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Sonntag, 29.

Januar 2023

Das Pfandrecht

Voraussetzungen der Entstehung vertraglicher Pfandrechte

I. Einigung (§ 1204 BGB)

• Einigung bezieht sich wie immer auf dinglichen Erfolg, hier darauf, dass eine
bestimmbare Forderung durch ein Pfandrecht an einer konkreten Sache gesi-
chert werden soll

• das Wort „verpfänden“ muss nicht benutzt werden

• wegen des Bestimmtheitsgrundsatzes Verpfändung von einzelnen Sachen (§§


1204, 1258); Verpfändung von Sachgesamtheiten oder Sachinbegriffen nach
Gesetzessystematik nicht möglich => mehrere Sachen können aber unter
Sammelbezeichnung verpfändet werden => eigenes Pfandrecht an jeder Sache

• quotenmäßige Bezeichnung reicht nicht aus (zB 1⁄4)

• bei Gattungssachen: konkrete Bezeichnung und Aussonderung erforderlich

• antizipierte Einigung möglich

II. Übergabe der verpfändeten Sache (§§ 1205 I 2, 1205 II BGB)

• § 1205 I setzt Übergabe der Sache voraus => Vorschriften im Pfandrecht (§§
1205 f.) verweisen nicht auf §§ 929 ff.

• Grund: handelt sich nicht um Rechtsübertragung, sondern um Begründung


eines Verwertungsrechts, auch Publizitätsprinzip strenger

• Übergabe (§ 1205 I 1) erfordert Erwerb des Alleinbesitzes (§§ 854 I, II, 868);
Voraussetzungen:

• Veranlassung des Besitzwechsels durch Verpfänder

• Wechsel in der Person des unmittelbaren Besitzers (mit Ausnahme der Fälle
der sog. Umwandlung der Besitzverhältnisse)

• vollständige Besitzaufgabe des Verpfänders und Eigentümers

• Einschaltung von Hilfspersonen wie bei §§ 929 ff.

• wenn Pfandgläubiger bereits unmittelbarer Besitzer: § 1205 I 2; bei mittelbarem


Besitz darf Verpfänder nicht unmittelbarer Besitzer sein

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• Anbringen von Pfandzeichen genügt nicht, bewirkt nur äußere Kundgabe der
Verpfändung, nicht Besitzwechsel

• ein Pendant zu § 930 gibt es nicht => Verpfändung unter Vereinbarung eines
Besitzkonstituts unwirksam

• wenn Sache dann übergeben wird: keine neue Einigung, denn Verpfänder
nimmt irrtümlich bereits an, der Pfandgläubiger habe ein Besitzrecht, Einigung,
die mit Vereinbarung des Besitzkonstituts vollzogen werden sollte besteht nicht
mehr fort, weil Parteien mit Vereinbarung des Besitzkonstituts von Erfüllung ih-
res Willens ausgegangen sind => aber: Erklärungen lassen sich idR so ausle-
gen, dass Pfandgläubiger in jedem Fall Pfandrecht zustehen soll, falls noch
nicht begründet

• wenn Verpfänder mittelbarer Besitzer ist: § 1205 II => §§ 870, 398 + Anzeige
beim unmittelbaren Besitzer => Pfandgläubiger wird mittelbarer Besitzer erster,
Verpfänder zweiter Stufe

• bei nur vermeintlichem mittelbarem Besitz des Verpfänders kein Pfandrecht,


weil mittelbarer Besitz für § 1205 II tatsächlich abgetreten werden muss

• Übergabe des unmittelbaren Besitzers aufgrund der Abtretungsanzeige oder


Anweisung des Verpfänders kann aber als Übergabe dem Verpfänder zuge-
rechnet werden, wenn stillschweigende Einigung, dass auf jeden Fall Pfand-
recht entstehen soll; Begründung qualifizierten Mitbesitzes reicht als Überga-
besurrogat ebenfalls (§ 1206) => einfacher Mitbesitz (§ 866) genügt nicht

• Problem: Übergabe durch Aushändigung von Schlüsseln => grds. (+), wenn alle
passenden Schlüssel übergeben werden (=> Alleinbesitz); nur einfacher Mitbe-
sitz, wenn Verpfänder Schlüssel mit Einverständnis des Pfandgläubigers zu-
rückbehält; str., wenn heimlich zurückbehält:

• e. A. (Theorie des Mitbesitzes): einfacher Mitbesitz; arg.: Verpfänder hat wei-


terhin Zugriff, also Besitz nicht völlig aufgegeben, also keine Übergabe; im
Verhältnis zu Dritten billig, dass Pfandgläubiger das Risiko des Nichterwerbs
trägt;

• a. A. (Theorie des Alleinbesitzes): Alleinbesitz; arg.: in der Erklärung, alle


Schlüssel seien ausgehändigt, liegt vollständige Besitzaufgabe; ist nie aus-
geschlossen, dass Verpfänder Zugriffsmöglichkeit auf die Sache behält (fin-
den, nachmachen); Verkehrsanschauung maßgeblich, die sich nicht nach der
Rechtslage, sondern danach richtet, wie sich Rechtsverhältnis nach außen
darstellt; arglistig Handelnder wird begünstigt

• Problem: Umdeutung in Zurückbehaltungsrecht bei fehlender Besitzeinräu-


mung?

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• e. A.: Umdeutung (§ 140), arg.: Wirkung mancher Zurückbehaltungsrechte
den Pfandrechten sehr ähnlich

• a. A.: keine Umdeutung, weil Gläubiger nichts erlangt habe, was er zurück-
halten kann

III. Berechtigung des Verpfänders

• Berechtigung; grds. ist nur Eigentümer berechtigt, Sache mit einem Pfandrecht
zu belasten (§ 1207 => §§ 932, 934, 935) => gutgläubiger Ersterwerb, Voraus-
setzungen:

• Verfügung, die allein an fehlender Rechtsmacht des Verfügenden scheitert

• Besitz des Verpfänders als objektive Grundlage des Rechtsscheins; für Entste-
hung des Rechtsscheins genügt auch hier bereits, dass Verpfänder in der Lage
ist, die für Verpfändung notwendige Besitzlage herzustellen (Besitzverschaf-
fungsmacht)

• guter Glaube des Pfandgläubigers an Eigentum des Verpfänders, § 932 I 1, II,


§§ 366, 367 HGB;

• kein Abhandenkommen (§ 1207 iVm § 935 I)

• § 1208 ersetzt den § 936, aber die an der Sache bestehenden Rechte erlöschen
nicht, sondern werden dem erworbenen Pfandrecht nachgestellt (Ausnahme
vom Prioritätsgrundsatz); Voraussetzungen:

• wirksamer Erwerb eines Pfandrechts nach §§ 1205 ff.

• Gutgläubigkeit des Erwerbers hinsichtlich des älteren Rechts (§ 1208 S. 1 iVm


§ 932 II)

• dem älteren dinglich Berechtigten ist Sache nicht abhandengekommen (§ 1208


S. 1 iVm § 935)

IV. Bestand einer zu sichernden (auch künftigen) Forderung

• Bestehen einer zu sichernden Forderung; sonst kein Pfandrecht möglich

• unerheblich ist aber der genaue Bestand der zu sichernden Forderung

• muss auf Geldforderung gerichtet sein oder in eine solche übergehen können (§
1228 I, II 2); muss durchsetzbar und wirksam sein => sonst könnte Pfandrecht
eingesetzt werden, an sich nicht schutzwürdige Forderungen durchsetzbar zu
machen

• bei einredebehafteten Forderungen im Einzelfall danach zu fragen, ob Pfand-


recht den Schutzzweck der jeweiligen Norm unterlaufen und zu mittelbarem Er-

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füllungszwang führen würde; verjährte Forderungen können durch Pfandrechts-
bestellung gesichert und Pfand verwertet werden (§ 216 I)

• Verwertung des Pfandes und Befriedigung des Gläubigers durch Pfandverkauf (§


1228 I)

• künftige oder bedingte Forderung ausreichend (§ 1204 II), ausreichend ist Be-
stimmbarkeit (im Zeitpunkt der Entstehung zweifelsfreie Ermittlung mgl) =>
Pfandrecht entsteht sofort durch Einigung und Übergabe, nicht erst mit Entste-
hung der zu sichernden Forderung (=> § 1209)

• Verwertung aber erst mit Zeitpunkt des Entstehens der Forderung möglich, weil
Fälligkeit voraussetzt (§ 1228 II 1)

• Pfandrecht erlischt, wenn feststeht, dass Forderung nicht entstehen wird oder
Bedingung nicht mehr eintreten kann

• gewisse Lockerung der Akzessorietät: wenn Forderung von Anfang an nichtig


und an ihre Stelle tritt §§ 812 ff., ergibt ergänzende Auslegung der Einigungser-
klärungen idR, dass möglicherweise entstehender Bereicherungsanspruch als
Pfandforderung gelten soll, wenn Primärforderung nicht entsteht, denn Ge-
schäftspartnern geht es idR um wirtschaftlichen Erfolg der Sicherung, welcher
Rechtsgrund ihr auch immer zugrunde liegt

• dafür müssen aber konkrete Anhaltspunkte vorliegen (Parteiwille), wenn (-):


ggf. § 273 oder § 140

• Forderungsauswechslung nicht möglich (=> Unterschied zu § 1180) => Aufhe-


bung des bestehenden und Neubestellung des Pfandrechts für neue Forderung;
str. ist Forderungserweiterung:

• e. A.: Zulässig, arg.: Umkehrschluss zu § 1210 I 1, 2, Verdrängung nachrangi-


ger Pfandgläubiger begegnet auch keinen rechtspolitischen Bedenken, weil
nachrangig Berechtigte mit derartigen Erweiterungen rechnen müssen

• a. A.: unzulässig, arg.: § 1210 I 2 meint, dass die Haftung darüber hinaus im-
mer ausgeschlossen sein muss, wenn nachrangige dingliche Rechte bestün-
den

Übertragung vertraglicher Pfandrechte (Zweiterwerb)

• Pfandrecht kann nur zusammen mit der Forderung übertragen werden (§ 1250 I 1,
2) => Pfandrecht folgt der Forderung, ohne dass Besitz an der Sache übertragen
werden müsste => durch Rechtsgeschäft (Abtretung), kraft Gesetzes (§ 412 iVm
§§ 399 – 404, 406 – 410) oder pfandrechtsspezifisch (§§ 1225, 1249, 1251) oder
gerichtliche Überweisung an Zahlungs statt (§ 835 I Alt. 2, II ZPO)

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• § 1250 knüpft an Gedanken des § 401 an, ist aber nicht dispositiv; neuer Pfand-
gläubiger kann Herausgabe der Sache verlangen (§ 1251 I)

• wenn bei Übertragung der Forderung Übergang des Pfandrechts ausgeschlossen


wird, erlischt Pfandrecht (§ 1250 II)

• Gutgläubigen Zweiterwerb des Pfandrechts bei Übertragung der Forderung gibt


es nach hM nicht => zwei Konstellationen

• (1) es gibt keine zu sichernde Forderung (=> anders bei Hypothek, § 1138 Alt.
1); Ausnahme: gutgläubiger Forderungserwerb ist möglich (§ 405)

• (2) Pfandrecht nicht entstanden

• e. A.: kann nicht gutgläubig erworben werden, weil Erwerber der Forderung
Pfandrecht kraft Gesetzes erwirbt, gutgläubiger Erwerb aber nur für rechts-
geschäftlichen Erwerb vorgesehen, weil Übergabe nicht erforderlich passt
auch § 1006 nicht, Übertragender macht selbst geltend, dass ihm die Sache
nicht gehört, also kein Vertrauenstatbestand

• a. A.: (+), wenn Sache übergeben wurde, weil dann genügender Rechts-
schein; bei jedem gesetzlichen Übergang zugleich rechtsgeschäftliche Über-
tragung gewollt

Gesetzliche Pfandrechte

• Können auf zwei Arten entstehen:

• (1) durch Inbesitznahme seitens des Pfandgläubigers (§§ 233, 583, 647 BGB,
§§ 397, 440, 464, 475b, 495 HGB) => sog. gesetzliches Besitzpfandrecht

• (2) durch Einbringen der Sache in den räumlichen Herrschaftsbereich des


Pfandgläubigers (§§ 562 – 562d, ggf. über § 581 II, § 704) => sog. Einbrin-
gungspfandrecht

• Gutgläubiger Erwerb: Entstehung gesetzlicher Pfandrechte setzt grds. Berechti-


gung des Pfandschuldners (idR Eigentum) voraus => § 1257 verweist auf Vor-
schriften über rechtsgeschäftliches Pfandrecht, aber nur auf „entstandenes“
Pfandrecht, also keine unmittelbare Anwendung des § 1207

• analoge Anwendung? => jedenfalls (-) bei Einbringungspfandrechten, weil die-


se nicht an den Erwerb unmittelbaren Besitzes anknüpft, was für gutgläubigen
Erwerb aber gilt

• str. bei Besitzpfandrechten (insb. Unternehmerpfandrecht)

• e. A.: (+), arg.: Unternehmerpfandrecht ist den vertraglichen Besitzpfandrech-


ten ähnlich, weil auf Übergabe der Sache beruht => gleiche Rechtsscheinsi-

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tuation; § 647 regelt auch nur, was die Parteien vernünftigerweise selbst ver-
einbaren würden (kein „echtes“ gesetzliches Pfandrecht, lediglich gesetzlich
typisiert), bei inhaltsgleicher Vereinbarung wäre § 1207 anwendbar; außer-
dem: § 366 III => Werkunternehmer in vergleichbarer Interessenlage wie
Kaufleute (Vorleistungspflicht, anonymer Kundenstamm), § 366 III ist auch
keine Ausnahmevorschrift, sondern setzt Pfandrechtserwerb nach BGB vor-
aus; allgemeine Schutzwürdigkeit des Werkunternehmers (§ 641 I, häufige EV
und SÜ)

• a. A.: (-), arg.: bewusste Entscheidung des Gesetzgebers („entstanden“), Ge-


setzgeber war erweiterte Regelung in § 366 HGB zudem bekannt, kann also
nur Ausnahmevorschrift sein, weil keine Rückschlüsse auf § 1257 erlaubt,
fehlt also an planwidriger Regelungslücke für § 366 III HGB; man kann auch
nicht annehmen, dass in Übergabe zur Reparatur stets konkludente rechts-
geschäftliche Verpfändung der Sache liegt => lässt sich außerdem auch ne-
ben dem gesetzlichen vereinbaren, wenn sie wollen

• Unternehmerpfandrecht auch nicht nur typisiertes Pfandrecht => man kann


nicht annehmen, dass in der Übergabe der Reparatur stets eine konkludente
rechtsgeschäftliche Verpfändung der Sache liegt

• maßgeblicher Rechtsscheintatbestand ist von e. A. auch unzutreffend ge-


wählt => nicht Besitzerlangung, sondern Besitz des Verfügenden => Überga-
be also bedeutungslos, allein der Besitz kann gutgläubigen Erwerb aber auch
nicht rechtfertigen (=> siehe Einbringungspfandrecht)

• Unternehmerpfandrecht entsteht zudem unabhängig von Parteiwillen, Gut-


gläubigkeit kann deshalb nicht entscheidend sein

• wahrer Eigentümer zudem unangemessen benachteiligt, weil nicht nur wert-


erhöhende, sondern auch wirtschaftlich sinnlose Aufwendungen => §§ 994 ff
wahren Interessen des Unternehmers besser und ausreichend

• Erwerb des Unternehmerpfandrechts vom Nichtberechtigten (Reparaturweggabe,


§ 185 I analog)?

• e. A.: (+), arg.: Eigentümer kann, wenn er generell in Weggabe der Sache zu
Reparaturzwecken durch Besteller eingewilligt hat, nicht besser behandelt wer-
den, als wenn er Sache selbst weggibt

• Einwilligung in der Unternehmerpfandrecht durch rechtsgeschäftlichen Ab-


schluss eines Werkvertrags entsteht, ist rechtsgeschäftlicher Verfügung iSd §
185 I so ähnlich, dass analoge Anwendung gerechtfertigt

• a. A.: Inhalt der Einwilligung muss exakt geprüft werden, strengere Grenzen als
e. A. => (-), wenn Eigentümer zum Ausdruck bringt, er wolle für Kosten der Re-

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paratur nicht aufkommen => nicht jede Zustimmung zur bloß tatsächlichen
Einwirkung auf die Sache ist Einwilligung in Entstehung eines Unternehmer-
pfandrechts

• BGH: (-), weil sonst unzulässige Vermischung der rechtsgeschäftlichen mit den
gesetzlichen Pfandrechten; gerade weil Unternehmerpfandrecht unabhängig
von Willensrichtung des Bestellers ist, darf es nicht auf Einwilligung in Repara-
tur ankommen; Einverständnis mit Reparatur beinhaltet auch nicht Einwilligung
in Entstehung des Pfandrechts

• wäre Anerkennung der Verpflichtungsermächtigung

Schema Vermieterpfandrecht
A. Entstehung des Vermieterpfandrechts, § 562 BGB

I. Mietvertrag über Grundstücke oder Räume

II. Forderung des Vermieters aus dem Mietverhältnis

III. Einbringung einer Sache in den Mietbereich

Einbringen liegt vor, wenn der Mieter die Sache während der Mietzeit willentlich in
die Mieträume geschafft hat.

IV. Eigentum des Mieters an der Sache

V. Keine Unpfändbarkeit der Sache

B. Kein Erlöschen des Vermieterpfandrechts

I. Berechtigte Entfernung der Sache aus dem Mietbereich (§ 562a BGB)

II. Aufgabe des Pfandrechts durch den Vermieter (§§ 1257, 1255 BGB)

III. Erlöschen der gesicherten Forderung (§§ 1257, 1252 BGB)

IV. Gutgläubiger lastenfreier Erwerb eines Dritten (§ 936 BGB)

Schema Werkunternehmerpfandrecht
Voraussetzungen des Werkunternehmerpfandrechts, § 647 BGB

I. Forderung des Werkunternehmers aus dem Werkvertrag

• Vergütungsansprüche, §§ 631 I, 645, 649 BGB

• Sekundäransprüche (z.B. Rücktritt, Verzug, Minderung, Schadensersatz)

II. Bewegliche Sache

• Es muss eine bewegliche Sache vorliegen (z.B. KfZ)

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III. Besitz des Werkunternehmers

• Werkunternehmer hat Besitz bei Herstellung oder zum Zwecke der Ausbesse-
rung erlangt.

IV. Eigentum des Bestellers

• An bestellerfremden Sachen entsteht kein Unternehmerpfandrecht

• (P) Gutgläubiger Erwerb eines Werkunternehmerpfandrechts

V. Kein Erlöschen des Pfandrechts

Schutz des Pfandrechts

• § 1227 verweist dazu auf die Ansprüche gegen Eigentumsbeeinträchtigungen

• bei Geltendmachung steht Pfandgläubiger Vermutung des § 1006 auch ggü. dem
Eigentümer zu

• Besitzer kann sich auf § 1000 berufen, wenn er Anspruch auf Verwendungsersatz
nach §§ 994 ff. hat

Erlöschen des Pfandrechts

• Wichtigster Erlöschensgrund ist Tilgung der Forderung (§ 1252) (=> anders als bei
Hypothek kein Eigentümerpfandrecht)

• weitere Erlöschensgründe: Untergang des Pfandes, vereinbarter Ausschluss des


Pfandrechtsübergangs bei Abtretung der Forderung (§ 1250 II), Aufgabe- oder
Verzichtserklärung (§ 1255 I), Vereinigung von Pfandrecht und Eigentum (Konsoli-
dation, § 1256 I), rechtmäßiger Pfandverkauf (§ 1242 II 1), freiwillige und bewuss-
te Rückgabe des Pfandes an Eigentümer oder Verpfänder (§ 1253 ff.), allgemeine
Erlöschensgründe

• Folgen der Forderungstilgung: idR Befriedigung durch Erfüllung (§ 362 I) => §


1252

• leistet Verpfänder, der nicht persönlicher Schuldner ist => §§ 1225 S. 1, 1250 I
1, wenn Verpfänder zugleich Eigentümer => § 1256 I 1

• auch wenn Verpfänder nicht Eigentümer war, hat Eigentümer Recht, den Gläu-
biger zu befriedigen, sobald dieser zur Leistung berechtigt ist (§ 1249 S. 1) =>
dann geht Forderung auf Eigentümer über (§ 1249 S. 2 iVm § 268 III 1) und ggf.
Pfandrecht (§ 1256 II)

• Fortbestand trotz Konsolidation:

• Forderung mit Recht eines Dritten belastet (§ 1256 I 2),

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• Eigentümer hat rechtliches Interesse, dass Pfandrecht fortbesteht (§ 1256 II) =>
insbesondere, wenn weitere dingliche Rechte an der Sache bestehen und diese
aufrücken würden => Fortbestand des Pfandrechts wird aber nur fingiert, Dritte
können sich zB nicht darauf berufen

• Fiktion reicht nur so weit, wie die Eigentümerinteressen es fordern

• Folgen der Tilgung bei Bestehen weiterer Sicherheiten: wenn mehrere Sicherhei-
ten bestehen und ein Sicherungsgeber in Anspruch genommen wird, kann dieser
im Innenverhältnis Ausgleichsansprüche geltend machen? => wünschenswert,
weil sonst zufälliges Ergebnis und häufig wird Sicherheit nur gegeben, weil es
noch andere gibt

• bei mehreren Pfandeigentümern Rechtsgedanke der §§ 774 II, 426

• str. ist Verhältnis des dinglichen zum persönlichen Sicherungsgeber

• grds.: wenn Bürge befriedigt: §§ 774 I 1, 412, 401 I; bei Pfandrecht: § 1225
S. 1 iVm §§ 412, 401 => Forderung geht über auf den, der befriedigt hat (in
ganzer Höhe) => wer zuerst leistet ist privilegiert („Wettlauf der Sicherungs-
geber“) => nicht vertretbare Zufälligkeiten => Ziel bei Lösung muss sein,
nach Bewertung der typischen Interessen gerechten Ausgleich unter allen
Sicherungsgebern zu finden

• e. A.: der Bürge ist zu bevorzugen; wenn er leistet geht Forderung und mit ihr
Sicherheiten in voller Höhe auf ihn über; wenn anderer leistet erlischt die
Bürgschaft; arg.: Privilegierung des Bürgen im Gesetz angelegt (§§ 771, 776
=> das steht Verpfänder gerade nicht zu); bei Befriedigung durch Verpfänder
selbe Interessenlage, weil §§ 1225 S. 1, 1250 I 1, 1256 I 1

• rechtspolitisch gerechtfertigt, weil Bürge nicht sachlich begrenzt, sondern


mit gesamtem persönlichen Vermögen haftet

• BGH: der zuerst leistende Sicherungsgeber soll entsprechend § 426 nur an-
teiligen Ausgleichsanspruch erwerben

• arg.: für Verhältnis zwischen Bürgen und Verpfänder kann nichts anderes
gelten, als für Bürgen untereinander (§§ 769, 774 II, 426), ergibt sich be-
reits aus § 1225 S. 2, der auf § 774 verweist, welcher nur mit § 769 zu-
sammen angewendet werden kann

• § 776 betrifft allein Verhältnis zwischen Gläubiger und Bürgen und nicht für
Verhältnis zwischen verschiedenen Sicherungsgebern

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Befriedigung durch Pfandverkauf

- Unterscheidung zwischen (1) Pfandverkauf ohne Titel (§ 1233 I) und (2) mit Titel (§
1233 II)

- (1) Normalfall ohne Titel (§§ 1228 I, 1233 I, 1234 – 1240) => Verkäufer ist Pfand-
gläubiger kraft seines Pfandrechts, meistens öffentliche Versteigerung (§ 1235 I)
durch Gerichtsvollzieher (§ 383 III)

- rechtmäßig, wenn nicht gegen Vorschriften in § 1243 I verstoßen wird; bei Ver-
stoß gegen andere Vorschriften: rechtmäßig, aber SE (§ 1243 II)

- wenn es Börsen- oder Marktpreis gibt, geht auch freihändiger Verkauf (§ 1235 II
iVm § 1221), ebenso bei § 1240 II

- (2) § 1233 II iVm §§ 814 ff. ZPO; Vorteil ist, dass bei Verwertung nicht die §§ 1234
ff. eingehalten werden müssen

- Pfandgläubiger kann Forderung auch jederzeit gerichtlich durch Klage geltend


machen und in seinem Besitz befindliche Sache des Schuldners pfänden lassen
(§ 809 ZPO) => §§ 806 ff., hoheitliche Versteigerung

- Wirkungen des rechtmäßigen Pfandverkaufs: Übergang des Eigentums am Pfand


auf den Ersteher (§§ 929 ff.); Pfandgläubiger ist insoweit Berechtigter (§ 1242 I)

- alle anderen Rechte an der Sache erlöschen (§ 1242 II)

- Pfandgläubiger erwirbt Alleineigentum am Erlös (§ 929), wenn ihm dieser im


Ganzen gebührt (mit Zinsen, § 1210 I)

- die gesicherte Forderung erlischt dann durch Erfüllung (§ 1247 S. 1)

- wenn Erlös zu wenig erlischt Forderung in Höhe des Erlöses, wenn zu viel: Mit-
eigentum (§ 1008) => Pfandgläubiger über § 929 S. 1, Eigentümer durch dingli-
che Surrogation (§ 1247 S. 2)

- Wirkungen des unrechtmäßigen Pfandverkaufs und des Verkaufs trotz fehlenden


Pfandrechts: ggf. gutgläubiger Eigentumserwerb des Erwerbers nach § 1244 =>
Voraussetzungen:

- (1) Veräußerung in Ausübung eines angeblichen Pfandrechts

- (2) Pfandverkauf in einer der drei Veräußerungsarten (§§ 1233 II, 1235 I, II; bei
Zwangsvollstreckung kommt es nicht auf § 1244 an, weil kein Rechtsgeschäft
sondern Hoheitsakt)

- (3) Gutgläubigkeit hinsichtlich des Bestehens der Verfügungsbefugnis gem. §


1242 (Bestehen des Pfandrechts + Rechtmäßigkeit des Pfandverkaufs), bei
Versteigerung nach § 1233 II erstreckt sich Gutglaubensschutz auf Titel

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- (4) Vorliegen der besonderen Tatbestandsvoraussetzungen der §§ 932 – 934,
936 => auf § 935 wird nicht verwiesen

- wenn Ersteigerer kein Eigentum an Pfandsache erworben hat, tritt auch am Erlös
keine Änderung der Rechtsverhältnisse ein; wenn Eigentum erworben nach §
1244 unterscheiden: wenn Pfandrecht nicht gegeben war oder keine Pfandreife,
gebührt Pfandgläubiger der Erlös nicht => § 1247 S. 2; war Pfandverkauf rechts-
widrig (§ 1243 I) gebührt Pfandgläubiger der Erlös materiell => Eigentum am Erlös

- keine Sachmängelhaftung des Pfandgläubigers, wenn Verkauf im Wege öffentli-


cher Versteigerung unter Bezeichnung als Pfand (§§ 383 III, 445)

- Einreden gegen Forderung und Pfandrecht: § 1211 regelt Verteidigungsmöglich-


keiten des mit Schuldner nicht identischen Verpfänders gegen Inanspruchnahme
des Pfands durch Pfandgläubiger

- beschränkte Erbenhaftung ausgenommen (§ 1211 I 2), ebenso Verjährungsein-


rede (Rechtsgedanke aus § 216 I)

- neben den Einreden aus § 1211 kann Verpfänder dem Pfandgläubiger ggü.
auch die Einreden aus zwischen beiden bestehenden persönlichen Rechtsver-
hältnis (schuldrechtliche Sicherungsabrede) und Nichtbestehen des Pfand-
rechts geltend machen

- der Schuldner kann stets nur forderungsbezogene Einreden erheben; der Ei-
gentümer kann forderungsbezogene und eigentumsbezogene Einreden geltend
machen

- wenn dauernde Einrede besteht, können Verpfänder und Eigentümer Rückgabe


des Pfandes verlangen (§ 1254 => § 1253 I)

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