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Januar 2023
Das Pfandrecht
• Einigung bezieht sich wie immer auf dinglichen Erfolg, hier darauf, dass eine
bestimmbare Forderung durch ein Pfandrecht an einer konkreten Sache gesi-
chert werden soll
• § 1205 I setzt Übergabe der Sache voraus => Vorschriften im Pfandrecht (§§
1205 f.) verweisen nicht auf §§ 929 ff.
• Übergabe (§ 1205 I 1) erfordert Erwerb des Alleinbesitzes (§§ 854 I, II, 868);
Voraussetzungen:
• Wechsel in der Person des unmittelbaren Besitzers (mit Ausnahme der Fälle
der sog. Umwandlung der Besitzverhältnisse)
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• Anbringen von Pfandzeichen genügt nicht, bewirkt nur äußere Kundgabe der
Verpfändung, nicht Besitzwechsel
• ein Pendant zu § 930 gibt es nicht => Verpfändung unter Vereinbarung eines
Besitzkonstituts unwirksam
• wenn Sache dann übergeben wird: keine neue Einigung, denn Verpfänder
nimmt irrtümlich bereits an, der Pfandgläubiger habe ein Besitzrecht, Einigung,
die mit Vereinbarung des Besitzkonstituts vollzogen werden sollte besteht nicht
mehr fort, weil Parteien mit Vereinbarung des Besitzkonstituts von Erfüllung ih-
res Willens ausgegangen sind => aber: Erklärungen lassen sich idR so ausle-
gen, dass Pfandgläubiger in jedem Fall Pfandrecht zustehen soll, falls noch
nicht begründet
• wenn Verpfänder mittelbarer Besitzer ist: § 1205 II => §§ 870, 398 + Anzeige
beim unmittelbaren Besitzer => Pfandgläubiger wird mittelbarer Besitzer erster,
Verpfänder zweiter Stufe
• Problem: Übergabe durch Aushändigung von Schlüsseln => grds. (+), wenn alle
passenden Schlüssel übergeben werden (=> Alleinbesitz); nur einfacher Mitbe-
sitz, wenn Verpfänder Schlüssel mit Einverständnis des Pfandgläubigers zu-
rückbehält; str., wenn heimlich zurückbehält:
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• e. A.: Umdeutung (§ 140), arg.: Wirkung mancher Zurückbehaltungsrechte
den Pfandrechten sehr ähnlich
• a. A.: keine Umdeutung, weil Gläubiger nichts erlangt habe, was er zurück-
halten kann
• Berechtigung; grds. ist nur Eigentümer berechtigt, Sache mit einem Pfandrecht
zu belasten (§ 1207 => §§ 932, 934, 935) => gutgläubiger Ersterwerb, Voraus-
setzungen:
• Besitz des Verpfänders als objektive Grundlage des Rechtsscheins; für Entste-
hung des Rechtsscheins genügt auch hier bereits, dass Verpfänder in der Lage
ist, die für Verpfändung notwendige Besitzlage herzustellen (Besitzverschaf-
fungsmacht)
• § 1208 ersetzt den § 936, aber die an der Sache bestehenden Rechte erlöschen
nicht, sondern werden dem erworbenen Pfandrecht nachgestellt (Ausnahme
vom Prioritätsgrundsatz); Voraussetzungen:
• muss auf Geldforderung gerichtet sein oder in eine solche übergehen können (§
1228 I, II 2); muss durchsetzbar und wirksam sein => sonst könnte Pfandrecht
eingesetzt werden, an sich nicht schutzwürdige Forderungen durchsetzbar zu
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füllungszwang führen würde; verjährte Forderungen können durch Pfandrechts-
bestellung gesichert und Pfand verwertet werden (§ 216 I)
• künftige oder bedingte Forderung ausreichend (§ 1204 II), ausreichend ist Be-
stimmbarkeit (im Zeitpunkt der Entstehung zweifelsfreie Ermittlung mgl) =>
Pfandrecht entsteht sofort durch Einigung und Übergabe, nicht erst mit Entste-
hung der zu sichernden Forderung (=> § 1209)
• Verwertung aber erst mit Zeitpunkt des Entstehens der Forderung möglich, weil
Fälligkeit voraussetzt (§ 1228 II 1)
• Pfandrecht erlischt, wenn feststeht, dass Forderung nicht entstehen wird oder
Bedingung nicht mehr eintreten kann
• a. A.: unzulässig, arg.: § 1210 I 2 meint, dass die Haftung darüber hinaus im-
mer ausgeschlossen sein muss, wenn nachrangige dingliche Rechte bestün-
den
• Pfandrecht kann nur zusammen mit der Forderung übertragen werden (§ 1250 I 1,
2) => Pfandrecht folgt der Forderung, ohne dass Besitz an der Sache übertragen
werden müsste => durch Rechtsgeschäft (Abtretung), kraft Gesetzes (§ 412 iVm
§§ 399 – 404, 406 – 410) oder pfandrechtsspezifisch (§§ 1225, 1249, 1251) oder
gerichtliche Überweisung an Zahlungs statt (§ 835 I Alt. 2, II ZPO)
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• § 1250 knüpft an Gedanken des § 401 an, ist aber nicht dispositiv; neuer Pfand-
gläubiger kann Herausgabe der Sache verlangen (§ 1251 I)
• (1) es gibt keine zu sichernde Forderung (=> anders bei Hypothek, § 1138 Alt.
1); Ausnahme: gutgläubiger Forderungserwerb ist möglich (§ 405)
• e. A.: kann nicht gutgläubig erworben werden, weil Erwerber der Forderung
Pfandrecht kraft Gesetzes erwirbt, gutgläubiger Erwerb aber nur für rechts-
geschäftlichen Erwerb vorgesehen, weil Übergabe nicht erforderlich passt
auch § 1006 nicht, Übertragender macht selbst geltend, dass ihm die Sache
nicht gehört, also kein Vertrauenstatbestand
• a. A.: (+), wenn Sache übergeben wurde, weil dann genügender Rechts-
schein; bei jedem gesetzlichen Übergang zugleich rechtsgeschäftliche Über-
tragung gewollt
Gesetzliche Pfandrechte
• (1) durch Inbesitznahme seitens des Pfandgläubigers (§§ 233, 583, 647 BGB,
§§ 397, 440, 464, 475b, 495 HGB) => sog. gesetzliches Besitzpfandrecht
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tuation; § 647 regelt auch nur, was die Parteien vernünftigerweise selbst ver-
einbaren würden (kein „echtes“ gesetzliches Pfandrecht, lediglich gesetzlich
typisiert), bei inhaltsgleicher Vereinbarung wäre § 1207 anwendbar; außer-
dem: § 366 III => Werkunternehmer in vergleichbarer Interessenlage wie
Kaufleute (Vorleistungspflicht, anonymer Kundenstamm), § 366 III ist auch
keine Ausnahmevorschrift, sondern setzt Pfandrechtserwerb nach BGB vor-
aus; allgemeine Schutzwürdigkeit des Werkunternehmers (§ 641 I, häufige EV
und SÜ)
• e. A.: (+), arg.: Eigentümer kann, wenn er generell in Weggabe der Sache zu
Reparaturzwecken durch Besteller eingewilligt hat, nicht besser behandelt wer-
den, als wenn er Sache selbst weggibt
• a. A.: Inhalt der Einwilligung muss exakt geprüft werden, strengere Grenzen als
e. A. => (-), wenn Eigentümer zum Ausdruck bringt, er wolle für Kosten der Re-
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paratur nicht aufkommen => nicht jede Zustimmung zur bloß tatsächlichen
Einwirkung auf die Sache ist Einwilligung in Entstehung eines Unternehmer-
pfandrechts
• BGH: (-), weil sonst unzulässige Vermischung der rechtsgeschäftlichen mit den
gesetzlichen Pfandrechten; gerade weil Unternehmerpfandrecht unabhängig
von Willensrichtung des Bestellers ist, darf es nicht auf Einwilligung in Repara-
tur ankommen; Einverständnis mit Reparatur beinhaltet auch nicht Einwilligung
in Entstehung des Pfandrechts
Schema Vermieterpfandrecht
A. Entstehung des Vermieterpfandrechts, § 562 BGB
Einbringen liegt vor, wenn der Mieter die Sache während der Mietzeit willentlich in
die Mieträume geschafft hat.
II. Aufgabe des Pfandrechts durch den Vermieter (§§ 1257, 1255 BGB)
Schema Werkunternehmerpfandrecht
Voraussetzungen des Werkunternehmerpfandrechts, § 647 BGB
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III. Besitz des Werkunternehmers
• Werkunternehmer hat Besitz bei Herstellung oder zum Zwecke der Ausbesse-
rung erlangt.
• bei Geltendmachung steht Pfandgläubiger Vermutung des § 1006 auch ggü. dem
Eigentümer zu
• Besitzer kann sich auf § 1000 berufen, wenn er Anspruch auf Verwendungsersatz
nach §§ 994 ff. hat
• Wichtigster Erlöschensgrund ist Tilgung der Forderung (§ 1252) (=> anders als bei
Hypothek kein Eigentümerpfandrecht)
• leistet Verpfänder, der nicht persönlicher Schuldner ist => §§ 1225 S. 1, 1250 I
1, wenn Verpfänder zugleich Eigentümer => § 1256 I 1
• auch wenn Verpfänder nicht Eigentümer war, hat Eigentümer Recht, den Gläu-
biger zu befriedigen, sobald dieser zur Leistung berechtigt ist (§ 1249 S. 1) =>
dann geht Forderung auf Eigentümer über (§ 1249 S. 2 iVm § 268 III 1) und ggf.
Pfandrecht (§ 1256 II)
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• Eigentümer hat rechtliches Interesse, dass Pfandrecht fortbesteht (§ 1256 II) =>
insbesondere, wenn weitere dingliche Rechte an der Sache bestehen und diese
aufrücken würden => Fortbestand des Pfandrechts wird aber nur fingiert, Dritte
können sich zB nicht darauf berufen
• Folgen der Tilgung bei Bestehen weiterer Sicherheiten: wenn mehrere Sicherhei-
ten bestehen und ein Sicherungsgeber in Anspruch genommen wird, kann dieser
im Innenverhältnis Ausgleichsansprüche geltend machen? => wünschenswert,
weil sonst zufälliges Ergebnis und häufig wird Sicherheit nur gegeben, weil es
noch andere gibt
• grds.: wenn Bürge befriedigt: §§ 774 I 1, 412, 401 I; bei Pfandrecht: § 1225
S. 1 iVm §§ 412, 401 => Forderung geht über auf den, der befriedigt hat (in
ganzer Höhe) => wer zuerst leistet ist privilegiert („Wettlauf der Sicherungs-
geber“) => nicht vertretbare Zufälligkeiten => Ziel bei Lösung muss sein,
nach Bewertung der typischen Interessen gerechten Ausgleich unter allen
Sicherungsgebern zu finden
• e. A.: der Bürge ist zu bevorzugen; wenn er leistet geht Forderung und mit ihr
Sicherheiten in voller Höhe auf ihn über; wenn anderer leistet erlischt die
Bürgschaft; arg.: Privilegierung des Bürgen im Gesetz angelegt (§§ 771, 776
=> das steht Verpfänder gerade nicht zu); bei Befriedigung durch Verpfänder
selbe Interessenlage, weil §§ 1225 S. 1, 1250 I 1, 1256 I 1
• BGH: der zuerst leistende Sicherungsgeber soll entsprechend § 426 nur an-
teiligen Ausgleichsanspruch erwerben
• arg.: für Verhältnis zwischen Bürgen und Verpfänder kann nichts anderes
gelten, als für Bürgen untereinander (§§ 769, 774 II, 426), ergibt sich be-
reits aus § 1225 S. 2, der auf § 774 verweist, welcher nur mit § 769 zu-
sammen angewendet werden kann
• § 776 betrifft allein Verhältnis zwischen Gläubiger und Bürgen und nicht für
Verhältnis zwischen verschiedenen Sicherungsgebern
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Befriedigung durch Pfandverkauf
- Unterscheidung zwischen (1) Pfandverkauf ohne Titel (§ 1233 I) und (2) mit Titel (§
1233 II)
- (1) Normalfall ohne Titel (§§ 1228 I, 1233 I, 1234 – 1240) => Verkäufer ist Pfand-
gläubiger kraft seines Pfandrechts, meistens öffentliche Versteigerung (§ 1235 I)
durch Gerichtsvollzieher (§ 383 III)
- rechtmäßig, wenn nicht gegen Vorschriften in § 1243 I verstoßen wird; bei Ver-
stoß gegen andere Vorschriften: rechtmäßig, aber SE (§ 1243 II)
- wenn es Börsen- oder Marktpreis gibt, geht auch freihändiger Verkauf (§ 1235 II
iVm § 1221), ebenso bei § 1240 II
- (2) § 1233 II iVm §§ 814 ff. ZPO; Vorteil ist, dass bei Verwertung nicht die §§ 1234
ff. eingehalten werden müssen
- wenn Erlös zu wenig erlischt Forderung in Höhe des Erlöses, wenn zu viel: Mit-
eigentum (§ 1008) => Pfandgläubiger über § 929 S. 1, Eigentümer durch dingli-
che Surrogation (§ 1247 S. 2)
- (2) Pfandverkauf in einer der drei Veräußerungsarten (§§ 1233 II, 1235 I, II; bei
Zwangsvollstreckung kommt es nicht auf § 1244 an, weil kein Rechtsgeschäft
sondern Hoheitsakt)
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- (4) Vorliegen der besonderen Tatbestandsvoraussetzungen der §§ 932 – 934,
936 => auf § 935 wird nicht verwiesen
- wenn Ersteigerer kein Eigentum an Pfandsache erworben hat, tritt auch am Erlös
keine Änderung der Rechtsverhältnisse ein; wenn Eigentum erworben nach §
1244 unterscheiden: wenn Pfandrecht nicht gegeben war oder keine Pfandreife,
gebührt Pfandgläubiger der Erlös nicht => § 1247 S. 2; war Pfandverkauf rechts-
widrig (§ 1243 I) gebührt Pfandgläubiger der Erlös materiell => Eigentum am Erlös
- neben den Einreden aus § 1211 kann Verpfänder dem Pfandgläubiger ggü.
auch die Einreden aus zwischen beiden bestehenden persönlichen Rechtsver-
hältnis (schuldrechtliche Sicherungsabrede) und Nichtbestehen des Pfand-
rechts geltend machen
- der Schuldner kann stets nur forderungsbezogene Einreden erheben; der Ei-
gentümer kann forderungsbezogene und eigentumsbezogene Einreden geltend
machen
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