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Prof. Dr.

Christian Winterhoff
Regulierungsrecht (Besonderes Wirtschaftsverwaltungsrecht)

Gliederung

D. Recht der Freien Berufe/anwaltliches Berufsrecht

I. Die Rechtsanwaltstätigkeit als Freier Beruf

II. Die Zulassung zur Anwaltschaft

III. Anwaltliche Berufspflichten

IV. Rechtsstellung und Funktion der Rechtsanwaltskammern

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Der Begriff des Freien Berufs


§ 1 Abs. 2 des Gesetzes über Partnerschaftsgesellschaften Angehöriger
Freier Berufe:
Die Freien Berufe haben im allgemeinen auf der Grundlage besonderer be-
ruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenver-
antwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höhe-
rer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt.
Ausübung eines Freien Berufs im Sinne dieses Gesetzes ist die selbständige
Berufstätigkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Heilpraktiker, Krankengym-
nasten, Hebammen, Heilmasseure, Diplom-Psychologen, Mitglieder der
Rechtsanwaltskammern, Patentanwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, bera-
tenden Volks- und Betriebswirte, vereidigten Buchprüfer (vereidigte Buchrevi-
soren), Steuerbevollmächtigten, Ingenieure, Architekten, Handelschemiker, Lot-
sen, hauptberuflichen Sachverständigen, Journalisten, Bildberichterstatter, Dol-
metscher, Übersetzer und ähnlicher Berufe sowie der Wissenschaftler, Künst-
ler, Schriftsteller, Lehrer und Erzieher.

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Die rechtliche Stellung des Rechtsanwalts

§ 1 BRAO: Stellung des Rechtsanwalts in der Rechtspflege

Der Rechtsanwalt ist ein unabhängiges Organ der Rechtspflege.

§ 2 BRAO: Beruf des Rechtsanwalts

(1) Der Rechtsanwalt übt einen freien Beruf aus.

(2) Seine Tätigkeit ist kein Gewerbe.

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Rechtlicher Rahmen der Anwaltstätigkeit

→ Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO): Bundesgesetz

→ Früher: Standesrichtlinien der Anwaltschaft: keine Rechtsnormen

→ Heute: Berufsordnung (BORA) und Fachanwaltsordnung (FAO):


autonome Satzungen

→ Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG)

→ Verfahrensordnungen (ZPO, VwGO, etc.)

→ Zivilrecht, z. B. BGB (Mandatsvertrag, Sozietätsvertrag), Gesetz


über Partnerschaftsgesellschaften (PartGG), GmbHG

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Die Zulassung zur Anwaltschaft


1. Verfahren
→ Antrag auf Zulassung (§ 6 Abs. 1 BRAO)
→ Entscheidung der Rechtsanwaltskammer (§ 33 Abs. 1 BRAO)
→ Aushändigung einer Urkunde (§ 12 Abs. 1 BRAO)
2. Voraussetzungen
→ Befähigung zum Richteramt (§ 4 BRAO, § 5 DRiG)
→ kein Versagungsgrund gemäß § 7 BRAO
3. Zulassung wozu?
→ Früher: Lokalisationsprinzip, d. h. Zulassung am örtlich zuständigen Landgericht
→ Früher: Singularzulassung ab OLG, d. h. Zulassung ausschließlich am OLG oder
BGH
→ Seit 2007: förmliche Aufhebung des Lokalisationsprinzips, Zulassung als
Rechtsanwalt, Singularzulassung nur noch beim BGH
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§ 7 BRAO: Versagung der Zulassung zur Rechtsanwaltschaft


Die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft ist zu versagen,
(…)
5. wenn die antragstellende Person sich eines Verhaltens schuldig gemacht
hat, das sie unwürdig erscheinen lässt, den Beruf eines Rechtsanwalts
auszuüben;
(…)
8. wenn die antragstellende Person eine Tätigkeit ausübt, die mit dem Beruf
des Rechtsanwalts, insbesondere seiner Stellung als unabhängiges Organ
der Rechtspflege nicht vereinbar ist oder das Vertrauen in seine
Unabhängigkeit gefährden kann;
9. wenn die antragstellende Person sich im Vermögensverfall befindet; ein
Vermögensverfall wird vermutet, wenn ein Insolvenzverfahren über das
Vermögen der antragstellenden Person eröffnet oder die antragstellende
Person in das Schuldnerverzeichnis (§ 882b der Zivilprozessordnung)
eingetragen ist.

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Wichtige Pflichten des Rechtsanwalts


→ Kanzleipflicht (§ 27 BRAO, § 5 BORA)
→ Pflicht zum Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung (§ 51 BRAO)
→ Pflicht zu beruflicher Unabhängigkeit (§ 43 a Abs. 1 BRAO, § 1 BORA)
→ Verschwiegenheitspflicht (§ 43 a Abs. 2 BRAO, § 2 BORA)
→ Sachlichkeitsgebot (§ 43 a Abs. 3 BRAO)
→ Verbot der Vertretung widerstreitender Interessen (§ 43 a Abs. 4 BRAO,
§ 3 BORA)
→ Vorgaben für die Behandlung von Fremdgeld (§ 43 a Abs. 7 BRAO, § 4
BORA)
→ Fortbildungspflicht (§ 43 a Abs. 8 BRAO)
→ beschränkte Zulässigkeit von Werbung (§ 43 b BRAO, §§ 6 ff. BORA)

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Organe der Anwaltschaft


1. Die Rechtsanwaltskammern (§§ 60 ff. BRAO)
→ Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Zwangsmitgliedschaft und
Zwangsabgaben
→ wichtige Aufgaben: Entscheidung über Zulassung zur Anwaltschaft (§ 12 BRAO),
Beaufsichtigung der Anwälte, ggf. Rüge (§ 74 BRAO)
2. Die Bundesrechtsanwaltskammer (§§ 175 ff. BRAO)
→ Körperschaft des öffentlichen Rechts, deren Mitglieder die Rechtsanwaltskammern
sind (§§ 175 Abs. 1, 176 Abs. 1 BRAO)
→ Aufgaben: umfassende Vertretung der Gesamtheit der Rechtsanwaltskammern
(§ 177 Abs. 2 BRAO)
3. Die Satzungsversammlung (§ 191 a ff. BRAO)
→ Von allen Rechtsanwälten gewähltes „Anwaltsparlament“ (§ 191 b BRAO)
→ Aufgabe: Erlass der BORA und der FAO (§ 191 a Abs. 2 BRAO)
4. Die Anwaltsgerichtsbarkeit (§§ 92 ff. BRAO)
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