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2023
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Renke Onken
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl Prof. Kubis
Renke
FolieOnken
Entscheidendes Kriterium für die Abgrenzung: Die eigene Willenserklärung des Stellvertreters.
Im Gegensatz dazu überbringt ein Bote nur eine bereits fertig formulierte WE eines anderen an den
Empfänger.
Eine eigene WE kann dabei nur derjenige abgeben, der noch ein Mindestmaß an Entscheidungsfreiheit im
Hinblick auf den Geschäftspartner, den Gegenstand des Geschäfts oder den Abschluss des Geschäfts
überhaupt innehat.
Befugnis des Vertreters, für den Vertretenen Rechtsgeschäfte wahrnehmen zu können, beruht auf dem Gesetz.
Meist angeordnet für diejenigen, die nicht in der Lage sind, für sich selbst rechtsgeschäftlich zu handeln, wie z.B.:
Kinder, die nicht das siebente Lebensjahr vollendet haben
Unter Betreuung stehende Personen
Dabei gibt es verschiedenen „Gruppen“ von ges. Vertretern:
Gesetz bestimmt Personenkreis der Vertreter und Umfang der Vertretungsmacht (§ 1629 BGB)
Gesetz bestimmt, dass unter bestimmten Voraussetzungen ein Gericht Personen als Vertreter für andere Personen
ernennen muss (Vormundschaft, Betreuung, Pflegschaft; §§ 1793 a.F., 1896 a.F., 1909 a.F.)
Organe als Vertreter für jur. Personen
Sind die Voraussetzungen erfüllt, treffen die Rechtsfolgen gem. § 164 I und III BGB allein den Vertretenen, nicht auch
den Vertreter.
Deshalb kann gem. § 165 BGB ein beschr. Geschäftsfähiger zum Vertreter bestellt werden
Willensmängel: Gem. § 166 I BGB wird bei Willensmängeln und Kenntnis oder Kennenmüssen gewisser Umstände
auf die Person des Vertreters abgestellt. Der Vertretene kann jedoch die WE wie eine eigene anfechten, wenn der
Vertreter sich geirrt hat.
Ausnahmsweise kommt es jedoch auch auf die Kenntnis oder das Kennenmüssen des Vertretenen an, § 166 II BGB.
Möglich über alle Möglichkeiten, Rechtsgeschäftlich zu handeln. (Frist, Bedingung, Widerruf, Anfechtung…)
Folgen des Erlöschens der Vollmacht: Bisheriger Vertreter verliert die Vertretungsmacht. Wenn er dennoch weiter
als Vertreter handelt, greifen die §§ 177 ff. BGB; mit den Ausnahmen der §§ 170- 173 BGB.
Erlöschen der ausgeübten Vollmacht durch Anfechtung:
• E.A. keine Anfechtung möglich, weil gem. § 166 BGB auf den Vertreter abzustellen ist. Argument: weil der
Vertretene sonst besser dastände, als hätte er das Geschäft selbst vorgenommen. Gegenargument:
Abstraktionsprinzip! Erteilung der Vollmacht von § 166 BGB nicht erfasst.
• H.M. Anfechtung möglich. Aber, bei der Innenvollmacht: Wem gegenüber?
o E.A.: Wahlrecht zwischen Vertreter und Geschäftspartner
o A.A.: Gegenüber beiden!
o H.M.: Anfechtungserklärung gegenüber Vertreter; allerdings muss der Vertretene den Geschäftspartner
informieren (ansonsten evtl. SchE)
Duldungsvollmacht:
• Zum Handeln in fremdem Namen nicht befugte Person ist während einer gewissen Dauer und zum
wiederholten Male für den Geschäftsherrn als Vertreter aufgetreten
• Geschäftsherr wusste davon, ist jedoch nicht eingeschritten, obwohl es möglich gewesen wäre
• Geschäftsgegner wertet Verhalten des Vertreters so, dass er eine Vollmacht hat.
• Rechtsschein war für das rechtsgeschäftliche Verhalten des Geschäftsgegners kausal.
• Rechtsfolge: Vertretener muss sich so behandeln lassen, als habe er eine wirksame Vollmacht erteilt
(h.M.). Anfechtung möglich? Str.!
o E.A. Keine Anfechtung möglich, da Duldungsvollmacht kein Rechtsgeschäft ist.
o E.A.: Anfechtung möglich, das sonst Rechtsscheinvollmacht „stärker“ als echte Vollmacht.
o E.A.: Anfechtung möglich, da Duldungsvollmacht nur „konkludente Willenserklärung“ (z.B.
Flume)
Anscheinsvollmacht:
• Eine Person hat keine Vertretungsmacht, handelt über einen längerem Zeitraum für eine andere Person
als Stellvertreter
• Vertretener kennt das Handeln des „Vertreters“ nicht, hätte dies aber bei pflichtgemäßer Beobachtung
der notwendigen Sorgfalt erkennen und verhindern können.
• Geschäftsgegner nimmt nach Treu und Glauben an, der angeblich Vertretene kenne und billige dies
• Rechtsschein war für Verhalten des Geschäftsgegners kausal
• Rechtsfolge: Vertretener muss sich so behandeln lassen, als habe er eine Vollmacht erteilt.
o E.A. Keine Anfechtung möglich, da Anscheinsvollmacht kein Rechtsgeschäft ist.
o E.A.: Anfechtung möglich, das sonst Rechtsscheinvollmacht „stärker“ als echte Vollmacht.
§181 BGB: Insichgeschäfte sind unzulässig, es sei denn sie werden ausschließlich in Erfüllung einer
Verbindlichkeit angenommen oder sind gestattet worden.
Kurze Fälle-Vertretungsmacht
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1) B möchte von V ein Auto kaufen. Er sagt zu C, dass dieser das für Ihn erledigen soll, er hätte ein Budget
von 800 €. C kauft im Namen von B ein Auto für 1200 €, da er meint, dass dies das beste für B sei.
2) Angestellter A kauft seit einiger Zeit, ohne hierzu ausdrücklich berechtigt worden zu sein, im Namen seines
Vorgesetzten V verschiedene Bar-Produkte (Gläser, Papierstrohhalme etc.) ein. V bekommt dies mit,
unternimmt jedoch nichts dagegen. Nun kauft A mehrere Messer für eine Cocktailbar im Namen des V.
3) L ist großer Traktoren-Fan. Deshalb „lungert“ er sehr oft beim Traktorenverkäufer T auf dem Hof herum, er
berät auch Zeitweise Kunden. Eines Tages verkauft L im Namen des T einen der Traktoren an Z für 250.000
€.
4) D sagt zu E, er solle in seinem Namen beim Bäcker eine Torte für maximal 25 Euro kaufen. E kauft eine
Erdbeertorte für 20 Euro im Namen des D. D mag keine Erdbeeren.
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Pause!
Kennen sie bereits aus dem Minderjährigenrecht- auch im Stellvertretungsrecht kam dies vor.
Die Zustimmung kann entweder im Voraus erteilt werden (Einwilligung, § 183 S. 1 BGB) oder im Nachhinein
(Genehmigung, § 184 I BGB).
Sehr wichtig: Verfügung eines Nichtberechtigten und die Zustimmung § 185 BGB)!
• Nichtberechtigter i.S.d. § 185 BGB ist
o Derjenige, dem der von der Verfügung betroffene Gegenstand materiellrechtlich nicht zusteht;
o Derjenige, der über ein Recht verfügt, das zugunsten eines Dritten belastet ist, und der den
Eindruck erweckt, als sei es unbelastet;
o Auch der Inhaber des von der Verfügung getroffenen Gegenstandes, wenn ihm die
Verfügungsmacht fehlt, wie z.B. der Erbe bei der Testamentsvollstreckung
o Auch derjenige, der vom Berechtigten in einem gewissen Rahmen ermächtigt ist, die Grenzen der
Ermächtigung mit der getroffenen Verfügung aber überschritten hat.
o Wenn dieser verfügt, kann der Berechtigte jedoch vorher (Zustimmung) oder nachher
(Genehmigung) seine Einwilligung erteilen
… ist gem. §§ 158 ff. BGB die einer WE beigefügte Beschränkung, durch die die Wirksamkeit eines
Rechtsgeschäfts von dem Eintritt oder Nichteintritt eines ungewissen, in der Zukunft liegenden
Ereignisses abhängig gemacht wird.
Achtung: Auch Befristung möglich (§ 163 BGB); dann kommt es nicht auf ein ungewisses Ereignis an,
sondern von dem Eintritt eines zukünftigen gewissen Ereignisses.
Durch die Bedingung entsteht ein Schwebezustand! Das Rechtsgeschäft ist nicht bzw. noch nicht endgültig
wirksam.
Potestativbedingung= gewillkürte Bedingung. Dabei soll die Wirksamkeit eines Rechtsgeschäftes von dem
Willen einer am Geschäft beteiligten Person abhängig gemacht werden.
In § 454 I BGB vorgesehen! Aber: Auch ansonsten zulässig?
• Bei Verfügungsgeschäften: Nein!
• Ansonsten: Umstritten.
Bedeutung: Gläubiger kann den Anspruch nicht mehr durchsetzen, wenn der Schuldner die Einrede geltend
macht, der Anspruch sei verjährt. Der Schuldner ist dann berechtigt, die Leistung dauerhaft zu verweigern,
§214 I BGB. Nur Ansprüche unterliegen der Verjährung, § 194 I BGB.
Sinn: Rechtsfrieden und Rechtssicherheit wahren.
Fristen: Allg. in den §§ 195 ff. BGB; bei einzelnen Vertragsarten gesonderte Fristen
ACHTUNG: Keine Verjährungsfristen sind Ausschlussfristen wie in den § 121 und § 124 BGB. Diese hat ein
Gericht von Amts wegen zu prüfen!
KEINE gesetzliche Definition, Rspr.: Gesamtheit der ihr zustehenden geldwerten Rechte.
Wichtig: Z.B. NICHT in § 823 I BGB geschützt.
Sonstige Rechte gem. § 823 I BGB?
• Allg. Persönlichkeitsrecht, Art. 2 I i.V.m. Art. 1 I GG
• Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb
• Geschützt können nur ABSOLUTE RECHTE sein.
Absolute Rechte
• Wirken gegenüber Jedermann
• Ausschließungsrechte
• Jeder ist verpflichtet, dem Rechtsinhaber das Gut zu belassen
• Beispiel: Eigentum.
Relative Rechte
• Richten sich nur gegen einzelne Personen
• NUR DIESE sind gegenüber dem Rechtsinhaber zu einem bestimmten Tun oder Unterlassen verpflichtet
• Beispiel: Pflichten aus einem Kaufvertrag gem. § 433 BGB
Ich wünsche ihnen einen schönen Feierabend und eine schöne Restwoche. Bis in zwei Wochen!
Fragen, Anregungen oder Kritik? Gern an renke.onken@fernuni-hagen.de.