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Die Zwangsvollstreckung

Einzelne Vollstreckungsmaßnahmen
Pfändung durch den Gerichtsvollzieher - mit anschließendem Antrag auf Abgabe der
Vermögensauskunft

Sind dem Gläubiger keine besseren Vollstreckungsmöglichkeiten bekannt, beginnt die


Zwangsvollstreckung in der Regel durch den Gerichtsvollzieher. Der Antrag ist an die
Verteilerstelle für Gerichtsvollzieheraufträge bei dem Amtsgericht zu senden, in dessen
Bezirk der Schuldner seinen allgemeinen Wohnort oder Geschäftssitz hat. Einen
entsprechenden Vordruck erhalten Sie bei der Infostelle jedes Berliner Amtsgerichts.
Zunächst kann die Zustellung eines noch nicht zugestellten Titels veranlasst werden. Im
Anschluss wird sich der Gerichtsvollzieher in die Wohnung des Schuldners begeben, sie
nach pfändbaren Gegenständen durchsuchen, diese verwerten und dem Gläubiger den
Erlös überweisen. Führt dies nicht zu einer vollständigen Befriedigung der
Gläubigerforderung, wird der Gerichtsvollzieher den Schuldner auf Antrag des Gläubigers
zur Abgabe der Vermögensauskunft laden, deren Vollständigkeit und Richtigkeit der
Schuldner an Eides Statt versichern muss. Eine Kopie dieses Vermögensverzeichnisses
wird dem Gläubiger dann übersandt. Daraus kann der Gläubiger weitere Informationen
entnehmen, über mögliche andere Vermögensgegenstände des Schuldners. In erster Linie
geht aus dem Vermögensverzeichnis hervor, wovon der Schuldner lebt. Er muss also
seinen Arbeitgeber oder den Träger angeben, von dem er seine öffentlichen Leistungen
bezieht. Sollte der Schuldner die Vermögensauskunft in den letzten zwei Jahren bereits
einmal abgegeben haben, kann der Gläubiger die erneute Abgabe verlangen, wenn davon
auszugehen ist, dass eine wesentliche Veränderung der Vermögensverhältnisse des
Schuldners eingetreten ist. Das kann z.B. der Fall sein, wenn der Schuldner inzwischen sein
Einkommen nicht mehr von der zuletzt angegebenen Stelle bezieht. In diesem Fall muss
der Gläubiger nachweisen, dass der Schuldner von dort keine Einkünfte mehr bezieht. Dies
geschieht in der Regel durch Vorlage eines Schreibens des letzten Arbeitgebers oder
Behörde, von der der Schuldner Leistungen bezogen hat. Der Schuldner ist auch zur
wiederholten Abgabe der Vermögensauskunft verpflichtet, wenn der Gläubiger glaubhaft
machen kann, dass der Schuldner Vermögen erworben hat.

Stand Juli 2013 Die vorstehenden Ausführungen geben lediglich einen ersten Überblick über das Rechtsgebiet. Sie erheben daher nicht den
Anspruch auf Vollständigkeit und können auch nicht den Besonderheiten eines Einzelfalls umfassend gerecht werden.
Herausgeberin:
Die Präsidentin des Amtsgerichts Neukölln 1
Karl-Marx-Str. 77-79, 12043 Berlin
Pfändung von Geldforderungen mit einem
Pfändungs- und Überweisungsbeschluss

Neben der Vollstreckung in die beweglichen Gegenstände, die sich in der Wohnung des
Schuldners befinden, kann der Gläubiger aufgrund von gewöhnlichen Geldforderungen oder
Unterhaltsforderungen auch in Forderungen des Schuldners gegen Dritte vollstrecken. Dies
erfolgt dann nicht durch den Gerichtsvollzieher, sondern durch das Vollstreckungsgericht am
Wohn- oder Geschäftssitz des Schuldners mit einem Pfändungs- und Überweisungsbeschluss.
Für die Antragstellung ist ab dem 01.03.2013 aufgrund der Zwangsvollstreckungsformular-
verordnung (ZVFV) ein einheitlicher Vordruck zu benutzen.
In einem Pfändungs- und Überweisungsbeschluss muss von dem Gläubiger angegeben
werden, welche angebliche Forderung des Schuldners gegen Dritte gepfändet werden soll. Der
Gläubiger muss also angeben, ob er zum Beispiel die Forderung des Schuldners gegen

- den Arbeitgeber auf Auszahlung seines Lohnes,


-Kreditinstitute oder Bausparkassen auf Auszahlung von Konto- oder Sparguthaben,
-Versicherungen auf Kündigung und Auszahlung der vertraglich zugesicherten Leistungen,
- das Finanzamt auf Rückerstattung zuviel gezahlter Steuern usw.
pfänden möchte. Ferner muss der Gläubiger angeben, gegen welche dritte Person ( Dritt-
schuldner ) der Schuldner eine Forderung hat. Es muss die komplette Anschrift angegeben
werden. Bei Behörden ist meist auch das Aktenzeichen erforderlich, unter dem der Schuldner
dort geführt wird. Je nach Fallkonstellation gibt es für diese Anträge spezielle Formulare, die
Sie bei der Infostelle jedes Berliner Amtsgerichts erhalten. Es wäre nahezu unmöglich, alle nur
denkbaren Fälle hier aufzuführen. Zur Aufnahme dieser Anträge können Sie sich daher
anwaltlicher Hilfe oder der Rechtsantragstelle eines Amtsgerichts bedienen. Beim Antrag auf
Erlass eines Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses gelten die gleichen
Zwangsvollstreckungsvoraussetzungen wie in dem Merkblatt „Zwangsvollstreckung –
Voraussetzungen“ beschrieben. Der Gläubiger muss also auch hier wieder einen Titel mit
Vollstreckungsklausel und Zustellungsnachweis einreichen. Sofern er bisher entstandene
Vollstreckungskosten ( zum Beispiel für die Beauftragung des Gerichtsvollziehers ) geltend
machen möchte, müssen diese Kosten in einer Forderungsaufstellung aufgeführt und durch
Belege nachgewiesen werden. Nachdem das Gericht den Antrag geprüft und den Pfändungs-
und Überweisungsbeschluss erlassen hat, wird dieser auf Antrag durch den Gerichtsvollzieher
dem Drittschuldner und dem Schuldner selbst zugestellt. Im Anschluss daran wird der
Beschluss mit allen Zustellungsurkunden dem Gläubiger übersandt.

Stand Juli 2013 Die vorstehenden Ausführungen geben lediglich einen ersten Überblick über das Rechtsgebiet. Sie erheben daher nicht den
Anspruch auf Vollständigkeit und können auch nicht den Besonderheiten eines Einzelfalls umfassend gerecht werden.
Herausgeberin:
Die Präsidentin des Amtsgerichts Neukölln 2
Karl-Marx-Str. 77-79, 12043 Berlin
Erfolgsaussichten

Mit diesen Zwangsvollstreckungsmaßnahmen werden in der Praxis die meisten


Forderungen beigetrieben. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass es nicht selten
vorkommt, dass eine Forderung vorübergehend oder auch endgültig nicht beigetrieben
werden kann. So führt die Pfändung durch den Gerichtsvollzieher oft zu keinem Erfolg, weil
die Sachen in der Wohnung des Schuldners zwar noch einen gewissen Gebrauchswert,
aber kaum noch einen Verkaufswert haben. Der Gerichtsvollzieher kann aber nur die
Sachen verwerten, für die sich bei einer späteren Versteigerung auch tastsächlich
Interessenten finden lassen. Auch die Forderungspfändung kann scheitern. Viele Menschen
leben von staatlichen Leistungen verschiedenster Art. Einige davon sind nur eingeschränkt
oder überhaupt nicht pfändbar. Arbeitseinkommen und staatliche Leistungen sind nicht
komplett pfändbar. Der pfändbare Betrag ergibt sich aus einer gesetzlich geregelten
Tabelle. Er hängt von der Einkommenshöhe und der Anzahl der unterhaltsberechtigten
Personen ab. Je mehr Menschen von dem Einkommen des Schuldners leben müssen
( Ehegatte, Kinder usw. ), um so niedriger ist der pfändbare Betrag. Es sollte also genau
abgewogen werden, ob eine Vollstreckungsmaßnahme so erfolg versprechend ist, dass es
sich aus Gläubigersicht lohnt, die Kosten dafür zu verauslagen.

Stand Juli 2013 Die vorstehenden Ausführungen geben lediglich einen ersten Überblick über das Rechtsgebiet. Sie erheben daher nicht den
Anspruch auf Vollständigkeit und können auch nicht den Besonderheiten eines Einzelfalls umfassend gerecht werden.
Herausgeberin:
Die Präsidentin des Amtsgerichts Neukölln 3
Karl-Marx-Str. 77-79, 12043 Berlin

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