Vertreter ist hierbei jedoch FALSUS
PROCURATOR, gegen ihn gibt es Schadenersatzansprüche. Reine Vermögensschäden ( „ein Dritter
hätte 30,000 € gezahlt“) werden nur bei grobem Verschulden ersetzt, was hier anzunehmen ist.
29. Ich bin ¾ -Eigentümer einer Liegenschaft mit bestandsfreier Lagerhalle. Ich vermiete sie
befristet zu ortsüblichem Preis. Das will der andere ¼-Eigentümer aber nicht. Was kann er tun?
Bei einer Vermietung handelt es sich um eine Maßnahme der außerordentlichen Verwaltung
(wichtige Veränderungen, die nicht unter ordentliche Verwaltung fallen). Grundsätzlich gilt das
Einstimmigkeitsprinzip. Kann Einstimmigkeit nicht erzielt werden und wird der ¼-Eigentümer
überstimmt, so kann dieser Sicherstellung für künftige Schäden oder den Austritt der Gemeinschaft
verlangen. Will er dies nicht oder würde der Austritt zur Unzeit erfolgen, so kann ein Los, ein
Schiedsmann oder ein Richter entscheiden, ob die Liegenschaft nun vermietet wird oder nicht.
30. Ich und mein Partner haben je ½-Eigentum an einer Liegenschaft. Ich möchte sie verkaufen,
mein Partner nicht.
Über seinen eigenen ideellen Anteil kann (nur) der Miteigentümer wirksam ohne Zustimmung der
anderen verfügen. Zur Verfügung über das Gesamtrecht bedarf es der Zustimmung aller.
Veräußert ein Miteigentümer seinen und einen fremden Anteil, so agiert er bezüglich des fremden
Anteils als Vertreter des Anteilsinhabers. Hat er keine Vollmacht, so kommt der Vertrag jedenfalls
nicht über den fremden Anteil zustande. Es kommt aber mitunter vor, dass der Miteigentümer die
Existenz weiterer Miteigentümer überhaupt verschweigt, wenn er die Sache verkauft, also als
Alleineigentümer auftritt. Der Vertrag ist dann zwar wirksam, es stellt sich aber die Frage, ob die
Erfüllung möglich ist (Verkauf einer teilweise fremden Sache). Wenn der andere Miteigentümer nicht
zustimmt, liegt ein Fall der Unmöglichkeit (wahrscheinlich anfängliche Unmöglichkeit) vor.
Handelt es sich jedoch um Gesamthandeigentum, so gibt es dort keine ideellen Anteile, es bedarf
stets der Zustimmung aller Parteien. Ich kann jedoch Realteilung begehren und danach meine Hälfte
verkaufen (möglich solange nicht Unzeit vorliegt).
31. IPR: Als Geschäftsführer eines großen österreichischen Unternehmens mit 100 Mitarbeitern
beauftrage ich einen Vertragspartner in Paris mit Softwareherstellung. Das macht deren
Niederlassung in München, da diese näher zu Wien ist. Welches Recht kommt zur Anwendung?
Hier sind zwei Probleme zu unterscheiden. Erstens ob ein Geschäftsführer für ein Unternehmen
Verträge schließen, d.h. ob er vertretungsbefugt ist. Die Handlungsfähigkeit von juristischen
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Personen unterliegt nicht dem Anwendungsbereich des Rom I/II. Daher ist auf das IPRG zu blicken,
die Geschäftsfähigkeit von juristischen Personen bestimmt sich gem. § 12 IPRG nach dem
Personalstatut der juristischen Person, was gem. § 10 IPRG der tatsächliche Sitz der Hauptverwaltung
ist. Daher ist zunächst nach österreichischem Recht zu prüfen, ob ein Geschäftsführer eines
Unternehmens für dieses Verträge abschließen kann, was zu bejahen ist.
Der Werkvertrag unterliegt hingegen Rom I, da es sich um vertragliches Schuldverhältnis handelt, mit
Bezug zu verschiedenen Staaten. Da keine Rechtswahl getroffen wurde, ist gemäß Art. 4/1 Rom I das
Recht jenes Staates anzuwenden, zu dem die engste Verbindung besteht. Es wird vermutet, dass es
das Recht jenes Staates ist, in dem die Vertragspartei, die die charakteristische Leistung erbringt
ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat; bei juristischen Personen und Unternehmen jener Staat in dem
die Hauptniederlassung ist, bzw. wenn eine andere Niederlassung die Leistung erbringt diese
Niederlassung. Da beim Werkvertrag der Werkunternehmer die charakteristische Leistung erbringt
und die Leistung von der deutschen Niederlassung erbracht wird, ist deutsches Recht anzuwenden.
32. Allgemeine Gütergemeinschaft: Einer fährt betrunken gegen ein anderes Auto Hoher
Schaden. Wer muss das bezahlen?
Bei einer allgemeinen Gütergemeinschaft werden das gesamte gegenwärtige sowie das gesamte
zukünftige Vermögen beider Ehegatten mit umfasst. Für Schulden, die einen Ehegatten persönlich
betreffen (Schadenersatz oder Unterhalt) haften dessen Eigenvermögen und das gesamte
gemeinschaftliche Vermögen. Auch der andere Ehegatte haftet daher mit seinem Anteil am
Gemeinschaftsvermögen. Dabei handelt es sich nach richtiger Ansicht um eine reine Sachhaftung. Bei
beschränkter Gütergemeinschaft wird hingegen diese Haftung des anderen Ehegatten abgelehnt.
33. IPR: Eine englische Gesellschaft will einen Anteil einer österreichischen GmbH erwerben. Nach
welchem Recht ist der Kaufvertrag zu beurteilen? Ist die englische Gesellschaft rechtsfähig und
geschäftsfähig?
Ob die englische Gesellschaft rechts- und geschäftsfähig ist ergibt sich aus dem Personalstatut der
juristischen Person (Sitztheorie!). In unserem Fall also nach englischem Sachrecht (welches
wiederrum auf die Gründungstheorie verweisen wird!). Bezüglich des Kaufvertrages kommt die
Vorschaltlösung des UN-K zur Anwendung, da Rom I zur Anwendung von österreichischem
Sachenrecht gelangen würde, da bei diesem Kaufvertrag die österreichische GmbH die
vertragscharakteristische Leistung erbringt.
35. Ich bin auf Urlaub in Griechenland und buche einen Flug zurück nach Hause. Aber die Maschine
ist voll. Ich komme zu spät nach Hause und verpasse als Anwalt ein Geschäft. Was tun?
Es kommt zu einer Auslandsberührung im Bereich des vertraglichen Schadenersatzrechts. Es greift
also Rom I, der in Art. 5/2 vorsieht, dass Beförderungsverträge über Personen dem Sachrecht
unterliegen, in dem der Beförderte seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Art. 6 Rom I, der
Verbraucherverträge regelt kommt hier nicht zur Anwendung (Anwalt!), würde jedoch zum selben
Ergebnis kommen. Im österreichischen Recht handelt es sich hier wohl um einen reinen
Vermögensschaden, der lediglich bei grobem Verschulden ersetzt wird, jedoch nicht wenn zwei
Unternehmer (wie hier) konkurrieren, dann ist der reine Vermögensschaden bzw. entgangene
Gewinn immer zu ersetzen!
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36. Ich betreibe einen Gewerbebetrieb und habe einen angestellten Gesellen. Der fährt zu einer
Baustelle. Ein Dritter verletzt ihn schuldhaft.
Hier wird auf die Drittschadenproblematik angespielt. Bei bloßer Schadensüberwälzung ist stets der
Schaden des mittelbar Verletzten zu ersetzen. Muss bei einer durch Körperverletzung eingetretenen
Arbeitsunfähigkeit des Dienstnehmers der Dienstgeber den Lohn weiterzahlen (§ 1154b; § 8 AngG),
so hat der Schädiger en auf den Dienstgeber überwälzten Schaden des Dienstnehmers zu ersetzen,
dessen Ersatzanspruch durch Legalzession auf den Dienstgeber übergeleitet wird. Dasselbe gilt, wenn
der durch eine Schädigung verursachte Pflegeaufwand (Heilungskosten iSd § 1325) von einem
Unterhaltspflichtigen (Eltern, Ehegatten,…) gedeckt wird.
37. Jemand hat Wohnungseigentum angeboten bekommen. Der Bauträger baut noch nicht einmal.
Die Eintragung von Wohnungseigentum geht nicht. Was geht?
Das WEG enthält detaillierte Bestimmungen über die Begründung von Wohnungseigentum. Es bedarf
der schriftlichen Vereinbarung aller Miteigentümer. In der Praxis schließt diesen Vertrag bei
Neubauten ein Bauträger mit den künftigen Wohnungseigentümern ab. Das ausschließliche Recht
(Wohnungseigentum) des Miteigentümers entsteht erst mit Eintragung ins Grundbuch. Das WEG und
das Bauträgervertragsgesetz sehen jedoch Schutzbestimmungen zugunsten des
Wohnungseigentumsbewerbers vor, das ist derjenige, dem die Einräumung von Wohnungseigentum
schriftlich zugesagt wurde.
Ermächtigte ist nicht gezwungen tätig zu werden. So wie der bloße Auftrag begründet auch die bloße
Ermächtigung keine Vertretungsbefugnis.
Verfügungsermächtigung: Eine sachenrechtliche Verfügungsermächtigung gestattet es dem
Nichteigentümer, im eigenen Namen Eigentum zu übertragen.
40. Offenlegungsgrundsatz
Eine der Voraussetzungen wirksamer Stellvertretung ist, dass der Vertreter dem Geschäftspartner
gegenüber deutlich macht, dass er für den Vertretenen agiert (Handeln im Namen des Vertretenen).
Es genügt nicht, dass der Vertreter dem Vertretenen den wirtschaftlichen Erfolg seines Handelns
zuwenden will (Handeln auf Rechnung eines anderen), er hat die Beziehung zum Vertretenen auch
klarzustellen, andernfalls dieser nicht Vertragspartner wird. Ob Handeln im fremden Namen vorliegt,
hängt davon ab, wie der Geschäftspartner das Auftreten des Vertreters verstehen durfte. Im Zweifel
ist ein Eigengeschäft anzunehmen. Ausnahmen vom Erfordernis der Offenlegung bestehen bei der
Schlüsselgewalt und beim Geschäft für den, den es angeht.
41.Veräußerungs- und Belastungsverbot bei einer Schenkung. Was, wenn dagegen verstoßen wird?
Veräußerungs- und Belastungsverbote können grundsätzlich von den Vertragsparteien vereinbart
werden, wirken dann aber nur obligatorisch (Ausnahme: Kollision). Wenn einer trotz
Veräußerungsverbot verkauft, ist der Kaufvertrag mit dem Dritten gültig, es wird gültig Eigentum
erworben. Der Verletze verbotsberechtigte Vertragspartner kann sich dann nur an den
Verbotsbelasteten halten.
Das Veräußerungs- und Belastungsverbot des §364c kann nur zwischen gewissen Verwandten und
Ehegatten vereinbart werden und wirkt absolut, wenn es verbüchert wurde (im C-Blatt der jeweiligen
Grundbuchseinlage) ein ABSOLUT wirkendes Veräußerungsverbot gibt es nur bei Liegenschaften.
43. Gebrauchsvermögen
Sachen, die während der Ehe dem Gebrauch beider Ehegatten gedient haben (Hausrat, aber auch
Ehewohnung!). Sie werden neben ehelichen Ersparnissen bei Scheidung der Ehe aufgeteilt.
Nach § 3 MRG hat der Vermieter dafür zu sorgen, dass der „ortsübliche Standard“ erhalten bleibt.
Nach § 4 MRG hat der Vermieter weiters auch nützliche Verbesserungen durchzuführen
(Schalldämmung zum Beispiel), wenn sie zweckmäßig erscheinen und die Kosten aus der
Mietzinsreserve gedeckt sind.
49. Wieso hat der Mieter eine Sonderstellung bei § 364? Warum nicht der Prekarist? Wie würden
Sie die Rechtsposition des Mieters im MRG beschreiben?
Der Mieter ist Rechtsbesitzer. Er hat damit die Waffe des Besitzschutzes zur Verfügung. Im MRG hat
der Mieter Bestandsschutz sowie Mietsobergrenzen sowie andere einseitig zwingende, für ihn
vorteilhafte Klauseln. Daneben treffen ihn aber auch Pflichten zur Verbesserung/Erhaltung, gewisse
nahe Angehörigen treten Kraft ex lege in das Mietverhältnis ein. Der Prekarist hat dies alles nicht.
50. Factoring
Abtretung der in einem Geschäftsbetrieb entstandenen Forderung für Warenlieferungen und
Dienstleistungen durch einen Unternehmen an einen Factor. Die Ausgestaltung hängt von der
Parteienvereinbarung ab und kann Inkassozession oder Forderungskauf sein. Übernimmt der Factor
das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners (Delkrederrisiko), spricht man von echtem
Factoring. Der Factor hat in diesem Fall keine Ansprüche gegen den Altgläubiger wegen der
Uneinbringlichkeit der abgetretenen Forderungen.
Da bei der Schuldübernahme die Gefahr herrscht, dass der Haftungsfonds des Gläubigers sich
verringert, ist für die Schuldübernahme die Zustimmung des Gläubigers notwendig.
Beispiel: A und B haben einen Kaufvertrag. Übernimmt C Bs Kaufpreisschuld kann A nur mehr C auf
Bezahlung des Kaufpreises klagen. Die Gewährleistungsrechte aus dem Kaufvertrag stehen aber nach
wie vor B zu. Übernimmt C jedoch den Vertrag, hat er auch Gewährleistungsrechte.
Die Vertragsübernahme bedarf der Zustimmung aller Beteiligten.
54. Sie sind Miteigentümer: Besteht die Möglichkeit, die Eigentümergemeinschaft zu beenden?
Durch Einverständnis aller Miteigentümer wird die Gemeinschaft aufgehoben. Ansonsten kann jeder
Miteigentümer die Teilungsklage anstrengen (§ 830f), es sei denn, es liegt Unzeit vor, die Teilung ist
zum Nachteil eines Miteigentümers oder der Kläger hat sich zur Fortsetzung der Gemeinschaft
verpflichtet. Es wird zwischen Realteilung (natürliche Teilung) oder Zivilteilung (die Sache wird
verkauft und der Erlös aufteilt) unterschieden.
56. Bürgschaft: Die Hauptschuld beträgt 1,000,000 €. Der erste Bürge bürgt für 1,000,000 €, der
zweite Bürge für 500,000 €. Der Gläubiger greift auf den ersten Bürgen. Regress?
Gibt es für eine Schuld mehrere Bürgen, so haften sie solidarisch (§ 1359). Im Innenverhältnis können
sich Mitbürgen daher anteilig regressieren. Daneben stehen dem Bürgen seine Ersatzansprüche
gegen den Hauptschuldner zu. Die interne Regressmöglichkeit erlangt daher nur Bedeutung, wenn
vom Hauptschuldner nicht erlangt werden kann. Es wird also normalerweise eine gemeine
Bürgschaft angenommen: Der Bürge muss gemahnt werden vom Gläubiger. Zahlt er in Folge dessen
nicht, kann der Gläubiger erst auf die Bürgen greifen. Anders verhält es sich bei „Bürge und Zahler“
(Solidarbürge), der immer in Anspruch genommen werden kann. Der Ausfallbürge jedoch kann erst
zur Zahlung aufgefordert werden, wenn die Exekution gegen den Hauptschuldner erfolglos war.
60. Voraussetzung für die Gastwirtehaftung? Für welches Verschulden haftet der Gastwirt?
Hierfür gibt es mehrere Anspruchsgrundlagen:
.) Die Gastwirthaftung selbst (Gefährdungshaftung, siehe: § 1316 iVm § 970), sie gilt jedoch nur bei
Beherbergungen, daher keine Restaurants etc.! Die Haftung ist weiters mit 1100,- € begrenzt.
.) EX CONTRACTU (Zum Beispiel aus einem Beherbergungsvertrag)
.) EX DELICTO (Eingriff in ein absolut geschütztes Rechtsgut)
61. Sie haben ein Einfamilienhaus. Sie ärgern sich über den Nachbarn, der den Verbindungszaun
nicht pflegt. Was können Sie tun? Bekommen Sie Geld, wenn Sie ihn streichen?
Bei solchen Grenzeinrichtungen wird heute Miteigentum angenommen. Jeder Beteiligte darf den
Zaun bis zur Hälfte nutzen, muss jedoch auch zur Erhaltung verhältnismäßig beitragen. Eine
Entlohnung dafür steht wohl im Zuge der Geschäftsführung ohne Auftrag zu.
63. Sie kaufen in einem Antiquitätengeschäft eine Standuhr. Nach zwei Monaten stellt sich heraus,
dass sie gestohlen war. Haben Sie ein Problem?
Ein derivativer Eigentumserwerb scheidet auf Grund der Berechtigung des Vormannes aus. In Frage
kommt jedoch ein originärer Eigentumserwerb (Gutglaubenserwerb) nach § 367. Die
Voraussetzungen hierfür sind:
.) entgeltliches und gültiges Titelgeschäft
.) über eine bewegliche körperliche Sache, die
.) bereits übergeben wurde, kann ein
.) gutgläubiger Erwerber
Bei Vorliegen eines der folgenden Tatbestände originär Eigentum erwerben:
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66. IPR: Sie schließen in Wien per Internet ein Geschäft mit einem Schweizer ab. Welches Recht
kommt zur Anwendung?
Art. 6 Rom I regelt die Verbraucherverträge: Richtet der Unternehmer sein Geschäft auf den Staat
des Verbrauchers aus (was im Internet anzunehmen ist), so ist das Recht des Staates anzuwenden, in
dem der Verbraucher seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Es kann eine Rechtswahl getroffen
werden, diese darf den Verbraucher in seinen Rechten jedoch nicht einschränken.
2001:
4. Gilt der Schutz des Guten Glaubens auch bei Irrtum über die Geschäftsfähigkeit?
Nein, die Geschäfte sind trotzdem nichtig. Gutglaubenserwerb nach § 367 scheidet aus, weil hierfür
ein gültiger Titel von Nöten ist. Ist der Dritte jedoch Guten Glaubens kann eine Ersitzung in Betracht
kommen (die lange, da ja kein Titel vorliegt!).
5. Schadensberechnungsmethoden
Bei Beeinträchtigung der körperlichen oder seelischen Gesundheit besteht der ersatzfähige Schaden
gemäß § 1325. Bei Beeinträchtigung von Vermögenswerten bestehen hingegen zwei Methoden zur
Schadensberechnung:
.) Objektive Berechnung:
Ersatz des gemeinen Wertes der Sache durch Heranziehung des Marktwerts. Man muss sich jedoch
den verhältnismäßigen Betrag für die längere Lebensdauer abziehen lassen.
.) Subjektive Berechnung:
Hier gebührt Ersatz des Wertes, den die Sache gerade im Vermögen des Geschädigten hatte. Man
vergleicht die hypothetische Vermögenslage mit der tatsächlichen Vermögenslage.
Bei grobem Verschulden kann der Geschädigte wählen, welche Berechnung er anstellt. Ansonsten
steht nur die objektive Berechnung zu.
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6. Möglichkeiten des einen Elternteiles bei Verletzung des Obsorgerechts durch den anderen
Elternteil?
Der andere Elternteil (ebenso wie das Kind selbst und jeder Verwandte in aufsteigender Linie) hat das
Recht Anzeige zu erstatten. Das Gericht kann dann über gänzlichen oder teilweisen Entzug der
Obsorge entscheiden.
9. Enteignung
§ 365 ABGB! Man wird gezwungen, es entstehen jedoch Schadenersatzansprüche („gegen eine
angemessene Schadloshaltung“).
11. Aufsandungserklärung
Um Eigentum an einer Liegenschaft zu erwerben benötigt es der Einverleibung ins Grundbuch. Aber
nicht nur das. Es benötigt auch die Aufsandungserklärung. Darin erklärt sich der derzeit Berechtigte
damit einverstanden, dass sein Recht übertragen, beschränkt, belastet oder aufgehoben wird.
14. Errungenschaftsgemeinschaft
Bei der Errungenschaftsgemeinschaft handelt es sich um einen ehelichen Güterstand.
Sie ist eine Zwischenform von Gütertrennung und allgemeiner Gütergemeinschaft, bei der eine
Gemeinschaft des Vermögens nicht hinsichtlich der Gesamtmasse, sondern nur hinsichtlich gewisser
Vermögensteile eintritt. Es handelt sich also um eine Form der beschränkten Gütergemeinschaft.
Dier Errungenschaftsgemeinschaft lässt für Eingebrachtes und künftig zu Erbendes die Trennung
aufrecht, während am künftigen Erwerb Miteigentum entsteht.
Nach § 770 sind auch alle Erbunwürdigkeitsgründe zugleich Enterbungsgründe (mehr als 1-jährig
bedrohte Strafsache, Verletzung der Pflichten zwischen Eltern und Kinder, Angriffe auf den wahren
Willen des Erblassers).
Nachkommen rechtmäßig enterbter Kinder haben ihrerseits ein Pflichtteilsrecht!
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2002:
3. Ein Mietvertrag über eine Liegenschaft mit zeitlich beschränktem Baurecht für das Gebäude.
Wem gehört das Gebäude?
Das Baurecht ist das DINGLICHE, veräußerliche und vererbliche Recht, auf oder unter der
Bodenfläche eines fremden Grundstücks ein Bauwerk zu haben. Das Bauwerk, also das Gebäude, ist
daher sonderrechtsfähig (was es ohne Baurecht nicht wäre, da SUPERFICIES SOLO CEDIT!). Der
Mieter ist Rechtsbesitzer. Erlischt das zeitlich beschränkte Baurecht fällt das Bauwerk an den
Grundeigentümer, indem es unselbstständiger Bestandteil wird.
6. Schenkungspflichtteil: 2 Kinder und ein Ehegatte; das Grundstück (1,000,000 €) wird an den Sohn
verschenkt, das weitere Vermögen (1,000,000 €) soll via Testament an einen Dritten gehen.
Der Ehegatte würde normalerweise neben der ersten Parentel lediglich ein Drittel erben. Durch den
Pflichtteil vermindert sich dies noch weiter auf 1/6.
Auch die beiden Kinder würden je 1/6 erben. Der Sohn muss sich jedoch die 1,000,000 € als
Schenkung anrechnen lassen. Bei der Schenkungsanrechnung auf den Pflichtteil muss man zuerst
prüfen, ob es sich nicht vielleicht um eine Anrechnung auf den Pflichtteil (Vorempfänge
[Heiratsgut/Ausstattung, Antritt des Gewerbes, Zahlung von Schulden] oder Vorschüsse
[Vorwegerfüllung des Pflichtteils nur wenn vereinbart]) handelt. Liegt eine Schenkung vor, so ist
zu prüfen, ob eine anrechenbare Schenkung vorliegt: Entweder eine Schenkung an
Pflichtteilsberechtigte (hier der Fall) oder Schenkungen an nicht Pflichtteilsberechtigte, wenn sie
innerhalb von zwei Jahren dem Tod des Erblassers erfolgt sind. Ausgenommen von der Anrechnung
sind Schenkungen, die das Stammvermögen nicht schmälern, gemeinnützige Schenkungen und
Schenkungen aus sittlicher Pflicht. Hier liegt also eine anrechenbare Schenkung vor. Der Sohn muss
sich die Schenkung abziehen lassen.
7. 16-Jähriger, der älter aussieht, schwindelt vor, dass er 18 sei. Er kauft einen Porsche auf Raten
und fährt gegen einen Baum. Was tun?
§ 866 wurde 2000 aufgehoben, nach dem Minderjährige nur haftbar werden, nach der Täuschung
des Geschäftspartners, wenn dieser das 18. Lebensjahr vollendet hatte. Diese Norm wurde jedoch
aufgehoben und müsste nun dazu führen, dass gem. der allgemeinen Regel des § 153 mündige
Minderjährige aus CULPA IN CONTRAHENDO haftbar werden, wenn sie den Vertragspartner über ihre
Geschäftsfähigkeit irreführen; ihre Haftung würde nur dann entfallen, wenn dem Partner die
mangelnde Geschäftsfähigkeit bekannt war oder ohnehin auffallen musste, so dass keine
Aufklärungspflicht bestand. Da jedoch der wirksame Schutz des Geschäftsunfähigen eine
Einschränkung seiner Haftung erfordert, ist nach dem Sinn und Zweck der Normen über die
Geschäftsunfähigkeit davon auszugehen, dass den Minderjährigen wegen seiner mangelnden
Einsichtsfähigkeit im geschäftlichen Bereich in der Regel kein Verschulden trifft, wenn er den Partner
über seine Geschäftsfähigkeit irreführt und er nur entsprechend § 1310 zur Haftung herangezogen
werden kann.
10. A setzt einen Schuldfreund zum Erben ein. Dann stirbt A. Der Schulfreund hatte jahrelang ein
Verhältnis zu As Frau. Es verbleiben ein Sohn und As Frau.
Bei der letztwilligen Verfügung kommt die Willenstheorie zum Tragen und nicht wie im Vertragsrecht
die Vertrauenstheorie. Weiters sind auch Motivirrtümer beachtlich, welches hier vorliegt.
Anfechtungsberechtigt sind lediglich nur die Personen, die von dem Wegfall der Verfügung
profitieren würden. Dies sind in diesem Fall As Kind und seine Ehefrau.
12. IPR: Siemens Deutschland hat eine Zweigstelle in Jordanien. Dienstvertrag mit einem
Österreicher, um die Zweigstelle aufzubauen. Der vernachlässigt seine Dienstpflicht und fügt
Siemens und einem dritten Vertragspartner von Siemens Schaden zu.
Mangels einer Rechtswahl wird das Recht jenes Staates, in dem der Arbeitnehmer in Erfüllung des
Vertrages gewöhnlich seine Arbeit verrichtet als maßgebend erklärt, selbst wenn der Arbeitnehmer
vorübergehend in einen anderen Staat entsandt ist.
Verrichtet der Arbeitnehmer seine Arbeit gewöhnlich nicht in ein und demselben Staat, so ist das
Recht des Staates, in dem sich die Niederlassung befindet, die den Arbeitnehmer eingestellt hat,
maßgebend.
Es gibt zusätzlich jedoch eine Ausweichklausel: Ergibt sich aus der Gesamtheit der Umstände, dass
der Arbeitsvertrag engere Verbindungen zu einem anderen Staat aufweist, so ist dieses Recht
anzuwenden.
13. Ein Lebensmittelvertrieb kauft Einmachgläser beim Produzenten. Da der Verschluss mangelhaft
ist, verdirbt die eingefüllte Marmelade. Was tun?
Bei der verdorbenen Marmelade handelt es sich um einen Mangelfolgeschaden, der bei Verschulden
des Produzenten nach allgemeinen Schadenersatzregeln (kein Primat der Verbesserung oder des
Austausches!) ersetzt wird.
20 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
14. MRG-Objekt: Mein Mandant ist 1/3-Eigentümer. Jemand anderes hält 2/3. Wo kann mein
Mandant mitreden?
Soweit es Teile der Liegenschaft wie das Stiegenhaus, allgemein zugänglicher Garten etc. betrifft sind
die Wohnungseigentümer zu einer Eigentümergemeinschaft (= juristische Person) zusammengefasst.
Bei der ordentlichen Verwaltung gilt die Stimmenmehrheit, bei der außerordentlichen auch, jedoch
kann ich hier als Überstimmter das Gericht anrufen. § 30 WEG sieht weiters einen Katalog von
Verwaltungsmaßnahmen vor, deren Durchführung ein einzelner Wohnungseigentümer verlangen
kann.
21.Teilzeitnutzgesetz
Dieses Bundesgesetz gilt für Verträge, mit denen ein Verbraucher von einem Unternehmer
Teilzeitnutzungsrechte an einem Nutzungsobjekt (meist eine Wohnung) erwirbt.
Teilzeitnutzungsrecht ist das für mindestens drei Jahre eingeräumte dingliche oder obligatorische
Recht, ein Nutzungsobjekt wiederkehrend während eines begrenzten Zeitraums zu benützen.
25. Wahlschuld
Zwei oder mehrere Leistungen werden potentiell geschuldet; diese muss konkretisiert werden. Im
Gegensatz dazu die FACULTAS ALTERNATIVA: eine Leistung wird geschuldet; durch eine andere
Leistung kann man sich aber von der Schuld lösen.
es eine absolute Frist von 5 Jahren. Inhalt des Rückgriffsanspruchs sind die allgemeinen
Gewährleistungsbehelfe. Der Rückgriff ist mit der Höhe des eigenen Aufwands beschränkt und setzt
voraus, dass der jeweilige Vormann seinerseits mangelhaft geliefert hat.
28. Ist der Versuch, in AGB Schadenersatz auszuschließen oder einzuschränken, zulässig?
Nach § 879/3 ist eine Bestimmung, die nicht eine der beidseitigen Hauptleistungen festlegt nichtig,
wenn sie einen Teil gröblich benachteiligt. Nebenbei enthält das KSchG in § 6 einen demonstrativen
Katalog von Bestimmungen, die im Verbrauchergeschäft jedenfalls nichtig sind. Die Einschränkung
und der Ausschluss von Schadenersatz fallen darunter.
29. Ich kaufe einen Bausatz bei Ikea und schaffe es nicht, ihn zusammenzubauen, obwohl die Ware
perfekt ist. Es stürzt zusammen und ist kaputt. Was tun?
§ 9a KSchG, die „Ikea-Klausel“, sieht vor, dass in solch einem Fall Ikea haftet („Wenn die Sache zur
Montage durch den Verbraucher bestimmt war und die unsachgemäße Montage auf einem Fehler in
der Montageanleitung beruht“).
23 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
2003:
1. Ein Mann macht einen Spermientest. Es kommt jedoch zu einer Verwechslung und die Spermien
werden als Samenspende verwendet. Kann dieser Mann als Vater festgestellt werden?
§ 164/4 bestimmt: Ein Dritter, dessen Samen für medizinisch unterstützte Fortpflanzung verwendet
wird, kann nicht als Vater des mit seinem Samen gezeugten Kindes festgestellt werden. Dritter ist,
wer seinen Samen einer Krankenanstalt überlässt, mit dem Willen, nicht selbst als Vater eines mit
diesem Same gezeugten Kindes festgestellt zu werden.
Es gibt drei Möglichkeiten eine gesetzlich vermutete Abstammung (Ehemann der Mutter) zu
beseitigen:
.) Feststellung der Nichtabstammung (§ 156):
Auf Antrag des Ehemannes oder des Kindes kann die Nichtabstammung festgestellt werden, wenn
die absolute Unwahrscheinlichkeit der Zeugung (durch DNA-Test) bewiesen wird. Der Antrag kann
auch von den Rechtsnachfolgern und gegen die Rechtsnachfolger gestellt werden. Der Antrag ist
fristgebunden und ist binnen zwei Jahren ab Kenntnis der gegen die Vaterschaft sprechenden
Umstände einzubringen. Die Frist ist gehemmt, solange die antragsberechtigte Person nicht
eigenberechtigt ist. Wird dem Antrag stattgegeben, ist das Kind unehelich und vaterlos.
.) Vätertausch (§ 163b):
Auch wenn der Ehemann als Vater gilt, kann das Kind (ohne an eine Frist gebunden zu sein)
beantragen, dass die Abstammung von einem anderen Mann festgestellt wird. Dadurch erlischt die
Vermutung der Abstammung vom Ehemann der Mutter, das Kind wird allerdings nicht vaterlos,
sondern es wird gerichtlich ein neuer Vater festgestellt.
.) Vaterschaftsdurchbrechendes Anerkenntnis:
Auch das vaterschaftsdurchbrechende Anerkenntnis ist eine Art Austausch des Ehemannes gegen
einen Dritte. Dazu ist es notwendig, dass ein Dritter die Vaterschaft anerkennt. Diese Anerkenntnis
muss vom eigenberechtigten Kind selbst zugestimmt werden, beim nicht eigenberechtigten Kind
bedarf es der Zustimmung des Jugendwohlfahrtsträgers und der Bezeichnung des Anerkennenden als
Vater durch die Mutter. Gegen ein solches Anerkenntnis kann der bisherige Vater Einspruch erheben;
dasselbe gilt für die Mutter bei eigenberechtigten Kindern.
Wird ein Kind unehelich geboren gibt es zwei Möglichkeiten, wie es an einen Vater kommt:
.) Anerkenntnis (§ 163c ff):
Erklärt ein Mann mittels öffentlicher Urkunde, der Vater zu sein und widersprechen weder das Kind
noch die Mutter, so ist er (juristisch) der Vater des Kindes.
.) Gerichtliche Feststellung (§ 163):
Die gerichtliche Vaterschaftsfestellung erfolgt mittels Antrag. Antragsberechtigt ist das Kind gegen
den Mann, aber auch umgekehrt der Mann, der als Vater festgestellt werden möchte gegen das Kind.
Nach dem Tod des Mannes richtet sich der Antrag gegen seine Erben. Idealfall der
Abstammungsfestellung ist der positive Abstammungsbeweis mittel DNA-Test.
2. Wette/Wettvertrag
Wette und Spiel gehören zu den Glücksverträgen. Vertragsgegenstand ist die Übernahme eines
Risikos. Soweit Spiel und Wette überhaupt erlaubt sind, begründen sie nur dann eine vollständige
Verpflichtung, wenn der bedungene Preis nicht nur versprochen, sondern auch hinterlegt worden ist.
24 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
Ohne Hinterlegung entsteht nur eine Naturalobligation. Wird als der Preis gezahlt, so kann er nicht
zurückverlangt werden.
Die LAESIO ENORMIS ist ausgeschlossen, weil Risiken für den Glücksvertrag charakteristisch sind und
von den Parteien bewusst übernommen werden. Die Berufung auf Wucher ist jedoch möglich.
6. A lässt sich beim Zahnarzt eine Kiefermissbildung, die ihr Gesicht entstellt, wegoperieren. Durch
die gelungene Operation kommt aber eine andere angeborene Fehlstellung des Gesichts plötzlich
sehr stark zur Geltung. Hätte der Zahnarzt darüber aufklären müssen? Wie weit reicht die ärztliche
Aufklärungspflicht?
Die ärztliche Aufklärungspflicht variiert je nach Dringlichkeit und Lebensnotwendigkeit der
Operation. Da es sich um eine plötzlich sehr stark sichtbare Fehlstellung handelt, konnte der Arzt
wohl nicht damit rechnen, dies ist wohl zu den üblichen Operationsrisiken hinzuzuzählen. Die
Aufklärungspflichtverletzung muss aber jedenfalls kausal gewesen sein (der Patient hätte bei
richtiger Aufklärung die Behandlung verweigert).
8. A heiratet die depressive B, die später völlig geisteskrank wird und deswegen das gemeinsame
Kind umbringt. Er wusste schon bei der Hochzeit, dass B krank ist. Handelt es sich um einen
Scheidungs- oder Aufhebungsgrund?
Diesmal kann A nicht die Aufhebung der Ehe wegen Irrtum nach § 37 EheG begehren. Er kann jedoch
den Scheidungsgrund nach § 51 EheG (Geisteskrankheit) anführen und die Ehe scheiden lassen. Die
Scheidungsfolgen sind die gleichen, wie bei einer Verschuldensscheidung.
9. Der Bauer verkauft sein Tier an einen Schlachthof „um 200 €“. Der Schlachter denkt, es handelt
sich um 200 € für das ganze Tier, der Bauer meint aber einen Kilopreis. Rechtsfolge?
Lässt sich über die Vertrauenstheorie kein vereinbarter Kaufpreis feststellen, ist der Kaufvertrag
ungültig. Eine Anfechtung ist dann nicht mehr notwendig. Besteht hingegen in dieser Branche eine
Verkehrssitte, die auf einen bestimmten Erklärungswert schließen lässt, so kommt der Vertrag über
diesen Preis zustande. Der irrende Vertragspartner wird damit an den Vertrag gebunden, er hat über
die Bedeutung seiner Erklärung (den objektiven Erklärungswert) geirrt.
11. Wie kann Wohnungseigentum wieder aufgelöst werden? Ist eine vertragliche Abbedingung der
Zivilteilung möglich?
Wohnungseigentum kann zum Einen durch Tod aufgelöst werden. Der Anteil des Verstorbenen am
Mindestanteil und gemeinsamen Wohnungseigentum geht von Gesetzes wegen unmittelbar ins
Eigentum des überlebenden Partners über.
Eine alternative Auslösung wäre durch die Zivilteilungsklage. Diese kann vertraglich ausgeschlossen
werden, bedarf hierfür jedoch der Schriftform und ist nur für drei Jahre ab Abschluss der jeweiligen
Abschlussvereinbarung rechtswirksam. Sind die Partner jedoch Ehegatten und dient ihr
Wohnungseigentum einem von ihnen zur Befriedigung seines dringenden Wohnbedürfnisses so ist
während der Ehe die Aufhebungsklage des anderen unzulässig.
2004:
2. IPR: Kindesunterhalt
Der Kindesunterhalt richtet sich nach dem Haager Unterhaltstatutübereinkommen: Maßgebend ist
der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes. Ebenso wird die Vorfrage (!), also Abstammung und
Vaterschaft nach dem gewöhnlichen Aufenthalt des Kindes entschieden.
5. Höchstbetragshypothek
Eine Hypothek, die bis zu einem ziffermäßig angeführten Höchstbetrag aus einem bestimmten
Grundverhältnis eingeräumt wird. Wie weit der Höchstbetrag ausgenützt wird, ist aus dem
Grundbuch nicht ersichtlich. Die Höchstbetragshypothek ist damit eine Ausnahme vom
Spezialitätsprinzip. Der praktisch bedeutendste Fall sind Kredithypotheken.
Das Spezialitätsprinzip verlangt, dass nur bestimmte Sachen für bestimmte Forderungen verpfändet
werden. Die Höchstbetragshypothek ist insofern eine Ausnahme von diesem Prinzip, als dabei eine
Liegenschaft nicht für eine bestimmte Forderung verpfändet wird, sondern für bestimmte
Grundverhältnisse ein Pfandrecht für einen Höchstbetrag eingeräumt wird. Soweit die Forderung aus
dem Grundverhältnis im Höchstbetrag Deckung findet, ist sie gesichert.
6. Timesharing Vertrag
„Time-Sharing“ sind spezielle Vermarktungs- und Verwertungsformen für Ferienwohnungen,
Ferienanlagen, etc. Der Kunde erwirbt das Recht, eine Ferienwohnung oder auch nur ein
Hotelzimmer immer wieder für eine bestimmte Zeit ausschließlich zu benutzen.
Rechtsgrundlage ist das Teilzeitnutzungsgesetz (TNG). Das TNG gilt für Verbraucherverträge
iSd § 1 KSchG. Das TNG regelt das Time-Sharing nicht umfassend. Es enthält auch keine
Bestimmungen über die zivilrechtliche Einordnung oder über die Zulässigkeit. Es soll lediglich der
Konsument vor Missbrauch geschützt werden (durch Informationspflicht, Formvorschriften,
Rücktrittsrecht, etc.).Das TNG sieht auch zwei Varianten einer grundbücherlichen Sicherung vor
(Treuhänderhypothek und Reallast), allerdings nur fakultativ!
7. Geltungserhaltende Reduktion
Schließen zwei Unternehmer ein Geschäft ab mit der Klausel „Haftung ausgeschlossen soweit
gesetzlich zulässig“, so wird iSd geltungserhaltenden Reduktion die Haftung nur bis zum gesetzlich
zulässigen Maß reduziert. Im Verbrauchergeschäft ist diese Klausel jedoch ungültig, da intransparent!
8. Eine Wohnung wird gemietet. Kurz darauf wird die Straße vor dem Haus umgebaut. Rechtslage?
Nach ABGB muss der Bestandgeber das Mietobjekt in brauchbarem Zustand übergeben und diesen
Zustand zu erhalten. Ansonsten ist der Mieter von der Zinszahlung befreit. Bei außerordentlichen
Zufällen (Erdbeben, Überschwemmungen,…) und der damit verbundenen Unbrauchbarkeit der
Bestandsache ist der Vermieter nicht zur Wiederherstellung verpflichtet, er trägt jedoch die
Preisgefahr! Der Bestandnehmer muss also kein Entgelt entrichten.
Nach MRG muss der Vermieter den ortsüblichen Standard erhalten. Er hat weiters unbrauchbar
gewordene Mietobjekte wieder herzustellen, soweit sie von Versicherungen gedeckt sind (§ 7 MRG).
Norm. Der OGH gewährt aber auch bei grobem Verschulden für Trauer, die nicht Krankheitswert
erreicht, Ersatz (Trauerschaden).
13. Zwei Ehegatten betreiben gemeinsam ein Restaurant. Wie wird dies nach der Scheidung
aufgeteilt?
Um die Zerstörung funktionierender Wirtschaftsbetriebe und der damit verbundenen Arbeitslätze zu
verhindern sind Unternehmen im Negativkatalog des § 82 EheG gelistet. Der Wert des
Unternehmens ist aber (als Ausgleich) bei der Verteilung der Ersparnisse mit zu berücksichtigen.
29 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
2006:
3. Gläubigerverzug
Der Gläubigerverzug ist in § 1419 geregelt. Er tritt ein wenn der Schuldner seine Leistung
ordnungsgemäß anbietet, der Gläubiger jedoch nicht annimmt. Als Rechtsfolge tritt ein, dass die
Gefahr des zufälligen Untergangs auf den Gläubiger übergeht. Weiters wird der Sorgfaltsmaßstab
reduziert. Der Schuldner haftet nur noch für grobes Verschulden.
Der Schuldner hat weiters die Möglichkeit die ordentlich angebotene Sache schuldbefreiend zu
hinterlegen und kann Aufwandersatz vom Gläubiger verlangen für Aufwendungen, die ihm durch den
Verzug entstanden sind.
4. Ausstattung
Die Ausstattungspflicht kann bei Töchtern auch durch Beistellung eines Heiratsgutes erfüllt werden.
Unter Ausstattung versteht man allgemein die Zuwendungen der unterhaltspflichtigen Eltern oder
Großeltern an ein Kind bei dessen Verehelichung (Ausstattung bei der Frau, Heiratsgut bei dem
Mann). Ein Anspruch auf Ausstattung besteht nur, wenn das Kind selbst kein ausreichendes
Vermögen besitzt. Die Aussteuer umfasst die Einrichtung eines Haushalts oder den Barbetrag zu
deren Anschaffung.
5. Ein notorischer Pleitegeier will ein Geschäft aufbauen. Die Bank soll alles finanzieren. Die Bank
will, dass die Gattin bürgt. So kommt es. Der Käufer kann nicht zahlen, die Bank greift auf die
Gattin. Die Frau wurde nicht aufgeklärt – Probleme?
Grundsätzlich erfordert die Bürgschaft die Schriftform. Weiters gibt es bei Verbraucherbürgschaften
eigene Regeln im KSchG. Beispielsweise § 25c KSchG, wo unternehmerische Gläubiger verpflichtet
werden, den Bürgen über die wirtschaftliche Lage des Schuldners aufzuklären. Weiters hat der OGH
in analoger Anwendung des Wuchertatbestandes Bürgschaften naher Angehöriger für sittenwidrig
erklärt, wenn der Gläubiger bei Abschluss des Bürgschaftsvertrages erkennen konnte, dass entweder
der Bürge durch seine Verpflichtung krass überfordert wurde oder er sich in einer psychischen
Zwangslage befand oder das Risiko heruntergespielt wurde.
6. Erfüllungsgehilfe
Erfüllungsgehilfe ist, wessen sich der Geschäftsherr zur Erfüllung eines Schuldverhältnisses mit dem
Geschädigten bedient, ob es sich um Dienstnehmer des Geschäftsherrn oder einen Dritten handelt,
ist irrelevant. Der Geschäftsherr haftet für das Verhalten seiner Erfüllungsgehilfen wie für eigenes
Verschulden. Die Erfüllungsgehilfenhaftung ist nur für mit der Erfüllung im Zusammenhang stehende
Handlungen gerechtfertigt, nicht aber für beliebige, nur anlässlich der Erfüllung stattfindende
Schädigungen (Diebstahl durch Handwerker,…).
30 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
7. Anwachsung
Zuwachs des Anteils eines ohne Hinterlassung von Repräsentanten ausgefallenen Erben an die
Miterben zu gleichen Teilen.
9. Ein Ehepaar bekommt ein Kind. Nach 10 Jahren wird der leibliche Vater festgestellt. Kann er vom
leiblichen Vater Unterhalt zurückfordern?
Gemäß § 1042 kann der „falsche“ Vater den Unterhalt zurückfordern, da er einen Aufwand getätigt
hat, den der „echte“ Vater hätte tätigen müssen. Dies bedarf jedoch eines Antrags auf Feststellung
der Nichtabstammung. Falls der echte Vater weniger verdient als der „Falsche“ kann der „Falsche“
nur das fordern, was sich der „Echte“ erspart hat. Der „Falsche“ Vater könnte auch mit § 1431 gegen
das Kind vorgehen, der OGH verbietet dies jedoch wenn der Unterhalt gutgläubig verbraucht wurde.
19. Heiratsgut
Heiratsgut ist ein Vermögen, das dem Mann von der Frau oder von einem Dritten (für die Frau) zur
Erleichterung des Eheaufwandes überlassen wird.
Über das Eigentumsrecht am Heiratsgut und dessen weiteres Schicksal entscheidet weitgehend der
zwischen dem Besteller und dem Mann geschlossene Ehepakt. Ist nicht Besonderes bedungen, so
erwirbt der Mann an Held und sonstigen verbrauchbaren Sachen Eigentum. An anderen Sachen
erhält er bloß ein Fruchtgenussrecht, während das Eigentumsrecht der Frau zusteht. Stirbt der Mann,
so fällt das Heiratsgut an die Frau.
21. Vermieterpfandrecht
Zur Sicherung des Mietzinses hat der Vermieter einer unbeweglichen Sache ein gesetzliches
Pfandrecht an vom Mieter und seinen Angehörigen (!) eingebrachten Sache. Es erlischt, wenn die
Sachen vor gerichtlicher Pfändung aus dem Bestandsobjekt entfernt werden, der Bestandgeber kann
aber die Wegschaffung verhindern (Sperrrecht).
25. Wohnungsgebrauchsrecht
Bei dem Wohnungsgebrauchsrecht handelt es sich um ein Personalservitut. Nach dem Tod eines
Ehegatten steht dem anderen Ehegatten ein Wohnrecht zu (wenn ihm nicht schon nach anderen
Bestimmungen wie § 14 MRG oder § 14 WEG ein Wohnrecht zusteht). Er hat einen Anspruch gegen
die Erben, die Ehewohnung weiterhin bewohnen zu dürfen, wenn dieser Anspruch mit den Mitteln
33 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
des Nachlasses befriedigt werden kann. Er erhält aber wie gesagt nur ein Wohnrecht, er wird nicht
Eigentümer.
26. Fruchtgenussrecht
Das Fruchtgenussrecht ist eine Personaldienstbarkeit.
Bei Früchten ist die Herausgabepflicht eingeschränkt: Der redliche Besitzer erwirbt nach § 330
Eigentum an den Früchten und muss sie nicht herausgeben. Die Redlichkeit endet mit Zustellung der
Klageschrift. Ein Pfandgläubiger darf keine Früchte aus der Pfandsache ziehen.
27. Konventionalstrafe
Die Konventionalstrafe ist eine dem Vertragspartner fest zugesagte Geldsumme für den Fall, dass der
Versprechende seine vertraglichen Verpflichtungen nicht oder nicht in gehöriger Weise erfüllt. Im
bürgerlichen Recht schließt sie im Zweifel weitergehenden Schadersatz aus (pauschalierter
Schadenersatz).
Die Konventionalstrafe ist unabhängig vom tatsächlichen Eintritt und Umfang eines Schadens; auch
die übrigen Voraussetzungen des "normalen" Schadenersatzes wie Kausalität, Adäquanz und
Rechtswidrigkeit sind irrelevant. Von Bedeutung ist - nur, aber immerhin - das Verschulden; dieses
aber auch dann nur, wenn nichts anderes vereinbart wurde. Ein die Konventionalstrafe
übersteigender Schaden kann aber grundsätzlich geltend gemacht werden. Ist der Schuldner
Verbraucher, so gilt dies jedoch nur, wenn es im Einzelnen ausgehandelt wurde. Es besteht ein
zwingendes richterliches Mäßigungsrecht.
30. Besitzschutz
Dem Besitzer steht die Besitzstörungsklage zu. Diese muss 30 Tage ab Kenntnis der Störung
eingebracht werden. Auf die Qualifikation des Besitzes kommt es nicht an, genauso wenig auf das
Verschulden des Störers. Mit Hilfe der Besitzstörungsklage kann jedoch nur die Feststellung einer
Störung, die Unterlassung weiterer Störungen und die Wiederherstellung des letzten Besitzstandes
verlangt werden. Schadenersatz kann nicht zugesprochen werden!
Der dreifach qualifizierte Besitzer (rechtmäßig, redlich und echt) hat auch die ACTIO PUBLICIANA zur
Verfügung. Sie ähnelt der Eigentumsklage (§ 366) verlangt aber nicht den Beweis des Eigentums des
Klägers. Auch die Eigentumfreiheitsklage (ACTIO NEGATORIA) und die Servitutsklage (ACTIO
CONFESSORIA, § 523) steht dem dreifach qualifizierten Besitzer zu.
Der letzte Ausweg zum Besitzschutz wäre nun noch die Selbsthilfe.
34 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
34. Vormerkung
Eine Vormerkung führt zu einem bedingten Rechtserwerb oder –verlust. Meist kommt es zu einer
Vormerkung, wenn zwar eine Urkunde über das Rechtsgeschäft existiert, aber die besonderen
Erfordernisse für eine Einverleibung noch nicht vorliegen („Es existiert ein Kaufvertrag, aber die
Unterschriften sind noch nicht beglaubigt.“). Die Bedeutung der Vormerkung liegt darin, dass
dadurch der Rang des Vorgemerkten gewahrt und so verhindert wird, dass Dritte Rechte erwerben,
die in seine Rechtsstellung eingreifen.
36. Ich habe einen Stall. Ich kaufe einen Jockey. Der überfordert das Pferd, gewinnt das Rennen,
aber das Pferd stirbt. Wie jeder Jockey hat er das gewusst. Ansonsten wäre er Zweiter geworden.
Das Pferd ist 1,000,000€ wert. Ich hab 100,000€ bekommen, beim 2. Platz hätte ich nur 30,000€
bekommen.
Hier handelt es sich um ein Problem des Vorteilsausgleichs. Die Vorteilsanrechnung entlastet den
Schädiger auf meist nicht gerechtfertigte Weise. Daher werden nicht alle von der schädigenden
Handlung verursachten Vorteile automatisch zugunsten des Schädigers berücksichtigt (verhinderter
Vorteilsausgleich). Welche Vorteile anrechenbar sind und welche nicht, ist umstritten. Die
Berücksichtigung von Vorteilen kommt jedenfalls gegenüber sachlich und zeitlich kongruenten
35 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
Schadenersatzansprüchen in Betracht. Bei Zuwendungen von Dritten ist nach deren Sinn zu fragen.
Manche Vorteile sollen den Geschädigten besonders begünstigen. Dann ist sowohl der Vorteil, als
auch der Ersatz zu erhalten.
38. Mein Vater hat ein Wiesengrundstück in Salzburg. 30 Jahre lang wandern dort Leute. Ich
bekomme das Grundstück als Legatar. Im 32. Jahr will ich dort ein Haus bauen und die Leute weg
haben. Wie?
Ein Servitut wird nach 30 Jahren ersessen. Die Leute, die über mein Grundstück wandern haben also
ein Recht an demselben erworben. Ebenso habe ich das Recht an dem Grundstück erst durch
Übergabe oder Verbücherung erlangt, da ein Legat lediglich einen schuldrechtlichen Anspruch gegen
den Nachlass darstellt. Da die Servitut ein dingliches Recht haben die Leute einen sachenrechtlichen
Anspruch gegen mich und können mittels Servitutsklage (§ 523) gegen mich vorgehen. Meine
Gutgläubigkeit kann mir hier nicht helfen, da § 1500 (= Vertrauen auf Grundbuch schützt den
Erwerber) nur für entgeltliche Geschäfte gilt (Gesetzesfortbildung!). Die Leute haben sogar einen
Anspruch aus der Servitutsklage auf Eintragung der Servitut. Meine einzige Chance wäre eine
langjährige Nichtausübung (30 Jahre) oder ich widersetze mich der Servitut für 3 Jahre. Wenn die
berechtigten Leute es dabei bewenden, so erlischt die Servitut.
40. ÖH mietet ein Gebäude der Republik an. Eintrittskarten werden verlangt. In der sich davor
bildenden Schlange lehnt sich einer ans Geländer, stürzt und stirbt. Was tun?
Nach § 1319 haftet der Halter (= Republik) eines Gebäudes oder eines anderen auf einem Grundstück
aufgeführten Werkes für den Einsturz eines Gebäudes oder Ablösen von Teilen eines Gebäudes,
wenn nicht die Einhaltung aller erdenklichen Sorgfalt bewiesen wird. Daher kommt es zu einer
Beweislastumkehr.
In Frage könnte auch noch § 1319a (Wegehalterhaftung) kommen, wo der Halter eines Weges
deliktisch für dessen mangelhaften Zustand bei eigenem grobem Verschulden oder groben
Verschulden seiner Leute haftet.
41. Schlüsselgewalt
Schlüsselgewalt (§96) ist das Recht des Ehegatten, der den gemeinsamen Haushalt führt und keine
Einkünfte hat, den anderen bei Rechtsgeschäften des täglichen Lebens, die er für den Haushalt
schließt und die den Lebensverhältnissen der Ehegatten entsprechen, zu vertreten.
Wenn der Dritte nicht erkennen konnte, dass der handelnde Ehegatte als Vertreter auftritt, haften
beide Ehegatten solidarisch. Die Regelung verzichtet entgegen allgemeinen Regeln auf die
Offenlegung der Stellvertretung und führt zum seltsamen Ergebnis, dass derjenige, der von der
Stellvertretung ausgeht, schlechter gestellt ist, als derjenige der dies nicht tut. Im ersten Fall haftet
nämlich nur der verdienende Ehegatte, im zweiten haften beide.
36 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
43. Gesetzesauslegung
Die Auslegung ist die Erforschung des Sinnes eines Rechtssatzes. Man beginnt mit der
Wortinterpretation (Begriffskern und Begriffshof,…). Ist der äußerst mögliche Wortsinn erreicht so ist
dies die Grenze der Auslegung. Danach steht noch die systematische (im Zusammenhang mit der
Gesamtregelung), historische und teleologische (objektiver Zweck) Interpretation zur Verfügung, die
alle drei untereinander gleichrangig sind.
46. Kategoriemietzins
Für Substandardwohnungen (Kategorie D) ist ein fester m²-Preis vorgesehen, der nach dem
Verbraucherindex angepasst wird (brauchbar: € 1,46/m², ansonsten € 0,73/m²).
50. Jemand erleidet einen Schaden durch einen Bruch in der Wasserleitung
§ 1318: Der tatsächliche Inhaber der Wohnung (= Mieter) haftet für das Herabfallen oder
Hinauswerfen von Sachen aus der Wohnung. Darunter wird auch der Sachverhalt subsumiert, dass
37 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
bei einem Wasserschaden die darunterliegende Wohnung einen Schaden erfährt. Der Bestandgeber
muss die zufällig unbrauchbare Sache wieder brauchbar machen nach MRG.
53. Ich fahre zum Baumarkt. Ein Verkäufer hat rutschiges Lösungsmittel ausgeschüttet. Ich steige in
die Pfütze, rutsche aus und Breche mir das Bein
CULPA IN CONTRAHENDO. Weiters der Ersatz von immateriellen Schäden (Schmerzensgeld!) sowie
die Erwähnung vom DHG.
54. Ich kaufe etwas in einem Geschäft. Jahre später stellt sich heraus, dass der Verkäufer geistig
behindert (= geschäftsunfähig) war. Kann ich als Käufer ein Problem haben?
Der Geschäftsunfähigenschutz geht vor Vertrauensschutz. Das Geschäft ist unwirksam, es mangelt an
einem gültigen Titel. Daher kein Gutglaubenserwerb nach § 367 und auch keine „eigentliche“
Ersitzung (normalerweise 3 Jahre), sondern nur die uneigentliche Ersitzung nach 30 Jahren. Ich
genieße jedoch zu einem gewissen Grad Besitzschutz.
56. Gemeiner Nachbar hebt Grube aus – ich bekomme Risse im Mauerwerk, weil es absackt
Diese Frage zielt auf § 364b ab! Der Nachbar wird schadenersatzpflichtig.
57. Kulpakompensation
Im österreichischen Recht kommt es im Fall des Mitverschuldens des Geschädigten grundsätzlich zur
verhältnismäßigen Schadensteilung (§ 1304). Jedoch nicht bei der Kulpakompensation! Das
Mitverschulden führt dabei zum vollständigen Erlöschen des Schadenersatzanspruches und damit zur
alleinigten Schadenstragung des Geschädigten. § 878 3. Satz ist ein Anwendungsfall der
Kulpakompensation (= wer die anfängliche Unmöglichkeit kannte).
59. Bei einer behördlich genehmigten Kläranlage fällt ein Filter aus. Die Anlage wird trotzdem
weiter betrieben. Nachbargründe werden verseucht – was tun?
Behördlich genehmigte Anlagen genießen einen Sonderstatus im Nachbarrecht. Nachbarn müssen
Immissionen von genehmigten Anlagen auch ertragen, wenn sie das ortsübliche Maß überschreiten.
Ihnen gebührt jedoch Schadenersatz (wo kein Verschulden vorausgesetzt wird). Immissionen, die das
Leben oder die Gesundheit von Menschen ernsthaft bedrohen müssen aber dennoch nicht ertragen
werden.
61.Anscheinsvollmacht
Das Vertrauen des Geschäftspartners wird nach der Vertrauenstheorie immer dann geschützt, wenn
es eine Grundlage im Verhalten des Vertretenen (!) hat. Es kommt stets darauf an, worauf der
Erklärungsempfänger vertrauen durfte und nicht, was der Erklärende gewollt hat. Die
Voraussetzungen der Anscheinsvollmacht:
* Redlichkeit des Geschäftspartners (gutgläubig). § 10 KSchG: Nur wenn sie ihm bewusst (!) war.
* Das Vertrauen muss sein Grundlage im Verhalten des Vertretenen haben (Anstellung als
Verkäuferin, etc.)
* Es muss der Rechtsschein gewahrt sein – nur „gewöhnliche“ Geschäfte!
62. IPR: Wer muss prüfen, welches Recht zur Anwendung kommt?
Das fremde Recht ist gemäß § 4 IPRG von Amts wegen zur ermitteln. Hilfsmittel sind: Auskünfte des
Justizministeriums und Sachverständigengutachten. Die bloße Erkundung des Gesetzeswortlautes ist
nicht ausreichend. Kann das fremde Recht nicht innerhalb angemessener Frist ermittelt werden, so
ist gemäß § 4 IPRG österreichisches Recht anzuwenden. Daraus folgt, dass bei besonderer
Eilbedürftigkeit österreichisches Recht anzuwenden ist.
65. Vertragsauslegung
Vertragsauslegung ist die Erforschung des Sinnes einer rechtsgeschäftlichen Erklärung.
Maßgebend für die Auslegung von Willenserklärungen sind die §§ 914, 915, deren unmittelbarer
Anwendungsbereich zwar nur die Auslegung von Verträgen betrifft, die aber analog auf alle
39 © Martin Schwertmann – schwertmann.at
Willenserklärungen angewendet werden. Stimmt der natürliche Wille der Parteien überein, so gilt
dieser (FALSA DEMONSTRATIO NON NOCET). Sonst ist zu fragen, ob man eine Partei an den Willen
der anderen binden kann (normativer Konsens). Auszugehen ist zunächst vom Wortsinn der
Erklärung in seiner gewöhnlichen Bedeutung (Übung des redlichen Verkehrs beachten!). Findet sich
dort kein Anhaltspunkt so ist das dispositive Recht maßgebend. Danach die ergänzende Auslegung
(hypothetischer Parteiwille). Kommt dieser auch zu keinem Ergebnis, so ist das Geschäft wegen
Dissens nichtig.
66. IPR: Was gilt in Fällen des Wettbewerbrechts?
Ansprüche aus unlauterem Wettbewerb (darunter: Schadenersatz) richten sich nach dem Recht jenes
Staates, auf dessen Markt sich der Wettbewerb auswirkt. Führt eine wettbewerbswidrige Handlung
zur Beeinträchtigung der Märkte mehrerer Staaten, so müssen die Rechtsfolgen nach den
betroffenen Marktrechten getrennt angeknüpft werden.
Dieses Marktortsprinzip wurde im Rahmen des sachlichen Anwendungsbereich des E-Commerce
Gesetzes durch das Herkunftslandprinzip ersetzt.
2007:
4. Schadenersatz: Arzt sagt (nur): „Ihnen müssen die Mandeln herausgenommen werden.“ Der
Patient stimmt zu, „näselt“ jedoch nachher. Kein Kunstfehler sondern normales Operationsrisiko –
Schadenersatz?
Bei einer medizinischen Behandlung wird in ein absolut geschütztes Rechtsgut eingegriffen
(körperliche Unversehrtheit). Kommt es zu einem Schaden und liegt keine Einwilligung vor handelt
der Arzt rechtswidrig. Handelt es sich jedoch um einen Notfall so ist das Einbringen der Einwilligung
nicht erforderlich. Weiters lag hier auch kein Kunstfehler vor. Ein Kunstfehler liegt erst vor, wenn der
Arzt nicht nach den anerkannten medizinischen Maßstäben („LEGE ARTIS“) behandelt.
5. Variante: Operation hat Risiko A, B und C. Arzt klärt nur über Risiko A auf. Risiko A verwirklicht
sich. Patient sagt, wenn er über Risiko B und C Bescheid gewusst hätte, hätte er sich nie operieren
lassen. Schadenersatz?
Der Arzt hat gegen die Aufklärungspflicht verstoßen. Es kommt auch zu einer Haftung des Arztes
wenn er die Operation LEGE ARTIS vorgenommen hat und sich „nur“ das normale Operationsrisiko
verwirklicht. Die Aufklärungspflichtverletzung muss jedoch jedenfalls kausal gewesen sein!
6. IPR: Eingriffsnormen
Unter Eingriffsnormen versteht man zwingende staatliche Lenkungsvorschriften, die im öffentlichen
Interesse auf Privatrechtsverhältnisse einwirken. Ihnen kommt ein Vorrang gegenüber
internationalprivatrechtlichen Anknüpfungen zu (zum Beispiel: Lenkungsmaßnahmen im
Ausländergrundverkehr).
Auch im Rahmen von Rom I kann die Anknüpfung nach den Regeln des Vertragsstatuts durch
Eingriffsnormen verdrängt bzw. verändert werden. Ob und inwieweit solchen zwingenden
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Bestimmungen Wirkung zu verleihen ist, muss unter Berücksichtigung ihrer Natur und ihres
Gegenstandes sowie der Folgen ihrer Anwendung oder ihrer Nichtanwendung entschieden werden.
7. Okkupation
Okkupation (= Zueignung) ist die Besitzergreifung einer herrenlosen Sache (= Sache ohne
Eigentümer) mit dem Willen, daran Eigentum zu erwerben. Unterscheide davon den Fund, der nicht
herrenlos sondern lediglich verloren oder vergessen ist!
8. Dereliktion
Eine Dereliktion liegt vor, wenn der Eigentümer eine Sache den Besitz an ihr aufgibt und dabei den
Willen hat, auch das Eigentum aufzugeben (ohne es unmittelbar an jemanden anderen zu
übertragen).
2008:
6. Machthaber:
Machthaber, auch Repräsentanten genannt, haben eine leitende oder überwachende Funktion in
einer juristischen Person inne. Es findet eine Zurechnung wie für eigenes Verhalten statt. Bezüglich
Schadenersatzes ist das Handeln eines Machthabers dem Handeln eines Organs gleichgestellt.
9. Transmission:
Transmission ist die Vererbung des Erbrechts. Stirbt der Berufene zwischen Anfall und
Einantwortung, geht das Erbrecht wie andere frei vererbliche Rechte auf seinen Erben über.
11. X schenkt Y einen TV, weil dieser ein Auslandsstipendium bekommen hat. Leider bekommt Y
das Stipendium doch nicht. Kann X das TV-Gerät zurückverlangen?
Grundsätzlich ein Motivirrtum, da es sich um einen Irrtum über Zukünftiges handelt. Dieser wäre bei
einer Schenkung jedoch beachtlich. Es gelten bei der Schenkung jedoch nur Motivirrtümer über
Gegenwärtiges, nicht über Zukünftiges (systematische Interpretation: sonst würde es keinen Sinn
machen, dass das Gesetz Undank und Vermögensverschlechterung extra aufzählt als zukünftige
Irrtümer!).
12. X unterlässt den Verkauf eines TV an seinen Freund F. Dieser muss sich das Gerät jetzt
woanders kaufen, es kostet aber 500 mehr. Schadenersatz?
Es ist eine Haftung aus CULPA IN CONTRAHENDO zu bejahen. Rechtswidrigkeit liegt jedoch nur vor,
wenn man ernsthaften Abschlusswillen vortäuscht und dann grundlos ablehnt!
16. Notarielle Beglaubigung des gesetzlichen Vertreters. Kann der Vertretene die Vertretung
widerrufen? Folgen?
Nein, die Vertretungsmacht des Sachwalters endet mit gerichtlichem Beschluss.
17. X hat bei der Bank einen Kredit. Sein Onkel O zahlt dieses an die Bank. Mögliche Folgen? Kann
dies eine Schenkung sein? Wenn ja, was ist Angebot, was ist Annahme?
O steht der Aufwandersatzanspruch nach § 1042 zu („Aufwand, den ein Anderer hätte machen
müssen…“). Schenkungswille ist nicht zu vermuten, es ist der Wille den Begünstigten zu verpflichten
zu vermuten (ANIMUS OBLIGANDI)!
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18. Wann kommt ein Vertrag im Fernabsatz zu Stande, wenn ich etwas bestelle?
Wenn mein Anbot und Annahme des Unternehmens übereinstimmen. Es ist auf Grund der Natur des
Geschäftes jedoch keine ausdrückliche Annahme seitens des Unternehmens zu erwarten. Für
Verbraucher sieht das KSchG in § 5 Sonderregeln, unteranderem betreffenden des Rücktrittrechts,
vor. Der Verbraucher kann ohne Angabe von Gründen 7 Werktage lang vom Vertrag zurücktreten.
19. 20 Jahre nach Geburt des ehelichen Kindes wird gerichtlich festgestellt, dass der angebliche
Vater nicht der leibliche Vater war. Hat das Kind Anspruch auf 20 Jahre Unterhalt gegen den echten
Vater?
Die Verjährung ist in § 1480 geregelt. In dieser demonstrativen Aufzählung sind Unterhaltszahlung
mit eingeschlossen. Die Verjährung beträgt daher 3 Jahre. Weiters könnte das Kind lediglich den
Unterschied verlangen, falls der wahre Vater mehr verdient hat als der unechte Vater.
23. Richtwertmietzins
Im Prinzip kann der Mietzins privatautonom vereinbart werden, das MRG schützt aber den Mieter
zusätzlich. Für nach 1945 errichtete Gebäude ist ein angemessener (Marktpreis) Mietzins zu
vereinbaren, für alle anderen (vor allem Altbauwohnungen) gilt das Richtwertsystem: Vom
Justizministerium wird ein genormter Richtwert pro m² festgelegt, je nach Bundesland ist der m²-
Richtwert unterschiedlich hoch. Es gibt ein eigenes Gesetz, das Richtwertgesetz (RichtWG).
24. Tod des Mieters. Was passiert mit dem Mietrecht? Was, wenn eine Ehefrau/Lebensgefährtin
mit dringendem Wohnbedürfnis existiert?
Stirbt der Mieter wird der Bestandsvertrag nicht aufgelöst, es ergibt sich jedoch ein Kündigungsrecht
für Vermieter und Erben. Unterliegt das Bestandsverhältnis dem MRG, so treten nach dem Tod des
Mieters bestimmte Angehörige (auch Lebensgefährtin) in den Vertrag ein, wenn ein dringendes
Wohnbedürfnis besteht.
25. Pauschalreise
Eine Pauschalreise ist meist ein gemischter Vertrag (Werk-, Miet- und Auftragsvertrag), wobei die
werkvertraglichen Elemente jedoch meist im Vordergrund stehen. Es gibt hierfür den
Reiseveranstaltungsvertrag, wobei sich das Unternehmen Gehilfen (§ 1313a) bedient oder den
Reisevermittlungsvertrag, wo das Unternehmen lediglich vermittelt bzw. Informationen anbietet.
Entscheidend für die Abgrenzung ist das Auftreten des Anbieters gegenüber dem Reisenden.
Der Reiseveranstaltungsvertrag ist im KSchG besonders geregelt und gilt auch für Geschäftsreisende
(zwingend!).
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28. Klage auf Feststellung der Vaterschaft – was muss der Kläger beweisen?
Der Mann kann ein uneheliches Kind anerkennen. Widersprechen weder Mutter noch Kind, so ist er
der juristische Vater. Die gerichtliche Feststellung (§ 163) wird mittels Antrag und dann via DNA-Test
erbracht. Ist dies nicht möglich so sind Zeugenbefragungen möglich.
30. Garantieerklärung
Die Garantieerklärung ist eine abstrakte Erklärung. Bei der dreipersonalen Garantie muss der Garant
auch dann leisten, wenn das Deckungsverhältnis (Auftraggeber – Garant) oder Valutaverhältnis
(Auftraggeber – Begünstigter) mangelhaft ist. Dadurch wird die Bargeldfunktion der Garantie
gesichert.
32. Vater schickt 6-jährigen zum Einkauf von Wurstsemmeln und Zigarettenpackungen. Er tritt
nicht als Vertreter auf, sondern selbst. Kommt ein Vertrag zustande?
Der Taschengeldparagraph kann hier nicht greifen, weil das Kaufen von Zigaretten kein
alterstypisches Geschäft ist. Der Vertrag ist nichtig.
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2010:
4. Vorschaltlösung
Das UN Kaufrecht kommt auf Kaufverträge über Waren zur Anwendung wenn beide Staaten
Vertragsstaaten sind (= autonome Anknüpfung) oder wenn die Regeln des IPR zur Anwendung des
Rechts eines Vertragsstaates führen (= Vorschaltlösung).
5. Analogie
Hierbei handelt es sich um die Beseitigung einer Rechtslücke durch Erstreckung einer Rechtsnorm auf
einen Sachverhalt, der nach dem Wortlaut nicht geregelt ist. Man unterscheidet Gesetzes-, Rechts (=
man verallgemeinert einen Grundsatz) - und Gesamtanalogie (= natürliche Rechtsgrundsätze werden
herangezogen).
7. Jemand ist bei einem Buchclub – der feiert 10jähriges Jubiläum und will A daher ein Buch
schenken – nach 10 Tagen sagt A zu, dass er es haben will. Der Buchclub hat es sich inzwischen
anders überlegt und will A es nichtmehr schenken. Ansprüche?
§ 943 legt die Form eines Schenkungsvertrages fest. Dieser erfordert, wenn die Übergabe nicht sofort
erfolgt, einen Notariatsakt, was hier zu verneinen ist. Jedoch gilt auch für Schenkungen der
allgemeine vertragsrechtliche Grundsatz „PACTA SUNT SERVANDA“. An eine wirksam geschlossene
Vereinbarung muss sich jeder der beiden Vertragsteile halten. § 946 bestimmt daher, dass
Schenkungen in der Regel nicht widerrufen werden können. Ausnahmen hierzu wäre die Dürftigkeit
(Armut) des Geschenkgeber und grober Undank.
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14. Vorbehaltsklausel
Die Vorbehaltsklausel (auch ORDRE PUBLIC genannt, § 6 IPRG) setzt der Anwendung fremden Rechts
eine äußere Schranke. Ausländische Rechtsnormen sind trotz Verweisung oder Rechtswahl nicht
anzuwenden, wenn sie zu einem Ergebnis führen würden, das mit den Grundwerten der
österreichischen Rechtsordnung unvereinbar ist. Die Lücke ist durch Anwendung österreichischen
Sachrechts zu schließen.
16. Wegehalterhaftung
Nach § 1319a haftet der Halter eines Weges deliktisch für dessen mangelhaften Zustand bei eigenem
grobem Verschulden oder groben Verschulden seiner Leute.
17. Vorsorgevollmacht
Hierbei handelt es sich um eine formpflichtige, für den Fall errichtete Vollmacht, dass der
Vollmachtgeber die Einsichtsfähigkeit verliert. Sie hindert die Bestellung eines Sachwalters.
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18. Ein Popstar aus den USA verbringt eine Nacht mit einer Österreicherin – sie wird schwanger.
Nun verlangt sie Unterhalt, nach welcher Rechtsordnung richtet sich der Unterhaltsanspruch?
Der Kindesunterhalt richtet sich nach dem Haager Unterhaltstatutübereinkommen: Maßgebend ist
der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes. Ebenso wird die Vorfrage (!), also Abstammung und
Vaterschaft nach dem gewöhnlichen Aufenthalt des Kindes entschieden.
25. Ein 17jähriger kauft in Täuschungsabsicht einen Fernseher. Der Verkäufer weiß nicht um das
wahre Alter Bescheid. Der TV geht zufällig unter. Schadenersatz?
Bei einem 15-Jährigen handelt es sich um einen mündigen Minderjährigen. Dieser kann über das
Einkommen aus eigenem Erwerb und über Sachen, die ihm zur freien Verfügung überlassen
(Taschengeld!) worden sind, frei verfügen (solange dadurch die Befriedigung seiner
Lebensbedürfnisse nicht gefährdet werden).
Bei sonstigen Geschäften sind diese schwebend unwirksam. Bis zur Entscheidung des gesetzlichen
Vertreters ist der Geschäftspartner gebunden (§ 865). Er kann jedoch eine Frist für diese
Entscheidung setzen. Wird die Zustimmung erteilt so wird jedoch das Kind (!) Vertragspartei, nicht
die Eltern. Weiters können Minderjährige ab 7 Jahren rechtswirksam bestehende Schulden zahlen.