Sie sind auf Seite 1von 5

Die Sicherungsüberiegnung

Der Sicherungsgeber bleibt im Besitz der Sache und übereignet sie


nach den §§ 929 S. 1, 930 unter Vereinbarung eines Besitzkonsti-
tuts an den Gläubiger

—> Gläubiger wird (Sicherungs-) Eigentümer und kann, wenn der


Schuldner die Forderung nicht erfüllt, die Sache verwerten

—> tilgt der Schuldner die Forderung ordnungsgemäß, ist der Si-
cherungsnehmer verpflichtet, die Sache an den Schuldner zurück-
zugeben

Die Rechtsverhältnisse bei einer Sicherungsüberiegnung


I. Das SV zwischen Gläubiger und Schuldner, aus dem sich die
zusichernde Forderung ergibt

II. Die rechtsgeschäftliche Übertragung des Eigentums gem. §§


929 S. 1, 930

Grds. Überträgt der Schuldner sein Eigentum auf den Gläubiger,


aber es kann auch ein Dritter sein Eigentum für den Schuldner auf
den Gläubiger (Sicherungsnehmer) übertragen

III. Der schulrechtliche Sicherungsvertrag, der von dem Eigentü-


mer mit dem Gläubiger abgeschlossen und in dem vereinbart
wird, welche Rechte und Pflichten die Parteien haben. Dieser
verknüpft die Übereignung schuldrechtlich mit der zu si-
chernden Forderung und stellt den Rechtsgrund für die Über-
eignung und den Anspruch auf Rückübertragung nach Til-
gung der gesicherten Verbindlichkeit dar

I. Übereignung nach §§ 929 S. 1, 930

- Übereignung erfolgt regelmäßig nach §§ 929 S. 1, 930 BGB

Schema des §§ 929 S. 1, 930 BGB


I. Einigung über den Eigentumsübergang

II. Übergabesurrogat (§ 930 BGB)

1. Unmittelbarer oder mittelbarer Besitz des Veräußere

2. Besitzmittlungsverhältnis zwischen Erwerber und Veräußerer

III. Berechtigung des Veräußerers

74
1. Einigung

- erforderlich ist eine wirksame Einigung über den Eigentumsüber-


gang

a) Bestimmtheit

- Bestimmtheitsgrundsatz nicht gewahrt, dann geht die Einigung


ins Leere —> d.h. es werden keine Sachen übereignet

- Bestimmtheitsgrundsatz verlangt, dass ein objektiver Dritter al-


lein anhand der Einigung im Zeitpunkt des Eigentumsübergang
bestimmen kann, an welchen Sachen der Eigentumswechsel
Eintritt

- Beim Raumsicherungsvertrag ausreichend: Alle in einem Raum


befindlichen Sachen sollen übereignet werden

- Beim Markierungsvertrag ausreichend: Alle besonders markier-


ten Sachen werden übereignet

- Beim Inventarverzeichnis ausreichend: Alle in einem Inventarver-


zeichnis aufgeführten (bestimmten) Sachen werden übereignet

- Sachen müssen eindeutig identifizierbar sein

- ACHTUNG: Eine bloße mengen- oder wertmäßige Bezeichnung


des Sicherungsguts reich für die Übereignung nicht aus

b) Sittenwidirgkeit

- Einigung einer zur sicherungsweisen Übertragung des Eigen-


tums kann sittenwidrig und damit nichtig sein gem. § 138 Abs. 1
wegen Knebelung oder anfänglichen Übersicherung sein

- SKnebelung (+), wenn Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Be-


wegungsfreiheit des Schuldners bei wirtschaftlicher oder per-
sönlicher Abhängigkeit des Schuldners

- Sicherungsgeber wird durch die Sicherungsübereignung in


eine unerträgliche die wirtschaftliche und soziale Lebens-
stellung vernichtende persönliche Abhängigkeit gebracht

- Anfängliche Übersicherung (+), wenn schon bei Vertragsschluss


auffälliges Missverhältnis zwischen dem realisierbaren Wert der
Sicherheit und der gesicherten Forderung

- In der Regel bei 200% des Sicherungswertes der Fall

75
- BEACHTE: Strenge Unterscheidung von anfänglicher und nach-
träglicher Übersicherung

- Nachträgliche Übersicherung führt nicht zur Sittenwidirgkeit


des Vertrags, sondern zu einem ermessensunabhängigen
Freigabeanspruch des Schuldners

- Berechnungsmethode für die nachträgliche Übersicherung


kann auf die anfängliche Übersicherung nicht übertragen
werden

- ABER: wenn allerdings schon die Grenze für eine nachträg-


liche Übersicherung nicht erreicht ist, kann auf keinen Fall
eine anfängliche Übersicherung vorliegen.

- Bei der Sicherungsübereignung

2. Besitzmittlungsverhältnis

- Das für eine Übereignung gemäß 55 929 S. 1, 930 erforderliche


Besitzmittlungsverhältnis ergibt sich regelmäßig aus dem Siche-
rungsvertrag

3. Berechtigung des Sicherungsgebers

- Sicherungsgeber muss Berechtigter, d.h. verfügungsbefugter Ei-


gentümer oder gem. § 185 Abs. 1 ermächtigt sein

- Sicherungsgeber nicht nicht Eigentümer, weil sein Lieferant sich


das Eigentum vorbehalten hat, überträgt er meist jedoch konklu-
diert ein ihm zustehendes Anwartschaftsrecht nach §§ 929 S. 1,
930 analog

- Anwartschaftsrecht kann bei Bedingungseintritt dann unmit-


telbar beim Sicherungsnehmer zum Vollrecht Eigentum er-
starken

- gutgläubiger Erwerb des Sicherungsnehmers gemäß § 933


scheidet regelmäßig aus, da der Sicherungsgeber mi unmittelba-
ren Besitz der sicherungsübereigneten Sache bleibt.

II. Sicherungsvertrag

- Sicherungsvertrag = schuldrechtliche Grundgeschäft der Siche-


rungsübereignung

- Im Sicherungsvertrag werden die Rechte und Pflichten der Par-


teien geregelt

76
- Vielfach vereinbaren die Parteien in der Praxis jedoch keinen
ausdrücklichen Sicherungsvertrag

- Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass ein Sicherungs-


vertrag auch ohne ausdrückliche Regelung mindestens fol-
genden Inhalt hat:

- Verpflichtung des Sicherungsgebers zur Bestellung be-


stimmter Sicherheiten = Rechtsgrund für die Siche-
rungsübereignung:

- Festlegung der gesicherten Forderung;

- Verpflichtung des Sicherungsgebers, das in seinem Be-


sitz verbleibende Sicherungsgut pfleglich zu behandeln
und ausreichend zu versichern:

- Verpflichtung des Sicherungsgebers, das Sicherungs-


gut im Verwertungsfall an den Sicherungsnehmer her-
auszugeben;

- Verpflichtung des Sicherungsnehmers zur Rücküber-


eignung bei endgültigem Wegfall des Sicherungs-
zwecks (z.B. bei Tilgung der gesicherten Forderung);

- Verpflichtung zur ermessensunabhängigen Freigabe


von Sicherheiten bei nachträglicher Übersicherung

- Auch ohne ausdrückliche Vereinbarung ergibt sich aus dem Si-


cherungsvertrag ein Freigabeanspruch des Sicherungsgebers
auf Rückgabe nicht mehr benötigter Sicherheiten bei nachträgli-
cher Übersicherung

- Parteien können Freigabeanspruch zum Gegenstand einer aus-


drücklichen vertraglichen Regelung machen

- Anspruch besteht aber auch, wenn keine ausdrückliche Verein-


barung getroffen ist oder wenn die entsprechende Klausel un-
wirksam ist

- Freigabeanspruch besteht, sobald und in dem Umfang in dem


eine (nachträgliche) Übersicherung eintritt

- Nachträgliche Übersicherung kann auch dadurch entstehen,


dass der Schuldner seine Forderungen bereits zu einem Teil ge-
tilgt hat, der Wert der Sicherheiten aber gleich geblieben ist

77

- Allerdings kann sehr schwierig zu bestimmen sein, wie hoch der


realisierbare Wert des Sicherungseigentums ist

- Im Verwertungsfall wird der Sicherungsgeber oft nicht den


vollen Marktwert erzielen können —> deshalb vermutet,
dass nur 2/3 des Wertes realisierbar sind (Gedanke des
§ 237).

- Wird der Freigabeanspruch des Schuldners durch AGB be-


schränkt, ist die Beschränkung nach § 307 unwirksam

- Unwirksamkeit der Klausel führt nicht zur Unwirksamkeit


des gesamten Sicherungsvertrags; vielmehr tritt an die Stel-
le der unwirksamen Freigabeklausel der ermessensunab-
hängige Freigabeanspruch des Sicherungsgebers (§ 306
Abs. 2)

78

Das könnte Ihnen auch gefallen