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Literaturhinweise: Brox/Walker, Allgemeiner Teil des BGB, 43. Auflage (2020), § 5; Medicus/Petersen, Grundwis-
sen zum Bürgerlichen Recht, §§ 2 f., 17 ff.
= Trennungs- und Abstraktionsprinzip als elementare Bestandteile der Rechtsgeschäftslehre und fundamentale
Prinzipien des dt. Zivilrechts ( Ausnahme im Europäischen Rechtsraum)
Gegenteil des Trennungsprinzips: Einheitsprinzip (Geltung etwa in Frankreich, Italien und Portugal), nach wel-
chem es keine Unterscheidung zwischen Verpflichtungs- und Verfügungsgeschäft gibt, d.h. sich die Rechtsände-
rung bereits mit dem Verpflichtungsgeschäft vollzieht (Bsp.: Eigentumsübergang bereits mit Kaufvertrag)
1. Verpflichtungsgeschäft
a. Definition: Rechtsgeschäft (Vertrag oder einseitiges Rechtsgeschäft), durch das lediglich die
Verpflichtung zu einer Leistung begründet wird – ohne, dass es bereits zu einer tatsächlichen
Rechtsänderung kommt
Bsp.: Kaufvertrag (§ 433 BGB), mit dessen Abschluss der Verkäufer zur Übergabe und Über-
eignung der Kaufsache verpflichtet wird, ohne dass es bereits zu einer Rechtsänderung (
Übergang des Eigentums an den Käufer) kommt [hierfür: Erfordernis des Verfügungsgeschäfts
in Form der Übereignung der Kaufsache nach §§ 929 ff BGB]
Beinhaltung eines Bündels von einzelnen Pflichten des Schuldners, denen auf Seiten des
Gläubigers einzelne schuldrechtliche/ obligatorische Ansprüche (= Forderungen) korres-
pondieren sog. Schuldverhältnisse i. e. S. [im engeren Sinne]
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2. Verfügungsgeschäft
a. Definition: Rechtsgeschäft, durch das auf ein bereits bestehendes Recht (schuldrechtlicher oder
dinglicher Art) unmittelbar eingewirkt wird – sei es, dass es übertragen, belastet, geändert oder
aufgehoben wird
dingliches Recht: Recht einer Person zur unmittelbaren Herrschaft über eine Sache, das
die Befugnis gewährt, andere von der Einwirkung auf die Sache auszuschließen
Bsp.: Eigentum als das umfassendste und grds. unbeschränkte dingliche Recht [§ 903
BGB]; Pfandrecht, Grunddienstbarkeit
1
Voraussetzung: Vorliegen zweier inhaltlich übereinstimmender, mit Bezug aufeinander abgegebener
Willenserklärungen; Angebot und Annahme (§§ 145, 147 BGB)
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dingliche Rechte als Unterart der absoluten Rechte: Rechte, die gegenüber jedem belie-
bigen Dritten [jedermann] wirken und von jedermann zu beachten sind (sog. inter-om-
nes-Wirkung) weitere absolute Rechte: familienrechtliche Befugnisse der Eltern, all-
gemeines Persönlichkeitsrecht
dingliche Ansprüche: Mittel zum Schutz und Verwirklichung der dinglichen Rechtsposi-
tion, welche dem Anspruchsinhaber gegenüber jedermann zustehen ( Ableitung aus dem
betreffenden dinglichen Recht)
Unterteilung:
Achtung !
Dingliche Ansprüche sind notwendig mit dem dinglichen Recht verknüpft. Sie stehen aus-
schließlich dem Rechtsinhaber zu und können nicht ohne das zugehörige Recht übertragen
werden2!
2
Schlagwort: Der Herausgabeanspruch aus § 985 BGB folgt dem Eigentum und nicht umgekehrt [das
Eigentum dem Herausgabeanspruch]!
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2. Publizitätsakt:
- bei Übereignung von Mobilien: Übergabe (Besitzverschaffung) oder Übergabesurrogat
(§§ 929, 930, 931 BGB)
- bei Übereignung von Immobilien: Grundbucheintragung (§ 873 BGB)
3. Berechtigung und Verfügungsbefugnis: i.d.R. Rechtsinhaber (aber: § 185 BGB !), ausnahms-
weise Dritte (bspw. § 80 I InsO)
beachte: Möglichkeit der Überwindung einer fehlenden Berechtigung des Verfügenden durch
den gutgläubigen Erwerb (bspw. §§ 932 ff BGB bei der Übereignung von Mobilien)!
4. Einigsein bei Übergabe: Rechtserwerb erst im Zeitpunkt des kumulativen Vorliegens aller
Voraussetzungen für eine wirksame Verfügung (Reihenfolge unerheblich!)
Konkret: Verfügungsgeschäfte sind abstrakte Rechtsgeschäfte, d.h. Geschäfte, welche vom Rechts-
grund (causa) der durch sie bewirkten Rechtsänderung losgelöst sind ( Der Rechtsgrund ist also
nicht Teil des betreffenden Verfügungsgeschäfts). Trotzdem liegt auch Verfügungsgeschäften regel-
mäßig ein Rechtsgrund zugrunde. Dieser ist in dem einem Verfügungsgeschäft zugrundeliegenden
Verpflichtungsgeschäft zu finden, weshalb letzteres in diesem Zusammenhang [als Rechtsgrund für
Verfügungsgeschäfte] auch Kausalgeschäft genannt wird. Da das Verfügungsgeschäft oft die Erfül-
lung des Kausalgeschäfts ist, wird ersteres auch oftmals [in diesem Zusammenhang] als Erfüllungs-
geschäft bezeichnet.
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dingliche Einigung bzgl. der Übereignung der Kaufsache3, die Übergabe der Kaufsache, Verfü-
gungsmacht des Verkäufers und Einigsein bei Übergabe) – ändert die Rechtslage. Gleiches gilt
für die Übereignung des Geldes. Der Käufer wird Eigentümer der Kaufsache und der Verkäufer
Eigentümer des Geldes. Der Käufer wird also nicht bereits durch den bloßen Abschluss des
Kaufvertrags Eigentümer der Kaufsache! Hierzu bedarf es noch der (hiervon rechtlich getrenn-
ten – in der Lebenswirklichkeit i.d.R. mit dem Verpflichtungsgeschäft zusammenfallenden)
Übereignung der Kaufsache!
Erläuterung: Weder führt grundsätzlich die Unwirksamkeit oder das Fehlen des Verpflichtungs-
geschäfts zur Unwirksamkeit des Verfügungsgeschäfts, noch folgt aus der Gültigkeit des Ver-
pflichtungsgeschäfts die Gültigkeit auch des Verfügungsgeschäfts – und jeweils umgekehrt (Ge-
setzgeberischer Grund: Sicherheit im Rechtsverkehr).
Sonderfall Fehleridentität:
Keine echte Durchbrechung des Abstraktionsprinzips! Gemeint sind Fälle, in denen Verpflich-
tungs- und Verfügungsgeschäft an ein und demselben Fehler (Nichtigkeits- oder Anfechtungs-
grund) leiden, bzw. jeweils von unterschiedlichen Fehlern betroffen sind und in der Folge beide
unwirksam sind.
Achtung! Das Verfügungsgeschäft ist nicht deshalb unwirksam, weil auch das Verpflichtungs-
geschäft unwirksam ist (und umgekehrt)! Vielmehr: Erfordernis der getrennten und eigenstän-
digen Prüfung, ob und von welchem Anfechtungs- oder Nichtigkeitsgrund jeweils das Verfü-
gungs- und das Verpflichtungsgeschäft betroffen sind!
Beispiele:
3
Die kaufvertragliche Einigung und die dingliche Einigung sind rechtlich streng voneinander zu unterscheiden,
aber fallen in der Lebenswirklichkeit i. d. R. in einem tatsächlichen Akt zusammen (Ausnahme: bspw. Kauf unter
Eigentumsvorbehalt).
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