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Rechtliche Grundlagen des betrieblichen
Leistungsprozesses Teil 1
Rechtsordnung
Normen Ohne jede Regel ist ein menschliches Zusammenleben nicht möglich.
Gewohnheiten, Brauch und Sitte haben sich über Jahrhunderte entwickelt. Die
Richtschnur oder Regel für ein Verhalten bezeichnet man als Norm.
Rechts- Mit der Entstehung der Staaten hat die Zahl der Rechtsnormen (Gesetze,
ordnung Verordnungen, Vorschriften usw.) stark zugenommen.
Rechtsfähigkeit
Natürliche Natürliche Personen sind alle Menschen. Die Rechtsfähigkeit beginnt beim
Personen Menschen mit der Geburt (§ 1 BGB) und endet mit dem Tod. Wer rechtsfähig ist,
kann Rechte wahrnehmen (Recht auf Leben, Nahrung, Arbeit, freie Entfaltung der
Persönlichkeit usw.). Die Rechtsfähigkeit ist aber auch mit bestimmten Pflichten
verbunden (Steuerpflicht, Schulpflicht, Meldpflicht usw.).
Juristische Juristische Personen sind Vereinigungen des privaten oder öffentlichen Rechtes
Personen (§§ 21 ff BGB). Sie entstehen in der Regel mit der Eintragung in das Vereins- oder
Handelsregister beim zuständigen Amtsgericht. In den meisten Fällen erlischt die
Rechtsfähigkeit erst durch Auflösung oder Konkurs. Bei den juristischen Personen
unterscheidet man folgende Formen:
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Geschäftsfähigkeit
Geschäfts- Wer geschäftsfähig (§§ 104 ff BGB) ist, ist nicht nur Träger eines Rechtes, er kann auch
fähigkeit rechtsverbindliche Verträge abschließen.
Rechtsfolgen:
Beschränkte § 106 BGB: Ein Minderjähriger, der das siebente Lebensjahr vollendet hat, ist nach
Geschäfts- Maßgabe der §§ 107 bis 113 in der Geschäftsfähigkeit beschränkt.
fähigkeit
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Rechtsfolgen:
Ausnahmen: Rechtsgeschäfte der beschränkt Geschäftsfähigen sind voll gültig, wenn sie
ihm nur rechtliche Vorteile bringen (§ 107 BGB, z. B. Annahme einer Schenkung),
im Rahmen des Taschengeldes abgeschlossen werden (§ 110 BGB) oder
im Rahmen eines Arbeitsvertrages abgeschlossen werden
(§ 113 BGB).
Geschäfts- In der Regel erlangt der Mensch die volle Geschäftsfähigkeit mit der Vollendung des 18.
fähigkeit Lebensjahres. Auch juristische Personen können unbeschränkt geschäftsfähig sein.
Rechtsfolgen:
Rechtsgeschäfte / Willenserklärung
Einseitige Einseitige Rechtsgeschäfte liegen vor, wenn bereits die Willenserklärung einer
Rechts- Person genügt, um eine bestimmt Rechtswirkung zu erzielen. Dabei unterscheidet
geschäfte man zwischen
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unterschiedliche Arten:
Form der Grundsätzlich ist der Abschluss von Rechtsgeschäften an keine bestimmte Form
Rechts- gebunden. Sie können mündlich, schriftlich oder telefonisch abgeschlossen werden.
geschäfte Oft genügt sogar eine schlüssige Handlung (Kauf einer Zeitung am Kiosk) oder ein
bestimmtes Verhalten einer Person (Handzeichen bei einer Auktion, Einsteigen in
ein Taxi), um ein Rechtsgeschäft zu begründen.
Für einzelne Rechtsgeschäfte ist durch Gesetze eine bestimmte Form vorgeschrieben.
Wenn sie nicht eingehalten wird, ist das Rechtsgeschäft nichtig (ungültig).
Formvorschriften bestehen z. B. für:
Verbraucherdarlehen,
Bürgschaftserklärungen,
Abzahlungsgeschäfte.
Öffentliche Beglaubigungen, bei denen die Unterschrift der Erklärenden von einem
Notar oder einer Behörde beglaubigt wird, sind für Anträge auf die Eintragung in ein
öffentliches Register (Grundbucheintragungen, Handels-, Vereinsregistereintrag)
erforderlich.
Grundstückskäufe,
Eintragung einer Grundschuld oder Hypothek,
Eheverträge
Die Vertragspartner können aber auch dort wo eine mündliche Erklärung ausreichen
würde, die Schriftform vereinbaren.
Nichtigkeit / Rechtsgeschäfte sind von Anfang an unwirksam (nichtig):
Anfecht-
barkeit wenn die Willenserklärungen von geschäftsunfähigen Personen (§ 104 BGB)
abgegeben wurden;
wenn der Vertrag gegen die guten Sitten verstößt (Wuchergeschäfte,
Ausnutzung einer Notsituation usw.); § 138 BGB
wenn der Vertrag gegen ein gesetzliches Verbot verstößt (z. B.
Rauschgifthandel); § 134 BGB
wenn der Vertrag nicht in der vom Gesetz vorgeschriebenen Form
abgeschlossen wurde; §§ 126, 128, 129, 766 BGB
wenn die beiderseitigen Willenserklärungen nur zum Schein oder zum Scherz
abgegeben wurden. §§ 117, 118 BGB
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Wurde bei nichtigen Rechtsgeschäften schon eine Leistung erbracht, so ist diese
unverzüglich zurückzuerstatten.
Irrtum Ein Irrtum liegt z. B. vor, wenn sich jemand verschreibt, verspricht oder wenn eine
Erklärung durch einen Boten falsch übermittelt wird. Auf einen Irrtum kann sich
aber nicht berufen, wer z. B. auf einem Bestellschein unterschreibt, ohne die dort
abgedruckten Bedingungen zu lesen.
Täuschung Arglistige Täuschung liegt vor, wenn z. B. ein Personalleiter einen Bewerber auf
Grund gefälschter Zeugnisse einstellt.
Besitz Besitz ist die tatsächliche Herrschaft einer Person über eine
Sache. (§ 854 BGB)
Wer einen Gegenstand geliehen hat, ist der Besitzer dieses Gegenstandes. Besitzer
eine Stuhls ist der Gast, der auf diesem Stuhl sitzt. Besitzer eines Autos ist z. B. der
Fahrer. Er könnte gleichzeitig auch der Eigentümer des Autos sein.
Besitzdiener Besitzdiener ist, wer die tatsächliche Gewalt über eine Sache
für einen anderen in dessen Haushalt oder Erwerbsgeschäft
oder in einem ähnlichen Verhältnis auf dessen Weisung
ausübt. (§ 855 BGB)
In diesem Sinne ist z. B. der Fahrer eines Firmenwagens Besitzdiener, die
pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte hinsichtlich der Waren, Arzneimittel
oder die Haushaltshilfe bezüglich des Staubsaugers.
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Eigentum Eigentum ist die rechtliche Herrschaft über eine Sache. Der
Eigentümer kann über die Sache nach belieben verfügen,
solange er die Rechte anderer nicht verletzt.
Der Eigentumserwerb (-übertragung) erfolgt grundsätzlich durch die Einigung
beider Parteien über die Übertragung des Eigentums und die Übergabe der Sache (§
929 BGB). Ob die Sache bezahlt ist oder nicht, spielt für die Eigentumsübertragung
keine Rolle (Ausnahme: Eigentumsvorbehalt).
Der Erwerber einer Sache wird auch dann Eigentümer, wenn die Sache nicht dem
Veräußerer (Verkäufer) gehört. Voraussetzung für den gutgläubigen
Eigentumserwerb (§ 932 BGB) ist aber, dass der Erwerber zum Zeitpunkt der
Übergabe gutgläubig war: er wusste nicht und konnte nicht wissen, dass die Sache
dem Veräußerer nicht gehört. Ausnahme: gutgläubiger Eigentumserwerb ist nicht
möglich, wenn es sich um gestohlene, verloren gegangene oder sonst wie abhanden
gekommene Sachen handelt (§ 935 BGB).
Erläuterungen
Beglaubigung Beglaubigung ist eine amtliche Bescheinigung, dass eine Abschrift, Ablichtung oder
sonstige Vervielfältigung mit der Urschrift übereinstimmt oder eine Unterschrift von
einer bestimmten Person geleistet wurde (§ 129 BGB). Man unterscheidet zwischen
öffentlicher Beglaubigung und amtlicher Beglaubigung.
Öffentliche Beglaubigungen können nur von einem Notar (oder einer durch
Landesrecht berufenen Stelle) durchgeführt werden und bezieht sich nur auf die
Echtheit der Unterschrift, nicht auf den Erklärungsinhalt.
Eine amtliche Beglaubigung ist die Bestätigung der Übereinstimmung einer Kopie
mit dem Original oder der Identität eines Unterzeichnenden durch eine Behörde (z.
B. Schule).
Beurkundung Bei einer notariellen Beurkundung (§ 128 BGB) wird der gesamte
Inhalt der Vereinbarung/Erklärung vom Notar beurkundet,
einschließlich der Echtheit der Unterschriften. Bevor die Unterschrift
geleistet wird, muss der Notar die Anwesenden über die Folgen (Tragweite) der
Vereinbarung aufklären. Einzelheiten enthält das Beurkundungsgesetz.
Vertragsarten im Überblick
Arbeitsvertrag/Dienstvertrag Mietvertrag
Darlehensvertrag Pachtvertrag
Kaufvertrag Versicherungsvertrag
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Leasingvertrag Werkvertrag
Leihvertrag Werklieferungsvertrag
Arbeits-/ Mit dem Abschluss eines Dienstvertrages wird derjenige, welcher Dienste zusagt
Dienst- (Freiberufler, Arbeitnehmer), zur Leistung der versprochenen Tätigkeiten (Dienste),
vertrag der andere Teil (Kunde, Patient, Arbeitgeber) zur Gewährung der vereinbarten
Vergütung verpflichtet. Gegenstand des Dienstvertrages können Dienste jeder Art
(§§ 611 - sein.
630 BGB)
Dienstverträge können mit Angehörigen freier Berufe (Ärzte, Zahnärzte,
Rechtsanwälte, Steuerberater usw.) abgeschlossen werden. Ein Patient, der einen
Zahnarzt aufsucht, schließt mit diesem einen Dienstvertrag ab.
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Miet- Durch einen Mietvertrag verpflichtet sich der Vermieter, eine Sache
vertrag einem Mieter auf Zeit zum Gebrauch zu überlassen. Der Mieter hat
dafür die vereinbarte Miete zu zahlen.
(§§ 535 -
580 BGB) Der Mietvertrag ist für viele Menschen sehr wichtig, weil die
Wohnung zu den elementaren Grundbedürfnissen gehört. Zum
Schutze der Mieter gib es deshalb in Deutschland eine Reihe von
gesetzlichen Bestimmungen:
Pacht- Von einem Mietvertrag unterscheidet sich die Pacht dadurch, dass
vertrag sie nicht nur den Gebrauch eines Gegenstandes/Immobilie sondern
auch den damit erwirtschafteten Ertrag umfasst. Der Pächter einer
(§§ 581 - Apotheke kann die Einrichtung nicht nur nutzen, sondern er behält
597 BGB) auch den Gewinn aus dem Apothekengeschäft. Dafür muss er den
vereinbarten Pachtzins an den Verpächter bezahlen.
Versiche- Mit dem Abschluss eines Versicherungsvertrages verpflichtet sich
rungs der Versicherungsnehmer die entsprechende Prämie
vertrag (Versicherungsprämie) zu zahlen. Der Versicherer trägt als
Gegenleistung das Risiko des Eintretens eines Versicherungsfalles
und die anschließenden Kosten für die Schadensbehebung bis zur
vertraglich festgelegten Höhe.
Werk- Durch einen Werkvertrag garantiert der mit dem Werk Beauftragte
vertrag einen bestimmten Erfolg seiner Arbeit. Im Gegenzug muss der
Auftraggeber die Erstellung des Werkes bezahlen. Gegenstand
(§§ 631 - eines Werkvertrages kann z. B. die Herstellung einer Sache sein,
651 BGB) wobei die Rohstoffe vom Auftraggeber geliefert werden. Dies trifft
häufig auf unbewegliche Sachen wie z. B. Bauwerke zu.
Erläuterungen
http://www.mubk.de/bildungsgaenge/bs/pk/faecher/bw/bw00_6.htm#6