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ANSPRUCHSGRUNDLAGEN

Prüfungsreihenfolge
• AUFBAUSCHEMA
I. Vertragliche Ansprüche
Setzen einen Vertrag zwischen den Parteien voraus (a.g. Sekundäransprüche) hierzu gehören Ansprüche wegen
Ausschlusses der Leistungspflicht § 275 Abs.4 , §§ 280, 283-285, 311a Abs. 2, Schadensersatzansprüche wegen
eines Mangels §§ 437 Nr.3, 280-283, Leistungsverzögerung §§ 280 Abs.1,2; 286, Anspruch wegen Störung der
Geschäftsgrundlage § 313 Abs.1
II. Vertragsähnliche Ansprüche
Setzen keinen Vertrag voraus, wirken aber ähnlich. Ansprüche aus §§ 280 Abs.1, 311 Abs.2 &3, 241 Abs.2
(c.i.c) & Geschäftsführung ohne Auftrag §§ 677 ff
III. Gesetzliche Ansprüche
Setzen keinen Vertrag voraus. Entstehen nur durch Erfüllung ihrer gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen
Prüfungsreihenfolge à I. Dingliche Ansprüche, II. Deliktische Ansprüche, III. Bereicherungsrechtliche Ansprüche

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ANSPRUCHSGRUNDLAGEN
Prüfungsreihenfolge
III. Gesetzliche Ansprüche
àPrüfungsreihenfolge I. Dingliche Ansprüche, II. Deliktische Ansprüche, III.
Bereicherungsrechtliche Ansprüche
àDingliche Ansprüche: Ansprüche, die dem Schutz und der Verwirklichung dinglicher
Rechte dienen. Ein dingliches Recht ist das Recht einer Person zur
unmittelbaren Herrschaft über eine Sache.
à wichtigste dingliche Anspruch ist der Herausgabeanspruch des Eigentümers gegen den unrechtmäßigen Besitzer
aus § 903
àDeliktische Ansprüche: Ansprüche aus unerlaubter Handlung (§§ 823 ff.). Bezwecken den
Ersatz von Schäden, die durch ein rechtswidriges und schuldhaftes
Verhalten des Schädigers entstanden sind
àBereicherungsrechtliche Ansprüche: Ansprüche aus ungerechtfertigter Bereicherung. §§
812 ff. dienen der Rückgängigmachung ungerechtfertigter
Vermögensverschiebungen
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ANSPRUCHSGRUNDLAGEN
Prüfungsreihenfolge
Universalprogramm
I. Anspruch entstanden
1. Anspruchsvoraussetzungen
2. Keine rechtshindernden Einwedngungen
3. Rechtsfolgen
II. Anspruch (nicht) erloschen
1. Voraussetzungen rechtsvernichtender Einwendungen
2. Kein Ausschluss
III. Anspruch durchsetzbar
1. Keine rechtshemmenden Einrede
a.) Einrede erhoben
b.) Voraussetzungen
c.) Kein Auschluss
2. Kein § 242
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ANSPRUCHSGRUNDLAGEN
Prüfungsreihenfolge
Universalprogramm

I. Anspruch entstanden
• Anspruchsvorrausetzungen: Tatbestand der Anspruchsgrundlagen erfüllt? (Subsumtion)
• Rechtshindernde Einwendungen: greift eine Gegennorm ein, die die Entstehung des Anspruchs von Anfang
an verhindert? (Erkennbar an den Formulierungen „ Rechtsgeschäft ist nichtig, wenn..“)
• Rechtsfolgen: liegen die Anspruchsvoraussetzungen vor und es greifen keine rechtshindernde
Einwendungen ein ist abschließend die Rechtsfolge festzustellen.
àVertragliche Ansprüche: (Rechtsfolge ergibt sich der Reihe nach) Vertragswortlaut, erläuternde
Vertragsauslegung §§ 133,157 , dispositive Vorschriften §§ 269,271 , ergänzende Auslegung §§ 133, 157
und Treu und Glaube § 242
àGesetzliche Ansprüche: Rechtsfolge ergibt sich aus dem Wortlaut der Vorschrift. Zur Ermittlung der
Rechtsfolge müssen auch rechtsfolgenergänzende Normen herangezogen werden §§ 249 ff.

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ANSPRUCHSGRUNDLAGEN
Prüfungsreihenfolge
Universalprogramm

II. Anspruch erloschen


• Voraussetzungen einer rechtsvernichtenden Einwendung (Gegennorm) vorliegen und ob diese
nicht ausgeschlossen ist (Erkennbar an der Formulierung „erloschen“) à greift eine solche
Gegennorm durch, so führt dies dazu dass der Anspruch nicht mehr besteht

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ANSPRUCHSGRUNDLAGEN
Prüfungsreihenfolge
Universalprogramm

III. Anspruch durchsetzbar


• Einrede: Wurde vom Anspruchsgegner eine Einrede erhoben? à Anspruch geht nicht unter
wird aber undurchsetzbar (Erkennbar an folgender Formulierung „berechtigt,… zu
verweigern“)
• Treu und Glauben: § 242, durchgreifen einer Gegennorm führt dazu, dass der Anspruch
einrede behaftet ist und trotz seines bestehens dauerhaft oder vorrübergehend nicht geltend
gemacht werden kann

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WILLENSERKLÄRUNG
• DEFINITION: Eine Willenserklärung ist eine Erklärung, mit der eine Person ihren Willen
äußert, um eine Rechtsfolge herbeizuführen.

• BESTANDTEILE: Objektiven (äußerer) & Subjektiven (innerer) Tatbestand


• Konkludentes Handeln: Schlüssiges Handeln, Willenserklärung abgegeben ohne diese in
Worte zu fassen (Der Handelnde möchte eine rechtliche Bindung herbeiführen)

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WILLENSERKLÄRUNG
Objektiver Tatbestand

• DEFINITION: Der objektive Tatbestand einer Willenserklärung liegt vor, wenn von dem
Erklärenden ein sinnlich wahrnehmbares Erklärungszeichen gesetzt worden ist, welches
aus Sicht eines objektiven Dritten – in der Person des Erklärungsempfängers – unter
Berücksichtigung von Treu und Glauben und der Verkehrsauffassung gem. § § 133, 157
BGB auf die Herbeiführung einer Rechtsfolge und damit auf einen vorhandenen
Rechtsbindungswillen des Erklärenden schließen lässt.

• RECHTSBINDUNGSWILLE: liegt vor, wenn der Rechtsverkehr ein Verhalten des


Erklärenden als eine rechtlich verbindliche Erklärung auffasst. Es kommt
also darauf an, ob sich dem Verhalten aus Sicht des Erklärungsempfängers
der Wunsch beimessen lässt, eine rechtliche Bindung herbeizuführen.

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WILLENSERKLÄRUNG
Subjektiver Tatbestand
• DEFINITION: Der Innere Wille des Erklärenden muss spiegelbildlich zum objektiven
Erklärungstatbestand gerichtet sein

• BESTANDTEILE: Handlungswille, Erklärungsbewusstsein & Geschäftswille

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WILLENSERKLÄRUNG
Subjektiver Tatbestand
Handlungswille

• DEFINITION: Handlungswille ist der Wille, einen Erklärungsakt vorzunehmen


(=bewusstes Handeln)

• Konstitutiv für das Vorliegen einer WE


• Handlungswille fehlt im Schlaf oder bei Reflexbewegungen

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WILLENSERKLÄRUNG
Subjektiver Tatbestand
Erklärungsbewusstsein

• DEFINITION: Das Erklärungsbewusstsein ist das Bewusstsein des Handelnden, dass seine
Handlung irgendeine rechtlich erhebliche Erklärung darstellt. Dem Handelnden muss
klar sein, dass er überhaupt rechtsgeschäftlich tätig wird

• Fehlt das Erklärungsbewusstsein ist die Willenserklärung nicht gehindert


• Potenzielles Erklärungsbewusstsein ist ausreichend & liegt vor, wenn dem Erklärenden
seine Äußerung als auf die Verwirklichung einer Rechtsfolge gerichtet zugerechnet
werden kann

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WILLENSERKLÄRUNG
Subjektiver Tatbestand
Geschäftswille

• DEFINITION: Als Geschäftswille bezeichnet man den Willen, mit der Erklärung eine
bestimmte Rechtsfolge herbeizuführen. Gehört nach herrschender Meinung nicht zum
konstitutiven Tatbestand einer Willenserklärung

• Stimmt der Geschäftswille nicht mit der objektiven Erklärung überein, ist die
Willenserklärung wirksam à Kann aber angefochten werden §§ 119 ff. BGB

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WILLENSERKLÄRUNG
invitatio ad offerendum
• DEFINITION: Einladung zur Abgabe eines Angebots, liegt vor wenn der Erklärende
deutlich macht, dass er zwar ein Geschäft abschließen, sich aber noch nicht binden
will.

• Schaufensterauslagen & Zeitungsinserate: enthalten eine reine Aufforderung


• Auslobung: erfolgt mit Rechtsbindungswillen
• Selbstbedienungstankstellen: die betriebsbereite Zapfsäule ist das Angebot und die
Selbstbedienung die Annahme
• Freibleibendes Angebot: Angebot jederzeit zurückrufbar oder neue Konditionen anbieten
wenn „freibleibend“ oder „unverbindlich“ genannt wurde
• Versandhandel im Internet: Präsentation der Produkte eine invitatio, Annahme durch
email oder versenden der Waren

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WILLENSERKLÄRUNG
Scheingeschäft §117 BGB
• DEFINITION: Ein Scheingeschäft liegt vor, wenn die Parteien einverständlich nur den
äußeren Schein eines Rechtsgeschäftshervorrufen, die mit dem Geschäft verbundene
Rechtsfolge aber nicht eintreten lassen wollen

• Geschäftswille fehlt
• Erklärungsempfänger ist bei Kenntnis nicht schutzwürdig
• Liegt der Wille zur Scheinerklärung nur auf einer Seite vor dann handelt es sich um § 116
oder § 118 BGB
• Wird durch ein Scheingeschäft ein anderes Geschäft verdeckt so ist das verdeckte
Geschäft wirksam

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WILLENSERKLÄRUNG
Geheimer Vorbehalt
§ 116 BGB

• DEFINITION: Ein Geheimer Vorbehalt liegt vor wenn sich der Erklärende insgeheim
vorbehält das Erklärte nicht zu wollen

• Mangel ist unbeachtlich, da das Vertrauen, dass ein Adressat in die Wirksamkeit einer
bewusst abgegebenen Willenserklärung setzt, schutzwürdig ist
• (Böser Scherz) Erklärender hofft, dass Empfänger den fehlenden Rechtsbindungswillen
nicht bemerkt à wirksam
• Erklärungsbewusstsein liegt vor à aber kein Geschäftswille
• Nichtigkeit tritt ein wenn der Erklärungsempfänger Kenntnisdarüber hat (§116 S.2 BGB)

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WILLENSERKLÄRUNG
Scherzerklärung
§ 118 BGB

• DEFINITION: Eine Scherzerklärung liegt vor, wenn der Erklärende eine nicht ernstlich
gemeinte Willenserklärung abgibt in der Erwartung, der Mangel der Ernstlichkeit wird
erkannt

• Es fehlt Geschäftswille & Erklärungsbewusstsein à WE ist nichtig

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
• NICHT EMPFANGSBEDÜRFTIGE WILLENSERKLÄRUNG: Wirksam durch Abgabe (z.B.
Testament)
• EMPFANGSBEDÜRFTIGE WILLENSERKLÄRUNG: Wirksam durch Abgabe & Zugang

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
Abgabe

• DEFINITION: Eine empfangsbedürftige Willenserklärung ist wirksam, wenn sie


abgegeben und zugegangen ist. Eine Willenserklärung gilt als abgegeben, wenn sie
willentlich dergestalt in den Rechtsverkehr entlassen wurde, dass unter normalen
Umständen mit einem Zugang beim Erklärungsempfänger gerechnet werden kann.

• DEFINITION: Eine nicht empfangsbedürftige Willenserklärung wird mit der Entäußerung


wirksam
• Beispiel: Testament

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
Zugang

• DEFINITION: Eine Willenserklärung ist zugegangen, wenn sie in den Machtbereich des
Empfängers gelangt ist, dass unter gewöhnlichen Umständen mit der Kenntnisnahme
zu rechnen ist. Eine Verkörperte Willenserklärung, die unter Anwesenden abgeben
wird, wird wirksam, wenn der Empfänger die Erklärung sinnlich wahrnimmt. (vgl. § 147
Abs. 1 BGB)

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
Zugang
Unter Anwesenden

• DEFINITION: Eine empfangsbedürftige Willenserklärung, die unter Anwesenden


abgegeben wird, wird wirksam, wenn der Empfänger die Erklärung sinnlich wahrnimmt
• MÜNDLICHE WE: wenn vernehmbar geäußert
• VERKÖRPERTE WE: Wenn ausgehändigt

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
Zugang
Unter Anwesenden

• VERNEHMUNGSTHEORIEN

• Strenge Vernehmungstheorie: Empfänger muss die Erklärung akustisch richtig


vernommen haben
• Z.B. WE abgegeben am Telefon
• Eingeschränkte Vernehmungstheorie: gilt die Willenserklärung als zugegangen, wenn der
Erklärende nach den für ihn erkennbaren Umständen davon ausgehen durfte, der
Erklärungsempfänger habe die Erklärung richtig und vollständig verstanden

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
Zugang
Unter Abwesenden

• DEFINITION: Eine Empfangsbedürftige Willenserklärung, die in Abwesenheit des


Adressaten abgegeben werden & in Brief o. Telegramm enthalten sind, aber auch
solche, die mündlich durch einen Boten überbracht werden, werden in dem Moment
wirksam, in dem sie dem Empfänger zugehen
• Mündliche WE: wenn gegenüber dem Boten vernehmbar geäußert
• Verkörperte WE: wenn an Boten ausgehändigt, also sich auf dem Weg zum Empfänger
befindet
• Eine WE ist zugegangen, wenn sie in verkehrsüblicher Weise so in den Machtbereich des
Empfängers gelangt ist, dass dieser unter normalen Verhältnissen die Möglichkeit hat, sie
zur Kenntnis zu nehmen
• Beispiel: Email, SMS, Mailbox oder FAX

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
Zugang
Unter Abwesenden
Empfangsvertreter
• DEFINITION: Passivvertreter. Vollmacht zur Vornahme eines Rechtsgeschäfts und zur
Entgegennahme der Erklärung
• Voraussetzungen für den Zugang beim Empfangsvertreter müssen selbst erfüllt werden
• Auf die Weitergabe der Informationen kommt es nicht an ! à denn dieser ist in der Regel
zur Vornahme eines Rechtsgeschäfts umfänglich bevollmächtigt, was auch die
Entgegennahme der entsprechenden Erklärung des anderen Teils umfasst
• Gem. § 164 II BGB Zugang unter Abwesenden

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WILLENSERKLÄRUNG Wirksamwerden
Zugang
Unter Abwesenden
Erklärungsbote
• DEFINITION: Ein Erklärungsbote überbringt eine bereits fertige Willenserklärung des
Erklärenden an den Empfänger
• Zugang: zu dem Zeitpunkt, in dem der Bote die Erklärung tatsächlich an den Empfänger
übermittelt hat

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
Zugang
Unter Abwesenden
Empfangsbote
• DEFINITION: (Mittelsperson) Der Empfangsbote ist eine Person, die zur Entgegennahme
der Erklärung vom Empfänger der Willenserklärung ermächtigt ist
• Personifizierte Empfangseinrichtung des Empfängers
• Zugang: Zeitpunkt in dem der Empfänger unter gewöhnlichen Umständen die
Möglichkeit der Kenntnisnahme hat
• Verkehrsanschauung: dazu gehören Familienangehörige, Ehepartner (soweit sie die für
die Übermittlung benötigte Reife besitzen) & Betriebsangehörige

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
scheitert am fehlenden Zugang beim Empfänger

• i.S.v. § 130 I 1 BGB scheitert das Wirksamwerden einer Willenserklärung am fehlenden


Zugang beim Empfänger
• Pflicht zur Vorkehrung für den Empfang von Willenserklärungen à sind dann zu treffen
wenn die Parteien zueinander in Vertragsbeziehungen stehen
• Pflicht des Empfängers à alles in seinen Kräften stehende zu tun, um einer Vereitelung
des Zugangs entgegenzuwirken

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WILLENSERKLÄRUNG
Fiktion des Zugangs

• DEFINITION: Der Erklärende lässt die Erklärung unverzüglich gem. §132 BGB zustellen
• Dann muss sich der Empfänger so behandeln lassen, als sei ihm die Erklärung schon zum
Zeitpunkt der Annahmeverweigerung zugegangen
• Kommt auch bei einer arglistigen Zugangsvereitelung durch den Erklärungsempfänger in
Betracht
• ARGLISTIGE ANNAHMEVERWEIGERUNG: setzt voraus, dass der Erklärungsempfänger den
Inhalt der Erklärung kennt oder mit dem Zugang einer Erklärung eines bestimmten
Inhalts rechnet und deshalb die Annahme verweigert

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
moderne Telekommunikationsmittel
• DEFINITION: Eine empfangsbedürftige Willenserklärung ist in dem Moment zugegangen
und damit wirksam geworden, in welchem sie derart in den Aufnahmebereich des
Empfängers gelangt, dass dieser unter gewöhnlichen Verhältnissen, d.h. bei
funktionstüchtigen technischen Geräten, die Möglichkeit hat, die Erklärung zu
speichern und zur Kenntnis zu nehmen

• Machtbereich: Empfangsspeicher des Empfängers. Dieser liegt außerhalb der


Einflusssphäre des Absenders, sodass der Empfänger das Speicher- und Abrufrisiko gem.
§ 242 BGB tragen muss

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WILLENSERKLÄRUNG
Wirksamwerden
fehlerhaften Übermittlung einer elektronischen empf. WE

• Scheitert der Zugang an einem Defekt des Sendegeräts oder an einer Netzstörung, geht
dies zu Lasten des Absenders. Denn dieser trägt grundsätzlich das Risiko der richtigen
Übermittlung.
• Ein Defekt am Empfangsgerät hindert den Zugang dagegen nicht, da die tatsächliche
Kenntnisnahme des Empfängers dann allein an seiner Obliegenheitsverletzung scheitert

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WILLENSERKLÄRUNG
Widerruf

• DEFINITION: Eine empfangsbedürftige Willenserklärung wird trotz Abgabe und Zugangs dennoch
nicht wirksam, wenn dem Empfänger vor dem Zugang oder gleichzeitig mit dem Zugang der
Ausgangserklärung ein Widerruf zugeht
• § 130 I S.2 BGB
• MACHTBEREICHSFORMEL:
• Erfolgt die tatsächliche Kenntnisnahme der WE vor dem Zeitpunkt, in dem unter gewöhnlichen
Umständen mit Kenntnisnahme zu rechnen ist, so erfolgt der Zugang bereits im Zeitpunkt der
tatsächlichen Kenntnisnahme
• Erfolgt die tatsächliche Kenntnisnahme der WE nach dem Zeitpunkt, in dem unter gewöhnlichen
Umständen mit Kenntnisnahme zu rechnen ist, so ist das für den Zugang unerheblich

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MAHNUNG

• DEFINITION: Eine Mahnung ist eine geschäftsähnliche Handlung, mit der ein Gläubiger
seinen Schuldner formlos dringend dazu auffordert, die geschuldete Leistung zu
erbringen.
• Sie muss weder eine Fristsetzung noch eine Androhung bestimmter Rechtsfolgen
enthalten, muss jedoch erkennen lassen, dass das Ausbleiben der Leistung Folgen haben
könnte.

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WILLENSERKLÄRUNG & GESCHÄFTSÄHNLICHE HANDLUNGEN

• Bei geschäftsähnlichen Handlungen tritt die Vornahme geknüpfter Rechtsfolgen nicht


allein aufgrund des Willens des Handelnden, sondern von Gesetzes wegen ein
• Ähnlich mit WE à allgemeine Vorschriften der WE finden Anwendung
• Streitig ist ob §§ 166 ff. BGB angewendet werden können

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REALAKTE

• DEFINITION: Realakte sind rein tatsächlich Vorgänge, die keine Willensäußerung


enthalten, an die die Rechtsordnung aber dennoch eine Rechtsfolge knüpft
• Z.B.: Die Verarbeitung von beweglichen Sachen i.S.v. § 950 BGB

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A. Anspruch entstanden
I. Einigung /Kaufvertrag
1. Angebot /2. Annahme
a. Tatbestand der WE
aa) Objektiver Tatbestand
(1) Erklärungszeichen
(2) Objektiver Rechtsbindungswille

Willenserklärung
(3) Bestimmbarkeit des Erklärungsinhalts
bb) Subjektiver Tatbestand
Prüfungsreihenfolge (1) Handlungswille
(2) Erklärungsbewusstsein
(3) Geschäftswille
b. Wirksamwerden der WE
aa) Abgabe
bb) Zugang
c. Wirksambleiben der WE
aa) Kein Widerruf
bb) Tod/Geschäftsunfähig

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RECHTSGESCHÄFT

• DEFINITION: Ein Rechtsgeschäft ist ein Tatbestand, der aus mind. Einer Willenserklärung
besteht. Die Vornahme eines Rechtsgeschäfts bezweckt, das Herbeiführen einer
Rechtsfolge

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RECHTSGESCHÄFT
Einseitige Rechtsgeschäfte

• DEFINITION: Einseitige Rechtsgeschäfte enthalten nur eine Willenserklärung

• Z.B.: Kündigungserklärung, Anfechtungserklärung & Widerrufserklärung

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RECHTSGESCHÄFT
Mehrseitige Rechtsgeschäfte

• DEFINITION: Mehrseitige Rechtsgeschäfte sind Verträge, denn hier wirken mindestens


zwei Rechtssubjekte an der Verwirklichung des rechtsgeschäftlichen Tatbestandes mit

• Dazu gehören auch Beschlüsse die der internen Willensbildung innerhalb von Verbänden
dienen oder Beschlüsse des Vorstands
• Z.B.: Schuldrechtliche Verpflichtungsverträge

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RECHTSGESCHÄFT
Verpflichtungsgeschäft

• DEFINITION: Ein Rechtsgeschäft das eine Verpflichtung zum Inhalt hat. Ein Schuldner
verpflichtet sich zur Vornahme eines Tuns, Duldens oder Unterlassen

• Z.B.: Kaufvertrag

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RECHTSGESCHÄFT
Verfügungsgeschäft

• DEFINITION: Ein Rechtsgeschäft, das eine Verfügung zum Inhalt hat. Eine Verfügung ist
die unmittelbare Einwirkung auf ein Recht oder ein Rechtsverhältnis, durch
Übertragung, Belastung, Aufhebung oder Inhaltsänderung

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RECHTSGESCHÄFT
Trennungsprinzip

• DEFINITION: Das Trennungsprinzip besagt, dass das Verpflichtungsgeschäft & das


Verfügungsgeschäft zwei unterschiedliche Rechtsgeschäfte sind

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RECHTSGESCHÄFT
Abstraktionsprinzip

• DEFINITION: Das Abstraktionsprinzip besagt, dass die Wirksamkeit der


unterschiedlichen Rechtsgeschäfte jeweils für sich zu beurteilen ist
• Denn die Unwirksamkeit des Verpflichtungsgeschäft hat nicht die Unwirksamkeit des
Verfügungsgeschäftes zur Folge

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ANSPRUCH

• DEFINITION: Ein Anspruch ist gemäß § 194 I BGB das Recht, von einem Anderen ein Tun
oder Unterlassen zu verlangen. Diese Person ist gegenüber dem Rechtsinhaber also dazu
verpflichtet, sich in einer bestimmten Weise zu verhalten

• Ansprüche des Schuldrechts à Forderungen


• Der Inhaber der Forderung ist der Gläubiger und sein Verpflichteter wird Schuldner
genannt (vgl. § 241 BGB)

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DER KAUFVERTRAG

• DEFINITION: Ein Kaufvertrag kommt durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen


die in Bezug aufeinander abgegeben werden, Angebot und Annahme, zustande.
• Geregelt in § 433 BGB
• § 433 I BGB Übergabe und Übereignung
• § 433 II BGB Anspruch auf Kaufpreiszahlung

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DER KAUFVERTRAG
Rein gesellschaftliche Beziehungen

• DEFINITION: rein gesellschaftliche Beziehung sind rechtlich unverbindlich. Kommen


aufgrund von Erklärungstatbeständen zustande. ( der objektiv Zum Ausdruck gebrachte
Rechtsbindungswille fehlt)

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DER KAUFVERTRAG
Angebot

• DEFINITION: Das Angebot ist eine empfangsbedürftige Willenserklärung, mit der sich
jemand, der einen Vertrag abschließen möchte, an einen anderen wendet & die
zukünftigen Vertragsbedingungen in einer Weise vollständig zusammenfasst, dass der
andere, ohne inhaltliche Änderungen vorzunehmen, den Vertrag durch ein bloßes „Ja“
entstehen lassen kann. Das Angebot muss die essentialia negotii enthalten also
Geschäftstyp (Kaufvertrag, Mietvertrag), Kaufpreis, Kaufgegenstand und zukünftige
Vertragspartner.
• Geregelt in § 145 BGB

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DER KAUFVERTRAG
Angebot
Bindungswirkung

• DEFINITION: Einschränkung, wenn der Erklärende sich die letzte Entscheidung zum
Vertragsschluss noch vorbehalten möchte
• Erkennbar an folgenden Formulierungen „freibleibend“, „unverbindlich“, „ohne obligo“
• Unbeschränkte Freiklauseln: Formulierung beziehen sich auf das gesamte Angebot
(Erklärende kann sein Angebot nicht nur bis zum Zugang der Annahmeerklärung
widerrufen, sondern auch nach dem Zugang, wenn unverzüglich widerruft, ansonsten
kommt der Vertrag zustande)
• Beschränkte Freiklauseln: Formulierung bezieht sich auf begrenzbare Teile des Angebots
(z.B. „Preis freibleiend“). Wirksames Angebot zum Abschluss eines Vertrages liegt vor.
Vertrag kommt zustande durch Annahme à Vorbehalt gehört zum Inhalt des vertrages

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DER KAUFVERTRAG
Bindung an den Antrag/ das Angebot

• DEFINITION: Sofern das Angebot des Antragenden hinreichend bestimmt und wirksam
geworden ist, kann dieser das Angebot nicht mehr einseitig widerrufen oder seinen
Inhalt ändern. Das heißt der Antragende hat in der Regel keine Möglichkeit mehr, das
Zustandekommen des Vertrages zu verhindern

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DER KAUFVERTRAG
Angebot
offerte ad incertas personas

• DEFINITION: Eine offerte ad incertas personas bezeichnet ein rechtsverbindliches


Angebot, das sich an einen unbestimmten Personenkreis als Vertragspartner richtet
• Angebot ist hinreichend bestimmt wenn die Person des Vertragspartners erkennbar ist
• Die Erklärung ist an die Allgemeinheit bereits als Vertragsangebot aufzufassen, da der
Antragende sich seinen Vertragspartner entweder nicht aussuchen will oder ein
individueller Antrag an einzelne Empfänger nicht möglich ist
• Z.B.: aufgestellter Warenautomat

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DER KAUFVERTRAG
Annahme

• DEFINITION: Die Annahme ist gemäß § 151 BGB eine empfangsbedürftige


Willenserklärung, mit der sich derjenige an den sich das Angebot richtet, mit dem
Inhalt des Angebots uneingeschränkt einverstanden erklärt & damit den angestrebten
Vertrag entstehen lässt.

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DER KAUFVERTRAG
Annahme
Verspätete

• DEFINITION: Die verspätete Annahme kann nicht zum Vertragsschluss führen, weil das
Angebot erloschen ist (§ 146 BGB)
• Gem. § 150 I BGB wird die verspätete Annahme fiktiv in ein neues Angebot umgedeutet,
das nun der Empfänger an den ursprünglich Antragenden richtet. Denn der Wille des
Empfängers zum Vertragsschluss hat in der verspäteten Annahmeerklärung Niderschlag
gefunden

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DER KAUFVERTRAG
Annahme
§ 151 BGB

• DEFINITION: Ein Vertrag entsteht auch unter den in § 151 BGB genannten Voraussetzungen nur durch
Angebot und Annahme. Die Annahme Erklärung wird aber wirksam, ohne dass sie dem Anbietenden
zugegangen ist, wenn:
• à derjenige, der das Angebot gemacht hat, nach der Verkehrssitte nicht erwarten kann, dass ihm
gegenüber die Annahme erklärt wird
oder
• à derjenige, der das Angebot gemacht hat, darauf verzichtet hat, dass die Annahme ihm gegenüber
erklärt wird. Die Verzichtserklärung bedarf keiner Form. Sie kann auch durch konkludentes Verhalten
abgegeben werden (d.h. Verzicht auf die Empfangsbedürftigkeit, Erklärung muss aber erklärt werden)
• Annahmeerklärung wird wirksam durch eine eindeutige Betätigung des Annahmewillens geschehen)

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DER KAUFVERTRAG
Verkehrssitten

• DEFINITION: Unter Verkehrssitte ist das zu verstehen, was sich im Handelsverkehr oder
im bürgerlichen Rechtsleben als eine allgemeine oder in bestimmten Kreisen
bestehende tatsächliche Gepflogenheit herausgebildet hat. Sie ist eine Verhaltensregel,
die aus tatsächlicher Übung bei ähnlichen Geschäften abgeleitet werden kann

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MIETVERTRAG

• DEFINITION: Ein Mietvertrag kommt zustande durch zwei übereinstimmende


Willenserklärungen, den Antrag und die Annahme

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CULPA IN CONTRAHENDO
Verschulden bei Vertragsschluss

• DEFINITION: Mit der Eröffnung von Vertragsverhandlungen oder durch die Anbahnung
eines Vertrages entsteht ein vorvertragliches gesetzliches Schuldverhältnis im Sinne
des § 311 II,III BGB, das den Beteiligten die Pflicht auferlegt, in ihrem
Herrschaftsbereich alles zu unterlassen, was dem potentiellen Vertragsgegner Schaden
zufügen könnte
• Bei schuldhafter Verletzung dieser Pflichten hat der Verletzende gem. §§ 280 I, 311, 241
II BGB dem Geschädigten den entstanden Schaden zu ersetzen

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CULPA IN CONTRAHENDO
Pflichten gegenüber potentiellen Vertragspartnern

• Pflichten entstehen unabhängig davon ob der Vertrag später entsteht oder nicht
• Pflichten: Aufklärungs-, Informations-, Beratungs-, Auskunfts- & Hinweispflichten sowie Schutz-, Obhut- und
Fürsorgepflicht
• AUFKLÄRUNGSPFLICHT: sämtliche Umstände, die für den Entschluss den Vertrag abzuschließen von Bedeutung sind
(besondere Aufklärungspflicht: wenn nur eine Partei die besonderen Umstände bekannt sind)
• à Pflicht bezieht sich auf Umstände die der Gültigkeit des Vertrages entgegenstehen
• INFORMATIONSPFLICHT: Verpflichtung zu Auskünften zu bestimmten Sachverhalten
• BERATUNGSPFLICHT: Aufklärung über Rechte und Pflichten
• AUSKUNFTSPFLICHT: gesetzlich normierter Anspruch, Informationen von oder über eine bestimmte juristische oder
natürliche Person zu erhalten
• SCHUTZ-, OBHUT-, & FÜRSORGEPFLICHT: Pflicht der Beteiligten, ihren jeweiligen räumlichen Herrschaftsbereich
verkehrssicher zu gestalten (Voraussetzung à beginn der Vertragsverhandlung)

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Culpa in contrahendo - Sittenwidrigkeit
• Haftung aus culpa in contrahendo kann entstehen, wenn jemand einen ihn einseitig
begünstigenden und deshalb gemäß § 138 Abs.1 sittenwidrigen Vertrag verwendet &
dem anderen Teil dadurch ein Schaden entsteht, dass er im Vertrauen auf die
Wirksamkeit des Vertrages Aufwendungen macht

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ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
• DEFINITION: § 305 Abs.1 S.1 BGB, Allgemeine Geschäftsbedingungen sind alle für eine Vielzahl von Verträgen
vorformulierten Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei der anderen Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrages
stellt.
• VERTRAGSBEDINGUNGEN: Regelungen, die rechtlich verbindlich sein sollen
• VORFORMULIERT: sind Vertragsbedingungen, wenn sie schon vor Vertragsschluss vorgelegen haben
• FÜR EINE VIELZAHL VON VERTRÄGEN: Abzustellen ist nicht auf die tatsächliche Anzahl bisheriger Verwendungen, sondern
auf die Verwendungsabsicht (Bei erstmaliger Verwendung können AGB vorliegen, soweit der Verwender eine mehrfach
Anwendung plant)
• VOM VERWENDER GESTELLT: Einseitiges Einbringen in den Vertrag durch den Verwender. à Vertragspartner hat keine
Einfluss-Möglichkeiten (Besonderheiten bei Verbraucherverträgen § 310 Abs.3 Nr.2 = AGB gelten als von Unternehmer
gestellt)
• Nichtvorliegen einer Individualvereinbarung (§ 305 Abs.1 S.3): Einzeln ausgehandelte Klauseln stellen keine AGB dar
• Zweck: Der Verwender versucht gestützt auf den Grundsatz der Privatautonomie seine Rechtsstellung gegenüber der
gesetzlichen Regelung zu verbessern, soweit das BGB nachgiebiges (dispositives) Recht enthält

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ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Vor- und Nachteile

• VORTEILE: Vereinfachung der Geschäftsabwicklung, Begrenzung des Risikos des


Verwenders und eine umfassende Regelung des Vertragsinhalts
• NACHTEILE: man kann zur die für einen ungünstigen AGB zu akzeptieren gezwungen
werden

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ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Voraussetzungen

1. AGB, die gegenüber einem Verbraucher verwendet werden: Damit die AGB
Vertragsinhalt werden, ist eine Willensübereinstimmung der Parteien in Form einer
Einbeziehungsvereinbarung erforderlich (§ 305 II,III BGB). AGB, die Individualabreden
widersprechen (§ 305b BGB), und überraschende Klauseln (§ 305c BGB) werden keine
Vertragsbestandteile
2. AGB, die gegenüber einem Unternehmer verwendet werden: Gemäß § 310 I S.1 BGB
erfolgt keine Einbeziehungskontrolle i.S.v. § 305 II,III BGB. Denn im kaufmännischen
Verkehr ist es ausreichend, dass die Parteien sich über die Einbeziehung (konkludent)
einigen

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ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Prüfung
• Zu prüfen unter „Anspruch entstanden“
I. Kein Ausschluss der Anwendbarkeit, § 310 Abs.4
II. Begriff der AGB, § 305 Abs.1
III. Wirksame Einbeziehung, §§ 305 Abs.2, 305c Abs.1
IV. Auslegung, § 305 c Abs.2 & Inhaltskontrolle §§ 307-309
V. Rechtsfolgen der Unwirksamkeit § 306

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ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Prüfung
• Zu prüfen unter „Anspruch entstanden“
I. Kein Ausschluss der Anwendbarkeit, § 310 Abs.4
• Sind die Regelungen über ABG gemäß § 305 ff anwendbar?
• § 310 Abs.4 S.1 finden die §§ 305 ff keine Anwendung bei Verträgen auf dem Gebiet des Erb-,
Familien- und Gesellschaftsrecht, sowie auf Tarifverträge, Betriebs- und Dienstvereinbarung
• § 310 Abs.4 S.2 sollen bei der Anwendung der §§ 305 ff auf Arbeitsverträge die im Arbeitsrecht
gelten Besonderheiten angemessen zu berücksichtigen sein
• § 310 Abs.2: Eingeschränkte Anwendbarkeit bei Verträgen der Versorgungswirtschaft
• § 310 Abs.1: Keine Anwendung der §§ 305 Abs.2&3, 308, 309 bei Verträge die gegenüber einem
Unternehmer, einer juristischen Person des öffentlichen Rechts oder einem öffentlich-rechtlichen
Sondervermögen verwendet werden

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ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Prüfung
• Zu prüfen unter „Anspruch entstanden“
II. Begriff der AGB, § 305 Abs. 1
• Liegen AGB vor?
1. Vorformulierte Vertragsbedingungen
à Es muss sich um eine vorformulierte Vertragsklausel handeln, die nicht notwendig vom Verwender erstellt worden ist & nicht notwendig vollständig formuliert
vorliegen muss (geistige Vorformulierung reicht aus – Vertragsbedingungen werden aus dem Kopf bei Vertragsschluss geäußert)
2. Einseitig gestellt
à Absicht der Mehrfachanwendung (für eine Vielzahl von Fällen vorgesehen)
à Verbraucherverträge finden § 310 Abs.3 nr.2 auch Anwendung wenn sie nur zur einmaligen Verwendung bestimmt sind
à Vom Verwender Gestellt (Es darf kein Aushandeln vorliegen)
à Sonderregeln für Verbraucherverträge § 310 Abs.3
• Nr.1: Alle Vertragsbestimmungen gelten als von Unternehmer gestellt, es sei denn, dass sie durch den Verbraucher eingeführt wurden
• Nr.2: Vorschrift über Auslegung, Inhaltskontrolle & die Rechtsfolge bei Nichteinbeziehung und Unwirksamkeit (finden auch Anwendung wenn nur zur einmaligen
Verwendung bestimmt)

62
ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Prüfung
• Zu prüfen unter „Anspruch entstanden“
III. Wirksame Einbeziehung §§ 305 Abs.2 – 305c Abs.1
• Einbeziehung in den Vertrag
1. Setzt voraus à nach § 305 Abs.2 Nr.1 ist ein ausdrücklicher Hinweis erforderlich
2. § 305 Abs. 2 Nr.2 à Zumutbare Möglichkeit zur Kenntnisnahme
3. § 305 Abs.2 Einverständnis der Kunden
4. Vorrang der Individualvereinbarung § 305 b à Überraschende Klauseln werden nicht
Vertragsbestandteil § 305 c Abs.1
5. § 310 Abs.1: Bei Geschäften zwischen Unternehmern (Einbeziehung nach Angebot und
Annahme gemäß §§ 145 ff)

63
ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Prüfung
• Zu prüfen unter „Anspruch entstanden“
IV. Auslegung und Inhaltskontrolle, §§ 307-309
• Vorprüfung § 307 Abs.3
1. § 309 (Katalog von Klauselverboten) à Jeder Verstoß gegen § 309 führt zur Unwirksamkeit der Vertragsbestimmung in den AGB
2. § 308 (Welcher Klauselverbot mit Wertungsmöglichkeit enthält à die der Auslegung bedürfen) Feststellung der Unwirksamkeit
erfordert wegen der Verwendung unbestimmter Rechtsbegriffe in § 308 eine richterliche Wertung
3. § 307 Generalklauseln à setzt eine unangemessene Benachteiligung voraus
à § 307 Abs.2 Nr.1: Unvereinbarkeit mit wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelungen
à § 307 Abs.2 Nr.2: Einschränkung vertraglicher Kardinalpflichten bei Gefährdung des Vertragszwecks
(Aus der Natur des Vertrags ergeben)
à § 307 Abs.1 S.1: Verstoß gegen das Transparenzgebot (AGB sind nicht klar & verständlich)
à § 307 Abs.1 S.1: Sonstige unangemessene Benachteiligung

64
ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
Prüfung
• Zu prüfen unter „Anspruch entstanden“
V. Rechtsfolgen: Folgen der Unwirksamkeit § 306
• Gemäß § 306 Abs.1 à Nur die Klausel ist unwirksam, der Vertrag bleibt bestehen
• § 306 Abs.2: an die Stelle der unwirksamen AGB stehen die dispositiven gesetzlichen Vorschriften, die im Falle des
Fehlens einer Vereinbarung Gültigkeit erlangt hätten
• Fehlt eine Regelung in den dispositiven Vorschriften à Anwendung der Grundsätze der ergänzenden
Vertragsauslegung
• SONDERFALL: Rechtsfolge bei einander widersprechenden AGB
• Liegt ein Widerspruch der einzelnen AGB-Klauseln vor, so gilt
• Vertrag bleibt grundsätzlich unwirksam
• Soweit die AGB beider Parteien übereinstimmen, werden sie in vollem Umfang Vertragsinhalt
• AGB widersprechen sich à werden nicht Vertragsinhalt gem. § 306 Abs.2 gelten die gesetzlichen Vorschriften
• Ist eine bestimmte Frage nur in den AGB einer Partei geregelt à durch Auslegung feststellen ob der
Vertragspartner sein Einverständnis dazu abgegeben hat

65
ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
§ 305 BGB
Tatbestandsvoraussetzungen
1. Bei Vertragsschluss auf die AGB hinweisen § 305 II Nr.1 BGB
2. Kunde muss in zumutbarer Weise von dem Inhalt der AGB Kenntnis nehmen § 305 II
Nr.2
3. Kunde muss mit der Geltung der AGB einverstanden sein § 305 II BGB

66
ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
§ 305c BGB
Überraschende Klausel
• Wird nicht Vertragsbestandteil, wenn sie nach den Umständen oder dem
Erscheinungsbild des Vertrages so ungewöhnlich ist, dass der Vertragspartner des
Verwenders nicht mit ihnen zu rechnen braucht.

67
ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
§ 310 III BGB
Voraussetzungen Verbrauchervertrag
1. Verwender der AGB à Unternehmer i.S.v. § 14 BGB (handeln in Ausübung deiner
gewerblichen oder selbstständigen beruflichen Tätigkeit)
2. Vertragspartner à Verbraucher i.S.d. § 13 BGB (natürliche Person, die einen Vertrag
abschließt, der überwiegend weder einer gewerblichen noch einer selbstständigen
beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden kann)
3. Vertrag à fällt unter § 310 III BGB

68
ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINUNGEN
geltungserhaltende Reduktion von AGB Klauseln
àEine geltungserhaltende Reduktion, die die Klausel insoweit aufrechterhält, als dass
diese gerade noch für zulässig erachtet werden kann, ist unzulässig. Denn anderenfalls
würde der Zweck des Gesetzes (Verbraucherschutz) unterlaufen, obwohl der Verwender
nicht schutzbedürftig ist.

69
Verpflichtungsgeschäft
(schuldrechtlicher Vertrag)
• DEF.: Das Verpflichtungsgeschäft ist ein Rechtsgeschäft, durch das sich eine Person einer anderen
gegenüber verpflichtet, eine Leistung zu erbringen. Sie schaffen somit einen oder mehrere
Ansprüche
• Z.B.: Verträge zum Kauf, Miete, Werkvertrag & Darlehen
• Verpflichtungsgeschäfte im Warenverkehr
à bereiten eine Güterbewegung (z.B. Übertragung des Eigentums einer Sache vor. Vertrag
verpflichtet zur Güterbewegung
à sichern die Güterbewegung indem sie den rechtlichen Grund (causa) dafür bilden
• Verpflichtung im Kaufvertrag, Kaufsache beschaffen und Eigentum übergeben à
Verpflichtungsgeschäft
• Verpflichtet zur Kaufpreiszahlung à Verpflichtungsgeschäft

70
Verfügungsgeschäft (dinglicher Vertrag/
Erfüllungsgeschäft)
• DEF.: Ein Verfügungsgeschäft ist ein Rechtsgeschäft, durch das ein Recht unmittelbar
übertragen, belastet, geändert oder aufgehoben wird
• Z.B.: Übereignung beweglicher & unbeweglicher Sachen gemäß § 929 ff, Abtretung von
Forderungen §§ 398 ff
• Die Übergabe in einem Kaufvertrag à Verfügungsgeschäft
• Wirksam wenn der Verfügende dazu berechtigt ist (=Verfügungsmacht besitzt)
• Eigentum an einer beweglichen Sache wird in der Regel durch die Einigung darüber, dass
das Eigentum übergehen soll & durch die Übergabe der Sache übertragen

71
Abtretungsvertrag
• DEF.: Ein Abtretungsvertrag kommt durch die Abgabe entsprechender Willenserklärungen
zustande. Mit dem Abschluss des Abtretungsvertrages tritt der neue Gläubiger an die
Stelle des bisherigen Gläubigers (§ 398 Abs.2). Der Abtretungsvertrag ist ein
Verfügungsgeschäft denn durch ihn wird ein Recht, die Forderung, unmittelbar
übertragen

72
Einigung
• DEF.: Die Einigung i.S.d. § 929 S.1 ist ein dinglicher Vertrag, der auf die
Eigentumsübertragung gerichtet ist. Er kommt durch die übereinstimmenden
Willenserklärungen der Beteiligten zustande. Derjenige der das Eigentum von sich auf
den anderen übertragen möchte (Veräußerer) & der, der das Eigentum erwerben möchte
(Erwerber), geben ihr Einverständnis mit dem Eigentumsübergang durch zwei
Einigungserklärungen ab
• Kann auch konkludent abgegeben werden

73
Besitz & Eigentum
• DEF.: Der Besitz ist die tatsächliche Herrschaft einer Person über eine Sache

• DEF.: Das Eigentum einer Sache ist die rechtliche Herrschaft einer Person über eine Sache
(vgl. § 903)

74
Geschäftsfähigkeit
• DEF.: Die Geschäftsfähigkeit ist die Fähigkeit, durch die Abgabe oder den Empfang von
Willenserklärungen Rechtsfolgen für sich oder andere herbeizuführen
• Ein Rechtsgeschäft kann nur vornehmen, wer geschäftsfähig ist
• Sind nur natürliche Personen (d.h. nur sie können Willenserklärungen abgeben.)
• Jede Person die das 18. Lebensjahr vollendet hat, geistig gesund und nicht
betreuungsbedürftig ist voll geschäftsfähig

75
Rechtsfähigkeit
• DEF.: Die Rechtsfähigkeit ist die Fähigkeit, Träger von Rechten und Pflichten sein zu
können
• Alle Menschen sind natürliche Personen. Als solche können sie Träger von Rechten und
Pflichten sein
• Gemäß § 1 ist jeder Mensch von Geburt an rechtsfähig und damit auch eine natürliche
Person
• Versetzt natürliche und juristische Personen in die Lage, Rechtsubjekte zu sein und als
solches am Rechtsverkehr & damit am sozialen Leben teilnehmen zu können

76
Juristische Personen
• DEF.: Die juristische Person ist nach herrschender Meinung die Zusammenfassung von
Personen (z.B. Verein) oder Sachen zu einer rechtlich geregelten Organisation, der die
Rechtsordnung die Rechtsfähigkeit verliehen und sie dadurch als Trägerin von Rechten
und Pflichten verselbstständigt hat. Aus der Rechtsfähigkeit der juristischen Person folgt,
dass ihre Rechte und Pflichten ihre Eigenen und nicht diejenigen der ihr angehörenden
natürlichen Personen sind.

77
Deliktsfähigkeit
• DEF.: Die Deliktsfähigkeit (Verschuldensfähigkeit) ist die Fähigkeit einer Person, für eignes
schuldhaftes Handeln verantwortlich zu sein. Die Deliktsfähigkeit ist von wesentlicher
Bedetung im Hinblick auf die Schadensersatzansprüche, die aus unerlaubten Handlungen
( §§ 823 ff.) entstehen können
• Verschuldensprinzip: Schadensersatzanspruch aus unerlaubter Handlung entsteht nur,
wenn der Schädiger rechtswidrig und schuldhaft d.h. vorsätzlich oder fahrlässig handelt
• Personen, die das 7., aber noch nicht das 18. Lebensjahr vollendet haben, sind nur
bedingt deliktsfähig

78
Geschäftsunfähigen
• DEF.: Nach dem BGB sind geschäftsunfähig Personen, die nicht das 7. Lebensjahr
vollendet haben ( § 104 Nr.1 ), Personen, die sich in einem die freie Willensbestimmung
ausschließenden Zustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit befinden, sofern nicht
der Zustand seiner Natur nach ein vorübergehender ist ( § 104 Nr.2 )
• WE die Geschäftsunfähige abgeben à nichtig
• Partiell Geschäftsunfähig: Bei geistiger Störung können teile des Lebens eingeschränkt
sein, andere wiederum offen (Wenn in dem eingeschränkten Teil die geistige Störung
diesen Beeinflusst, verhindert oder nicht mit freien Willen gehandelt werden kann) Kann
somit am übrigen am Rechtsverkehr teilnehmen
• Betreuung: Die Betreuung kann nur aus den in § 1896 Abs.1 genannten Gründen durch
das zuständige Betreuungsgericht in einem im FamFG geregelten Verfahren angeordnet
werden

79
Nichtigkeit einer WE
• DEF:: Die Nichtigkeit einer WE bedeutet das die angestrebten Rechtsfolgen nicht
eintreten. Die WE ist deshalb dauernd unwirksam
• Nichtig sind gem. § 105 Abs.2 auch WE, die im Zustand der Bewusstlosigkeit o
vorrübergehender Störung der Geistestätigkeit abgegeben werden (Kann auch bei
Volltrunkenheit der Fall sein)

80
Beschränkt Geschäftsfähig
• DEF.: Beschränkt Geschäftsfähig sind Personen, die das 7., aber nicht das 18.Lbensjahr
vollendet haben (Minderjährige §§ 2, 106)

• Volljährige Personen, die aufgrund einer Krankheit o. Behinderung ihre Angelegenheiten nicht
allein besorgen können, bestellt das Vormundschaftsgericht gem. §§ 1896 ff. einen Betreuer
à Anordnung der Betreuung bleibt auf die Geschäftsfähigkeit des Betreuten
gem. § 104 ohne Einfluss
• Rechtsgeschäft die auf zumindest einer WE eines beschränkt Geschäftsfähigen bestehen sind
gemäß §§ 106 ff entweder wirksam, schwebend wirksam oder endgültig unwirksam

81
Schwebende Unwirksamkeit
• DEF.: Ein Rechtsgeschäft ist nicht wirksam, d.h. seine Rechtsfolgen treten noch nicht ein,
es kann aber durch nachträgliche Zustimmung (=Genehmigung) desjenigen, der sie
erteilen kann (=Eltern o. Betreuer) wirksam werden. Die Zustimmung kann entweder im
Voraus erteilt werden (=Einwilligung) oder im Nachhinein (=Genehmigung).
• Genehmigung verweigert à Rechtsgeschäft unwirksam § 108

82
Genehmigung
• DEF.: Die Genehmigung ist die nachträgliche Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft, das
der Zustimmung bedarf. Die Genehmigung des schwebend unwirksamen Rechtsgeschäfts
wirkt zurück. Sie lässt das Rechtsgeschäft von Anfang an wirksam werden.
• WE, die ein Minderjähriger mit Einwilligung der gesetzlichen Vertreter o. Betreuers
abgibt, sind wirksam § 107

83
Gesetzliche Vertreter
• DEF.: Sind Eltern, Betreuer, Vormünder o. Pfleger
• Vertretungsmacht der Eltern à wird durch das Gesetz eingeschränkt, benötigt bei
manchen die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts
• Minderjährige die nicht unter elterlicher Sorge stehen, erhalten eine Vormund ( § 1773)
& Volljährige ( § 1896), die unter Betreuung stehen, erhalten einen Betreuer

84
Vormundschaft
• DEF.: Die Vormundschaft umfasst grundsätzlich die allg. Fürsorge in persönlichen &
Vermögensangelegenheiten des unter Vormundschaft Stehenden. Dazu zählt z.B. die
Sorge für die sittliche, geistige und körperliche Entwicklung (Erziehung) des
Minderjährigen

85
Betreuung
• DEF.: Die Betreuung beinhaltet die tatsächliche und rechtliche Fürsorge. Die
Rechtsposition des Betreuten wird nur soweit eingeschränkt, als dies notwendig ist (§
1896)

86
Pflegschaft
• DEF.: Die Pflegschaft ist eine Fürsorgetätigkeit die nur besondere Angelegenheiten
umfasst. Es handelt sich um eine Ergänzung des elterlichen oder vormundschaftlichen
Schutzes

87
§ 107 BGB - Einwilligung
• DEF.: Die Einwilligung ist eine WE. Die Einwilligung des gesetzlichen Vertreter muss
grundsätzlich zu jedem einzelnen Rechtsgeschäft des Minderjährigen erteilt werden.
• Unbeschränkter Generalkonsens: Unzulässig ist eine Einwilligung für alle zukünftigen
Rechtsgeschäfte
• Begrenzte Generaleinwilligung: Festgesetze Rechtsgeschäfte die getätigt werden dürfen
• à Inhalt und Umfang mittels Auslegung ermitteln
• Kann auch konkludent abgegeben werden
• Minderjährige haben keinen Anspruch auf Erteilung der Zustimmung (Außer die
Verweigerung führt zu einer schuldhaften Pflichtverletzung)

88
Minderjährige - Rechtliche Vorteil
• DEF.: Die WE eines Minderjährigen kann gemäß § 107 auch ohne Einwilligung der
gesetzlichen Vertreter von vornherein wirksam sein, wenn der Minderjährige durch das
mit der WE angestrebte Rechtsgeschäft lediglich einen rechtlichen Vorteil erlangt oder
sine Vermögensverhältnisse dadurch überhaupt nichtberührt werden
• DEF.: Einen lediglich rechtlichen Vorteil i.S.d. § 107 erlangt der Minderjährige durch
solche Rechtsgeschäfte, die die Rechtsstellung des Minderjährigen lediglich verbessern.
Darunter fallen vor allem solche Rechtsgeschäfte , die ausschließlich darauf gerichtet
sind, dem Minderjährigen etwas zuzuwenden.
• Relevante Fälle in der Praxis: Schenkung & der Erwerb von Forderungen durch Abtretung
(§ 398), Erwerb des Eigentums an beweglichen und unbeweglichen Sachen

89
Minderjährige – Rechtlicher Nachteil
• DEF.: Einen rechtlichen Nachteil erleidet der Minderjährige wenn ihn durch den Abschluss
eines Rechtsgeschäfts irgendwelche Verpflichtungen treffen. Der Minderjährige kann
folglich ohne Einwilligung seiner gesetzlichen Vertreter keine gegenseitig verpflichtenden
Verträge abschließen

90
Minderjährige – Vertrag ohne Einwilligung
• DEF.: Will ein Minderjähriger von einem Veräußerer eine Sache ohne Einwilligung seiner
gesetzlichen Vertreter erwerben, so ist der Kaufvertrag, der geschlossen werden soll
(Verpflichtungsgeschäft) zunächst schwebend unwirksam und dann nichtig wenn die
gesetzlichen Vertreter die Genehmigung verweigern
à Denn der Minderjährige wäre zu Zahlung des Kaufpreises verpflichtet, mithin
erlangt er keinen rechtlichen Vorteil
à Die Übereignung einer Sache durch Einigung und Übergabe gemäß § 929 S.1
(Verfügungsgeschäft) ist wirksam. ► Denn der Minderjährige hat eine
Einigungserklärung (=WE) abgegeben und einen rechtlichen Vorteil erlangt.
Nämlich das Eigentum an einer Sache ohne zu einer Gegenleistung verpflichtet zu
sein

91
Rechtsfolgen
• DEF.: Nach h.M. tritt die Erfüllungswirkung (erlöschen der Forderung) bei Entgegennahme
der Leistung durch den Minderjährigen nur ein, wenn die gesetzlichen Vertreter hierin
eingewilligt haben. Ist die nicht der Fall, dann ist zwar die Übereignung an den
Minderjährigen rechtlich vorteilhaft wirksam à sie führt aber nicht zur
Erfüllungswirkung

92
Neutrale o. indifferente Geschäfte
• DEF.: Neutrale oder sog. Indifferente Geschäfte des Minderjährigen sind ohne
Zustimmung der gesetzlichen Vertreter wirksam. Neutral ist ein Geschäft dann, wenn es
dem Minderjährigen weder einen rechtlichen Vorteil noch einen rechtlichen Nachteil
bringt, weil es lediglich für einen Dritten wirkt.
• Z.B.: rechtsgeschäftliches Handeln des Minderjährigen als Vertreter für den Vertretenen
(§ 165)

93
§§ 108, 109 – Auflösung des Schwebezustandes
• DEF.: Der Schwebezustand kann durch die Genehmigung oder die Verweigerung
derselben durch die gesetzlichen Vertreter beendet werden.
à Genehmigung = rückwirkende Wirksamwerden des Geschäftes ( § 184 Abs.1)
à Verweigerung = endgültige Unwirksamkeit
• Genehmigung bzw. Verweigerung ist Formlos & an keine Frist gebunden und die kann
dem Minderjährigen oder dem Geschäftsgegner gegenüber erklärt werden
• Erteilen die gesetzlichen Vertreter weder eine Genehmigung noch Verweigerung
aufgrund des Unwissens à Geschäftsgegner kann zu zu einer Erklärung auffordern

94
Aufforderung des Geschäftsgegners
• DEF.: Die Aufforderung ist eine empfangsbedürftige und formfreie WE. Sie hat zur Folge dass die
Entscheidung über die Genehmigung/Verweigerung nur gegenüber dem Geschäftspartner
erfolgen kann
• § 108 Abs.2 Ausschlussfrist: Die Genehmigung der gesetzlichen Vertreter kann nur bis zum Ablauf
von zwei Wochen nach dem Empfang der Aufforderung dem Geschäftsgegner gegenüber erklärt
werden à erfolgt keine Erklärung so wird das Nichterklären als Verweigerung der Genehmigung
gewertet
• Minderjährige wird während des Schwebezustandes volljährig à Das Recht, die schwebende
unwirksame WE durch eine Genehmigung wirksam werden zu lassen gemäß § 108 Abs.3 auf die
nun volljährige und damit vollgeschäftsfähig gewordene Person über
• Genehmigung durch schlüssiges Verhalten erteilen à setzt voraus dass der Erklärende sich der
schwebenden Unwirksamkeit des Rechtsgeschäftes bewusst ist o. mindestens mit ihr gerechnet
hat

95
Recht des Geschäftsgegners – Vertrag im
Schwebezustand
• Der Geschäftspartner soll nicht einseitig an den Vertrag gebunden sein à er kann den
Vertrag gemäß § 109 widerrufen
à Dieser Widerruf ist eine empfangsbedürftige WE.
à Adressat: gesetzliche Vertreter o. der Minderjährige selbst (§ 109 Abs.1 S.2

96
Sondertatbestand des § 110
• DEF.: Gemäß § 110 sind ausnahmsweise auch ohne Zustimmung der gesetzlichen
Vertreter geschlossene Verträge des Minderjährigen von Anfang an durch Erfüllung
wirksam, wenn er sie mit Mitteln bewirkt, die ihm von den gesetzlichen Vertretern o. mit
deren Zustimmung von einem Dritten zu diesem Zweck oder zur freien Verfügung
überlassen worden sind
• Bewirkt i.S.d § 110 à Der Minderjährige muss den Vertrag mit den ihm zu diesem Zweck
oder zur freien Verfügung überlassenen Mitteln i.S.d. § 362 erfüllt haben

97
Sondertatbestand des § 110 -
Teilzahlungsgeschäft
• DEF.: Ein Teilzahlungsgeschäft hat die Abrede zugrunde, dass der vereinbarte Kaufpreis
nicht auf einmal sondern in mehreren aufeinander folgenden Raten gezahlt werden soll.
• Für den Verkäufer risikobehaftet
• Leistung & Gegenleistung sind nicht teilbar
• Solange schwebend unwirksam bis die letzte Rate & damit der vollständige Kaufpreis
gezahlt ist

98
Surrorganisationsgeschäfte
• DEF.: Ob ein Minderjährige über das, was er mit den ihm zu freien Verfügung
überlassenen Mitteln erworben hat (sog. Surrogat) ebenfalls frei verfügen kann, muss
danach entschieden werden ob unter Berücksichtiung des Erziehungsgesichtspunktes
angenommen werden kann, dass sich die Einwilligung des gesetzlichen Vertreters auch
auf die Verfügung über das Erworbene erstreckt
• Durch Auslegung ermitteln à ob die Einwilligung der gesetzlichen Vertreter auch die
Verfügung über den Surrogat erfasst

99
Partielle Geschäftsfähigkeit
• DEF.: Nach § 112 kann ein Minderjähriger nur für einen bestimmten abgegrenzten Kreis
von Rechtsgeschäften mit der vollen Geschäftsfähigkeit ausgestattet werden. (Für alle
übrigen Rechtsgeschäfte fehlt ihm die volle Geschäftsfähigkeit)

100
Partielle Geschäftsfähigkeit – Dienst oder
Arbeitsverhältnis von Minderjährigen
• DEF.: § 113 schafft die Möglichkeit, einen Minderjährigen die volle Geschäftsfähigkeit für
einen bestimmten Kreis von Rechtsgeschäften zu verleihen. Dieser Kreis ist durch die
Eingehung und Aufhebung eines Dienst- o. Arbeitsverhältnisses & durch die Erfüllung der
sich daraus ergebenden Verpflichtungen begrenzt.
• D.h. Arbeitet ein Minderjähriger mit Genehmigung des gesetzlichen Vertreters in einem
Betrieb so bedürfen manche Entscheidung die Einwilligung der Eltern (gesetzlichen
Vertreter)

101
Wirksamwerden einer dem Minderjährigen
zugehenden WE § 131 Abs.3
• DEF.: Eine beschränkt geschäftsfähigen Person gegenüber eine WE abgegeben wird ist
grundsätzlich nicht wirksam bis sie dem gesetzlichen Vertreter zugeht.
• Nur dann à wenn die Erklärung der in der Geschäftsfähigekiet beschränkten Person
lediglich einen rechtlichen Vorteil bringt oder der gesetzliche Vertreter seine Einwilligung
erteilt, wird dieselbe mit Zugang an den beschränkt Geschäftsfähigen wirksam ( § 131
Abs.2 )
• Einwilligung bezieht sich auf den Wirksamkeitseintritt à Einwilligung muss also zu
diesem Zeitpunkt bestehen (kann auch mit dem Einverständnis des gesetzlichen
Vertreters als Einwilligung gesehen werden)

102
Regelung des § 1903
• Volljährige Personen für die eine Betreuung mit Einwilligungsvorbehalt (gem. 1896,
1903) à werden einem Minderjährigen gleich gestellt
• § 1903 Abs.3 S.1 à Regelung: geringfügige Angelegenheiten des täglichen Lebens sind
ohne Einwilligung des Betreuers wirksam

103
Theorie der realen Leistungsbewirkung
• Nach h.M. ist die Erfüllungswirkung bei Entgegennahme einer Leistung durch einen
Minderjährigen davon abhängig, ob dieser auch als Gläubiger „empfangszuständig“ - d.h.
zur Entgegennahme der Leistung befugt – ist. Bei beschränkter Geschäftsfähigkeit tritt
die Erfüllungswirkung der Leistung daher nur dann ein, wenn die gesetzlichen Vertreter
hierin eingewilligt haben (vgl. § 107 BGB).

• Ist dies nicht der Fall, ist zwar die Übereignung an den Minderjährigen als lediglich
rechtlich vorteilhaft wirksam. Sie führt aber nicht zur Erfüllungswirkung i.S.v. § 362 BGB.

104
Das Prinzip der Formfreiheit
• DEF.: Im Privatrecht können Rechtsgeschäfte ohne Beachtung einer bestimmten Form,
also formlos, abgeschlossen werden

• Für die Wirksamkeit ist es gleichgültig ob der Wille schriftlich, mündlich, durch Gebärden
oder durch elektronische Signale ausgedrückt wird

• Wirksamkeit hängt folglich nicht von der Form ab

105
Prüfung der Form
• Unter „Anspruch entstanden“ à § 125 S.1

106
Zweck des Formzwangs
• BEWEISSICHERUNG (im Hinblick auf später auftretende Streitigkeiten)
• WARNFUNKTION (Schutz der Parteien vor einem leichtfertigen Geschäftsabschluss z.B.
Übertragung des gesamten Vermögens)
• BERATUNGSFUNKTION (Zwang zur notariellen Beurkundung à Parteien werden auf
mögliche Konsequenzen aufmerksam gemacht)
• WAHRUNG ÖFFENTLICHER INTERESSEN (inhaltliche Überwachung des Rechtsgeschäfts o.
eine behördliche Kontrolle)

107
Rechtsgeschäfte mit Formzwang
• Rechtsgeschäfte unterliegen nur dann einer Form, wenn

ØDas Gesetz eine bestimmte Form vorschreibt, oder


ØDie Parteien vereinbaren, dass auch für Rechtsgeschäfte, die nach dem Gesetz formfrei
sind, eine bestimmte Form eingehalten werden soll (willkürliche Form § 127)

108
Die einfache Schriftform
• DEF.: Die einfache Schriftform ist gewahrt, wenn eine Urkunde von dem Aussteller
eigenhändig durch Namensunterschrift unterzeichnet wird (§ 126 Abs.1)
• Erklärende unterschreibt die Urkunde
• Bei einem Vertrag müssen beide Parteien unterschreiben
• Ist erforderlich bei
a) Bürgschaftserklärung (§ 766)
b) Verbraucherdarlehensvertrag (§§ 491 f)
c) Mietvertrag über ein Grundstück/Wohnung, der für längere Zeit als ein Jahr
abgeschlossen wird (§ 550)

109
Die elektronische Form § 126a
• DEF.: Die elektronische Form wird gewahrt, wenn der Aussteller der Erklärung seinen
Namen hinzufügt & das elektronische Dokument mit einer qualifizierten elektronischen
Signatur nach dem Signaturgesetz versieht
• Digital wirksam unterschreiben à elektronische Unterschrift wird als verschlüsselter
Code auf einer gesicherten Chipkarte des Benutzers gespeichert (§2 SigG)
• Elektronische Schlüssel werden von Zertifizierungsdiensteanbietern, welche die die
Nutzung überwachen § 4ff SigG, an die Benutzer übergeben
à Anbieter haften gemäß § 11 SigG für schuldhaft verursachte Schäden, die ein
Dritter dadurch erleidet, dass er auf eine unrichtige elektronische Signatur
vertraut hat

110
Die Textform § 126b
• DEF.: Die Textform liegt vor, wenn eine lesbare Erklärung abgegeben wird, in der die Person
des Erklärenden genannt ist und diese auf einem dauerhaften Datenträger gesichert ist.
à Dauerhafter Datenträger § 126 S.2 = Papier, USB-Sticks, CD-Roms, Speicherkarten
& E-mails
• Z.B.: § 613a Abs.5

111
Die öffentliche Beglaubigung
• DEF.: Die öffentliche Beglaubigung ist eingehalten, wenn der Noatr die Echtheit der
Unterschrift unter einer schriftlichen Erklärung bezeugt (§ 129)
• Bezieht sich nur auf die Unterschrift à nicht auf den Inhalt !
• Z.B.: Anmeldung zum Vereinsregister (§77), bei der Abtretung von Forderungen
(§§403,411) & im ehelichen Güterrecht (§§1491 & 1492)

112
Die notarielle Beurkundung
• DEF.: Die notarielle Beurkundung gemäß § 128 ist die Niederschrift über die Verhandlung
der Beteiligten vor einem Notar, die ihn und die Beteiligten genau bezeichnet. Sie enthält
das gesamte Rechtsgeschäft, also die entsprechenden WE der Beteiligten
• Niederschrift wird von den Beteiligten & dem Notar genehmigt
• Unterschrift à Beteiligten & Notar
• Notarielle Beurkundung ist vorgeschrieben:
a) Bei der Verpflichtung zur Übertragung des Eigentums an einem Grundstück
(Grundstückskaufvertrag § 311b Abs.1)
b) Bei der Verpflichtung zur Übertragung des gesamten gegenwärtigen Vermögens (§
311b Abs.3)
c) Abschluss eines Gesellschaftsvertrages bei der Gründung einer GmbH (§2 GmbH)

113
Die Eigenhändigkeit einer Urkunde
• DEF.: Die Eigenhändigkeit einer Urkunde ist gewahrt, wenn die gesamte Urkunde in ihrem
vollen Wortlaut eigenhändig d.h. mit der Hand niedergeschrieben & unterschrieben sein
à z.b. das eigenhändig geschriebene Testament (nur das ist gültig)

114
Die gewillkürte Schriftform
• DEF.: Die Parteien können gemäß § 127 vereinbaren, dass für ein bestimmtes
Rechtsgeschäft eine bestimmte Form eingehalten werden soll
• Parteien haben sich selbst unter Formzwang gesetzt

115
Folgen des Formmangels
• Wird die gesetzlich vorgeschriebene Form nicht eingehalten, ist das Rechtsgeschäft
nichtig § 125 S.1
• Wird die gemäß § 127 vereinbarte Form nicht eingehalten, so ist nach § 125 S.2 im
Zweifel anzunehmen, dass Rechtsgeschäfte, die ohne Beachtung dieser vereinbarten
Form abgeschlossen werden, nichtig sind
• Schriftformklausel kann konkludent aufgegeben werden à das kommt in Betracht wenn
sich ihre WE gem. § 133, 157 dahingehenden auslegen lassen, nicht mehr am
Schriftformerfodernis festhalten zu wollen

116
Anfechtung
• DEF.: Der Anfechtungsberechtigte kann durch eine einseitige, empfangsbedürftige WE seine anfechtbar abgegebene WE mit
rückwirkender Kraft vernichten. Die wirksam angefochtene WE ist von Anfang an (ex tunc) nichtig (§ 142)
• Rechtsvernichtende Einwendung
• § 143 Abs.1 Anfechtung erfolgt gegenüber dem Anfechtungsgegner (=Vertragspartner)
• DEF.: Eine Anfechtungserklärung ist eine WE, die gegenüber dem Anfechtungsgegner abgegeben wird und unzweideutig den Willen des
Anfechtenden zum Ausdruck bringt, er wolle das Geschäft gerade wegen des Willensmangels nicht bestehen lassen, sondern
rückwirkend beseitigen
• Ist ein Rechtsgeschäft nichtig, dann treten die mit dem Rechtsgeschäft angestrebten Folgen nicht ein = RG ist dauernd unwirksam
• Ex tunc: derjeinge der eine WE abgegeben hat, kann diese Erklärung mit der Folge anfechten, dass das gesamte RG rückwirkend
vernichtet wird (§ 142) à RG also von Anfang an nichtig anzusehen ist
• Ex nunc: Dauerschuldverhältnisse wie Dienst- o. Arbeitsverträge werden ab dem Zeitpunkt der Anfechtung nichtig (um etwaige
Rückabwicklungsschwierigkeiten zu vermeiden)
• Gestaltungsrecht à durch dessen Ausübung wird unmittelbar auf ein bestehendes Recht eingewirkt
• Fristgerechte Anfechtungserklärung gegenüber dem Erklärungsgegner führt die Nichtigkeit der anfechtbaren WE herbei à ohne
schuldhaftes zögern anfechten

117
Prüfung der Anfechtung
1. Was wurde objektiv erklärt §§ 133,157?
2. Was war gewollt?
3. Fallen Erklärtes und Gewolltes bewusst (§§ 116-118) oder unbewusst (§ 199 Abs.1)
auseinander ?

• Auslegung geht vor Anfechtung !

118
Voraussetzungen der Anfechtung
• Grundlage: Anfechtung à Gestaltungsrecht
• D.h. ein subjektives Recht, aufgrund dessen eine Partei einseitig auf das RG einwirken
kann, ohne dass die andere es verhindern kann.

Prüfungspunkte:
• Grund (Anfechtungsgrund)
• Erklärung (Anfechtungserklärung)
• Kein Ausschluss (Anfechtungsfrist)

119
Anfechtungsgründe
a) Irrtumsanfechtung §§ 119,120
Ø Inhaltsirrtum § 119 Abs.1 Alt.1
Ø Erklärungsirrtum nach § 119 Abs.1 Alt.2
Ø Falsche Übermittlung § 120
Ø Eigenschaftsirrtum § 119 Abs.2
b) Rechtsfolgenirrtümer
c) Kalkulationsirrtum
Ø Verdeckter Kalkulationsirrtum
Ø Offener Kalkulationsirrtum
d) Drohung oder Täuschung nach § 123
Ø Arglistige Täuschung § 123 Abs.1 Alt.1
Ø Arglistige Täuschung durch Dritte § 123 Abs.2
Ø Widerrechtliche Drohung § 123 Abs.1 Alt.2

120
Wichtigsten Gründe für Nichtigkeit
• RG ist von Anfang an (ganz oder teilweise) nichtig:
a) Geschäftsunfähigkeit (desjenigen der eine WE abgegeben hat) §§ 104,105
b) Verstoß gegen ein gesetzlich vorgeschriebene o. vereinbarte Form § 125
c) Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot § 134
d) Sittenwidrigkeit eines RG § 138
e) Verstöße gegen Vorschriften aus §§ 307 ff (Nichtig werden nur die teile die gegen die
Klauseln verstoßen)

121
Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot §134
• § 134 à begrenzt die Freiheit den Inhalt des Vertrages zu gestalten wie man will
• Tatbestandsvoraussetzung à Vorliegen eines Verbotsgesetzes
• DEF.: Um ein Verbotsgesetz handelt es sich dann, wenn ein RG seines Inhalts wegen
unterbunden werden soll
• Nichtigkeit aus § 134 à ergibt sich nur dann „wenn sich nicht aus dem Gesetz ein
anderes ergibt“ (Auslegungsregel)
• Auslegung à Sinn & Zweck (teleologische A.)

122
Verbotsgesetze im Sinne des § 134
• DEF.: Als Verbotsgesetze kommen die Straftatbestände des Straftatbestände des StGB in
Betracht
• Vorschriften die rechtsgeschäftliche Gestaltungsfreiheit einschränken: §§ 925 Abs.2,
1136, 1229
• § 276 Abs.3 & § 1111 à Verstöße führen zur Nichtigkeit

123
§ 299 StGB
• Wer als Angestellter o. Beauftragter eines geschäftlichen Betriebes im geschäftlichen
Verkehr einen Vorteil für sich o. einen Dritten als Gegenleistung dazu fordert, sich
versprechen lässt o. annimmt, dass er einen anderen bei dem Bezug von Waren o.
gewerblichen Leistungen in unlauterer Weise bevorzuge, wird mit Freiheitsstrafe bis zu
drei Jahren o. mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird bestraft, wer um geschäftlichen
Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs einem Angestellten o. Beauftragten eines
geschäftlichen Betriebes einen Vorteil für diesen oder einen Dritten als Gegenleistung
dafür anbietet, verspricht oder gewährt, dass er ihn o. einen anderen bei dem Bezug der
Waren o. gewerblichen Leistungen in unlauterer Weise bevorzuge

124
Folgen eines Verstoßes gegen ein gesetzliches
Verbot
• Führt der Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot gemäß § 134 zur Nichtigkeit eines RG, ist
nach Sinn und Zweck der einzelnen Verbotsvorschriften zu entscheiden

125
Umgehungsgeschäfte
• DEF.: Einer o. beide Vertragschließende erkennen, dass der Vertrag den sie abschließen
möchten, gegen ein Verbotsgesetz im Sinne des § 134 verstoßen würde. In der Absicht,
die Nichtigkeitsfolge auszuschließen, vereinbaren sie anstelle des vom Gesetz
verbotenen RG ein anderes, mit dem der im wesentlichen gleich wirtschaftliche Erfolg
erreicht wird, ohne dass die Tatbestandsmerkmale der umgangenen gesetzlichen
Vorschrift vorliegen
àWenn das Verbotsgesetz lediglich die Vornahme eines Geschäfts bestimmter Art, nicht
aber den rechtlichen o. wirtschaftlichen Erfolg verhindern will, ist das diesen Erfolg in
zulässiger Weise herbeiführende Geschäft wirksam
àSoll mit dem Verbotsgesetz der mit dem RG bezweckte rechtliche o. wirtschaftliche
Erfolg verhindert werden = § 134 auch auf das andere Geschäft anwenden

126
Sittenwidrige Geschäfte § 138
• DEF.: Hauptzweck des § 138 ist die Geltung von RG zu verhindern, die für eine
Rechtsgemeinschaft unerträglich sind, weil sie von ihren ethischen Grundlagen
abweichen

127
Generalklausel des § 138 Abs.1
• Generalklauseln haben den Vorteil, dass ein vor langer Zeit erlassenes Gesetz
anpassungsfähig bleibt
• Verstoß gegen die guten Sitten à setzt ein unsittliches o. unmoralisches Verhalten, also
ein Verstoß gegen ethisch fundierte Verhaltensnormen voraus
• Gute Sitten à Grundgesetz beachten

128
Anwendungsbereich § 138
• Bürgerliches Recht & Gesellschaftsrecht
• Auf öffentlichrechtliche Verträge kann § 138 Anwendung finden

129
Rechtsfolge des § 138
• Verstößt ein RG gegen die guten Sitten, so ist es gemäß § 138 nichtig (Grundsätzlich
erfasst die Nichtigkeit das gesamte RG)
• Ausmaß der Nichtigkeit entscheidet à § 139
• § 826 à Wer vorsätzlich einem anderen durch eine sittenwidrige Handlung Schaden
zufügt, ist zum Ersatz dieses Schadens verpflichtet

130
Sittenwidrigkeit
• DEF.: Ein Vertrag sei dann sittenwidrig wenn er nach dem Anstandsgefühl aller billig und
gerecht Denkenden & nach seinem aus der Zusammenfassung von Inhalt, Beweggrund
& Zweck zu entnehmenden Gesamtcharakter den guten Sitten zuwiderläuft
• Guten Sitten à unbestimmter, der Konkretisierung bedürftiger und fähiger Rechtsbegriff
• RG die nach ihrem objektiven Inhalt sittlich-rechtlichen Grundsätzen widersprechen sind
nichtig à es genügt wenn beide Teile die die Sittenwidrigkeit begründenden Umstände
kennen, nicht erforderlich ist, dass sie selbst verwerflich gehandelt haben oder sich der
Sittenwidrigkeit des Geschäfts bewusst waren

• Ein Fluchthelfervertrag verstößt nicht gegen die guten Sitten

131
Bewusstsein der Sittenwidrigkeit
• DEF.: Wenn RG wegen ihres objektiven Inhalts gegen die guten Sitten verstoßen, so sind
sie nichtig. Nach herrschender Meinung müssen die Beteiligten nicht das Bewusstsein
gehabt haben sittenwidrig o. verwerflich gehandelt zu haben
• Verstoß gegen die guten Sitten liegt nur vor à wenn die Beteiligten Kenntnis o.
fahrlässige Unkenntnis von den Tatumständen haben, aus denen sich die Sittenwidrigkeit
ergibt

132
Rechtsgeschäfte, die die wirtschaftliche
Entscheidungsfreiheit einschränken
• Freiheitsbeschränkung darf nicht sittenwidrig sein
• Verträge die eine Bindung von 20 Jahren oder mehr vorsehen müssen durch besondere
Umstände gerechtfertigt sein

133
Rechtsgeschäfte, die die wirtschaftliche
Entscheidungsfreiheit einschränken (Knebelungsvertrag)
• Verstoß gegen die guten Sitten à wenn ein RG eine so weitgehende Beschränkung der
Freiheit des Betroffenen bewirkt, dass diese seine geschäftliche Selbstständigkeit verliert
(= Knebelungsvertrag)
à Eine Vertragspartei wird durch die andere durch die im Vertrage verankerten
Bedingungen so eingeengt, dass ihr wirtschaftliche Bewegungsfreiheit gelähmt ist & sie
dadurch in eine sittlich zu missbilligende Abhängigkeit gerät (= Knebelung)

134
Rechtsgeschäfte, die die wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit
einschränken (Bierlieferungsverträge)

• Vertrag zwischen Brauerei & Gastwirt


• Brauerei à gewährt ein Darlehen (Damit eine Gastwirtschaft eingerichtet werden kann)
• Gastwirt à übernimmt die Verpflichtung nur bei der Brauerei Bier zu beziehen

135
Rechtsgeschäfte, die die wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit einschränken
(Kreditsicherung)

• DEF.: Verträge zur Kreditsicherung dienen dazu, den Gläubiger einer Forderung davor zu
schützen, dass er einen Verlust erleidet, wenn der Schuldner nicht leisten will oder
nicht leisten kann
• Kreditgeber à (meist) Kreditwillig wenn Rechte an Gegenständen des Schluderns erhält,
die es ihm für den Fall, dass der Schuldner seine Verpflichtung nicht erfüllt, ermöglichen,
die Gegenstände so zu verwerten, dass er wegen seiner Forderung nicht befriedigt wird
• ÜBERSICHERUNG: wenn mehr übereignet wird als nötig

136
Rechtsgeschäfte, die die wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit einschränken
Gläubigerbenachteiligung

• Vertrag ist sittenwidrig & nichtig gem. § 138 Abs.1


• Durch den ein Schuldner sein letztes zur Gläubigerbefriedigung taugliches Vermögen
einen bestimmten Gläubiger überträgt, wenn dadurch gegenwärtige o. künftige
Gläubiger über die Kreditwürdigkeit des Schuldners getäuscht werden & beide
Vertragspartner bei der Täuschung zusammengewirkt haben
àTäuschung muss nicht Zweck des Handeln gewesen sein
àEs genügt wenn die Vertragspartner nur mit der Möglichkeit gerechnet haben, dass
andere Gläubiger geschädigt werden

137
Wucher
• DEF.: In § 138 Abs.2 ist der Wucher als ein Sonderfall eines gegen die guten Sitten
verstoßende Rechtsgeschäft geregelt

• Liegt ein Wucher vor à zuerst § 138 Abs.2 und dann Abs.1 Prüfen
• Tatbestandsmerkmal des Wucher nicht voll verwirklicht ist à Rückgriff auf § 138 Abs.1
nur zulässig wenn ein neues außerhalb des Tatbestandes des § 138 Abs.2 liegendes
Sittenwidrigkeitselment hinzukommt ( z.B. in einer besonders verwerflichen Gesinnung

138
Wucher - Tatbestände
• Der Tatbestand ist gegeben wenn,
a) Ein RG vorliegt, durch das jemand sich oder einem Dritten für eine Leistung
Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lässt,
b) Ein auffälliges Missverhältnis zwischen Leistung & Gegenleistung besteht,
c) Derjenige, der die Gegenleistung, die in einem auffälligen Missverhältnis zur
empfangenen Leistung steht, erbringen muss (Bewucherte), unerfahren ist, an
Willensschwächen oder einem Mangel an Urteilsvermögen leidet o. sich in einer
Zwangslage befindet
• Die Voraussetzungen müssen kumulativ vorliegen

139
Zwangslage
• DEF.: Eine Zwangslage im Sinne des § 138 Abs.2 ist eine notwendigerweise durch
wirtschaftliche Bedrängnis hervorgerufene Lage, in der ein dringendes Bedürfnis nach
Sach- & Geldleistung besteht
• Psychische Zwangslagen

140
Ausbeutung
• DEF.: Unter Ausbeutung ist die bewusste Ausnutzung der Situation des Bewucherten zu
verstehen. Derjenige, der die Situation ausnutzt, muss also jedenfalls Kenntnis von der
Zwangslage, dem auffälligen Missverhältnis von Leistung und Gegenleistung etc.
gehabt & und diese Situation bewusst ausgenutzt haben

141
Sittenwidrige Bürgschaftsverträge
• DEF.: Zur Sicherung der Darlehensverpflichtung ihrer Eltern mit Banken schließen gerade volljährig
gewordenen einkommmens- & vermögenslose Jugendliche Bürgschaftsverträge ab.
• Sittenwidrig à wenn die Beschränkungen auf das Existenzminimum hinauslaufen (Leben im
Schuldturm)
• Jeder Gläubiger kann davon ausgehen, dass ein voll Geschäftsfähiger der eine Bürgschaftsverpflichtung
übernimmt, sich über die Tragweite seines Handelns im Klaren ist, sein Risiko abschätzt & danach seine
Entscheidungen trifft
• Jedem Volljährigen ist es aufgrund der Vertragsfreiheit als Teil der Privatautonomie unbenommen,
auch risikoreiche Geschäfte abzuschließen
• Darunter kann auch die Verpflichtung zu solchen Leistungen anfallen, die den Vertragschließenden
schlichthin überfordern o. die von ihm nur unter besonders günstigen Bedingungen, notfalls sogar
unter dauernder Inanspruchnahme des pfändungsfreien Einkommens erbracht werden können
• Wird der unerfahrene Vertragsteil aufgrund seiner Schwächen ausgenutzt à Vertrag nichtig

142
Anfechtung wegen Irrtums
• Wille als entscheidender Grund für eine Bindung durch ein RG
• Beruht der Wille auf einem Irrtum à Rechtsordnung entscheidet, ob sie diesem Irrtum
dadurch rechtliche Bedeutung verschafft, dass sie dem Irrenden die Möglichkeit
einräumt, seine durch WE eingegangenen rechtlichen Verpflichtungen durch eine
Anfechtung vernichten zu können
• Derjenige der sich zu einer Anfechtung nach den §§ 119 und 120 entschließt à
Schadensersatzleistung gegenüber demjenigen verpflichtet, der auf die Irrtumsfreiheit
und die Gültigkeit der angefochtenen WE ohne Verschulden vertraute (§ 122 Abs.1)
• Anfechtung ist nur möglich wenn ein gesetzlicher Anfechtungsgrund vorliegt
• WE vernichten à wenn aufgrund einer arglistigen Täuschung oder einer
widerrechtlichen Drohung eine WE abgegeben hat

143
Anfechtung wegen Erklärungs- o.
Inhaltsirrtums
• Derjenige, der sich bei der Abgabe einer WE geirrt hat, hat unter bestimmten
Voraussetzungen die Möglichkeit, diese bereits abgegebene WE wieder aus der Welt zu
schaffen
• Ob Wille und Erklärung i.S.d. § 119 voneinander abweichen à mit Auslegung ermitteln
• Auslegung geht vor Anfechtung
• Irrtumstatbestände aus § 119 Abs.1
a) Erklärungsirrtum à eine Erklärung dieses Inhalts überhaupt nicht abgeben wollte
b) Inhaltsirrtums à bei der Abgabe einer WE über deren Inhalt im Irrtume war

144
Erklärungsirrtum
• DEF.: Der Erklärende will eine WE abgeben, er gibt sie aber in einer Art und Weise ab, in
der er sie nicht abgeben wollte. Der äußere Tatbestand einer WE weicht von dem ab,
was der Erklärende von sich geben wollte. Ein Erklärungsirrtum liegt in der Regel vor,
wenn sich jemand verspricht oder verschreibt
• Voraussetzung: das der Erklärende die WE bei Kenntnis der Sachlage und ihrer
verständigen Würdigung nicht abgeben haben würde (§119 Abs.1)
• Formulierungsbsp: Weil B sich verschrieben hat, er also eine Erklärung dieses Inhaltes
überhaupt nicht abgeben wollte und diese Erklärung auch bei Kenntnis der Sachlage und
bei verständiger Würdigung des Falles nicht abgegeben hätte, kann er seine WE gemäß §
119 Abs.1 anfechten.

145
Übermittlungsirrtum
• DEF.: Der Irrtum bei der Übermittlung § 120 ist ein Unterfall des Erklärungsirrtums.
Auch hier wird etwas anderes erklärt, als erklärt werden soll. Der Erklärende erklärt
nicht selbst irrtümlich etwas Falsches, sondern die Person (Bote) oder Anstalt, derer
sich der Erklärende zu Übermittlung bedient.
• Bei einer falsch wiedergegebene Erklärung besteht wie beim Erklärungsirrtum eine
Nichtübereinstimmung zwischen dem Willen des Erklärenden und dem
Erklärungstatbestand, der dem Empfänger bekannt geworden ist

146
Inhaltsirrtum
• DEF.: Ein Inhaltsirrtum liegt vor, wenn der äußere Tatbestand der Erklärung zwar dem
Willen des Erklärenden entspricht, die WE aber inhaltlich eine andere Bedeutung hat,
als der Erklärende ihr beimessen wollte. Bei einem Inhaltsirrtum stimmt also die
Vorstellung, die der Erklärende vom Inhalt seiner Erklärung hat, nicht mit dem Inhalt
überein, den die WE objektiv hat.
• Erklärungsakt ist selbst gewollt, dieser wollte jedoch mit dem Erklärungsakt etwas
anderes zum Ausdruck bringen, als er es in Wirklichkeit getan hat
• Liegt nicht vor, wenn bei einem vorgenommenen Rechtsgeschäft außer den angestrebten
noch weitere, weder erkannte noch gewollte Nebenfolgen als Rechtsfolgen eintreten

147
Inhaltsirrtum à Identitätsirrtum
• DEF.. Um einen Inhaltsirrtum kann es sich auch handeln, wenn der Erklärende sich über
die Identität seines Geschäftspartners geirrt hat. Kann vorliegen, wenn der Erklärende
meint, eine andere Person bezeichnet zu haben, als er in Wirklichkeit in seiner
Erklärung genannt hat.
• Kann auch dann von gesprochen werden, wenn sich die abgegebene Erklärung auf einen
anderen Gegenstand bezieht, als der Erklärende das wollte

148
Inhaltsirrtum à Rechtsfolgenirrtum
• DEF.: Rechtsirrtümer liegen genau dann vor, wenn die aufgrund der Erklärung
eingetreten Rechtsfolge zum Inhalt der Erklärung gehört, die Rechtsfolge also Kraft des
auf sie gerichteten Willens der Erklärenden eingetreten ist und eine von der gewollten
wesentlich verschiedene Rechtswirkung herbeigeführt wird

149
Inhaltsirrtum à Kalkulationsirrtum
• DEF.: Bei einem Kalkulationsirrtum handelt es sich dabei um Fälle, in denen der
Erklärende sich bei der Berechnung der Summe irrt oder irrtümlich einen falschen
Berechnungsfaktor zugrunde liegt
• Verdeckten Kalkulationsirrtum à Erklärende hat die Grundlage seiner Berechnung dem
anderen Teil nicht kundgetan
• Risiko einer Fehlkalkulation hat der Irrende selbst zu tragen, weil und soweit der Irrtum
im Bereich der Bildung des rechtsgeschäftlichen Willens aufgetreten ist.
• Externe (offene) Kalkulationsirrtum à fehlerhafte Kalkulation zum Gegenstand der
Vertragsverhandlungen gemacht worden ist

150
Anfechtung wegen Irrtums über verkehrswesentliche
Eigenschaften einer Person oder Sache
• Anfechtungsrecht wird demjeingen eingeräumt der sich bei der Abgabe seiner WE über
die bei diesem RG wesentliche Eigenschaft seines Vertragspartners oder der Sache, die
Leistungsgegenstand ist, geirrt hat
• Eigenschaften à tatsächliche o. rechtliche Verhältnisse die in dem RG als wesentlich zum
Ausdruck gebracht worden sind (darunter sind alle diejenigen Merkmale und
Verhältnisse einer Person oder Sache zu verstehen, die infolge ihrer Beschaffenheit und
Dauer auf die Brauchbarkeit und den Wert von Einfluss sind)
• Nur anfechtbar wenn anzunehmen ist, dass er sie bei Kenntnis der Sachlage und bei
verständiger Würdigung des Falles nicht abgegeben haben würde.
• Motiviirtum à Irrtum im Beweggrund, grundsätzlich unbeachtlich & berechtigen nicht
zur Anfechtung

151
Irrtum über verkehrswesentliche Eigenschaften
einer Person
• DEF.: Verkehrswesentliche Eigenschaften einer Person sind nur solche, die vom Erklärenden in
irgendeiner Weise erkennbar dem Vertrag zugrunde gelegt worden sind, ohne dass er sich geradezu
zum Inhalt seiner Erklärung gemacht haben muss
• Verkehrswesentliche Eigenschaften einer Person à zählen sowohl die natürlichen
Persönlichkeitsmerkmale als auch solche tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse, die infolge ihrer
Beschaffenheit und vorausgesetzten Dauer nach den Anschauungen des Verkehrs Einfluss auf die
Wertschätzung der Person in allen oder doch in gewissen Rechtsverhältnissen auszuüben pflegen
• Eigenschaften können sein:
Ø Gesundheitszustand eines Menschen, insbesondere bei Dienstverträgen
Ø Berufsrechtliche Qualifikation, wie sie z.B. für die Eintragung in die Handwerksrolle erforderlich ist
Ø Vertrauenswürdigkeit
Ø Zahlungs- und Kreditwürdigkeit

152
Irrtum über verkehrswesentliche Eigenschaften
einer Sache
• DEF.: Als Eigenschaft einer Sache i.S.d § 119 Abs.2 werden alle tatsächlichen und rechtlichen
Verhältnisse der Sache angesehen, die wegen ihrer Beschaffenheit und vorausgesetzten Dauer
nach den Verkehrsanschauungen einen Einfluss auf die Wertschätzung und ihre Brauchbarkeit
auszuüben pflegen
Ø Bebaubarkeit oder gewerbliche Nutzungsmöglichkeit eines Grundstücks
Ø Echtheit eines Kunstwerks
Ø Das Alter eines gebrauchten Kraftfahrzeuges
Ø KEINE Eigenschaft einer Sache sind à Eigentum an einer Sache, weil es keinen Einfluss auf die
Brauchbarkeit und den Wert der Sache hat & der Preis (Wert) einer Sache
• Irrtum über verkehrswesentliche Eigenschaften einer Sache à berechtigt zur Anfechtung (Alle
diejenigen auf die der Verkehr bei Geschäften von der typischen Eigenart des jeweils
vorliegenden Geschäfts entscheidenden Wert legt

153
Anfechtung wegen Willensbeeinflussung durch
arglistige Täuschung und wiederrechtliche Drohung
• DEF.: Wenn eine Person unter dem Einfluss einer arglistigen Täuschung eine WE
abgegeben hat, räumt die Rechtsordnung dem durch bewusst falsche Informationen
unlauter Beeinflussten die Möglichkeit ein, die zunächst wirksame Erklärung
anzufechten, ohne dass dadurch Schadensersatzverpflichtungen entstehen
• Gilt auch für Personen deren freier Wille durch eine widerrechtliche Drohung
beeinträchtigt wurde, kann sich von ihrer unter Druck abgegeben WE durch eine
Anfechtung lösen, ohne dass eine Schadensersatzverpflichtung begründet wird
• Anfechtungstatbestände in § 123 Abs.1
ØArglistige Täuschung § 123 Abs.1 Alt.1
ØDie widerrechtliche Drohung § 123 Abs.1 Alt.2

154
Anfechtung wegen arglistiger Täuschung
• Anfechtungsgrund liegt vor, wenn
ØWenn derjenige, der die WE abgeben hat, getäuscht worden ist
ØDadurch bei ihm ein Irrtum erregt worden ist
ØEr aus diesem Irrtum heraus eine WE abgeben hat und
ØDer Täuschende arglistig, d.h. mit dem Vorsatz, auf den Erklärungswillen des anderen
einzuwirken, gehandelt hat

155
Täuschungshandlung
• DEF.: Die Täuschung stellt ein Verhalten dar, durch das beim Erklärenden eine irrige Vorstellung
hervorgerufen, verstärkt oder erhalten wird
à Täuschung ist das bewusste, d.h. vorsätzliche Erregen oder Aufrechterhalten eines
Irrtums durch Vorspiegelung falscher oder Unterdrücken wahrer Tatsachen, um den Getäuschten
vorsätzlich zur Abgabe einer bestimmten WE zu veranlassen
• Täuschungshandlung kann in dem Behaupten von Tatsachen liegen
Ø Angaben über den Kilometerstand eines Gebrauchtwagens
Ø Angaben über das Alter eines Teppichs
• Täuschungshandlung kann auch derjenige vornehmen, der es unterlässt jemanden der sich in
einem Irrtum befindet, aufzuklären à nur von Bedeutung wenn, eine Rechtspflicht zur
Aufklärung besteht (diese ist schwer festzustellen, z.B. Kaufverträge haben eine
Offenbarungspflicht aber keine Aufklärungspflicht)

156
Kausalität
• DEF.: Kausal ist eine Täuschungshandlung auch dann, wenn durch sie eine für die
Abgabe der WE wesentliche Fehlvorstellung (ein Irrtum), die bereits vorhandene ist,
aufrechterhalten wird. Muss also einen Irrtum beim Erklärenden hervorgerufen haben,
der für die Abgabe einer WE kausal war
• Kausal à ursächlich

157
Die Arglist
• DEF.: Arglistig handelt, wer den Vorsatz, also den Täuschungswillen hat. Dolus
eventualis also bedingter Vorsatz, genügt, nicht hingegen grobe Fahrlässigkeit. Arglistig
handelt deshalb nicht, wer gutgläubig unrichtige Angaben macht, auch wenn der gute
Glaube auf Fahrlässigkeit oder Leichtfertigkeit beruht.
• Der Täuschende muss mit dem Bewusstsein handeln, dass der Getäuschte zur Abgabe
einer WE bestimmt wird
• Arglistig ist auch der, der einem anderen versichert, eine bestimmte Kenntnis von
Vorgängen oder Umständen zu haben, diese Kenntnis in Wirklichkeit aber nicht hat.

158
Täuschung durch Dritte § 123 Abs. 2
• DEF.: Ein Dritter, der nicht als Partner beteiligt ist, kann die Täuschung verüben, die zur
Abgabe einer WE führt.
• Getäuschte hat nur eine eingeschränkte Möglichkeit seine WE anzufechten à Erklärung
ist nur Anfechtbar wenn der Erklärungsempfänger die Täuschung kannte oder kennen
musste
• Dritter à jeder außer dem, der die WE abgeben hat & demgegenüber sie abgegeben
worden ist (es kommt also nur ein unbeteiligter Dritter in Betracht)

159
Anfechtung wegen widerrechtlicher Drohung

• § 123 Abs.1 gestattet unter den genannten Voraussetzungen eine Anfechtung à da eine
aufgrund einer widerrechtlichen Drohung abgegeben WE nicht auf dem freien Willen des
Erklärenden beruht

160
Die Drohung
• DEF.: Die Drohung ist das vom Gegner ernst genommene in Aussicht stellen eines künftigen Übels,
auf dessen Eintritt oder Nichteintritt der Drohende einwirken zu können behauptet, es genügt
nicht die Ausnutzung eines bestehenden Übels
• Voraussetzungen
Ø Wille des Erklärenden wurde beeinflusst
Ø Psychische Einwirkung à die darin besteht, dass Furcht vor einem künftigen Übel erregt wird
• Hervorgerufene psychologische Zwangslage à kann nur der Bedrohte beurteilen
• Eine nicht ernstlich gemeinte Drohung kann zur Anfechtung berechtigen wenn der Erklärende sie
als ernstlich auffassen durfte
• Subjektive Voraussetzung à Der Drohende muss den Vorsatz haben, Furcht zu erregen, um
dadurch die Abgabe der WE zu erzwingen (dolus eventualis genügt)

161
Die Widerrechtlichkeit
• Voraussetzung: zwischen der Drohung und der Abgabe der WE muss ein ursächlicher Zusammenhang bestehen &
die Drohung muss widerrechtlich sein
• DEF.: Die Widerrechtlichkeit betrifft die unzulässige Art und Weise der Willensbeugung, die verwerfliche
Benutzung einer Drohung als Druckmittel, um einen anderen in seinem Entschluss, eine WE abzugeben zu
bestimmen
• Rechtswidrigkeit kann darauf beruhen, dass
Ø der erstrebte Erfolg rechtswidrig ist, oder
Ø Das angewandte Mittel rechtswidrig ist, oder
Ø Das Verhältnis, in dem Mittel und Zweck zueinander stehen rechtswidrig ist
• Drohung ist widerrechtlich à wenn sich der Drohende an sich erlaubter Mittel bedient, auf die Leistung, zu der
sich der Erklärende unter der Einwirkung des Druckes verpflichtet, aber kein Recht hat
à erlaubtem Mittel und erlaubtem Ziel daruf abzustellen, ob der Drohende an der Erreichung des von ihm
erstrebten Erfolgs ein berechtigtes Interesse hat & ob die Drohung nach der Auffassung aller billig und gerecht
Denkenden ein angemessenes Mittel darstellt

162
Schadensersatzpflicht des Anfechtenden gemäß §
122
• Anfechtung à Anfechtende ist verpflichtet, dem Empfänger der Erklärung den Schaden zu ersetzen, den der
andere oder ein Dritter dadurch erleidet, dass er auf die Gültigkeit der Erklärung vertraut, jedoch nicht über den
betrag des Interesses hinaus, welches der andere oder der Dritte an der Gültigkeit der Erklärung hat (§ 122 Abs.1)
à d.h. der Anfechtungsgegner ist so zu stellen, wie er stehen würde, wenn er von dem angefochtenen RG
nichts gehört hätte
• § 122 negative Interesse ist durch das Erfüllungsinteresse (=positive Interesse) begrenzt
à Erfüllungsinteresse: derjenige, der in Anspruch genommen werden kann, hat den Gläubiger so zu
stellen, wie dieser stehen würde, wenn der Schuldner den Vertrag ordnungsgemäß erfüllt hätte
• Schadensersatzanspruch ist ausgeschlossen wenn à der Geschädigte den Anfechtungsgrund kannte oder fahrlässig
nicht kannte (Jede Fahrlässigkeit reicht aus)
• Zweck des § 122 à denjenigen Partner des RG, der auf die Gültigkeit der WE vertraut, gegen Nachteile, die
ihm aus der Anfechtung erwachsen, zu schützen, soweit dieses Vertrauen schutzwürdig sit
• Anspruch aus § 122 entsteht ohne Rücksicht darauf, ob den Anfechtenden ein Verschulden an seinem Irrtum
trifft oder nicht

163
Teilanfechtung
• Ist nur möglich wenn das RG teilbar ist, was voraussetzt, dass ein Restrechtsgeschäft
wirksam bestehen bleiben kann
• Teilbarkeit mit § 139 entscheiden

164
Doppelirrtum
• DEF.: beiderseitige Motivirrtum. Bei einem beiderseitigen Motivirrtum irren beide am
Geschäft beteiligten Personen über wesentliche Umstände des Vertrages
• Anfechtung ausgeschlossen
• Parteien haben die Möglichkeit ihre vertraglich geschaffene Position zu verändern
• Anwendungsfall des Wegfalls der Geschäftsgrundlage darstellt
• Voraussetzung à das Festhalten am unveränderten Vertrag der Partei unter
Berücksichtigung aller Umstände, insbesondere der vertraglichen oder gesetzlichen
Risikoverteilung unzumutbar ist

165
§ 313 Abs.1
• Kann bei schwerwiegenden Änderung von Umständen, die zur Grundlage des Vertrages geworden
sind, die Anpassung des Vertrages verlangt werden, soweit einem Teil unter Berücksichtigung
aller Umstände des Einzelfalls, inbesondere der vertraglichen oder gesetzlichen Risikoverteilung,
das Festhalten am unveränderten Vertrag nicht zugemutet werden kann
• Darunter fallen Fälle des Wegfalls à (objektive Geschäftsgrundlagen) Leistungserschwerungen,
Zweck- und Äquivalenzstörungen
• § 313 Abs.2 erfasst dagegen die Fälle des subjektiven Geschäftsgrundlage à Doppelirrtum
• Geschäftsgrundlage à versteht man die nicht zum eigentlichen Vertragsinhalt erhobenen, aber
bei Vertragsschluss zutage getretenen gemeinschaftlichen Vorstellungen beider Vertragsparteien
oder die dem Geschäftsgegner erkennbaren und von ihn nicht beanstandeten Vorstellungen der
einen Vertragspartei von dem Vorhandensein oder dem künftigen Eintritt gewisser Umstände, auf
denen sich der Geschäftswille der Parteien aufbaut

166
Fehlende Geschäftsgrundlage
• § 313 Abs.2
• DEF.: Die bei Abschluss des Vertrages dem Geschäftswillen der Parteien zugrunde
liegenden Vorstellung über die gegenwärtigen Umstände erweisen sich später als falsch

167
Wegfall der Geschäftsgrundlagen
• § 313 Abs.1
• DEF.: Die bei Abschluss des Vertrages dem Geschäftswillen der Parteien zugrunde
liegenden, auf die Zukunft gerichteten Vorstellung über das weitere Andauern oder den
späteren Eintritt von bestimmten Zuständen gehen nicht in Erfüllung
• Störungen außerhalb des vertraglichen Risikobereichs à d.h. Umstände, die in den
Risikobereich einer Vertragspartei fallen, berühren grundsätzlich nicht die
Geschäftsgrundlage des Vertrages (führen also nicht zu einem Wegfall)

168
Grenzfälle – Äquivalenzstörung
• DEF.: Das sind diejenigen Fälle, in denen das im Vertrag vorausgesetzte Gleichwertverhältnis
zwischen Leistung und Gegenleistung in einem solchen Maße gestört ist, dass
verständlicherweise von einer Gegenleistung überhaupt nicht mehr gesprochen wird
• D.h. dass in Folge unvorhergesehener Änderungen der Verhältnisse ein grobes Missverhältnis
zwischen den von beiden Seiten zu erbringenden vertraglichen Leistungen entstanden ist
• Opfergrenze überschreitende Äquivalenzstörungà liegt dann vor, wenn das Gleichgewicht
zwischen Leistung und Gegenleistung so stark gestört ist, dass die Grenzen des übernommenen
Risikos überschritten wird und die benachteiligte Vertragspartei in der getroffene Vereinbarung
ihr Interesse nicht mehr annährend gewahrt sehen kann
• Weiteres Kriterium à dass ein Festhalten an der ursprünglichen Vertragsregelung zu einem
untragbaren, mit Recht und Gerechtigkeit schlechthin nicht mehr zu vereinbarenden Ergebnis
führen würde

169
Grenzfälle – Zweckverfehlung
• DEF.: dazu zählen Fälle, in denen der objektive (beiderseitige) Vertragszweck nicht nur
zeitweilig unerreichbar geworden ist

170
Fehlen & Wegfall der Geschäftsgrundlage –
Rechtsfolgen
• Fehlen & Wegfall der Geschäftsgrundlagen können gem. § 242 eine Durchbrechung des Grundsatzes pacta sunt
servanda rechtfertigen
• Oben genannte Rechtsfolge soll nur dann in Betracht kommen à wenn es sich um eine derart einschneidende
Änderung handelt, dass ein Festhalten an der ursprünglichen Regelung zu einem untragbaren, mit Recht &
Gerechtigkeit schlechthin nicht mehr zu vereinbarenden Ergebnis führen würde und das Festhalten an der
ursprünglichen vertraglichen Regelung für die betroffene Partei deshalb unzumutbar wäre
• Rechtsfolge à Anpassung des Inhaltes des Vertrages an die wirkliche, bei Abschluss des Vertrages nicht erkannte
Sachlage unter der Berücksichtigung des Grundsatzes von Treu und Glauben gem. § 242
• Liegen die Voraussetzungen aus § 313 Abs.1 o. 2 vor kann eine Anpassung verlangt werden
• Auflösen des Vertrages à nur wenn die Vertragsanpassung unmöglich ist o. die Grenze dessen, was einer Partei
zugemutet werden kann, überschritten wird
• Vertragsauflösung bedarf einer rechtsgestaltenden Erklärung (d.h. eines Rücktritts bzw. einer Kündigung)

171
Konkurrenz zwischen § 313 & §§ 434 ff
• Bei Fehler oder Eigenschaften des Kaufobjektes à Anwendung der Grundsätze über den
Wegfall der Geschäftsgrundlage ausgeschlossen, weil die §§ 434 ff eine abgeschlossene
Sonderregelung darstellen

172
Teilnichtigkeit
• Teilnichtigkeit kommt nur in Frage wenn nicht anzunehmen ist, dass es auch ohne den nichtigen
Teil vorgenommen sein würde
• Voraussetzungen à RG teilbar & welchen Willen die Parteien hatten (d.h. dass nach Abtrennung
des unwirksamen Teils ein Rest bleibt, der als selbständiges RG bestehen kann
• Objektive Teilbarkeit à das Geschäft sieht mehrere Hauptleistungsgegenstände einer Partei vor,
und die Gegenleistung ist dieser Mehrheit entsprechend aufteilbar
• Quantitative Teilbarkeit à kommt bei Dauerschuldverhältnissen vor, wenn deren
Leistungsgegenstand auf der zeitlichen Ebene bemessen und als nach Zeitabschnitten teilbar
angesehen wird (z.B. wie z.b. bei Pachtverträgen von Gaststätten, die an einen
Bierlieferungsvertrag gekoppelt sind, der Fall ist)
• Subjektive Teilbarkeit à wenn auf einer Seite mehrere Personen beteiligt sind so dass die Teilung
in der Weise erfolgen kann, dass das RG nur gegenüber einem Beteiligten nichtig ist und
gegenüber den anderen Beteiligten wirksam bleibt

173
§ 139
• Nichtigkeit eines Teiles des RG à hypothetischer Parteiwille
• Es muss ein auf die Geltung des RG gerichteter Parteiwille zu bejahen sein à Auslegung
• Enthält der Vertrag keine Regelungen über die Teilnichtigkeit à Lücke mit der
ergänzenden Vertragsauslegung schließen
• Unter Berücksichtigung von Treu und Glauben sowie des gewollten Vertragszweck

174
Problem der Einheitlichkeit des RG i.S.des
§ 139
• Grundlage: Parteien schließen mehrere Verträge ab die in einem Zusammenhang stehen à Frage:
wenn ein Vertrag nichtig ist, sind dann auch die anderen Nichtig?
• Laut BGH: kann ein einheitliches RG i.S.des § 139 auch dann vorliegen, wenn es sich um eine
Mehrheit von äußerlich getrennten, insbesondere in getrennten Urkunden niedergelegten RG
handelt, die verschiedenen jrusitischen Geschäftstypen angehören können (stellt auf den
Einheitlichkeitswillen ab)
• Einheitlichkeitswille à wenn der Wille der Vertragsparteien darauf gerichtet ist, dass die
äußerlich getrennten Geschäfte miteinander stehen und fallen sollen
• Einheitlichkeitswillen feststellen
Ø aus den gesamten durch die Verträge deutlich gewordenen Interessen der Parteien
Ø Daraus, dass im Rahmen der gesamten vertraglichen Vereinbarungen einem Vertrag eine zentrale
Bedeutung zukommt & die anderen Verträge darauf Bezug nehmen
Ø Aus Verknüpfungen der verschiedenen Verträge miteinander durch diesem Zweck dienende
rechtsgeschäftliche Bedingungen & andere Bezugnahmen

175
Zsmf. Von verpflichtungs- &
Verfügungsgeschäft kraft Parteiwillens
• BGH à Abstraktionsprinzip hat kein Vorrang vor der Privatautonomie
• Können durch den Parteiwillen zusammengefasst werden à durch einen
entsprechenden Einheitlichkeitswillen

176
Fehleridentität
• DEFinition: Derselbe Anfechtungs- oder Nichtigkeitsgrund, der das Verpflichtungsgeschäft
anfechtbar oder unwirksam macht, haftet auch dem Verfügungsgeschäft an. (d.h. der
Unwirksamkeitsgrund trifft das Verpflichtungs- & Verfügungsgeschäft)
• Unwirksamkeitsgründe die zu einer Fehleridentität führen
ØFehlende Geschäftsfähigkeit
ØSittenwidrigkeit gemäß § 138 Abs.1
• Irrtumsfälle, die zur Anfechtung berechtigen (muss differenziert werden)
ØErklärungs- & Inhaltsirrtum: in der Regel trifft der Irrtum das Verpflichtungsgeschäft
à also kann nur das angefochten werden
ØArglistige Täuschung & widerrechtlichen Drohungen: wenn der durch Täuschung
hervorgerufene Irrtum o. die Drohung herbeigeführte Zwangslage bie der Vornahme des
Verfügungsgeschäftes noch andauert

177
Sonderregelung in § 306 - AGB
• § 306 sieht die grundsätzliche Wirksamkeit der restlichen Vertragsbestandteile vor,
obwohl durch den ganzen oder teilweisen Ausfall der AGB Lücken im Vertragswerk
entstehen
• § 306 Abs.2 à Lücken durch die einschlägigen gesetzlichen Vorschriften füllen
• § 306 Abs.3 (Einschränkung) à Gesamtvertrag nichtig, wenn ein Festhalten am Vertrag
für eine Partei eine unzumutbare Härte darstellen würde
• Vertrag bleibt wirksam unabhängig vom Willen der Parteien, wenn AGB insgesamt oder
teilweise unwirksam sind à solange § 306 Abs.3 nicht eingreift !
• Ist eine einzelne AGB-Bestimmung oder Formularklausel sinnvoll trennbar à
Aufrechterhaltung des zulässigen Teils unbedenklich und möglich

178
Verbot der geltungserhaltenden
Reduktion
• Es ist nicht möglich, eine unwirksame Klausel durch richterliche Umgestaltung auf einen
noch zulässigen Inhalt zurückzuführen. Andernfalls würde dem Zweck des Gesetzes, den
Vertragspartner des Verwenders vor unbilligen Klauseln schützen, zuwidergehandelt,
denn der Verwender könnte bei der Aufstellung der AGB über die Grenzen des Zulässigen
hinausgehen, ohne mehr befürchten zu müssen, als dass ein Gericht die Benachteiligung
seines Geschäftspartners auf ein gerade noch zulässiges Maß zurückführen wird

179
Die Umdeutung § 140
• DEF.: § 140 ermöglicht es, den von den Parteien angestrebten wirtschaftlichen Erfolg eintreten
zu lassen, wenn das von den Parteien gewählte RG unwirksam ist, gleichzeitig aber den
Voraussetzungen eines anderen RG Genüge getan wird
• § 140 wird erst angewendet wenn §§ 133, 157 nicht zu einem Erfolg geführt haben
• Umdeutung des nichtigen Geschäfts in ein anderes Geschäft à Voraussetzung: dass alle
Bestandteile des anderen Geschäfts vorhanden sind
• Umdeutung setzt voraus das ein RG nichtig ist (kann von vornherein nichtig sein oder später
erfolgen) à bei schwebend unwirksamen RG ist eine Umdeutung dann möglich wenn das RG
endgültig unwirksam geworden ist
• Ermittlung des mutmaßlichen Parteiwillens à Feststellung was die Parteien gewollt hätten, wenn
sie die Nichtigkeit des abgeschlossenen RG gekannt hätten
• Wenn durch das andere RG derselbe wirtschaftliche Erfolg erreicht wird wie durch das nichtige RG, da im allg.
davon ausgegangen werden kann, dass es den Parteien als vernünftig denkenden Menschen beim
Vertragsabschluss auf den von ihnen angestrebten wirtschaftlichen Erfolg angekommen ist

180
Die Bestätigung § 141
• Definition: § 141 Abs.1 die Bestätigung eines RG wird als dessen Neuvornahme fingiert
• Setzt ein nichtiges RG voraus (Grund ist unerheblich), Bestätigungswillen & dessen
Äußerung voraus
• Erklärung der Bestätigung kann ausdrücklich & konkludent erfolgen
• Wenn diejenigen die einen nichtigen Vertrag geschlossen haben, in Kenntnis der
Nichtigkeit gleichwohl ihre vertraglichen Pflichten erfüllen, so liegt darin im Zweifel die
Bestätigung eines nichtigen Vertrages durch konkludentes Verhalten
• Bestätigung entfaltet keine Rückwirkung !
• Bestätigte RG ist erst vom Zeitpunkt seiner Bestätigung an voll wirksam

181
Stellvertretung
• Geregelt in §§ 164 ff.
• Nur im rechtsgeschäftlichen Bereich möglich à also bei Abgabe & bei der
Entgegennahme von WE
• Andere für sich handeln lassen
• Ermöglicht das eine Person nicht selbst eine WE abgeben oder entgegennehmen muss
à ein anderer wird Kraft Vertretungsmacht dazu befugt, mit Wirkung für den
Vertretenen WE abzugeben & entgegenzunehmen
• Warum? à Jemand möchte ein Geschäft abschli0enen ohne dabei nach außen in
Erscheinung zu treten

182
Unmittelbare Stellvertretung
• DEF.: Der Handelnde tritt so auf, dass er das Geschäft erkennbar für einen anderen
abschließen möchte. Also rechtsgeschäftliches Handeln an Stelle eines anderen mit
Wirkung für diesen.
• Name des Vertretenen ist bekannt
• Vertretungsmacht = Vollmacht

183
Voraussetzungen aus § 164 Abs.1
• Wirkung der WE tritt nur ein wenn,
ü Zulässigkeit der Stellvertretung
üDer Bevollmächtigte (Stellvertreter) muss eine eigene WE abgegeben haben
üWE im Namen des Vertretenen abgeben (Offenkundigkeit)
üVertretungsmacht für das RG

184
Mittelbare Stellvertretung
• DEF.: Der Handelnde tritt im eigenen Namen auf & schließt das Geschäft im eigenen
Namen ab, obwohl die wirtschaftlichen Folgen den anderen treffen sollen.
• Handelt im eigenen Namen ABER für fremde Rechnungen
• Rechtsbeziehung zwischen dem Auftraggeber & dem Dritten entstehen nicht

185
§§ 383 ff. HGB (mittelbare Stellvertretung)
Einkaufskommission
• Kommissionär ist, wer es gewerbsmäßig übernimmt, Waren oder Wertpapiere für
Rechnung eines anderen (= Kommittenten) im eigenen Namen zu kaufen o. zu verkaufen.
• Einkausfkommission : Der Kommittent beauftragt den Kommissionär durch Abschluss
eines Kommissionsvertrages, im eigenen Namen Waren zu kaufen (Kommissionär
schließt im eigenen Namen Kaufverträge mit anderen ab à nur er wird zur Zahlung des
Kaufpreises verpflichtet
à Es entsteht keinerlei direkte rechtliche Wirkung für denjenigen, der den
Kommissionär beauftragt hat (Kommittent)
à Das Geschäft erfolgt auf Rechnung des Kommittent = tritt eine mittelbare,
wirtschaftliche Wirkung ein

186
§§ 383 ff. HGB (mittelbare Stellvertretung)
Verkaufskommission
• DEF.: Bei der Verkaufskommission beauftragt der Kommittent den Kommissionär, für ihn
im eigenen Namen d.h. im Namen des Kommissionärs, Waren zu verkaufen. Der
Kommissionär schließt als Verkäufer mit den Käufern im eignen Namen Verträge ab, die
wirtschaftlich zu Nutzen & Lasten des Kommittenten gehen
• Kommittent wird aus dem Kaufvertrag weder berechtigt noch verpflichtet

187
§§ 383 ff. HGB (mittelbare Stellvertretung)
Kommissionsvertrag
• DEF.: Aus dem Kommissionsvertrag hat der Kommissionär gegen den Kommittenten einen
Anspruch auf Provision & Erstattung der Aufwendungen, wenn die in § 396 HGB
genannten Voraussetzungen vorliegen
• Effektenkommission à An und Verkauf von Wertpapieren, die zum Handel an der Börse
zugelassen sind

188
Stellvertreter
• DEF.: Als Stellvertreter handelt nur derjenige, der eine eigene WE im Namen des
Vertretenen abgibt.
• Eine eigene WE kann nur derjenige abgeben, dem noch ein Mindestmaß an
Entscheidungsfreiheit im Hinblick auf die Auswahl der Person des Geschäftspartners, den
Gegenstand des Geschäfts o. den Abschluss überhaupt geblieben ist.

189
Bote
• DEF.: Der Bote überbringt eine bereist fertige, also abschließende, mündlich oder
schriftlich formulierte WE eines anderen an den Empfänger (Erklärungsbote)
• Bei fehlerhafte Übermittlung à Erklärende kann gem. §§ 120,119 die WE anfechten

190
Die gesetzliche Vertretung
• DEF.: Bei der gesetzlichen Vertretungsmacht beruht die Befugnis des Vertreters, für den Vertretenen RG vornehmen zu können, auf dem
Gesetz.
• Angeordnet für die, die nicht in der Lage sind, für sich selbst rechtsgeschäftlich zu handeln
Ø Kinder, die das siebte Lebensjahr vollendet haben
Ø Unter Betreuung stehende Personen
• Gesetz bestimmt den Personenkreis der Vertreter & den Umfang der Vertretungsmacht
• Eltern für Kinder § 1629
• Gesetz schreibt vor à unter best. Voraussetzungen muss ein Gericht Personen als Vertreter für andere Personen ernennen
(Vormundschaft, Betreuung, Pflegschaft §§ 1793, 1896, 1909
• Haben auch manche Organe von juristischen Personen
• Verein wird von seinem Vorstand gerichtlich & außergerichtlich vertreten §§ 26 ff.
• Aktiengesellschaft à Vorstand §§ 76,78 AktG
• GmbH à Geschäftsführung § 35 GmbHG
• Personengesellschaften à Gesellschafter

191
Empfangsvertreter
• DEF.: Stellvertreter kann auch wenn der dazu bevollmächtigt ist, durch den Empfang einer
WE eines Dritten Rechtswirkungen für den Vertretenen herbeiführen (§ 164 Abs.3)

192
Empfangsbote
• DEF.: Ein Empfangsbote ist eine Person die zur Entgegennahme der Erklärung geeignet
& ermächtigt ist.
• Familienangehörige & Hausgehilfen in einem Haushalt
• Kaufmännische Angestellte in einem Unternehmen

193
Erklärungsbote
• Übermittlung einer fremden WE
• Erklärende trägt die Gefahr der richtigen & rechtzeitigen Übermittlung

194
Offenkundigkeitsprinzip
• DEF.: Nach dem Offenkundigkeitsprinzip ist nur derjenige Stellvertreter i.S. der §§ 164 ff. BGB,
der eine eigene Willenserklärung in fremdem Namen abgibt. Es muss also für den
Erklärungsempfänger ausdrücklich oder aus den Umständen erkennbar sein (§ 164 Abs. 1 S. 2
BGB), dass der Erklärende nicht für sich, sondern für einen anderen rechtsgeschäftlich handelt.
• Vertreter i.S. der §§ 164 ff. ist nur derjenige, der eine eigene Erklärung in fremden Namen abgibt
Ø Kein Vertreter i.S. der §§ 164 ff. ist derjenige, der im eigenen Namen rechtsgeschäftlich handelt
• Dient zum Schutz des Geschäftsgegners à dieser soll von vornherein wissen, wer sein
Vertragspartner ist
• Ist dem Geschäftsgegner die Identität des Vertragspartners gleichgültig à kann das
Offenkundigkeitsprinzip weggelassen werden

195
Offenkundigkeitsprinzip & § 164 Abs.1
• Für Dritte muss erkennbar sein, dass der Erklärende nicht für sich, sondern für einen
anderen rechtsgeschäftlich handelt.
• Muss aus der Erklärung nicht ausdrücklich entnehmbar sein à es reicht wenn die
Umstände es ergeben (§ 164 Abs.1 S.2)
• Mit Auslegung à ob jemand als Vertreter o. im eigenen Namen handelt
à Auslegung von WE auf den objektiven Erklärungswert abstellen = also wie sich
die Erklärung nach Treu & Glauben für den Empfänger darstellt
• Ungewiss in welchem Namen der Vertreter einen Vertrag abschließt à WE des
Vertreters gem. §§ 133, 157 auslegen
à Rechtsverhältnis zugrunde liegenden Lebensverhältnisse, Interessenlage,
Geschäftsbereich, dem der Erklärungsgegenstand zugehört & die typische Verhaltensweise

196
Sonderregelung in § 164 Abs.2
• Grundsätzlich tritt eine Rechtsfolge aus einer WE nur denjenigen der sie gewollt hat à Ausnahme
bildet § 164 Abs.2
• Derjenige, der durch die Abgabe einer WE Rechtsfolgen für einen anderen (Vertretenen) herbeiführen
will, wird aus dieser WE selbst verpflichtet & berechtigt, wenn der Wille, in fremden Namen zu
handeln, nicht erkennbar wird & zwar auch dann, wenn er das nicht wollte. Der Adressat der WE soll
davon ausgehen können, dass derjenige, der das Vertretungsverhältnis nicht offenbart, selbst aus der
abgegeben WE berechtigt & verpflichtet werden will
à unklar ob o. für wen Stellvertretung gewollt ist, so schützt § 164 Abs.2 den Geschäftsgegner
• Ohne Kundgabe des Vertreterwillens der Vertreter Vertragspartei wird (Auslegungsregel)
• Ergeben die Umstände das trotz fehlender Erkennbarkeit eines Vertreterhandeln ein Dritter
Vertragspartei werden soll à so kommt der angestrebte Vertrag mit dem Dritten zustande
• Findet keine Anwendung à wenn erkennbar ist wer Vertragspartner sein soll & lediglich unklar bleibt
ob der Erklärende selbst dieser Vertragspartner ist o. dessen Vertreter

197
Ausnahmen vom Offenkundigkeitsprinzip
• Wird nicht erkennbar wer vertreten wird à Offenes Geschäft für den, den es angeht
à wer auf ein solches Geschäft eingeht nimmt diese Ungewissheit in Kauf o es ist
ihm gleichgültig wer der Vertragspartner werden wird (nach h.M. wird darin eine zulässige
Art der Stellvertretung)
• Praxis à Bareinkäufe
• Ist dem Erklärungsgegner gleichgültig, wer sein Vertragspartner wird, ist die besondere
Schutzfunktion des Offenkundigkeitsgrundsatzes im Recht der Stellvertretung
entbehrlich. Es kann auch der nicht offen Vertretene Vertragspartei werden, wenn
Ø es dem Geschäftspartner völlig gleichgültig ist, wer Partner des Vertrages wird,
ØUnd die aufgetretene Person mit Vertragsmacht handelt & den Willen hat, das Geschäft
für die nicht offen vertretene Person zustande zu bringen

198
Offenes Geschäft für den, den es angeht
• Der Erklärende möchte für den Vertretenen handeln, macht dies jedoch nicht deutlich
und dem Erklärungsempfänger ist es gleichgültig, wer sein Vertragspartner wird, z.B.:
Bargeschäfte des täglichen Lebens. Denn dabei kommt es dem Erklärungsempfänger
nicht auf die Person des Geschäftspartners an, sondern darauf, dass das Geschäft durch
Barzahlung gleich erfüllt wird.

• Trotz dieser Durchbrechung des Offenkundigkeitsprinzips wirkt die Willenserklärung des


Erklärenden für und gegen den ungenannten Geschäftsherrn.

199
Handeln unter fremden Namen
• DEF.: Benutzt eine Person bei rechtsgeschäftlichen Handeln einen fremden Namen als eignen, so spricht man von
einem Handeln unter fremdem Namen
a) Jemand tritt unter einem frei erfundenen o. häufig vorkommenden Namen auf, mit dem keinerlei
Identitätsvorstellungen erweckt werden. (Eigengeschäft des Handelnden vor à er wird Vertragspartner)
b) Jemand tritt unter fremden Namen auf, d.h. er bezeichnet sich als eine andere Person als er ist, um die Identität
mit einer bestimmten Person vorzutäuschen
à Eigenwirkung des RG für den Handelnden (es ist gleichgültig mit wem ein RG abgeschlossen wird)
à will der Erklärungsempfänger wissen mit wem er ein RG abschließet, hier aber darüber getäuscht wird
à handeln im fremden Namen mit Vertretungsmacht = Schutz des
Namensträgers & Geschäftsgegners
à handeln im fremden Namen ohne Vertretungsmacht = §§ 177 ff.

200
Handeln unter fremden Namen -
Rechtswirkungen
a) Eine Namenstäuschung liegt vor, wenn die Identität des Erklärenden für den
Erklärungsempfänger unerheblich ist, da er mit der Person, die vor ihm steht, den Vertrag
schließen will. In diesem Fall wird der Erklärende selbst Vertragspartei. Es liegt ein
Eigengeschäft des Erklärenden vor, z.B.: Einchecken im Hotel unter dem Namen „Robin Hood“.
b) Eine Identitätstäuschung liegt vor, wenn es dem Erklärungsempfänger auf die Identität des
Vertragspartners ankommt. Er würde nicht mit dem Erklärenden kontrahieren, wenn er
wüsste, dass dieser nicht derjenige ist, für den er sich ausgibt.In diesem Fall liegt kein
Eigengeschäft des Erklärenden, sondern ein Fremdgeschäft für den wahren Namensträger vor.
Dieses ist aber schwebend unwirksam, sofern der Erklärende ohne Vertretungsmacht
gehandelt hat. Ob das schwebend unwirksame Geschäft geheilt werden kann, hängt von der
Genehmigung des Vertretenen analog §§ 177 I, 184 I BGB ab. Verweigert dieser die
Zustimmung, haftet der Handelnde dem Geschäftsgegner persönlich analog § 179 I BGB.

201
Wirkung der Stellvertretung
• Wird eine (im eigenen Namen) WE abgegeben o. nimmt er die eines Dritten entgegen à
Rechtsfolgen gem. § 164 Abs.1 & 3 treffen allein den Vertretenen (nicht auch den
Vertreter)
• Gem. § 165 kann auch ein beschränkt Geschäftsfähiger zum Vertreter bestellt werden
• Ansprüche gegen den Vertreter à wenn der Vertreter seine Vertretungsmacht
überschreitet & als Vertreter ohne Vertretungsmacht handelt §§ 177,179
• Anspruch des Dritten aus culpa in contrahendo gem. §§ 280 Abs.1, 311 Abs.2 Nr.1,Abs3,
241 Abs.2 gegen den Vertreter à wenn der Dritte dem Vertreter ein besonderes, über
die normale Verhandlungsloyalität hinausgehendes Vertrauen entgegenbringt &
erwartete darin auch geschützt zu werden
à setzt voraus, dass eine vorvertragliche Nebenpflicht schuldhaft verletzt wird
und dadurch dem anderen ein Schaden entsteht

202
Willensmängel § 166
• § 166 regelt in dem Verhältnis zwischen Vertreter & Vertretenem den Fall, in dem die
Kenntnis oder das Kennen müssen des einen demjenigen zugerechnet wird auf dessen
Kenntnis es an sich für bestimmte Rechtsfolgen ankäme
• Gemäß § 166 Abs.1 wird bei Willensmängeln & Kenntnis oder Kennen müssen gewisser
Umstände auf die Person des Vertreters abgestellt, weil dieser die WE für den
Vertretenen abgibt.
• Wenn der Vertreter sich i.S. der §§ 119, 123 geirrt hat, gut- o. bösgläubig war o. es auf
die Kenntnis o. das Kennen müssen von Umständen ankommt, wird dies dem
Vertretenen zugerechnet. (Vertretenen kann eine vom Vertreter abgegebene WE
anfechten)
• Gutgläubiger Erwerb §§ 932 & 892 à Person des Vertreters abstellen
• § 166 Abs.2 à Handeln nach Weisung

203
Wissensvertreter
• DEF.: Wissensvertreter ist jeder der nach der Arbeitsorganisation des Geschäftsherrn
dazu berufen ist, im Rechtsverkehr als dessen Repräsentant bestimmte Aufgaben in
eigener Verantwortung zu erledigen & die dabei angefallenen Informationen zur
Kenntnis zu nehmen sowie gegeben falls weiterzuleiten
• Anwendung à juristische Personen

204
Arten von Vertretungsmacht
• 1. Gesetzliche Vertretungsmacht

• 2. Rechtsgeschäftliche Vertretungsmacht

• 3. Vertretungsmacht kraft Rechtsscheins

205
Erteilung der Vollmacht
• DEF.: Die durch RG erteilte Vertretungsmacht wird Vollmacht genannt. Die Vollmacht kann gem. § 167 wirksam
erteilt werden durch eine empfangsbedürftige WE des Bevollmächtigenden dem Vertreter gegenüber (interne
Vollmacht) oder durch eine WE gegenüber dem Dritten, demgegenüber die Vertretung stattfinden soll (externe
Vollmacht)
• Kann intern & extern durch konkludentes Handeln erteilt werden
• Bevollmächtigung ist formlos wirksam
• Formbedürftig à unwiderrufliche Vollmacht zum Abschluss eines nach § 311 b Abs.1 formbedürftigen Vertrages
• Praxis à erteilt eine Person (der Vertretene) einer anderen Person (dem Stellvertreter) durch eine mündliche oder
schriftliche WE Vollmacht (=interne Vollmacht)
• Externe Vollmacht à Vollmachtgeber schafft einen Vertrauenstatbestand, weil der Dritte darauf vertrauen kann,
dass die Vollmacht existiert (Vertrauen wird geschützt durch §§ 170 ff.)
• Wird Vertrauenstatbestand geschaffen à schützt das Gesetz in bestimmten Fällen den guten Glauben des Dritten
an das Bestehen der Vollmacht §§ 171-173

206
Spezialvollmacht
• DEF.: Vollmacht wird für ein bestimmtes Rechtsgeschäft erteilt

207
Art- & Gattungsvollmacht
• DEF.: Bevollmächtigt eine Person eine andere, eine bestimmte Art von RG vorzunehemen
• Haben Verkäufer, Schaffner, Kellner

208
Generalvollmacht
• DEF.: Vertretungsmacht für alle oder fast sämtliche RG erteilt werden, die eine Person
vornehmen will
• Umfang ist nach Treu und Glauben unter Berücksichtigung der Erfordernisse der
aufgetragenen Geschäfte zu ermitteln
• Berechtigt den Bevollmächtigten nicht zu jedem RG und zu jeder WE auch gegen den
ausgesprochenen Willen des Bevollmächtigenden

209
Untervollmacht
1. Der Unterbevollmächtigte wird zum Vertreter des Vertreters bestellt.
Unterbevollmächtigte tritt im Namen des Vertreters auf. Unterbevollmächtigte ist
beim Handeln im Namen des Vertreters nicht unmittelbarer Vertreter des ersten
Vollmachtgebers (= Hauptvertreters). Beide Vollmachte gültig so wirkt das RG
unmittelbar nur für den Hauptvertreter, in dessen Namen der Unterbevollmächtigte
aufgetreten ist. Wirkungen treffen auch den Geschäftsherrn.
2. Vertreter bestellt den Unterbevollmächtigten im Namen des Geschäftsherrn zum
Vertreter des Geschäftsherrn. Unterbevollmächtigte soll unmittelbar im Namen des
Geschäftsherrn handeln.

210
Umfang der Vollmacht
• Umfang der Vollmacht gem. § 133 aus der WE des Vollmachtgebers bestimmen à
Wortlaut, Umstände, Zweck & das zugrunde liegende Rechtsverhältnis (kann auch
wirksam sein, wenn das zugrunde liegende Rechtsverhältnis unwirksam ist)

211
Auftrag
• DEF.: Ein Auftrag i.S. des § 662 hat eine unentgeltliche Verrichtung tatsächlich oder
rechtsgeschäftlicher Art im Interesse des Auftraggebers zum Gegenstand. Der Auftrag ist
ein Vertrag zwischen dem Auftraggeber und dem Beauftragten. Der Beauftragte
verpflichtet sich dem Auftraggeber gegenüber, für diesen unentgeltlich ein Geschäft zu
besorgen.
• Auftrag=Vertrag à wollten die Parteien mit der Abgabe der WE überhaupt eine
Rechtsbindung erreichen? (wenn nein à kein Vertrag, sondern nur ein
Gefälligkeitsverhältnis)
• Rechtsverhältnisse (Außer der Vollmacht): Dienst- o. Arbeitsvertrag § 611, entgeltlicher
Geschäftsbesorgungsvertrag § 675, Gesellschaftsvertrag § 705

212
Fristablauf
• Erlöschen der durch RG erteilten Vertretungsmacht
• Befristung für die Dauer der Vollmacht bestimmt wurde, Vollmacht endet mit zeitablauf

213
Beendigung der Vollmachtserteilung
• DEF.: Ist eine Frist nicht bestimmt, erlischt die Vollmacht im Zweifel mit der Beendigung
des der Vollmachterteilung zugrunde liegende Rechtsverhältnis § 168.
• Abstraktionsgrundsatz durchbrochen
• § 168 Abs.2 à Vollmacht auch unabhängig von Grundverhältnis widerrufen werden
kann. Widerruf à führt zum Erlöschen der Vollmacht.

214
Postmortale Vollmacht
• DEF.: Eine Vollmacht die zu Lebzeiten erteilt wurde, die nach dem Tode des Erblassers
weiter gilt. Bevollmächtigte ist Vertreter der Erben.
• Sinn à es soll den Bevollmächtigten ermöglicht werden, im Falle des Todes des
Vollmachtgebers über dessen Bankkonten & Bankdepot zu verfügen
• Eine unwiderruflich erteilte Vollmacht kann nach h.M. stets aus wichtigem Grund
widerrufen werden.

215
Folgen des Erlöschens der Vollmacht
• Ist die Vollmacht mit Beendigung des ihr zugrunde liegenden Rechtsverhältnisses oder
durch Widerruf erloschen, so ist dem bisherigen Vertreter die Vertretungsmacht
entzogen. à Werden weiter RG ohne Vertretungsmacht getätigt so handelt der Vertreter
ohne Vertretungsmacht (Konsequenzen ergeben sich aus §§ 177 ff.)
• §§ 170 bis 173 Ausnahme: Dritte werden geschützt, die kraft eines erzeugten
Rechtsscheins auf das Entstehen & das Fortbestehen einer einmal wirksam erteilten
Vollmacht vertrauen. Folgende Fälle sind geregelt
a) Externe Vollmacht gegenüber einem Dritten ist durch Widerruf erloschen à Vollmacht
bleibt dem Dritten gegenüber in Kraft, bis diesem das Erlöschen von dem
Vollmachtgeber angezeigt wird § 170
b) Vertrauen ist geschützt wenn eine Urkunde vorliegt (§ 172 Abs.1 setzt voraus, dass der
Vertreter dem Dritten diejenige Urkunde, die den Rechtsschein erzeugt selbst vorlegt)

216
Rechtsschein
• Durch Vorlage einer Abschrift kann ein Rechtsscheintatbestand geschaffen werden
• Derjenige der durch einen gutgläubigen Dritten gegenüber den Rechtsschein einer
Vollmacht setzt, im Verhältnis zu dem Dritten an diese Kundgabe gebunden ist.

217
Erlöschen der Vollmacht durch Anfechtung
• Bei der Erteilung der Vollmacht handelt es sich um eine empfangsbedürftige WE des
Vertretenen an den Vertreter à bei vorliegen eines Anfechtungsgrund kann diese durch
eine Anfechtungserklärung mit der Wirkung des § 142 Abs.1 angefochten werden
• Keine Probleme wenn das Vertretergeschäft noch nicht vorgenommen wurde
• Anfechtungsgegner à (Innenvollmacht) Vertreter & (Außenvollmacht) Geschäftspartner
• Vertretergeschäft bereits vorgenommen à gem. § 142 Abs.1 führt die Anfechtung der
Vollmacht ex tunc zu deren Nichtigkeit
à Vertreter handelt als falsus procurator, sodass die §§ 177 ff anwendbar sind
à Schwebend unwirksam = hängt also von der Genehmigung des Vertretenen ab
à Geschäftspartner hätte gegen den Verteter einen Schadensersatzanspruch aus §
179 Abs.2

218
Duldungsvollmacht
• DEF.: Von einer Duldungsvollmacht ist auszugehen
Ø wenn eine zum Handeln in fremden Namen nicht befugte Person während einer gewissen Dauer
und zu wiederholtem Male für den Geschäftsherrn als Stellvertreter aufgetreten ist.
Ø Wenn der Geschäftsherr davon wusste & nicht dagegen eingeschritten ist, obwohl ihm das
möglich gewesen wäre
Ø Der Geschäftsgegner das Verhalten des Vertreters sowie dessen Duldung durch den
Geschäftsherrn zur Zeit der Vornahme des fraglichen Geschäfts gekannt & er diese Duldung
dahingehend gewertet hat & nach Treu & Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte aus so
werten durfte, dass der Handelnde Vollmacht habe
Ø Und der Rechtsschein für das rechtsgeschäftliche Verhalten des Geschäftsgegners kausal war
§ Rechtsfolge à Der Vertretene muss sich so behandeln lassen, als habe er eine wirksame
Vollmacht erteilt. Da tatsächlich keine Vollmacht vorliegt kommt keine Anfechtung in Betracht

219
Duldungsvollmacht - Voraussetzungen
• Der Vertretene es wissentlich geschehen lässt, dass ein anderer für ihn wie ein Vertreter
auftritt
• Geschäftsfähigkeit des vermeintlichen Vertretenen
• 1. Keine gesetzliche oder vertragliche Vertretungsmacht
• 2. Rechtsschein der Bevollmächtigung: Ein Vertreter ohne Vertretungsmacht tritt
während einer gewissen Dauer und zu wiederholtem Male für den Geschäftsherrn als
Stellvertreter auf
• 3. Zurechenbarkeit beim Vertretenen: Kenntnis des Geschäftsherrn und kein
Einschreiten trotz Möglichkeit
• 4. Vertrauen des Dritten auf den Rechtschein einer Bevollmächtigung

220
Anscheinsvollmacht
• Von einer Anscheinsvollmacht ist auszugehen, wenn
Ø Eine Person, ohne Vertretungsmacht zu haben, wiederholt & über einen längeren Zeitraum für
eine andere Person als deren Stellvertreter handelt
Ø Der so Vertretene das Auftreten & Handeln seines angeblichen Vertreters zwar nicht kennt, es bei
pflichtgemäßer Beobachtung der notwenigen Sorgfalt aber hätte erkennen und verhindern
müssen
Ø Der Geschäftsgegner nach Treu und Glauben annehmen durfte, der angebliche Vertretene dulde
und billige dies
Ø Und der Rechtsschein für das rechtsgeschäftliche Verhalten des Geschäftsgegners kausal war
§ Rechtsfolge à Der Vertretene muss sich so behandeln lassen, als habe er eine wirksame
Vollmacht erteilt. Da keine Vollmacht vorliegt kommt eine Anfechtung nicht in Betracht

221
Anscheinsvollmacht - Eigenschaften
• Vertrauenstatbestand à der auf einem Rechtsschein beruht, der dem Vertretenen zurechenbar
sein muss
• Zurechnung einer WE nach den Grundsätzen der Anscheinsvollmacht à hilft nicht über die
fehlende Geschäftsfähigkeit des vermeintlichen Vertretenen hinweg
• Objektive Rechtfertigung à für die Zurechnung ergibt sich aus einem Rechtsscheintatbestand der
nach Treu & Glauben einen Schluss für das Vorliegen der Vollmacht zulässt, dazu ist regelmäßig
eine gewisse Häufigkeit des nicht erkennbar beanstandeten Handelns des Vertreters erforderlich
• Subjektive Berechtigung des Vertrauens à fehlt wenn der Geschäftsgegner trotz des Vorliegens
des Rechtsscheintatbestandes bei der Vornahme des RG das Fehlen der Vollmacht kennt o.
kennen muss
• Vertrauen des Geschäftsgegners ist nur berechtigt, wenn der geschaffene Rechtsschein für seine
getroffene Entscheidung ursächlich (=den Grund bildend) geworden ist

222
Anscheinsvollmacht - Voraussetzungen
1. Keine gesetzliche oder vertragliche Vertretungsmacht

2. Rechtsschein der Bevollmächtigung: Ein Vertreter ohne Vertretungsmacht tritt während


einer gewissen Dauer und zu wiederholtem Male für den Geschäftsherrn als Stellvertreter
auf
3. Zurechenbarkeit beim Vertretenen: Keine Kenntnis des Geschäftsherrn, aber
Kennenmüssen und Verhinderungsmöglichkeit bei pflichtgemäßer Beobachtung der
notwendigen Sorgfalt
3. Vertrauen des Dritten auf den Rechtschein einer Bevollmächtigung

223
Anscheinsvollmacht – Rechtsfolgen
• Wirkungen der Anscheinsvollmacht sind grundsätzlich die gleichen wie die einer
rechtsgeschäftlich erteilten Vollmacht
à Geschäftsgegner wird in entsprechender Anwendung von § 164 Vertragspartei
und gegeben falls nicht nur für den Vertrauensschaden, sondern auf Erfüllung & bei
Schadensersatz auf das Erfüllungsinteresse haftet

224
Das Insichgeschäft § 181
• DEF.: Abschluss von Rechtsgeschäften mit sich selbst
• Ist unzulässig, es sei denn sie werden ausschließlich zur Erfüllung einer Verbindlichkeit
vorgenommen oder sie sind gestattet worden
• Liegt vor, wenn: Selbstkontrahieren (Als Vertreter einen Vertrag mit sich selbst
abschließen) & bei Mehrvertretungen (Eine Person vertritt beide Vertragsparteien)
• Verstoß gegen § 181 liegt vor wenn die genannten Bedingungen nicht erfüllt werden
• Folgen eines Verstoßes gegen § 181 à RG ist schwebend unwirksam. Wirksamkeit hängt
von der Genehmigung oder Verweigerung ab
• § 181 ist eine gesetzliche Regelung die das Ziel verfolgt, die Gefahren für den
Vertretenen durch einen Interessenkonflikt auf Seeiten des Vertretrs abzuwenden

225
Die Gestattung des Insichgeschäftes
• DEF.: Ist ein einseitiges empfangsbedürftiges RG das keiner Form bedarf.
• Erweiterung der Vollmacht à daher kann der Vertrenen das RG auch nachträglich
genehmigen
• Gestattung kann konkludent erklärt werden à ist dann anzunehmen, wenn nach den
Umständen des Falles unter Berücksichtigung des der Vertretungsmacht zugrunde
liegenden Rechtsverhältnisses das Vertretergeschäft nur durch ein Insichgeschäft
abgeschlossen werden kann
• Zuständig für die Gestattung à Vertretene
• Gesetzlichen Vertretung à Gestattung durch das Gesetz
à Ansicht des BGH: die gesetzlichen Vertreter von Minderjährigen kann die
Gestattung nicht durch das Vormundschaftsgericht erteilt werden

226
Insichgeschäft – Erfüllung einer Verbindlichkeit
• Reines Erfüllungsgeschäft
• Die zu erfüllende Verbindlichkeit muss schon rechtswirksam bestehen & nicht erst durch
Erfüllung wirksam & damit bindend werden

227
Vertretung ohne Vertretungsmacht
• DEF.: Jemand handelt im Namen einer Person rechtsgeschäftlich, ohne von dieser dazu
bevollmächtigt zu sein.
• Falsus procurator
• Vertreter ohne Vertretungsmacht dringt in den Geschäftskreis dessen ein, in dessen
Namen zu handeln er vorgibt.
• Lösungsmöglichkeiten in § 177 ff.
• Ein Bote der eine ihm aufgetragene rechtsgeschäftliche Erklärung vorsätzlich falsch
übermittelt à haftet in entsprechender Anwendung der §§ 177 ff. wie ein Vertreter
ohne Vertretungsmacht (liegt auch vor, wenn sich jemand als Bote eines anderen
ausgibt)

228
Vertreter ohne Vertretungsmacht - Arten
1. Derjenige, der ohne jede Vertretungsmacht im Namen eines anderen
rechtsgeschäftlich handelt
2. Derjenige, der zwar Vertretungsmacht hat, aber die Grenze, die durch den Umfang der
Vertretungsmacht gezogen wird, überschreitet. Erteilte Vertretungsmacht deckt nur
einen Teil des RG
3. Die Person, die aufgrund einer erteilten Vollmacht im Namen des Vertretenen ein RG
abschließt, wenn die Vollmacht später wirksam angefochten wird
4. Derjenige, der einmal bevollmächtigt war und auch noch nach Erlöschen der
Vollmacht im Namen des Vertretenen für diesen Rechtsgeschäftlich handelt

229
Vertreter ohne Vertretungsmacht -
Rechtsverhältnis
• Der Vertrag ist zunächst schwebend unwirksam (§ 177) à kann aber durch nachträgliche
Genehmigung oder Verweigerung wirksam oder unwirksam werden
• Genehmigung kann der Vertretene gem. § 182 Abs.1 entweder gegenüber dem Vertreter o.
gegenüber dem Dritten (Geschäftsgegner) erklären
• Genehmigung kann auch durch schlüssiges Verhalten erfolgen
• Genehmigung wirkt gem. § 184 Abs.1 auf den Zeitpunkt des Vertragsabschlusses zurück
• Bis zur Erteilung der Genehmigung à Dritte kann den Widerruf erklären und damit die
Unwirksamkeit des Geschäftes herbeiführen § 178 ► steht ihm nur zu, wenn er den Mangel der
Vertretungsmacht bei Abschluss des Vertrages nicht gekannt hat
• Dritte kann gem. § 177 Abs.2 den Vertretenen zur Erklärung über die Genehmigung auffordern à
dann kann die Genehmigung oder Verweigerung nur noch gegenüber dem Dritten erfolgen (Frist
von zwei Wochen)

230
Rechtsverhältnis – Vertretungsmacht wird
überschritten
• § 139 à entscheiden ob wegen der Unwirksamkeit des einen Teils das gesamte RG
unwirksam ist
• RG unteilbar à auf das gesamte RG §§ 177 ff anwenden
• Teilbares RG à der innerhalb der Vertretungsmacht vorgenommene Teil des Geschäfts
wirksam & im übrigen Teil liegt ein Handeln ohne Vertretungsmacht vor
à § 179 Abs.1 o. 2 = unwirksamen Teil: Anspruch gegen den Vertreter ohne
Vertretungsmacht

231
Rechtsverhältnis - Vertreter ohne
Vertretungsmacht & dem Dritten
• Verweigert der Vertretene die Genehmigung des RG, das der Vertreter ohne
Vertretungsmacht (falsus procurator) vorgenommen hat, so haftet letzterer je nachdem,
ob der Vertreter das Fehlen der Vertretungsmacht gekannt hat oder nicht, nach § 179
Abs.1 o. 2
• Haftung aus einem gesetzlichen Schuldverhältnis
• § 179 findet auch auf die gesetzliche Stellvertretung Anwendung & wenn der Vertrag
wegen Überschreitung der Vollmacht nur teilweise unwirksam ist

232
Anwendung des § 179 – Tätigwerden eines
Untervertreters
• DEF.: Ein Untervertreter handelt als Vertreter des Vertreters
• Ein Untervertreter kann unterschiedlich auftreten
a) Ein Unterbevollmächtigter, der als Vertreter des Hauptbevollmächtigten auftritt, kann
gem. § 179 als Vertreter ohne Vertretungsmacht nur dann in Anspruch genommen
werden, wenn es an seiner Untervollmacht, nicht aber, wenn es an der Vollmacht des
Hauptbevollmächtigten mangelt
b) Tritt der Untervertreter dem Geschäftspartner als Vertreter des Geschäftsherrn wie ein
von diesem selbst Bevollmächtigter gegenüber, so erweckt er damit das Vertrauen in
die Befugnis, den Geschäftsherrn nicht nur als „Vertreter eines Vertreters“ sondern
unmittelbar rechtsgeschäftlich verpflichten zu können.

233
Inanspruchnahme des Vertreters beim Geschäft
für den, den es angeht
• Nach herrschender Meinung kann derjenige, der ein RG für den, den es angeht oder für
eine Person, deren Benennung er sich vorbehält, abschließt, in entsprechender
Anwendung des § 179 in Anspruch genommen werden, wenn er sich weigert, den
Vertretenen namhaft zu machen & die Durchführung des Geschäftes daran scheitert
• § 179 auch anwendbar, wenn jemand im Namen einer nicht existierenden Person
vertragliche Vereinbarungen trifft

234
Anspruch aus § 179 Abs.1
• Hat der Vertreter den Mangel der Vertretungsmacht gekannt, haftet er dem Dritten nach dessen
Wahl auf Erfüllung oder Schadensersatz wegen Nichterfüllung
• Handelt sich um ein Wahlschuldverhältnis à auf das die §§ 263 ff. Anwendung findet
• Entscheidet sich der Dritte Erfüllung zu verlangen à Anspruch aus einem gesetzlichen
Schuldverhältnis: mit dem Vertreter ohne Vertretungsmacht kommt kein Vertrag zustande
à Vertreter ohne Vertretungsmacht muss sich behandeln lassen als sei er
Vertragspartei
• Wählt der Dritte den Anspruch auf Schadensersatz wegen Nichterfüllung à Anspruch auf
Geldleistung, durch die der Geschäftsgegner so gestellt werden muss, wie er stehen würde, wenn
ordnungsgemäß erfüllt worden wäre
à Bei gegenseitigen Verträgen ist der Schaden nach der Differenztheorie zu berechnen à
also nach der Differenz zwischen den Werten von Leistung und Gegenleistung

235
Anspruch aus § 179 Abs.2
• Die Strenge Haftung des Vertreters aus § 179 Abs.1 entsteht nur dann, wenn der
Vertreter den Mangel der Vertretungsmacht kennt
• Hat er den Mangel der Vertretungsmacht nicht gekannt, haftet er gem. § 179 Abs.2 nur
auf das negative Interesse (Vertrauensinteresse)
• Unerheblich ist ein Verschulden des Vertreters o. Mangel für ihn erkennbar war
• Der Vertrauensschaden (das negative Interesse) ist in gleicher Weise zu berechnen wie
ein Schaden § 122 à Anspruch auf Ersatz des negativen Interesses durch die Höhe des
Erfüllungsinteresses (positive Interesse) begrenzt ist

236
Ausschluss der Haftung nach § 179 Abs.3
• Wenn der Dritte den Mangel der Vertretungsmacht gekannt, oder infolge Fahrlässigkeit
(kennen musste) nicht gekannt hat, entfällt die Haftung des Vertreters aus § 179 Abs.1 o.
2. Der Dritte ist grundsätzlich nicht verpflichtet, Erkundigungen darüber einzuziehen ob
der Vertreter mit Vertretungsmacht ausgestattet ist oder nicht
• Beschränkt geschäftsfähige Vertreter haften nicht, es sei denn, sie haben mit der
Zustimmung ihrer gesetzlichen Vertreter gehandelt (§ 179 Abs.3 S.2)

237
Anscheinsvollmacht & Haftung aus § 179
• BGH: § 179 Abs.1 stelle dem Gläubiger (Dritten) nur für den Fall, dass die Begründung
einer Vertragsverpflichtung an einem Vertretungsmangel scheitert, einen anderen
Schuldner in der Person des als Vertreter Aufgetretenen bereit, dafür besteht aber kein
Bedürfnis, wenn der Gläubiger den angeblich Vertretenen, sei es auch nur kraft
Rechtsscheins, tatsächlich in Anspruch nehmen kann

238
Missbrauch der Vertretungsmacht
• DEF.: Ein Missbrauch der Vertretungsmacht liegt vor, wenn der Vertreter die im
Innenverhältnis mit dem Vertretenen vereinbarten Grenzen überschreitet. Das
Innenverhältnis stellt bei Vorliegen einer Vollmacht regelmäßig der zugrundeliegende
Vertrag dar
• Handelt der Vertreter im Rahmen der Vollmacht, überschreitet jedoch seine Befugnis à
so wird der Vertretene grundsätzlich trotzdem rechtsgeschäftlich gebunden

239
Kollusion
• Umfasst Fälle in denen Vertreter & Geschäftsgegner einvernehmlich zur Schädigung des
Vertretenen zusammenwirken. Das RG kommt hierbei grundsätzlich wirksam zustande,
aus Billigkeitsgesichtspunkten ist ein solches RG jedoch nach § 138 Abs.1 wegen
Sittenwidrigkeit unwirksam

240
Evidenz
• Hierbei kennt der Geschäftsgegner den Missbrauch der Vertretungsmacht oder das
missbräuchliche Handeln des Vertreters musste sich ihm geradezu aufdrängen.
• Vertreter handelt außerhalb seiner Vertretungsmacht mit der Folge, dass die §§ 177 ff.
analog anwendbar sind
• Vertrag ist zunächst schwebend unwirksam à hängt von der Genehmigung des
Vertretenen ab.
• Nach Auffassung der Rechtsprechung kommt der Vertrag sofort wirksam zustande, der
Vertretene kann bei einer Inanspruchnahme dem Vertragspartner jedoch die Einrede des
Rechtsmissbrauchs nach § 242 entgegenhalten

241
Die Zustimmung
• DEFinition: Die Zustimmung ist eine empfangsbedürftige WE, auf die die allgemeinen
Regeln für WE , wie §§ 119 ff & 130 Anwendung finden. Bedarf nicht der Form die für
das RG vorgeschrieben ist.
• Einwilligung à vorherige Zustimmung § 183
• Genehmigung à nachträgliche Zustimmung § 184
• Verweigerung kann gem. §§ 119 ff. mit ex tunc- Wirkung angefochten werden
• Zustimmungsbedürftige RG à RG, die kraft Gesetzes zu ihrer Wirksamkeit der
Zustimmung eines Dritten bedürfen, d.h. einer Person, die selbst das RG nicht
vorgnommen hat

242
Wirkung der Genehmigung
• Gem. § 184 Abs.1 wirkt die Genehmigung grundsätzlich auf den Zeitpunkt der Vornahme
des genehmigten RG zurück à das hat zur Folge, dass das genehmigte Geschäft so
angesehen wird, als sei eine Wirksamkeit schon zur Zeit seiner Vornahme eingetreten
• Zwischenverfügungen à Verfügungen die der Genehmigende vor der Genehmigung
über den Gegenstand des Hauptgeschäfts getroffen hat
• § 184 Abs.2 schützt also denjenigen, zu dessen Gunsten der Genehmigende die Zwischenverfügung
vorgenommen hat

243
Verfügung eines Nichtberechtigten & die
Zustimmung § 185
• § 185 behandlet solle Fälle, in dnene ein Nichtberechtigter im eigenen Namen
Verfügungen trifft. Tritt der Verfügende in frmeden Namen auf, liegt Stellvertretung § 164
vor, unter Umständen handelt es sich um Vertretung ohne Vertretungsmacht § 177 ff. à
dann ist § 185 unanwendbar !!!
• Verfügung à ein RG, das auf den Bestand, Inhalt oder Umfang eines Rechtes unmittelbar
im Sinne einer Rechtsänderung einwirkt
• Sind z.b. Übertragung des Eigentums an beweglichen und unbeweglichen Sachen, Abtretung einer
Forderung
• Ist aber auch die Belastung eines Rechts mit einem anderen Recht (z.b. Pfandrecht)

244
Nichtberechtigter i.S.des § 185
• Derjenige, dem der von der Verfügung betroffene Gegenstand materiellrechtlich nicht
zusteht
• Derjenige, der über ein Recht verfügt, das zugunsten eines Dritten belastet ist, und der
den Eindruck erweckt, als sei es unbelastet
• Auch der Inhaber des von der Verfügung betroffenen Gegenstandes, wenn ihm die
Verfügungsmacht fehlt, wie z.b. der Erbe bei der Testamentsvollstreckung
• Auch derjenige, der vom Berechtigten in einem gewissen Rahmen ermächtigt ist, die
Grenzen der Ermächtigung mit der getroffenen Verfügung aber überschritten hat

245
Wirksame Verfügung eines Nichtberechtigten
mit Zustimmung des Berechtigten
• Voraussetzung: Der Nichtberechtigte kann im eigenen Namen eine wirksame Verfügung
über ein Recht treffen, wenn der Berechtigte dazu vorher seine Zustimmung erteilt hat
• Rückwirkend wirksam werden, wenn der Nichtberechtigte über den Gegenstand verfügt
§ 185 Abs.2 S.1
• Bis zur Genehmigung/ Verweigerung à schwebend unwirksam
• Verfügung eines Nichtberechtigten à derjenige muss die Verfügungsmacht dafür haben
(anderenfalls würde mit der Genehmigung in das Recht eines anderes eingegriffen)

246
Wirksame Verfügung eines Nichtberechtigten
ohne Zustimmung des Berechtigten
• Grundlage: Ein Nichtberechtigter im eigenen Namen verfügt über einen Gegenstand und
der Erwerber in dem Glauben handelt, der Veräußerer sei der Berechtigte

247
Die Ermächtigung
• DEF.: Ermächtigung bedeutet die Möglichkeit dass der Rechtsinhaber einem anderen die
Macht erteilen kann, im eigenen Namen auf den Rechtskreis des Ermächtigenden durch
Rechtsgeschäfte einzuwirken

• Verpflichtungsermächtigung: Ermächtigung durch ein im eigenen Namen


vorzunehmendes RG den Ermächtigen unmittelbar zu verpflichten
• Verfügungsermächtigung: § 185 Abs.1 begründet die aus dem Recht des Ermächtigenden
abgeleitete Zuständigkeit des Ermächtigten, über ein subjektives Recht des
Ermächtigenden im eigenen Namen zu verfügen
• Kann wie eine Vollmacht beliebig begrenzt werden
• Überschreitung der Ermächtigung à Verfügungsempfänger wird im Rahmen der
Vorschriften über den gutgläubigen Rechtserwerb geschützt

248
Die Bedingung (§§ 158 ff.)
• DEF.: Die Bedingung ist die einer WE beigefügte Beschränkung, durch die die
Wirksamkeit eines RG von dem Eintritt oder Nichteintritt eines ungewissen, in der
Zukunft liegenden Ereignisses abhängig gemacht wird

• Befristung: Wirksamkeit eines RG kann aufgehoben werden. Bei einer Befristung wird die
Wirksamkeit eines RG im Gegensatz zur Bedingung nicht von dem Eintritt eines
ungewissen Ereignisses, sondern von dem Eintritt eines zukünftigen gewissen
Ereignisses, nämlich einem bestimmten Zeitpunkt, abhängig gemacht

249
Potestativbedingung
• DEF.: (gewillkürte Bedingung) Die Wirksamkeit eines RG soll von dem Willen einer am
Geschäft beteiligten Person abhängig gemacht werden

• Werden bei gegenseitig verpflichtenden Verträgen, bei denen beide Partner zugleich
Gläubiger und Schuldner sind, für zulässig erachtet
• Nicht zulässig à bei Verfügungsgeschäften, weil sonst die Zuordnung der
Verfügungsgegenstände von subjektiven, nicht nachvollziehbaren Voraussetzungen
abhängig gemacht und damit die Rechtssicherheit gefährden würde
• Wollensbedingung: Jene Bestimmung, durch die es in das freie Belieben einer Partei
gestellt wird, ob sie an eine von ihr abgegeben Erklärung gebunden sein soll oder nicht
(nicht besagt, dass ihr Inhalt verbindlich sein soll)

250
Die aufschiebende Bedingung
• DEF.: Ist ein RG unter einer aufschiebenden Bedingung abgeschlossen worden, wird es
erst mit dem Eintritt der Bedingung wirksam (§ 158 Abs.1)

• Bis zum Eintritt der Bedingung à RG im Schwebezustand


• Tritt die Bedingung ein à Ex nunc wirksam
• Eigentumsvorbehalt: Bei der Übereignung gibt der Verkäufer und bisherige Eigentümer
seine Einigungserklärung i.S. des § 929 unter der aufschiebenden Bedingung der
vollständigen Kaufpreiszahlung ab
• Rechtsfolgen: Das RG ist vollendet, allerdings treten seine Rechtsfolgen erst später,
nämlich mit Eintritt der Bedingung ein
• Eine bei Vornahme des RG bestehende Willenseinigung, die zum Entstehen des Rechtsgeschäfts geführt
hat, muss bei Eintritt der Bedingung nicht notwendigerweise mehr vorhanden sein

251
Die auflösende Bedingung
• DEF.: Wird ein RG unter einer auflösenden Bedingung abgeschlossen, wird es zunächst
voll wirksam. Dennoch bleibt die Wirksamkeit des RG in der Schwebe, weil das
Rechtsgeschäft in dem Moment seine Wirksamkeit verliert, in dem das als Bedingung
vereinbarte zukünftige Ereignis eintritt (§ 158 Abs.2)

• Tritt das Ereignis nicht ein à RG endgültig wirksam

252
Echte und unechte Bedingungen
• DEF.: Eine Bedingung i.S. des § 158 ist nur vereinbart, wenn das Ereignis, von dessen
Eintritt oder Nichteintritt die Wirksamkeit eines RG abhängen soll, aus objektiver Sicht
noch ungewiss ist. Eine objektive Ungewissheit liegt nicht vor, wenn der Umstand, der
über die Wirksamkeit entscheiden soll, bereits feststeht und nur die Vertragsparteien
subjektiv noch keine Kenntnis davon haben

• DEF.: Zu den unechten Bedingungen sich auch die sog. Rechtsbedingungen zu zählen.
Dabei handelt es sich um die Aufnahme ohnehin vorhandener gesetzlicher
Wirksamkeitsvoraussetzungen (Gültigkeitsvoraussetzungen) in einen
rechtsgeschäftlichen Tatbestand

253
Bedingungsfeindliche RG
• RG bei denen die Beifügung einer Bedingung nicht zulässig ist, weil der Empfänger der
Erklärung vor einer nicht zumutbaren Unsicherheit geschützt werden muss

• Anfechtung, Rücktritt, Kündigung & bei § 873


• § 388 Abs.2

254
Rechtslage während der Schwebezeit
• Während der Schwebezeit ist der Inhaber eines Rechts, das Gegenstand des bedingt
abgeschlossenen Vertrages ist, noch Vollrechtsinhaber und als solcher verfügungsbefugt
• § 161 à in der Schwebezeit sind Verfügungen die die Rechtsstellung desjenigen
berühren, der bei Eintritt der Bedingung den Gegenstand erwerben würde, unwirksam
sind, soweit sie die von der Bedingung abhängige Wirkung vereiteln oder beeinträchtigen
würden
• Derjenige, dessen Erwerb eines Gegenstandes nur noch von dem Eintritt einer
Bedingung abhängt, hat durch § 161 eine rechtlich geschützte Position à Anwartschaft
(Person wird Anwartschaftsberechtigter)
• Subjektives, übertragbares Recht
• Bleibt vom Kaufvertrag abhängig
• Wird hinfällig wenn der Verkäufer gem. § 449 Abs.2 wirksam von Vertrag zurücktritt

255
Treuwidrige Einflussnahme auf Eintritt
oder Ausfall der Bedingung § 162
• Die Partner eines unter einer Bedingung geschlossenen RG sind nicht verpflichtet, sich
um den Eintritt der Bedingung zu bemühen
• Gem. § 162 à sind die an dem RG Beteiligten allerdings gehalten, während des
Schwebezustandes nicht zu unternehmen, was gegen Treu und Glaube Verstößt und
geeignet ist, den Eintritt der Bedingung zu verhindern
• Nach h.M. enthält § 162 einen allg. Grundsatz à Aus einem von ihm treuwidirg
herbeigeführten Ereignis darf niemand eine für sich günstige Rechtsfolge herleiten

256
Veräußerungsverbote §§ 135 ff.
• Zweck: Verfügungen zu verhindern
• Gesetzliche Veräußerungsverbote § 135
• Behördliche Veräußerungsverbote § 136
• Rechtsgeschäftliche Veräußerungsverbote § 137

257
Gesetzliche & behördliche
Veräußerungsverbote
• Verstoß gegen ein gesetzliches o. behördliches Veräußerungsverbot à führt zur
Unwirksamkeit der Verfügung
• D.h. die Verfügung ist nur denjenigen Personen gegenüber unwirksam, die durch das
Veräußerungsverbot geschützt werden sollen (Allen anderen Personen gegenüber ist die Verfügung
wirksam)
• Dient zum Schutz allg. Interessen (= absolutes Veräußerungsverbot)
• Ein Verstoß à Beurteilen nach § 134

258
Rechtsgeschäftliche Veräußerungsverbote
• § 137 S.2 lässt allerdings die Möglichkeit offen, dass eine lediglich schuldrechtliche
Verpflichtung, die ein Veräußerungsverbot und damit ein Verbot einer Verfügung über
ein Recht zum Gegenstand hat, zwischen zwei Personen vereinbart wird (Wirkt nur für
die Personen die an dieser Vereinbarung beteiligt sind)
• Verletzt eine Person, die sich einer anderen Person gegenüber verpflichtet hat à so kann
sie dem Vertragspartner gegenüber zum Schadensersatz verpflichtet sein

259
Sinn der Verjährung
• Alle gesetzlichen und vertraglichen Ansprüche sind gem. §§ 194 ff. der Verjährung
unterworfen & damit auf ihre Durchsetzbarkeit zeitlich begrenzt
• DEF.: Verjährung. Der Gläubiger kann den Anspruch nicht mehr durchsetzen, wenn der
Schuldner die Einrede gelten macht, der Anspruch sei verjährt. Hat der Schuldner die
Einrede der Verjährung erhoben, ist er berechtigt, die Leistung dauernd zu verweigern (§
214 Abs.1).
• Nur Ansprüche unter liegen der Verjährung (§ 194 Abs.1)
• Sinn und Zweck: Rechtssicherheit & Rechtsfrieden bewahren
• Verjährung bedeutet nicht das der Anspruch nicht mehr besteht
• Vergessen sich auf Verjährung zu berufen à bereits erbrachte Leistung kann nicht zurück
gefordert werden

260
Verjährungsfristen
• § 195 à regelmäßige Verjährungsfrist 3 Jahre (Ansprüche aus Verträgen & Ansprüche aus
ungerechtfertigter Bereicherung § 812)
• § 438 à Verjährungsfrist 2 Jahre von der Ablieferung an gerechnet – Mängelansprüche beim kauf
beweglicher Sachen (§ 437 ff.)
• Verjährung tritt ohne Rücksicht ein, ob der Käufer den Mangel kannte o. erkennen konnte (gilt auch für
verborgene Mängel)
• § 438 Abs.1 Nr.2 à Verjährungsfrist von 5 Jahren > Bauwerken
• § 634a Abs.2 à Verjährungsfrist 2 Jahre > Werkvertrag
• Zehnjährige Verjährungsfrist à Ansprüche auf die Übertragung des Eigentums an Grundstücken
§ auf Begründung von Rechten an einem Grundstück
• Dreißigjährige Verjährung à Schadenersatzansprüche (vorsätzlich), Herausgabeansprüche aus
Eigentum & anderen dinglichen Rechten, Familien- und erbrechtliche Ansprüche, rechtskräftig
festgestellte Ansprüche (Zahlungsansprüche) & Ansprüche, die durch die im Insolvenzverfahren
erfolgte Feststellung vollstreckbar geworden sind

261
Beginn und Berechnung der
Verjährungsfristen
• § 199 Abs. 2 & 3 à Höchstfristen, nach deren Ablauf die Verjährung unabhängig von der
Kenntnis eintritt
• Zweijährige Verjährungsfrist bei Mangelansprüchen
• Kauf beweglicher Sachen mit der Ablieferung7Übergabe der Sache § 438 Abs.2
• Werkvertrag im Regelfall mit der Abnahme § 634a Abs.2
• Die regelmäßige Verjährungsfrist von drei Jahren (§ 195) beginnt nach § 199 abs.1 mit
dem Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist (§ 199 Abs.1 Nr.1) & der
Gläubiger von den Anspruch begründenden Umständen und der Person des Schuldners
Kenntnis erlangt hat o. grobe Fahrlässigkeit hätte erlangen müssen (§ 199 Abs.1 Nr.2)
• § 199 Abs.1 nr.2 à knüpft an den Beginn der regelmäßigen Verjährungsfrist an die zusätzliche
Voraussetzung der Kenntnis o. grob fahrlässigen Unkenntnis des Gläubigers

262
Vereinbarung über die Verlängerung/Verkürzung von
Verjährungsfristen
• Grundsätzlich à Verjährungsfrist kann durch eine entsprechende Vereinbarung verkürzt
o. verlängert werden
• § 202 schließt aus à dass die Haftung wegen Vorsatzes erleichtert o. ausgeschlossen
wird o. die Verjährungsfrist über 30 Jahre hinaus verlängert wird
• § 309 Nr. 8 b) ff.) à bei Verträgen über Lieferung neu hergestellter Sachen und über
Werkleistungen die verkürzte Verjährungsfrist 1 Jahr nicht unterschreiten darf
• Kann wirksam sein wenn diese innerhalb einer Individualvereinbarung getroffen wurde

263
Hemmung der Verjährung
• DEF.: Bestimmte Zeiten werden in die Verjährungsfrist nicht eingerechnet
• Ablaufhemmung: Dabei handelt es sich um einen Unterfall der Hemmung.
Verjährungsfrist läuft frühestens eine bestimmte Zeit nach Wegfall von bestimmten
Gründen ab, die der Geltendmachung des Anspruchs entgegenstehen
• Gründe für den Eintritt der Hemmung
• Klageerhebung § 204 Abs.1 Nr.1
• Zustellung eines Mahnbescheides im Mahnverfahren § 204 Abs.1 Nr.3
• Anmeldung des Anspruchs im Insolvenzverfahren § 204 Abs.1 Nr.10
• Vereinbarung zwischen Gläubiger und Schuldner § 205
• Tatsächliche Hindernisse § 206
• Familiäre und ähnliche Gründe § 207
• §203 (Hemmung dauert nur solange, bis der eine o. der andere Teil die Fortsetzung der Verhandlung
verweigert (§ 203 Abs.1)

264
Neubeginn der Verjährung
• § 212 à Neubeginn der Verjährung hat zu Folge, dass die bis zu Neubeginn verstrichene
Zeit nicht mehr mitgezählt wird. Der Ablauf der vollständigen Verjährungsfrist beginnt
erneut.
• Gründe für den Neubeginn
• Verjährung erneut beginnt, wenn der Schuldner gegenüber dem Gläubiger den Anspruch anerkennt.
Das kann durch Abschlag- o. Zinszahlung, durch Sicherheitsleistung o. auf andere Weise geschehen
• Verjährung erneut beginnt, wenn eine gerichtliche o. behördliche Vollstreckungshandlung
vorgenommen o. beantragt wird

265
Ausschlussfristen
• DEF.: Es handelt sich dabei um Fristen, innerhalb derer bestimmte Gestaltungsrechte, zu
denen u.a. die Anfechtung, Die Kündigung und die Ausübung des Rücktrittsrechts zählen,
geltend gemacht werden können
• §§ 121 & 124 à Regelungen für die Ausschlussfrist für die Geltendmachung der
Anfechtung
• In einem Prozess à Gericht hat die Ausschlussfrist auch dann zu beachten, wenn sich der
Gegner Im Prozess darauf nicht beruft. (Ausschlussfristen in einem gerichtlichen
Verfahrenà rechtsvernichtende Einwendungen)

266
Regeln in §§ 187-193 BGB
• Auslegungsregeln
• Ermöglicht das mehrdeutige Ausdrucksweisen verstanden werden, wie dies nach der
Lebenserfahrung der mutmaßlichen Absicht desjenigen entspricht der Fristen & Termine
setzt
• Dann anwenden à wenn die Auslegung von Gesetzen, WE o. Verträgen nach den
allgemeinen Grundsätzen zu keinem zweifelsfreien Ergebnis führt
• Vorschriften sind subsidiär à d.h. sie treten dann zurück, wenn man bereits mit Hilfe der
Auslegung nach §§ 133, 157 zu einem eindeutigen Ergebnis gelangt

267
Rechtsfähigkeit
• Die Rechtsfähigkeit ist die Fähigkeit einer Person, Träger von Rechten und Pflichten sein
zu können. Sie versetzt die Person in die Lage, Rechtssubjekt zu sein und als solches am
Rechtsverkehr und damit am sozialen Leben teilnehmen zu können.

268
Schutz der Persönlichkeit
• Das allgemeine Persönlichkeitsrecht ist ein umfassendes Recht auf Achtung und
Nichtverletzung der Person, durch das die Privat– und Intimsphäre, die Ehre, Schrift und
Rede geschützt werden.

• Das Grundgesetz garantiert das allgemeine Persönlichkeitsrecht in Art. 1 I, 2 I, II GG. Das
BGB schützt es durch § 12 BGB und § 823 I BGB.

269
Juristische Personen
• Juristische Personen sind soziale Organisationen, denen die Rechtsordnung eine eigene
Rechtsfähigkeit zuerkennt, damit sie selbst Träger von Rechten und Pflichten sein
können. Die juristischen Personen sind also selbst rechtsfähig.

• Eine juristische Person kann im Rechtsverkehr nur durch ihre Organe handeln. Diese
Organe bestehen aus natürlichen Personen (z.B. der Vorstand eines eingetragenen
Sportvereins).

270
Verein
• Ein Verein i.S.d. BGB ist ein auf Dauer angelegter Zusammenschluss von Personen zur
Verwirklichung eines gemeinsamen Zwecks mit körperlicher Verfassung, wobei sich die
körperliche Organisation in einem Gesamtnamen, in der Vertretung durch einen
Vorstand und in der Unabhängigkeit vom Wechsel der Mitglieder äußert.

271
Arten von Vereinen
• 1. Eingetragener Verein, § 21 BGB: Ein eingetragener Verein, dessen Zweck nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb
gerichtet ist, erwirbt die Rechtsfähigkeit erst mit der Eintragung in das Vereinsregister, das bei dem zuständigen Amtsgericht
geführt wird.

• 2. Nicht eingetragener Verein: Ein Verein ist dann nicht rechtsfähig, wenn er weder durch Eintragung ins Vereinsregister (§ 21
BGB) noch durch staatliche Verleihung (§ 22 BGB) Rechtsfähigkeit erlangt hat. Er ist zwar eine Körperschaft, aber keine juristische
Person (Bsp.: Studentenverbindung).

• 3. Wirtschaftlicher Verein, § 22 BGB: Sein Zweck ist auf den Betrieb eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs gerichtet.
Rechtsfähigkeit erlangt er durch staatliche Verleihung, die sich nach den Grundsätzen der Alternativität und der Subsidiarität
richtet.

• 4. Idealverein: Solche Vereine, deren Hauptzwecke politischer, sportlicher, religiöser, wissenschaftlicher und sonstiger kultureller
oder geselliger Art sind. Ihr Zweck ist damit nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet (§ 21 BGB).

272
Personengesellschaften
• Die Personengesellschaften sind:

• -die BGB–Gesellschaft (§§ 705 ff. BGB)
• -die offene Handelsgesellschaft (§§ 105 ff. HGB)
• -die Kommanditgesellschaft (§§ 161 ff. HGB)
• -die stille Gesellschaft (§§ 230 ff. HGB)

• Die Vorschriften über die BGB–Gesellschaft finden auch auf die OHG, die KG und die stille
Gesellschaft Anwendung, soweit das HGB im Verhältnis zum BGB nicht
Sonderregelungen enthält (siehe §§ 105 Abs. 2, 161 Abs. 2 HGB).

273
Kapitalgesellschaft
• Die Kapitalgesellschaften sind:

• -Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH, geregelt im GmbHG
• -Unternehmergesellschaft (Unterform der GmbH, § 5a GmbHG)
• - Aktiengesellschaften (AG, geregelt im AktG)
• -Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA, § 278 AktG)

274
Subjektive Recht
• Ein subjektives Recht ist die der einzelnen natürlichen oder juristischen Person von der
Rechtsordnung verliehene, zur Befriedigung seiner Bedürfnisse und Interessen dienende
Rechtsmacht.

• Dazu gehören insbesondere Persönlichkeitsrechte, persönlichen Familienrechte,


Herrschaftsrechte, Ansprüche und Gestaltungsrechte.

275
Unterschied zwischen absoluten und relativen
Recht
• Absolute Rechte wirken gegenüber jedermann. D.h.: Absolute Rechte geben dem Inhaber
einen absoluten Schutz (z.B. Eigentum).
• Relative Rechte wirken nur zwischen bestimmten Personen innerhalb eines
Rechtsverhältnisses (z.B. vertragliches oder gesetzliches Schuldverhältnis).

276
Subjektives Recht erwerben
• 1. Originärer Erwerb: liegt vor, wenn eine Person ein subjektives Recht nicht von einer
anderen Person erwirbt, sondern dieses subjektive Recht erst in der Person des
Erwerbers selbst entsteht.

• 2. Derivativer Erwerb: Geht das subjektive Recht durch einen Übertragungsakt von einer
Person auf die andere über, so spricht man von einem abgeleiteten Erwerb.

277
Subjektives Recht - Rechtsmissbräulich
• Rechtsmissbräuchlich und deshalb unzulässig ist die Ausübung eines subjektiven Rechtes
dann, wenn der Inhaber des Rechtes damit

• • gegen das Schikaneverbot (§ 226 BGB),


• • gegen die guten Sitten (§§ 138, 826 BGB) oder
• • gegen Treu und Glauben (§ 242 BGB) verstößt.

278
Venire contra factum proprium
• Der Grundsatz bedeutet, dass derjenige rechtsmissbräuchlich handelt, der sich zum
Nachteil eines anderen mit seinem eigenen früheren Verhalten in Widerspruch setzt.
Dabei handelt es sich um einen Fall der unzulässigen Rechtsausübung i.S.v. § 242 BGB.

279
Verwirkung § 242
• Verwirkung i.S.v. § 242 BGB liegt vor, wenn der Inhaber eines Rechts verstößt mit der
Geltendmachung des Rechts gegen Treu und Glauben, wenn

• längere Zeit verstrichen ist, in der er das Recht nicht geltend gemacht hat, obwohl er es
hätte geltend machen können (= Zeitmoment)
und

• derjenige, gegen den das Recht geltend gemacht wird (Verpflichteter), nach dem vorher
an den Tag gelegten Verhalten des Berechtigten davon ausgehen durfte, dass dieser sein
Recht nicht mehr geltend machen würde, der Verpflichtete dies auch angenommen und
sich darauf eingerichtet hat (= Umstandsmoment).

280
Notwehr
• Notwehr (§ 227 BGB) ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen
rechtswidrigen Angriff von sich oder einer anderen Person abzuwenden.

281
Angriff
• Ein Angriff ist jede menschliche Handlung, durch die eine Verletzung rechtlich
geschützter Interessen droht. Ein solcher Angriff ist rechtswidrig, wenn derjenige, gegen
den sich der Angriff richtet, zur Duldung dieser Handlung nicht verpflichtet ist.

282
Arten des Notstands
• Der Notstand unterscheidet sich von der Notwehrsituation dadurch, dass die Gefahr,
gegen die sich der Betroffene verteidigen darf, nicht von einem Menschen, sondern von
einer Sache ausgeht. Man unterscheidet zwischen:

• 1. Verteidigungsnotstand (§ 228 BGB): die Gefahr geht von einer Sache aus; bei der
Abwehr der Gefahr wird die Sache beschädigt oder gar zerstört.

• 2. Angriffsnotstand (§ 904 BGB): der Zugriff und die Einwirkung auf eine Sache, von der
keine Gefahr ausgeht, werden gestattet, um eine gegenwärtige Gefahr abzuwenden. Der
drohende Schaden muss unverhältnismäßig groß sein im Verhältnis zu dem Schaden, der
dadurch entsteht, dass die fremde Sache benutzt wird, um den Angriff abzuwehren. Dies
gilt es gegeneinander abzuwägen.

283
Selbsthilfe
• Selbsthilfe ist die eigenmächtige, gewaltsame Durchsetzung eines subjektiven Rechts (§§
229 ff. BGB). Wesentlichen Voraussetzungen sind, dass:

• • obrigkeitliche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist und deshalb

• • die Gefahr besteht, dass ein vorhandener Anspruch nicht mehr verwirklicht werden
kann oder seine Durchsetzung wesentlich erschwert wird.

284
Sache
• Sachen im Sinne des BGB sind nur körperliche Gegenstände (§ 90 BGB). Sie sind von
Menschen beherrschbar.

285
Vertretbare und nicht vertretbare Sachen
• Vertretbare Sachen (§ 91 BGB) sind bewegliche Sachen, die im Verkehr nach Zahl, Maß
oder Gewicht bestimmt werden. Dies trifft auf solche Sachen zu, die sich von anderen
nicht durch ausgeprägte Individualisierungsmerkmale abheben und daher ohne weiteres
austauschbar sind.

• Nicht vertretbare Sachen sind solche Sachen, die individuell charakterisiert sind, sich von
anderen Sachen also durch ausgeprägte Individualisierungsmerkmale abheben (z.B.
Originalkunstwerk, Maßanfertigung).

286
Wesentlicher Bestandteil einer beweglichen
Sache oder eines Grundstücks
• Wesentliche Bestandteile einer Sache sind solche Bestandteile, die voneinander nicht
getrennt werden können, ohne dass der eine oder andere zerstört oder in seinem Wesen
verändert wird (§ 93 BGB). § 94 BGB definiert für Grundstücke näher, was unter
wesentlichen Bestandteilen zu verstehen ist (z.B. das dort errichtete Gebäude).

287
Scheinbestandteil eines Grundstücks
• Scheinbestandteile eines Grundstücks sind bewegliche Sachen, die nur vorübergehend
mit dem Boden fest verbunden sind (§ 95 I 1 BGB).

288
Zubehör einer beweglichen Sache oder eines
Grundstücks
• Nach § 97 BGB sind Zubehör solche beweglichen Sachen, die dem wirtschaftlichen Zweck
einer Hauptsache dienen, zu ihr in einem entsprechenden räumlichen Verhältnis stehen
und nach der Verkehrsanschauung als Zubehör angesehen werden.

289
Nutzungen
• Nutzungen gem. § 100 BGB die Früchte einer Sache oder eines Rechts sowie die Vorteile,
welche der Gebrauch der Sache oder des Rechts gewährt, vgl. auch § 99 BGB.

290
Trennungsprinzip
• Für die Erfüllung (§ 362) eines Verpflichtungsgeschäftes ist häufig noch ein weitere
Rechtsgeschäft, eine Verfügung notwendig
• Unterscheidung zwischen Verpflichtungs- & Verfügungsgeschäft

• Zwischen Trennungs- und Abstraktionsprinzip muss deutlich unterschieden werden

291
Abstraktionsprinzip
• DEF.: Das Abstraktionsprinzip, das die Trennung von Verpflichtungs- &
Verfügungsgeschäft voraussetzt (ohne Trennung ist keine Abstraktion möglich), geht
noch über das Trennungsprinzip hinaus
• Inhaltliche Abstraktion: Das Verfügungsgeschäft muss keine kausale Zweckbestimmung
enthalten. Das bedeutet, es muss nicht angegeben werden, warum das
Verfügungsgeschäft vorgenommen wird (z.B. zwecks Erfüllung des zugrundeliegenden
Kaufvertrags)
• Äußerliche Abstraktion: Die Wirksamkeit des Verfügungsgeschäftes hängt weder von
dem Vorhandensein noch von der Wirksamkeit des Verpflichtungsgeschäftes ab

292
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