Sie sind auf Seite 1von 12

Der rechtsgeschäftliche Eigentums-

erwerb vom Berechtigten


I. Übereignung nach § 929 S. 1 BGB

Aufbauschema der Übereignung nach § 929 S. 1 BGB


- Einigung zwischen Veräußerter und Erwerber über den Eigen-
tumsübergang

- Übergabe der beweglichen Sache

- Berechtigung des Veräußere

1. Einigung

a) Einigung als Vertrag

- Einigung = dinglicher Vertrag (Rechtsgeschäft), bestehend aus


zwei übereinstimmenden WEen von Veräußerer und Erwerber
hinsichtlich des Eigentumsübergangs

aa) Geschäftsfähigkeit, § 104 ff

- Geschäftsfähigkeit der Beteiligten ist erforderlich

- Beschränkt Geschäftsfähiger kann nur eine auf Eigentumserwerb


gerichtete Einigungserklärung abgeben, da er durch die Verfü-
gung einen lediglich rechtlichen Vorteil erlangt

- Dingliche Verträge ohne Zustimmung des gesetzlichen Vertreters


sind schwebend unwirksam, wenn sich die Erklärung auf die
Übereignung eigener Sachen vollstreckt

- Grund: Eigentumsverlust = rechtlicher Nachteil iSd § 107


BGB

- (P): Ist die Übereignung fremder Sachen durch einen beschränkt


Geschäftsfähigen als sog. Neutrales Geschäft wirksam?

- WE des beschränkt Geschäftsfähigen auf Übereignung ist


wirksam

- Grund: Kein Eigentumsverlust  kein rechtlicher Nach-


teil; sog. Neutrales Geschäft

- H.M.: Über fehlende Berechtigung können die §§ 932 ff hin-


weggehelfen, wenn deren Vss vorliegen

30
- Minderjährigenvorschriften wollen nicht den eigentli-
chen Eigentümer schützen

- A.A.: Keine Anwendbarkeit der § 932 ff

- Erwerber soll nur so gestellt werden, wie er bei Richtig-


keit seiner Vorstellung stünde

- Wäre Minderjähriger Eigentümer, scheitert Erwerb an §


107 mangels Einigung, da die Gutgläubigkeit bzgl Ge-
schäftsfähigkeit nicht geschützt wird

- § 105a beachten, wonach ein volljähriger Geschäftsunfähiger


Geschäfte des täglichen Lebens in Ansehung von Leistung und
Gegenleistung wirksam vornehmen kann, wenn leistung mit ge-
ringwertigen Mitteln bewirkt wird

- Fiktionswirkung erstreckt sich auch auf die dingliche Eini-


gung,  sodass eine wirksame Übereignung möglich ist

bb) Willensmängel

- Für Einigung erforderliche WE kann anfechtbar oder nichtig sein

- Anfechtungs- oder Nichtigkeitsgründe müssen sich auf die


Übereignung beziehen

- Ausnahme: Grund, der das Verpflichtungsgeschäft zum schei-


tern bringt, kann auch die Einigung zum Scheitern bringen

cc) Form
- Formlos möglich  konkludente Einigung auch möglich

dd) Bedingung und Befristung, §§ 158 – 163

- Einigung ist bedingungsfreundlich, sodass §§ 158 ff anwendbar


sind

- Häufigster Fall: Eigentumsvorbehalt, wonach Übereignung unter


aufschiebender Besingung gem. § 158 I erfolgt

- Veräußerer kann Bedingungseintritt nicht mehr einseitig ver-


hindern  Erwerber hat bis dahin Anwartschaftsrecht

- Bedingung ist ein zukünftiges, ungewisses Ereignis

- Befugnis ist ein zukünftiges, gewisses Ereignis

31
ee) Vertretung, §§ 164 – 181

- Für dingl. Einigung gelten die §§ 164 ff. BGB

- Übergabe: Kein Rechtsgeschäft. Keine StV möglich (Ausnahme:


§ 854 II – offener Besitz).

- Aber: Übergabe ist auch kein höchstpersönliches Geschäft. We-


der auf Erwerber- noch auf Veräußererseite muss Prinzipal not-
wendig selbst auftreten.

- Veräußererseite

- Bsp.: Ladenangestellter A verkauft im Laden der V ein Buch


und übergibt es der K.

- Dingl. Einigung, § 929 S. 1: A = StV des V, § 164.

- Übergabe: A = Besitzdiener der V, § 855. Besitzübertra-


gung direkt an K.

- Erwerberseite

- Bsp. : Statt K kommt ihre Freundin F in den Laden und kauft


das Buch im Namen von K.

- Dingl. Einigung, § 929 S. 1: A = StV der V, § 164. F =


StV der K. Einigung zwischen V und K

- Übergabe: A = Besitzdiener der V; F-K: antizipiertes Be-


sitzmittlungsverhältnis

=> Vertretene K erwirbt unmittelbar Eigentum ohne Durchgangser-


werb.

—> Nicht offengelegte Stellvertretung: Grds. erwirbt der (verdeckte)


StV Eigentum (Durchgangserwerb). Ausnahme: Geschäft für den es
angeht.

ff) Geschäft für den, den es angeht

- Sachverhalt parallel zum schuldrechtl. Geschäft „für den, den es


angeht“: Bargeschäft des täglichen Lebens; der Handelnde tritt
in verdeckter Stellvertretung für den Erwerber auf, unter Durch-
brechung des vertretungsrechtlichen Offenkundigkeits-prinzips.

- Schuldrechtlich kommt der Vertrag mit dem zustande, „den


es angeht“: Verkäufer ist es gleichgültig, mit wem er kontra-
hiert.

32
- Sachenrechtlich:

- Bei der dingl. Einigung tritt der Handelnde in (verdeck-


ter) Stellvertretung für den Erwerber auf.

- Übergabe = Realakt. Keine StV möglich. Aber: Han-


delnder übernimmt die Sache als Besitzmittler oder Be-
sitzdiener seines Hintermanns (od Geheißperson). Mit
Übergabe wird dadurch Besitz des „Hintermanns“ be-
gründet => Übereignung nach § 929 S. 1 BGB.

—> Wichtig: Originärer Eigentumserwerb beim „Hintermann“; kein


Zwischenerwerb beim Handelnden!

gg) Durchgangserwerb vs. Direkterwerb

- Durchgangserwerb: Eine Person erwirbt vielleicht im physischen


Sinne gar keinen (unmittelbaren) Besitz, aber dennoch Eigentum
für eine logische/juristische Sekunde.

- Konsequenz: Rechtsnachfolger erwirbt das Eigentum u.U.


belastet mit einem gesetzlichen, vertraglichen oder Vollstre-
ckungspfandrecht / Vermieterpfandrecht (§ 562).

- Das bedeutet: u.U. gehen in der Zwangsvollstreckung/in der


Insolvenz andere Rechte vor.

- Durchgangserwerb tritt u.a. ein bei antizipierter Einigung


und antizipiertem Besitzmittlungsverhältnis gem. §§ 929 S.
1, 930; beim Geheißerwerb

- Aus Sicht des Erwerbers vorzugswürdig: Direkterwerb => Keine


Belastung durch Pfandrechte, die ggü. dem Zwischenerwerber
greifen. Direkterwerb tritt ein, wenn

- Bzgl. Einigung:

- Geschäft für den es angeht (Einigung)

- offengelegten Stellvertretung (Einigung)

- Bzgl. Übergabe: auf Erwerberseite ein Besitzdiener (§ 855)


auftritt

b) Bestimmtheitsgrundsatz

- Einigung muss zu übereignende Sache genau bezeichnen, so-


dass für einen fremden Dritten ohne zu Hilfenahme anderer Um-

33
stände erkennbar ist, an welchen Sachen eine dingliche Rechts-
änderung vorgenommen wird

c) Sonderfälle der Einigung

- Warenautomaten enthalten ein Angebot des Aufstellers bzgl


Kauf und Übereignung der Ware, bedingt durch das Vorhanden-
sein der Ware, das Funktionieren und die ordnungsgemäße Be-
dienung des Automaten durch Erwerber

- In Selbstbedienungsläden stellt Vorweisen der Ware an der Kas-


se durch den Kunden ein Angebot darf, das durch die Feststel-
lung des Rechnungsbetrags vom Kassier angenommen wird

- (P): Wann wird das Übereignungsangebot beim Tanken an


Selbstbedienungstank-stellen abgegeben?

- E.A.: Kauf und Übereignung an der Zapfsäule bejaht

- H.M.: stillschweigend vereinbarter Eigentumsvorbehalt

d) Widerruflichkeit der Einigung

- Nach § 929 1 müssen sich Veräußerer und Erwerber noch im


Zeitpunkt der Über-gabe bzgl Eigentumsübergang einig sein

- Dingliche Einigung ist nicht bindend und widerruflich

2. Übergabe

Aufbauschema Übergabe iSd. § 929 S. 1


I. Besitzerwerb auf Erwerberseite

II. Vollständiger Besitzverlust auf Veräußererseite

III. Veranlassung oder Duldung durch den Veräußere zum Zwe-


cke der Eigentumsübertragung

a) Besitzerwerb auf Erwerberseite

aa)    Besitzerwerb nach § 854 I

- Besitzerwerb nach § 854 I setzt voraus

- Erlangung der tatsächlichen Sachherrschaft

- Natürlicher Besitzwille

34
bb)    Besitzerwerb nach § 854 II

- § 854 II ermöglicht einen rechtsgeschäftlichen Besitzerwerb in


den Fällen des gelockerten Gewahrsams  allgemeine Rege-
lungen finden Anwendung

- Übereignung erfolgt durch Einigung bzgl des Eigentums-über-


gangs und bzgl Besitzübertragung

cc)     Einschaltung von Hilfspersonen

- Stellvertretung bei Übergabe nicht möglich, aber dafür Einschal-


tung von Hilfspersonen (Besitzdiener, Besitzmittler, Geheißper-
son)

(1) Besitzdiener, § 855

- Da Besitzdiener gem. § 855 für eigentlichen Besitzer tatsächliche


Gewalt ausübt, begründet eine Erwerbshandlung des Besitzdie-
ners unmittelbaren Besitz des Geschäftsherrn

- Kann auf Beiden Seiten eingeschalten werden

- Möglicher Fall, dass Veräußere seinen Besitzdiener anweist


nunmehr die tatsächliche Gewalt nur noch für Erwerber auszu-
üben

(2) Besitzmittler, § 868

- Übergabe kann auch durch Einschaltung von Besitzmittlern er-


folgen, da es ausreicht, dass Erwerber mittelbarer Besitzer wird

- Es darf kein besitz beim Veräußerer verbleiben

- Veräußerer ist Besitzmittler  § 930 einschlägig

- Dieselbe Person kann auf beiden Seiten tätig sein, wenn der Be-
sitzmittler des Veräußerers auf dessen Weisung mit dem Erwer-
ber ein neues Besitz-mittlungsverhältnis eingeht und nun für den
Erwerber besitzt, gleichzeitig das alte Besitzmittlungsverhältnis
mit dem Veräußerer beendet

(3) Geheißerwerb

- Geheißerwerb möglich

- Auf Veräußererseite kann eine Geheißperson bei der Übergabe


mitwirken, wenn der besitzende Dritte auf Geheiß des Veräuße-
rers, der weder unmittelbarer noch mittelbarer Besitzer ist, dem
Erwerber Besitz verschafft

35
- Auf der Erwerberseite kann eine Geheißperson bei der Übergabe
eingeschaltet werden, wenn der Erwerber selbst keinen Besitz
erlangt, aber die Sache auf Geheiß des Erwerbers an eine von
ihm benannte Geheißperson ausgehändigt wird

- Auch sog. Doppelter Geheißerwerb ist ein Fall des § 929 1 BGB

- Geheißerwerb = In die Übergabe nach § 929 S. 1 BGB werden


Dritte eingeschaltet, die in keiner besitzrechtlichen Beziehung
zum Veräußerer oder Erwerber stehen (d.h.: weder Besitzdiener
noch Besitzmittler des Veräußerers oder des Erwerbers), die aber
trotzdem auf Veranlassung des Veräußerers/Erwerbers handeln.

- Konstellationen des Geheißerwerbs:

- Besitzerwerb des Erwerbers, indem der Veräußerer die Sa-


che auf Weisung des Erwerbers an einen Dritten übergibt.

- h.M.: Bei wirksamer Einigung wird der Erwerber gem. §


929 S. 1 BGB Eigentümer durch Übergabe, obwohl er
niemals selbst Besitz an der Sache erlangt. Der Besitz
des Dritten wird ihm – obwohl es keine besitzrechtliche
Beziehung (Besitzdiener-schaft, Besitzmittler) gibt, zu-
gerechnet.

- Besitzerwerb des Erwerbers durch Übergabe der Sache an


den Erwerber durch einen Dritten, der auf Veranlassung des
Veräußerers handelt

- H.M.: Eigentumsübergang vom Veräußerer auf den Er-


werber gem. § 929 S. 1 BGB, obwohl der Veräußerer/
Eigentümer keinen Besitz hatte / keine besitzrechtliche
Beziehung zum Dritten bestand. Für § 929 S. 1 BGB
reicht die Besitzverschaffungsmacht (= Macht, den Drit-
ten zur Übergabe zu veranlassen.

- Kombination beider Fälle (Lieferkette bzw. Streckenge-


schäft)

b) Besitzverlust auf Veräußererseite

- Erfordernis der vollständigen Besitzlosigkeit des Veräußere folgt


aus dem Umkehrschluss zu § 930 BGB

- tritt ein, wenn

- der Veräußere oder sein Besitzdiener die Sachherrschaft


aufgibt

36
- der Besitzmittler seinen unmittelbaren Besitz überträgt oder
mit dem Erwerber ein neuen Besitzmittlungsverhältnis ab-
schließt oder

- jemand auf Geheiß des Veräußerers den Besitz überträgt


(Geheißperson auf Veräußererseite)

- erforderlich, dass jegliche besitzrechtliche Position aufgegeben


wird

- bei Veräußerung an einen Mitbesitzer (§ 866) auch der Mit-


besitz

c) Veranlassung oder Duldung durch den Veräußerer zum Zweck


der Eigentumsübertragung

- eigenmächtige Wegnahme durch den Erwerber nicht ausrei-


chend

- Erwerber muss den Besitz auf Veranlassung des Veräußerers er-


langt haben

- Veräußerer hat den Besitzerwerb auf Erwerberseite veranlasst,


wenn er die Sache selbst übergibt oder wenn auf seine Weisung
hin sein Besitzdiener, Besitzmittler oder seine Geheißperson den
Besitz überträgt

- auch dann, wenn er die Besitzergreifung gestattet hat (sog.


Wegnahmeermächtigung)

- Veranlassung des Veräußerers muss zum Zwecke der Eigen-


tumsübertragung erfolgen

3. Berechtigung

- Berechtigter ist dr nicht in seiner Verfügungsbefugnis (= rechtli-


che Zuständigkeit für Verfügung) beschränkte wahre Eigentümer
oder, wenn der Eigentümer in seiner Verfügungs-befugnis be-
schränkt ist, der für ihn Verfügungsbefugte

- Fälle erfasst, in denen nicht Eigentümer selbst aber Dritte


verfügt

- Dritte darf aber im eigenen Namen verfügen

a) § 185 I
- Verfügung eines Nichtberechtigten wird mit Einwilligung (= vor-
herige Zustimmung, § 183 S. 1) des Berechtigten wirksam

37
b) § 185 II 1 Alt. 1

- Gem. § 185 II 1 Alt. 1 ist Verfügung eines Nichtberechtigten mit


Genehmigung (= nachträgliche Zustimmung, § 184 I) des Be-
rechtigten mit Rückwirkung (ex – tunc Wirkung) wirksam

- Genehmigung bezieht sich auf die Rechtsfolgen der Verfügung

- Nichtberechtigte wird nicht nachträglich zum Berechtigten

c) § 185 II 2 Alt. 2

- Verfügung wird ex nunc wirksam, wenn der Nichtberechtigte


Gegenstand erwirbt

d) § 185 II 1 Alt. 3

- Verfügung ex nunc wirksam, wenn Berechtigte Nichtberechtigten


beerbt und für Nachlassverbindlichkeit unbeschränkt haftet (
Konvaleszenz kraft Haftung)

- Unbeschränkt haftende Erbe hat für Anspruch, der eine Nach-


lassverbindlichkeit darstellt, einzustehen, § 1967 I

- § 185 II 1 Alt. 3 verhindert umständliche Lösung, dass Erbe er-


neut übereignen muss

e) § 185 II 2

- Bei mehreren Verfügungen über einen Gegenstand durch den


Nichtberechtigten ordnet § 185 II 2 für die Fälle des § 185 II 1
Alt. 2 und Alt. 3 die Geltung des Prioritätsprinzips (Privilegierung
des Ersterwerbers) an, sofern die Verfügungen aus Sicht des
ersten Erwerbers im Widerspruch zueinander stehen

f) Absolute Verfügungsbeschränkungen:

- § 1365 S. 2 BGB: Ehegatte kann über sein Vermögen im Ganzen


nur mit Einwilligung des Ehegatten verfügen (ca. 85-90% des
Vermögens; Verfügungsverbot erfasst auch einen einzelnen Ver-
mögensgegenstand, wenn er das ganze/nahezu ganze Vermö-
gen ausmacht)

- § 1369 I BGB: Ehegatte kann über Gegenstände des ehelichen


Haushalts nur mit Einwilligung des Ehegatten verfügen.

- = Gegenstände, die dem gemeinschaftlichen Leben der


Ehegatten im privaten Bereich zu dienen bestimmt sind.

38
- Ermöglicht Veräußerer, trotz des Eigentumsverlusts Besitzer der
Sache zu bleiben mittels Vereinbarung eines Besitzmittlungsver-
hältnisses (§ 868) als Ersatz für Übergabe

- Unerheblich, ob der Veräußerer unmittelbarer oder mittelbarer


Besitzer ist

1. Besitzmittlungsverhältnis bzw. Besitzkonstitut

- Setzt voraus, dass ein Rechtsverhältnis zwischen Erwerber und


Veräußerer besteht, das den in § 868 aufgezählten Regelbeispie-
len entspricht

- Es genügt ein anderes Rechtsverhältnis, solange es konkrete


Rechte und Pflichten festlegt

- Abstrakte Ausrede des Inhalts reicht nicht aus

- Selbst wenn das Rechtsverhältnis zivilrechtlich unwirksam ist,


kann ein Besitzmittlungsverhältnis bestehen, wenn beim Besitz-
mittler ein Fremdbe-sitzwillen vorhanden ist und Erwerber ir-
gendeinen Herausgabeanspruch hat

2. Das vorweggenommene Besitzkonstitut

- Vom vorweggenommenen (auch antizipierten) Besitzkonstitut


spricht man, wenn Einigung und Vereinbarung des Besitzmitt-
lungsverhältnisses schon erfolgen, bevor Veräußerer im Besitz
der betreffenden Sache ist

- Sobald betreffende Sache in Eigentum und Besitz des Veräuße-


rers gelangt, wird Erwerber gem. §§ 929 1, 930 nach Durch-
gangserwerb für eine jur. Sekunde Eigentümer – das Fortbeste-
hen von Einigung, Besitzkonstitut und Besitzmittlungswille vor-
ausgesetzt

- Fehlen des Besitzmittlungswillen muss Veräußerer bei Besitzer-


werb erkennbar zum Ausdruck bringen

- (P): Wird Erwerber automatisch mit Besitzerwerb des Veräuße-


rers Eigentümer, oder ist zusätzlich zur Wahrung der Publizität
eine Ausführungshandlung des Veräußerers erforderlich

- H.L.: verneint Ausführungshandlung und begründet damit,


dass gerade § 930 die Publizität vernachlässigt

- A.A.: Bejaht Ausführungshandlung, damit Rechtserwerb er-


kennbar ist

40
- Antizipierte Besitzkonstitut ist vom gestatteten Insichgeschäft
iSv § 181 abzugrenzen

- Bei § 181 hängt Durchführung noch von einer weiteren Wil-


lensentscheidung des Veräußerers ab

- Veräußerer muss Insichgeschäft, d.h. die Einigung und die


Vereinbarung des Besitzkonstituts, noch vornehmen, d.h.
der Veräußerer vereinbart als Vertreter des Erwerbers das
Besitzmittlungsverhältnis mit sich selbst

- Da Gestaltung nach § 181 vorliegt, verstößt dich nicht ge-


gen § 181

- Ausführungshandlung unerlässlich, weil sich Rechtsge-


schäfte im Kopf einer Person vollziehen

- Beim antizipierten Besitzkonstitut geschieht Eigen-


tumsübergang später automatisch in dem Zeitpunkt, in
dem der Veräußerer Besitz erlangt

- Da Übergabe durch Vereinbarung eines Besitzmittlungs-verhält-


nisses ersetzt wird, ist Stellvertretung nach §§ 164 ff möglich

IV. Das Übergabesurrogat des § 931 BGB (Dritter ist im Besitz der
Sache)

Aufbauschema des §§ 929 S. 1, 931 BGB


I. Einigung über den Eigentumsübergang

II. Übergabesurrogat

1. Dritter ist im Besitz der Sache

2. Veräußerer tritt den Herusgabeanspruch aus einem beste-


henden Besitzmittlungsverhältnis (oder aus § 812, oder
aus §§ 823 I, 249, oder aus GoA)

3. gegen Dritten an Erwerber ab gem. §§ 931, 398 BGB

III. Berechtigung des Veräußerers

- Kommt in Betracht, wenn sich eine Sache im mittel- oder unmit-


telbaren Besitz eines Dritten befindet  Übergabe kann dann
dadurch ersetzt werden, dass der Veräußerer dem Erwerber sei-
nen Herausgabeanspruch gegen den Dritten nach § 398 abtritt

41
- Abtretung ist ein Rechtsgeschäft  Allgemeine Regelungen fin-
den Anwendung

- (P): Ist eine Übereignung bei einer besitzlosen Sache möglich?

- H.M.: nimmt Übereignung nach §§ 929 1, 931 an, wobei


ausnahmsweise bloße Einigung über Eigentumsübergang
ausreichen soll, denn schließlich fehlt es am Besitz eines
Dritten und damit existiert auch kein abtretbarer Herausga-
beanspruch

- Abtretung des Herausgabeanspruchs richtet sich nach §§ 398 ff

- Formfrei  konkludent auch möglich

- Sofern Veräußerer mittelbarer Besitzer, muss er den schuldrecht-


lichen Herausgabeanspruch aus dem Besitzmitt-lungsverhältnis
gem. § 870 abtreten

- Veräußerer kein Besitzer, hat aber schuldrechtlichen Her-


ausgabeanspruch, muss dieser abgetreten werden

 (P): Wie kann er sein Eigentum übertragen

- E.A.: Anspruch aus § 985 soll abgetreten werden?

- Widerspricht Charakter des § 985 als dinglicher


Anspruch, der nicht abgetreten werden kann, son-
dern beim jeweiligen Eigentümer immer entsteht

- H.M.: Ausnahmsweise genügt bloße Einigung für Über-


eignung nach §§ 929 1, 931 BGB

- Stellvertretung möglich, da Abtretung ein Rechtsgeschäft ist

42

Das könnte Ihnen auch gefallen