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Fragenkatalog Bürgerliches Recht – Professor Ofner

2000:

1. Nachbar pflanzt Strauch auf der Grundgrenze. Äste wachsen herüber, was kann ich tun?
Eigentum am Strauch hat der Nachbar (SUPERFICIES SOLO CEDIT), aber nur eingeschränkt!
 Immissionen (geregelt ab § 364 ff)! Muss teilweise nicht dulden (direkte Zuleitung,
Gesundheitsgefährdung,…), teilweise Interessensabwägung (alle anderen Immissionen). Der Fall mit
den Wurzeln ist in § 422 eigens geregelt = Ich kann die Äste abschneiden und verwenden.

2. Unterschied: Haupt- und Untermiete


Der Mieter ist berechtigt weiterzuvermieten wenn dies ohne Nachteil des Eigentümers geschieht und
im Vertrag nicht ausdrücklich untersagt worden ist. Es entsteht jedoch immer nur ein Vertrag
zwischen Mieter und Untermieter, nie zwischen Vermieter und Untermieter. Wenn Mieter und
Vermieter den Vertrag kündigen muss der Untermieter jedoch auch die Wohnung räumen.
Untermieter genießen geringeren Schutz. Es gibt eine erleichterte Kündigungsmöglichkeit und
großzügigere Mietzinsobergrenzen. Er kann jedoch als Hauptmieter anerkannt werden, wenn der
Mieter nur Mieter zum Zweck der Weitervermietung ist.

3. Was ist ein Fund? Rechtliche Qualität?


Bei originärem Eigentumserwerb einer herrenlosen Sache spricht man von Okkupation. Lediglich
beim an sich nehmen von verlorenen oder vergessenen Sachen ist das Fundrecht (§ 388 ff)
anwendbar! Der Finder muss den Fund anzeigen und abgeben. Meldet sich innerhalb eines Jahres
niemand wird er Eigentümer. Finderlohn: 10% bei verloren, 5% bei vergessen.

4. Mir fällt ein Dachziegel von der Nationalbank auf den Kopf. Gibt es Ansprüche?
§ 1319: Es haftet der Besitzer (Halter, meist Eigentümer) des Gebäudes für das Ablösen von Teilen
eines Gebäudes, wenn nicht die Einhaltung aller erdenklichen Sorgfalt bewiesen wird. Die Beweislast
liegt also beim Halter, nicht beim Geschädigten!

5. Variante: Französischer Tourist ist betroffen.


Es kommt zu einer Auslandsberührung im Bereich des deliktischen Schadenersatzrechts. Es greift also
Art. 4 Rom II, der eine dreistufige Anknüpfung vorsieht: Grundsätzlich ist das Recht jenes Staates
anzuwenden, in welchem der Schaden aus der unerlaubten Handlung eintritt. Hatten Schädiger und
Geschädigter ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Schädigungszeitpunkt im selben Staat, so wird die
allgemeine Regel durchbrochen. Art. 4/3 Rom II kennt jedoch noch zusätzlich eine Ausweichklausel.
Das IPRG jedoch stellt nicht auf den Erfolgsort sondern den Handlungsort ab. Jedoch kennt auch das
IPRG in § 48 IPRG eine Ausweichklausel.

6. Rechtsstellung des Vaters eines unehelichen Kindes?


Das Kind trägt den Nachnamen der Mutter. Die Mutter ist auch alleine Obsorge berechtigt (§ 166).
Dies kann durch eine Vereinbarung geändert werden (muss vom Gericht genehmigt werden).
Weiters ist der Vater unterhaltspflichtig! Der Elternteil, der mit dem Kind nicht im gemeinsamen
Haushalt lebt, hat das Recht auf persönlichen Verkehr mit dem Kind (= Besuchsrecht). Auch das Kind
hat einen Anspruch darauf, Kontakt mit dem anderen Elternteil zu haben (§ 148).
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Das Besuchsrecht soll einvernehmlich zwischen den Eltern und Kind geregelt werden. Kommt es nicht
zu einer Einigung, kann das Gericht eine Regelung treffen.
Es gibt weiters auch Informations- und Äußerungsrechte (§ 178 – bei Schulwechsel, Zeugnisse,
Ferienaufenthalt, etc.)

7. Weitergeleiteter Eigentumsvorbehalt?
Dies ist eine Veräußerung der Anwartschaft. Kauft B von A Ziegel für 100 mit Eigentumsvorbehalt so
erwirbt er eine Anwartschaft (hat auch die ACTIO PUBLICIANA). Verkauft B jetzt die Ziegel an C für
120 so erwirbt C erst dann Eigentum, wenn B an A die 100 leistet. Wird B insolvent hat A gegen C die
REI VINDICATIO. Sicherheit hat C nur dann, wenn sie direkt an A leisten kann. Dann müsste B aber
seine Kalkulation (120 statt 100) offenlegen, was er natürlich nur ungern tut  geringe Bedeutung.

8. Was ist ein Scheingeschäft, welche Rechtsfolgen gibt es? Umgehungsgeschäft?


Wollen Parteien überhaupt nicht kontrahieren: Absolutes Scheingeschäft
Ansonsten: Es wird ein anderes Geschäft verdeckt. Das Scheingeschäft gilt nicht, weil nicht gewollt.
Es gilt nur das verdeckte Geschäft (wenn nicht illegal!).
Bei einem Umgehungsgeschäft wird versucht ein gesetzliches Verbot zu umgehen (Ausländer will
Grund kaufen)  es wird die umgangene Norm auf das Umgehungsgeschäft angewendet.

9. Ich will einen Mercedes aus Deutschland importieren. Nehme in Deutschland einen Kredit auf. In
Deutschland gibt es Sicherungseigentum ohne Publizität. Ich darf nicht über die Grenze fahren, tue
es aber trotzdem.
Die allgemeine Regel besagt, dass der nachträgliche Wechsel des Lageortes ohne Bedeutung ist. Dies
wird jedoch durchbrochen sofern dadurch es das Publizitätserfordernis angeht. Dieses Erfordernis
dient dem Gläubigerschutz und es wird daher angenommen, dass es sich um Eingriffsnormen
handelt. Es sind daher die Publizitätserfordernisse des jeweiligen Lageortes einzuhalten.

10. Diskussion, wie man für Fehlleistungen von Robotern haftet. Wie?
Im Zuge der Produkthaftung. Die Produkthaftung ist die zwingende, verschuldensunabhängige
Haftung des Herstellers gegenüber jedermann für die Gefährlichkeit seiner Produkte (= bewegliche,
körperliche Sachen). Es geht um Schäden an absolut geschützten Gütern wie Leben, Gesundheit und
Eigentum.

11. Ist eine Kuh eine bewegliche Sache?


Alle Sachen, die ohne Verletzung ihrer Substanz von einer Stelle zur andern versetzt werden können,
sind beweglich (§ 293). Tiere sind zwar keine Sachen (§ 285a), die für Sachen geltenden Vorschriften
werden auf sie aber angewendet (vergleiche die schadenersatzrechtliche Ausnahme in § 1332a!). Am
einem Tier kann man daher Eigentum haben, es verpfänden, etc.

12. Was ist ein Superädifikat?


Superädifikate sind Bauwerke, die auf fremdem Grund mit der Absicht aufgeführt sind, dass sie nicht
stets darauf bleiben sollen (§ 435). Es handelt sich um kein besonderes Sachenrecht, lediglich um
Eigentum an einer Sache, da es nicht fest verbunden ist (kein SUPERFICIES SOLO CEDIT!).
Besonderheit: Übertragung des Rechts an einem Superädifikat: Der MODUS ist die
Urkundenhinterlegung im Grundbuch!
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13. Ich bin Geschäftsmann. Pauschalarrangement für Flüge nach Singapur. In den AGB steht, dass
sich ein höherer Kerosinpreis kurzfristig auswirken kann. So kommt es auch.
Geltungskontrolle nach § 864a (überraschende Klauseln) scheitert wohl, Transparenzgebot nach § 6
KSchG ist nicht anwendbar (Geschäftsmann!). Inhaltskontrolle nach § 879/3 wohl auch nicht, weil es
einen Teil wohl nicht gröblich benachteiligt. Jedoch gibt es für die Pauschalreise eigene Regelungen
im KSchG, die auch für Geschäftsleute gelten (§ 31b – 31f KSchG). In diesem Fall könnte ich vom
Vertrag zurücktreten oder die Änderungen gegen mich wirken lassen.

14. Ich kaufe eine Truhe und glaube, es ist eine Biedermeier-Truhe. Es ist aber keine. Was tun?
Es handelt sich um Irrtum. Genauer um einen Eigenschaftsirrtum. Ich irre über die Eigenschaft der
Sache, es handelt sich daher um einen Geschäftsirrtum (im engeren Sinn). Nach den
Voraussetzungen des § 871 Abs. 1 muss der Irrtum entweder vom Verkäufer veranlasst (durch
aktives Tun oder Unterlassen [beispielsweise einer Aufklärung]) worden sein, es hätte ihm auffallen
müssen oder der Irrtum war rechtzeitig aufgeklärt. Strittig ist die 4. Voraussetzung: Der gemeinsame
Irrtum.

15. IPR: Ein Deutscher stirbt in Österreich. Er hat die letzten 30 Jahre in London gelebt.
Das Erbstatut richtet sich nach dem Personalstatut des Erblassers zum Zeitpunkt des Todes (§ 28
IPRG). Da der Erblasser zum Zeitpunkt des Todes Deutscher war kommt deutsches Recht zur
Anwendung.

16. Was ist Rechtsbesitz? Beispiel: Ein Vertrag mit der Telekom über einen Festnetzanschluss. Kann
ich dieses Recht über die Benutzung besitzen?
Der Rechtsbesitzer ist Inhaber einer körperlichen Sache. Zum Unterschied vom Sachbesitzer (dieser
hat ANIMUS REM SIBI HABENDI – Eigenbesitzwillen) will er sie aber nicht für sich selbst haben,
sondern verhält sich in einer Art und Weise, die der Ausübung eines bestimmten Rechts entspricht
(z.B.: Miete). Tatsächliches Bestehen des Rechtes ist keine Voraussetzung des Rechtsbesitzes, weil
der Rechtsbesitz wie der Sachbesitz ein Faktum ist, das nichts über die materielle Berechtigung
aussagt.

17. Ein Bauer liefert mir vierteljährlich eine Menge an Erdäpfeln. Im bezahle im Kuvert per Post.
Aber das Geld kommt nicht an. Der Bauer hat geliefert.
Der Erfüllungsort ergibt sich üblicherweise aus der Vereinbarung oder der Natur des Geschäftes.
Folgt der Erfüllungsort weder aus einer ausdrücklichen Vereinbarung noch aus Natur und Zweck des
Geschäfts, so ist jener Ort Erfüllungsort, an dem der Schuldner zur Zeit der Entstehung der
Verbindlichkeit seinen Wohnsitz oder seine Geschäftsniederlassung hatte (§ 905). Im Zweifel liegt
daher Holschuld vor. Hier würde „normalerweise“ also die Gefahr bei Übergabe an den Transporteur
übergehen jedoch:
Geldschulden sind qualifizierte Schickschulden. Der Schuldner hat sie im Zweifel auf seine Gefahr und
Kosten dem Gläubiger an dessen Wohnsitz zu übermachen.

18. IPR: Ich bin Computerhändler in Österreich und kaufe in London ein. Welches Recht kommt zur
Anwendung?
Das UN-K kann nach autonomer Anknüpfung nicht zur Anwendung kommen, da England kein
Vertragsstaat ist. Die Vorschaltlösung kann jedoch auch nicht greifen, da Rom I zur Anwendung des
englischen Rechts gelangen würde. Es kommt daher englisches Sachrecht zur Anwendung.
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19. Fälle von originärem Eigentumserwerb


.) Gutgläubiger Erwerb nach § 367
.) Ersitzung
.) Sonstige originäre Erwerbsarten:
-) Vermengung
-) Verarbeitung
-) Bauführung (Superädifikat!)
-) Zueignung (= Okkupation)
-) Fund
-) Enteignung

20. Es ist eine allgemeine Gütergemeinschaft vereinbart. Die Ehe wird geschieden. Gelten die
Vorschriften des §§ 81ff über die Aufteilung? Miteigentum <-> Gesamthandeigentum
Eine allgemeine Gütergemeinschaft umfasst auch das zukünftige während der Ehe erworbene
Vermögen (im Gegensatz zur beschränkten Gütergemeinschaft, welche nur das gegenwärtige
Vermögen umfasst).
Endet die Ehe durch Scheidung ohne überwiegendes Verschulden eines der Gatten, so sind Ehepakte
als aufgehoben anzusehen. Jeder erhält das Eingebrachte samt Zuwachs zurück. Wurde die Ehe aus
(überwiegendem) Verschulden eines der Gatten geschieden, kann der andere zwischen dieser
Aufteilung und der Aufteilung wie im Todesfall wählen. Dadurch soll der Schuldlose geschützt
werden. Hat der Schuldige wenig in die Ehe eingebracht, wäre eine Aufteilung wie beim Tod (also im
Zweifel 50:50) u.U. nachteilig für den Unschuldigen.

21. Eine werdende Mutter geht zum Gynäkologen. Dieser erkennt nicht, dass das Kind grob
missgebildet ist, obwohl er es hätte erkennen können. Nach der Geburt ist die Mutter geschockt.
Es entstehen hohe Kosten. Die Großmutter betreut das Kind. Was tun?
Diese Problem wird oft und fälschlicher Weise unter dem Titel „Kind als Schaden“ geführt. Dies
stimmt jedoch nicht, da ja nicht das Kind den Schaden darstellt, sondern der verursachte
Unterhaltsaufwand. Gegner des Ersatzanspruches führen ins Treffen, dass durch die Geburt
komplexe familienrechtliche Beziehungen entstehen, aus der materielle Gesichtspunkte
(Unterhaltspflicht) nicht herausgelöst werden können. Wer sich für ein Kind entscheide – und es
nicht etwas zur Adoption freigebe -, der könne dann den Unterhaltsaufwand nicht geltend machen.
Der OGH hat sich in jüngerer Zeit mehrfach mit diesem Problem befasst, die Rechtsprechung ist
jedoch nicht einheitlich.
Es wurde jedoch entschieden, dass der behandelte Arzt, der die Aufklärung der Mutter über eine
schon vor der Geburt erkennbare schwere Behinderung ihres ungeborenen Kindes unterlässt und ihr
dadurch die Möglichkeit nimmt, dieses Kind abtreiben zu lassen, den durch die Behinderung
entstandenen Mehrbedarf an Unterhalt ersetzen muss. Ein Ersatzanspruch des behinderten Kindes
selbst („wrongful life“) wird jedoch verneint. Vor kurzem hat der OGH den Ersatz des gesamten
Unterhaltsaufwandes für ein behindertes Kind bejaht, weil der Arzt die Mutter nicht ausreichend
über die Risiken der Schwangerschaft aufgeklärt hatte. Die auf reinem Kausalitätsdenken beruhende
Entscheidung („bei Abtreibung gäbe es überhaupt keinen Unterhaltsaufwand“) ist jedenfalls
abzulehnen.
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22. IPR: Ich kaufe eine Liegenschaft in Südfrankreich. Diese hat diverse Mängel. Welches Recht
kommt zur Anwendung?
Art. 4/1 Rom I enthält hierfür einen Anknüpfungskatalog, der unter anderem folgendes festsetzt:
Verträge, die ein dingliches Recht (hier Eigentum) an unbeweglichen Sachen (sowie Miete oder
Pacht) zum Gegenstand haben, unterliegen dem Recht des Staates in dem die unbewegliche Sache
belegen ist. In unserem Fall also Frankreich. Bezüglich des Eigentumsübergangs muss jedoch
gesondert angeknüpft werden. Hier kommt das IPRG (§ 31) zum Tragen, welches ebenfalls zu
französischem Sachrecht führt. Schuldrecht und Sachenrecht müssen also immer getrennt
angeknüpft werden!

23. Ehe mit Gütertrennung: Einer gibt dem anderen ein Darlehen über 1 Mio. €. Es kommt zur
Scheidung. Es sind noch 500,000 € über. Gibt es Ansprüche?
Darlehen unter Ehegatten sind notariatsaktpflichtig. Nach Eheabschluss bleiben die vorherigen
Vermögensverhältnisse der Partner unberührt. Wird nichts anderes vereinbart, kommt
Gütertrennung zu tragen: Jeder behält das in die Ehe Eingebrachte und wird Alleineigentümer des
von ihm Erworbenen gem. §§ 1233, 1237. Er ist allein Gläubiger seiner Schulden und Schuldner
seiner Gläubiger.

24. Unterschied: Dauerschuldverhältnisse – Sukzessivlieferungsverhältnisse


Bei einem Sukzessivlieferungsverhältnis hat der Schuldner mehrere Leistungen zeitlich gestaffelt
(„Stück für Stück“) zu erbringen (Beispiel: Zeitungsabonnement). Kommt es zum Schuldnerverzug
kann der Gläubiger hierbei auch von noch offenen Leistungen zurücktreten, die noch gar nicht fällig
sind. Teilweise handelt es sich um eine unteilbare Gesamtleistung (Beispiel: Jeden Monat ein
weiteres Lexikonband), dann kann ich sogar von vergangenen Leistungen zurücktreten.
Bei Dauerschuldverhältnissen ist zwischen befristeten und unbefristeten zu unterscheiden. Befristete
Dauerschuldverhältnisse enden jedoch immer durch Zeitablauf, nie durch Erfüllung (wie bei
Sukzessivlieferungsverhältnissen).

25. Der Erblasser vermacht einen Fischteich an einen Angehörigen als Legat. Die Fische müssen 20
Jahre lang einem Dritten überlassen werden. Der Angehörige will die Fische nicht hergeben. Was
kann der Dritte tun?
Es handelt sich hierbei um eine Auflage. Der Erblasser kann dem Empfänger einer Zuwendung auch
ein bestimmtes Verhalten auftragen. Die Erfüllung der Auflage (dem Dritten die Fische für 20 Jahre
zu übergeben) kann vom Testamentsvollstrecker erzwungen werden, nicht jedoch vom Dritten
selbst, da sonst ein klagbares Vermächtnis zu Gunsten des Dritten vorläge.

26. IPR: Ein österreichischer Geschäftsmann deckt sich in England mit Waren ein. Die Waren sind
mangelhaft. Welches Recht kommt zur Anwendung?
Das UN-K kann nach autonomer Anknüpfung nicht zur Anwendung kommen, da England kein
Vertragsstaat ist. Die Vorschaltlösung kann jedoch auch nicht greifen, da Rom I zur Anwendung des
englischen Rechts gelangen würde. Es kommt daher englisches Sachrecht zur Anwendung.

27. Ein 15-Jähriger kauft ein teures Fahrrad auf Ratenzahlung. Die Raten werden nie erbracht.
Bei einem 15-Jährigen handelt es sich um einen mündigen Minderjährigen. Dieser kann über das
Einkommen aus eigenem Erwerb und über Sachen, die ihm zur freien Verfügung überlassen
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(Taschengeld!) worden sind, frei verfügen (solange dadurch die Befriedigung seiner
Lebensbedürfnisse nicht gefährdet werden).
Bei sonstigen Geschäften sind diese schwebend unwirksam. Bis zur Entscheidung des gesetzlichen
Vertreters ist der Geschäftspartner gebunden (§ 865). Er kann jedoch eine Frist für diese
Entscheidung setzen. Wird die Zustimmung erteilt so wird jedoch das Kind (!) Vertragspartei, nicht
die Eltern. Weiters können Minderjährige ab 7 Jahren rechtswirksam bestehende Schulden zahlen.

28. Ich bevollmächtige jemanden, für mich einen Werkvertrag abzuschließen. Er schließt jedoch
einen Mietvertrag ab. 35,000 € wurden vereinbart, 28,000 € sind verkehrsüblich. Ein Dritter hätte
30,000 € gezahlt.
Habe ich meine Vollmacht nur gegenüber dem Vertreter erklärt so handelt es sich um eine
Innenvollmacht. Überschreitet mein Vertreter die intern erteilte Vollmacht so ist das Geschäft - mit
Ausnahme einer Anscheinsvollmacht - ungültig. Das Vertrauen des Dritten wird nicht geschützt (er
hat ja dem Vertreter sein Vertrauen geschenkt!). Mein Vertreter ist hierbei jedoch FALSUS
PROCURATOR, gegen ihn gibt es Schadenersatzansprüche. Reine Vermögensschäden ( „ein Dritter
hätte 30,000 € gezahlt“) werden nur bei grobem Verschulden ersetzt, was hier anzunehmen ist.

29. Ich bin ¾ -Eigentümer einer Liegenschaft mit bestandsfreier Lagerhalle. Ich vermiete sie
befristet zu ortsüblichem Preis. Das will der andere ¼-Eigentümer aber nicht. Was kann er tun?
Bei einer Vermietung handelt es sich um eine Maßnahme der außerordentlichen Verwaltung
(wichtige Veränderungen, die nicht unter ordentliche Verwaltung fallen). Grundsätzlich gilt das
Einstimmigkeitsprinzip. Kann Einstimmigkeit nicht erzielt werden und wird der ¼-Eigentümer
überstimmt, so kann dieser Sicherstellung für künftige Schäden oder den Austritt der Gemeinschaft
verlangen. Will er dies nicht oder würde der Austritt zur Unzeit erfolgen, so kann ein Los, ein
Schiedsmann oder ein Richter entscheiden, ob die Liegenschaft nun vermietet wird oder nicht.

30. Ich und mein Partner haben je ½-Eigentum an einer Liegenschaft. Ich möchte sie verkaufen,
mein Partner nicht.
Über seinen eigenen ideellen Anteil kann (nur) der Miteigentümer wirksam ohne Zustimmung der
anderen verfügen. Zur Verfügung über das Gesamtrecht bedarf es der Zustimmung aller.
Veräußert ein Miteigentümer seinen und einen fremden Anteil, so agiert er bezüglich des fremden
Anteils als Vertreter des Anteilsinhabers. Hat er keine Vollmacht, so kommt der Vertrag jedenfalls
nicht über den fremden Anteil zustande. Es kommt aber mitunter vor, dass der Miteigentümer die
Existenz weiterer Miteigentümer überhaupt verschweigt, wenn er die Sache verkauft, also als
Alleineigentümer auftritt. Der Vertrag ist dann zwar wirksam, es stellt sich aber die Frage, ob die
Erfüllung möglich ist (Verkauf einer teilweise fremden Sache). Wenn der andere Miteigentümer nicht
zustimmt, liegt ein Fall der Unmöglichkeit (wahrscheinlich anfängliche Unmöglichkeit) vor.
Handelt es sich jedoch um Gesamthandeigentum, so gibt es dort keine ideellen Anteile, es bedarf
stets der Zustimmung aller Parteien. Ich kann jedoch Realteilung begehren und danach meine Hälfte
verkaufen (möglich solange nicht Unzeit vorliegt).

31. IPR: Als Geschäftsführer eines großen österreichischen Unternehmens mit 100 Mitarbeitern
beauftrage ich einen Vertragspartner in Paris mit Softwareherstellung. Das macht deren
Niederlassung in München, da diese näher zu Wien ist. Welches Recht kommt zur Anwendung?
Hier sind zwei Probleme zu unterscheiden. Erstens ob ein Geschäftsführer für ein Unternehmen
Verträge schließen, d.h. ob er vertretungsbefugt ist. Die Handlungsfähigkeit von juristischen
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Personen unterliegt nicht dem Anwendungsbereich des Rom I/II. Daher ist auf das IPRG zu blicken,
die Geschäftsfähigkeit von juristischen Personen bestimmt sich gem. § 12 IPRG nach dem
Personalstatut der juristischen Person, was gem. § 10 IPRG der tatsächliche Sitz der Hauptverwaltung
ist. Daher ist zunächst nach österreichischem Recht zu prüfen, ob ein Geschäftsführer eines
Unternehmens für dieses Verträge abschließen kann, was zu bejahen ist.
Der Werkvertrag unterliegt hingegen Rom I, da es sich um vertragliches Schuldverhältnis handelt, mit
Bezug zu verschiedenen Staaten. Da keine Rechtswahl getroffen wurde, ist gemäß Art. 4/1 Rom I das
Recht jenes Staates anzuwenden, zu dem die engste Verbindung besteht. Es wird vermutet, dass es
das Recht jenes Staates ist, in dem die Vertragspartei, die die charakteristische Leistung erbringt
ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat; bei juristischen Personen und Unternehmen jener Staat in dem
die Hauptniederlassung ist, bzw. wenn eine andere Niederlassung die Leistung erbringt diese
Niederlassung. Da beim Werkvertrag der Werkunternehmer die charakteristische Leistung erbringt
und die Leistung von der deutschen Niederlassung erbracht wird, ist deutsches Recht anzuwenden.

32. Allgemeine Gütergemeinschaft: Einer fährt betrunken gegen ein anderes Auto  Hoher
Schaden. Wer muss das bezahlen?
Bei einer allgemeinen Gütergemeinschaft werden das gesamte gegenwärtige sowie das gesamte
zukünftige Vermögen beider Ehegatten mit umfasst. Für Schulden, die einen Ehegatten persönlich
betreffen (Schadenersatz oder Unterhalt) haften dessen Eigenvermögen und das gesamte
gemeinschaftliche Vermögen. Auch der andere Ehegatte haftet daher mit seinem Anteil am
Gemeinschaftsvermögen. Dabei handelt es sich nach richtiger Ansicht um eine reine Sachhaftung. Bei
beschränkter Gütergemeinschaft wird hingegen diese Haftung des anderen Ehegatten abgelehnt.

33. IPR: Eine englische Gesellschaft will einen Anteil einer österreichischen GmbH erwerben. Nach
welchem Recht ist der Kaufvertrag zu beurteilen? Ist die englische Gesellschaft rechtsfähig und
geschäftsfähig?
Ob die englische Gesellschaft rechts- und geschäftsfähig ist ergibt sich aus dem Personalstatut der
juristischen Person (Sitztheorie!). In unserem Fall also nach englischem Sachrecht (welches
wiederrum auf die Gründungstheorie verweisen wird!). Bezüglich des Kaufvertrages kommt die
Vorschaltlösung des UN-K zur Anwendung, da Rom I zur Anwendung von österreichischem
Sachenrecht gelangen würde, da bei diesem Kaufvertrag die österreichische GmbH die
vertragscharakteristische Leistung erbringt.

35. Ich bin auf Urlaub in Griechenland und buche einen Flug zurück nach Hause. Aber die Maschine
ist voll. Ich komme zu spät nach Hause und verpasse als Anwalt ein Geschäft. Was tun?
Es kommt zu einer Auslandsberührung im Bereich des vertraglichen Schadenersatzrechts. Es greift
also Rom I, der in Art. 5/2 vorsieht, dass Beförderungsverträge über Personen dem Sachrecht
unterliegen, in dem der Beförderte seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Art. 6 Rom I, der
Verbraucherverträge regelt kommt hier nicht zur Anwendung (Anwalt!), würde jedoch zum selben
Ergebnis kommen. Im österreichischen Recht handelt es sich hier wohl um einen reinen
Vermögensschaden, der lediglich bei grobem Verschulden ersetzt wird, jedoch nicht wenn zwei
Unternehmer (wie hier) konkurrieren, dann ist der reine Vermögensschaden bzw. entgangene
Gewinn immer zu ersetzen!
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36. Ich betreibe einen Gewerbebetrieb und habe einen angestellten Gesellen. Der fährt zu einer
Baustelle. Ein Dritter verletzt ihn schuldhaft.
Hier wird auf die Drittschadenproblematik angespielt. Bei bloßer Schadensüberwälzung ist stets der
Schaden des mittelbar Verletzten zu ersetzen. Muss bei einer durch Körperverletzung eingetretenen
Arbeitsunfähigkeit des Dienstnehmers der Dienstgeber den Lohn weiterzahlen (§ 1154b; § 8 AngG),
so hat der Schädiger en auf den Dienstgeber überwälzten Schaden des Dienstnehmers zu ersetzen,
dessen Ersatzanspruch durch Legalzession auf den Dienstgeber übergeleitet wird. Dasselbe gilt, wenn
der durch eine Schädigung verursachte Pflegeaufwand (Heilungskosten iSd § 1325) von einem
Unterhaltspflichtigen (Eltern, Ehegatten,…) gedeckt wird.

37. Jemand hat Wohnungseigentum angeboten bekommen. Der Bauträger baut noch nicht einmal.
Die Eintragung von Wohnungseigentum geht nicht. Was geht?
Das WEG enthält detaillierte Bestimmungen über die Begründung von Wohnungseigentum. Es bedarf
der schriftlichen Vereinbarung aller Miteigentümer. In der Praxis schließt diesen Vertrag bei
Neubauten ein Bauträger mit den künftigen Wohnungseigentümern ab. Das ausschließliche Recht
(Wohnungseigentum) des Miteigentümers entsteht erst mit Eintragung ins Grundbuch. Das WEG und
das Bauträgervertragsgesetz sehen jedoch Schutzbestimmungen zugunsten des
Wohnungseigentumsbewerbers vor, das ist derjenige, dem die Einräumung von Wohnungseigentum
schriftlich zugesagt wurde.

38. Was ist eine Sache?


Nach dem ABGB (§ 285) ist „Alles, was von der Person unterschieden ist, im rechtlichen Sinn eine
Sache“. Unter den sehr weiten Sachbegriff des AGB fallen daher sowohl körperliche als auch
unkörperliche Sachen (Forderungen, Marken, …). Der Sachbegriff des § 285 ist nicht jener des
Sachenrechts. Sachenrechte können nur an körperlichen Sachen begründet werden. Tier sind keine
Sachen, die sachenrechtlichen Bestimmungen sind jedoch analog anzuwenden (Ausnahme:
Heilungskosten!).

39. Unterscheide: Auftrag, Vollmacht, Bevollmächtigung, Ermächtigung und


Verfügungsermächtigung
Auftrag: Vertrag, durch den sich der Auftragnehmer gegenüber dem Auftraggeber verpflichtet auf
dessen Rechnung Rechtsgeschäfte oder Rechtshandlungen des Auftraggebers vorzunehmen. Sind
faktische Tätigkeiten geschuldet, liegt hingegen ein Werkvertrag vor. Der Beauftragte ist verpflichtet,
das Geschäft sorgfältig auszuführen und die Interessen des Auftraggebers zu wahren.
Das ABGB regelt den Auftrag in §§ 1002ff unter dem Titel Bevollmächtigungsvertrag. Der Abschnitt
hat daher doppelte Bedeutung: er ist zum einen Teil besonderes Vertragsrecht (Auftrag), zum
anderen enthält er die stellvertretungsrechtlichen Regeln des ABGB. Diese Regelung ist nicht
geglückt. Der Vollmacht muss im Innenverhältnis nicht stets ein Auftrag zu Grunde liegen, es kann
sich auch um eine bloße Ermächtigung oder einen Dienstvertrag handeln. Es gibt auch Aufträge ohne
Vollmacht.
Bevollmächtigung: Rechtsgeschäft, durch das jemanden Vertretungsmacht eingeräumt wird. Die
Bevollmächtigung ist kein Vertrag, sondern eine einseitige empfangsbedürftige und grundsätzlich
formfreie Willenserklärung des Vollmachtgebers. Die aus der Bevollmächtigung folgende Befugnis
nennt man Vollmacht oder Vertretungsmacht.
Ermächtigung: Bei der Ermächtigung handelt es sich um ein einseitiges Rechtsgeschäft, ähnlich der
Bevollmächtigung. Nur gibt es bei der Ermächtigung lediglich ein Dürfen im Innenverhältnis, der
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Ermächtigte ist nicht gezwungen tätig zu werden. So wie der bloße Auftrag begründet auch die bloße
Ermächtigung keine Vertretungsbefugnis.
Verfügungsermächtigung: Eine sachenrechtliche Verfügungsermächtigung gestattet es dem
Nichteigentümer, im eigenen Namen Eigentum zu übertragen.

40. Offenlegungsgrundsatz
Eine der Voraussetzungen wirksamer Stellvertretung ist, dass der Vertreter dem Geschäftspartner
gegenüber deutlich macht, dass er für den Vertretenen agiert (Handeln im Namen des Vertretenen).
Es genügt nicht, dass der Vertreter dem Vertretenen den wirtschaftlichen Erfolg seines Handelns
zuwenden will (Handeln auf Rechnung eines anderen), er hat die Beziehung zum Vertretenen auch
klarzustellen, andernfalls dieser nicht Vertragspartner wird. Ob Handeln im fremden Namen vorliegt,
hängt davon ab, wie der Geschäftspartner das Auftreten des Vertreters verstehen durfte. Im Zweifel
ist ein Eigengeschäft anzunehmen. Ausnahmen vom Erfordernis der Offenlegung bestehen bei der
Schlüsselgewalt und beim Geschäft für den, den es angeht.

41.Veräußerungs- und Belastungsverbot bei einer Schenkung. Was, wenn dagegen verstoßen wird?
Veräußerungs- und Belastungsverbote können grundsätzlich von den Vertragsparteien vereinbart
werden, wirken dann aber nur obligatorisch (Ausnahme: Kollision). Wenn einer trotz
Veräußerungsverbot verkauft, ist der Kaufvertrag mit dem Dritten gültig, es wird gültig Eigentum
erworben. Der Verletze verbotsberechtigte Vertragspartner kann sich dann nur an den
Verbotsbelasteten halten.
Das Veräußerungs- und Belastungsverbot des §364c kann nur zwischen gewissen Verwandten und
Ehegatten vereinbart werden und wirkt absolut, wenn es verbüchert wurde (im C-Blatt der jeweiligen
Grundbuchseinlage)  ein ABSOLUT wirkendes Veräußerungsverbot gibt es nur bei Liegenschaften.

42. Übergang: Preis- und Leistungsgefahr


Geht die Sache vor bedungener Übergabe (oder im Schuldnerverzug) unter, muss der Schuldner ein
anderes Stück aus der Gattung liefern (und bekommt hierfür das Entgelt), er trägt also das
wirtschaftliche Risiko des Untergangs (= Leistungsgefahr). Auch bei einer Speziesschuld trägt der
Schuldner in diesem Zeitraum das Risiko: Er kann zwar nicht leisten, erhält aber auch kein Entgelt
(= Preisgefahr). In beiden Fällen trifft den Sachuntergang also den Schuldner. Geht die Sache
hingegen nach bedungener Übergabe (Konzentration!) unter, werden Gattungsschulden wie
Speziesschulden behandelt: Geht die ausgesonderte Sache unter, muss der Schuldner nochmals
leisten, hat aber einen Entgeltanspruch. Der Gläubiger trägt die Gefahr.

43. Gebrauchsvermögen
Sachen, die während der Ehe dem Gebrauch beider Ehegatten gedient haben (Hausrat, aber auch
Ehewohnung!). Sie werden neben ehelichen Ersparnissen bei Scheidung der Ehe aufgeteilt.

44. Mängelbehebung zwischen Mieter und Vermieter


Werden Ausbesserungen nötig, die dem Bestandgeber obliegen, so ist der Bestandnehmer bei
sonstiger Haftung verpflichtet, dies ohne Verzug anzuzeigen. Tätigt der Bestandnehmer einen dem
Bestandgeber obliegenden Aufwand selbst, erhält er nach § 1036 Ersatz (= GoA im Notfall, Ersatz
selbst wenn Bemühungen umsonst waren). Tätigt der Bestandnehmer einen nützlichen Aufwand,
nach § 1037 (Nützliche GoA).
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Nach § 3 MRG hat der Vermieter dafür zu sorgen, dass der „ortsübliche Standard“ erhalten bleibt.
Nach § 4 MRG hat der Vermieter weiters auch nützliche Verbesserungen durchzuführen
(Schalldämmung zum Beispiel), wenn sie zweckmäßig erscheinen und die Kosten aus der
Mietzinsreserve gedeckt sind.

45. Was ist der Unterschied zwischen Besitz und Innehabung?


Besitze ich eine Sache so habe ich einen ANIMUS REM SIBI HABENDI. Ich möchte diese Sache hier
und jetzt für mich haben.

46. Was ist rechtmäßiger Besitz?


Rechtmäßig besitzt, wer einen gültigen Titel für den Besitz hat (§ 316). Wer Sachbesitzer sein will,
braucht daher einen Titel, der das „für sich Behalten“ der Sache rechtfertigen würde (zum Beispiel
Kauf, nicht aber Miete!).

47. Konkurrenz: Sachbesitzer und Rechtsbesitzer


Hat jemand eine Sache mit dem Willen inne, sie für sich zu behalten, so ist er Sachbesitzer. Auch
kann das Recht besessen werden, eine bestimmte Berechtigung an einer Sache zu haben (und
gleichzeitig für einen Sachbesitzer den Besitz zu vermitteln). Beispiel: A ist Besitzer eines Autos und
vermietet es an B. A ist Sachbesitzer (hat Besitz durch B) und B ist Rechtsbesitzer. Nimmt A B das
Auto wieder (unrechtmäßig) weg, so kann dieser gerichtlich Besitzschutz geltend machen.

48. Voraussetzungen der Besitzstörungsklage?


Tatbestand der Besitzstörung (§ 339) ist die eigenmächtige Störung oder Entziehung des Besitzes. Der
Kläger muss nur den letzten Besitzstand und die Störung beweisen. Auf die Qualifikation seines
Besitzes und auf das Verschulden des Störers kommt es nicht an!

49. Wieso hat der Mieter eine Sonderstellung bei § 364? Warum nicht der Prekarist? Wie würden
Sie die Rechtsposition des Mieters im MRG beschreiben?
Der Mieter ist Rechtsbesitzer. Er hat damit die Waffe des Besitzschutzes zur Verfügung. Im MRG hat
der Mieter Bestandsschutz sowie Mietsobergrenzen sowie andere einseitig zwingende, für ihn
vorteilhafte Klauseln. Daneben treffen ihn aber auch Pflichten zur Verbesserung/Erhaltung, gewisse
nahe Angehörigen treten Kraft ex lege in das Mietverhältnis ein. Der Prekarist hat dies alles nicht.

50. Factoring
Abtretung der in einem Geschäftsbetrieb entstandenen Forderung für Warenlieferungen und
Dienstleistungen durch einen Unternehmen an einen Factor. Die Ausgestaltung hängt von der
Parteienvereinbarung ab und kann Inkassozession oder Forderungskauf sein. Übernimmt der Factor
das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners (Delkrederrisiko), spricht man von echtem
Factoring. Der Factor hat in diesem Fall keine Ansprüche gegen den Altgläubiger wegen der
Uneinbringlichkeit der abgetretenen Forderungen.

51. Wie unterscheidet sich Vertragsübernahme von Schuldübernahme?


Während bei der Schuldübernahme der Schuldner ausgewechselt wird, soll bei der – gesetzlich nicht
geregelten – Vertragsübernahme der Vertragspartner geändert werden. Es soll also das gesamte
Schuldverhältnis übertragen werden.
11 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

Da bei der Schuldübernahme die Gefahr herrscht, dass der Haftungsfonds des Gläubigers sich
verringert, ist für die Schuldübernahme die Zustimmung des Gläubigers notwendig.
Beispiel: A und B haben einen Kaufvertrag. Übernimmt C Bs Kaufpreisschuld kann A nur mehr C auf
Bezahlung des Kaufpreises klagen. Die Gewährleistungsrechte aus dem Kaufvertrag stehen aber nach
wie vor B zu. Übernimmt C jedoch den Vertrag, hat er auch Gewährleistungsrechte.
Die Vertragsübernahme bedarf der Zustimmung aller Beteiligten.

52. Gibt es einen gesetzlichen Schuldbeitritt?


Anders als bei der Schuldübernahme (siehe oben) wird beim Schuldbeitritt nicht der Schuldner
ausgewechselt. Es tritt lediglich ein zweiter Schuldner der Schuld bei. Der alte Schuldner bleibt aber
unverändert gebunden. Es gibt eine Ähnlichkeit zur Bürgschaft  Diskussion über
Schriftlichkeitserfordernis.
Beispiele für gesetzliche Schuldbeitritte:
Es haftet der Erwerber eines Unternehmens (oder Vermögens) für alle dazu gehörigen Schulden, die
er kannte oder kennen musste (§ 1409). Die Haftung ist mit der Höhe der übernommenen Aktiva
beschränkt (PRO VIRIBUS –Haftung).

53. Was ist die Kommorientenpräsumtion?


Eine Präsumtion ist eine Annahme bis zum Beweis des Gegenteils. Eine Kommorientenpräsumtion
kommt im Erbrecht vor, wenn nicht festgestellt werden kann, wer zuerst gestorben ist. Es wird somit
angenommen, dass beide gleichzeitig verstorben sind (juristische Sekunde).

54. Sie sind Miteigentümer: Besteht die Möglichkeit, die Eigentümergemeinschaft zu beenden?
Durch Einverständnis aller Miteigentümer wird die Gemeinschaft aufgehoben. Ansonsten kann jeder
Miteigentümer die Teilungsklage anstrengen (§ 830f), es sei denn, es liegt Unzeit vor, die Teilung ist
zum Nachteil eines Miteigentümers oder der Kläger hat sich zur Fortsetzung der Gemeinschaft
verpflichtet. Es wird zwischen Realteilung (natürliche Teilung) oder Zivilteilung (die Sache wird
verkauft und der Erlös aufteilt) unterschieden.

56. Bürgschaft: Die Hauptschuld beträgt 1,000,000 €. Der erste Bürge bürgt für 1,000,000 €, der
zweite Bürge für 500,000 €. Der Gläubiger greift auf den ersten Bürgen. Regress?
Gibt es für eine Schuld mehrere Bürgen, so haften sie solidarisch (§ 1359). Im Innenverhältnis können
sich Mitbürgen daher anteilig regressieren. Daneben stehen dem Bürgen seine Ersatzansprüche
gegen den Hauptschuldner zu. Die interne Regressmöglichkeit erlangt daher nur Bedeutung, wenn
vom Hauptschuldner nicht erlangt werden kann. Es wird also normalerweise eine gemeine
Bürgschaft angenommen: Der Bürge muss gemahnt werden vom Gläubiger. Zahlt er in Folge dessen
nicht, kann der Gläubiger erst auf die Bürgen greifen. Anders verhält es sich bei „Bürge und Zahler“
(Solidarbürge), der immer in Anspruch genommen werden kann. Der Ausfallbürge jedoch kann erst
zur Zahlung aufgefordert werden, wenn die Exekution gegen den Hauptschuldner erfolglos war.

57. Was sind Tiere?


Tiere sind zwar keine Sachen (§ 285a), die für Sachen geltenden Vorschriften werden auf sie aber
angewendet (vergleiche die schadenersatzrechtliche Ausnahme in § 1332a!). Am einem Tier kann
man daher Eigentum haben, es verpfänden, etc.
12 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

58. Bau mit eigenem Material auf fremden Grund – Rechtsfolgen?


Wird auf einer fremden Liegenschaft gebaut, wird der Eigentümer des Grundes auch Eigentümer des
Bauwerks. Der Grundeigentümer kann diese Beeinträchtigung seines absoluten Eigentumsrechts
aber auch beseitigen lassen. Tut er dies nicht, hat er dem redlichen (!) Bauführer Ersatz seiner
Aufwendungen begrenzt durch die objektive Wertsteigerung zu leisten.
Anderes gilt aber, wenn der Grundeigentümer von der Bauführung wusste und sie dem redlichen
Bauführer nicht gleich untersagt hat. In diesem Fall erwirbt der Bauführer Eigentum am fremden
Grund und muss dem früheren Eigentümer den Wert der verbauten Liegenschaft ersetzen.
59. Staatshaftung
Schadenersatzrechtliche Verantwortlichkeit des Staates für Verstöße gegen Gemeinschaftsrecht, z.B.:
durch verspätete Umsetzung einer Richtlinie. Die Staatshaftung kann sich aus legislativem,
administrativem und judikativem Unrecht ergeben, anders als im Amtshaftungsgesetz sind auch
Erkenntnisse der Höchstgerichte nicht ausgenommen. Ein Geschädigter hat einen Ersatzanspruch,
wenn die verletzte Vorschrift des Gemeinschaftsrechts ihm Rechte verleihen soll, wenn der Verstoß
hinreichend qualifiziert ist und wenn zwischen ihm und dem erlitten Schaden ein unmittelbarer
Kausalzusammenhang steht.

60. Voraussetzung für die Gastwirtehaftung? Für welches Verschulden haftet der Gastwirt?
Hierfür gibt es mehrere Anspruchsgrundlagen:
.) Die Gastwirthaftung selbst (Gefährdungshaftung, siehe: § 1316 iVm § 970), sie gilt jedoch nur bei
Beherbergungen, daher keine Restaurants etc.! Die Haftung ist weiters mit 1100,- € begrenzt.
.) EX CONTRACTU (Zum Beispiel aus einem Beherbergungsvertrag)
.) EX DELICTO (Eingriff in ein absolut geschütztes Rechtsgut)

61. Sie haben ein Einfamilienhaus. Sie ärgern sich über den Nachbarn, der den Verbindungszaun
nicht pflegt. Was können Sie tun? Bekommen Sie Geld, wenn Sie ihn streichen?
Bei solchen Grenzeinrichtungen wird heute Miteigentum angenommen. Jeder Beteiligte darf den
Zaun bis zur Hälfte nutzen, muss jedoch auch zur Erhaltung verhältnismäßig beitragen. Eine
Entlohnung dafür steht wohl im Zuge der Geschäftsführung ohne Auftrag zu.

62. Voraussetzungen der Geschäftsführung ohne Auftrag


Eigenmächtige Besorgung der Angelegenheiten einer fremden Person in der Absicht, deren
Interessen zu fördern. Die Angelegenheiten können sowohl tatsächlicher als auch rechtlicher Natur
sein. Eigenmächtig handelt, wer weder durch den Willen des Geschäftsherrn noch aufgrund des
Gesetzes zur Geschäftsführung befugt ist.

63. Sie kaufen in einem Antiquitätengeschäft eine Standuhr. Nach zwei Monaten stellt sich heraus,
dass sie gestohlen war. Haben Sie ein Problem?
Ein derivativer Eigentumserwerb scheidet auf Grund der Berechtigung des Vormannes aus. In Frage
kommt jedoch ein originärer Eigentumserwerb (Gutglaubenserwerb) nach § 367. Die
Voraussetzungen hierfür sind:
.) entgeltliches und gültiges Titelgeschäft
.) über eine bewegliche körperliche Sache, die
.) bereits übergeben wurde, kann ein
.) gutgläubiger Erwerber
Bei Vorliegen eines der folgenden Tatbestände originär Eigentum erwerben:
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.) Erwerb in einer öffentlichen Versteigerung


.) Erwerb vom Unternehmer im gewöhnlichen Betrieb seines Unternehmens
.) Erwerb vom Vertrauensmann

64. Wer ist Vertrauensmann iSd §367?


Vertrauensmann ist, wem der Eigentümer seine Sache willentlich und wissentlich übergeben hat. Auf
den Titel kommt es dafür nicht an! Der OGH meint: Der Eigentümer solle sein Vertrauen dort suchen,
wo er es gelassen habe.
65. IPR: Woran wird bei Arbeitsverträgen angeknüpft?
Nach Art. 8 Rom I: Grundsätzlich nach der Rechtswahl. Die Rechtswahl darf jedoch nicht dazu führen,
dass die dem Arbeitnehmerschutz dienenden zwingenden Bestimmungen entzogen werden. Mangels
einer Rechtswahl wird das Recht jenes Staates, in dem der Arbeitnehmer in Erfüllung des Vertrages
gewöhnlich seine Arbeit verrichtet als maßgebend erklärt, selbst wenn der Arbeitnehmer
vorübergehend in einen anderen Staat entsandt ist.
Verrichtet der Arbeitnehmer seine Arbeit gewöhnlich nicht in ein und demselben Staat, so ist das
Recht des Staates, in dem sich die Niederlassung befindet, die den Arbeitnehmer eingestellt hat,
maßgebend.
Es gibt zusätzlich jedoch eine Ausweichklausel: Ergibt sich aus der Gesamtheit der Umstände, dass
der Arbeitsvertrag engere Verbindungen zu einem anderen Staat aufweist, so ist dieses Recht
anzuwenden.

66. IPR: Sie schließen in Wien per Internet ein Geschäft mit einem Schweizer ab. Welches Recht
kommt zur Anwendung?
Art. 6 Rom I regelt die Verbraucherverträge: Richtet der Unternehmer sein Geschäft auf den Staat
des Verbrauchers aus (was im Internet anzunehmen ist), so ist das Recht des Staates anzuwenden, in
dem der Verbraucher seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Es kann eine Rechtswahl getroffen
werden, diese darf den Verbraucher in seinen Rechten jedoch nicht einschränken.

67. Was ist Billigkeit?


Mit Billigkeit wird das im konkreten Einzelfall Angemessene bezeichnet. Das Prinzip der Billigkeit
steht in einem Spannungsverhältnis zum Prinzip der Rechtssicherheit.

68. Was ist eine Zession – Verfügungsgeschäft oder Verpflichtungsgeschäft?


Eine Zession ist die Übertragung einer Forderung von einem Altgläubiger auf einen Neugläubiger. Die
Rechtsposition des Schuldners bleibt dabei unverändert.
Die Zession entspricht als Verfügungsgeschäft der körperlichen Übergabe beweglicher Sachen.
Daraus folgt, dass Sachenrechte nicht zediert werden können. Ihre Übertragung unterliegt anderen
Regeln.

69. Voraussetzungen der Ersitzung


Scheitert ein sofortiger gutgläubiger Erwerb nach § 367 oder im Vertrauen auf das Grundbuch,
kommt subsidiär eine Ersitzung in Betracht. Die Ersitzungsfrist beträgt bei beweglichen Sachen 3
Jahre, wenn ein Titel für den Rechtserwerb vorhanden ist und 30 Jahre, wenn ein Titel fehlt. Bei
unbeweglichen Sachen beträgt die Ersitzungsdauer jedenfalls 30 Jahre. Gegen juristische Personen
beträgt die kurze Frist 6 Jahre, die lange 40 Jahre.
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2001:

1. Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Baurecht und Superädifikat


Superädifikate sind Bauwerke, die auf fremdem Grund mit der Absicht aufgeführt sind, dass sie nicht
stets darauf bleiben sollen (§ 435). Es handelt sich um kein besonderes Sachenrecht, lediglich um
Eigentum an einer Sache, da es nicht fest verbunden ist (kein SUPERFICIES SOLO CEDIT!).
Besonderheit: Übertragung des Rechts an einem Superädifikat: Der MODUS ist die
Urkundenhinterlegung im Grundbuch!
Auch beim Baurecht wird der Grundsatz SUPERFICIES SOLO CEDIT durchbrochen. Es handelt sich um
ein dingliches, veräußerliches und vererbliches (zeitlich jedoch auf 100 Jahre begrenztes) Recht, auf
oder unter der Bodenfläche eines fremden Grundstücks ein Bauwerk zu haben. Das Baurecht
entsteht durch grundbücherliche Eintragung im Lastenblatt.

2. Möglichkeiten des originären Eigentumserwerbs an einem Superädifikat


Bei Konkurs des Auftraggebers erwirbt der Bauunternehmer Eigentum. Weiters kann man auch
originär Eigentum durch Okkupation erlangen, falls der frühere Eigentümer das Superädifikat
derelinquiert.

3. Wohnungseigentum: Kann ein Keller selbstständiger Bestandteil des Wohnungseigentums als


auch des Baurechts sein?
Ein Keller kann selbstständiger Bestandteil des Wohnungseigentums sein und ebenfalls des
Baurechts. § 1 BauRG bestimmt, dass das Baurecht das dingliche, veräußerliche und vererbliche
Recht ist, auf ODER unter der Bodenfläche eines fremden Grundstücks ein Bauwerk zu haben.

4. Gilt der Schutz des Guten Glaubens auch bei Irrtum über die Geschäftsfähigkeit?
Nein, die Geschäfte sind trotzdem nichtig. Gutglaubenserwerb nach § 367 scheidet aus, weil hierfür
ein gültiger Titel von Nöten ist. Ist der Dritte jedoch Guten Glaubens kann eine Ersitzung in Betracht
kommen (die lange, da ja kein Titel vorliegt!).

5. Schadensberechnungsmethoden
Bei Beeinträchtigung der körperlichen oder seelischen Gesundheit besteht der ersatzfähige Schaden
gemäß § 1325. Bei Beeinträchtigung von Vermögenswerten bestehen hingegen zwei Methoden zur
Schadensberechnung:
.) Objektive Berechnung:
Ersatz des gemeinen Wertes der Sache durch Heranziehung des Marktwerts. Man muss sich jedoch
den verhältnismäßigen Betrag für die längere Lebensdauer abziehen lassen.
.) Subjektive Berechnung:
Hier gebührt Ersatz des Wertes, den die Sache gerade im Vermögen des Geschädigten hatte. Man
vergleicht die hypothetische Vermögenslage mit der tatsächlichen Vermögenslage.
Bei grobem Verschulden kann der Geschädigte wählen, welche Berechnung er anstellt. Ansonsten
steht nur die objektive Berechnung zu.
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6. Möglichkeiten des einen Elternteiles bei Verletzung des Obsorgerechts durch den anderen
Elternteil?
Der andere Elternteil (ebenso wie das Kind selbst und jeder Verwandte in aufsteigender Linie) hat das
Recht Anzeige zu erstatten. Das Gericht kann dann über gänzlichen oder teilweisen Entzug der
Obsorge entscheiden.

7. Kreditverbindlichkeiten iSd § 98 EheG


Entscheidet das Gericht oder vereinbaren die Ehegatten, wer von beiden im Innenverhältnis zur
Zahlung von Kreditverbindlichkeiten, für die beide haften, verpflichtet ist, so ist der Ehegatte, der im
Innenverhältnis zur Zahlung verpflichtet ist Hauptschuldner, der andere Ehegatte Ausfallbürge.
Zu den Kreditverbindlichkeiten iSd § 98 EheG zählen überdies nur Bankverbindlichkeiten, nicht aber
alle Zug-um-Zug Geschäfte. Der ausstehende Lohn für den Werkunternehmer zum Beispiel nicht!

8. IPR: Italiener stirbt in Wien: Testierfähigkeit; Form des Testament; Pflichtteilsberechtigte;


Liegenschaften in Italien
.) Testierfähigkeit: Richtet sich nach dem Personalstatut des Erblassers zum Zeitpunkt der
Rechtshandlung (falls dadurch das Testament ungültig wäre, wird das Personalstatut zum
Todeszeitpunkt herangezogen).
.) Form des Testaments: Wird bestimmt durch das Haager Testamentsübereinkommen, welches
bestimmt, dass entweder das Sachrecht vom Errichtungsort, Personalstatut des Erblassers, der
gewöhnliche Aufenthalt oder der Ort der Liegenschaften entscheidend sei.
.) Pflichtteilsberechtigte: Im Falle einer Nachlassspaltung bereitet insbesondere die Anknüpfung der
Pflichtteilsansprüche Probleme. Als Berechnungsgrundlage dient im Prinzip nur jener Teil des
Nachlasses, der der jeweiligen Jurisdiktion unterliegt. Unterliegt ein Teilnachlass einer anderen
Abhandlungsjurisdiktion, so soll dessen rechtliches Schicksal nach neuerer Lehre und Rechtsprechung
bei der Berechnung des Pflichtteiles mitberücksichtigt werden, soweit die Erben an diesen
Teilnachlässen tatsächlich und effektiv erbrechltiche Befugnisse erworben haben und das
ausländische Gericht nicht ohnedies dasselbe Erbrecht anwendet.
.) Liegenschaften: Bei Liegenschaften muss stets dem Lageortsrecht entsprochen werden.

9. Enteignung
§ 365 ABGB! Man wird gezwungen, es entstehen jedoch Schadenersatzansprüche („gegen eine
angemessene Schadloshaltung“).

10. Sachenrechtliche Bestandteile eines Verfügungsgeschäftes


Die sachenrechtlichen Bestandteile eines Verfügungsgeschäftes sind der MODUS und die
Willenseinigung.

11. Aufsandungserklärung
Um Eigentum an einer Liegenschaft zu erwerben benötigt es der Einverleibung ins Grundbuch. Aber
nicht nur das. Es benötigt auch die Aufsandungserklärung. Darin erklärt sich der derzeit Berechtigte
damit einverstanden, dass sein Recht übertragen, beschränkt, belastet oder aufgehoben wird.

12. Mehrmaliger gleichzeitiger Verkauf einer Liegenschaft


§ 440 ABGB! Eigentümer wird derjenige, der früher die Einverleibung angesucht hat.
16 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

13. Was ist ein Doppelverkauf?


Bei Liegenschaften greift § 440 ABGB. Eigentümer wird derjenige, der früher um Einverleibung
angesucht hat. Bei beweglichen Sachen gilt, wem die Sache früher übergeben wurde. Die Reihenfolge
der Titelgeschäfte ist irrelevant. Es sind jedoch beide Kaufverträge gültig (außer: Sittenwidrigkeit,
wenn der andere wusste, dass es bereits verkauft ist!), es entstehen aber Nichterfüllungsansprüche.

14. Errungenschaftsgemeinschaft
Bei der Errungenschaftsgemeinschaft handelt es sich um einen ehelichen Güterstand.
Sie ist eine Zwischenform von Gütertrennung und allgemeiner Gütergemeinschaft, bei der eine
Gemeinschaft des Vermögens nicht hinsichtlich der Gesamtmasse, sondern nur hinsichtlich gewisser
Vermögensteile eintritt. Es handelt sich also um eine Form der beschränkten Gütergemeinschaft.
Dier Errungenschaftsgemeinschaft lässt für Eingebrachtes und künftig zu Erbendes die Trennung
aufrecht, während am künftigen Erwerb Miteigentum entsteht.

15. Welche Enterbungsgründe gibt es? Welche Konsequenzen haben sie?


Eine Enterbung kann ausdrücklich oder stillschweigend erfolgen. Stets bedarf es einer gültigen
letztwilligen Verfügung und des Vorliegen eines Enterbungsgrundes. Der Erblasser muss den Grund
zwar nicht anführen, der Erbe hat ihn aber im Streitfall zu beweisen. Liegt kein Enterbungsgrund vor,
erhält der Noterbe zwar den Pflichtteil, aber keinen Erbteil (untechnische Enterbung).
Einen Enterbungsgrund setzt:
.) wer den Erblasser im Notstand hilflos gelassen hat;
.) wer wegen einer mit Vorsatz begangenen strafbaren Handlung zu einer lebenslangen oder 20-
jährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden ist;
.) wer eine gegen die öffentliche Sittlichkeit anstößige Lebensart beharrlich führt.
.) Der Ehegatte auch, bei gröblicher Vernachlässigung der Beistandspflicht.

Nach § 770 sind auch alle Erbunwürdigkeitsgründe zugleich Enterbungsgründe (mehr als 1-jährig
bedrohte Strafsache, Verletzung der Pflichten zwischen Eltern und Kinder, Angriffe auf den wahren
Willen des Erblassers).
Nachkommen rechtmäßig enterbter Kinder haben ihrerseits ein Pflichtteilsrecht!
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2002:

1. IPR: Ein österreichischer Unternehmer schließt einen Werkvertrag mit tschechischem


Unternehmer, der erbringt eine mangelhafte Leistung. Welches Recht ist anzuwenden?
Das UN-K findet auf Werkverträge keine Anwendung. Es kommt lediglich Rom I zur Anwendung. Ist
keine Rechtswahl getroffen, so wird auf das Sachrecht von Tschechien verwiesen, da der
tschechische Unternehmer in unserem Fall die vertragsspezifische Leistung erbringt.

2. Konkurrenz zwischen Gewährleistung und Schadenersatz?


Die Konkurrenz zwischen Gewährleistung und Schadenersatz ist in § 933a geregelt. Der Übernehmer
kann demnach für den Schaden, der im Mangel selbst liegt (Mangelschaden), Ersatz verlangen, wenn
der Übergeber den Mangel verschuldet hat. In den ersten 10 Jahren ab Übergabe wird das
Verschulden des Übergebers sogar vermutet, danach obliegt es dem Übernehmer das Verschulden
zu beweisen.
Die Bedeutung der Konkurrenz von Gewährleistung und Schadenersatz liegt in den
Verjährungsfristen. Schadenersatzansprüche verjähren 3 Jahre ab Kenntnis von Schaden und
Schädiger. Diese Verbesserung der Rechtsposition des Übernehmers wird durch das Verschulden des
Übergebers gerechtfertigt.
Die Rechtsfolgen sind nachgebildet (Primat der Verbesserung und des Austausches). Nur subsidiär
steht Preisminderung oder Wandlung zu.

3. Ein Mietvertrag über eine Liegenschaft mit zeitlich beschränktem Baurecht für das Gebäude.
Wem gehört das Gebäude?
Das Baurecht ist das DINGLICHE, veräußerliche und vererbliche Recht, auf oder unter der
Bodenfläche eines fremden Grundstücks ein Bauwerk zu haben. Das Bauwerk, also das Gebäude, ist
daher sonderrechtsfähig (was es ohne Baurecht nicht wäre, da SUPERFICIES SOLO CEDIT!). Der
Mieter ist Rechtsbesitzer. Erlischt das zeitlich beschränkte Baurecht fällt das Bauwerk an den
Grundeigentümer, indem es unselbstständiger Bestandteil wird.

4. Risikoverteilung bei Versendungskauf?


Die Übergabe durch Versendung ist wichtig, wenn vereinbart ist, dass der Veräußerer die Sache an
den Erwerber verschickt (Schickschuld). In einem solchen Fall erwirbt der Erwerber Besitz schon im
Zeitpunkt der Übergabe an den Transporteur, wenn eine ausdrücklich genehmigte oder sonst
verkehrsübliche Versendungsart gewählt wurde (§ 429). Da die Versendung mit Bahn, LKW und
Flugzeug verkehrsüblich ist, wird in solchen Fällen üblicherweise schon mit der Übergabe an den
Transporteur Besitz erworben. Die Regeln über die Versendung haben vor allem Bedeutung für den
Eigentumsübergang (der ebenfalls durch Übergabe an den Transporteur erfolgt) und damit
verbunden für die Gefahrtragung, also die Frage: Wer trägt das Risiko von Beschädigungen während
des Transports?

5. Voraussetzungen der Vollmacht (= Stellvertretung)


Für eine gültige Stellvertretung müssen drei Voraussetzungen vorliegen:
.) Vertretungsmacht
.) Offenlegung
.) zumindest beschränkte Geschäftsfähigkeit des Vertreters
18 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

6. Schenkungspflichtteil: 2 Kinder und ein Ehegatte; das Grundstück (1,000,000 €) wird an den Sohn
verschenkt, das weitere Vermögen (1,000,000 €) soll via Testament an einen Dritten gehen.
Der Ehegatte würde normalerweise neben der ersten Parentel lediglich ein Drittel erben. Durch den
Pflichtteil vermindert sich dies noch weiter auf 1/6.
Auch die beiden Kinder würden je 1/6 erben. Der Sohn muss sich jedoch die 1,000,000 € als
Schenkung anrechnen lassen. Bei der Schenkungsanrechnung auf den Pflichtteil muss man zuerst
prüfen, ob es sich nicht vielleicht um eine Anrechnung auf den Pflichtteil (Vorempfänge
[Heiratsgut/Ausstattung, Antritt des Gewerbes, Zahlung von Schulden] oder Vorschüsse
[Vorwegerfüllung des Pflichtteils  nur wenn vereinbart]) handelt. Liegt eine Schenkung vor, so ist
zu prüfen, ob eine anrechenbare Schenkung vorliegt: Entweder eine Schenkung an
Pflichtteilsberechtigte (hier der Fall) oder Schenkungen an nicht Pflichtteilsberechtigte, wenn sie
innerhalb von zwei Jahren dem Tod des Erblassers erfolgt sind. Ausgenommen von der Anrechnung
sind Schenkungen, die das Stammvermögen nicht schmälern, gemeinnützige Schenkungen und
Schenkungen aus sittlicher Pflicht. Hier liegt also eine anrechenbare Schenkung vor. Der Sohn muss
sich die Schenkung abziehen lassen.

7. 16-Jähriger, der älter aussieht, schwindelt vor, dass er 18 sei. Er kauft einen Porsche auf Raten
und fährt gegen einen Baum. Was tun?
§ 866 wurde 2000 aufgehoben, nach dem Minderjährige nur haftbar werden, nach der Täuschung
des Geschäftspartners, wenn dieser das 18. Lebensjahr vollendet hatte. Diese Norm wurde jedoch
aufgehoben und müsste nun dazu führen, dass gem. der allgemeinen Regel des § 153 mündige
Minderjährige aus CULPA IN CONTRAHENDO haftbar werden, wenn sie den Vertragspartner über ihre
Geschäftsfähigkeit irreführen; ihre Haftung würde nur dann entfallen, wenn dem Partner die
mangelnde Geschäftsfähigkeit bekannt war oder ohnehin auffallen musste, so dass keine
Aufklärungspflicht bestand. Da jedoch der wirksame Schutz des Geschäftsunfähigen eine
Einschränkung seiner Haftung erfordert, ist nach dem Sinn und Zweck der Normen über die
Geschäftsunfähigkeit davon auszugehen, dass den Minderjährigen wegen seiner mangelnden
Einsichtsfähigkeit im geschäftlichen Bereich in der Regel kein Verschulden trifft, wenn er den Partner
über seine Geschäftsfähigkeit irreführt und er nur entsprechend § 1310 zur Haftung herangezogen
werden kann.

8. Konkurrenz: LAESIO ENORMIS und Wucher


LAESIO ENORMIS:
Hat bei einem zweiseitig verbindlichen Rechtsgeschäft ein Vertragsteil nicht einmal die Hälfte dessen,
was er dem anderen Vertragsteil gegeben hat, von diesem als Gegenleistung erhalten, kann er den
Vertrag anfechten. Der Verkürzte hat ein Gestaltungsrecht. Ein Verzicht ist – außer zu Lasten eines
Unternehmers – ungültig. Die Berufung auf die LAESIO ENORMIS ist jedoch ausgeschlossen, wenn der
wahre Wert bekannt war, die Sache aus besonderer Vorliebe gekauft oder wenn die Parteien eine
gemischte Schenkung abschließen wollten.
Wucher:
Wucher ist, wenn jemand den Leichtsinn, die Zwangslage, Verstandesschwäche, Unerfahrenheit oder
Gemütsaufregung eines anderen dadurch ausbeutet, dass er sich oder einem Dritten für eine
Leistung eine Gegenleistung versprechen oder gewähren lässt, deren Vermögenswert zu dem Wert
der Leistung in auffallendem Missverhältnis steht. Der Wuchertatbestand enthält objektive und
subjektive Elemente. Die wucherische Vereinbarung ist relativ nichtig.
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9. IPR: Behandlungsvertrag – Notoperation eines Reisenden im Krankenhaus Budapest


Art. 4/1b ist bei Dienstleistungen das Recht anzuwenden, in dem der Dienstleister seinen
gewöhnlichen Aufenthalt hat (Ungarn). Bei einer Notoperation könnte es sich jedoch auch um eine
GoA (Art. 11 Rom II) handeln: Ansprüche sind, wenn sie mit einem bestehenden Rechtsverhältnis in
engem Zusammenhang stehen, nach dem Recht zu beurteilen, dem dieses Rechtsverhältnis
unterliegt. Liegt keine solche enge Verbindung vor, ist der gemeinsame gewöhnliche Aufenthalt
maßgeblich. Ansonsten kommt es darauf an, wo die GoA stattgefunden hat. Es gibt weiters eine
Ausweichklausel.

10. A setzt einen Schuldfreund zum Erben ein. Dann stirbt A. Der Schulfreund hatte jahrelang ein
Verhältnis zu As Frau. Es verbleiben ein Sohn und As Frau.
Bei der letztwilligen Verfügung kommt die Willenstheorie zum Tragen und nicht wie im Vertragsrecht
die Vertrauenstheorie. Weiters sind auch Motivirrtümer beachtlich, welches hier vorliegt.
Anfechtungsberechtigt sind lediglich nur die Personen, die von dem Wegfall der Verfügung
profitieren würden. Dies sind in diesem Fall As Kind und seine Ehefrau.

11. Verhältnis: Geschäftsraummiete – Wohnraummiete


Das MRG gilt für die Miete von Wohnungen, einzelnen Wohnungsteilen oder
Geschäftsräumlichkeiten samt den dazu gehörigen Haus- oder Grundflächen (Hausgärten, Abstell-,
Lage-, oder Parkflächen) und genossenschaftliche Nutzungsverträge. Es erfasst daher an sich nur die
Raummiete, ist aber auch anwendbar, wenn eine Liegenschaft samt Wohn- oder Geschäftsgebäude
vermietet wird. Kommt es bei einer Weitergabe gemieteter Geschäftsräume zur bloßen Verwertung
der Räume(insbesondere Untervermietung!), so kann der Vermieter die Kündigung aussprechen.

12. IPR: Siemens Deutschland hat eine Zweigstelle in Jordanien. Dienstvertrag mit einem
Österreicher, um die Zweigstelle aufzubauen. Der vernachlässigt seine Dienstpflicht und fügt
Siemens und einem dritten Vertragspartner von Siemens Schaden zu.

Mangels einer Rechtswahl wird das Recht jenes Staates, in dem der Arbeitnehmer in Erfüllung des
Vertrages gewöhnlich seine Arbeit verrichtet als maßgebend erklärt, selbst wenn der Arbeitnehmer
vorübergehend in einen anderen Staat entsandt ist.
Verrichtet der Arbeitnehmer seine Arbeit gewöhnlich nicht in ein und demselben Staat, so ist das
Recht des Staates, in dem sich die Niederlassung befindet, die den Arbeitnehmer eingestellt hat,
maßgebend.
Es gibt zusätzlich jedoch eine Ausweichklausel: Ergibt sich aus der Gesamtheit der Umstände, dass
der Arbeitsvertrag engere Verbindungen zu einem anderen Staat aufweist, so ist dieses Recht
anzuwenden.

13. Ein Lebensmittelvertrieb kauft Einmachgläser beim Produzenten. Da der Verschluss mangelhaft
ist, verdirbt die eingefüllte Marmelade. Was tun?
Bei der verdorbenen Marmelade handelt es sich um einen Mangelfolgeschaden, der bei Verschulden
des Produzenten nach allgemeinen Schadenersatzregeln (kein Primat der Verbesserung oder des
Austausches!) ersetzt wird.
20 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

14. MRG-Objekt: Mein Mandant ist 1/3-Eigentümer. Jemand anderes hält 2/3. Wo kann mein
Mandant mitreden?
Soweit es Teile der Liegenschaft wie das Stiegenhaus, allgemein zugänglicher Garten etc. betrifft sind
die Wohnungseigentümer zu einer Eigentümergemeinschaft (= juristische Person) zusammengefasst.
Bei der ordentlichen Verwaltung gilt die Stimmenmehrheit, bei der außerordentlichen auch, jedoch
kann ich hier als Überstimmter das Gericht anrufen. § 30 WEG sieht weiters einen Katalog von
Verwaltungsmaßnahmen vor, deren Durchführung ein einzelner Wohnungseigentümer verlangen
kann.

15. Kann man Pfandrecht gutgläubig erwerben?


Ist der Verpfänder nicht Eigentümer der Pfandsache, kann der Gläubiger auf derivativem Weg kein
Pfandrecht erwerben. Das Gesetz kennt aber den gutgläubigen Pfandrechtserwerb (§ 456). Er findet
unter denselben Voraussetzungen statt wie ein gutgläubiger Eigentumserwerb. Man kann überdies
auch gutgläubig an Liegenschaft Pfandrechte erwerben. Dies erfolgt nach den allgemeinen
grundbuchsrechtlichen Gutglaubensregeln.

17. Konkurrenz: Geschäftsraummiete – Unternehmenspacht. Wofür ist die Unterscheidung


wichtig?
Nur der Mieter (in diesem Fall der Mieter des Geschäftsraums) genießt den Schutz des MRG. Auf die
Unternehmenspacht sind die allgemeinen Regeln des ABGB anzuwenden.
Diese Unterscheidung ist wichtig für § 30/2/4 MRG! Kommt es bei einer Weitergabe gemieteter
Geschäftsräume zur bloßen Verwertung der Räume(insbesondere Untervermietung!), so kann der
Vermieter die Kündigung aussprechen. Kommt es hingegen lediglich zu einer Verpachtung des
Unternehmens ist dies nicht möglich.

18. Schild: „Eltern haften für ihre Kinder“. Folgen?


Eltern haften für ihre Kinder (die ab 14 Jahren deliktsfähig sind) nur, wenn sie ihre Aufsichtspflicht
schuldhaft verletzt haben.
Es gibt jedoch noch die Billigkeitshaftung nach § 1310: Nur wenn der Ersatz des Schadens von den
Aufsichtspersonen nicht erlangt werden kann, kann auch ein Unmündiger selbst für sein
rechtswidriges Vorgehen ersatzpflichtig wenn:
.) der Beschädigte aus Rücksicht auf den Schädiger die Verteidigung seiner Güter unterlassen hat
.) es der Schädiger nach seinem Vermögen leichter imstande ist den Schaden zu tragen.

19. Konkurrenz: Testament – Kodizill


Bei beiden handelt es sich um Formen der letztwilligen Verfügung. Es gelten daher auch für beide
dieselben Gültigkeitsvoraussetzungen. Ein Testament zeichnet sich dadurch aus, dass es eine
Erbeinsetzung enthält, also einen Erben bestimmt. Ein Kodizill trifft lediglich sonstige Anordnungen
(zum Beispiel ein Legat oder ein Negativtestament [es bestimmt nur, welcher gesetzliche Erbe nichts
erben soll]).
Will ich ein neues, zweites Testament errichten und nimmt dies keinen Bezug auf mein altes, erstes
Testament, so wird das ältere im Zweifel zur Gänze aufgehoben. Ein späteres Kodizill jedoch hebt ein
früheres nur insoweit auf, als es dazu in Widerspruch steht. Beim Zusammentreffen eines späteren
Testaments mit einem früheren Kodizill wird meist die Ansicht vertreten, das Kodizill wird
aufgehoben, wenn es zu einem früheren Testament gehöre.
21 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

20. Mäßigungsrecht – wo gibt es das im Privatrecht?


Im DHG sowie bei Schulden nach der Scheidung (der Richter hat hier ein Mäßigungsrecht, teilweise
sogar im Außenverhältnis  z.B. ein Ehegatte nur als Ausfallbürge etc.). Bei einer Konventionalstrafe
gem. § 1336 kann gem. § 1336/2 der Richter diese Strafe mäßigen. Nach § 25d KSchG kann es auch
zu einer Mäßigung kommen, wenn ein Verbraucher Bürge oder Garant für eine Schuld wird, die zu
seiner Vermögenslage in einem auffallenden Missverhältnis steht und dies dem Gläubiger erkennbar
sein musste.

21.Teilzeitnutzgesetz
Dieses Bundesgesetz gilt für Verträge, mit denen ein Verbraucher von einem Unternehmer
Teilzeitnutzungsrechte an einem Nutzungsobjekt (meist eine Wohnung) erwirbt.
Teilzeitnutzungsrecht ist das für mindestens drei Jahre eingeräumte dingliche oder obligatorische
Recht, ein Nutzungsobjekt wiederkehrend während eines begrenzten Zeitraums zu benützen.

22. Konkurrenz: Verjährung - Präklusion


Von Präklusion wird dann gesprochen, wenn ein bereits von vornherein zeitlich begrenztes Recht
nicht ausgeübt wird (die Verjährung hingegen führt dazu, dass ein unbefristetes Recht erlischt).
Präklusionsfristen sind zum Beispiel die Gewährleistungsfristen.

23. CLAUSULA REBUS SIC STANTIBUS


Jede Unterhalteregelung steht unter der CLAUSULA REBUS SIC STANTIBUS. Ändern sich die
Verhältnisse (der Mann wird arbeitslos und verdient nur mehr ½ seines früheren Gehalts) ändern sich
hiermit auch die Ansprüche (in diesem Fall wird der Unterhalt, den der Mann zu leisten hat
heruntergesetzt).

24. Konkurrenz: Zwei Kondiktionen Theorie – Saldotheorie


Bezüglich der Wandlung einer bereits (durch Zufall) untergegangenen Sache existieren zwei
Theorien:
Zwei Kondiktionen Theorie:
Die Bereicherungsansprüche der Vertragspartner sind unabhängig voneinander zu behandeln. A
kann daher x € verlangen, der Bereicherungsanspruch von B geht jedoch ins Leere („Er hat Pech
gehabt.“) ( herrschend in Österreich)
Saldotheorie:
A kann zwar x € fordern, muss sich aber Wert der untergegangen Leistung (x €) anrechnen lassen! A
kann daher nur die Differenz verlangen. Die Argumentation für diese Theorie ist jene, dass A
zumindest abstrakt das Risiko des Sachuntergangs besser beherrschen konnte als B.

25. Wahlschuld
Zwei oder mehrere Leistungen werden potentiell geschuldet; diese muss konkretisiert werden. Im
Gegensatz dazu die FACULTAS ALTERNATIVA: eine Leistung wird geschuldet; durch eine andere
Leistung kann man sich aber von der Schuld lösen.

26. Händlerregress (§ 933b)


Muss ein Unternehmer einem Verbraucher Gewähr leisten, kann er von seinem Vormann auch nach
Ablauf der Gewährleistungsfrist Gewährleistung fordern. Dazu muss binnen zwei Monaten nach
Erfüllung der eigenen Gewährleistungspflicht der Regress geltend gemacht werden. Außerdem gibt
22 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

es eine absolute Frist von 5 Jahren. Inhalt des Rückgriffsanspruchs sind die allgemeinen
Gewährleistungsbehelfe. Der Rückgriff ist mit der Höhe des eigenen Aufwands beschränkt und setzt
voraus, dass der jeweilige Vormann seinerseits mangelhaft geliefert hat.

27. Konkurrenz: Garantie – Gewährleistung


Unter Garantie versteht man die Übernahme der Haftung für die Mangelfreiheit der Leistung. Wird
die Garantie vom Verkäufer gegeben, ist sie nur sinnvoll, wenn sie über das ohnehin bestehende
Gewährleistungsrecht hinausgeht.
Praktisch bedeutsamer ist die Herstellergarantie, also das Versprechen des Herstellers, dass sein
Produkt mangelfrei ist. Da der Hersteller (meist) nicht direkt mit dem Endverbraucher in einem
Vertragsverhältnis steht, gibt es auch keine Ansprüche des Endverbrauchers gegen ihn. Übernimmt
der Hersteller eine Garantie, geht er diese Verpflichtung freiwillig ein. Inhalt und Ausgestaltung
hängen vom Garantieversprechen ab. Der Hersteller kann die Mangelfreiheit bei der Übergabe
garantieren, aber auch das Funktionieren des Produktes während einer bestimmten Zeit. Er kann die
Rechte des Begünstigten von der Erfüllung bestimmter Voraussetzungen abhängig machen
(Registrierung auf einer Website, etc.).
Ist das Garantieversprechen des Herstellers wie meist dem Produkt beigefügt, nimmt es der Köfder
durch Willensbetätigung an.

28. Ist der Versuch, in AGB Schadenersatz auszuschließen oder einzuschränken, zulässig?
Nach § 879/3 ist eine Bestimmung, die nicht eine der beidseitigen Hauptleistungen festlegt nichtig,
wenn sie einen Teil gröblich benachteiligt. Nebenbei enthält das KSchG in § 6 einen demonstrativen
Katalog von Bestimmungen, die im Verbrauchergeschäft jedenfalls nichtig sind. Die Einschränkung
und der Ausschluss von Schadenersatz fallen darunter.

29. Ich kaufe einen Bausatz bei Ikea und schaffe es nicht, ihn zusammenzubauen, obwohl die Ware
perfekt ist. Es stürzt zusammen und ist kaputt. Was tun?
§ 9a KSchG, die „Ikea-Klausel“, sieht vor, dass in solch einem Fall Ikea haftet („Wenn die Sache zur
Montage durch den Verbraucher bestimmt war und die unsachgemäße Montage auf einem Fehler in
der Montageanleitung beruht“).
23 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

2003:

1. Ein Mann macht einen Spermientest. Es kommt jedoch zu einer Verwechslung und die Spermien
werden als Samenspende verwendet. Kann dieser Mann als Vater festgestellt werden?
§ 164/4 bestimmt: Ein Dritter, dessen Samen für medizinisch unterstützte Fortpflanzung verwendet
wird, kann nicht als Vater des mit seinem Samen gezeugten Kindes festgestellt werden. Dritter ist,
wer seinen Samen einer Krankenanstalt überlässt, mit dem Willen, nicht selbst als Vater eines mit
diesem Same gezeugten Kindes festgestellt zu werden.

Es gibt drei Möglichkeiten eine gesetzlich vermutete Abstammung (Ehemann der Mutter) zu
beseitigen:
.) Feststellung der Nichtabstammung (§ 156):
Auf Antrag des Ehemannes oder des Kindes kann die Nichtabstammung festgestellt werden, wenn
die absolute Unwahrscheinlichkeit der Zeugung (durch DNA-Test) bewiesen wird. Der Antrag kann
auch von den Rechtsnachfolgern und gegen die Rechtsnachfolger gestellt werden. Der Antrag ist
fristgebunden und ist binnen zwei Jahren ab Kenntnis der gegen die Vaterschaft sprechenden
Umstände einzubringen. Die Frist ist gehemmt, solange die antragsberechtigte Person nicht
eigenberechtigt ist. Wird dem Antrag stattgegeben, ist das Kind unehelich und vaterlos.
.) Vätertausch (§ 163b):
Auch wenn der Ehemann als Vater gilt, kann das Kind (ohne an eine Frist gebunden zu sein)
beantragen, dass die Abstammung von einem anderen Mann festgestellt wird. Dadurch erlischt die
Vermutung der Abstammung vom Ehemann der Mutter, das Kind wird allerdings nicht vaterlos,
sondern es wird gerichtlich ein neuer Vater festgestellt.
.) Vaterschaftsdurchbrechendes Anerkenntnis:
Auch das vaterschaftsdurchbrechende Anerkenntnis ist eine Art Austausch des Ehemannes gegen
einen Dritte. Dazu ist es notwendig, dass ein Dritter die Vaterschaft anerkennt. Diese Anerkenntnis
muss vom eigenberechtigten Kind selbst zugestimmt werden, beim nicht eigenberechtigten Kind
bedarf es der Zustimmung des Jugendwohlfahrtsträgers und der Bezeichnung des Anerkennenden als
Vater durch die Mutter. Gegen ein solches Anerkenntnis kann der bisherige Vater Einspruch erheben;
dasselbe gilt für die Mutter bei eigenberechtigten Kindern.
Wird ein Kind unehelich geboren gibt es zwei Möglichkeiten, wie es an einen Vater kommt:
.) Anerkenntnis (§ 163c ff):
Erklärt ein Mann mittels öffentlicher Urkunde, der Vater zu sein und widersprechen weder das Kind
noch die Mutter, so ist er (juristisch) der Vater des Kindes.
.) Gerichtliche Feststellung (§ 163):
Die gerichtliche Vaterschaftsfestellung erfolgt mittels Antrag. Antragsberechtigt ist das Kind gegen
den Mann, aber auch umgekehrt der Mann, der als Vater festgestellt werden möchte gegen das Kind.
Nach dem Tod des Mannes richtet sich der Antrag gegen seine Erben. Idealfall der
Abstammungsfestellung ist der positive Abstammungsbeweis mittel DNA-Test.

2. Wette/Wettvertrag
Wette und Spiel gehören zu den Glücksverträgen. Vertragsgegenstand ist die Übernahme eines
Risikos. Soweit Spiel und Wette überhaupt erlaubt sind, begründen sie nur dann eine vollständige
Verpflichtung, wenn der bedungene Preis nicht nur versprochen, sondern auch hinterlegt worden ist.
24 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

Ohne Hinterlegung entsteht nur eine Naturalobligation. Wird als der Preis gezahlt, so kann er nicht
zurückverlangt werden.
Die LAESIO ENORMIS ist ausgeschlossen, weil Risiken für den Glücksvertrag charakteristisch sind und
von den Parteien bewusst übernommen werden. Die Berufung auf Wucher ist jedoch möglich.

4. Was ist ein Vorvertrag?


Ein Vorvertrag ist die Verabredung, künftig einen Vertrag mit bestimmtem Inhalt abzuschließen. Der
Vorvertrag muss alle wesentlichen Punkte des Hauptvertrages und den Abschlusszeitpunkt des
Hauptvertrages enthalten. Aus dem Vorvertrag kann zwar noch nicht auf Erfüllung, wohl aber auf
Abschluss des Hauptvertrages geklagt werden. Der Vorvertrag führt also grundsätzlich zu einer
wirksamen Bindung. Eine Ausnahme ist das Verlöbnis (siehe unten!).

5. Konkurrenz: Notariatsakt – notarielle Beglaubigung/Beurkundung


Der Form des Notariatsaktes bedürfen zum Beispiel Ehepakte, Kauf-, Tausch- und Darlehensverträge
zwischen Ehegatten und Schenkungsverträge ohne reale Übergabe.
Der notariellen Beurkundung bedürfen zum Beispiel Hauptversammlungsbeschlüsse einer AG und die
Abänderung des Gesellschaftsvertrages einer GmbH.
Bei einer Beurkundung wird der Inhalt der Papierurkunde auf seine rechtliche Richtigkeit geprüft. Die
Urkunde selbst muss nicht vom unterzeichnenden Notar stammen, in der Regel handelt es sich aber
meist um seine eigene. Das heißt: Alle beteiligten Parteien unterzeichnen, der Notar unterzeichnet
und er steht für die Richtigkeit des Inhalts ein, also ob das Ziel des Vertrages mit dem Willen der
Parteien übereinstimmt.
Ein Notariatsakt ist die notarielle Beurkundung, Belehrung und Vorlesen.

6. A lässt sich beim Zahnarzt eine Kiefermissbildung, die ihr Gesicht entstellt, wegoperieren. Durch
die gelungene Operation kommt aber eine andere angeborene Fehlstellung des Gesichts plötzlich
sehr stark zur Geltung. Hätte der Zahnarzt darüber aufklären müssen? Wie weit reicht die ärztliche
Aufklärungspflicht?
Die ärztliche Aufklärungspflicht variiert je nach Dringlichkeit und Lebensnotwendigkeit der
Operation. Da es sich um eine plötzlich sehr stark sichtbare Fehlstellung handelt, konnte der Arzt
wohl nicht damit rechnen, dies ist wohl zu den üblichen Operationsrisiken hinzuzuzählen. Die
Aufklärungspflichtverletzung muss aber jedenfalls kausal gewesen sein (der Patient hätte bei
richtiger Aufklärung die Behandlung verweigert).

7. Ist eine Gesichtsverändernde OP ein Scheidungsgrund? Ist eine Geschlechtsumwandlung ein


Scheidungsgrund?
Es handelt sich hier wohl um einen Irrtum über Umstände, die die Person des anderen Ehegatten
betreffen nach § 37 EheG. Hätte der klagende Ehegatte die Ehe bei Kenntnis der Sachlage nicht so
geschlossen so kann er die Aufhebung beantragen. Er hat wohl über das „innere Geschlecht“ des
Ehepartners geirrt. Es handelt sich jedoch lediglich um einen Aufhebungsgrund, nicht um einen
Scheidungsgrund! Lediglich wenn es sich um „eine schwere Eheverfehlung oder unsittliches
Verhalten“ handelt, handelt es sich gem. § 49 EheG um einen Scheidungsgrund. Die Folgen der
Aufhebung der Ehe sind jedoch gleich der Folgen der Scheidung. Beim Irrtum ist jedoch nur der
schuldig, der den Irrtum bei Eheschließung kannte!
25 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

8. A heiratet die depressive B, die später völlig geisteskrank wird und deswegen das gemeinsame
Kind umbringt. Er wusste schon bei der Hochzeit, dass B krank ist. Handelt es sich um einen
Scheidungs- oder Aufhebungsgrund?
Diesmal kann A nicht die Aufhebung der Ehe wegen Irrtum nach § 37 EheG begehren. Er kann jedoch
den Scheidungsgrund nach § 51 EheG (Geisteskrankheit) anführen und die Ehe scheiden lassen. Die
Scheidungsfolgen sind die gleichen, wie bei einer Verschuldensscheidung.

9. Der Bauer verkauft sein Tier an einen Schlachthof „um 200 €“. Der Schlachter denkt, es handelt
sich um 200 € für das ganze Tier, der Bauer meint aber einen Kilopreis. Rechtsfolge?
Lässt sich über die Vertrauenstheorie kein vereinbarter Kaufpreis feststellen, ist der Kaufvertrag
ungültig. Eine Anfechtung ist dann nicht mehr notwendig. Besteht hingegen in dieser Branche eine
Verkehrssitte, die auf einen bestimmten Erklärungswert schließen lässt, so kommt der Vertrag über
diesen Preis zustande. Der irrende Vertragspartner wird damit an den Vertrag gebunden, er hat über
die Bedeutung seiner Erklärung (den objektiven Erklärungswert) geirrt.

10. Eigentümerpartnerschaft: Kann ein Ausländer Wohnungseigentum begründen? Kann eine


juristische Person mit einer natürlichen Person gemeinsam Wohnungseigentum begründen?
Nach § 2/8 ist eine Eigentümerpartnerschaft die Rechtsgemeinschaft zweier natürlicher Personen,
die gemeinsam Wohnungseigentümer eines Wohnungseigentumsobjekts sind. Ein Ausländer kann
jedoch Wohnungseigentum in einer Eigentümerpartnerschaft erwerben solange der
Eigentumspartner Österreicher ist.

11. Wie kann Wohnungseigentum wieder aufgelöst werden? Ist eine vertragliche Abbedingung der
Zivilteilung möglich?
Wohnungseigentum kann zum Einen durch Tod aufgelöst werden. Der Anteil des Verstorbenen am
Mindestanteil und gemeinsamen Wohnungseigentum geht von Gesetzes wegen unmittelbar ins
Eigentum des überlebenden Partners über.
Eine alternative Auslösung wäre durch die Zivilteilungsklage. Diese kann vertraglich ausgeschlossen
werden, bedarf hierfür jedoch der Schriftform und ist nur für drei Jahre ab Abschluss der jeweiligen
Abschlussvereinbarung rechtswirksam. Sind die Partner jedoch Ehegatten und dient ihr
Wohnungseigentum einem von ihnen zur Befriedigung seines dringenden Wohnbedürfnisses so ist
während der Ehe die Aufhebungsklage des anderen unzulässig.

12. Muss ein Bote geschäftsfähig sein?


Nein, im Gegensatz zu einem Bevollmächtigten (der einen eigenen rechtsgeschäftlichen Willen
bildet) muss ein Erklärungsbote nicht geschäftsfähig sein.
26 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

2004:

1. Haftung des FALSUS PROCURATOR


Handelt jemand im fremden Namen, ohne Vollmacht zu haben, so ist er, wenn das Geschäft nicht
nachträglich genehmigt wird, FALSUS PROCURATOR (Scheinvertreter). Scheinvertreter ist nicht nur
derjenige, der überhaupt nicht vertretungsbefugt ist, sondern auch derjenige, der die Grenzen seiner
Vertretungsmacht überschreitet. Die Vertretungshandlung für den scheinbar Vertretenen wirkt nicht,
weil die Vertretungsmacht fehlt. Sie wirkt auch nicht für den Scheinvertreter selbst, weil dieser im
fremden, nicht im eigenen Namen, handelt. Der schuldhaft agierende Scheinvertreter ist zum
Vertrauensschadenersatz verpflichtet.
Der Scheinvertreter haftet dem Dritten auf den Vertrauensschaden, wenn er ihm den Mangel der
Vertretungsbefugnis vorsätzlich oder fahrlässig nicht mitgeteilt hat. Zu ersetzen sind alle Nachteile,
die nicht eingetreten wären, wenn sich der Dritte nicht auf das gültige Zustandekommen des
Geschäftes eingerichtet hätte. Das Erfüllungsinteresse kann der Dritte vom Scheinvertreter nicht
verlangen, denn für einen solchen Schaden war der Scheinvertreter nicht kausal. Die Haftung entfällt,
wenn dem Dritten der Vollmachtsmangel bekannt war; sie wird gemindert, wenn er ihm bekannt sein
musste.

2. IPR: Kindesunterhalt
Der Kindesunterhalt richtet sich nach dem Haager Unterhaltstatutübereinkommen: Maßgebend ist
der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes. Ebenso wird die Vorfrage (!), also Abstammung und
Vaterschaft nach dem gewöhnlichen Aufenthalt des Kindes entschieden.

3.Ist die Scheinehe ein Umgehungsgeschäft?


Nein, ein Umgehungsgeschäft versucht Verbote dadurch zu umgehen, dass sie ein Geschäft auf
„unübliche Art und Weise“ ausgestalten. Bei der Scheinehe handelt es sich um ein Scheingeschäft, da
die Parteien nur zum Schein eine Ehe geschlossen haben, sie wollen in Wahrheit ein anderes, wirklich
gewolltes Geschäft verbergen (Staatsbürgerschaft etc.).

4. Gewährleistung beim Werkvertrag


Werkvertrag:
Es kommt die Sphärentheorie zum Tragen. Scheitert das Werk aus Umständen auf Seiten des
Bestellers, trägt der Besteller die Gefahr. Der Unternehmer muss sich jedoch alles anrechnen lassen,
was er sich erspart (oder zu erwerben absichtlich versäumt hat). Dies gilt auch für Gewährleistung!
Muss der Besteller nämlich alles zahlen, wenn er gar keine Leistung erhält (Preisgefahr!), dann muss
er erst recht zahlen, wenn er eine mangelhafte Leistung erhält.
Scheitert das Werk aus Umständen aus der Unternehmenssphäre entfällt natürlich der
Entgeltanspruch. Scheitert das Werk zufällig, so trägt dieses Risiko auch der Werkunternehmer (er
schuldet ja einen Erfolg).
Die Gefahr für den zufälligen Verlust des Stoffes trägt derjenige, der ihn bereitgestellt hat. Die
Preisgefahr für ein bereits hergestelltes Werk trägt wie beim Kauf bis zur bedungenen Übergabe und
im Schuldnerverzug der Werkunternehmer.
§ 1168a modifiziert jedoch die Sphärentheorie: Ist der vom Besteller bereitgestellte Stoff offenbar
untauglich oder sind seine Anweisungen offenbar unrichtig, trifft den Werkunternehmer die
Warnpflicht.
27 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

5. Höchstbetragshypothek
Eine Hypothek, die bis zu einem ziffermäßig angeführten Höchstbetrag aus einem bestimmten
Grundverhältnis eingeräumt wird. Wie weit der Höchstbetrag ausgenützt wird, ist aus dem
Grundbuch nicht ersichtlich. Die Höchstbetragshypothek ist damit eine Ausnahme vom
Spezialitätsprinzip. Der praktisch bedeutendste Fall sind Kredithypotheken.
Das Spezialitätsprinzip verlangt, dass nur bestimmte Sachen für bestimmte Forderungen verpfändet
werden. Die Höchstbetragshypothek ist insofern eine Ausnahme von diesem Prinzip, als dabei eine
Liegenschaft nicht für eine bestimmte Forderung verpfändet wird, sondern für bestimmte
Grundverhältnisse ein Pfandrecht für einen Höchstbetrag eingeräumt wird. Soweit die Forderung aus
dem Grundverhältnis im Höchstbetrag Deckung findet, ist sie gesichert.

6. Timesharing Vertrag
„Time-Sharing“ sind spezielle Vermarktungs- und Verwertungsformen für Ferienwohnungen,
Ferienanlagen, etc. Der Kunde erwirbt das Recht, eine Ferienwohnung oder auch nur ein
Hotelzimmer immer wieder für eine bestimmte Zeit ausschließlich zu benutzen.
Rechtsgrundlage ist das Teilzeitnutzungsgesetz (TNG). Das TNG gilt für Verbraucherverträge
iSd § 1 KSchG. Das TNG regelt das Time-Sharing nicht umfassend. Es enthält auch keine
Bestimmungen über die zivilrechtliche Einordnung oder über die Zulässigkeit. Es soll lediglich der
Konsument vor Missbrauch geschützt werden (durch Informationspflicht, Formvorschriften,
Rücktrittsrecht, etc.).Das TNG sieht auch zwei Varianten einer grundbücherlichen Sicherung vor
(Treuhänderhypothek und Reallast), allerdings nur fakultativ!

7. Geltungserhaltende Reduktion
Schließen zwei Unternehmer ein Geschäft ab mit der Klausel „Haftung ausgeschlossen soweit
gesetzlich zulässig“, so wird iSd geltungserhaltenden Reduktion die Haftung nur bis zum gesetzlich
zulässigen Maß reduziert. Im Verbrauchergeschäft ist diese Klausel jedoch ungültig, da intransparent!

8. Eine Wohnung wird gemietet. Kurz darauf wird die Straße vor dem Haus umgebaut. Rechtslage?
Nach ABGB muss der Bestandgeber das Mietobjekt in brauchbarem Zustand übergeben und diesen
Zustand zu erhalten. Ansonsten ist der Mieter von der Zinszahlung befreit. Bei außerordentlichen
Zufällen (Erdbeben, Überschwemmungen,…) und der damit verbundenen Unbrauchbarkeit der
Bestandsache ist der Vermieter nicht zur Wiederherstellung verpflichtet, er trägt jedoch die
Preisgefahr! Der Bestandnehmer muss also kein Entgelt entrichten.
Nach MRG muss der Vermieter den ortsüblichen Standard erhalten. Er hat weiters unbrauchbar
gewordene Mietobjekte wieder herzustellen, soweit sie von Versicherungen gedeckt sind (§ 7 MRG).

9. Beweislast bei Schadenersatz


Grundsätzlich muss der Geschädigte das Verschulden des Schädigers beweisen. Zur Umkehr der
Beweislast kommt es bei Verletzung vertraglicher oder vertragsähnlicher Pflichten und bei
Schutzgesetzverletzungen (§ 1298).

11. Schock- und Trauerschäden


Der Tod oder die schwere Körperverletzung eines nahen Angehörigen ist meist ein schwerer Schlag
für die Verwandten. Entsteht durch ein solches – schuldhaft herbeigeführtes – Ereignis ein seelischer
Schmerz mit Krankheitswert (Schockschaden), gibt es dafür als (mittelbare) Körperverletzung Ersatz.
Dieser Schaden des Verwandten ist nach herrschender Ansicht nämlich noch im Schutzzweck der
28 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

Norm. Der OGH gewährt aber auch bei grobem Verschulden für Trauer, die nicht Krankheitswert
erreicht, Ersatz (Trauerschaden).

12. Gesetzliche Verzugszinsen


Verzugszinsen gebühren dem Gläubiger unabhängig von einem Verschulden, wenn der Schuldner mit
einer Geldforderung in Verzug gerät. Die Höhe der gesetzlichen Verzugszinsen beträgt grundsätzlich
4%. Bei Geldforderungen zwischen Unternehmern aus unternehmensbezogenen Geschäften 8% über
dem Basiszinssatz.

13. Zwei Ehegatten betreiben gemeinsam ein Restaurant. Wie wird dies nach der Scheidung
aufgeteilt?
Um die Zerstörung funktionierender Wirtschaftsbetriebe und der damit verbundenen Arbeitslätze zu
verhindern sind Unternehmen im Negativkatalog des § 82 EheG gelistet. Der Wert des
Unternehmens ist aber (als Ausgleich) bei der Verteilung der Ersparnisse mit zu berücksichtigen.
29 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

2006:

1. Welche Regeln gelten für einen „Doppelkauf“?


Bei einem Tausch besteht die Gegenleistung für die Übereignung einer Sache oftmals in einer
anderen Sache + Geld. Dann ist zu unterscheiden, ob es sich um zwei Vereinbarungen mit teilweiser
Verrechnung des Kaufpreises (= Doppelkauf) oder um eine einheitliche Vereinbarung handelt.

3. Gläubigerverzug
Der Gläubigerverzug ist in § 1419 geregelt. Er tritt ein wenn der Schuldner seine Leistung
ordnungsgemäß anbietet, der Gläubiger jedoch nicht annimmt. Als Rechtsfolge tritt ein, dass die
Gefahr des zufälligen Untergangs auf den Gläubiger übergeht. Weiters wird der Sorgfaltsmaßstab
reduziert. Der Schuldner haftet nur noch für grobes Verschulden.
Der Schuldner hat weiters die Möglichkeit die ordentlich angebotene Sache schuldbefreiend zu
hinterlegen und kann Aufwandersatz vom Gläubiger verlangen für Aufwendungen, die ihm durch den
Verzug entstanden sind.

4. Ausstattung
Die Ausstattungspflicht kann bei Töchtern auch durch Beistellung eines Heiratsgutes erfüllt werden.
Unter Ausstattung versteht man allgemein die Zuwendungen der unterhaltspflichtigen Eltern oder
Großeltern an ein Kind bei dessen Verehelichung (Ausstattung bei der Frau, Heiratsgut bei dem
Mann). Ein Anspruch auf Ausstattung besteht nur, wenn das Kind selbst kein ausreichendes
Vermögen besitzt. Die Aussteuer umfasst die Einrichtung eines Haushalts oder den Barbetrag zu
deren Anschaffung.

5. Ein notorischer Pleitegeier will ein Geschäft aufbauen. Die Bank soll alles finanzieren. Die Bank
will, dass die Gattin bürgt. So kommt es. Der Käufer kann nicht zahlen, die Bank greift auf die
Gattin. Die Frau wurde nicht aufgeklärt – Probleme?
Grundsätzlich erfordert die Bürgschaft die Schriftform. Weiters gibt es bei Verbraucherbürgschaften
eigene Regeln im KSchG. Beispielsweise § 25c KSchG, wo unternehmerische Gläubiger verpflichtet
werden, den Bürgen über die wirtschaftliche Lage des Schuldners aufzuklären. Weiters hat der OGH
in analoger Anwendung des Wuchertatbestandes Bürgschaften naher Angehöriger für sittenwidrig
erklärt, wenn der Gläubiger bei Abschluss des Bürgschaftsvertrages erkennen konnte, dass entweder
der Bürge durch seine Verpflichtung krass überfordert wurde oder er sich in einer psychischen
Zwangslage befand oder das Risiko heruntergespielt wurde.

6. Erfüllungsgehilfe
Erfüllungsgehilfe ist, wessen sich der Geschäftsherr zur Erfüllung eines Schuldverhältnisses mit dem
Geschädigten bedient, ob es sich um Dienstnehmer des Geschäftsherrn oder einen Dritten handelt,
ist irrelevant. Der Geschäftsherr haftet für das Verhalten seiner Erfüllungsgehilfen wie für eigenes
Verschulden. Die Erfüllungsgehilfenhaftung ist nur für mit der Erfüllung im Zusammenhang stehende
Handlungen gerechtfertigt, nicht aber für beliebige, nur anlässlich der Erfüllung stattfindende
Schädigungen (Diebstahl durch Handwerker,…).
30 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

7. Anwachsung
Zuwachs des Anteils eines ohne Hinterlassung von Repräsentanten ausgefallenen Erben an die
Miterben zu gleichen Teilen.

9. Ein Ehepaar bekommt ein Kind. Nach 10 Jahren wird der leibliche Vater festgestellt. Kann er vom
leiblichen Vater Unterhalt zurückfordern?
Gemäß § 1042 kann der „falsche“ Vater den Unterhalt zurückfordern, da er einen Aufwand getätigt
hat, den der „echte“ Vater hätte tätigen müssen. Dies bedarf jedoch eines Antrags auf Feststellung
der Nichtabstammung. Falls der echte Vater weniger verdient als der „Falsche“ kann der „Falsche“
nur das fordern, was sich der „Echte“ erspart hat. Der „Falsche“ Vater könnte auch mit § 1431 gegen
das Kind vorgehen, der OGH verbietet dies jedoch wenn der Unterhalt gutgläubig verbraucht wurde.

10. Mitwirkung im Erwerb – gibt es Entgeltanspruch?


Bei Ehegatten besteht nach § 90/2 die Pflicht zur Mitwirkung im Erwerb des anderen, soweit das
zumutbar und üblich ist und die Ehegatten nichts anderes vereinbart haben. Eine Mitwirkung kommt
nur bei Selbstständigen in Betracht!
Wenn mitgeholfen wird besteht ein Anspruch auf angemessenes Entgelt (§ 98). Primär richtet sich
der Anspruch nach der vertraglichen Vereinbarung, gibt es jedoch keine so steht gesetzliche
Abgeltung zu. Ein Vorausverzicht ist möglich, bedarf aber eines Notariatsaktes.
Die Verjährungsfrist beträgt 6 Jahre.

12. Miteigentümergemeinschaft – ordentliche/außerordentliche Verwaltung einer Liegenschaft?


Wohnungseigentümer haben kein real geteiltes Eigentum am Haus, sondern sind Miteigentümer der
gesamten Liegenschaft. Jeder Miteigentümer ist an der Sache quotenmäßig berechtigt, er hat
Miteigentum nach ideellen Anteilen. Nur über den eigenen Anteil kann der Miteigentümer allein
verfügen (= meist die eigene Wohnung). Alles andere (Stiegenhaus etc.) steht im Eigentum der
Eigentümergemeinschaft (= alle Wohnungseigentümer), einer juristischen Person.
Im Wohnungseigentumsrecht wird also zwischen ordentlicher (§ 28 WEG) und außerordentlicher
(§ 29 WEG) Verwaltung unterschieden. Im ersten Fall entscheidet die Mehrheit, bei der
außerordentlichen Verwaltung bloß die Stimmenmehrheit. Allerdings besteht das Recht zur Anrufung
eines Gerichts bei Überstimmung. Es bestehen überhaupt sehr viele Minderheitenrechte.

13. Zivilteilung und Realteilung


Es geht hier um die Aufteilung einer Miteigentumsgemeinschaft. Bei der Teilung von Miteigentum
sind 2 Möglichkeiten gemäß §§ 841 ff denkbar:
* Realteilung: Liegenschaft wird in 2 Grundbuchskörper geteilt
* Zivilteilung: Liegenschaft wird verkauft und der Erlös wird geteilt

14. Wann geht eine E-Mail zu?


Eine Willenserklärung wird rechtlich wirksam, sobald sie in den Machtbereich des Empfängers
gelangt ist und der Empfänger unter normalen Umständen die Möglichkeit hatte sich von dem Inhalt
Kenntnis zu verschaffen. Wer auf seinem Geschäftspapier eine E-Mail Adresse anführt, gibt zu
erkennen, dass man Erklärungen an diese Adresse richten kann. Man muss jedoch die Zeiten und
„normalen“ Umstände beachten (Tageszeit, eventuell Wochenende, …)!
31 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

15. Anmerkung – Streitanmerkung und Ranganmerkung


Bei der Anmerkung handelt es sich um eine von drei verschiedenen Eintragungsarten im Grundbuch
(Anmerkung, Einverleibung und Vormerkung). Die Anmerkung dient zur Ersichtlichmachung
bestimmter rechtserheblicher Tatsachen oder bewirkt besondere Rechtsfolgen. So wird zum Beispiel
angemerkt die Minderjährigkeit des Eigentümers, die Sachwalterbestellung oder die
Konkurseröffnung. Das alles dient dem Schutz des Rechtsverkehrs.
Die Streitanmerkung kann während eines laufenden Rechtsstreits über die Löschung eines bücherlich
Eingetragenen begehrt werden. Sie bewirkt, dass ein dem Klagebegehren stattgebendes Urteil auch
gegen alle Dritte wirkt, die in der Zwischenzeit bücherliche Rechte an der Liegenschaft erworben
haben.
Die Ranganmerkung dient dazu, dem Eigentümer der Liegenschaft seinen Rang für künftige
Verfügungen (Veräußerung oder Verpfändung) über sein Recht vorbehalten zu können. Der
Eigentümer bekommt einen Rangordnungsbeschluss ausgehändigt, der ein Jahr Gültigkeit besitzt.
Wer innerhalb dieses Zeitraumes alle erforderlichen Urkunden und diesen Beschluss vorlegt, kann
die Verbücherung seines Rechts im angemerkten Rang auch dann erwirken, wenn in der Zwischenzeit
andere Eintragungen erfolgt sind. Der Erwerber kann auch die Löschung aller Zwischeneintragungen
beantragen, durch die sein Recht beeinträchtigt wird. Die Anmerkung sicher den Erwerber also;
Dritten wird dies durch die Anmerkung publik.

17. Kann Wohnungsmietrecht unter Lebenden übertragen werden?


Möchte der Bestandnehmer seinen Vertrag auf einen neuen Bestandnehmer übertragen, muss der
Bestandgeber zustimmen. Fällt das Bestandsverhältnis jedoch unter das MRG so kann der
Hauptmieter, der die Wohnung verlässt, ohne Zustimmung des Vermieters sein Mietrecht an gewisse
nahe Angehörige (nicht Lebensgefährten!) abtreten (= Vertragsübernahme), die eine gewisse Zeit in
dieser Wohnung im gemeinsamen Haushalt gelebt haben. Der Vermieter kann unter Umständen
einen höheren Zins verlangen.

19. Heiratsgut
Heiratsgut ist ein Vermögen, das dem Mann von der Frau oder von einem Dritten (für die Frau) zur
Erleichterung des Eheaufwandes überlassen wird.
Über das Eigentumsrecht am Heiratsgut und dessen weiteres Schicksal entscheidet weitgehend der
zwischen dem Besteller und dem Mann geschlossene Ehepakt. Ist nicht Besonderes bedungen, so
erwirbt der Mann an Held und sonstigen verbrauchbaren Sachen Eigentum. An anderen Sachen
erhält er bloß ein Fruchtgenussrecht, während das Eigentumsrecht der Frau zusteht. Stirbt der Mann,
so fällt das Heiratsgut an die Frau.

20. Voraussetzungen für die einvernehmliche Scheidung


Die einvernehmliche Scheidung (§ 55a EheG) benötigt:
* gemeinsamen Scheidungsantrag
* mind. 6 Monate Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft
* unheilbare Zerrüttung (Gericht ist aber nicht befugt dies zu überprüfen!)
* Einigung über die wesentlichen Scheidungsfolgen (Obsorge, Unterhalt, Aufteilung des
Vermögens,…)
32 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

21. Vermieterpfandrecht
Zur Sicherung des Mietzinses hat der Vermieter einer unbeweglichen Sache ein gesetzliches
Pfandrecht an vom Mieter und seinen Angehörigen (!) eingebrachten Sache. Es erlischt, wenn die
Sachen vor gerichtlicher Pfändung aus dem Bestandsobjekt entfernt werden, der Bestandgeber kann
aber die Wegschaffung verhindern (Sperrrecht).

22. Rechtsfolgen des Schuldnerverzugs – Fixgeschäft?


Prinzipiell geht das Risiko des zufälligen Untergangs über auf den Schuldner (bzw. ist der Verkäufer
laut ABGB bis Übergabe sowieso der Risikoträger).
Bei objektivem Schuldnerverzug (Verzug nicht vorwerfbar) kann der Gläubiger entweder am Vertrag
festhalten oder unter Setzung einer Nachfrist vom Vertrag zurücktreten. Der Rücktritt auf Grund von
Verzug wirkt jedoch nur schuldrechtlich ( Leistungskondition), nicht sachenrechtlich!
Bei subjektivem Schuldnerverzug sind die Möglichkeiten des Gläubigers die Selben, es kommt nur
noch Schadenersatz bei beiden Varianten dazu. Der Schuldner haftet auf das Erfüllungsinteresse.
Fixgeschäfte sind Geschäfte, die „entweder jetzt oder nie“ erfüllt werden müssen (Hochzeitstorte,…).
Der Gläubiger hat hierbei kein Interesse an einer verspäteten Leistung. Es gibt keine Nachfrist, der
Vertrag zerfällt einfach (§ 919).

23. Voraussetzungen der Irrtumsanfechtung


* Irrtum muss zum Zeitpunkt der Willenserklärung bestehen
* Irrtum muss kausal sein.
* Motivirrtum nur beachtlich bei: listiger Verursachung, Motiv zur Bedingung gemacht, Testamenten
und unentgeltlichen Geschäften
* Geschäftsirrtümer: Erklärungsirrtum, Natur des Geschäfts, Eigenschaftsirrtum, Person
* Motivirrtümer: Kalkulation, Rechtsirrtum, Wertirrtum, Irrtum über Zukünftiges
* Alternativvoraussetzungen nach § 871/1: Veranlassen, Auffallen, Rechtzeitige Aufklärung
* Vierte Alternativvoraussetzung: Gemeinsamer Irrtum – strittig!
* Anfechten bei wesentlicher Irrtum (§ 877), Anpassen bei unwesentlicher Irrtum (§ 872)
* Verjährung: 3 Jahre ab Vertragsabschluss

24. Voraussetzungen der Kompensation


Die Voraussetzungen für die Aufrechnung (§ 1438) sind:
.) Identität der Parteien (der Gläubiger der einen Forderung muss Schuldner der anderen sein und
umgekehrt)
.) Gültigkeit der Forderungen
.) Fälligkeit der Forderungen
.) Gleichartigkeit der Forderungen (selber Leistungsinhalt, also etwa Geld gegen Geld)
.) Aufrechnungserklärung (nicht automatisch, entgegen dem Wortlaut!)
.) kein Aufrechnungsverbot

25. Wohnungsgebrauchsrecht
Bei dem Wohnungsgebrauchsrecht handelt es sich um ein Personalservitut. Nach dem Tod eines
Ehegatten steht dem anderen Ehegatten ein Wohnrecht zu (wenn ihm nicht schon nach anderen
Bestimmungen wie § 14 MRG oder § 14 WEG ein Wohnrecht zusteht). Er hat einen Anspruch gegen
die Erben, die Ehewohnung weiterhin bewohnen zu dürfen, wenn dieser Anspruch mit den Mitteln
33 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

des Nachlasses befriedigt werden kann. Er erhält aber wie gesagt nur ein Wohnrecht, er wird nicht
Eigentümer.

26. Fruchtgenussrecht
Das Fruchtgenussrecht ist eine Personaldienstbarkeit.
Bei Früchten ist die Herausgabepflicht eingeschränkt: Der redliche Besitzer erwirbt nach § 330
Eigentum an den Früchten und muss sie nicht herausgeben. Die Redlichkeit endet mit Zustellung der
Klageschrift. Ein Pfandgläubiger darf keine Früchte aus der Pfandsache ziehen.

27. Konventionalstrafe
Die Konventionalstrafe ist eine dem Vertragspartner fest zugesagte Geldsumme für den Fall, dass der
Versprechende seine vertraglichen Verpflichtungen nicht oder nicht in gehöriger Weise erfüllt. Im
bürgerlichen Recht schließt sie im Zweifel weitergehenden Schadersatz aus (pauschalierter
Schadenersatz).
Die Konventionalstrafe ist unabhängig vom tatsächlichen Eintritt und Umfang eines Schadens; auch
die übrigen Voraussetzungen des "normalen" Schadenersatzes wie Kausalität, Adäquanz und
Rechtswidrigkeit sind irrelevant. Von Bedeutung ist - nur, aber immerhin - das Verschulden; dieses
aber auch dann nur, wenn nichts anderes vereinbart wurde. Ein die Konventionalstrafe
übersteigender Schaden kann aber grundsätzlich geltend gemacht werden. Ist der Schuldner
Verbraucher, so gilt dies jedoch nur, wenn es im Einzelnen ausgehandelt wurde. Es besteht ein
zwingendes richterliches Mäßigungsrecht.

28. Gibt es verschuldensunabhängigen Unterhaltsanspruch im österreichischen Scheidungsrecht?


Wurde die Ehe wegen Zerrüttung und ohne Schuldausspruch geschieden, kann nur dem Beklagten
Unterhalt nach Billigkeit zugesprochen werden. Dieser hängt von den Bedürfnissen und Vermögens-
und Erwerbsverhältnissen der Geschiedenen ab.

29. Kann ein Besachwalteter testieren?


Wenn es zu ihrem Schutz angeordnet ist unterliegen besachwaltete Personen denselben Regelungen
wie mündige Minderjährige: Sie können mündlich vor Gericht oder einem Notar testieren (nur
höchstpersönlich!)

30. Besitzschutz
Dem Besitzer steht die Besitzstörungsklage zu. Diese muss 30 Tage ab Kenntnis der Störung
eingebracht werden. Auf die Qualifikation des Besitzes kommt es nicht an, genauso wenig auf das
Verschulden des Störers. Mit Hilfe der Besitzstörungsklage kann jedoch nur die Feststellung einer
Störung, die Unterlassung weiterer Störungen und die Wiederherstellung des letzten Besitzstandes
verlangt werden. Schadenersatz kann nicht zugesprochen werden!
Der dreifach qualifizierte Besitzer (rechtmäßig, redlich und echt) hat auch die ACTIO PUBLICIANA zur
Verfügung. Sie ähnelt der Eigentumsklage (§ 366) verlangt aber nicht den Beweis des Eigentums des
Klägers. Auch die Eigentumfreiheitsklage (ACTIO NEGATORIA) und die Servitutsklage (ACTIO
CONFESSORIA, § 523) steht dem dreifach qualifizierten Besitzer zu.
Der letzte Ausweg zum Besitzschutz wäre nun noch die Selbsthilfe.
34 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

31. „Person“ im Sinne des ABGB


Das ABGB unterscheidet zwischen natürlichen und juristischen Personen.
Natürliche Personen sind mit Geburt rechtsfähig. Die Rechtsfähigkeit erlischt mit dem Tod. Unter
Umständen ist auch schon der NASCITURUS rechtsfähig.

32. Was regelt das Organhaftpflichtgesetz?


Das Organhaftpflichtgesetz enthält Regelungen über Schäden, die Organwalter ihrem Rechtsträger
bei Ausübung hoheitlicher Tätigkeiten zufügen. Es handelt sich um ein LEX SPECIALIS zum DHG. Die
Besonderheiten sind:
* Schaden immer in Geld ersetzen (keine Naturalrestitution)
* Keine Haftung, wenn der Schaden auf Grund einer dienstlichen Anweisung entstand
* kein richterliches Mäßigungsrecht, aber dafür ist Regress erst ab groben Verschulden möglich

33. Was regelt das Amtshaftungsgesetz?


Es regelt Schäden, die Organe in Vollziehung der Gesetze rechtswidrig und schuldhaft zugefügt
haben. Grundsätzlich gilt die Verschuldenshaftung des ABGB mit folgenden Ausnahmen:
* Das schädigende Organ haftet niemals selbst, immer nur der Rechtsträger (Bund, etc.)
* Schaden immer in Geld ersetzen (keine Naturalrestitution)
*Regress besteht nur bei groben Verschulden des Organs
* Das AHG hat keine Wirkung für Höchstgerichte (und deren Entscheidungen)

34. Vormerkung
Eine Vormerkung führt zu einem bedingten Rechtserwerb oder –verlust. Meist kommt es zu einer
Vormerkung, wenn zwar eine Urkunde über das Rechtsgeschäft existiert, aber die besonderen
Erfordernisse für eine Einverleibung noch nicht vorliegen („Es existiert ein Kaufvertrag, aber die
Unterschriften sind noch nicht beglaubigt.“). Die Bedeutung der Vormerkung liegt darin, dass
dadurch der Rang des Vorgemerkten gewahrt und so verhindert wird, dass Dritte Rechte erwerben,
die in seine Rechtsstellung eingreifen.

35. IPR: Rechtswahl


Im Bereich von Rom I kann die Rechtswahl sowohl ausdrücklich, als auch schlüssig erfolgen (Art. 3/2
Rom I). Sie ist auch zu jedem Zeitpunkt möglich (Formgültigkeit und Rechte von Dritten werden
jedoch nicht verändert!). Die Rechtswahl nach § 11 IPRG ist dem ähnlich, nur kann eine Rechtswahl
nach Anhängigkeit eines Verfahren nur mehr ausdrücklich erfolgen.
Im Bereich von Rom I wird die materielle Wirksamkeit der Rechtswahlvereinbarung nicht nach LEX
FORI, sondern nach dem gewählten Recht beurteilt.

36. Ich habe einen Stall. Ich kaufe einen Jockey. Der überfordert das Pferd, gewinnt das Rennen,
aber das Pferd stirbt. Wie jeder Jockey hat er das gewusst. Ansonsten wäre er Zweiter geworden.
Das Pferd ist 1,000,000€ wert. Ich hab 100,000€ bekommen, beim 2. Platz hätte ich nur 30,000€
bekommen.
Hier handelt es sich um ein Problem des Vorteilsausgleichs. Die Vorteilsanrechnung entlastet den
Schädiger auf meist nicht gerechtfertigte Weise. Daher werden nicht alle von der schädigenden
Handlung verursachten Vorteile automatisch zugunsten des Schädigers berücksichtigt (verhinderter
Vorteilsausgleich). Welche Vorteile anrechenbar sind und welche nicht, ist umstritten. Die
Berücksichtigung von Vorteilen kommt jedenfalls gegenüber sachlich und zeitlich kongruenten
35 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

Schadenersatzansprüchen in Betracht. Bei Zuwendungen von Dritten ist nach deren Sinn zu fragen.
Manche Vorteile sollen den Geschädigten besonders begünstigen. Dann ist sowohl der Vorteil, als
auch der Ersatz zu erhalten.

37. Investitionskostenersatz des Mieters


Es besteht ein Investitionskostenersatz für Mieter gemäß § 10 MRG. Tätigt der Hauptmieter
Investitionen, die auch nach seiner Mietdauer von Nützen sind, so kann er diese rückerstattet
bekommen unter Anwendung einer jährlichen Abschreibung (jedes Jahr ein Zehntel). Davon
ausgenommen sind Sachen, wo der Vermieter seine Zustimmung verweigert hat.

38. Mein Vater hat ein Wiesengrundstück in Salzburg. 30 Jahre lang wandern dort Leute. Ich
bekomme das Grundstück als Legatar. Im 32. Jahr will ich dort ein Haus bauen und die Leute weg
haben. Wie?
Ein Servitut wird nach 30 Jahren ersessen. Die Leute, die über mein Grundstück wandern haben also
ein Recht an demselben erworben. Ebenso habe ich das Recht an dem Grundstück erst durch
Übergabe oder Verbücherung erlangt, da ein Legat lediglich einen schuldrechtlichen Anspruch gegen
den Nachlass darstellt. Da die Servitut ein dingliches Recht haben die Leute einen sachenrechtlichen
Anspruch gegen mich und können mittels Servitutsklage (§ 523) gegen mich vorgehen. Meine
Gutgläubigkeit kann mir hier nicht helfen, da § 1500 (= Vertrauen auf Grundbuch schützt den
Erwerber) nur für entgeltliche Geschäfte gilt (Gesetzesfortbildung!). Die Leute haben sogar einen
Anspruch aus der Servitutsklage auf Eintragung der Servitut. Meine einzige Chance wäre eine
langjährige Nichtausübung (30 Jahre) oder ich widersetze mich der Servitut für 3 Jahre. Wenn die
berechtigten Leute es dabei bewenden, so erlischt die Servitut.

40. ÖH mietet ein Gebäude der Republik an. Eintrittskarten werden verlangt. In der sich davor
bildenden Schlange lehnt sich einer ans Geländer, stürzt und stirbt. Was tun?
Nach § 1319 haftet der Halter (= Republik) eines Gebäudes oder eines anderen auf einem Grundstück
aufgeführten Werkes für den Einsturz eines Gebäudes oder Ablösen von Teilen eines Gebäudes,
wenn nicht die Einhaltung aller erdenklichen Sorgfalt bewiesen wird. Daher kommt es zu einer
Beweislastumkehr.
In Frage könnte auch noch § 1319a (Wegehalterhaftung) kommen, wo der Halter eines Weges
deliktisch für dessen mangelhaften Zustand bei eigenem grobem Verschulden oder groben
Verschulden seiner Leute haftet.

41. Schlüsselgewalt
Schlüsselgewalt (§96) ist das Recht des Ehegatten, der den gemeinsamen Haushalt führt und keine
Einkünfte hat, den anderen bei Rechtsgeschäften des täglichen Lebens, die er für den Haushalt
schließt und die den Lebensverhältnissen der Ehegatten entsprechen, zu vertreten.
Wenn der Dritte nicht erkennen konnte, dass der handelnde Ehegatte als Vertreter auftritt, haften
beide Ehegatten solidarisch. Die Regelung verzichtet entgegen allgemeinen Regeln auf die
Offenlegung der Stellvertretung und führt zum seltsamen Ergebnis, dass derjenige, der von der
Stellvertretung ausgeht, schlechter gestellt ist, als derjenige der dies nicht tut. Im ersten Fall haftet
nämlich nur der verdienende Ehegatte, im zweiten haften beide.
36 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

42. Fideikommissarische Substitution


Die fideikommissarische Substitution wird auch als Nacherbschaft bezeichnet. Durch sie kann der
Erblasser bestimmen, wer sein Vermögen auch nach seinem Erben erhalten soll. Hierfür gibt es
jedoch Grenzen. Er kann zwar prinzipiell so viele Zeitgenossen (zumindest gezeugt) wie er möchte
einsetzen, danach gilt die Regel: für unbewegliche Sachen nur ein Nacherbe, für bewegliche Sachen
zwei.
Die Rechtsstellung des Nacherben ist die eines Fruchtnießers. Er hat die Substanz zu schonen und
unterliegt einem Veräußerungs- und Belastungsverbot (ansonsten: Schadenersatz!).
Weiters inkludiert die Anordnung einer Nacherbschaft auch eine Ersatzerbschaft.

42. Vertrag mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter


Vertrag, bei dem Schutz- und Sorgfaltspflichten nicht nur gegenüber dem Gläubiger, sondern auch
gegenüber nicht am Vertrag beteiligten Dritten bestehen, die der Interessenssphäre des
Gläubigers (!) angehören oder von der Erfüllung des Vertrages vorhersehbar (!) mit betroffen sind.
Dadurch wird die vertragliche Schadenersatzpflicht auf Personen erweitert, die nicht Vertragspartner
sind. Der Vertrag mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter ist aber subsidiär; er greift nicht ein, wenn
der Dritte wegen der Schädigung selbst vertragliche Ansprüche geltend machen kann.

43. Gesetzesauslegung
Die Auslegung ist die Erforschung des Sinnes eines Rechtssatzes. Man beginnt mit der
Wortinterpretation (Begriffskern und Begriffshof,…). Ist der äußerst mögliche Wortsinn erreicht so ist
dies die Grenze der Auslegung. Danach steht noch die systematische (im Zusammenhang mit der
Gesamtregelung), historische und teleologische (objektiver Zweck) Interpretation zur Verfügung, die
alle drei untereinander gleichrangig sind.

44. IPR: Sachenrecht im IPR; Anknüpfungspunkt


Das Sachenrecht wird nach dem Staat beurteilt, wo die Erwerbung vollendet wurde. Hierfür muss
jedoch zuerst die Vorfrage geklärt werden, ob in dem Staat, wo sich die Sache befindet vll. schon
Eigentum übergegangen ist (Beispiel: Frankreich). Bei einer Lieferung über die Grenze von Österreich
nach Frankreich kommt es zu einem Erwerb an der Grenze. Weiters kann eine einmal eingetretene
Rechtsänderung durch Standortwechsel nicht verändert werden.

46. Kategoriemietzins
Für Substandardwohnungen (Kategorie D) ist ein fester m²-Preis vorgesehen, der nach dem
Verbraucherindex angepasst wird (brauchbar: € 1,46/m², ansonsten € 0,73/m²).

48. Gibt es ein einseitiges Verlöbnis?


Nein, das Verlöbnis (§ 45) ist ein formfreier Vorvertrag zwischen zwei natürlichen Personen. Es kann
jedoch jederzeit einseitig aufgelöst werden ( keine einklagbare Heiratsverpflichtung, auch kein
indirekter Zwang). Es steht jedoch Schadenersatz zu bei Verschulden (keine immateriellen Schäden!)
sowie die Pflicht zur Rückgabe von Geschenken.

50. Jemand erleidet einen Schaden durch einen Bruch in der Wasserleitung
§ 1318: Der tatsächliche Inhaber der Wohnung (= Mieter) haftet für das Herabfallen oder
Hinauswerfen von Sachen aus der Wohnung. Darunter wird auch der Sachverhalt subsumiert, dass
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bei einem Wasserschaden die darunterliegende Wohnung einen Schaden erfährt. Der Bestandgeber
muss die zufällig unbrauchbare Sache wieder brauchbar machen nach MRG.

53. Ich fahre zum Baumarkt. Ein Verkäufer hat rutschiges Lösungsmittel ausgeschüttet. Ich steige in
die Pfütze, rutsche aus und Breche mir das Bein
CULPA IN CONTRAHENDO. Weiters der Ersatz von immateriellen Schäden (Schmerzensgeld!) sowie
die Erwähnung vom DHG.
54. Ich kaufe etwas in einem Geschäft. Jahre später stellt sich heraus, dass der Verkäufer geistig
behindert (= geschäftsunfähig) war. Kann ich als Käufer ein Problem haben?
Der Geschäftsunfähigenschutz geht vor Vertrauensschutz. Das Geschäft ist unwirksam, es mangelt an
einem gültigen Titel. Daher kein Gutglaubenserwerb nach § 367 und auch keine „eigentliche“
Ersitzung (normalerweise 3 Jahre), sondern nur die uneigentliche Ersitzung nach 30 Jahren. Ich
genieße jedoch zu einem gewissen Grad Besitzschutz.

55. Leihmutter – Konstruktion?


Auch im Fall einer, in Österreich verbotenen, Eizellenspende normiert § 137b, dass die Mutter
(juristisch gesehen) die Frau ist, die das Kind geboren hat (MATER SEMPER CERTA EST).
Beim Vater sieht es so aus, dass Vater derjenige ist, „welcher der Mutter innerhalb von nicht mehr
als 300 und nicht weniger als 180 Tagen vor der Geburt beigewohnt hat oder mit dessen Samen an
der Mutter in diesem Zeitraum eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung durchgeführt worden ist,
es sei denn, er weist nach, dass das Kind nicht von ihm abstammt" (§ 163/2).
Hat ein Anderer dieser medizinisch unterstützten Fortpflanzung (durch gerichtliches Protokoll oder
Notariatsakt) zugestimmt, dann ist dieser der Vater (§ 163/3).
Wer seinen Samen einer für medizinisch unterstützte Fortpflanzungen zugelassenen Krankenanstalt
mit dem Willen überlässt, nicht selbst als Vater eines mit diesem Samen gezeugten Kindes
festgestellt zu werden, kann allerdings nicht als Vater festgestellt werden (§ 163/4).

56. Gemeiner Nachbar hebt Grube aus – ich bekomme Risse im Mauerwerk, weil es absackt
Diese Frage zielt auf § 364b ab! Der Nachbar wird schadenersatzpflichtig.

57. Kulpakompensation
Im österreichischen Recht kommt es im Fall des Mitverschuldens des Geschädigten grundsätzlich zur
verhältnismäßigen Schadensteilung (§ 1304). Jedoch nicht bei der Kulpakompensation! Das
Mitverschulden führt dabei zum vollständigen Erlöschen des Schadenersatzanspruches und damit zur
alleinigten Schadenstragung des Geschädigten. § 878 3. Satz ist ein Anwendungsfall der
Kulpakompensation (= wer die anfängliche Unmöglichkeit kannte).

58. Was gehört zum Vorausvermächtnis des Ehegatten?


Unabhängig davon, ob der Ehegatte zum Erben berufen ist oder nicht, steht ihm das gesetzliche
Vorausvermächtnis zu, das – wie der Pflichtteil – nur durch eine rechtmäßige Enterbung entzogen
werden kann. Das Vorausvermächtnis umfasst die zum Haushalt gehörenden Sachen (Möbel, Bilder,
Teppiche, Geschirr), der Erblasser kann darüber letztwillig nicht verfügen. Weiters umfasst das
Vorausvermächtnis auch das Recht, in der Ehewohnung weiter zu wohnen (durch § 14 MRG und
§ WEG aber, ist der Anwendungsbereich eingeschränkt). Er hat Vorrang vor allen Vermächtnissen
(Legaten), Pflichtteils- und Unterhaltsansprüchen.
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59. Bei einer behördlich genehmigten Kläranlage fällt ein Filter aus. Die Anlage wird trotzdem
weiter betrieben. Nachbargründe werden verseucht – was tun?
Behördlich genehmigte Anlagen genießen einen Sonderstatus im Nachbarrecht. Nachbarn müssen
Immissionen von genehmigten Anlagen auch ertragen, wenn sie das ortsübliche Maß überschreiten.
Ihnen gebührt jedoch Schadenersatz (wo kein Verschulden vorausgesetzt wird). Immissionen, die das
Leben oder die Gesundheit von Menschen ernsthaft bedrohen müssen aber dennoch nicht ertragen
werden.

61.Anscheinsvollmacht
Das Vertrauen des Geschäftspartners wird nach der Vertrauenstheorie immer dann geschützt, wenn
es eine Grundlage im Verhalten des Vertretenen (!) hat. Es kommt stets darauf an, worauf der
Erklärungsempfänger vertrauen durfte und nicht, was der Erklärende gewollt hat. Die
Voraussetzungen der Anscheinsvollmacht:
* Redlichkeit des Geschäftspartners (gutgläubig). § 10 KSchG: Nur wenn sie ihm bewusst (!) war.
* Das Vertrauen muss sein Grundlage im Verhalten des Vertretenen haben (Anstellung als
Verkäuferin, etc.)
* Es muss der Rechtsschein gewahrt sein – nur „gewöhnliche“ Geschäfte!

62. IPR: Wer muss prüfen, welches Recht zur Anwendung kommt?
Das fremde Recht ist gemäß § 4 IPRG von Amts wegen zur ermitteln. Hilfsmittel sind: Auskünfte des
Justizministeriums und Sachverständigengutachten. Die bloße Erkundung des Gesetzeswortlautes ist
nicht ausreichend. Kann das fremde Recht nicht innerhalb angemessener Frist ermittelt werden, so
ist gemäß § 4 IPRG österreichisches Recht anzuwenden. Daraus folgt, dass bei besonderer
Eilbedürftigkeit österreichisches Recht anzuwenden ist.

63. Wem steht Einwilligung in die Heilbehandlung zu?


Es kommt nicht wie bei der Geschäftsfähigkeit für den Abschluss von Rechtsgeschäften auf das
abstrakte Kriterium einer bestimmten Altersgrenze an, sondern auf die einzelfallbezogene Einsichts-
und Urteilsfähigkeit des Kindes. Mit erreichter Mündigkeit wird die Einsichts- und Urteilsfähigkeit
vermutet. Ansonsten entscheiden die Eltern. Sind beide Eltern obsorgeberechtigt so reicht die
Zustimmung eines der beiden Elternteile. Bei schweren oder nachhaltigen Beeinträchtigungen der
körperlichen Unversehrtheit ist die Zustimmung des Obsorgeberechtigten erforderlich.

64. Gewährleistung beim gemischten Vertrag?


Für gemischte Verträge gibt es zwei Theorien:
Absorptionstheorie: Der gesamte Vertrag wird nach den Regeln eines Vertragstyps behandelt. Dies
gilt zum Beispiel bei Kauf und Tausch sowie Miete und Pacht.
Kombinationstheorie: Für andere Verträge gilt, dass jeder Teil der Vereinbarung nach dem
„passenden“ Vertragstyp zu behandeln ist.
Die Gewährleistung ist also normalerweise immer gleich, lediglich beim Werkvertrag kann es zu
Sonderbestimmungen (Sphärentheorie, Aufklärungspflichten,…) kommen.

65. Vertragsauslegung
Vertragsauslegung ist die Erforschung des Sinnes einer rechtsgeschäftlichen Erklärung.
Maßgebend für die Auslegung von Willenserklärungen sind die §§ 914, 915, deren unmittelbarer
Anwendungsbereich zwar nur die Auslegung von Verträgen betrifft, die aber analog auf alle
39 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

Willenserklärungen angewendet werden. Stimmt der natürliche Wille der Parteien überein, so gilt
dieser (FALSA DEMONSTRATIO NON NOCET). Sonst ist zu fragen, ob man eine Partei an den Willen
der anderen binden kann (normativer Konsens). Auszugehen ist zunächst vom Wortsinn der
Erklärung in seiner gewöhnlichen Bedeutung (Übung des redlichen Verkehrs beachten!). Findet sich
dort kein Anhaltspunkt so ist das dispositive Recht maßgebend. Danach die ergänzende Auslegung
(hypothetischer Parteiwille). Kommt dieser auch zu keinem Ergebnis, so ist das Geschäft wegen
Dissens nichtig.
66. IPR: Was gilt in Fällen des Wettbewerbrechts?
Ansprüche aus unlauterem Wettbewerb (darunter: Schadenersatz) richten sich nach dem Recht jenes
Staates, auf dessen Markt sich der Wettbewerb auswirkt. Führt eine wettbewerbswidrige Handlung
zur Beeinträchtigung der Märkte mehrerer Staaten, so müssen die Rechtsfolgen nach den
betroffenen Marktrechten getrennt angeknüpft werden.
Dieses Marktortsprinzip wurde im Rahmen des sachlichen Anwendungsbereich des E-Commerce
Gesetzes durch das Herkunftslandprinzip ersetzt.

68. Das Mietobjekt wird veräußert – was passiert?


Im Vollanwendungsbereich des MRG gilt ganz allgemein, dass alle Rechtsnachfolger des Vermieters
ab Übergabe des Mietobjekts an den Mieter an Hauptmietverträge gebunden sind.
Ist auf den Bestandvertrag hingegen nur das ABGB anwendbar, gelten die Grundsätze des §1120:
* Ist die Bestandsache noch nicht übergeben, ist der Erwerber nicht an den Vertrag gebunden.
* Ist die Bestandsache übergeben, geht das Bestandverhältnis auf den Erwerber über. War der
Bestandvertrag nicht im Grundbuch eingetragen, kann der Erwerber innerhalb der gesetzlichen
Fristen kündigen. War es jedoch im Grundbuch eingetragen muss der Eigentümer das Mietrecht
ohne besonderes Kündigungsrecht gegen sich wirken lassen.

69. Welche Leasing-Verhältnisse gibt es?


Zum einen wird zwischen unmittelbarem und mittelbarem Leasing unterschieden. Beim
unmittelbaren Leasing nimmt der Produzent oder Händler der Ware das Leasinggeschäft selbst vor.
Beim mittelbaren Leasing kauft eine eigene Leasinggesellschaft die Sache vom Produzenten und
schließt das Geschäft mit dem Leasingnehmer.
Operatingleasing: Kurzfristiger Gebrauch einer Sache gegen Entgelt. Entsprich der Miete.
Finanzierungsleasing: Mischung aus Kauf und Miete. Der Leasingnehmer wird nicht Eigentümer, er
hat nur ein Gebrauchsrecht. Jedoch wird beim Finanzierungsleasing das wirtschaftliche Risiko, anders
als bei einem Mietvertrag, dem Leasingnehmer zugeordnet. Er ist verpflichtet, die Raten bei
Zufälliger Beschädigung weiter zu zahlen und trägt das Risiko des zufälligen Untergangs. Man
unterscheidet bei Finanzierungsleasingverträgen zwischen Vollamortisationsverträgen (decken 90%+
der Lebensdauer sowie Anschaffungskosten inklusive Gewinnzuschlag ab) und
Teilamortisationsverträgen. Finanzierungsleasingverträge sind gemischte Verträge, werden aber nach
Kaufrecht beurteilt (Absorptionstheorie!).
40 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

2007:

2. Ersitzung – von Skiabfahrten? Umfang von Servituten?


Ein Servitut ist eine absolut geschützte Rechtsposition. Der Servitutsberechtigte kann vom
Eigentümer entweder ein Dulden oder ein Unterlassen verlangen (kein Tun, ansonsten würde es sich
um eine Reallast handeln!).
Die Ersitzung eines Servituts dauert 30 Jahre andauernder, redlicher und echter Nutzung. Wurde ein
Recht ersessen, kann der Berechtigte die Eintragung im Grundbuch beantragen (ACTIO CONFESSORIA
§ 523). Dies ist zu empfehlen, da sonst das Servitut erlischt wenn ein Dritter gutgläubig die
Liegenschaft erwirbt („Was nicht eingetragen ist, gilt nicht.“).

3. Eheliche Gütergemeinschaft – Modus nötig? Mit- und Gesamthandeigentum? Resultat bei


Gütergemeinschaft, wenn ein Gatte pflichtwidrig seinen Anteil verkauft?
Der gesetzliche Güterstand in Österreich ist die Gütertrennung. Um Gütergemeinschaft zu
vereinbaren benötigt es einen Ehepakt (= Notariatsakt). Bei der Gütergemeinschaft werden die
Ehegatte Miteigentümer der Sachen. Das Verbot, allein über den eigenen Miteigentumsteil zu
verfügen besteht jedoch nur im Innenverhältnis!
Bei Vereinbarung der Gütergemeinschaft bereits vorhandenen beweglichen Sachen werden durch
eine Übergabe durch Erklärung (also Besitzkonstitut) übergeben und bzgl. nachtäglich erworbenen
Sachen wird ein vorweggenommenes Besitzkonstitut angenommen.
Beachte vor allem, dass bei Liegenschaften eine Einverleibung im Grundbuch erforderlich ist.

4. Schadenersatz: Arzt sagt (nur): „Ihnen müssen die Mandeln herausgenommen werden.“ Der
Patient stimmt zu, „näselt“ jedoch nachher. Kein Kunstfehler sondern normales Operationsrisiko –
Schadenersatz?
Bei einer medizinischen Behandlung wird in ein absolut geschütztes Rechtsgut eingegriffen
(körperliche Unversehrtheit). Kommt es zu einem Schaden und liegt keine Einwilligung vor handelt
der Arzt rechtswidrig. Handelt es sich jedoch um einen Notfall so ist das Einbringen der Einwilligung
nicht erforderlich. Weiters lag hier auch kein Kunstfehler vor. Ein Kunstfehler liegt erst vor, wenn der
Arzt nicht nach den anerkannten medizinischen Maßstäben („LEGE ARTIS“) behandelt.

5. Variante: Operation hat Risiko A, B und C. Arzt klärt nur über Risiko A auf. Risiko A verwirklicht
sich. Patient sagt, wenn er über Risiko B und C Bescheid gewusst hätte, hätte er sich nie operieren
lassen. Schadenersatz?
Der Arzt hat gegen die Aufklärungspflicht verstoßen. Es kommt auch zu einer Haftung des Arztes
wenn er die Operation LEGE ARTIS vorgenommen hat und sich „nur“ das normale Operationsrisiko
verwirklicht. Die Aufklärungspflichtverletzung muss jedoch jedenfalls kausal gewesen sein!

6. IPR: Eingriffsnormen
Unter Eingriffsnormen versteht man zwingende staatliche Lenkungsvorschriften, die im öffentlichen
Interesse auf Privatrechtsverhältnisse einwirken. Ihnen kommt ein Vorrang gegenüber
internationalprivatrechtlichen Anknüpfungen zu (zum Beispiel: Lenkungsmaßnahmen im
Ausländergrundverkehr).
Auch im Rahmen von Rom I kann die Anknüpfung nach den Regeln des Vertragsstatuts durch
Eingriffsnormen verdrängt bzw. verändert werden. Ob und inwieweit solchen zwingenden
41 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

Bestimmungen Wirkung zu verleihen ist, muss unter Berücksichtigung ihrer Natur und ihres
Gegenstandes sowie der Folgen ihrer Anwendung oder ihrer Nichtanwendung entschieden werden.

7. Okkupation
Okkupation (= Zueignung) ist die Besitzergreifung einer herrenlosen Sache (= Sache ohne
Eigentümer) mit dem Willen, daran Eigentum zu erwerben. Unterscheide davon den Fund, der nicht
herrenlos sondern lediglich verloren oder vergessen ist!

8. Dereliktion
Eine Dereliktion liegt vor, wenn der Eigentümer eine Sache den Besitz an ihr aufgibt und dabei den
Willen hat, auch das Eigentum aufzugeben (ohne es unmittelbar an jemanden anderen zu
übertragen).

9. Was ist ein Vorschuss?


Vorschüsse sind in § 789 geregelt. Vorschüsse sind Zuwendungen an Pflichtteilsberechtigte (Kinder
zum Beispiel!), die als Vorwegerfüllung des Pflichtteils gegeben wurden und bei denen daher die
Anrechnung auf den Pflichtteil vereinbart wurde. Die Vorschüsse sind dem reinen Nachlass
hinzuzuschlagen ( neue Berechnungsgrundlage!).

11. Kauf einer Liegenschaft von einem Geschäftsunfähigen


Der Geschäftsunfähige ist nicht in der Lage eine gültige Willenserklärung abzugeben. Es mangelt
daher an einem gültigen Titel (§ 367 kann sowieso nie zur Anwendung kommen, da dies nur für
bewegliche Sachen gilt). Es kommt jedoch eine Ersitzung (30 Jahre) in Betracht. Den Kaufpreis erhalte
ich via Bereicherungsrecht zurück.
Der Geschäftsunfähige wird aber auch bei der bereicherungsrechtlichen Rückabwicklung geschützt.
Er hat stets nur dann Ersatz zu leisten, wenn die Sache, durch die er bereichert wurde, entweder
noch vorhanden oder zu seinem Nutzen verwendet worden ist. Das heißt: Auch der
Geschäftsunfähige muss grundsätzlich IN NATURA zurückgeben. Ist die Rückgabe IN NATURA nicht
möglich, wird er beim Wertersatz allerdings begünstigt, weil er nur den tatsächlich erlangten Nutzen
herausgeben muss.

13. IPR: Anknüpfung des Ehegüterrechts


Das Ehegüterrecht ist nach jenem Recht zu beurteilen, dem die Parteien ausdrücklich zustimmen. Ist
dies nicht der Fall, ist jenes Recht maßgebend, das zur Zeit der Eheschließung für die persönliche
Rechtswirkung der Ehe maßgebend ist (= gemeinsames Personalstatuts, ansonsten: letztes
gemeinsames Personalstatut, ansonsten: gewöhnlicher Aufenthalt).
Das Güterrecht soll sowohl für das vertragliche, als auch für das gesetzliche Ehegüterrecht gelten.
Ausgenommen von dieser Anknüpfung ist jedoch die Formfrage der güterrechtlichen Vereinbarung.

14. Mangelbegriff des Gewährleistungsrechts


Das Gewährleistungsrecht definiert einen Mangel als eine Abweichung vom vertraglich geschuldeten
(§ 922). Die Ermittlung des Vertragsinhalts ist daher unabdingbar. Dabei spielen eigens bedungene
Eigenschaften genauso eine Rolle wie gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften.
Es wird weiters noch unterschieden zwischen Sachmängeln (= Mangel der der Sache körperlich
anhaftet) und Rechtsmängel (= verschafft dem Erwerber nicht die gewünschte Rechtsposition).
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15. Berechnung des Kindesunterhalts


Für die Höhe des Unterhalts sind sowohl die Leistungsfähigkeit der Eltern sowie die Bedürfnisse des
Kindes maßgebend. Je nach Alter beträgt der Unterhalt zwischen 16-22% des Nettoeinkommens. Es
gibt jedoch eine Playboygrenze (= 1200€).
Unterhalt gebührt bis zur Selbsterhaltungsfähigkeit ( behinderte Personen haben auch als
Erwachsene noch Unterhaltsansprüche!). Unterhalt kann in Geld und Naturalleistungen bestehen
(auch der Gatte, der den Haushalt führt leistet einen Beitrag!).

17. Unterschied: Miete und Pacht


Unter Miete versteht man die entgeltliche Überlassung einer Sache zum Gebrauch, unter Pacht die
entgeltliche Überlassung einer Sache zu Gebrauch und Fruchtziehung. Es sind beides
Bestandsverträge, die durch Einigung über Bestandssache und Zins zu Stande kommen.
Nur der Mieter (in diesem Fall der Mieter des Geschäftsraums) genießt den Schutz des MRG. Auf die
Unternehmenspacht sind die allgemeinen Regeln des ABGB anzuwenden.
Diese Unterscheidung ist wichtig für § 30/2/4 MRG! Kommt es bei einer Weitergabe gemieteter
Geschäftsräume zur bloßen Verwertung der Räume(insbesondere Untervermietung!), so kann der
Vermieter die Kündigung aussprechen. Kommt es hingegen lediglich zu einer Verpachtung des
Unternehmens ist dies nicht möglich.

18. Warnpflicht des Werkunternehmers? Untersuchungspflicht, Rügepflicht?


Normalerweise gilt die Sphärentheorie (es wird überprüft aus wessen Sphäre [Werbesteller oder –
Unternehmer?] das Scheitern stammt). § 1168a modifiziert die Sphärentheorie jedoch:
Ist der vom Besteller bereitgestellte Stoff offenbar untauglich oder sind seine Anweisungen offenbar
unrichtig so trifft den Werkunternehmer die Pflicht, den Besteller zu warnen. Bei schuldhafter
Verletzung dieser Warnpflicht hat der Unternehmer keinen Entgeltanspruch, falls das Werk schon
abgeliefert ist, hat der Besteller Gewährleistung.
Rügepflicht gibt es beispielsweise im Unternehmensrecht (§ 377 UGB).

19. Was ist der Rechtswidrigkeitszusammenhang?


Die missachtete Verhaltensanordnung muss gerade Schäden wie den eingetretenen verhindern
sollen. Nicht gehaftet wird, wenn ein davon losgelöster ganz beliebiger Schaden eintritt.

20. Was ist der nachgeschaltete Eigentumsvorbehalt?


Veräußert der Vorbehaltskäufer eine von ihm selbst nur unter Eigentumsvorbehalt gekaufte Sache an
einen Dritten weiter und vereinbart mit diesem einen Eigentumsvorbehalt, liegt ein nachgeschalteter
Eigentumsvorbehalt vor. Der Vorbehaltskäufer tritt gegenüber dem Dritten als unbeschränkter
Eigentümer auf. Hat er dafür keine Zustimmung des ersten Vorbehaltskäufers, kann es zum
gutgläubigen Erwerb des Anwartschaftsrechts durch den Dritten kommen, sodass zwei
Eigentumsvorbehalte und zwei Anwartschaftsrechte bestehen. Bezahlt der Zweitkäufer den
Kaufpreis, so erwirbt er Eigentum.

21. Gibt es bei Gütertrennung dennoch Einschränkungen der Verfügungsbefugnis?


Das Veräußerungs- und Belastungsverbot des §364c kann zwischen Ehegatten vereinbart werden
und wirkt absolut, wenn es verbüchert wurde (im C-Blatt der jeweiligen Grundbuchseinlage)  ein
ABSOLUT wirkendes Veräußerungsverbot gibt es nur bei Liegenschaften.
43 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

2008:

1. Wegfall der Geschäftsgrundlage:


Als Geschäftsgrundlage bezeichnet man für ein Geschäft typische Umstände, von denen beide
Geschäftspartner zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ausgehen. Nun wird gefragt, ob die
Fehlvorstellung über geschäftstypische Umstände den irrenden zur Anfechtung/Anpassung des
Vertrages berechtigt, wenn die Vertragserfüllung sinnlos geworden ist.
Achtung: Die Erfüllung muss noch möglich sein! Ist sie das nicht, so liegt eine nachträgliche
Unmöglichkeit vor!
Meist handelt es sich um einen (unbeachtlichen) Motivirrtum. Selten wird die Geschäftsgrundlage
zur Bedingung gemacht (weil zu selbstverständlich!). Anfechtung/Anpassung wird aber dennoch
bejaht wenn: jedermann diese Umstände mit einem solchen Geschäft verbindet, die Umstände nicht
einer Partei zurechenbar sind (die sich darauf beruft) und die Änderungen nicht vorhersehbar waren.

2. Unterhalt für einen schuldhaft geschiedenen Ehegatten:


Der Unterhalt richtet sich nach dem Verschulden.
Bei Alleinverschulden muss der schuldige Ehegatte Unterhalt bezahlen, wenn der andere Ehegatte
nicht für sich selbst sorgen kann (wenn einkommenslos: 33% des Nettogehalts, ansonsten 40% des
gemeinsamen Gehalts).
Bei zweiseitigem Verschulden nach Billigkeit, aber höchstens 10-15% des Nettoeinkommens.
Billigkeitsunterhalt kann jedoch immer zustehen!
Es gilt immer das Anspannungsprinzip!

5. Bereicherungsrechtliche Rückabwicklung bei verbotenen Geschäften:


Ist der Vertrag Gesetz- oder Sittenwidrig (§ 879), so ist die Frage warum:
Will das Gesetz die Entstehung von durchsetzbaren Pflichten verhindern, so findet eine
Rückforderung nicht statt (10,000€ fürs Nase operieren)!
Will das Gesetz eine der beiden Parteien schützen, so findet Rückforderung immer statt (der
Bewucherten kann die zu viel bezahlten Zinsen fordern)!
Die Rückforderbarkeit ist auch ausgeschlossen, wenn das Geld wissentlich zur Bewirkung einer
unerlaubten Handlung gegeben wurde, egal ob der Zweck schon erreicht wurde oder nicht. Dies soll
Drucksituationen für den Empfänger vermeiden („jetzt muss ich X töten, ansonsten kann er die 100
zurückfordern“).

6. Machthaber:
Machthaber, auch Repräsentanten genannt, haben eine leitende oder überwachende Funktion in
einer juristischen Person inne. Es findet eine Zurechnung wie für eigenes Verhalten statt. Bezüglich
Schadenersatzes ist das Handeln eines Machthabers dem Handeln eines Organs gleichgestellt.

7. Mindestpflichten von nicht Pflegebefohlenen / Obsorgeberechtigten?


Vier Aufgaben im Rahmen der Obsorge: Pflege, Erziehung, Verwaltung (des Kindervermögens) und
Vertretung des Kindes. In allen Bereichen ist das Kindeswohl leitender Gedanke.
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8. Was kann man für Rechte besitzen?


Nur Rechte die an körperlichen Sachen gebunden sind. Also Besitz bei Rechten kommt in Betracht,
diese eine dauernde Ausübung gestatten (Miete, Pacht, Dienstbarkeiten, Pfandrechte). Rechte, die
durch einmalige Ausübung erlöschen (Recht auf Zahlung des Kaufpreises) sind nicht Gegenstand des
Besitzes.

9. Transmission:
Transmission ist die Vererbung des Erbrechts. Stirbt der Berufene zwischen Anfall und
Einantwortung, geht das Erbrecht wie andere frei vererbliche Rechte auf seinen Erben über.

10. Schadenersatz: Verjährungszeiten


Schadenersatzansprüche verjähren in 3 Jahren ab Kenntnis von Schaden und Schädiger. Es besteht
aber eine absolute Verjährungsfrist von 30 Jahren.

11. X schenkt Y einen TV, weil dieser ein Auslandsstipendium bekommen hat. Leider bekommt Y
das Stipendium doch nicht. Kann X das TV-Gerät zurückverlangen?
Grundsätzlich ein Motivirrtum, da es sich um einen Irrtum über Zukünftiges handelt. Dieser wäre bei
einer Schenkung jedoch beachtlich. Es gelten bei der Schenkung jedoch nur Motivirrtümer über
Gegenwärtiges, nicht über Zukünftiges (systematische Interpretation: sonst würde es keinen Sinn
machen, dass das Gesetz Undank und Vermögensverschlechterung extra aufzählt als zukünftige
Irrtümer!).

12. X unterlässt den Verkauf eines TV an seinen Freund F. Dieser muss sich das Gerät jetzt
woanders kaufen, es kostet aber 500 mehr. Schadenersatz?
Es ist eine Haftung aus CULPA IN CONTRAHENDO zu bejahen. Rechtswidrigkeit liegt jedoch nur vor,
wenn man ernsthaften Abschlusswillen vortäuscht und dann grundlos ablehnt!

13. RES INTEGRA Theorie


§ 871 hat drei Möglichkeiten parat, wann sich der Irrende auf einen Irrtum berufen kann. Eine dieser
Möglichkeiten ist, wenn der Irrtum rechtzeitig aufgeklärt ist. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn der
Partner noch keine vermögenswerten Dispositionen im Vertrauen auf die Gültigkeit des Geschäftes
getätigt hat (= RES INTEGRA).

15. Sachwalter für nahe Angehörige


Meist sind Sachwalter keine Juristen, sondern nahe Angehörige, die die Aufgaben übernehmen.

16. Notarielle Beglaubigung des gesetzlichen Vertreters. Kann der Vertretene die Vertretung
widerrufen? Folgen?
Nein, die Vertretungsmacht des Sachwalters endet mit gerichtlichem Beschluss.

17. X hat bei der Bank einen Kredit. Sein Onkel O zahlt dieses an die Bank. Mögliche Folgen? Kann
dies eine Schenkung sein? Wenn ja, was ist Angebot, was ist Annahme?
O steht der Aufwandersatzanspruch nach § 1042 zu („Aufwand, den ein Anderer hätte machen
müssen…“). Schenkungswille ist nicht zu vermuten, es ist der Wille den Begünstigten zu verpflichten
zu vermuten (ANIMUS OBLIGANDI)!
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18. Wann kommt ein Vertrag im Fernabsatz zu Stande, wenn ich etwas bestelle?
Wenn mein Anbot und Annahme des Unternehmens übereinstimmen. Es ist auf Grund der Natur des
Geschäftes jedoch keine ausdrückliche Annahme seitens des Unternehmens zu erwarten. Für
Verbraucher sieht das KSchG in § 5 Sonderregeln, unteranderem betreffenden des Rücktrittrechts,
vor. Der Verbraucher kann ohne Angabe von Gründen 7 Werktage lang vom Vertrag zurücktreten.

19. 20 Jahre nach Geburt des ehelichen Kindes wird gerichtlich festgestellt, dass der angebliche
Vater nicht der leibliche Vater war. Hat das Kind Anspruch auf 20 Jahre Unterhalt gegen den echten
Vater?
Die Verjährung ist in § 1480 geregelt. In dieser demonstrativen Aufzählung sind Unterhaltszahlung
mit eingeschlossen. Die Verjährung beträgt daher 3 Jahre. Weiters könnte das Kind lediglich den
Unterschied verlangen, falls der wahre Vater mehr verdient hat als der unechte Vater.

20. Richtlinie und Verordnung


Richtlinien müssen erst in nationales Recht umgewandelt werden, Verordnung gelten unmittelbar.

21. Beweislast bei Gewährleistung:


Grundsätzlich obliegt es dem Geschädigten den Schaden zu beweisen. Bei Verbrauchern ist jedoch
innerhalb der ersten 6 Monate eine Beweislastumkehr. Wenn zwei Unternehmer kontrahieren so
greift die Rügeobliegenheit des § 377 UGB (man muss Mängel binnen angemessener Frist anzeigen,
sonst ist Gewährleistung ausgeschlossen). Bei Schadenersatz ist die Beweislastumkehr bei
vertraglicher Haftung gegeben, bei deliktischer Haftung jedoch nicht!

23. Richtwertmietzins
Im Prinzip kann der Mietzins privatautonom vereinbart werden, das MRG schützt aber den Mieter
zusätzlich. Für nach 1945 errichtete Gebäude ist ein angemessener (Marktpreis) Mietzins zu
vereinbaren, für alle anderen (vor allem Altbauwohnungen) gilt das Richtwertsystem: Vom
Justizministerium wird ein genormter Richtwert pro m² festgelegt, je nach Bundesland ist der m²-
Richtwert unterschiedlich hoch. Es gibt ein eigenes Gesetz, das Richtwertgesetz (RichtWG).

24. Tod des Mieters. Was passiert mit dem Mietrecht? Was, wenn eine Ehefrau/Lebensgefährtin
mit dringendem Wohnbedürfnis existiert?
Stirbt der Mieter wird der Bestandsvertrag nicht aufgelöst, es ergibt sich jedoch ein Kündigungsrecht
für Vermieter und Erben. Unterliegt das Bestandsverhältnis dem MRG, so treten nach dem Tod des
Mieters bestimmte Angehörige (auch Lebensgefährtin) in den Vertrag ein, wenn ein dringendes
Wohnbedürfnis besteht.

25. Pauschalreise
Eine Pauschalreise ist meist ein gemischter Vertrag (Werk-, Miet- und Auftragsvertrag), wobei die
werkvertraglichen Elemente jedoch meist im Vordergrund stehen. Es gibt hierfür den
Reiseveranstaltungsvertrag, wobei sich das Unternehmen Gehilfen (§ 1313a) bedient oder den
Reisevermittlungsvertrag, wo das Unternehmen lediglich vermittelt bzw. Informationen anbietet.
Entscheidend für die Abgrenzung ist das Auftreten des Anbieters gegenüber dem Reisenden.
Der Reiseveranstaltungsvertrag ist im KSchG besonders geregelt und gilt auch für Geschäftsreisende
(zwingend!).
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26. Testamentsformen im privaten Bereich


Eigenhändiges Testament – selbst unterschrieben
Fremdhändiges Testament – selbst unterschreiben + drei (unbefangene) Zeugen
Nottestament – mündlich oder fremdhändig vor zwei Zeugen (verliert nach 3 Monaten Gültigkeit)
Öffentliches Testament – vor einem Notar oder vor Gericht

27. Ehe wurde nur für Beschäftigungsbewilligung geschlossen


Es handelt sich um eine nichtige Ehe nach § 23 EheG. Bei Erhebung der Klage wird die Ehe EX TUNC
beseitigt. Nach 5 Jahren Ehe ist der Mangel jedoch als geheilt anzusehen.

28. Klage auf Feststellung der Vaterschaft – was muss der Kläger beweisen?
Der Mann kann ein uneheliches Kind anerkennen. Widersprechen weder Mutter noch Kind, so ist er
der juristische Vater. Die gerichtliche Feststellung (§ 163) wird mittels Antrag und dann via DNA-Test
erbracht. Ist dies nicht möglich so sind Zeugenbefragungen möglich.

29. Adoption und Legitimation


Bei der Legitimation wird das Kind ehelich, wenn die Vaterschaft festgestellt ist und die Mutter
daraufhin den Mann heiratet. Bei der Adoption wird ein leibliches Kindschaftsverhältnis nur
nachgebildet.

30. Garantieerklärung
Die Garantieerklärung ist eine abstrakte Erklärung. Bei der dreipersonalen Garantie muss der Garant
auch dann leisten, wenn das Deckungsverhältnis (Auftraggeber – Garant) oder Valutaverhältnis
(Auftraggeber – Begünstigter) mangelhaft ist. Dadurch wird die Bargeldfunktion der Garantie
gesichert.

31. IPR: Was gilt für Versicherungsverträge?


Die Anknüpfung richtet sich danach, wo der Versicherer seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Ergibt
sich aus der Gesamtheit der Umstände eine engere Verbindung zu einem anderen Staat, so ist dieses
anzuwenden (Ausweichklausel). Nach Art. 7/3 Rom I darf die Rechtswahl nur auf das Recht, wo das
Risiko belegen ist, das Recht, wo der Versicherungsnehmer seinen gewöhnlichen Aufenthalt, etc.
fallen.

32. Vater schickt 6-jährigen zum Einkauf von Wurstsemmeln und Zigarettenpackungen. Er tritt
nicht als Vertreter auf, sondern selbst. Kommt ein Vertrag zustande?
Der Taschengeldparagraph kann hier nicht greifen, weil das Kaufen von Zigaretten kein
alterstypisches Geschäft ist. Der Vertrag ist nichtig.
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2010:

1. Schenkung auf den Todesfall – Unterschied zu Legat. Unterschiede in der Pflichtteilsberechnung?


Der Unterschied zum Legat (= Vermächtnis) liegt darin, dass das Vermächtnis frei widerruflich ist, die
Schenkung auf den Todesfall als Vertrag aber den Erblasser bindet. Die Schenkung auf den Todesfall
ist nur gültig wenn der Beschenkte zustimmt, Notariatsakt vorliegt und der Erblasser ausdrücklich auf
das Widerrufsrecht verzichtet. Nach dem Tod des Erblassers ist die Schenkung wie ein Legat noch in
der Verlassenschaft vorhanden und daher pflichtteilswirksam ein Teil des reinen Nachlasses (für
Berechnung der Pflichtteile maßgebend). Einer Schenkungsanrechnung bedarf es daher nicht.

2. Namensführung nach Eheschließung


Wird kein Name gewählt: Name des Mannes.
Die Frau kann aber auch ihren Namen beibehalten oder einen Doppelnamen wählen. Kinder tragen
dann den gemeinsamen Namen, nie Doppelnamen! Bei einer Scheidung ändert sich prinzipiell nichts.

4. Vorschaltlösung
Das UN Kaufrecht kommt auf Kaufverträge über Waren zur Anwendung wenn beide Staaten
Vertragsstaaten sind (= autonome Anknüpfung) oder wenn die Regeln des IPR zur Anwendung des
Rechts eines Vertragsstaates führen (= Vorschaltlösung).

5. Analogie
Hierbei handelt es sich um die Beseitigung einer Rechtslücke durch Erstreckung einer Rechtsnorm auf
einen Sachverhalt, der nach dem Wortlaut nicht geregelt ist. Man unterscheidet Gesetzes-, Rechts (=
man verallgemeinert einen Grundsatz) - und Gesamtanalogie (= natürliche Rechtsgrundsätze werden
herangezogen).

6. Absorptions- und Kombinationstheorie – Unterschiede!


Für gemischte Verträge gibt es zwei Theorien:
Absorptionstheorie: Der gesamte Vertrag wird nach den Regeln eines Vertragstyps behandelt. Dies
gilt zum Beispiel bei Kauf und Tausch sowie Miete und Pacht.
Kombinationstheorie: Für andere Verträge gilt, dass jeder Teil der Vereinbarung nach dem
„passenden“ Vertragstyp zu behandeln ist.

7. Jemand ist bei einem Buchclub – der feiert 10jähriges Jubiläum und will A daher ein Buch
schenken – nach 10 Tagen sagt A zu, dass er es haben will. Der Buchclub hat es sich inzwischen
anders überlegt und will A es nichtmehr schenken. Ansprüche?
§ 943 legt die Form eines Schenkungsvertrages fest. Dieser erfordert, wenn die Übergabe nicht sofort
erfolgt, einen Notariatsakt, was hier zu verneinen ist. Jedoch gilt auch für Schenkungen der
allgemeine vertragsrechtliche Grundsatz „PACTA SUNT SERVANDA“. An eine wirksam geschlossene
Vereinbarung muss sich jeder der beiden Vertragsteile halten. § 946 bestimmt daher, dass
Schenkungen in der Regel nicht widerrufen werden können. Ausnahmen hierzu wäre die Dürftigkeit
(Armut) des Geschenkgeber und grober Undank.
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8. Unterschied zwischen Nichtehe – nichtige Ehe und aufhebbare Ehe


Eine Nichtehe liegt vor, wenn die Ehegatten vom selben Geschlecht sind, keine übereinstimmende
Willenserklärung abgegeben haben oder die Mitwirkung eines Standesbeamten nicht vorliegt.
Eine nichtige Ehe liegt zum Beispiel bei Blutsverwandtschaft, Doppelehe, völlige
Geschäftsunfähigkeit, Ehe für Staatsbürgerschaft etc. vor. Sie wird EX TUNC beseitigt. Unheilbar ist
Doppelehe und Blutsverwandtschaft.
Eine aufhebbare Ehe liegt bei mangelnder Einwilligung des gesetzlichen Vertreters vor, wenn man
beschränkt (!) geschäftsfähig ist. Weiters bei Irrtum, Täuschung und Drohung. Sie wird EX NUNC
beseitigt.

10. Verpflichtungsgeschäft und Verfügungsgeschäft


Das Verpflichtungsgeschäft ist auf eine künftige Leistung gerichtet, wirkt jedoch noch nicht auf
bestehende Rechte ein. Es muss kausal sein (= es muss ein Zweck erkennbar sein), abstrakte
Verpflichtungsgeschäfte sind in Österreich verboten!
Das Verfügungsgeschäft wirkt unmittelbar auf ein bestehendes Recht ein, indem es dieses überträgt,
aufhebt oder beschränkt. Es ist kausal, wenn es von einem Titel abhängt, ansonsten ist es abstrakt. In
Österreich gibt es ohne Titel keinen Eigentumsübergang!

11. Gesetzlicher Güterstand in Österreich


In Österreich ist der gesetzliche Güterstand die Gütertrennung. Jeder Gatte behält, was er in die Ehe
eingebracht hat, weiters wird er Alleineigentümer der Sachen, die er erwirbt. Er wird jedoch auch
allein Schuldner seiner Verbindlichkeiten.
Man kann jedoch Gütergemeinschaft vereinbaren. Dann wird jeder Gatte Miteigentümer.

14. Vorbehaltsklausel
Die Vorbehaltsklausel (auch ORDRE PUBLIC genannt, § 6 IPRG) setzt der Anwendung fremden Rechts
eine äußere Schranke. Ausländische Rechtsnormen sind trotz Verweisung oder Rechtswahl nicht
anzuwenden, wenn sie zu einem Ergebnis führen würden, das mit den Grundwerten der
österreichischen Rechtsordnung unvereinbar ist. Die Lücke ist durch Anwendung österreichischen
Sachrechts zu schließen.

15. Zugang einer Willenserklärung


Es herrscht in Österreich das Zugangsprinzip. Willenserklärungen gelten als zugegangen, wenn sie in
den Machtbereich des Empfängers gelangt sind beziehungsweise, wann sich der Empfänger unter
normalen Umständen davon Kenntnis verschaffen konnte.
Wurde die Willenserklärung jedoch noch nicht zur Kenntnis genommen, kann sie noch widerrufen
werden. Sie reist weiters auf Risiko des Erklärenden. Ausnahmen von der Empfangsbedürftigkeit sind
zum Beispiel Testamente.

16. Wegehalterhaftung
Nach § 1319a haftet der Halter eines Weges deliktisch für dessen mangelhaften Zustand bei eigenem
grobem Verschulden oder groben Verschulden seiner Leute.

17. Vorsorgevollmacht
Hierbei handelt es sich um eine formpflichtige, für den Fall errichtete Vollmacht, dass der
Vollmachtgeber die Einsichtsfähigkeit verliert. Sie hindert die Bestellung eines Sachwalters.
49 © Martin Schwertmann – schwertmann.at

18. Ein Popstar aus den USA verbringt eine Nacht mit einer Österreicherin – sie wird schwanger.
Nun verlangt sie Unterhalt, nach welcher Rechtsordnung richtet sich der Unterhaltsanspruch?
Der Kindesunterhalt richtet sich nach dem Haager Unterhaltstatutübereinkommen: Maßgebend ist
der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes. Ebenso wird die Vorfrage (!), also Abstammung und
Vaterschaft nach dem gewöhnlichen Aufenthalt des Kindes entschieden.

19. Merkantiler Minderwert


Wird ein KFZ beschädigt, kann es trotz Reparatur als „Unfallauto“ am Markt weniger wert sein. Diese
Minderung des gemeinen Werts wird als merkantiler Minderwert bezeichnet. Er wird auch dann
ersetzt, wenn der Geschädigte das KFZ gar nicht verkaufen will.

20. Rechtsfolgen des erweiterten Eigentumsvorbehalts?


Der Eigentumsvorbehalt dient der Sicherung der Kaufpreisforderung bei einem Kreditkauf und ist
publizitätslos. Es wäre nun vorteilhaft, könnte man diese publizitätslose Sicherung auch auf andere
Forderungen erweitern/ausdehnen, sodass der Eigentumsvorbehalt erst mit Erfüllung aller
Forderungen erlischt. Dies ist jedoch unzulässig, da dadurch das Faustpfandprinzip unterwandert
werden würde. Der Eigentumsvorbehalt gilt daher nur für die Kaufpreisforderung.

21. Verlängerter Eigentumsvorbehalt


Hierbei wird dem Vorbehaltskäufer gestattet die Sache im eigenen Namen weiterzuveräußern und
Eigentum zu übertragen. Der Vorbehaltskäufer ist zwar nicht Eigentümer, erhält aber eine
Verfügungsermächtigung. Meist wird für diese Verfügungsermächtigung noch eine Ersatzsicherheit
von Nöten sein, zum Beispiel eine (publizitätsbedürftige!) Sicherungsabtretung der Forderung.

23. Gewährleistung bei Zession


Wurde eine Forderung entgeltlich (!) abgetreten steht dem Neugläubiger Gewährleistung zu. § 1397
modifiziert das allgemeine Gewährleistungsrecht. Der Altgläubiger steht ein für die Richtigkeit der
Forderung (= Rechtsmangel) sowie die Einbringlichkeit der Forderung (= Sachmangel).

24. Gewährleistung – Rechtsbehelfe der ersten Stufe


Prinzipiell hat der Übernehmer das Wahlrecht, außer bei unverhältnismäßigem Aufwand, zwischen:
Verbesserung: Herstellung des vertragskonformen Zustands.
Austausch: Nur bei Gattungsschuld möglich.

25. Ein 17jähriger kauft in Täuschungsabsicht einen Fernseher. Der Verkäufer weiß nicht um das
wahre Alter Bescheid. Der TV geht zufällig unter. Schadenersatz?
Bei einem 15-Jährigen handelt es sich um einen mündigen Minderjährigen. Dieser kann über das
Einkommen aus eigenem Erwerb und über Sachen, die ihm zur freien Verfügung überlassen
(Taschengeld!) worden sind, frei verfügen (solange dadurch die Befriedigung seiner
Lebensbedürfnisse nicht gefährdet werden).
Bei sonstigen Geschäften sind diese schwebend unwirksam. Bis zur Entscheidung des gesetzlichen
Vertreters ist der Geschäftspartner gebunden (§ 865). Er kann jedoch eine Frist für diese
Entscheidung setzen. Wird die Zustimmung erteilt so wird jedoch das Kind (!) Vertragspartei, nicht
die Eltern. Weiters können Minderjährige ab 7 Jahren rechtswirksam bestehende Schulden zahlen.

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