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Recht Zsmf Nr.

1 2020

Zusammenfassung Recht 1. Semester (BGB I)


1. Leistungsstörungen
a. 8.2 Gewährleistung
b. Schadensersatz neben der Leistung
2. Fernabsatzverträge – E-Commerce

1 FALLBEARBEITUNG
- Grundfrage: Wer will was von wem woraus?
- Wer von wem? (Fallfrage genau lesen)
- Unterscheidung der einzelnen Personenverhältnisse: A gegen B? Oder A gegen C? Oder B gegen C?
- Was ist gewollt? (Fallfrage genau lesen!!)
- Ansprüche auf: Herausgabe, Übereignung, Kaufpreiszahlung etc.
- Woraus ergibt sich die passende Rechtsfolge?
- Welche Norm ist die richtige Anspruchsgrundlage?
- Unterscheidung Tatbestand und Rechtsfolge
- Bsp.: Kaufpreisanspruch kann sich nicht aus § 535 BGB (Mietvertrag) ergeben.
- Niemals vertragliche und deliktische Schadenersatzansprüche „mischen“.

1.1 AUFBAU DER PRÜFUNG


- Anspruch entstanden? → Kein Rechtsmangel?
- Anspruch erloschen? → z.B. Widerruf, Rücktritt o.ä.
- Anspruch durchsetzbar? → Keine Verjährung?

- Formulierung:
o Obersatz: Was wollen Sie behandeln? (Bsp.: Hat A gegen B eine Anspruch auf….?)
o Untersatz: → Voraussetzungen: Aufzählung und Definition
→ Subsumtion
o Schlusssatz: Ergebnis der Prüfung

2 ÜBERSICHT ÜBER DIE RECHTSORDNUNG


- Rechtsordnung = Summe aller Rechtsnormen, die auf dem Staatsgebiet gelten
- Funktionen: Konflikte vermeiden und lösen
- Normenhierarchie:

- Grundgesetz
o = Verfassung der BRD
o Bestimmt Staatform: Republik, Demokratie, Sozialstaat, Rechtsstaat, Bundesstaat
o Grundrechte = Abwehrrechte des Bürgers gegen den Staat
→ Menschenwürde, Allgemeines Persönlichkeitsrecht, Gleichheitssatz, Religionsfreiheit

- Einteilung der Rechtsnormen:


o Öffentliches Recht
▪ Verhältnis zwischen Bürger und Staat
▪ Hierarchie: Ober- und Unterordnungsverhältnis (Staat über Bürger)
▪ Verwaltungsrecht → Bau-, Kommunal-, Steuer-, Sozial-, Asylrecht
→ Verwaltungsakte (Steuerbescheid, Baugenehmigung)
→Verwaltungsgerichte, Sozialgereichte
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▪ Strafrecht: → Eigenes Rechtsgebiet, da weitgehend eigenständige Regelungen


→ Strafanspruch des Staates wird durchgesetzt
→ Rechtsquellen: Strafgesetzbuch, Strafprozessordnung
→ Amts- und Landesgerichte
o Privatrecht (Zivilrecht)
▪ Gleichordnungsverhältnis
▪ Beziehung zwischen natürlichen und juristischen Personen
▪ Bürgerliches Recht: gilt für jedermann – BGB
▪ Sonderprivatrecht: z.B. Handelsrecht – gilt nur für Kaufleute

o Europarecht
▪ Europäische Union: Verbund aus 27 Mitgliedsstaaten (ohne GB)
▪ Primärrecht: Vertrag über die EU und Vertrag über die Arbeitsweise der EU#
▪ Sekundärrecht: Verordnungen und Richtlinien
• Verordnungen: gelten unmittelbar (von oben nach untern auf dt. Recht)
• Richtlinien werden von Mitgliedsstaaten in deren Recht übernommen

3 EINFÜHRUNG INS BGB


- 1874 Beginn der Arbeiten am BGB, Inkrafttreten am 01.01.1900
- Davor: viele Einzelverordnungen
- Aufbau nach „Klammerprinzip“ oder Baukastenprinzip“ (soll WDHs vermeiden, Problem: sehr abstrakt)
- BGB besteht aus 5 Büchern:
o 1. Buch: Allgemeiner Teil (gilt für alles folgende)
o 2. Buch: Recht der Schuldverhältnisse → Allgemeiner Teil (1.Semester) und
→ Spezielle Schuldverhältnisse
o 3. Buch: Sachenrecht
o 4. Buch: Familienrecht
o 5. Buch: Erbrecht

3.1 ALLGEMEINER TEIL: PRIVATAUTONOMIE


- Einzelner soll seine Rechtsverhältnisse nach seinem Willen selbst gestalten und bestimmen können
- Keine staatliche Bevormundung
- Teil der allgemeinen Handlungsfreiheit nach Art. 2 I GG
- Grundannahme, dass selbstbestimmtes Verhalten zu wirtschaftlich angemessenem Interessensausgleich führt
- Entspringt liberalem, individualistischem Weltbild
- Grundsätze:
o Vertragsfreiheit
▪ Abschlussfreiheit → Gegenbegriff: Kontrahierungszwang (Vertragszwang) Bsp: Handyvertrag,
Strom, jeder egal welche Bonität bekommt Vertrag)
▪ Inhaltsfreiheit
▪ grundsätzlich Formfreiheit
o Eigentumsfreiheit (§ 903 BGB)
▪ Eigentümer kann mit seinem Eigentum nach Belieben verfahren
o Testierfreiheit (§ 1937 BGB)
▪ Erblasser darf frei über seinen Nachlass entscheiden
- Schranken der Privatautonomie: Schutzgedanke → insbesondere bei Unterlegenheit einer Partei
o Schutz nicht/beschränkt geschäftsfähiger Personen
o Schutz vor sittenwidrigen Geschäften/Wucher
o Kontrolle der AGB
o Formvorschriften
o Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) → schwer durchsetzbar
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4 VERTRÄGE ABSCHLIEßEN
- Vertrag entsteht bei zwei übereinstimmenden Willenserklärungen:
o Willenserklärung = Äußerer Tatbestand (wahrnehmbare Handlung)
und Handlungswille, Erklärungsbewusstsein, Geschäftswille
▪ Form: → ausdrücklich schriftlich/mündlich
→ oder konkludent durch schlüssiges Handeln
▪ Meist empfangsbedürftig → Ausnahme: Testament, Eigentumsaufgabe, Auslobung
▪ Keine Wirksamkeit bei:
• §125 BGB, Formverstoß
• §134 BGB, Verstoß gegen Verbotsgesetz
• §138 BGB, Sittenwirdrigkeit
• §§105, 106 BGB, Geschäftsunfägigkeit oder beschränkter Geschäftsfähigkeit

- Antrag/Angebot §145
o = Empfangsbedürftige WE, nur noch Einverständnis des Vertragspartners notwendig für gültigen Vertrag
▪ Bestimmtheit (wesentliche Vertragsmerkmale wie Kaufpreis, Kaufgegenstand müssen
vorhanden sein)
▪ grundsätzlich bindend!!/Rechtsbindungswille
• Ausnahme: Gebundenheit ausdrücklich ausgeschlossen (Frist/Freizeichnungsklausel)
• Abgrenzung zum „invitation ad offerendum“ = Einladung zur Abgabe eines Angebots
→ Keine WE
→ Auslegung beim Empfänger (§§133, 157
→ Bsp: Zeitungsanzeigen, Schaufenster…
o Erlöschen des Angebots
▪ Bei Ablauf der Annahmefrist
▪ Wenn Annahme zu spät erklärt
▪ Wenn Angebot abgelehnt wird
▪ Bei Annahme mit Änderungswunsch = Ablehung Angebot + neues Angebot, §150 BGB

- Annahme §147 BGB


o = empfangsbedürftige WE, Einverständniserklärung mit Angebot, Vollendung eines Vertrags
▪ Unter Anwesenden (auch Telefon) → sofort Annahme zwingend, sonst Erlöschen der Bindung
▪ Unter Abwesenden (schriftlich, Mail,…)
• Angebot muss innerhalb üblicher Frist angenommen werden
• Üblichkeit branchenabhängig
• Angemessene Überlegensfrist
• Faustregel: Mail 1 Tag, Fax 3Tage, Brief 7 Tage
o Zugang → grundsätzlich erforderlich
▪ Unter Anwesenden: Zugang mit Wahrnehmeung der Erklärung
▪ Unter Abwesenden: WE ist „verköpert“, Zugang mit Eintritt in Machtbereich des Empfämgers
und Möglichkeit zur Kenntnisnahme

4.1 FOLGEN DES VERTRAGSSCHLUSSES


- Verpflichtungsgeschäft, Schuldverhältnis: Parteien sind verpflichtet den Vertrag zu erfüllen
➔ Bsp: Käufer muss Kaufpreis zahlen
➔ Verkäufer muss Kaufgegenstand in mangelfreiem Zustand übergeben + Eigentum auf den Käufer übertagen

- Abstraktionsprinzip:
o Abschluss eines Verpflichtungsgeschäftes (Bsp: Kaufvertrag) ändert nichts an Eigentumsverhältnissen
o Übereignung erfolgt durch separates Rechtsgeschäft, üblicherweise durch Einigung + Übergabe §929
BGB (Verfügungsgeschäft)
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o Verpflichtungsgeschäft und Verfügungsgeschäft sind in Wirksamkeit unabhängig voneinander


▪ Unwirksamkeit eines Geschäftes führt nicht automatisch zu Unwirksamkeit des anderen
o Verfügungsgeschäft muss nicht die Bestimmung enthalten, warum es vorgenommen wird

5 BGB – ALLGEMEINER TEIL (1. BUCH)

5.1 RECHTS- UND GESCHÄFTSFÄHIGKEIT


- Rechtsfähig = Befugnis, Träger von Rechten und Pflichten zu sein
o natürliche Personen ab Geburt
o Juristische Personen
▪ Kapitalgesellschaften
▪ Außen-GbR, OHG, KG
- Geschäftsfähigkeit = Fähigkeit, Rechtsgeschäfte selbstständig vollwirksam vorzunehmen

5.1.1 Prüfungsschemata Geschäftsfähigkeit


Hat A gegen B einen Anspruch auf …?

A könnte gegen B einen Anspruch auf … aus … (Bsp: Kaufvertrag §433) haben, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt:

1. Wirksames Rechtsgeschäft? 2 wirksame übereinstimmende Willenserklärungen?


a. Geschäftsunfähigkeit § 104 BGB?
→ abgegebene WE ist nichtig §105
→ Ausnahme: Handeln als Bote für voll geschäftsfähige Person → wirksame WE
b. beschränkte Geschäftsfähigkeit § 106 BGB?
i. Wenn Rechtsgeschäft nicht nur rechtlichen Vorteil bietet (Bsp: Schenkung), Einwilligung des
gesetzlichen Vertreters notwendig, § 107 BGB
ii. Keine Einwilligung? → Rechtgeschäft schwebend unwirksam
→ nachträgliche Genehmigung § 108 BGB?
iii. Keine nachträgliche Genehmigung? → Taschengeldparagraf, § 110 BGB
2. Ergebnis: Rechtgeschäft wirksam, A hat einen Anspruch gegen B aus …. auf …
oder Rechtsgeschäft unwirksam (§111 BGB), A hat keinen Anspruch gegen B aus… auf …

5.2 ANFECHTUNG EINER WILLENSERKLÄRUNG


- Voraussetzung: eine wirksame Willenserklärung (sonst nichts zum Anfechten)

5.2.1 Prüfungsschemata
Fragestellung: Hat A gegen B Anspruch auf …?

A hat gegen B Anspruch auf … aus … (Anspruchsgrundlage), wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

1. Wirksames Rechtsgeschäft: 2 übereinstimmende Willenserklärungen?


2. Anfechtungsgrund, §§ 119, 123 BGB → Irrtum = Auseinanderfallen von Wille und Erklärung
a) Inhaltsirrtum: irrtümliche Verwendung von Fachbegriffen/Maßen, Bsp: Pfannkuchen/Berliner → §119 I
b) Erklärungsirrtum: verschreiben, Zahlendreher → §119 I
c) Eigenschaftsirrtum: z.B. Original / Duplikat → §119 II
d) Arglistige Täuschung/Drohung: → §123
a. Täuschung Voraussetzungen: Täuschungshandlung + Kausalität + Vorsatz + Widerrechtlichkeit
b. Drohung Voraussetzungen: Drohung + Kausalität + Widerrechtlichkeit
3. Anfechtungserklärung, § 143 BGB
4. Anfechtungsfrist
o bei Irrtum unverzüglich, § 121 BGB
o bei Täuschung/Drohung 1 Jahr ab Kenntnis/ab Wegfall der Zwangslage, § 124 BGB
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5. Ergebnis: Das Rechtsgeschäft ist anfechtbar. Daher hat A (k)einen Anspruch auf … gegen B aus…
(Anspruchsgrundlage).

5.3 VERTRETUNG / VOLLMACHT


5.3.1 Prüfungsschemata
Hat A gegen B einen Anspruch auf … aus …. (Anspruchsgrundlage, Rechtsgeschäft)?

A hat gegen B Anspruch auf … aus … wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

1. Wirksames Rechtsgeschäft? 2 übereinstimmende Willenserklärungen?


a. Willenserklärung des B: nein
b. Willenserklärung V (=Vertreter) dem B zurechenbar wegen wirksamer Vertretung, § 164BGB?
i. Willenserklärung des V?
ii. im Namen des B? (muss nicht laut ausgesprochen werden)
iii. mit Vertretungsmacht = Vollmacht, § 167 BGB?
→Arten der Vollmacht: Spezialvollmacht für bestimmtes Geschäft
Gattungsvollmacht für bestimmte Art von Geschäften
Generalvollmacht für alles außer sehr Ungewöhnliches
2. Ergebnis: Rechtsgeschäft ist wirksam zustande gekommen/nicht wirksam zustande gekommen, A hat
einen/keinen Anspruch gegen B auf … aus…

5.3.2 Sonstiges
- Missbrauch der Vollmacht geht zulasten des Vertretenen → wirksames Rechtsgeschäft

- Erlöschen der Vollmacht (§168)


o Grundsatz: bestimmt sich aus Vollmacht selbst
o Entweder Erlöschen mit dem Grundverhältnis (Bsp: Arbeitsvertrag)
o Oder Widerruf gegenüber Vertreter/Geschäftspartner
- Vertreter ohne Vertretungsmacht?
o Grundsatz: Rechtsgeschäft unwirksam
o Ausnahme: Guter Glaube an Fortbestand der Vollmacht eines Dritten (§§170-173 BGB)
o Vollmachtsurkunde: Vollmacht bleibt bestehen bis für kraftlos erklärt oder Urkunde dem
Vollmachtgeber zurückgegeben
→ zurechenbarer Rechtschein! Außer Bevollmächtigter weiß von Erlöschen der Vertretungsmacht

5.4 VERJÄHRUNG
- Regelmäßige Verjährungsfrist = 3 Jahre, §195 BGB
- Beginn §199 Abs. 1 BGB: mit Schluss des Jahres, in dem Anspruch entstanden und
Gläubiger von Ansprüchen Kenntnis erlangt (/haben müsste)
- Fristbeginn und Ende: §187 + §188
- Weitere Verjährungsfristen: §438 BGB → 5 Jahre bei Mängeln an Bauwerken (Beginn der Frist: Abnahme)
im üblichen bei Kaufsachen 2 Jahre (Beginn der Frist: Übergabe)

→ Rechtsfolge der Verjährung: Anspruch nicht mehr durchsetzbar!


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6 ALLGEMEINES SCHULDRECHT (2.BUCH: RECHT DER SCHULDVERHÄLTNISSE)


- Def: Schuldverhältnis: §241 → Gläubiger kann von Schuldner Leistung fordern (kann auch Unterlassen sein)
- Verschiedene Schuldarten:
o Stückschuld (Bsp: Unikat, Gebrauchtwagen) → genau diese Sache wird geschuldet
o Gattungsschuld §243 BGB (Bsp: spanische Tomaten) → geschuldet wird Sache gleicher Art/Güte

- Leistungsort §269 BGB + Zahlungsort §270 BGB


o vorrangig wie vertraglich geregelt
o keine Regelung? Wohnsitz oder bei Gewerbe Ort der Niederlassung
o Allgemein:
▪ Waren sind Holschulden = Leistungs- und Erfüllungsort beim Schuldner
▪ Geldschulden sind Bringschulden = Leistungs- und Erfüllungsort beim Gläubiger
▪ außerdem gibt es: Schickschulden = Leistungsort beim Schuldner + Erfüllungsort beim Gläubiger
→Verkäufer übergibt Sache an Transportperson (Vertragserfüllung), Übereignung bei Zustellung
o Bsp: Kauf → Kaufvertrag nichts anderes geregelt?
→ Käufer muss Kaufsache abholen und beim Verkäufer bezahlen

- Leistungszeit §271 BGB (Fälligkeit) → vorrangig wie vertraglich geregelt


→keine Regelung: Leistung sofort verlangen/bewirken

- Aufrechnung §§387 ff. BGB = Leistungen können miteinander verrechnet werden


o Voraussetzungen: gegenseitige Forderungen + Gleichartigkeit + Fälligkeit
o Aufrechnungserklärung
o Ursprüngliche Forderungen erlöschen

- Prüfungsschema:
o Ausdrückliche vertragliche Vereinbarung? Wenn nein:
o Auslegung des Vertrages möglich? Wenn nein:
o Wie ist die „Natur“ der Schuldverhältnisse? (Ladenkauf, Online-Kauf)
o Im Zweifel: Schulden sind Holschulden

6.1 LEISTUNGSSTÖRUNGEN: MÖGLICH BEI:

- bei Leistungsstörungen kann Anspruch auf Schadenersatz entstehen


→ nach §280 Voraussetzungen für Schadensersatz.
▪ Schuldverhältnis
▪ + Pflichtverletzung
▪ + Entstehung eines kausalen Schadens
▪ + Verschulden (=Vorsatz und Fahrlässigkeit)
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6.2 LEISTUNGSSTÖRUNG BEI VERTRAGSANBAHNUNG: VORVERTRAGLICHE HAFTUNG: CULPA IN CONTRAHENDO


(CIC) PRÜFUNGSSCHEMATA
A könnte gegen B einen Anspruch auf Schadenersatz aus §§ 280, 241 II BGB haben. Dann müssten folgende
Voraussetzungen gegeben sein:

1. Schuldverhältnis, § 241 II BGB: Vertragsanbahnung


2. Pflichtverletzung (Beratungspflicht, Sorgfaltspflicht)
3. Kausaler Schaden
4. Vertreten müssen (Vorsatz oder Fahrlässigkeit)

Ergebnis: A hat (k)einen Anspruch auf Schadensersatz

6.3 LEISTUNGSSTÖRUNG BEI VERTRAGSSCHLUSS I: UNMÖGLICHKEIT


- Allgemeine Folgen der Unmöglichkeit:

▪ Anspruch auf Schadenersatz, §§ 283, 280, 281 I 2 + 3, V BGB

▪ Anspruch auf Ersatz vergeblicher Aufwendungen, § 284 BGB

▪ Anspruch auf Herausgabe des Ersatzes, § 285 BGB

▪ Gegenleistung muss nicht erbracht werden, § 326 I BGB

▪ Rückforderung bereits erbrachter Leistungen, §§ 326 IV, 346,348 BGB

▪ Ist der Gläubiger für Unmöglichkeit verantwortlich, muss er Gegenleistung erbringen, § 326 II BGB

6.3.1 Unmöglichkeit Prüfungsschemata


Möglichkeit 1: A könnte gegen B einen Anspruch auf Lieferung der Kaufsache aus dem Kaufvertrag, § 433 I BGB haben.

Voraussetzungen:

1. Wirksamer Kaufvertrag, Anspruch entstanden


2. Anspruch nicht nach § 275 BGB ausgeschlossen, Unmöglichkeit
→ tatsächliche Unmöglichkeit 275 I
→ praktische Unmöglichkeit 275 II (Leistungsverweigerungsrecht)
→ moralische Unmöglichkeit 275 III (Leistungsverweigerungsrecht)
i. Stückschuld oder Gattungsschuld?
ii. Bei Gattungsschuld: Untergang der ganzen Gattung oder Konkretisierung (§243 II)
iii. Bei Konkretisierung: hat der Schuldner alles seinerseits Erforderliche getan, um die Leistung zu
erbringen, Holschuld, Bringschuld oder Schickschuld
3. Ergebnis

Möglichkeit 2: B (Gläubiger/Verkäufer) könnte gegen A (Schuldner/Käufer) Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises
haben, § 433 II BGB

Voraussetzungen:

1. Wirksamer Kaufvertrag, Anspruch entstanden


2. Anspruch auf Gegenleistung nicht nach § 326 I BGB erloschen durch:
a. Unmöglichkeit der Lieferung, § 275 BGB?
b. keine Ausnahme nach § 326 II BGB: wenn Käufer im Annahmeverzug §§ 293 ff BGB
→ tritt Unmöglichkeit bei Verkäufer aufgrund Annahmeverzug ein, besteht weiterhin Anspruch auf
Zahlung des Kaufpreises (Gläubiger ist für Unmöglichkeit verantwortlich)
▪ Voraussetzungen für Annahmeverzug/Gläubigerverzug:
- Erfüllbarer Anspruch §271
- + ordnungsgemäßes Angebot, §§294 – 296 BGB
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- + kein Unvermögen des Schuldners, §297 BGB


- + Nichtannahme, §§293, 298 BGB
- + keine vorübergehende Annahmeverhinderung, §299 BGB
▪ Folgen bei Annahmeverzug/Gläubigerverzug:
• §300 Schuldner haftet nur für Vorsatz + grobe Fahrlässigkeit
• §304 BGB Ersatz von Mehraufwendungen durch Gläubiger
3. Ergebnis

Möglichkeit 3: B könnte gegen A einen Anspruch auf Schadenersatz aus §§ 275 I, 280, 283 BGB haben.

Voraussetzungen:

1. Schuldverhältnis (Kaufvertrag)
2. Pflichtverletzung (Nichtleistung wegen Unmöglichkeit, § 275 BGB)
→ „keine Erfüllung“, „zu späte“ oder „mangelhafte Erfüllung“
3. Kausaler Schaden (=Schaden, der aus Pflichtverletzung resultiert)
4. Vertreten müssen (=Verschulden: Vorsatz oder Fahrlässigkeit), bei Schuldnerverzug haftet der Verkäufer auch
für Zufall, § 287 BGB
5. Ergebnis

6.4 LEISTUNGSSTÖRUNG BEI VERTRAGSSCHLUSS II: (SCHULDNER-)VERZUG


- Schuldnerverzug:
o Voraussetzungen §286: Eintritt Fälligkeit + Mahnung + Verschulden (Mahnung teils entbehrlich)
o Entweder Lieferverzug oder Zahlungsverzug
o Rechtsfolgen:
▪ Schaden durch Verzug: Schadenersatz neben der Leistung §§280, 249 BGB
- Voraussetzungen:
o Schuldverhältnis
o Pflichtverletzung (Nichtleistung trotz Fälligkeit)
o Verzugseintritt nach §286
o Vertreten müssen (bei Fahrlässigkeit oder Vorsatz)
o Schaden
o Kausalität zwischen Pflichtverletzung und Schaden (Schaden aufgrund Verzug)
▪ Kein Interesse an Leistung wegen Verzug: Ablehnung der Leistung + Schadenersatz, §§281, 249
▪ Unmöglichkeit während des Verzugs: Schadenersatz auch ohne Verschulden, §§287, 249
▪ Geldschulden: Verzugszinsen §288 BGB

6.4.1 Prüfungsschemata: Schuldnerverzug – Lieferverzug


K könnte gegen V einen Anspruch auf Schadenersatz aus §§ 280, (281), 286 BGB haben.

Voraussetzungen:

1. Schuldverhältnis (z.B. Kaufvertrag)


2. Pflichtverletzung (Nichtleistung trotz Fälligkeit)
3. Sonstigen Voraussetzungen § 286 BGB
a. Verzugseintritt durch Mahnung, Terminversäumnis, Erfüllungsverweigerung
b. Vertreten müssen des Verzuges (wird vermutet)
4. Kausaler Schaden durch den Verzug
5. (bei Schadenersatz statt der Leistung: Fristsetzung, § 281 BGB)
6. Vertreten müssen des Schadenseintritts (wird vermutet)
7. Ergebnis
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6.4.2 Prüfungsschemata: Schuldnerverzug – Zahlungsverzug


V könnte gegen K einen Anspruch auf Schadenersatz und Verzugszinsen haben, §§ 280, 286, 288 BGB

Voraussetzungen:

1. Schuldverhältnis (z.B. Kaufvertrag)


2. Pflichtverletzung (Nichtleistung trotz Fälligkeit)
3. Sonstige Voraussetzungen § 286 BGB
a. Verzugseintritt durch Mahnung, Terminversäumnis, Erfüllungsverweigerung
b. Oder: § 286 III BGB, bei Entgeltforderung Verzugseintritt spätestens automatisch 30 Tage nach Fälligkeit
und Rechnungszugang. Wenn Schuldner ein Verbraucher, Hinweis erforderlich.
c. Vertreten müssen (wird vermutet)
4. Schaden durch Verzug, Verzugszinsen bei Verbraucher 5 %, bei Unternehmer 9 %
5. Vertreten müssen (wird vermutet)
6. Ergebnis

6.5 LEISTUNGSSTÖRUNG BEI VERTRAGSERFÜLLUNG: SCHLECHTLEISTUNG BEI KAUFVERTRAG (GEWÄHRLEISTUNG)


➔ Sachmängelgewährleistung
o Gewährleistungsrechte: §437 (Grundlage)
o Unterschiedlich bei Verbrauchern

6.5.1 Prüfungsschemata Gewährleistung


Schritt 1: K könnte gegen V einen Anspruch auf Nacherfüllung aus § 437 Nr. 1 i V m § 439 BGB haben.

Voraussetzungen:

1. Wirksamer Kaufvertrag
2. Mangel, § 434 BGB
3. bei Übergabe bereits vorhanden? (§446)
Beweiserleichterung bei Verbrauchsgüterkauf, § 477 BGB
o bei Mängeln innerhalb von 6 Monaten wird vermutet, dass Mangel bereits bei Gefahrübergang
vorhanden war
o Vereinbarung von Gewährleistungsausschluss ist bei Verbrauchern unwirksam §476
4. Anspruch durchsetzbar, kein Leistungsverweigerungsrecht wegen Unzumutbarkeit, § 439 BGB
5. Keine Verjährung, 2 Jahre ab Übergabe, bei Bauwerken 5Jahre, § 438 I Nr. 3 BGB
o Verjährungsbeginn mit Übergabe
6. Ergebnis

Schritt 2: V könnte gegen K einen Anspruch auf Zahlung des Kaufpreises aus Kaufvertrag, § 433 II BGB

Voraussetzungen:

1. Wirksamer Kaufvertrag, Anspruch entstanden


2. Anspruch durch Rücktritt erloschen?
a. Rücktrittsgrund, §§ 437 Nr. 2, 323 BGB: erheblicher Mangel, § 434 BGB
b. Fristsetzung vorhanden+überschritten oder Fristsetzung entbehrlich?, § 323 II BGB (damit ist auch die
vorrangige Nacherfüllung gescheitert)
c. Rücktrittserklärung, § 349 BGB
i. Ja? Vertrag wird rückabgewickelt (empfangene Leistungen müssen zurück gegeben werden)
ii. Nein? Anspruch erloschen
3. Ergebnis
Recht Zsmf Nr.1 2020

Schritt 3: K könnte gegen V Anspruch auf Schadenersatz statt o. neben der Leistung haben, §§ 437 Nr. 3, 280, 281 BGB.

Voraussetzungen:

1. Schuldverhältnis = Kaufvertrag
2. Pflichtverletzung: Lieferung einer mangelhaften Kaufsache, Mangel bei Übergabe vorhanden, § 434 BGB. Bei
Schadenersatz statt der Leistung muss Mangel erheblich sein.
3. Kausaler Schaden
4. Verschulden (Vorsatz oder Fahrlässigkeit)
5. Fristsetzung bei Schadenersatz statt der Leistung

6.5.2 Garantie
- Zusätzlich zur gesetzlichen Mängelhaftung
- Freiwillige Vereinbarung
- Garantieerklärung, Garantievertrag
- Von Verkäufer, Hersteller oder sonstigem Dritten

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