Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
BGB AT Skript 1
Einleitung:
Personen: natürliche §§1-14; juristische §§21-28
Sachen und Tiere: §§90-103
Rechtsgeschäfte: §§104-218
Ausübung der Rechte: §§226-231
Sicherheitsleistung: §§232-240
Rechtsfähigkeit und Rechtssubjekte; Rechtsobjekte:
Rechtsfähigkeit bezeichnet Fähigkeit eines Subjekts, Träger von Rechten und
Pflichten, also Rechtssubjekt zu sein
darunter fallen: Unternehmer §14; Verbraucher §13; Kaufmann §1 HGB
Rechtssubjekte sind natürliche Personen => mit Vollendung der Geburt
Rechtsfähigkeit erworben
juristische Personen auch rechtsfähige Rechtssubjekte; sowie Personengesellschaften
Geschäftsfähigkeit bestimmt, ob natürliche Person Rechtsgeschäfte selbstständig
vollwirksam vornehmen kann, vgl. §105 I => Fähigkeit haben nur geistig gesunde
Menschen, die bei Bewusstsein, sowie volljährig sind (§2 Vollendung 18 Lebensjahr)
=> Minderjährige sind beschränkt geschäftsfähig §§107 ff
Deliktsfähigkeit bestimmt, ob natürliche Person deliktisch haftet §§827 – 828
Rechtsobjekte: sind alle Vermögenswerte, an denen ein Rechtssubjekt Recht haben
kann
Ansprüche sowie Einwendungen und Einreden gegen diese:
Ansprüche:
Legaldefinition §194 I: als Anspruch wird Recht bezeichnet, von einem anderen ein
Tun oder Unterlassen zu verlangen
Anspruchsgrundlage kann gesetzliche Norm oder vertragliche Vereinbarung sein
Einwendungen und Einreden:
Einwendungen greifen kraft Gesetzes wegen (ipso iure)
Rechtshindernde Einwendungen lassen Anspruch bereits nicht entstehen
Rechtsvernichtende Einwendungen vernichten den Anspruch im Nachhinein
Rechtshemmende Einreden wirken nur, soweit der Schuldner sich auf sie beruft =>
lassen Anspruch nicht erlöschen, sondern hemmen nur seine Durchsetzbarkeit
Dilatorische Einreden hemmen für eine gewisse Zeit
Peremptorische Einreden hemmen dauerhaft
Abtretung einer Forderung nicht möglich, wenn diese nicht mehr existieren =>
Ausnahme §405
Entsteht Einwendung nach Abtretung oder besteht nur eine Einrede, so kann
Forderung abgetreten werden => allerdings gelten Einwendungen und Einreden gem.
§404 auch ggü neuen Gläubiger
Teil 2: Rechtsgeschäfte
2
Grundsätzliches:
Unterscheidung von WE und RG:
WE: Äußerung eines auf Herbeiführung einer Rechtswirkung gerichteten Willens
setzt sich zusammen aus Äußerung des Willens (Erklärung) und dem inneren Willen des
Erklärenden
RG: besteht aus einer oder mehreren WE, die eine gewollte Rechtsfolge herbeiführen
Arten von RG:
Einseitige und mehrseitige RG:
Verträge:
Zur Herbeiführung von Rechtsfolgen ist oft Einigung zw den berechtigten und
verpflichteten Personen erforderlich
Parteien müssen übereinstimmende Erklärung bzgl. des erstrebten Rechtserfolgs
abgeben
Erklärungen als Angebot und Annahme vgl §§145 ff bezeichnet
Person kann sich einer anderen ggü zu jedem Verhalten durch Verpflichtungsvertrag
verpflichten
es kann sogar gänzlich nicht gesetzlich definierter Vertrag abgeschlossen werden
Verfügung ist darauf gerichtet, auf bestehendes Recht einzuwirken => setzt
Verfügungsvertrag voraus
Einseitige RG:
Person kann einseitig durch WE Rechtsfolgen auslösen
Gesellschaftsverträge und Beschlüsse:
Zwei oder mehr Personen können zur Gründung einer Gesellschaft
Gesellschaftsvertrag abschließen
=> Gesellschaften können dann Beschlüsse zur Regelung der inneren Angelegenheiten
schaffen
Anders als Änderung des Gesellschaftsvertrags müssen diese nicht einstimmig,
sondern nur mehrheitlich gefasst werden
Verpflichtungsgeschäfte, Verfügungsgeschäfte und Hilfsgeschäfte:
Verpflichtungsgeschäfte sind alle RG, die ein Schuldverhältnis begründen
in der Regel, sind das Verträge, können aber auch einseitige Rechtsgeschäfte oder in
Form eines Gesellschaftsvertrags sein
Verpflichtungsgeschäfte wirken zugunsten und zulasten der an ihnen Beteiligten =>
nur ausnahmsweise zugunsten Dritter nach §§328 ff
Verfügungsgeschäfte sind alle Rechtsgeschäfte, die unmittelbar auf ein bestehendes
Recht einwirken
Einwirkung kann durch Übertragung, Belastung, Aufhebung oder Inhaltsänderung
erfolgen
3
Einwirkungen hinsichtlich Sachen iSd §90 I wirken absolut (gegen jedermann) => für
sie gilt Bestimmtheitsgrundsatz, dh bei Wirksamwerden der Verfügung muss
feststehen, auf welche Sache sie sich bezieht
Beteiligten können Verfügung nicht frei ausgestalte; müssen sich der gesetzlich
normierten Verfügungstypen bedienen (Typenzwang)
Für Dritte muss grds. offenkundig werden, dass Verfügung erfolgt (Publizität)
Nur der Berechtigt (Rechtsinhaber) kann Verfügen
Grundschema für Prüfung einer Verfügung:
I. Erforderliche WE; idR Einigung
II. (nur bei Bestellung oder Übertragung einer akzessorischen dinglichen Sicherheit:
Bestehen der Forderung)
III. Publizität/Vollzugsmoment
IV. Berechtigung (also Inhaber; oder Rechtsgeschäftlich über §185)
V. oder Überwindung der fehlenden Berechtigung
- Genehmigung/Konvaleszenz
- Erwerb vom Nichtberechtigten aufgrund Publizität
Trennungsprinzip:
Verpflichtungsgeschäft bewirkt keine Rechtsänderung => verleiht nur Anspruch auf
selbige
Anspruch wird durch Verfügungsgeschäft erfüllt
Abstraktionsprinzip:
Verfügungsgeschäft und Verpflichtungsgeschäft sind unabhängig voneinander auf ihre
Wirksamkeit zu prüfen
Ausnahmen: Bedingte Verfügung und einheitliches RG:
Parteien klönen Wirksamkeit des Verpflichtungsgeschäfts als auflösende oder
aufschiebende Bedingung §158 vereinbaren => basiert auf Umkehrschluss aus §925 II
Bedingung kann konkludent vereinbart werden => wird bei Geschäften des
alltäglichen Lebens angenommen
nach hM können Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft im Einzelfall ein
einheitliches RG iSd §139 darstellen
Fehleridentität:
Verpflichtungen und Verfügungen können beide aus demselben Grund nichtig sein =>
Fehleridentität
Wucher §138 II sind nichtig
Verfügungen wegen allg. Sittenwidrigkeit gem §138 I nichtige Verpflichtung ist
hingegen grds. wirksam
Herbeiführung einer Rechtsänderung ist wert- und motivneutral => liegt aber
Sittenwidrigkeit im Vollzug der Leistung, dann ist auch Verfügung nichtig
Gesetzverstoß führt gem. §134 nur zur Nichtigkeit der Verpflichtung => betreffen
Verbotsumstände auch Verfügung, dann ist auch diese nichtig
Bei Anfechtung wird differenziert:
4
- arglistige Täuschung und Bedrohung gem §123 I sind regelmäßig Verpflichtung und
Verfügung nichtig
- bei Erklärungs- oder Inhaltsirrtum §119 I ist Einzelfall entscheidend
- bei Irrtum über verkehrswesentliche Eigenschaften iSd §119 II umstritten, ob dieser
zur Anfechtung der Verfügung berechtigt
teilweise angenommen, über Sache werde nur abstrakt als solche verfügt und nicht
mitsamt ihrer Eigenschaften => keine Anfechtung der Verfügung mgl.
Gegenansicht bezieht sich Verfügung stets auf eine ganz bestimmte Sache und daher
Verfügung anfechtbar
Willenserklärung:
WE: Äußerungen eines auf Herbeiführung einer Rechtswirkung gerichteten Willens
ihr äußerer Tatbestand muss vollständig, und innerer TB in gewissem Umfang erfüllt
sein => andernfalls nichtig oder durch Anfechtung vernichtbar gem §142 I
WE muss abgegeben und zugehen
Äußerer Erklärungstatbestand:
Erklärende muss Willen zeigen, Rechtsfolge herbeizuführen
Wille hat drei Elemente
Empfangsbedürftige WE müssen normativ ausgelegt werden, dh aus Sicht der obj.
Empfängers
nicht empfangsbedürftige WE werden natürlich ausgelegt => dh bereits im obj.
Erklärungstatbestand wird wahre Wille des Erklärenden ermittelt
Äußere Handlungswille:
Erklärende muss erkennbar willensgesteuert handeln
Äußere Rechtsbindungswille:
muss willentliche Verhaltensweise einen rechtlich verbindlichen Erklärungsgehalt
ausdrücken
Rechtsbindungswill wird verneint:
- Äußerung rechtlich unbeachtlich
- Waren angepriesen => Verkäufer hat mitunter keinen Rechtsbindungswillen, fordert
lediglich potenzielle Kaufinteressenten zur Angebotsabgabe auf (invitatio ad
offerendum)
- Bei Schaufensterauslage haben Verkäufer keinen Rechtsbindungswillen
Inserat in der Zeitung oder im Internet:
Verkäufer oder Vermieter gibt Inserat, regelmäßig ohne Rechtsbindungswillen ab =>
bloß invitatio
Auslobende hingegen hat Rechtsbindungswillen §657
Versandhandel und Softwarekauf im Internet:
erste WE gibt Kunde durch seine Bestellung ab
korrespondierende WE des Verkäufers sieht hM nicht bereits in der Bestellbestätigung
=> Verkäufer gezwungen diese abzugeben §312 i I 1 Nr.3
5
- bessere Argumente dafür, dass §118 auch greift => aus §311b I 1 erfolgt Zweck, den
Veräußerer und Erwerber von Grundstücken vor übereilten Verträgen zu wahren,
sowie Inhalt der Vereinbarung eindeutig festzuhalten => Beurkundung schützt nicht
davor, dass Erklärungen der Parteien anderen Inhalt haben können, als sich aus
Wortlaut erschließt
Äußerer Geschäftswille und vertragswesentliche Bestandteile (essentialia negotii)
Erklärende muss konkret gewollte RF deutlich machen
Einseitige WE:
es muss zu ermitteln sein, welche RF die Erklärung haben soll
Verträge:
bei diesen muss Angebot alle wesentlichen Vertragsbestandteile beinhalten
Annahme des Angebots muss mit jedem Ausdruck des Einverstandenseins möglich
sein
unerheblich ist, ob über sonstige Punkte (accidentialia negotii) Nebenabreden
getroffen werden
Lücken sind mittels Gesetzes oder Vertragsauslegung zu schließen
Wesentliche Vertragsbestandteile eines Verpflichtungsvertrags sind Leistung und
Gegenleistung
genügt, wenn Vertragsgegenstand bestimmbar vereinbart ist
Ergeben sich aus Vereinbarung der Parteien keine ausreichenden Wertmaßstäbe für
die Bestimmung der Leistung, ist Vereinbarung unwirksam
Bestimmbarkeit genügt auch für die Abtretung nach §398
Wesentliche Vertragsbestanteile einer sachenrechtlichen Verfügung: sind Art der
Verfügung und des von ihr betroffenen Rechts
Verfügungen an Sachen wirken absolut ggü jedermann => genügt Bestimmbarkeit der
Sache nicht => muss vielmehr in der Einigung bestimmt werden
Innerer Erklärungstatbestand und Zurechnung:
bei fehlerfreien WE stimmen innerer und äußerer Erklärungstatbestand überein
Erklärung wird nach hM bereits bei potenziellem Erklärungsbewusstsein und ohne
Geschäftswillen dem Erklärenden zugerechnet
Erklärende kann, wenn WE nur den Mindesttatbestand erfüllt und nicht fehlerfrei ist,
diese anfechten
Innere Handlungswille:
Unstreitig erforderlich
wenn Erklärender Erklärung nicht willensgesteuert abgibt => liegt keine WE vor
bei willensbrechender Gewalt (vis absoluta) fehlt innerer Handlungswille
bei zwingender Gewalt durch Drohung (vis compulsiva) besteht ein innerer
Handlungswille, auch wenn anfechtbar §123 I
hat Dritter WE ohne Einverständnis des vermeintlichen Erklärenden formuliert
(Handeln unter fremdem Namen), so wird Erklärung mangels inneren
Handlungswillen Erklärenden nicht zugerechnet
9
Innerer Geschäftswille:
Wenn innerlich gebildete Geschäftswillen des Erklärenden vom äußeren abweicht,
liegt WE vor
Inhalt richtet sich nach äußerem Geschäftswillen => man kann aber anfechten =>
schuldet aber SchErs nach §122
Inneres Erklärungsbewusstsein:
Wollte Handelnde keine WE abgeben, fehlt Erklärungsbewusstsein
Hätte Handelnde bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt erkennen
können, dass sein Handeln als Erklärung mit Rechtsbindungswillen aufgefasst werden
kann, so hat er potenzielles Erklärungsbewusstsein
Folgen umstritten:
Teilweise Zurechnung verneint
- innere Erklärungsbewusstsein muss tatsächlich vorliegen
- dafür spricht Schutz der Privatautonomie des Handelnden
- wenn er keine rechtliche Bindung will, darf man ihm diese nicht aufzwingen
- Zudem enthält §118 die einzige Regelung eines fehlenden Erklärungsbewusstseins
hM vertritt Gegenansicht
- Schutz der Privatautonomie muss hinter dem Verkehrsschutz zurücktreten
- Privatautonomie nicht schützenswert, da Erklärende es selbst in der Hand hat, die
erforderliche Sorgfalt anzuwenden
- zudem Erklärende ausreichend geschützt durch Wahlrecht: kann Erklärung gelten
lassen, oder anfechten gem §119 I Var.2
Unvollständige von einem Dritten ausgefüllte Blankoerklärung:
Situationen, in denen Handelnde unvollständige Urkunden herstellt und in Kenntnis
der Unvollständigkeit einem anderen mit der Ermächtigung zur Vervollständigung
aushändigt
Handelnde muss vervollständigte Urkunde gegen sich gelten lassen, selbst wenn
rechtswidrig ausgefüllt
Ausfüllen eines Blankochecks ist eine Stellvertretung des §164 I analog
der zur Ausfüllung ermächtigte muss mit Ausfüllungsermächtigung handeln
Fallvariante: Ausfüllungsermächtigung in ausreichender Höhe aber §125 formnichtig
=> bedarf Ausfüllungsermächtigung grds. analog §167 II keiner Form => bestimmte
Formvorschriften trotzdem zu beachten, insbes. §766
daneben gelten allg. Rechtscheingrundsätze §172 II => wer unbeschriebenes Blankett
in Kenntnis der Unvollständigkeit aus der Hand gibt und dadurch den Rechtsschein
einer WE ermöglicht, muss diesen gegen sich gelten lassen
umstritten, ob Rechtscheintatbestand bei Tatsachenirrtum angefochten werden kann
=> bei Blanketterklärungen ist das mit hM abzulehnen
Wirksamwerden der WE:
§130 I 1 durch Abgabe und Zugang
Nicht empfangsbedürftige WE werden bereits mit Abgabe wirksam
Abgabe:
10
Zugang beim Empfangsboten führt erst dann zum Zugang beim Empfänger, wenn man
nach gewöhnlichen Lauf der Dinge mit der Weiterleitung zu rechnen ist
bei Auslegung: Erklärung ggü Empfangsvertreter wird von dessen Standpunkt
ausgelegt; bei Empfangsboten aus Sicht des Empfängers ausgelegt
Widerruf vor/bei Zugang §130 II:
empfangsbedürftige WE können widerrufen werden, wenn Widerruf vorher oder
gleichzeitig mit ihr zugeht
Widerruf ist empfangsbedürftige WE => gelten allg. Regeln
§130 I findet §130 III auch Anwendung auf Amtsempfangsbedürftige WE =>
maßgebliche Zeitpunkt richtet sich nach Zugang an Behörde
Verhinderung des Zugangs:
Risiko, dass Erklärung den Machtbereich des Empfängers nicht erreicht, trägt
Erklärende
wird auf Empfänger verlagert, wenn er Zugangshindernis min fahrlässig herbeigeführt
hat
liegt nicht Fahrlässigkeit, also kein Verschulden des Empfängers vor, so ist Erklärung
nicht zugegangen, selbst wenn Frist versäumt wird
bei Zugangshindernissen, die der Empfänger fahrlässig verursacht, geht Erklärung
nicht zu => unternimmt Erklärende aber erneuten Zustellversuch, dann wirkt dieser
auf Zeitpunkt des ersten Zustellversuchs zurück
bei arglistiger Zugangsvereitlung wird Zugang der Erklärung sogar fingiert, ohne dass
ein erneuter Zustellversuch erfolgen muss
Zugangsvereitlung durch seinen Empfangsvertreter wird Adressaten gem §§166 I, 164
III zugerechnet
Zugangsvereitlung durch Empfangsboten wird nicht zugerechnet
Brief könnte zugegangen sein, als mit seiner Abholung zu rechnen war:
- manche meinen, nicht zugestelltes Einschrieben geht zu, sobald es mglw. abgeholt
werden kann => es müsse angemessene Risikoverteilung zw Erklärendem und
Empfänger erfolgen
- h.M. lehnt dies ab => allein Aufgabe des Erklärenden, den Zugang herbeizuführen,
weil es in seinem Interesse liegt, dass die Erklärung Wirkung entfaltet => muss dafür
sorgen, dass dieser ohne wesentliche Zwischenakte und Aufwand von ihr Kenntnis
nehmen kann
Grds. besteht keine Obliegenheit des Empfängers, an dem Zugang einer Erklärung
mitzuwirken
im Rahmen bestehender oder angebahnter vertraglicher Beziehungen muss aber
derjenige, der mit dem Zugang zu rechnen hat, geeignete Vorkehrungen treffen => tut
er dies nicht, so verhindert er Zugang fahrlässig
Andererseits muss Erklärende alles Erforderliche und Zumutbare tun, damit seiner
Erklärung den Adressaten erreichen kann
Vertragliche Einigung
Ziel ist Konsens
Gegenstück Dissens
13
im Einzelfall §242 ergeben, dass das Schweigen des ursprünglichen Anbietenden auf
neue Angebot als konkludente Annahme zu werten ist
=> greift umso eher, je kürzer die Frist überschritten und mehr Vorteile der
ursprüngliche Anbietende aus dem Geschäft zieht und je stärker der neu Anbietende
bereits Dispositionen im Vertrauen auf die Wirksamkeit des Vertrages getroffen hat
Ausnahmsweise entbehrlicher Zugang:
§151 => Zugang der Annahmeerklärung ausnahmsweise entbehrlich
zumindest konkludente Abgabe ist unverzichtbar
Annahme ohne Zugang wirksam, wenn dieser nach der Verkehrssitte nicht zu
erwarten oder wenn Anbietende auf den Zugang verzichtet hat
auch nicht zugangsbedürftige Annahmeerklärung muss fristgemäß abgegeben werden
Vertragsschluss bei Online Auktionen:
Trotz Bezeichnung als Auktion kommt Vertrag nicht durch Angebot und Zuschlag
zustande §156
Mglw. kann nach AGB Auktionsstart als Angebot gewertet werden
Auktionsgebot hingegen ist Annahme
AGB gelten nur deklaratorisch
Fernabsatzvertrag gem §§312 I, 310 III nur bei Verbraucherverträgen, bei welchen
Unternehmer dem Verbraucher eine entgeltliche Leistung anbietet
Sittenwidrigkeit gem §138 I erfordert grobes Missverhältnis zw Leistung und
Gegenleistung => ab einer Diskrepanz von 200 bis 300
§762 I und §656 regeln unvollkommene Verbindlichkeiten
=> nach ihnen entsteht kein einklagbarer Anspruch auf die Leistung => Wettschulden
sind lediglich Ehrenschulden => wird aber freiwillig geleistet, so kann nach den
Normen die Leistung nicht nach §812 I 1 Var.1 zurückverlangt werden
Staatlich genehmigte Glücksspiele begründen hingegen gem §763 einklagbare
Ansprüche
§285 I steht zum Anspruch aus §§280 I und III, 283 in elektiver Konkurrenz (ius
variandi)
beim Bid Shielding schirmt Käufer sein Angebot mit Angebot eines anderen Accounts
ab => kommt Kaufvertrag mit einem Kaufpreis iHd Gebots mit dem zweiten Account
zustande
beim Shill Bidding bitet Verkäufer oder ein von ihm Beauftragter auf eigene Auktion,
um Preis hochzujagen => Verkäufer kann nicht mit sich selbst kontrahieren => Gebot
nach §§117 I und 162 nichtig
- es kommt KV mit letzten redlichen Bieter zustande
- Kaufpreis richtet sich nach BGH nicht nach Höchstgebot
- Maßgeblich für Kaufpreis, wenn kein Dritter mitbietet das letzte Gebot des
Auktionsgewinners vor Beginn der Manipulation
- oder wenn ein redliches Dritter mitbietet das unmittelbar anschließende nächste
Gebot des Höchstbietenden
Übereinstimmung von Angebot und Annahme:
Annahme unter Einschränkungen oder Änderungen gilt gem §150 II als Ablehnung
16
Scheinkonsens:
gehen Parteien von einer Einigung aus und der objektive Gehalt ihrer Erklärungen
stimmt ebenfalls überein
Jedoch Erklärungen obj mehrdeutig und jede Partei versteht sie anders
Erklärungen nur dann Mehrdeutig, wenn nicht eine Auslegung ihre Eindeutigkeit
ergibt
Zustandekommen des Vertrags ohne Angebot und Annahme:
Parteien können ihr gemeinsames Einverständnis mit der Formulierung eines Dritten
erklären => bindet Parteien ohne Angebot oder Annahme
Vertragsschluss durch sonstiges Verhalten:
Wird Dauerschuldverhältnis, das durch Zeitablauf beendet worden ist, fortgesetzt, so
bleibt Vertrag bestehen
Fortsetzung wird von der hM als reiner Realakt und Fortbestehen des Vertrages als
Fiktion gesehen => Anfechtung nicht mgl.
Für andere Dauerschuldverhältnisse kann sich Fortführung nur aus konkludenten WE
ergeben
Realofferte und sozialtypische Verhalten:
werden für jedermann ohne Beschränkung nutzbare Massengeschäfte bestimmt;
werden nicht aushandelbare Bedingungen angeboten => insbes. bei Daseinsvorsorge
bei diesen kommt nach hM Vertrag durch Inanspruchnahme der Leistung zustande
Vertragsschluss ergibt, dass dem Verhalten der Parteien aus Sicht eines obj. Dritten
nach Treu und Glauben und Verkehrssitte konkludent WE entnommen werden können
Eröffnung der Dienste durch Dienstleister ist als konkludentes Angebot (Realofferte)
anzusehen
Nutzung durch die andere Seite ist sozialtypisches Verhalten
Anfechtung aus dem Grund, man habe Wirkung des sozialtypischen Verhaltens nicht
gekannt, ist nicht möglich
zwei Sonderkonstellationen:
- je stärker Sicherungsmaßnahmen umgangen werden, umso eher ist Verhalten keine
konkludente Vertragserklärung entnommen
- Vertrag entsteht sogar dann, wenn Inanspruchnehmende zeitgleich erklärt, er wolle
keinen Vertrag schließen => Verhalten wiegt stärker als eine bloße gegenteilige
Erklärung (protestatio facto contraria non valet)
wird vertreten, dass auf sozialtypische Verhalten eines Minderjährigen nicht die §§104
ff anzuwenden seien => komme nicht auf Einwilligung der Eltern an, sondern wie bei
§828 auf seine individuelle Fähigkeit, zu erkennen, welche Bedeutung sein Verhalten
hat => widerspricht aber Konzeption des BGB
Zustandekommen des Vertrags durch Schweigen:
Schweigen ist keine WE
Unerheblich, ob andere Seite dem Schweigen ein Erklärungswert beimisst
Ausnahmsweise hat Schweigen Erklärungswert
Schweigen des Geschäftsunfähigen gem §105 I unbeachtlich
18
- Teilweise abgelehnt, denn es liege bereits keine Einigung vor, wenn Vertrag erst
gelten soll, sobald eine Partei erklärt, dies zu wollen
- andere nehmen bedingbare Einigung: auch derjenige, der noch seinen Willen über das
„ob“ des Vertrags bilden und erklären muss, sei bei dieser Konstruktion bereits
hinsichtlich des Vertragsinhalts gebunden
- zulässig jedenfalls, Kaufvertrag aufschiebend bedingt von Billigung des Käufers
abhängig zu machen => Kauf auf Probe §454 I 2 BGB
Rechtsbedingungen knüpfen an Wirksamkeit eines RG an die Wirksamkeit eines
anderen RG oder anderer rechtlichen Aspekte
keine Bedingungen iSd §158 => sind daher stets zulässig
Zulässigkeit:
Bedingung bei jedem RG zulässig
bestimmte RG bedingungsfeindlich (Gestaltungsrechte)
Rechtsfolgen:
Eintritt in Bedingung:
Mit Eintritt der Bedingung wird RG endgültig wirksam und auflösende bedingte RG wird
endgültig unwirksam
Eintritt der Bedingung wirkt nicht ipso iure zurück
Schutz vor Eingriffen in den Geschehensablauf:
Nimmt Partei Einfluss auf den Geschehensablauf, so wird andere Partei nach §§160-162
geschützt
Schadensersatz §160:
Wenn Recht, das sich durch den bedingungseintritt verändern würde, vereitelt oder
beeinträchtigt wird, dann schuldet dem, der aus der Veränderung einen Vorteil hätte, gem.
§160 I bzw II SchErs (positives Interesse)
Während Schwebezeit besteht ein gesetzliches Schuldverhältnis, sodass auf diesen
Anspruch die §§276 ff anzuwenden sind
Zwischenverfügung §161:
Erfolgt Verfügung unter einer Bedingung, so sind gem. §161 I 1 und II alle weiteren
Zwischenverfügungen, die die Wirkung der bedingten Verfügung im Fall des
Bedingungseintritts beeinträchtigen, unwirksam
Unwirksamkeit tritt nach hM nicht nur relativ gegenüber dem von der Bedingung
Bevorteilten ein, sondern absolut ggü. jedermann
Bevorteilte kann die Zwischenverfügung analog §185 II 1 Var.1 genehmigen
Wenn Beeinträchtigung nur einen Teil der bedingten Verfügung betrifft, dann ist
Zwischenverfügung nur in diesem Umfang unwirksam
§161 III: Zwischenverfügung ist ausnahmsweise wirksam, wenn der von ihr Bevorteilte
die bedingte Verfügung nicht kannte
Sonstige treuwidrige Eingriffe §162:
22
Verhindert derjenige, dem der Eintritt einer Bedingung Nachteile bringt ihren Eintritt so
gilt die Bedingung trotzdem als eingetreten §162 I
Befristung:
RG dann, wenn seine Rechtswirkungen von einem Ereignis, dessen Eintritt nach
Vorstellung der Parteien gewiss ist, aufschiebend oder auflösend abhängig gemacht
werden §163
unerheblich, ob gewiss ist, wann dieses Ereignis eintritt oder später erst herausstellt
Betagung einer Forderung => Forderung besteht von Anfang an, wird aber erst später
fällig iSd §271 I Var.1
Abzugrenzen von Befristung => Forderung entsteht erst später
Unterscheidung hat Relevanz bei §813 II
Vertretung §§164 ff
Aufbauschema §164 I und III:
Zulässigkeit der Stellvertretung
eigene WE des Vertreters im Namen des Vertretenen
mit Vertretungsmacht
Zulässigkeit
Vertretung bei allen nicht höchstpersönlichen RG zulässig
Rechtsgeschäft:
§§164 ff gelten nur für RG, WE und für rechtgeschäftsähnliche Handlungen
keine Stellvertretung bei:
o Ausführung von Realakten
o bei Erwerb oder Übertragung des Besitzes
o rechtswidrigen Handlungen (§§278, 831, 31, 89)
Höchstpersönlichkeit:
Personen können vereinbaren, dass RG zwischen ihnen höchstpersönlich getätigt werden
müssen (gewillkürte Höchstpersönlichkeit)
Eigene WE im fremden Namen:
Erklärungsvertreter nur, wer eigene WE abgibt
überbringt Handelnde Erklärung, so ist er Bote
Vertreter muss im fremden Namen handeln => muss zum Ausdruck bringen, dass
Rechtsfolge seiner WE nicht ihn, sondern Geschäftsherrn treffen soll
Versäumt er die, so wirkt die Erklärung für und gegen ihn §164 II
Vertreter oder Bote?
Eigene WE umfasst eigenen Entscheidungsspielraum des Vertreters bzgl. der Frage, ob
das RG überhaupt abgeschlossen werden soll; Auswahl des Geschäftspartners oder Inhalt
des RG
Bote ist derjenige, von dem Eindruck Geschäftspartner Eindruck haben muss, er nehme
nur eine Übermittlungsfunktion wahr
23
- Wenn Erklärende im fremden Namen handeln will, aber obj. im eigenen Namen
handelt. dann kann er anfechten
Umstritten, wenn Erklärende obj. im fremden Namen handelt, aber im eigenen Namen
handeln will
- für Anfechtungsgrund: §164 II regelt Fall, dass jemand im fremdem Namen handeln
will, aber obj. im eigenen Namen handelt
- §164 II ist als Ausnahmevorschrift eng auszulegen
- Überzeugender Argumente gegen Anfechtungsrecht: §164 II bringt allg.
Rechtsgedanken zum Ausdruck, dass Diskrepanz des inneren und äußeren
Erklärungstatbestands hinsichtlich der Fremdheit eienr Erklärung nie zur Anfechtung
berechtigen soll
- Vertretene bedarf nicht des Schutzes der Anfechtung, denn entweder ist er mangels
Vertretungsmacht nicht gebunden, oder er hat Vertretungsmacht selbst zu
verantworten
- Vertreter nicht schutzbedürftig, denn bei Bestehen der Vertretungsmacht treffen ihn
die Folgen des Geschäfts nicht
Handeln für einen später zu benennenden Dritten:
Vertreter kann für einen später zu benennenden Dritten handeln
muss nur offenkundig sein
unterlässt er dies, gilt §179
es muss Vertretungsmacht vorliegen => wenn sie später erteilt wird, gilt sie nur für
Zukunft ex nunc => Vertrag kommt nicht zustande
Ausnahmen:
§§164 ff können ausnahmsweise anwendbar sein, bei Drittvertretung
Offenkundigkeitsprinzip schützt den Geschäftsgegner => daher muss es nicht gewahrt
werden, wenn dieser kein Interesse daran hat, die Identität des Vertretenen zu erfahren
auch §1357 (Schlüsselgewalt) als Ausnahme
Verdecktes Geschäft für den, den es angeht:
Vertreter muss aus Sicht eines obj. Betrachter den Willen haben, das Geschäft für den
Vertretenen abzuschließen
da dies nicht der Fall, entfaltet das Verhältnis zw. Vertreter und Vertretenen maßgeblich
Indizwirkung
für dingliche Einigung gelten die §§164 ff
Für Realakte gelten §§854 ff
Handeln unter fremden Namen:
Im fremden Namen handelt, wer zu erkennen gibt, dass er und die Person, deren Namen er
nennt, 2 verschiedene Personen sind
wer so tut, als sei er selbst die Person, deren Namen er nennt, der handelt unter fremdem
Namen
bei bloßen Namenstäuschung hat der Name des Geschäftsherrn für den Geschäftsgegner
keine Bedeutung
ist für Geschäftsgegner hingegen Identität des Geschäftsherrn wichtig, dann liegt
Identitätstäuschung vor => wird wir Handeln im fremden Namen behandelt
25
Vollmacht legt fest, welche Geschäft der Vertreter für den Geschäftsherrn, also im
Außenverhältnis, abschließen kann
Vollmacht liegt Grundgeschäft zugrunde, aus welchem sich ergibt, welche Geschäfte der
Vertreter im Innenverhältnis ggü dem Vertretenen abschließen darf
möglich ist nach hM aber auch isolierte Vollmacht, bei der kein Grundgeschäft besteht
Unabhängigkeit der Vollmacht vom Grundgeschäft:
Vollmacht entsteht auch, wenn Grundverhältnis nichtig ist
Vollmacht ist unwirksam, wenn sie an einem Nichtigkeitsgrund krankt
ob ausnahmsweise nichtige Grundgeschäft die wirksame Vollmacht an ihrer Entstehung
hindert, ist umstritten:
- Teilweise vertreten, dass Vollmacht idR nur dann entsteht, wenn das Grundverhältnis
wirksam ist
- hM zieht aus §168 1 einen Umkehrschluss und verneint daher eine solche
Abhängigkeit
- nach hM können Vollmacht und Grundgeschäft zu einem einheitlichen RG verbunden
sein und daher gem. §139 ihr rechtliches Schicksal teilen
Weisungen im Innenverhältnis:
wenn Vertretene dem Vertreter eine Weisung hinsichtlich seines Auftretens erteilt, dann
bedeutet dies:
- nur Grundgeschäft begrenzt (rechtliche Können weiter als rechtliches Dürfen)
- auch Vollmacht kann begrenzt werden (rechtliche Können und Dürfen decken sich)
Erlöschen der Vollmacht:
Vollmacht erlischt wenn,
- Grundgeschäft erlischt §168
- Vollmacht einseitig widerrufen wird §§168 2 und 3, 167 I
- Vollmacht angefochten wird §142 I
- nach dem Inhalt der Vollmacht
- nach hM einseitiger Verzicht des Bevollmächtigten
- Geschäftsunfähigkeit des Bevollmächtigten
- Insolvenzverfahren über Vermögen des Geschäftsherrn §117 InsO
Abhängigkeit vom Grundgeschäft §168 1:
Typische Examensprobleme: §§169, 672-674, 729 für Auftragsrecht
mit dem Tod des Auftraggebers alias Geschäftsherrn bleiben im Zweifel gem. §672 1
Grundgeschäft und Vollmacht als transmortale Vollmacht bestehen
gem. §673 1 erlischt mit Tod des Beauftragten auch Vollmacht
Gem. §§674, 729 wird in sonstigen Fällen das Fortbestehen des Innenverhältnisses
regelmäßig zugunsten des Beauftragten fingiert, bis dieser vom Erlöschen Kenntnis
erlangt
Widerruf der Vollmacht §168 2 und 3:
Widerruf erfolgt durch einseitige, empfangsbedürftige WE des Vollmachtgebers
kann Vollmacht sowohl ggü Bevollmächtigten als auch ggü Geschäftspartner wirksam
widerrufen
27
gilt nach hA unabhängig davon, wem gegenüber die Vollmacht erteilt worden ist
Gem. §168 2 Hs.2 kann sich aus Grundgeschäft die gänzliche Unwiderruflichkeit der
Vollmacht ergeben
Widerruflichkeit der Vollmacht nach hM nur dann wirksam ausgeschlossen werden, wenn
Bevollmächtigte oder ein Dritter besonderes Interesse an Bevollmächtigung hat, das dem
Interesse des Vollmachtgebers an Widerruflichkeit zumindest gleichwert ist
Auch hiernach unwiderrufliche Vollmacht kann stets analog §§626, 723 aus wichtigem
Grund widerrufen werden
Anfechtung der Vollmacht:
Vollmachtserteilung prinzipiell mit Wirkung des §142 I anfechtbar
Vor Abschluss des Hauptgeschäfts besteht kein zu schützendes Vertrauen des
Geschäftsgegners, daher ist Anfechtung uneingeschränkt
nach Abschluss des Hauptgeschäfts vertraut Geschäftsgegner auf seinen Bestand =>
Beseitigung der Vollmacht lässt Hauptgeschäft entfallen und verletzt dieses Vertrauen
Auch bei Anfechtung müssen Vollmacht und Hauptgeschäft trennen
Vertippen ist Willensmangel und bei diesen ist gem. §166 I grds. auf Person des
Vertreters abzustellen
hM räumt Geschäftsgegner analog §1222 einen unmittelbaren Ersatzanspruch gegen
Vertretenen ein
Vertretene hat sich für Vollmachtserteilung entschieden und hatte ihr fehlerfreies
Gelingen in der Hand
Anspruch richtet sich auf Ersatz des Vertrauensschadens (negatives Interesse) => dh so
zustellen, wie er stünde, wenn er nicht auf die Wirksamkeit des Geschäfts vertraut hätte
Anspruch ist aber gem. §122 I aE auf Höhe des Erfüllungsschadens (positives Interesse)
gedeckelt
Vertretungsmacht kraft guten Glaubens / Rechtsscheins:
Glaube an Vollmacht ausnahmsweise beachtlich
§§170-173:
folgenden Fällen geschützt:
- Außenvollmacht wurde Glaubendem gegenüber zunächst wirksam erteilt und ist
wieder ex nunc erloschen, ohne dass ihm das angezeigt wurde §§167 I Var.2, 170
- Ihm wurde kundgetan, dass der Vertretene einem Vertreter Innenvollmacht erteilt
habe => die benannte Person bleibt zur Vertretung berechtigt, bis die Kundgabe
widerrufen wurde §§171 II, 172 II
ob Anfechtung der Kundgabe bzw. Urkundsvorlage nach §§171, 172 zulässig ist, hängt
ab:
- Teilweise vertreten, es handele sich um rechtsgeschäftlich erteilte Vollmachten =>
Anfechtung unproblematisch möglich
- hM hält Kundgabe hingegen für bloße WE und Normen für Rechtsscheintatbestände
- Manche halten Rechtsscheintatbestände generell nicht für anfechtbar => gem. §142 I
nur RG anfechtbar => bei Rechtsscheintatbeständen würde aber nur RG fingiert,
welche objektiv rechtlich nicht mehr bestünden => wird teilweise auf §§171, 172
übertragen
28
- ganz hM hält Anfechtung im Rahmen von §§171, 172 für zulässig => bloße
Rechtsschein dürfe generell nicht stärker binden als eine tatsächlich erteilte => zudem
setze letztlich auch jede empfangsbedürftige WE einen Rechtsschein, weil im
Rahmen ihrer Auslegung der innere Wille des Erklärenden anhand des obj.
Erklärungsgehalts bestimmt werde
Duldungsvollmacht:
Rechtsschein wird erzeugt, indem jemand rechtsgeschäftlich im Namen eines Dritten
auftritt
Vertretene hat Kenntnis, dass ein anderer für ihn auftritt und duldet dies
Geschäftsgegner muss Dulden nach Treu und Glauben dahin verstehen, dass der als
Vertreter Handelnde bevollmächtigt ist
dogmatische Frage: kann man Duldungsvollmacht anfechten?
- eine Ansicht bejaht
- Gegenansicht: bloße Dulden ist nicht einmal eine geschäftsähnliche Handlung, sodass
es – anders als bei den §§171, 172 gänzlich an einer anfechtbaren Handlung fehlt
Anscheinsvollmacht:
Anwendbarkeit?
- Vereinzelt nicht anerkannt => bloße Nachlässigkeit könne nicht zu einer vertraglichen
Erfüllungshaftung führen
- nach hM ist Anscheinsvollmacht auch im nichtkaufmännischen Bereich
anzuerkennen => Vertretene könne bei bewusster Duldung zwar weniger
schutzwürdig als bei einer Nachlässigkeit sein => entscheidend sei aber die in beiden
Fällen gleich hohe Schutzbedürftigkeit des Geschäftsgegners
Voraussetzungen:
- Rechtsschein einer Bevollmächtigung dadurch entstehen, dass jemand
rechtsgeschäftlich im Namen eines Dritten auftritt
- Rechtsschein ist dem Vertretenen zurechenbar, wenn er das Auftreten des Dritten wie
ein Vertreter zwar nicht kannte, aber hätte erkennen und verhindern können
- Geschäftsgegner darf fehlende Vollmacht nicht kennen oder kennen müssen §122 II
bei Anscheinsvollmacht lässt sich argumentieren, dass sie nicht anfechtbar ist
beruht noch stärker auf einem bloßen Rechtsschein (als Duldungsvollmacht)
Gesetzliche Vertretungsmacht:
durch Gesetz oder Hoheitsakt begründet:
- nicht voll Geschäftsfähige wird durch gesetzlichen Vertreter vertreten
- Organ einer juristischen Person und Personengesellschaft abgegebene WE ist eigene
WE
- Verwalter einer Vermögensmasse vertritt Inhaber des Vermögens
- §§164 ff gelten grds. für alle Arten der gesetzlichen Vertretung
- §§166 II bis 176 ausdrücklich nur für (rechtsgeschäftlich erteilte) Vollmacht
Beschränkung der Vertretungsmacht:
rechtsgeschäftliche oder gesetzliche Vertretungsmacht kann beschränkt sein
Insichgeschäfte §181:
29
- Andere halten Hauptgeschäft für schwebend unwirksam => Vertretene könne analog
§§177, 182, 184 genehmigen
Hat Vertretene Missbrauch jedoch mitverschuldet, so ist nach hM Hauptgeschäft
wirksam, gegenseitige Erfüllungsansprüche aus ihm sollen aber nach Rechtsgedanken
des §254 in Höhe des Verantwortungsteils gekürzt werden
Rechtsfolgen wirksamer Vertretung
Bindung und Berechtigung des Vertretenen:
wirksame Vertretene wird so gebunden und berechtigt, als habe er die WE selbst
abgegeben §164 I, bzw selbst in Empfang genommen §164 III
Vertreter ist aus dem Hauptgeschäft weder berechtigt noch verpflichtet
Willensmängel und Wissenszurechnung §166:
Person des Vertreters §166 I; Wissensvertreter; aktenmäßiges Wissen:
Grds. kommt es auf Vertreter an, denn es ist sein WE:
- Willensmängel des Vertreters, die die §§119 ff erfüllen, berechtigen Vertretenen
Gem. §166 I zur Anfechtung des Hauptgeschäfts
- Vertretene kann sich bei Anfechtung vertreten lassen
- Wenn es auf Kennen von Umständen ankommt, dann ist gem. §166 I der
Kenntnisstand des Vertreters maßgeblich
- Nach Rechtsgedanken des §166 I entsteht ein Widerrufsrecht nach §312 g I, 312 b
nur, wenn Vertreter des Verbrauchers sich in einer Außergeschäftsraumsituation
befindet
- Über Wortlaut des §166 I hinaus, wird Kennen des Wissensvertreters dem
Geschäftsherrn zugerechnet
- Wenn mehrere Wissensvertreter jeweils nur einzelne Teile eines Umstands kennen,
dann wird ihr Wissen zusammengerechnet
- das Wissen des ausgeschiedenen Organs einer juristischen Person wird weiter
zugerechnet
- über Wortlaut des §166 I hinaus wird gesamte typischerweise aktenmäßig
festgehaltene Wissen eines Geschäftsbetriebs dem Geschäftsherrn zugerechnet
Analog §166 I typischerweise aktenmäßig festgehaltene Wissen zugerechnet
Typizität erfordert dreierlei:
- Geschäftsherr muss eine Organisationseinheit sein, bei welcher aufgrund
Arbeitsteilung typischerweise nicht jeder alles weiß
- muss im Zeitpunkt der Wahrnehmung des Wissens den Umständen nach die
Verpflichtung bestanden haben, das Wissen aktenmäßig festzuhalten – ob das Wissen
tatsächlich auch festgehalten wurde, ist irrelevant
- müssen konkrete Anlass und tatsächliche Möglichkeit bestanden haben, sich des
Umstands durch Heranziehung der Aktien zu vergewissern
nach hM liegt Arglist bereits vor, wenn Verkäufer den Mangel zwar nicht kennt, aber ihn
auf Nachfrage des Verkäufers verneint, obwohl er weiß, dass er nicht weiß, ob Mangel
vorliegt (Angaben ins Blaue hinein)
Wenn einer von mehreren Verkäufern arglistig einen Mangel verschweigt, dann treffen
die negativen Konsequenzen alle Verkäufer
Person des Vollmachtgebers, §166 II:
31
entweder auf Erfüllung des Vertrags oder SchErs aufgrund seines unautorisierten
Auftretens => muss Geschäftsgegner in Geld so stellen, als wäre der Vertrag zustande
gekommen und gehörig erfüllt
wenn allerdings Vertreter den Mangel der Vertretungsmacht nicht gekannt hat, so muss er
gem. §179 II den Vertrauensschaden ersetzen
nach hM ist Wahlrecht des §179 I kein Fall der Wahlschuld, sondern der elektiven
Konkurrenz
für diese gilt insbes. §263 II nicht, daher wirkt Wahl ex nunc
Vertreter ohne Vertretungsmacht haftet nicht nach §179, wenn
- Vertretene den Vertrag genehmigt hat
- Geschäftsgegner den Vertrag nach §178 widerrufen hat (hM)
- Geschäftsgegner das Fehlen der Vertretungsmacht kannte oder hätte kennen müssen
§179 III 1, 122 II
- oder Vertreter beschränkt geschäftsfähig war und ohne Zustimmung seines
gesetzlichen Vertreters gehandelt hat §179 III 2
Einseitige RG §§174, 180:
Vorlage einer Vollmachurkunde §174:
Trotz Formfreiheit sollte bevollmächtigte Erklärungsvertreter bei Abgabe einer
einseitigen, empfangsbedürftigen Erklärung eine schriftliche Vollmachtsurkunde im
Original oder als Ausfertigung vorlegen
Gem. §174 2 ist Geschäft wirksam, wenn Vertretene Geschäftsgegner zuvor von der
Bevollmächtigung in Kenntnis gesetzt hat
nach Wortlaut gilt §174 nicht für gesetzlichen Vertreter
Grundsätzlich endgültige Unwirksamkeit §180:
nicht empfangsbedürftige, einseitige Erklärungen des Vertreters ohne Vertretungsmacht
sind gem. §180 1 ausnahmslos endgültig unwirksam
Empfangsbedürftige, einseitige Erklärungen sind gem. §180 2 ausnahmsweise nicht
endgültig unwirksam, wenn sie unter Behauptung des Bestehens einer Vollmacht
abgegeben wurden und der Geschäftsgegner sie nicht beanstandet
dann gelten §§177 – 179
Entsprechendes gilt für Empfangsvertreter ohne Vertretungsmacht §180 3
Untervollmacht:
Unter idealen Voraussetzungen bildet Untervertreter den Geschäftsherrn:
- eigene Erklärung des Untervertreters im Namen des Geschäftsherrn
- Unterbevollmächtigung des Untervertreters durch Vertreter
- Bevollmächtigung des Vertreters durch den Geschäftsherrn zur Erteilung der
Untervollmacht
Zweifelhaft, ob Erklärung des Untervertreters Vertretenen bindet, wenn von beiden
letztgenannten Punkten abgewichen wird:
- Nach Rspr. kann Vertretet auch im eigenen Namen die Untervollmacht erteilen
- hL lehnt das ab => Vertreter müsse Untervollmacht offenkundig namens des
Geschäftsherrn erteilen
- Gebunden werde daher nur Vertreter
33
- Fehlt Untervollmacht, so richtet sich Bindung des Geschäftsherrn nach den §§177-
180
- Behandlung des Fehlens einer Hauptvollmacht ist umstritten:
Fall:
für Haftung §179 II für Untervertreter spricht, dass Wortlaut des §179 II keine
Einschränkungen für Untervertretung enthält
für Schutzwürdigkeit des Geschäftsgegners kein Unterschied, auf welchem Weg
Vollmacht des Handelnden zustande gekommen ist => er soll Vertrauen auf Vollmacht
geschützt werden
Dagegen lässt sich einwenden, dass auch Schutzwürdigkeit des Untervertreters Rolle
spielen muss:
- legt Untervertreter die Mehrstufigkeit der Vertretung nicht offen, so hat
Geschäftsgegner keine Möglichkeit zu erkennen, dass es mehrere potentiellen
unwirksamen Vollmachtsstufen gibt => nicht schutzwürdig
- Lagt Untervertreter Mehrstufigkeit hingegen offen, so ist Geschäftsgegner gewarnt
=> Untervertreter haftet dann nicht
Zustimmung und Ermächtigung §§182-185
Zustimmung §§182-184:
Zustimmung ist zur Wirksamkeit eines RG erforderliches Einverständnis
Einwilligung §§182, 183 und Genehmigung §§182, 184
Beide Arten der Zustimmung: unabhängige, einseitige empfangsbedürftige WE
zustimmungsberechtigte Dritte kann beiden Parteien eines Vertrags Zustimmung oder
Verweigerung erklären §182 I
Zustimmung ist auch bei zustimmungsbedürftigen RG formfrei möglich => nach hM
besteht aber in denselben Ausnahmefällen wie bei §167 II ein Formbedürfnis
Zustimmung kann aus allg. Gründen nichtig sein
Zustimmungsbedürftige einseitige RG ohne Einwilligung sind sofort nichtig
nach hM genügt, dass Mindesttatbestand der Zustimmung erfüllt ist
Einwilligung §§182, 183:
Liegt diese vor, so wird RG sofort voll wirksam
Einwilligung kann gem §183 ggü beiden Teilen durch widerruf beseitiget werden
grds. bis zur Vornahme des RG ist Widerruf möglich
Einwilligung erlischt mit Erlöschen des ihr zugrunde liegenden Rechtsverhältnisses
finden sowohl §§170-173 als auch Grundsätze der Duldungs- und Anscheinsvollmacht auf
Einwilligung Anwendung
Genehmigung:
zustimmungsbedürftiges, beidseitiges RG ohne Einwilligung ist schwebend unwirksam
Genehmigung führt zur Wirksamkeit Rechtsfolgen treten grds rückwirkend und endgültig
ein => Widerruf nicht möglich
Für Wirkungszeitpunkt kann gem. §184 I Hs.2 „ein anderes bestimmt“ sein: Vertraglich
on den Parteien des RG oder durch Gesetz
Genehmigungswirkung tritt überhaupt nicht ein, soweit Genehmigende seine
Verfügungsberechtigung verlieren
34
Vorbild des §§656 I, 762 I => Erscheint interessengleich => diese Lesensart
entspricht Willen des Gesetzgebers, aber am wenigsten Wortlaut
Nichtigkeit der WE nach §105 II:
im Zustand der Bewusstseinslosigkeit oder vorübergehender Störung der Geistestätigkeit
Nichtigkeit tritt nur ein, wenn Störung ein solches Ausmaß erreicht, dass die freie
Willensbestimmung ausgeschlossen ist
Erklärung unter Anwesenden nicht wirksam, wenn Empfänger nicht in der Lage ist, sie zu
verstehen und Erklärende dies erkennt
Erklärung unter Abwesenden wird wirksam, sobald sie in Machtbereich des Empfängers
gelangt und üblicherweise zur Kenntnis genommen wird => mit §105 II benannten
Zustand ist nämlich üblicherweise nicht zu rechnen
Beschränkt Geschäftsfähigkeit §§106 ff:
Wirksame RG:
Teilgeschäftsfähigkeit §§112, 113:
für bestimmte Lebensbereiche voll Geschäftsfähigkeit:
nach §112 alle Geschäfte die ein selbstständiges Erwerbsgeschäft mit sich bringen
§113 parallele Regelung für Eingehung, Erfüllung und Aufhebung von Dienst- und
Arbeitsverträgen
Vorteilhafte und neutrale RG, §107:
Vorteil muss rechtlich sein, nicht wirtschaftlich
neutrale Geschäfte: zustimmungsfrei wirksam
nur nachteilhafte Geschäfte einwilligungspflichtig
über weitere Einschränkungen herrscht Uneinigkeit:
- Manche wollen nur unmittelbaren, gewollten Folgen betrachten
- Mittelbare reflexartige Rechtsnachteile, die nicht gewollt seien, sind unbeachtlich
- BGH lehnt Differenzierung ab => §107 soll Nachteile unabhängig von ihrer Ursache
abwehren
Vorteilhafte oder neutrale Erklärungen gehen ohne Mitwirkung des gesetzlichen
Vertreters wirksam zu §131
hat §131 bei einseitigen empfangsbedürftigen RG fallentscheidende Relevanz
Verfügungsverträge:
Nachteilhaft sind natürliche Verfügungen über ein Recht des Minderjährigen
Vorteilhaft ist Erwerb eines Rechts von einem Dritten
Ausnahmsweise Nachteil, wenn mit dem Erwerb eine Haftung des Erwerbs mit
persönlichen Vermögen einhergeht (Grundstückgeschäfte)
Erwerb des Eigentums an einem Grundstück:
Erwerb eines Grundstücks mit Grundschuld ist vorteilhaft, weil bei Grundschuld der
Grundstückseigentümer gem. §§1192 I, 1147 nur mit Grundstück nicht mit sonstigem
Vermögen haftet
Erwerb eines vermieteten/ verpachteten Grundstücks ist von Nachteil, da Erwerb gem.
§§566 I, 581 II, 593 b in sämtliche Pflichten aus dem Miet- und Pachtvertrag eintritt
38
Erwerb eines mit Reallast belasteten Grundstücks ist nachteilhaft => da Eigentümer gem.
§1108 persönlich zur Leistung verpflichtet ist
Erwerb eines mit Nießbrauch belasteten Grundstücks kommt es auf Einzelfall an
Eigentümer können Verpflichtungen aus §1049 und aus §§1056 iVm §566 ff treffen
BGH bejaht jedenfalls Vorteil, wenn Nießbrauchsberechtigte über über §§1042 2, 1047
hinaus auch Kosten außergewöhnlicher Grundstückslasten zu tragen hat
Erwerb eines mit einer Vormerkung belasteten Grundstücks ist von Vorteil =>
Vormerkung: handelt sich dabei stets um einen Anspruch, der durch eine Verfügung über
das Grundstück erfüllt werden kann
Erwerb des Eigentums an einer Eigentumswohnung:
Erwerb von Nachteil
Als Mitglied treffen den Erwerber Pflichten
Erwerb eines Nießbrauchs:
Erwerb von Nachteil
Pflichten zur Erhaltung §1041 und Versicherung §1045, etc.
Verpflichtungsverträge:
Nachteilhaft, soweit sie Minderjährigen zu einer Leistung verpflichten:
- gegenseitig verpflichtende Verträge
- einseitig den Minderjährigen verpflichtende Verträge
nur Schenkungsvertrag für den Beschenkten regelmäßig vorteilhaft
Gesamtbetrachtung oder teleologische Reduktion des §181:
Schenkungsverpflichtung des gesetzlichen Vertreters ggü dem Minderjährigen isoliert
betrachtet vorteilhaft, so ist von Gesetzes wegen bei Zustimmung des gesetzlichen
Vertreters sogar eine nachteilige Verfügung wirksam (Danaergeschenke)
§181 aE bestimmt aber, dass ausnahmsweise bei Erfüllung einer Verbindlichkeit keine
Zustimmung zu der hierfür vorgenommenen Verfügung erforderlich ist
dieses Ergebnis muss korrigiert werden:
- denkbar: Gesamtbetrachtung von Verpflichtung und Verfügung vorzunehmen
- Nachteilhaftigkeit der Verfügung würde auf die Verpflichtung zurückschlagen
- wäre gem. §§107, 108 I nur mit Zustimmung des gesetzlichen Vertreters wirksam
- Eltern wären dann aber auf beiden Seiten bei Schenkung beteiligt und sie befänden
sich in einem nicht auflösbaren Interessenkonflikt
- gem. §1909 I 1 Gebrauch eines Ergänzungspflegers
- Zustimmung eines Ergänzungspflegers liegt nicht vor => Zustimmung des
Erziehenden unwirksam
- Für Lösung spricht, dass ein von §107 gebotener effektiver Schutz die
wirtschaftlichen Konsequenzen für diesen in ihrer Gesamtheit betrachten muss
- rechtlichen Prinzipien der Trennung und Abstraktion müssen zurücktreten
o Gesamtbetrachtung mit hM abzulehnen
o Verstoß gegen Trennungsprinzip kann nur letzter Ausweg sein
o §181 aE insofern teleologisch zu reduzieren, dass die Erfüllung eienr
Verbindlichkeit dann nicht von §181 ausgenommen ist, wenn die Erfüllung dem
beschränkt geschäftsfähigen einen Nachteil iSd §107 zufügt
39
Einseitige RG:
können vorteilhaft oder nachteilhaft (Ausübung eines Gestaltungsrechts) sein
Neutrale Geschäfte:
die Minderjährigen weder verpflichten noch eine Verfügung über sein Vermögen
darstellen
in diesem Sinne insbes.:
- WE, die von §164 oder ggp. einem beschränkt Geschäftsfähigen als Vertreter
abgegeben werden
- Verfügungen über fremde Rechte mit Ermächtigung §185
- Verfügung über fremde Rechte ohne Ermächtigung; ob Verfügung wirksam ist, ist
streitig:
§§932 ff sollen den Erwerber nur so stellen, wie er bei Richtigkeit seiner Vorstellung
stünde
Wäre Minderjährige wirklich Eigentümer gewesen, so wäre die Übereignung für ihn
rechtlich nachteilhaft und daher gem. §§107, 108 I schwebend unwirksam
Argumentation lässt unberücksichtigt, dass die §§932 ff hingegen, die Interessen des
Eigentümers und des Erwerbers zum Ausgleich bringen
von diesem Schutzzweck muss es im Rahmen der §§932 ff nur darauf ankommen, ob
Erwerber erkennt, dass s einen schutzwürdigen, vom Veräußerer personenverschiedenen
Eigentümer gibt
daher bleibt es, dass Voraussetzungen des §932 I 1 vorliegen
Einwilligung:
gesetzliche Vertreter §182 I kann Minderjährigen oder dem anderen Teil ggü erklären
§183 vor dem RG und bis zu seiner Vornahme frei widerruflich
Einwilligung kann auf einen abgrenzbaren Kreis von RG erteilt werden (beschränkter
Generalkonsens)
Auslegung muss streng erfolgen
Einwilligung zur Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel erstreckt sich nach Hm NUR
AUF Fahrten mit gültigem Ticket, nicht auf Schwarzfahrten
wenn hinsichtlich Zugangs eine Einwilligung vorliegt, ist §131 II 2 Var.2 Ausnahme zu
§131 II 1 iVm I
Bewirken mit eigenen Mitteln §110:
Taschengeldparagraph
Bewirken der vertragsgemäßen Leistung:
Minderjährige muss gesamte Leistung tatsächliche erbracht haben
Verpflichtungsvertrag mit Teilzahlungsvereinbarung wir bei Zahlung der letzten Rate
wirksam
anders wenn Gegenleistung teilbar ist
Zu diesem Zweck oder zur freien Verfügung überlassene Mittel:
Minderjährigen müssen die Gegenstände, die er an die Gegenseite bewirkt hat, zu diesem
Zweck oder zur freien Verfügung überlassen worden sei
40
Frei wird nicht iSv vollkommen beliebig, sondern es müssen die Werte und
Erziehungsziele des gesetzlichen Vertreters berücksichtigt werden
Mittel sind alle Vermögensgegenstände
Umstritten, ob dazu auch die eigene Arbeitskraft zählt
Separat zu beurteilen ist, ob Minderjährige über Gegenstände verfügen kann, die mit den
überlassenen Mitteln erworben hat => erneute Prüfung nach denselben Maßstäben des
§110
Rechtsfolgen und Erfordernis der Einwilligung?
§110 hinsichtlich der Verfügung ein Unterfall des §107
zu Wirksamkeit erforderlich, dass der gesetzliche Vertreter zumindest konkludent
zugestimmt hat
hinsichtlich Verpflichtung ist Meinungsbild geteilt:
- nach h.M. regelt §110 auch Unterfall des §107, sodass Einwilligung des gesetzlichen
Vertreters erforderlich aber auch maßgeblich für die Wirksamkeit des Geschäfts sein
- dafür spricht, dass der gesetzliche Vertreter ausnahmslos willentlich steuern können
muss, ob ein Geschäft wirksam ist
o Zunehmend vertretene Gegenansicht sieht §110 als Ausnahmefall des §107
o Greife nach seinem Wortlaut in Fällen ohne Zustimmung
o Wirksamkeit des Geschäfts ergebe sich alleine aus dem Realakt des Bewirkens
der geschuldeten Leistung
o Dafür spricht, dass bereits Kombination aus Mittelüberlassung und Verwendung
beim Vertragspartner ein so starkes Vertrauen hervorruft, dass es auf eine
Einwilligung nicht ankommen kann
- Unterschied kann bestehen, wen Minderjährige sein Taschengeld verliert
- mit h.M. lässt sich je nach Einzelfall eine Einwilligung in des Geschäft gleich mit
welchen konkreten Gelscheinen betätigt, bejahen
- nach Gegenansicht müsste man die Wirksamkeit mangels Bewirkens mit den konkret
überlassenen Mitteln verneinen
- wenn sie h.M. folgen, dann sollten Sie §110 lex specialis vor §107 als lex generalis
prüfen
Schwebend unwirksame RG:
Soweit Voraussetzungen der §§107, 110, 112, 113 nicht erfüllt sind
Unwirksamkeit einseitiger RG: §111:
bei einseitigen RG ist Rechtssicherheit geboten
sind gem. §111 endgültig unwirksam, wenn Minderjährige sie ohne die erforderliche
Einwilligung vornimmt
unwirksam gem. §11 ist einseitiger empfangsbedürftiges RG, wenn es zwar mit
Einwilligung, aber ohne schriftlichen Nachweis erfolgt
Zurückweisung nach §111 ausgeschlossen, wenn gesetzliche Vertreter den Adressaten
über Einwilligung in Kenntnis gesetzt hat
Genügt Zugang der Inkenntnissetzung
ferner ist Zurückweisung auch bei Kenntniserlangung von der Einwilligung auf jedem
anderen Wege ausgeschlossen
für Stellvertreter enthalten §174, 180 ähnliche Regelung
41
Erwerb eines Rechts ist grds. rechtlich vorteilhaft und daher ohne Zustimmung wirksam
Erfüllungswirkung nur mit Zustimmung des gesetzlichen Vertreters eintritt
Bei Rückabwicklung eines Austauschvertrags ist Saldotheorie nicht anzuwenden, sondern
Zwei-Kondiktionen Theorie
führt Bösgläubigkeit zu einer Haftung, so haftet Geschäftsunfähig nur, soweit gesetzliche
Vertreter bösgläubig ist
Hinsichtlich beschränkt Geschäftsfähigen differenziert die h.M::
- soweit unwirksame Verträge rückabgewickelt werden (Leistungskondiktion), so
kommt es nach §§107 ff auf den Kenntnisstand des gesetzlichen Vertreters an
- übrigen Fallgestaltungen sind oft deliktsähnlich, daher kommt es §§828, 829 auf
Kenntnisstand des beschränkt Geschäftsfähigen an
Nichtigkeit nach §§134, 135:
Rangfolgen und Konkurrenzen:
Prüfungsreihenfolge: §138 II, §134, §138 I
insofern geht §123 I vor, wenn Nichtigkeit soll nicht ipso iure nach §§134, 138 sondern
nur auf entsprechende Erklärung des Betroffenen nach §§142 I, 143 eintreten
§826 und §138 haben unterschiedliche Funktionen und stehen nebeneinander
§138 versagt Geschäft Nichtigkeit
§826 begründet Schadensersatzpflicht
Gesetzliches Verbot §134:
Verbotsgesetz:
Gesetz iSd §134 ist gem. Art.2 EGBGB jede Rechtsnorm (auch Rechtsverordnungen und
Gewohnheitsrecht)
Verbotsgesetze sind Gesetze, die die Vornahmen eines RG verbieten
sie regeln rechtliche Dürfen eines tatsächlich und rechtlich möglichen RG
nicht dazu gehören Gesetze, die rechtliche Können verneinen, sie führen immer zu
Unwirksamkeit der RG (§§105, 118, etc.)
Im Zweifelsfall ist durch Auslegung zu ermitteln, ob Verbotsgesetz vorliegt
Grenzfälle, wenn nicht das RG an sich, sondern lediglich seine Durchführung den TB der
Norm erfüllt
Obj. Verstoß gegen Gesetz:
Verwirklichung des obj. TB des Verbotsgesetzes genügt
Zivilrechte Sanktion muss keine Rücksicht auf Schuldprinzip (nulla poene sine culpa)
nehmen
Umgehungsgeschäfte begründen Verstoß, soweit Verbaut auch den Umweg zu dem
erstrebten Erfolgt verbietet
Umgehungsgeschäfte, die Normen umgehen, die Geschäft schützend ausgestalten, führen
nicht zur Nichtigkeit
Rechtsfolgen:
Rechtsfolge ist Nichtigkeit nur, wenn sich nicht aus dem Gesetz ein anderes ergibt
dies ist nach Sinn und Zweck des Verbotsgesetzes zu beurteilen
43
entscheidend ist, ob Gesetz sich gegen seine privatrechtliche Wirksamkeit und seinen
wirtschaftlichen Erfolg wendet
Beidseitiger vs. einseitiger Verstoß Und Ordnungsvorschriften:
Ist beiden Seiten ein bestimmtes Verhalten untersagt und haben beide verstoßen, so ist RG
grundsätzlich nichtig
insbes,, wenn Verbot durch eine beiderseitige Strafbarkeit flankiert wird
Richtet sich Verbot nur an eine Partei, so ist RG grds. wirksam
unschädlich sind regelmäßig Verstößen gegen bloße Ordnungsvorschriften
unterbinden nur Vornahme an bestimmten Orten, zu bestimmten Zeiten
Umfang und Reichweite der Nichtigkeit:
Nichtigkeit tritt nur ein, wenn Verbtosgesetz schon bei Vornahme des RG bestand
ausnahmsweise tritt Teilnichtigkeit ein
Nichtigkeit des schuldrechtlichen Verpflichtungsgeschäfts lässt Erfüllungsgeschäft wegen
Abstraktionsprinzip regelmäßig unberührt
Auslegung kann ergeben, dass auch dingliche Erfüllungsgeschäft nichtig sein soll
richtet sich Verbtosgesetz gegen Erfüllungsgeschäft, so ist auch Verpflichtungsgeschäft
nichtig
Weitere Beispiele:
Steuerhinterziehung §370 AO: Vertrag, der eine Steuerhinterziehung auslöst, ist daher nur
dann nichtig, wenn Steuerhinterziehung Hauptzweck des Vertrages ist
Schwarzarbeit ohne Rechnung §1 II Nr.2 SchwarArbG: Bedeutung hat Werkleistung ohne
Rechnung zu erbringen, um Umsatzsteuer zu hinterziehen
- unklar ist, ob Verstoß beidseitig oder nur einseitig ist
- Entscheidung regelmäßig nicht erforderlich, da regelmäßig auch ein einseitiger
Verstoß gegen §1 II Nr.2 SchwarArbG zur Nichtigkeit führt
unerlaubte Erbringung von Rechtsdienstleistungen §3 RDG: bestimmt, dass die
selbstständige Erbringung außergerichtlicher Rechtsdienstleistungen nur soweit zulässig
ist, wie dies gesetzlich erlaubt ist
Verstöße gegen TierSchG: Aussetzen eines Haustieres entgegen §3 Nr.1 TierSchG gem.
§134 zur Nichtigkeit der Eigentumsaufgabe (Dereliktion) nach §959
Sittenwidrigkeit §138:
Wucher §138 II Spezialfall:
Auffällige Missverhältnis zw. Leistung und Gegenleistung:
Fordert obj. auffälliges Missverhältnis zw. Leistung und Gegenleistung
Gegenleistung gibt es nur bei synallagmatischen Verträgen
obj., marktübliche Wert der Leistung und Gegenleistung bei Vertragsschluss muss erst
ermittelt werden und danach verglichen werden
ganz grobe Faustregel: Grenze liegt bei doppeltem Wert
bei Darlehenszins ist sittenwidrig, wenn vereinbarte Zins um 12 Prozentpunkte übersteigt
Defizit des Bewucherten:
Bewucherte muss bei Vertragsschluss obj. ein Defizit gehabt haben:
44
Denn ab Vornahme der Handlung bestehen kein Bedarf mehr an einer notariellen
Beratung zur Frage, ob Handlung vorgenommen werden soll
Für Aufhebung eines von §311b I 1 erfassten Verpflichtungsgeschäfts gilt:
- bis zur Auflassung ist sie formlos möglich, da keine Übereignungs- und keine
Erwerbspflicht begründet wird
- nach der Auflassung, aber vor der Eintragung ist sie formbedürftig
- Ist Käufer nach Auflassung und Eintragung Eigentümer geworden => Bedarf
notarieller Beurkundung
Vertraglich vereinbarte Form:
Parteien können Strengere Form festlegen
Für Aufhebung gilt:
- einfache Formklausel können Parteien jederzeit formlos und konkludent aufheben
- doppelte Formklauseln differenziert:
o In einem Individualvertrag kann eine solche nur in der vereinbarten Form
aufgehoben werden
o für AGB gilt gem. §305b ausnahmslos der formlosen Individualabrede
Wahrung des Formerfordernisses: §§126-129
Gesetzliche Schriftform §126:
Inhalt darf maschinenschriftlich sein => beachtlich § 2247 I
Aussteller kann Erklärungsvertreter iSd §164 I sein
Unterzeichnet Vertreter mit seinem Namen, gilt Offenkundigkeitsprinzip
Vertreter kann auch mit Namen des Vertretenen unterschreiben
Namensunterschrift braucht nicht lesbar zu sein => muss hinreichend individuell als
Namenswidergabe mit der Absicht einer vollen Unterschriftsleistung erkennbar sein
muss eine einzige Urkunde vorliegen => bei mehreren Blättern muss Einheit der Urkunde
zweifelsfrei erkennbar sein
muss im Original zugehen
beide Parteien müssen auf ein und derselben Urkunde unterzeichnen
mehrere gleichlautende Urkunden aufgenommen, dann genügt, dass jede Partei die für die
andere Partei bestimmte Urkunde unterzeichnet
gleichlautende Urkunden müssen für die andere Partei bestimmt sein, also anderen Partei
im Original zugehen
Elektronische Form §126a:
Aussteller der Erklärung muss dieser seinen Namen hinzufügen und Dokument mit einer
qualifizierten elektronischen Signatur versehen
Textform §126b:
Art der Schriftform ohne eigenhändige Unterschrift
lesbare Schriftzeichen; Abgabe auf einem dauerhaften Datenträger und Erkennbarkeit des
Urhebers; Abschluss der Erklärung
Vereinbarte Formen, insbes. Schriftform, §127:
gem. §127 II 1 wird Schriftform ggü §126 abgeschwächt
48