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BGB AT – Vertragsschluss
• Angebot [Abgrenzung zu invitatio ad offerendum]
- Ein Angebot (= Antrag) iSd. § 145 ist eine auf einen Vertragsschluss
gerichtete empfangsbedürftige Willenserklärung, die so gestaltet
ist, dass das Zustandekommen des Vertrages nur vom Ein-
verständnis (= Annahme) des anderen abhängt (nach Brox Rn.165f).
• Annahme [Abgrenzung zu § 150 II BGB]
- Eine Annahme ist eine grundsätzlich empfangsbedürftige Willens-
erklärung, durch die der Angebotsempfänger sein Einverständnis
mit dem Vertragsschluss zu verstehen gibt (nach Brox Rn.176f).
• Zustandekommen [wenn zeitliche Abfolge unklar/irrelevant]
- (+) beim Vorliegen von auf Vertragsschluss gerichteten
übereinstimmenden (= korrespondierenden), wirksamen
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Willenserklärungen (Angebot und Annahme)
Bürgerliches Recht Martin Böhme
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BGB AT – Vertragsschluss
Beachte zum Vertragsschluss:
- Willenserklärungen müssen wirksam sein
[vgl. Folie Nichtigkeit von Willenserklärungen]
- Willenserklärungen müssen (idR) zugehen
[vgl. Folien zum Zugang von Willenserklärungen]
- über essentialia negotii (wesentliche Vertragsbestandteile; zu
bestimmen je nach Vertrag) muss Einigung erzielt worden sein
[ggf. Auslegung der Willenserklärungen notwendig]
- falls keine Einigung (Konsens) über alle Vertragsbestandteile,
Anwendung der §§ 154, 155 (Dissens)
[kann nach § 155 bei fehlender Einigung über unwesentlichen Punkt ausnahmsweise
dazu führen, dass Vertrag geschlossen ist, i.Ü. aber kein Vertragsschluss bei Dissens]
- Einbeziehung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB)
[hat grundsätzlich keine Auswirkung auf die Frage, ob überhaupt ein Vertrag
geschlossen wurde, die Wirksamkeit der Einbeziehung von AGB kann jedoch ggf.23iRd
Vertragsschlusses problematisiert werden,]
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BGB AT – Geschäftsfähigkeit
• unbeschränkte Geschäftsfähigkeit
- gesetzlich nicht geregelt
- (grds.) unbeschränkte Teilnahme am Rechtsverkehr möglich
• beschränkte Geschäftsfähigkeit
- Minderjährige ab 7 Jahre, § 106 BGB
- Rechtsfolge gem. §§ 107ff BGB:
WE ist (idR nach § 108 I ) schwebend unwirksam und von der
Zustimmung [vorherige = Einwilligung, vgl. § 183; nachträgliche =
Genehmigung, vgl. § 184] des Vertreters (= der Eltern) abhängig
• Geschäftsunfähigkeit
- Kinder unter 7 Jahren (§ 104 Nr.1) und Geisteskranke (§ 104 Nr.2)
- Rechtsfolge gem. § 105 Abs.1 : WE ist nichtig 26
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BGB AT – Unterverbriefung-Fall
• Unterverbriefung-Fall
- Sachverhalt
A möchte von B ein Grundstück für 1.000.000 € erwerben. Um
Grunderwerbssteuern und Notarkosten zu sparen, beschließen beide
dem Notar einen Vertrag vorzulegen, bei dem der Kaufpreis nur
100.000 € beträgt. Wie ist die Rechtslage, wenn die Auflassung und die
Eintragung des A ins Grundbuch erfolgt sind?
- Lösung
[Erkennen, worauf die Fallfrage abzielt und Obersätze bilden.]
1. Zwischen A und B könnte ein Kaufvertrag über das Grundstück zum
Preis von 100.000 € zustande gekommen sein.
2. Zwischen A und B könnte ein Kaufvertrag über das Grundstück zum
Preis von 1.000.000 € zustande gekommen sein. 29
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BGB AT – Unterverbriefung-Fall
Zu 1.:
A und B haben sich vor dem Notar auf einen Vertrag über das
Grundstück mit einem Kaufpreis von 100.000 € geeinigt.
Dieser Vertrag ist formwirksam (= nicht nach § 125 S.1 nichtig), denn er
wurde notariell beurkundet, §§ 311b I 1, 128 BGB
Allerdings ist der Vertrag gemäß § 117 I BGB nichtig, denn A und B
haben die Erklärungen einverständlich nur zum Schein abgegeben.
Zu 2.:
A und B haben sich auf einen Vertrag über das Grundstück mit einem
Kaufpreis von 1.000.000 € geeinigt.
Dieser Vertrag wurde jedoch nicht notariell beurkundet und ist daher
grundsätzlich nichtig gemäß §§ 125 S.1, § 311b I 1, 128 BGB.
Allerdings wurde dieser Formmangel gemäß § 311b I 2 BGB geheilt, da
Auflassung und Eintragung ins Grundbuch bereits erfolgt sind. 30
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BGB AT – Anfechtung
• Prüfung der Anfechtung
- Anfechtungsgrund, §§ 119 I 1. & 2. Alt., II, 120, 123
- § 119 I 1. Alt. – Inhaltsirrtum
- § 119 I 2. Alt. - Erklärungsirrtum
- § 119 II - Eigenschaftsirrtum
- § 120 - Übermittlungsirrtum
- § 123 I - Täuschung oder Drohung
- Anfechtungserklärung, § 143 I
- gegenüber dem Anfechtungsgegner, § 143 II, III, IV
- innerhalb der Anfechtungsfrist, § 121 oder § 124
• Rechtsfolgen der Anfechtung
- § 142 I = Rechtsgeschäft gilt als von Anfang an nichtig
- § 122 I = Anfechtender haftet ggf. auf Vertrauensschaden 31