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Recht I : Zivilrecht
Einführung in das Zivilrecht (Übung)
SoSe 2017
I. Organisatorisches
II. Willenserklärung
III. Vertrag
IV. Fälle
Organisatorische Hinweise
Übungsklausur
Mo, 29.05.2017 10:00 – 12:00 Uhr, Audimax (Gruppe ökonomisches Wahlprofil A-H + wipäd. Profil + Winfo)
Mo, 29.05.2017 14:00 – 16:00 Uhr, Audimax (Gruppe ökonomisches Wahlprofil I-Z)
(Teilnahme an der ÜK ist Voraussetzung für die Teilnahme am Tutorium; angemeldet ist nur, wer
die Übungsklausur ernsthaft mitschreibt!)
Tutorien
Voraussichtlich Sa, 24.06.2017 und Sa, 01.07.2017
(Besprechung Übungsklausur / Bekanntgabe Einteilung über ILIAS)
Prüfungsklausur
Anmeldung und Termin beim Prüfungsamt
Organisatorische Hinweise
Internetseite / ILIAS
Internetseite
www.privatrecht.uni-hohenheim.de
ILIAS
Magazin
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Institut für Rechts – und Sozialwissenschaften (550)
Bürgerliches Recht, Handels-, Wirtschafts- und Agrarrecht (550A)
Sommersemester 2017
Grundstudium
Einführung in das Zivilrecht (Übung) SoSe 2017 (ökonom. Wahlprofil A-H +
wipäd. Profil + Winfo) bzw. (ökonom. Wahlprofil I-Z)
Hinweise
Literatur
Skripte:
• Willenserklärungen, Vertrag: JuS 2007, S. 881 ff. „Was ist eine Willenserklärung?“; JuS 2005, S. 788
ff. „Der Zugang von Willenserklärungen“; JuS 2002, S. 313 ff. „Der Kaufvertrag“
• Falllösungstechnik: JuS 2009, S. 289 ff. „Grundzüge juristischer Methodik“; JuS 2009, S. 887 ff.
• Anfechtung: „Die Irrtumsgründe des § 119 BGB“; BGH Urteil, vom 26. 1. 2005 - VIII ZR 79/04 (auch
Vertragsschluss)
• Stellvertretung: JuS 2010, S. 382 ff. und 771 ff. „Grundwissen – Zivilrecht: (Stellvertretung und
Vollmacht); JuS 2008, S. 309 ff., S. 391 ff., S. 486 ff. „Grundfälle zum Stellvertretungsrecht“
• Bürgschaft: JuS 2009, S. 679 ff., „Grundfälle zum Bürgschaftsrecht“
• Besitz: JuS 1992, S. 215 ff.; S. 393 ff. „Grundfälle zum Besitz und Besitzschutz“
• Eigentum, Eigentumsvorbehalt: JuS 2001, S. 341 ff., S. 449 ff.; S. 556 ff. „Grundfälle zum Recht des
Eigentumsvorbehalts“
Veranstaltungen und Ziele:
Einführung in das Zivilrecht
Willenserklärung
Erklärungsakt • Handlungswille
• Erklärungsbewusstsein
(+), wenn sich das Verhalten des Erklärenden für einen (Rechtsbindungswille)
objektiven Beobachter als die Äußerung eines • [Geschäftswille]
Rechtsbindungswillens darstellt.
Bei der Auslegung einer Willenserklärung ist der wirkliche Wille zu erforschen und
nicht an dem buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften.
Die Auslegung empfangsbedürftiger Willenserklärungen erfolgt nach §§ 133, 157 BGB (nach
dem sog. objektiven Empfängerhorizont).
Wirksamwerden von Willenserklärungen
Wirksamwerden
Nicht
Empfangsbedürftige
empfangsbedürftige
WE
WE
Mit Abgabe
Def.: willentliche Entäußerung Mit Abgabe und Zugang
in den Rechtsverkehr (§ 130 I 1 BGB ggü.
Hier (+), wenn Wille erkennbar Abwesenden)
endgültig geäußert wird
Def.: Eine empfangsbedürftige WE ist zugegangen, wenn sie derart in den Machtbereich des
Empfängers gelangt ist, dass dieser unter normalen Umständen von ihr Kenntnis erlangen
kann und nach der Verkehrsanschauung von ihm erwartet werden darf.
Unter Unter
Abwesenden Anwesenden
Unter Unter
Abwesenden Anwesenden
Widerruf der Willenserklärung: WE wird erst mit Zugang wirksam, bis dahin kann sie
widerrufen werden, § 130 I 2 BGB
Vertrag
Wo steht im BGB etwas zu Verträgen?
BGB weitere
Kaufvertrag Fitnessstudiovertrag
Darlehensvertrag Restaurantbesuch
Mietvertrag Handyvertrag
Werkvertrag …
…
Allgemeine Regeln für Verträge
Dienst-
vertrag
Gemischte
Verträge
Vertragsschluss §§ 145 ff. BGB
Angebot Annahme
(Willenserklärung) (Willenserklärung)
inhaltliche
Übereinstimmung?
Vertrag
Der Vertrag ist ein zweiseitiges Rechtsgeschäft und kommt durch den Austausch von zwei
inhaltlich übereinstimmenden (Konsens), mit Bezug aufeinander abgegebenen
Willenserklärungen (Angebot und Annahme) zustande, §§ 145 ff BGB.
Die Parteien müssen sich über die wesentlichen Vertragsbestandteile (sog. essentialia
negotii, Bsp. beim Kaufvertrag: verkaufte Ware; Kaufpreis) geeinigt haben.
Vertragsschluss §§ 145 ff. BGB
Angebot Annahme
WE WE
• obj. Tatbestand • obj. Tb
(Tb.) • subj. Tb
• subj. Tb.
Wirksam- Wirksam-
werden werden
• Abgabe • Abgabe
• Zugang • Zugang
Vertragsschluss §§ 145 ff. BGB
Angebot Annahme
Autohändler (A) macht dem Kunden (K) ein Angebot zum Kauf eines teuren Sportwagens. K verfasst
eine Annahmeerklärung, lässt den fertigen Brief aber auf seinem Schreibtisch liegen, um die
Kaufentscheidung lieber noch mit seiner Frau zu besprechen. Beim Aufräumen entdeckt Ehefrau (E) den
Brief und bringt ihn mit anderen Briefen zur Post. A erhält die Annahmeerklärung am nächsten Tag .
a) Wirksame Annahme?
Def. Annahme: empfangsbedürftige WE in Form einer vorbehaltslosen Zustimmung zu
einem Angebot
Hier: Schreiben enthält Annahmeerklärung (WE), also (+)
(P) Annahme auch wirksam?
empfangsbedürftige WE werden nur mit Abgabe und Zugang wirksam
Hier: (P) Abgabe
• Def. Abgabe: willentliche Entäußerung durch den Erklärenden in den
Rechtsverkehr
Fall 1 – Lösung (Grobgliederung)
• Hier: Erklärender K hat Schreiben zwar schon fertig formuliert, aber nicht
willentlich auf den Weg zu A gebracht, sondern wollte sich nochmal überlegen, ob
er das Angebot überhaupt annehmen will/ mit seiner Frau besprechen
• Zwischenergebnis: Abgabe der Annahmeerklärung (-) Wirksamwerden der
Annahmeerklärung (-)
b) Zwischenergebnis: Annahme durch K (-)
A erklärt gegenüber B, er biete ihm sein Fahrrad für 50 € zum Kauf an. B nickt. Am Tag darauf überlegt es
sich B doch anders. Weil er sowieso mehr mit der Bahn unterwegs ist, teilt er A mit, dass er das Fahrrad
nun doch nicht kaufen möchte.
a) Willenserklärung
Hier: B nickt
• (P) ist Nicken eine WE?
• Keine ausdrückliche Erklärungshandlung
• Auslegung nach §§ 133, 157 BGB, nach objektivem Empfängerhorizont
→ Nicken wird von einem objektiven Dritten als Zustimmung verstanden
→ Konkludentes Verhalten
• Zwischenergebnis: obj. TB der WE (Erklärungshandlung) (+)
• Subj. TB der WE: Handlungswille, Rechtsbindungswille, Geschäftswille zum Zeitpunkt
der Erklärungshandlung (nicht abzustellen ist auf spätere Änderung des Willens) (+)
Zwischenergebnis: Nicken ist hier als WE anzusehen
Fall 2 – Lösung (Grobgliederung)
3. Konsens (+)
Inhaber (I) betreibt ein Bekleidungsgeschäft. Aufgrund eines Versehens wird ein im Schaufenster
ausgestellter Pelzmantel mit einem Preis von 200 € anstatt 2000 € ausgezeichnet. Schnäppchenjägerin
(S) stürmt in den Laden und sagt zu I, sie nehme das Angebot hiermit an und kaufe den Mantel zum Preis
von 200 €. I lehnt dies ab.
Ist zwischen S und I ein wirksamer Kaufvertrag über den Mantel zum Preis von 200 € zustande
gekommen? Prüfen Sie dies in einem Rechtsgutachten. Gehen Sie dabei auf alle im Sachverhalt
aufgeworfenen Rechtsfragen ein.
Fall 3 – Lösung (Grobgliederung)
I. Kaufvertrag über den Pelzmantel zum Preis von 200 € gem. § 433 BGB ?
1. Angebot gemäß § 145 BGB
a) Angebot durch I
Angebot = empfangsbedürftige Willenserklärung, die auf den Abschluss eines
Vertrages gerichtet ist und inhaltlich so bestimmt oder bestimmbar ist, dass der
Adressat das Angebot durch ein bloßes „Ja“ annehmen kann
WE, die auf Abschluss eines Vertrages gerichtet ist?
• Ausstellen im Schaufenster = Erklärungshandlung
• Handlungswille (+)
• (P) Rechtsbindungswille? Nach § 145 BGB würde sich I dann gegenüber jedem
Kaufinteressenten binden und ggf. sogar schadensersatzpflichtig machen
Schaufensterauslage beinhaltet keinen Rechtsbindungswillen, sondern stellt
lediglich eine „invitatio ad offerendum“, d.h. eine Aufforderung zur Abgabe
eines Angebotes dar
Zwischenergebnis: Kein Angebot durch I
Fall 3 – Lösung (Grobgliederung)
b) Angebot durch S
hier: S äußert ausdrücklich den Willen, der auf den Kauf des Mantels zum Preis von 200 €
gerichtet ist
2. Annahme des I?
Annahme = empfangsbedürftige WE in Form einer vorbehaltslose Zustimmung zu einem
Angebot
Hier: I will den Mantel für 2000 € verkaufen und nicht für 200 €
Zwischenergebnis: Ablehnung des Angebotes der S
II. Ergebnis: Mangels Annahme des Angebotes über 200 € ist kein Kaufvertrag über den Mantel
zustande gekommen
III. [ggf. könnte hier weiter geprüft werden, ob Ablehnung des I nach § 150 II BGB als neues Angebot zu
werten ist, Fallfrage war darauf aber nicht gerichtet]
Fall 4
A bietet B schriftlich seinen Gebrauchtwagen zum Preis von 4.500 € an. In dem Schreiben heißt es weiter,
wenn er von B innerhalb von zwei Wochen keine Antwort erhalte, gehe er davon aus, dass B das Angebot
annehme. B liest das Schreiben, schweigt aber.
Hat A gegen B einen Anspruch auf Abnahme des Gebrauchtwagens? Prüfen Sie dies in einem
Rechtsgutachten. Gehen Sie dabei auf alle im Sachverhalt aufgeworfenen Rechtsfragen ein.
Fall 4 – Lösung (Grobgliederung)
I. A könnte gegen B einen Anspruch auf Abnahme des Wagens aus § 433 II BGB haben
Voraussetzung: Kaufvertrag gem. § 433 BGB wirksam zustande gekommen
Kaufvertrag kommt durch 2 übereinstimmende Willenserklärungen (Angebot, Annahme und
Konsens) zustande
Hier: B schweigt
Grundsatz:
Schweigen ≠ ausdrückliche WE
Schweigen ≠ konkludente WE (Auslegung nach objektivem Empfängerhorizont mit
Rücksicht auf die Verkehrssitte → Schweigen hat keinerlei Aussagegehalt/
Erklärungswert)
Ausnahme:
gesetzlich geregelte Fälle, nach denen Schweigen ausnahmsweise die Bedeutung
einer WE hat (z.B. § 177 II 2 Halbsatz 2 BGB, § 362 HGB)
Parteivereinbarung
Hier: A gibt B‘s Schweigen einseitig eine bestimmte rechtliche Bedeutung
II. Ergebnis: kein Kaufvertrag zustande gekommen und daher kein Anspruch des A gegen B auf
Abnahme des Wagens aus § 433 II BGB