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Grundprinzipien
In sprachlicher Hinsicht sind das Erbrecht in einem objektiven und einem subjektiven
Sinn zu unterscheiden.
Alle privatrechtlichen Vorschriften, die Alle Rechte und Pflichten, die dem
den Übergang des Vermögens von Erben mit dem Erbfall aus dem
Todes wegen von einem Menschen auf objektiven Erbrecht erwachsen.
einen Rechtsnachfolger regeln.
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- Erbschaftsteuer, solange sie nicht konfiskatorisch wirkt (Erbschaftsteuer- und
Schenkungsteuergesetz, neugefasst durch Bek. v. 27.2.1997 I 378)
- Pflichtteilsrecht als Beschränkung der Testierfreiheit.
Das - objektive - Erbrecht ist im Wesentlichen im fünften Buch des BGB geregelt;
ergänzende Regelungen finden sich
- in anderen Büchern des BGB (vgl. § 857 BGB und § 1371 BGB.
- im Lebenspartnerschaftsgesetz (§ 10 LPartG; § 6 LPartG iVm § 1371 BGB)
zum gesetzliches Erbrecht des überlebenden Lebenspartners.
- im HGB (§ 22 HGB) zur Fortführung der Firma (Handelsname).
- im sog. Höferecht (Landesrecht gem. Art. 64 EGBGB, Landesgesetz über die
Höfeordnung (HO - RhPf) in der Fassung vom 18. April 1967, zuletzt geändert
durch Gesetz v. 26. 9. 2000 (GVBl. S. 397).
- zu Verfahrensregelungen im BGB sowie (seit 2009) im FamFG (G. über das
Verfahren in Familiensachen und Angelegenheiten der freiwilligen
Gerichtsbarkeit), BeurkG.
- für das Internationales Erbrecht - zur Bestimmung des anwendbaren Rechts
bei Erbfällen mit internationalem Bezug - in Art. 25 EGBGB und in der EU-VO
über die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung und die
Vollstreckung von Entscheidungen und öffentlichen Urkunden in Erbsachen
sowie zur Einführung eines Europäischen Nachlasszeugnisses vom 4.7.2012 -
EuErbVO (gilt seit 17.8.2015). Daneben sind allerdings auch multi- und
bilaterale Staatsverträge (vgl. den Konsularvertrag zwischen der Türkischen
Republik und dem Deutschen Reiche v. 28.5.1929) zu berücksichtigen.
● Universalsukzession
Mit dem in § 1922 BGB geregelten Prinzip der Universalsukzession ist gemeint, dass
das Erbrecht jedem Menschen einen Rechtsnachfolger gibt, der in alle das
Vermögen betreffenden Rechte und Pflichten des Verstorbenen eintritt. Nur für ganz
wenige Bereiche sieht das Gesetz Sonderrechtsnachfolgen bei Tod vor, wie zB. die
in einigen Bundesländern geltende Höfeordnung (HöfeO). Darüber hinaus hat die
Rechtsprechung vereinzelte Rechts als nicht vererbbar anerkannt.
● unbeschränkte Verwandtenerbfolge
● Testierfreiheit
In Deutschland ist der Erblasser dagegen frei, die Rechtsnachfolge nach seinem Tod
durch letztwillige Verfügung zu gestalten. Diesen Grundsatz nennt man
Testierfreiheit, ein Element der Privatautonomie, so wie die Vertragsfreiheit. Im
französischen Recht und vielen mit diesem verwandten Rechtsordnungen lässt sich
die eigentliche Erbfolge nicht testamentarisch regeln. Dort enthalten Testamente nur
Zuwendungen von Todes wegen. (Deus solus heredes facit.)
A. Erbfolge
1. Erbfall, Gesamtrechtsnachfolge
Wenn ein Mensch stirbt, hört er auf, Rechtssubjekt zu sein und wird als Erblasser
bezeichnet: Eine natürliche Person, durch deren Tod (Erbfall, § 1922 BGB) die
Erbschaft auf den oder die Erben übergeht. Für Zweifelsfälle1 hat der Gesetzgeber
das Verschollenheitsgesetz (vom 04.07.1939, gerade rechtzeitig für eine größere
Zahl von Zweifelsfällen) geschaffen. Von praktischer Bedeutung ist die sog.
Kommorientenvermutung nach § 11 VerschG, hiernach wird vermutet, dass von
mehreren gestorbenen oder für tot erklärten Menschen alle gleichzeitig gestorben
sind, wenn nicht bewiesen werden, dass der eine den anderen Menschen überlebt
hat; Bedeutung hat dies für die Erbfolge nach Ehegatten, wenn diese bspw. bei
einem Unfall versterben.
Soweit seine Rechte und Pflichten nicht mit dem Erblasser aufhören zu existieren,
bedarf es einer Regelung der Rechtsnachfolge. § 1922 Abs. 1 BGB stellt den
Grundsatz auf, dass alle zum Vermögen gehörenden Rechte und Pflichten - eben
das gesamte Vermögen - im Augenblick des Todes auf einen Rechtsnachfolger
übergeht. Diesen automatischen Vermögensübergang im Augenblick des Todes
bezeichnet man als Erbfall, das übergegangene Vermögen Erbschaft oder
Nachlass und den Rechtsnachfolger Erben. Es kann mehrere Erben geben, die je
zu einem Teil berufen sind. Jeder erhält dann ein Erbteil, auf das nach § 1922 Abs. 2
BGB die für die Erbschaft geltenden Vorschriften entsprechend anwendbar sind.
Zwischen mehreren Erben entsteht eine Erbengemeinschaft.
§ 1923 Abs. 1 BGB bestimmt, dass nur Erbe sein kann, wer zum Zeitpunkt des
Erbfalls lebt, nämlich rechtsfähig ist. Ein noch nicht geborenes Kind kann daher
noch nicht erben (§ 1 BGB). Hier hilft aber § 1923 Abs. 2 BGB: Ein Kind, das im
Zeitpunkt des Erbfalls bereits gezeugt, aber noch nicht geboren war (nasciturus), erbt
1
Die im Einzelfall nicht unheikel sein können:
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/rumaenien-gerichtsurteil-fuer-tot-erklaerter-mann-wieder-lebendig-a-1216654.html
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auf Grund einer Fiktion, wenn es später lebend geboren wird. Es gilt dann als vor
dem Erbfall geboren. Auf diese Weise entsteht kein Zeitraum, währenddessen das
Kind noch nicht am Erbe beteiligt war (ein höchstens neunmonatiger
Schwebezustand, in dem seine Beteiligung noch nicht feststeht). Eine Erweiterung
erfährt die Erbfähigkeit auch durch § 2101 Abs. 1 BGB, wonach eine zZ. des Erbfalls
noch nicht gezeugte Person, die als Erbe eingesetzt werden soll, als Nacherbe gilt,
sofern das nicht dem Willen des Erblassers entgegensteht.
Auch eine juristische Person oder rechtsfähige Personengesellschaft kann Erbe sein.
Sie muss dazu grundsätzlich beim Erbfall schon existieren. Hier sieht § 2101 Abs. 2
BGB ebenfalls eine Erweiterung für die juristische Person vor, die erst nach dem
Erbfall zur Entstehung gelangt. Der durch Testament erst gegründeten Stiftung hilft §
84 BGB mit einer Fiktion.
Die in der allgemeinen Berichterstattung beliebte Einsetzung von Tieren als
Begünstigte ist damit mangels einer gesetzlichen Regelung zur Rechtsfähigkeit, auch
nur ergänzend zur Erbfähigkeit, rechtlich nicht unmittelbar möglich. Maßgeblich ist
hier die Auslegung der letztwilligen Regelung in jedem Einzelfall; ggf. bietet es sich
an, die Versorgung des Tieres als Auflage für einen aus dem Testament zu
ermittelnden Erben zu interpretieren.
● das Recht der Totensorge, also die Frage, was mit dem Leichnam, der kein
vermögenswertes Gut und damit auch nicht vererbbar ist, geschieht. Diese
wird gewohnheitsrechtlich von den nächsten Angehörigen ausgeübt. Grenzen
der Ausübung finden sich allerdings immer im Willen des Verstorbenen.
Spezielle Regelungen finden sich im Transplantationsgesetz (vgl. §§ 3, 4,
TPG - Organentnahme mit Zustimmung des Verstorbenen bzw. anderer
Personen). Bezüglich der Bestattung findet sich den §§ 1968, 844 BGB nur
eine Kostenregelung findet, da das Bestattungsrecht Teil des öffentlichen
Rechts mit der Gesetzgebungszuständigkeit der Länder ist (vgl.
Bestattungsgesetz (BestG) vom 4. März 1983, zuletzt geändert durch Gesetz
vom 19.12.2019 (GVBl. S. 341), Landesverordnung zur Durchführung des
Bestattungsgesetzes vom 20. Juni 1983, zuletzt geändert durch Verordnung
vom 15.04.2020 (GVBl. S. 126)).
Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts wird mit dem Tod eines Gesellschafters
aufgelöst (§ 727 Abs. 1 BGB), die Gesellschafterposition ist also nicht im eigentlichen
Sinne vererblich. Vererbt werden nur die Rechte und Pflichten, die aus der Auflösung der
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Gesellschaft entstehen. Meist enthalten Gesellschaftsverträge aber eine
Nachfolgeklausel, was § 727 Abs. 1 BGB zulässt. In diesem Fall vollzieht sich die
Nachfolge in die Gesellschafterposition außerhalb des Erbrechts (also als
Sonderrechtsnachfolge), und zwar auch dann, wenn der Gesellschaftsvertrag den Erben
zum Nachfolger bestimmt. Obwohl kein Recht im eigentlichen Sinne, ist der Besitz
vererblich (§ 857 BGB). Damit soll sichergestellt werden, dass die Besitzschutzrechte (§§
858 ff. BGB) auch in der Zeit zwischen dem Tod eines Menschen und der Inbesitznahme
der Erbschaft durch die Erben nicht leer laufen. Der - im Grunde genommen rein fiktive -
Erbenbesitz an einem Nachlassgegenstand endet, sobald irgendjemand ihn tatsächlich in
Besitz nimmt.
Dabei gilt bei der Erbfolge der Grundsatz des sog. Vonselbsterwerbs, § 1942 BGB:
Die Erbschaft geht auf den oder die Erben ohne Weiteres über.
Niemand ist verpflichtet, einem anderen nachzufolgen. Deshalb muss die Erbschaft
angenommen werden. Allerdings hängt die Erbenstellung hiervon nicht ab. Erbe ist
auch, wer die Erbschaft noch nicht angenommen hat. Will er dies ändern, muss er
sie ausschlagen. Die Ausschlagung erfolgt nach § 1945 BGB durch einseitige,
empfangsbedürftige Willenserklärung gegenüber dem zuständigen Nachlassgericht
(amtsempfangsbedürftige Erklärung). Sie muss in öffentlich beglaubigter Form
erfolgen, wenn sie nicht unter Anwesenden (zu Protokoll des Gerichts)
vorgenommen wird. Stellvertretung ist möglich, doch ist die Vollmacht formbedürftig
(§ 1945 Abs. 3 BGB).
Wer angenommen hat, kann nicht mehr ausschlagen (§ 1943 BGB). Die Annahme
ist formlos möglich, auch durch konkludente Handlung, zB. die Verwendung von
Nachlassgegenständen zu eigenen Zwecken. Reine Notverwaltungsmaßnahmen am
Nachlass (auch die schlichte Inbesitznahme) lassen jedoch noch nicht auf einen
Annahmewillen schließen. Es gilt als Annahme, wenn der Erbe die
Ausschlagungsfrist von sechs Wochen (§ 1944 BGB) versäumt.
Sowohl die Annahme als auch die Ausschlagung unterliegen den Vorschriften der
§§ 119 ff. BGB über Willensmängel mit den in §§ 1954 bis 1957 geregelten
Besonderheiten. Auch die Annahme durch Fristversäumung kann danach - (obwohl
nur Fiktion eines Rechtsgeschäfts) - angefochten werden. Die Anfechtung der
Annahme gilt als Ausschlagung und umgekehrt. Die Ausschlagung wirkt auf den
Zeitpunkt des Erbfalls zurück (§ 1953 Abs. 1 BGB). Wer zwischenzeitlich als Erbe
gegolten hat und es nun rückwirkend nicht mehr ist, wird hinsichtlich der von ihm
vorgenommenen Verwaltungshandlungen wie ein berechtigter Geschäftsführer ohne
Auftrag behandelt, § 1959 BGB, §§ 677 bis 687 BGB. Hiernach kann der zeitweilige
Erbe zum einen Ersatz seiner Aufwendungen von dem oder den Erben verlangen,
hat diesen aber auch durch die Verwaltung Erlangtes herauszugeben; darüber
hinaus treffen den zeitweiligen Erben als “Geschäftsführer ohne Auftrag” Pflichten,
für deren Verletzung er ggf. Schadensersatz schuldet.
Die Erbfolge kann entweder vom Erblasser durch Verfügung von Todes wegen
geregelt werden oder sie ist dem Gesetz zu entnehmen. Man spricht
dementsprechend entweder von gewillkürter Erbfolge nach § 1937 BGB oder von
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(dispositiver) gesetzlicher Erbfolge nach § 1924 BGB. Die gewillkürte verdrängt die
gesetzliche Erbfolge, so weit sie reicht; wird testamentarisch ein Erbe nur für einen
Bruchteil eingesetzt, wird der Rest des Nachlasses im Wege der gesetzlichen
Erbfolge verteilt, § 2088 BGB. Die gewillkürte Erbfolge durch Verfügung von Todes
wegen unterscheidet zwischen der einseitigen Verfügung (Testament, letztwillige
Verfügung) und der vertraglichen Verfügung, dem sog. Erbvertrag. Eine Stellung
etwas außerhalb dieses Systems hat das sog. Pflichtteilsrecht nach § 2303 BGB, das
eingreift, wenn ein gesetzlicher Erbe durch Verfügung von Todes wegen von seinem
gesetzlichen Erbrecht ausgeschlossen wird. Der Pflichtteilsberechtigte wird daher
auch nicht Erbe, insb. nicht Mitglied einer Erbengemeinschaft, er erwirbt lediglich
einen schuldrechtlichen Anspruch auf Auszahlung des “Pflichtteils” gegen den oder
die Erben.
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Erbrecht
2. Gesetzliche Erbfolge
● die Verwandten (vgl. § 1589 BGB), begründet durch die Abstammung (§ 1591
BGB) oder Annahme als Kind (§§ 1754, 1770 BGB
● der (nicht als voll- oder halbblütige Geschwister verwandte, § 1307 S. 1 BGB!)
Ehegatte und
● der Lebenspartner des Erblassers.
a) Verwandtenerbfolge
§ 1924 BGB § 1925 Abs. 1 § 1926 Abs. 1 § 1928 Abs. 1 § 1929 Abs. 1
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§ 1930 BGB bestimmt, dass immer nur die Verwandten einer Ordnung erben können.
Ist auch nur ein einziger Verwandter einer bestimmten Ordnung vorhanden, schließt
er demnach die Verwandten aller höheren Ordnungen von der Erbfolge aus. So
lange also noch irgendein noch so ferner Abkömmling eines Elternteils des
Erblassers (2. Ordnung) lebt, können die Großeltern des Erblassers (3. Ordnung)
nichts erben, selbst wenn sie näher verwandt sind. Der Urgroßneffe (5. Grad)
schließt den Onkel (3. Grad) von der Erbfolge aus.
Innerhalb der ersten drei Ordnungen gilt, dass das Erbe nach Linien und
Stämmen verteilt wird (§§ 1924 Abs. 2 - Abs. 4, 1925 Abs. 2, Abs. 3, 1926 Abs. 2 -
Abs. 5 BGB):
Zunächst erhält jede Erblinie einen gleichen Anteil. Die Anzahl der Linien bestimmt
sich nach den in der Parentel zuoberst vorhandenen Personen. In der 1. Ordnung
existiert nur eine Linie (die des Erblassers), in der 2. Ordnung sind es normalerweise
zwei (die väterliche und die mütterliche), in der 3. Ordnung gibt es normalerweise vier
Linien (nämliche eine je Großelternteil). Erst wenn eine Linie vollkommen erloschen
ist, wird sie nicht mehr berücksichtigt.
Die Erbfolge nach Stämmen bedeutet: Ein lebender Verwandter schließt alle seine
Nachkommen von der Erbfolge aus. Er erbt als Repräsentant seines ganzen
Stammes (Repräsentationsprinzip, § 1924 Abs. 2 BGB). An die Stelle eines
vorverstorbenen Verwandten treten dessen Nachkommen (Eintrittsrecht, § 1924 Abs.
3, 1925 Abs. 3 S. 1, 1926 Abs. 3 und 4 BGB). Dabei teilt sich sein Stamm zugleich
wieder in ebenso viele Stämme auf, wie er direkte Nachkommen hat. Auch diese
Stämme können wieder aufgeteilt sein. Nur wenn ein Stamm vollständig erloschen,
also das letzte lebende Stammesmitglied verstorben ist, wird er bei der Erbfolge nicht
mehr berücksichtigt.
Die Erbteilung nach Linien ist hin und wieder kompliziert zu berechnen, wenn voll-
und halbbürtige Verwandte vorhanden sind, da die vollbürtigen Verwandten ja
gleichzeitig zu zwei Linien gehören.
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Die gewillkürte Erbfolge geht gemäß § 1937 BGB der gesetzlichen vor.
Laut Testament erbt F aber nur die Hälfte des Vermögens, d.h. auch nur
insoweit wird die gesetzliche Erbfolge verdrängt, § 2088 Abs. 1 BGB.
Erben zweiter Ordnung sind Vater und Mutter des E, § 1925 Abs. 1 BGB.
Sie erben zu gleichen Teilen, § 1925 Abs. 2 BGB. V erbt also 1/4 . Da die
Mutter nicht mehr lebt, tritt ihr Abkömmling S an ihre Stelle, § 1925 Abs. 3
S. 1 BGB. S bekommt also ebenso 1/4.
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E stirbt kinderlos. Sie war das zweite gemeinsame Kind von M und F, die
beide schon verstorben sind. Das andere gemeinsame Kind war ihre
vorverstorbene Schwester S, die vier Kinder (S1, S2, S3 und S4)
hinterließ. Außerdem hatte ihr Vater aus erster Ehe noch die beiden
Söhne B1 und B2 und ihre Mutter aus einer vorehelichen Beziehung die
Tochter T.
Einen solchen Fall kann man nur durch streng logisches Vorgehen in der
entsprechenden Reihenfolge lösen:
Einen Ehegatten gibt es nicht. Erben erster Ordnung existieren nicht, lediglich Erben
zweiter Ordnung.
Zuerst existieren zwei Linien, die von M und die von F. Jeder Linie steht die Hälfte
des Nachlasses zu. Die Linie von M teilt sich in die Stämme B1, B2 und S
gleichmäßig auf, also je zu 1/6 der gesamten Erbschaft. Die Linie von F teilt sich in
die Stämme von S und T, je zu 1/4 der Erbschaft. Der Stamm von S erhält also in der
einen Linie 1/6, in der anderen Linie 1/4, zusammen 5/12 der Erbschaft. Diese 5/12
teilen sich S1, S2, S3 und S4 gleichmäßig, erhalten also jeweils 5/48 der Erbschaft.
Also erben:
§ 1927 BGB regelt den seltsamen Spezialfall, dass jemand nicht in mehreren Linien,
sondern in mehreren Stämmen zur Erbfolge berufen ist. Auch dann erhält er beide
Anteile und sie addieren sich zu einem einzigen Erbteil:
E ist Vater von M, B1 und B2. Außerdem ist er der Vater der I, die er im
Inzest mit M gezeugt hat. Nun stirbt E, wobei M schon vorverstorben ist.
Da er vier Kinder hinterlässt, teilt sich sein Erbe in vier Stämme (den von
M, B1, B2 und T). B1, B2 und T erhalten also je 1/4. T ist aber außerdem -
kraft Eintrittsrechts - auch als Nachkomme von M berufen. Ist sie deren
einziges Kind, erhält sie folglich auch den kompletten Anteil dieses
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Stammes. Im Ergebnis erbt sie also die Hälfte, wobei dies nach § 1927 S.
2 BGB als ein einheitlicher Erbteil angesehen wird.
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Es erben die Erben erster Ordnung, das Erbe verteilt sich auf die drei
Stämme von K2 bis K 4. Der Stamm von K1 ist bereits ausgestorben und
damit nicht zu berücksichtigen. K2 ist vorverstorben, es erben zu gleichen
Teilen dessen drei Kinder zu gleichen Teilen (Eintrittsprinzip). K3 erbt den
Anteil seines Stammes. K4 ist vorverstorben, es tritt an seine Stelle sein
Kind, das die drei Enkel des K4 und Urenkel des E ausschließt
(Repräsentationsprinzip).
K1 -> vorverstorben
K2 -> E1 bis E3 : ⅓ x 3 = 1/9
K3 -> ⅓
K4 -> E4 : ⅓, U1 bis U3 werden ausgeschlossen
In der vierten Ordnung und den noch höheren Ordnungen wird dagegen nach
Gradesnähe verteilt (Gradualsystem, §§ 1928 Abs. 2, Abs. 3, 1929 Abs. 2 BGB):
Nur derjenige Verwandte, der innerhalb der Ordnung mit dem Erblasser im nächsten
Grad verwandt ist, erbt. Mehrere gleich nahe Verwandte teilen sich das Erbe nach
Köpfen.
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Hinterlässt ein Erblasser als nächste Verwandte die Kinder seiner beiden
Geschwister (2. Ordnung), wobei sein Bruder vier, seine Schwester ein Kind hat, so
sind Erben in zwei Stämmen vorhanden. Es wird also zunächst in zwei Hälften
geteilt. Die eine Hälfte teilen sich die Kinder des Bruders, die andere erhält das Kind
der Schwester, so dass sich eine höchst ungleiche Verteilung ergibt (einmal 1/2 und
viermal 1/8). Lebte einer der fünf Enkel auch nicht mehr, würden dessen Kinder in
seinen Anteil eintreten. Hinterlässt der Erblasser hingegen als einzige Verwandte die
vier Kinder eines Großcousins und das Kind einer Großcousine (4. Ordnung), so
erben diese als gleich nahe Verwandte und teilen nach Köpfen, erhalten also je 1/5
der Erbschaft. Ist einer der fünf nicht mehr am Leben, erben die anderen je 1/4, auch
wenn der vorverstorbene Verwandte Kinder hinterlassen hat.
Das Erbrecht des Ehegatten ist in §§ 1931 bis 1934 und 1371 Abs. 1 BGB geregelt.
Entsprechendes gilt für das Erbrecht des Lebenspartners. Es hängt vom Güterstand
ab.
Der Ehegatte erbt immer neben den Verwandten der ersten beiden Ordnungen
(Abkömmlingen und Eltern) oder Großeltern. Er verdrängt alle entfernteren
Verwandten (auch die Nachkommen der Großeltern, sprich Onkel und Tanten) von
der Erbfolge (§ 1931 Abs. 2 BGB).
Ansonsten gilt:
§ 253 ZPO Erhebung der Klage: (1) Die Erhebung der Klage erfolgt durch Zustellung eines Schriftsatzes (Klageschrift).
§ 167 ZPO Rückwirkung der Zustellung: Soll durch die Zustellung eine Frist gewahrt werden oder die Verjährung neu beginnen
oder nach § 204 des Bürgerlichen Gesetzbuchs gehemmt werden, tritt diese Wirkung bereits mit Eingang des Antrags oder der
Erklärung ein, wenn die Zustellung demnächst erfolgt.
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● Neben den Erben erster Ordnung erbt der Ehegatte : ¼
zweiter : ½
weiterer : Alleinerbe
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Stamm), mindestens aber 1/4, neben anderen Verwandten die Hälfte (§ 1931
Abs. 1 1, Abs. 4 BGB). Ein güterrechtlicher Ausgleich findet nicht statt.
● Bestand Gütergemeinschaft, so erbt der Ehegatte neben Verwandten der 1.
Ordnung 1/4, neben anderen Verwandten die Hälfte (§ 1931 Abs. 1 BGB).
Dabei ist freilich zu berücksichtigen, dass ihm die Hälfte des Gesamtguts
ohnehin zufällt, zum Nachlass also nur das Vorbehaltsgut des Verstorbenen
(das nur dem Ehegatten persönlich zusteht) und die andere Hälfte gehört.
Wird die Gütergemeinschaft nach dem Tod fortgesetzt, so wird der Ehegatte
an der zum Nachlass gehörenden Hälfte des Gesamtguts gar nicht beteiligt (§
1483 Abs. 1 3 BGB). Ist der Ehegatte neben Großeltern zur Erbfolge berufen,
erbt er nach § 1931 Abs. 1 2 BGB außerdem (zusätzlich) die Erbteile, die auf
Abkömmlinge von Großeltern fallen würden, wenn kein Ehegatte vorhanden
wäre. Das ist eine seltsame Regel mit zT. kuriosen Ergebnissen, doch sind
Konstellationen dieser Art ohnehin ausgesprochen selten.
Ist der Ehegatte gleichzeitig als Verwandter zur Erbfolge berufen, erhält er zwei
getrennte Erbteile (§ 1934 BGB). Das kann (auf legalem Wege) vorkommen, wenn
Onkel und Nichte (bzw. Tante und Neffe) oder Adoptivgeschwister (vgl. § 1308 Abs. 2
BGB) einander geheiratet haben, zulässig ist auch eine Heirat zwischen Cousin und
Cousine.
Das Erbrecht des Ehegatten entfällt, wenn die Ehe noch vor dem Tod des
Erblassers durch rechtskräftiges Scheidungs- oder Aufhebungsurteil beendet wird.
Bestand ein Anspruch des überlebenden Ehegatten auf nachehelichen Unterhalt, so
haftet hierfür der Nachlass bis zur Höhe des Betrages weiter, den der frühere
Ehegatte hätte als Pflichtteil verlangen können, wenn die Ehe noch bestünde (§
1586b BGB).
Ist zur Zeit des Erbfalls ein Scheidungs- oder Aufhebungsverfahren anhängig,
kann es - als persönliches Verfahren - nicht mehr fortgesetzt werden. Doch genügt
auch dies schon zum Wegfall des Ehegattenerbrechts, wenn der Antrag begründet
war und der verstorbene Ehegatte ihn gestellt oder ihm zugestimmt hatte (§ 1933
BGB).
Das Erbrecht des Lebenspartners ist in § 10 LPartG geregelt. Es entspricht im
Ergebnis dem des Ehegatten. Es kann nur nicht durch Aufhebbarkeit ohne
Antragstellung entfallen, weil eine § 1318 Abs. 5 BGB entsprechende Norm fehlt.
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Exkurs: Berechnung des Zugewinnausgleichsanspruches
Eheschließung
Der gesetzliche Güterstand ist die Zugewinngemeinschaft; bei der Klausur ist er
immer dann zu Grunde zu legen, wenn er ausdrücklich vereinbart wurde, der
Sachverhalt feststellt, dass keine Vereinbarung getroffen wurde oder der Sachverhalt
keine Aussage zum Güterstand trifft. Bei der Zugewinngemeinschaft bleibt jeder
Ehegatte Eigentümer seines Vermögens bzw. des Erwerbs im Laufe der Ehezeit,
sofern nicht ausdrücklich zum Miteigentum erworben wurde. Der Gesetzgeber geht
allerdings davon aus, dass der Vermögenserwerb eines Ehegatten immer durch die
Leistungen des anderen Ehegatten begünstigt wurde, so dass ein Ausgleich am
Ende der Ehe durchzuführen ist.
Bei der Berechnung des Anspruches auf Zugewinnausgleich wird für jeden
Ehegatten getrennt die Höhe des Zugewinns in der Dauer der Ehe durch Subtraktion
des Anfangs- vom Endvermögen ermittelt. Danach wird von dem höheren Zugewinn
der geringere Zugewinn abgezogen, das Ergebnis ist der Überschuss, den der
wirtschaftlich erfolgreichere Ehegatte erzielen konnte. Die Hälfte davon hat er seinem
Ehegatten auszugleichen.
Exkurs: Ende
Bei der Ermittlung der Anteile nach Erb- und Güterrecht ist ein mehrstufiges
Vorgehen zwingend (!) erforderlich:
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Bei der Zugewinngemeinschaft erfolgt eine pauschale Erhöhung des
güterrechtlichen Anteils des Ehegatten nach § 1931 BGB bzw. § 6 LPartG
iVm. § 1371 BGB; ggf. kann auch eine güterrechtliche Lösung gewählt
werden. Bei der Gütertrennung gilt § 1931 Abs. 4 BGB bzw. § 10 Abs. 2 S. 2
LPartG.
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Hier finden Sie noch einen allgemeinen grafischen Ablaufplan zur
Vorgehensweise zur Ermittlung der Anteile bei dem Zusammentreffen von
Ehegatten und Verwandten:
Die “Quoten der einzelnen Verwandten” bzw. die Summe von Ehegatten- und
Verwandtenerbteilen muss jeweils 1 ergeben.
Für den geschiedenen Ehegatten gilt, dass dieser keine Erbberechtigung als
gesetzlicher Erbe hat - unberührt bleibt ein Erbrecht auf Grund einer
verwandtschaftlichen Beziehung; Entsprechendes gilt in der Folge für ein
Pflichtteilsrecht, § 2303 Abs. 2 BGB. Im Zweifel gibt es auch keine Erbberechtigung
nach gewillkürtem Erbrecht aus Testament (§ 2077 BGB) oder Erbvertrag (§ 2279
Abs. 2 BGB).
Für den Fall, dass es nach § 1933 BGB zu einer Vorwirkung der beantragten
Ehescheidung kommt, hat der - noch rechtskräftig zu scheidende - Ehegatte einen
Unterhaltsanspruch gegen den oder die Erben, §§ 1933 BGB iVm. §§ 1569 bis
1586b BGB sowie einen Güterrechtsausgleich wegen der Beendung der Ehe durch
Tod nach § 1371 Abs. 2 BGB.
Eine weitere Besonderheit regelt § 1963 BGB: Der oder die Erben schulden der
werdenden Mutter eines Erben den Unterhalt.
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E hinterlässt einen Ehegatten und zwei Kinder. Der Nachlasswert beträgt
einer Mio. €, die sämtlich während der Ehe erarbeitet wurden. Der
überlebende Ehegatte hat kein Vermögen erarbeitet.
Erbrechtliche Lösung:
Ehegatte erbt nach §§ 1931 Abs. 1 und 3, 1371 Abs. 1 BGB neben Erben
erster Ordnung ¼ des Nachlasses (= 250.000 €) auf erbrechtlichem Weg,
ein weiteres Viertel im Wege des pauschalierten Zugewinnausgleichs von
Todes wegen (= 250.000 €). Der Ehegatte hat hier einen Anspruch auf die
Hälfte des Nachlasses, insgesamt 500.000 €. Die Kinder erben jeweils zur
Hälfte die verbleibende Hälfte des Nachlasses, jedes Kind also 250.000 €.
Güterrechtliche Lösung
Der Ehegatte schlägt aus, er wird damit nicht Erbe, § 1953 Abs. 1 BGB. Er
macht den Pflichtteilsanspruch nach § 1931 Abs. 3 iVm. § 2303 BGB den
gesetzlichen Anspruch auf seinen Pflichtteil in Höhe der Hälfte des
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gesetzlichen Erbteils in Höhe von (½ x ¼ =) ⅛ und damit 125.000 €
geltend.
E Ausgleichsanspruch: G
§ 1378 Abs. 1 BGB
500.000 €
Zugewinn 0€ End-
0€ vermögen
Eheschließung
Anfangs- 0€ 0€ Anfangs-
vermögen: vermögen
Ergebnis:
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Bei der güterrechtlichen Lösung liegt der erbrechtliche Anteil von 125.000 € unter
den Freibetrag nach § 16 des Schenkungs- und Erbschaftsteuergesetzes (ErbStG)
von 500.000 € für Ehegatten, der güterrechtlich ermittelte Anteil ist
erbschaftsteuerfrei nach § 5 Abs. 2 ErbStG. Die Wahl dieser Gestaltungsweise ist
damit steuerunschädlich.
Der Anteil, der nach der erbrechtlichen Lösung ermittelt wurde, unterliegt der
Erbschaftssteuer, überschreitet hier allerdings auch nicht den Freibetrag. Der
güterrechtlich zu ermittelnde Ausgleichsbetrag bleibt hier nach § 5 Abs. 1 ErbStG
steuerfrei. Die Wahl dieser Gestaltungsweise ist damit steuerunschädlich.
In der Praxis ist die erbrechtliche Beratung ohne Berücksichtigung der steuerrecht-
lichen Belange eine hochriskante und haftungsträchtige Angelegenheit, in der
Klausur werden entsprechende Ausführungen (ungefragt) nicht erwartet.
Exkurs: Ende
Häufig stirbt niemand, ohne dass ein erbberechtigter Verwandter vorhanden ist. In
der Zeit einer stetigen Überalterung der Gesellschaft und zunehmenden Rückgänge
der Geburtenrate nehmen diese Fälle allerdings zu. Oft stößt dann die Ermittlung der
erbberechtigten Verwandten wegen des unbegrenzten Verwandtenerbrechts auf so
große praktische Schwierigkeiten, dass die Kosten hierfür den Nachlass aufzuzehren
drohen. Außerdem stellt sich dann die Frage, wer in der Zwischenzeit für die
Verwaltung des Nachlasses zuständig ist.
§ 1960 Abs. 1 S. 2 BGB sieht für den Fall, dass die Erben nicht bekannt sind, die
Bestellung eines Nachlasspflegers vor. Dieser hat die Aufgabe, die Erben zu
ermitteln. Zugleich verwaltet er den Nachlass als deren gesetzlicher Vertreter. Die
stetige Kostenüberwachung bei der Ermittlung der Erben sowie der Verwaltung des
Nachlasses sind eine haftungsträchtige Aufgabe der Nachlasspfleger, die nach § 317
Abs. 1 InsO auch zur Stellung eines Insolvenzantrags berechtigt und gegenüber den
Erben wohl auch verpflichtet, arg. aus § 1985 Abs. 2 S. 2 BGB.
Die Folgen sind nicht identisch. Ausschlagung und Erbunwürdigkeit betreffen den
gesetzlichen Erben nur persönlich. Es wird so getan, als würde er nicht mehr leben.
Das Eintrittsrecht seiner Nachkommen bleibt erhalten (§§ 1953 Abs. 2, 2344 Abs. 2
BGB). Ein Erbverzicht, der nach § 2348 BGB der notariellen Beurkundung bedarf,
bewirkt dagegen, dass der Verzichtende so behandelt wird, als habe er nie gelebt.
Sein ganzer Stamm ist dann von der Erbfolge ausgeschlossen (§ 2349 BGB).
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3. Gewillkürte Erbfolge
a) Testament
Das Testament ist eine einseitige, nicht empfangsbedürftige Willenserklärung, die mit
dem Tode des Erblassers wirksam wird. Die Vorschriften des Allgemeinen Teils über
Willenserklärungen werden allerdings stark modifiziert.
Die letztwillige Verfügung - durch Testament oder Erbvertrag - verlangt die materielle
und formelle Höchstpersönlichkeit der Abgabe, §§ 2064f., 2274 BGB und ist nach §
2253 BGB für den Erblasser frei widerruflich. Die Auslegung erfolgt nach § 2084
BGB unter Berücksichtigung des Erblasserwillens, nicht - wie andere
Willenserklärungen - nach dem objektiven Empfängerhorizont, § 157 BGB. Führt die
Auslegung des Wortlauts nicht zu einem eindeutigen Ergebnis, sind für die
Auslegung außerhalb des Testaments liegende Umstände heranzuziehen, wie zB.
Äußerungen des Erblassers zu seinem Testament, Alter, Aussagen bei der
Testamentserrichtung anwesender Personen (Notar, Rechtsanwalt, überlebender
Ehegatte), berufliche Stellung des Erblassers, Beziehung des Erblassers zu im
Testament genannten Personen (familiäre, persönliche oder berufliche Beziehung),
Bildung des Erblassers, Einkommens- und Vermögensverhältnisse relevanter
Personen, Geschäftsgewandtheit des Erblassers, Mittelherkunft, mit dem ein
bestimmter Gegenstand erworben wurde, örtliche Umstände, Religion, Schriftstücke
des Erblassers (insbes. Testamentsentwürfe, widerrufene oder formungültige
Testamente), Verhalten des überlebenden Ehegatten (bei Ehegattentestament),
Vermögen: Herkunft, Höhe und die Verwandtschaft und Beziehung bedachter
Personen).
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Er verkauft dem K seine “Bibliothek” zu einem bestimmten Preis. Als E
verstirbt, verlangt K von der Alleinerbin S die Lieferung der “Bibliothek”
Zug um Zug gegen Zahlung des vereinbarten Kaufpreises. S teilt dem
verdutzten K mit, dass sie sehr gerne den Weinkeller des E herausgeben
wird, der aus einigen Tüten “Südtiroler Bauerntrunk” und zwei Flaschen
Moselaner Liebfrauenmilch besteht. E habe - was zutreffend ist - seinen
Weinkeller immer als “Bibliothek” bezeichnet, seine Büchersammlung
hingegen immer als die “alten Schinken”. K besteht auf Lieferung der
Bücher
Abwandlung:
Ausgangsfall:
K könnte einen Anspruch nach § 433 BGB haben, wenn zwischen K und E
ein entsprechender Kaufvertrag über eine “Bibliothek” zustande
gekommen ist, was äußerlich nach den Angaben im Sachverhalt auch der
Fall war. Ob dabei tatsächlich eine Einigung erfolgt ist, muss die
Auslegung der Erklärung des Begriffes “Bibliothek” erbringen, die nach §§
133, 157 BGB zu erfolgen hat; maßgeblich ist hier, was ein objektiver
Dritter aus dem Verkehrskreis der Parteien unter der Erklärung verstehen
musste, der sog. “objektive Empfängerhorizont”. Ein verständiger Dritter
hätte unter dem Begriff “Bibliothek” eine Büchersammlung verstanden,
nicht den Inhalt eines wie auch immer bestückten Weinkellers. Objektiv
haben sich E und K über den Verkauf der Büchersammlung verständigt.
Möglicherweise ist diese Willenserklärung des E nach § 119 BGB
anfechtbar, doch wurde eine Anfechtungserklärung nicht abgegeben, auch
dürfte eine jetzt noch erfolgende Anfechtungserklärung nicht mehr
fristgemäß nach § 121 BGB sein.
K kann daher von S die Lieferung der Büchersammlung nach § 433 Abs. 1
BGB verlangen.
Abwandlung:
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N könnte einen Anspruch auf Übereignung des Vermächtnisses gegen S
haben, wenn E ein Vermächtnis über seine Büchersammlung dem N
vermacht hat. Nach dem Wortlaut ist das nach den Angaben im
Sachverhalt der Fall. Fraglich ist, ob der Begriff auch nach §§ 133, 157
BGB entsprechend wörtlich auszulegen ist. Problematisch könnte hier
jedoch sein, dass nach § 2084 BGB bei der Auslegung der
testamentarischen Regelungen der immer so zu verfahren ist, dass der
wirkliche Wille des Erblassers zur Geltung kommt. Hier ist es so, dass der
Erblasser seinen “Weinkeller” als “Bibliothek” bezeichnet hat, so dass der
Auslegung der testamentarischen Regelung dieses Verständnis zu Grund
zu legen ist.
N hat lediglich einen Anspruch auf Übereignung einiger Tüten “Südtiroler
Bauerntrunk” und zweier Flaschen Moselaner Liebfrauenmilch gegen S.
Bei der Anfechtung erbrechtlicher Verfügungen ist der Vorrang des § 2078 BGB
gegenüber den Regeln des Allgemeinen Teils des BGB zu beachten. Insbesondere
gilt dabei, dass nach § 2078 Abs. 2 BGB jeder Motivirrtum erheblich ist, während §
119 Abs. 2 BGB lediglich den Motivirrtum für erheblich erklärt, der sich auf
“verkehrswesentliche Eigenschaften” einer Sache bezieht, nach allgemeinem
Verständnis auf Faktoren, die eine wertbildende Funktion haben.
Angriffe auf die Testierfreiheit führen zur Erbunwürdigkeit nach § 2339 Abs. 1 Nr. 1
bis 4 BGB.
Die Erbunwürdigkeit wird durch Anfechtung des Erbschaftserwerbs nach dem Anfall
der Erbschaft - einem Nacherben gegenüber sobald die Erbschaft dem Vorerben
angefallen ist - innerhalb der in § 2082 bestimmten Fristen geltend gemacht. Sie ist
ausgeschlossen, sobald der Erblasser dem Erbunwürdigen “verziehen” hat, § 2343
BGB. Eine Verzeihung liegt nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs vor,
wenn der Erblasser nach außen zum Ausdruck gebracht hat, dass er die Kränkung,
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die durch das in Rede stehende Verhalten hervorgerufen wurde, nicht mehr als
solche empfindet, er also das Verletzende der Kränkung als nicht mehr existent
betrachtet (BGH, Urteil vom 07. Juni 1961 – V ZR 18/60 –;BGH, Urteil vom 23. Mai
1984 – IVa ZR 229/82 –, BGHZ 91, 273-281). Diese Grundsätze geltend
entsprechend für die Verzeihung bei der Entziehung eines Pflichtteils nach § 2337
BGB.
Bei Leistungen im Hinblick auf die Inaussichtstellung einer Erbeinsetzung besteht die
Möglichkeit der Rückforderung dieser Leistungen gegenüber den Erben nach § 812
Abs. 1 S. 1 S. 2 Alt. 2 BGB iVm. § 1967 BGB.
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● Erfordernis der Testierfähigkeit (§§ 2229 ff BGB)
● das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet hat (§ 2229 Abs. 1 BGB), oder
● wegen einer psychischen Störung nicht in der Lage ist, die Bedeutung
eines Testaments einzusehen und nach dieser Einsicht zu handeln (§
2229 Abs. 4 BGB).
Wer noch nicht volljährig, aber testierfähig ist, kann ein Testament (nur) ohne
Mitwirkung seines (gesetzlichen) Vertreters errichten (§§ 2064, 2229 Abs. 2
BGB). Die Errichtung eines eigenhändigen Testaments bleibt allerdings
ausgeschlossen, § 2247 Abs. 4 BGB, ebenso wie die eines notariellen
Testaments durch Übergabe einer verschlossenen Schrift, § 2233 Abs. 1
BGB.
Sachliche Begrenzungen:
Formelle Begrenzung
Wahrung der Formen der §§ 2231 ff BGB
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Zeitliche Begrenzungen:
Ein öffentliches Testament kann nach §§ 2231 Nr. 1, 2232 S. 1 Alt. 1 BGB durch
mündliche Erklärung gegenüber dem Notar errichtet werden. Der Notar fertigt
hierüber eine Niederschrift an. Das Beurkundungsgesetz regelt nähere Einzelheiten.
Möglich ist nach §§ 2231 Nr. 1, 2232 S. 1 Alt. 2 BGB auch die Übergabe einer
Schrift an den Notar, verbunden mit der Erklärung, dass diese den letzten Willen
enthalte. Beurkundet wird nur diese Erklärung. Die Schrift wird als Anlage zu der
Niederschrift über die Erklärung verwahrt. § 2232 S. 2 BGB stellt klar, dass dem
Notar zu diesem Zweck auch eine verschlossene Schrift übergeben werden kann.
Bei Minderjährigen ist die Übergabe einer verschlossenen Schrift, bei Personen, die
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nicht lesen können, ist die Übergabe einer Schrift überhaupt ausgeschlossen, § 2233
BGB. Die übergebene Schrift braucht weder vom Erblasser selbst zu stammen noch
im Übrigen einer besonderen Form zu genügen, selbst eine Unterschrift ist nicht
notwendig. Noch nicht einmal den Inhalt der Schrift muss der Erblasser kennen, es
genügt, dass er ihn hätte lesen können. Es kann jede Sprache und Schrift verwendet
werden, die der Erblasser versteht und lesen kann. Verwendet er einen Code, muss
er allerdings auch die Chiffre dem Notar übergeben. Blinde können durch Übergabe
einer in Blindenschrift gefertigten Schrift testieren.
Die zweite ordentliche Form ist das eigenhändige Testament des § 2247 Abs. 1
BGB. Um gültig zu sein, muss es vom Erblasser selbst geschrieben und
unterschrieben sein. Die Angabe von Ort und Datum ist nicht zwingend
vorgeschrieben, § 2247 Abs. 2 BGB, doch kann ihr Fehlen erhebliche
Beweisschwierigkeiten verursachen, da spätere letztwillige Verfügungen ggf als
Widerruf der früheren Verfügung zu deuten sind. Das Datum kann damit
entscheidend sein, wenn mehrere einander widersprechende Testamente existieren
und eine chronologische Einordnung anders nicht möglich ist. Die Angabe des Ortes
kann mit Rücksicht auf Art. 26 EGBGB von Bedeutung sein. Wenn sich auf Grund
fehlender Orts- oder Zeitangaben die Wirksamkeit des Testaments nicht feststellen
lässt, kann der Bedachte auf Grund der Beweislast leer ausgehen.
Eine Unterschrift muss das Testament räumlich abschließen, eine “Unterschrift” am
oberen Seitenrand führt so zu einem Formmangel. Der Erblasser soll mit vollem Vor-
und Nachnamen unterschreiben (§ 2247 Abs. 3 1 BGB). Für die Wirksamkeit genügt
es aber, dass sich der Aussteller auf anderem Wege zweifelsfrei ermitteln lässt
(„Euer Vater“). Die Unterschrift muss, wie immer sie aussieht, auf die Ernsthaftigkeit
der Erklärung schließen lassen4. Besteht das Testament aus mehreren Blättern,
müssen diese eindeutig verbunden oder einzeln unterschrieben sein. Zur eindeutigen
Verbindung genügt die durchlaufende Nummerierung der Seiten.
Eigenhändig ist das Testament nur geschrieben, wenn es mit der Hand (oder ggf.
mit einem anderen Körperteil wie zB. dem Fuß) auf die Unterlage gebracht wurde.
Die Zuhilfenahme anderer technischer Hilfsmittel als des Schreibgeräts ist nicht
erlaubt. Schreibmaschinen- oder gar Computertext kommt nicht in Frage. Ob Bleistift,
Füller oder Kugelschreiber verwendet wurden, ist nicht relevant. Es ist auch als
ausreichend angesehen worden, dass das Testament mit einem nicht
funktionierenden Stift unter Verwendung von Kohlepapier geschrieben wurde. Die
Unterlage muss insofern lediglich geeignet sein, das Testament dauerhaft zu
konservieren. Schreiben mit dem Stock in den Sand genügt daher nicht.
Minderjährige können kein eigenhändiges Testament errichten, § 2247 Abs. 4 BGB.
Dies kann auch nicht, wer das von seiner Hand Geschriebene nicht selbst lesen
kann. Blinde können daher ebenfalls kein eigenhändiges Testament errichten, da sie
4
Ein Kriterium, das ich bislang für unproblematisch hielt, bis mir kürzlich eine mit der Zeichnung eines Vogels unterschriebene
Klageschrift vorgelegt wurde.
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normale Schrift nicht lesen können und in Blindenschrift nicht ohne (weitere)
technische Hilfsmittel geschrieben werden kann.
Die außerordentlichen Testamentsformen sind für die Fälle gedacht, in denen der
Erblasser in Todesgefahr ist und einen Notar nicht rechtzeitig erreichen zu können
meint; die Besorgnis einer Testierunfähigkeit steht dabei der Todesgefahr gleich,
sofern zu besorgen ist, dass diese bis zum Eintritt des Todes für die Errichtung eines
ordentlichen Testamentes nicht hinreichend lange behoben wird.
Es gibt:
Vor dem Bürgermeister kann mündlich testieren, wer einen Notar nicht rechtzeitig vor
seinem Tod erreichen zu können meint. Das kommt kaum noch vor, weil
Bürgermeister nach der Gebietsreform seltener sind als Notare. Maßgeblich ist, dass
das Vorliegen einer objektiven Notlage oder die subjektive Überzeugung des
Bürgermeisters - oder dessen Stellvertreters, nicht irgendeines
Gemeindebediensteten - von einer Notlage; die Aufassung des Erblassers ist
unerheblich.
Wer weder einen Notar noch den Bürgermeister erreichen zu können meint, kann vor
drei Zeugen mündlich testieren, die allerdings zumindest subjektiv die Notlage
annehmen müssen, auf die Einschätzung des Erblassers kommt es nicht an;
Wirksamkeitsvoraussetzung ist das objektive Vorliegen einer Notlage nicht (BGH,
Urteil vom 15. November 1951, Az. IV ZR 66/51, BGHZ 3, 372-381). Die an der
Errichtung Beteiligten dürfen durch das Testament nicht begünstigt werden; sind
mehr als drei Zeugen beteiligt, ist allerdings die Begünstigung einzelner Zeugen
unschädlich, solange drei nicht ausgeschlossene Zeugen verbleiben. Das
Seetestament setzt überhaupt nur voraus, dass sich der Erblasser bei sei der
Errichtung auf einem Schiff auf hoher See oder in einem ausländischen Hafen
befunden hat. Eine Notlage wird hier überhaupt nicht verlangt.
Die an der Errichtung Beteiligten dürften nicht durch das Testament begünstigt oder
als Testamentsvollstrecker eingesetzt werden. Aus § 2249 Abs 1 S. 3 Halbsatz 2
BGB iVm. § 7 Beurkundungsgesetz (BeurkG) und § 27 BeurkG ergibt, führt ein
Verstoß gegen dieses Hinzuziehungsverbot nicht zur vollständigen Unwirksamkeit
des Testaments, sondern nur zur Unwirksamkeit der Zuwendung an den Zeugen
bzw. seiner Einsetzung als Testamentsvollstrecker.
Wirksamkeitsvoraussetzungen
- Testierfähigkeit des Erblassers - Testierfähigkeit des Erblassers - Testierfähigkeit des
- die Besorgnis des Ablebens des - Vorliegen einer Situation iSd. Erblassers
Erblassers oder der Erblasser ist § 2250 Abs. 1 oder 2 oder drei - Der Erblasser muss
gem. § 2250 Abs. 1 BGB abgesperrt Zeugen nahmen das Vorliegen sich auf einer Seereise
- mündliche Erklärung des letzten dieser Situationen an - auf einem deutschen
Willens des Erblassers, aber auch - Unmöglichkeit der Errichtung Schiff
in jeder anderen eines eigenhändigen Testa- - außerhalb eines inlän-
Verständigungsform, die mentes dischen Hafens befin-
beurkundungsrechtlich zuläs- sig ist, - der Erblasser erklärte seinen den
oder durch Übergabe einer offenen letzten Willen gegenüber den - im Übrigen Voraus-
oder verschlossenen Schrift drei Zeugen setzungen des § 2250
- vor dem Bürgermeister oder dessen - kein gesetzlicher Ausschluss Abs. 3 BGB
gesetzlichen Stellver- treter der eines der drei Zeugen von der - kein Außerkrafttreten
Gemeinde, in der der Erblasser sich Mitwirkung nach § 2252 BGB
gerade aufhält - die Anfertigung der Nieder-
- während der gesamten Verhandlung schrift des erklärten Willens in
der Bürgermeister und zwei Zeugen deutscher oder einer anderen
gleichzeitig anwesend sein Sprache
- kein gesetzlicher Ausschluss eines - in Anwesenheit aller drei Zeu-
der Beteiligten von der Mitwirkung gen während der gesamten
- Anfertigung einer Niederschrift Dauer der Errichtung der Nie-
- Verlesung der Niederschrift in derschrift
Anwesenheit des Testators, des - der Erblasser und die Zeugen
Bürgermeisters und der zwei müssen der Sprache der Nie-
Zeugen derschrift hinreichend kundig
- Genehmigung durch den Erblasser sein
- das Vorlesen der Niederschrift
- Die genehmigte Niederschrift muss gegenüber dem Erblasser
vom Erblasser, den Zeugen und - die vom Erblasser erklärte
dem Bürgermeister unterzeichnet Genehmigung
werden. Dabei ist die Unterschrift - die Unterzeichnung der
des Erblassers zwingend Nieder- schrift durch die
erforderlich. Errichtungs- zeugen
- Nach der Errichtung hat der - kein Außerkrafttreten nach §
Bürgermeister die Niederschrift in 2252 BGB
einen Umschlag zu nehmen, der mit - bei Formfehlern: § 2250 Abs.
dem Amtssiegel zu verschließen, zu 6!
beschriften und zu unterschreiben
ist, und unverzüglich in die
besondere amtliche Verwahrung
des Amtsgerichts zu geben.
- bei Formfehlern: § 2249 Abs. 6!
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Der Erblasser kann ein Testament jederzeit widerrufen, solange er testierfähig ist, §
2253 BGB. Der Widerruf kann in dreierlei Weise erfolgen:
§§ 2255, 2258 Abs. 1 BGB lassen auch den teilweisen Widerruf - nämlich nur
mancher Bestimmungen - zu. Durch Rücknahme aus der besonderen amtlichen
Verwahrung wird das Testament dagegen immer ganz widerrufen.
Nur die willentliche Zerstörung des Testaments nimmt ihm die Wirkung. Durch eine
unbeabsichtigte, zufällige oder im Zustand der Testierunfähigkeit vorgenommene
Zerstörung des Testaments wird seine Wirksamkeit nicht beeinträchtigt. Es kann
dann allerdings sehr schwierig sein, seine Errichtung und seinen Inhalt zu beweisen.
Der durch Testament erklärte Widerruf kann seinerseits widerrufen werden, dann lebt
das widerrufene Testament wieder auf (§§ 2257, 2258 Abs. 2 BGB), in den anderen
Fällen hilft nur die Neuerrichtung.
Nicht amtlich verwahrte Testamente müssen nach § 2259 BGB beim Nachlassgericht
abgeliefert werden, sobald derjenige, der in ihrem Besitz ist, vom Tod des Erblassers
erfahren hat. Ob dies auch bei aus ihrer Wahrnehmung heraus nicht (hinreichend)
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berücksichtigten Personen immer der Fall sein wird, bleibt der Fantasie überlassen.
Will der Erblasser sicherstellen, dass ein Testament nicht unterdrückt wird, bleibt ihm
nur, es in Verwahrung zu geben.
Die Auslegung von Testamenten folgt § 133 BGB. Nicht der vom Erblasser gewählte
Ausdruck ist wichtig, sondern wie er ihn selbst verstanden wissen wollte. Dabei sind
seine laienhaften Vorstellungen von der Rechtslage nach Möglichkeit in Formen zu
gießen, die ihnen zum Erfolg verhelfen. § 2084 BGB stellt klar, dass Zweifel immer zu
Gunsten einer wirksamen Verfügung aufzulösen sind. § 2085 BGB kehrt auch die
Regel des § 139 BGB für Testamente um: Im Zweifel führt Teilunwirksamkeit nicht zur
Unwirksamkeit des gesamten Testamentes.
Die §§ 2066 bis 2076 und 2087 bis 2095 BGB helfen über viele Zweifel durch
zahllose Auslegungsregeln hinweg. So ist zB. ein Testament, durch das A 60%, B
30%, C 20% und D der Rest der Erbschaft zugewendet wird, wirksam. Es wird nach
§§ 2090, 2092 BGB dahin ausgelegt, dass A zu 6/13, B zu 3/13 und C und D zu je
2/13 Erben sein sollen. Auch nicht im Gesetz vorgesehene Fälle lassen sich häufig
„retten“. So kann zB. ein Testament, in dem E „seinen geliebten Rottweiler Rüdiger“
zur Alleinerbin einsetzt, dahin ausgelegt werden, dass er seinen gesetzlichen Erben
die Auflage erteilt hat, das Vermögen (soweit überhaupt möglich) zu Gunsten des
Tieres zu verwenden.
Bei objektiv mehrdeutigen Erbeinsetzungen gilt zunächst auch nur das, was der
Erblasser sich wirklich gedacht hat. Ist das nicht zu ermitteln, wäre die Erklärung
nach normalen Regeln wegen Widersprüchlichkeit nichtig. Im Testament ist sie
dagegen nach § 2073 BGB dahin wirksam, dass alle Personen, die gemeint sein
können, zu gleichen Teilen erben.
Ein Testament kann nach § 2078 BGB angefochten werden, wenn der Erblasser
Zwei der wichtigsten Fälle des Motivirrtums sind indessen gesetzlich geregelt:
● Ein Testament ist nach § 2079 BGB anfechtbar, wenn beim Erbfall ein
Pflichtteilsberechtigter (nämlich: Abkömmling, Elternteil, Ehegatte oder
Lebenspartner; siehe dazu § 2303 BGB und § 10 Abs. 6 LPartG, aber auch
§ 2308 BGB) existiert, von dessen Existenz der Erblasser bei
Testamentserrichtung noch nichts wusste, es sei denn, dass dieser
Pflichtteilsberechtigte im Testament bedacht ist oder feststeht, dass der
Erblasser auch bei Kenntnis von ihm kein anderes Testament errichtet hätte.
Wer seine ehelichen Kinder zu Erben einsetzt und nicht weiß, ob er noch
uneheliche Kinder hat, tut daher gut daran, vorsorglich klarzustellen, dass
diese nicht erben sollen, auch wenn sie existieren sollten.
● Ein Testament ist ohne weiteres (ipso iure) nichtig, wenn es den Ehegatten
begünstigt und die Ehe vor dem Erbfall aufgelöst wurde oder einer der
Umstände vorlag, unter denen das gesetzliche Ehegattenerbrecht entfällt (§
2077 Abs. 1 BGB). dasselbe gilt für ein Testament zu Gunsten des Verlobten
(§ 2077 Abs. 2 BGB) und des Lebenspartners (§ 10 Abs. 5 LPartG). Eine
Rückausnahme enthält § 2077 Abs. 3 BGB, falls anzunehmen ist, dass der
Erblasser seine Verfügung auch in diesem Fall getroffen hätte - die Beweislast
hierfür trägt allerdings der (ehemalige) Ehegatte.
Die Anfechtung eines Testaments erfolgt durch Erklärung desjenigen, der von dem
Wegfall der angefochtenen Verfügung direkt begünstigt wird (§ 2080 BGB). Sie
muss dem Nachlassgericht gegenüber in der durch §§ 2081, 2082 BGB bestimmten
Form und Frist erfolgen. Der Erblasser kann das Testament (zu Lebzeiten, später
wird das ohnehin praktisch schwierig) nicht anfechten, da er es ohnehin jederzeit frei
widerrufen kann.
b) Erbvertrag
Verträge über das Erbe sind von jeher moralischen Bedenken ausgesetzt. Das BGB
nimmt hierzu eine sehr liberale Haltung ein. Es verbietet nur Verträge über den
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Nachlass eines noch lebenden Dritten (§ 311b Abs. 4 S. 1 BGB) und erlaubt sogar
diese, wenn sie unter künftigen gesetzlichen Erben über den Erbteil eines von ihnen
geschlossen werden (§ 311b Abs. 5 BGB). Ein bereits angefallenes Erbe kann
dagegen insgesamt veräußert werden (sog. Erbschaftskauf, vgl. § 2371 BGB),
ebenso der Anteil eines Miterben (Erbteilskauf, vgl. § 2033 BGB). Lediglich Verträge
mit dem Inhalt in einer bestimmten Art und Weise verfügen zu wollen, sind
unwirksam.
Umfassend erlaubt das Gesetz schließlich den Erbvertrag, der zwischen dem
(künftigen) Erblasser und einem anderen über den Nachlass geschlossen wird. Der
Erbvertrag kann alle Arten von Verfügungen von Todes wegen enthalten, auch eine
Erbeinsetzung. Dabei wird derjenige, der sich in dem Erbvertrag zum Erben
einsetzen lässt, als Vertragserbe bezeichnet. Der Erbvertrag kann auch
Vermächtnisse, Auflagen und andere Bestimmungen enthalten und es kann sich der
andere Teil zu einer ganz außerhalb des Erbrechts liegenden Gegenleistung
verpflichten.
Während der testamentarisch bestimmte Erbe nicht mehr als eine vage Aussicht auf
die Erbschaft hat, muss der Vertragserbe darauf bauen können, dass er die
Erbschaft auch erhält. Deshalb bestimmt § 2289 BGB, dass Testamente des
Erblassers insoweit unwirksam sind, als sie die Rechte des Vertragserben
beeinträchtigen würden, gleichgültig, ob sie vor oder nach dem Vertragsschluss
errichtet wurden.
Etwas anderes gilt, wenn die Parteien eine Verfügung in dem Erbvertrag als
einseitige Verfügung dieser Bindung entzogen haben (§ 2299 BGB). Gegen
lebzeitige Verfügungen des Erblassers ist der Vertragserbe dagegen nur sehr
eingeschränkt geschützt (§§ 2286 f. BGB).
E bereut den Erbvertrag, nachdem er sich wieder mit T versöhnt hat. Nach
eingehender anwaltlicher Beratung verschenkt er an T das Haus auf
Mallorca. Allerdings kann N nach § 2287 BGB die Herausgabe des
Hauses nach den Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung
verlangen, wenn E die Schenkung in der Absicht vorgenommen hat, N zu
benachteiligen.
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c) Gemeinschaftliches Testament
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Der Ersatzerbe erbt unter einer Bedingung, deren Eintritt im Zeitpunkt des Erbfalls
feststeht, nämlich dass der eingesetzte Erbe nicht Erbe wird. § 2096 BGB stellt klar,
dass der Ersatzerbe im Zweifel für alle Wegfallsgründe eingesetzt ist, nämlich auch
für den Fall der Ausschlagung der Erbschaft oder Erbunwürdigkeit. § 2097 BGB
erweitert diese Auslegungsregel noch einmal beträchtlich. Weitere Auslegungsregeln
enthalten §§ 2069, 2098, 2102 BGB.
Fehlt ein Ersatzerbe, kommt es darauf an, ob der Erblasser einen oder mehrere
Erben eingesetzt hat. Bei mehreren findet bei Wegfall eines von ihnen im Zweifel
Anwachsung ihrer Erbteile statt (§ 2094 BGB), dh. der Anteil des vorverstorbenen
Erben wird auf die übrigen Erben im Verhältnis von deren Anteilen verteilt.
Auf Grund des Grundsatzes der Universalsukzession gehen auf den Erben nicht nur
die Wertgegenstände über, sondern er tritt auch in die Pflichten ein, die der Erblasser
bis zu seinem Tod hatte, insb. erbt man auch die Schulden. So kann sich der Erbe
vielfältigen Belastungen und Beschwerungen ausgesetzt sehen.
1. Vermächtnis
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Erbonkel E verfügt: Mein Neffe N soll das Bild der Urgroßtante U erhalten,
das in der Eingangshalle hängt.
Erbonkel E verfügt: Mein Neffe N soll eines der Bilder in der Eingangshalle
erhalten.
● ein Gegenstand, den der Beschwerte erst mit Mitteln des Nachlasses
beschaffen soll (Verschaffungsvermächtnis)
Erbonkel E verfügt: Ich setze meinen Neffe N als Erben ein. Mein Cousin
C soll 10.000,00 € erhalten.
Das Recht der Leistungsstörungen wird durch §§ 2147 ff. BGB modifiziert.
objektive Unmöglichkeit führt zur Nichtigkeit des Vermächtnisses (§ 2171 Abs. 1
BGB). Unwirksam ist ein Vermächtnis auch, wenn bei einem Stückvermächtnis die
Erfüllung nur subjektiv unmöglich ist und nicht eindeutig ein
Verschaffungsvermächtnis beabsichtigt war (§ 2169 Abs. 1 BGB). Stand dem
Erblasser an einem vermachten Gegenstand nur ein Besitzrecht zu, aber kein
Eigentum, so ist im Zweifel auch nur dieses Besitzrecht vermacht (§ 2169 Abs. 2
BGB).
Auch Vermächtnisse können unter Bedingungen oder Befristungen zugewendet
werden (§ 2177 BGB). Auch in der Form des Ersatz- oder Vor- und
Nachvermächtnisses kann ein Gegenstand zugewendet werden (§§ 2190, 2191
BGB). All das wirkt aber nicht dinglich, sondern lässt entsprechende Ansprüche
entstehen oder wieder erlöschen.
Wer mit dem Erblasser als dessen Familienangehöriger in einem Haushalt gelebt
und von ihm Naturalunterhalt erhalten hat, kann den Dreißigsten verlangen (§ 1969
BGB), nämlich noch für genau einen Monat ab dem Erbfall all die Leistungen, die der
Erblasser ihm bis zum Tode gewährt hat. Ob den Erblasser eine Pflicht zur
Gewährung von Unterhalt traf, ist für den Dreißigsten nicht entscheidend.
2. Auflage
Wird die Auflage trotz Verurteilung und Fristsetzung nicht vollzogen, muss der
Beschwerte dasjenige, was er dadurch erspart, an den herausgeben, dem der
Wegfall seines Erbrechts zustatten gekommen wäre.
3. Testamentsvollstreckung
Sind alle diese Aufgaben erledigt, endet das Amt des Testamentsvollstreckers. Er
muss den Nachlass dann an den Erben herausgeben. Der Erblasser kann aber auch
Dauervollstreckung bis zu einem weit hinausgeschobenen Zeitpunkt anordnen
(§ 2209 BGB), längstens für 30 Jahre oder bis zum Tod des Erben oder des
Testamentsvollstreckers.
4. Pflichtteilsansprüche
Das Gesetz gesteht dem Erblasser das Recht zu, die Erbfolge von den gesetzlichen
Vorschriften vollständig abweichend zu regeln. Der einzige Erbe, der nicht enterbt
werden kann, ist der Fiskus, der allerdings nur erbt, wenn kein Erbe mehr vorhanden
ist. Auf diesem Weg wird ein herrenloses Vermögen verhindert. Es ist sogar ein
Testament gültig, das den schlichten Inhalt der Enterbung aller gesetzlichen Erben
hat, es bewirkt den unmittelbaren Anfall der Erbschaft an den Fiskus. Nach der
gesetzgeberischen Vorstellung führt das in manchen Fällen zu einem als ungerecht
empfundenen Ergebnis, da eine gewisse moralische Verpflichtung zur Versorgung
der nächsten Angehörigen bestehen soll. Deshalb räumt das Gesetz einigen
gesetzlichen Erben für den Fall, dass sie übergangen werden, schuldrechtliche
Ansprüche gegen den Nachlass ein, die es als Pflichtteil bezeichnet. Das ist
indessen ein missverständlicher Ausdruck, denn einen Anteil am Erbe garantiert das
Pflichtteilsrecht gerade nicht, sondern nur die wertmäßige Beteiligung am Nachlass
durch einen Zahlungsanspruch.
Pflichtteilsberechtigt sind:
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● der Ehegatte (§ 2303 Abs. 2 S. 1 BGB) oder Lebenspartner (§ 10 Abs. 6 S. 1
LPartG) des Erblassers soweit sie zur gesetzlichen Erbfolge berufen gewesen
wären.
Der Anspruch geht auf die Hälfte des Wertes, den der gesetzliche Erbteil des
Berechtigten gehabt hätte (§ 2303 Abs. 1 S. 2 BGB).
Schließt der unverheiratete Erblasser seinen einzigen Abkömmling vom Erbe aus
und setzt den Träger des örtlichen Tierheims zum Alleinerben ein, kann der
Abkömmling nach § 2303 Abs. 1 S. 1, S. 2 BGB den halben Nachlasswert von dem
Träger verlangen, da er bei gesetzlicher Erbfolge den gesamten Nachlass erhalten
hätte.
Verkompliziert wird die Rechnung dadurch, dass nach § 2303 Abs. 2 2 BGB die
Regelung des § 1371 BGB „unberührt“ bleiben soll. Hier gilt:
● Ist der Ehegatte weder Erbe noch Vermächtnisnehmer, so steht ihm nach
§ 1371 Abs. 2 BGB ein Pflichtteil nur aus dem „normalen“ Erbteil des § 1931
BGB zu (sog. kleiner Pflichtteil). Dafür kann er Zugewinnausgleich wie bei
einer Scheidung verlangen.
● Ist er dagegen Miterbe oder steht ihm ein Vermächtnis zu, berechnen sich alle
ihm aus dem Pflichtteilsrecht zustehenden Rechte nach dem gemäß § 1371
Abs. 1 BGB erhöhten Erbteil (sog. großer Pflichtteil) und er kann keinen
Zugewinnausgleich verlangen.
Um die Rechtsfolge des § 1371 Abs. 2 BGB herbeizuführen, hat ein Ehegatte immer
das Recht, die Erbschaft auszuschlagen und den Pflichtteil zu verlangen, was
normalerweise nicht geht, weil derjenige, der eine Erbschaft ausschlägt, nicht „durch
letztwillige Verfügung“ von ihr ausgeschlossen ist.
Ist ein Pflichtteilsberechtigter zwar Erbe geworden, aber nur mit einem Anteil, der
kleiner ist als die Hälfte seines gesetzlichen Erbteils, hat er wegen der Wertdifferenz
wiederum einen als Zusatzpflichtteil bezeichneten Ausgleichsanspruch gegen den
Nachlass (§ 2305 BGB).
Ist er nur mit einem Vermächtnis bedacht worden, gibt ihm § 2307 BGB die Wahl,
entweder das Vermächtnis auszuschlagen und den vollen Pflichtteil zu verlangen
oder die Wertdifferenz als Zusatzpflichtteil geltend zu machen.
Der pflichtteilsberechtigte Erbe, der entweder nur Vor- oder Nacherbe geworden oder
durch Testamentsvollstreckung beschwert ist, kann die Erbschaft ausschlagen und
statt ihrer den Pflichtteil verlangen (§ 2306 Abs. 1 BGB). Gleiches gilt, wenn der
Pflichtteilsberechtigte (lediglich) als Nacherbe eingesetzt wurde (§ 2306 Abs. 2 BGB).
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Der Erblasser hinterlässt eine Ehefrau, einen Sohn und eine Tochter. In
seinem Testament bestimmt er die Ehefrau zur alleinigen Vorerbin, den
Sohn und die Tochter zu Nacherben und zwar den Sohn zu 1/8 und die
Tochter zu 7/8.
Jede von ihnen kann die Erbschaft ausschlagen und stattdessen den
Pflichtteil verlangen. Schlägt der Sohn - da er lediglich Nacherbe wird, §
2306 Abs. 2 BGB - aus, steht ihm gegen die Erbengemeinschaft ein
Pflichtteilsanspruch in Höhe von ⅛ des Nachlasswerts zu. Schlägt die
Tochter aus - da sie lediglich Nacherbin wurde, § 2306 Abs. 2 BGB -, steht
ihr gegen die Erbengemeinschaft ein Pflichtteilsanspruch (ebenfalls) in
Höhe von ⅛ des Nachlasswertes zu. Für die Tochter wäre es damit
wirtschaftlich ggf. sinnvoller abzuwarten und den höheren Anteil als
Nacherbin einzustreichen. Für den Sohn sind beide Lösungen
gleichermaßen schlecht, ein Anspruch nach § 2305 BGB besteht nicht, da
sein Erbteil nicht geringer ist als der Pflichtteil.
Schlägt die Ehefrau aus - da sie lediglich Vorerbin ist und eine Nacherbin
angeordnet wurde, § 2306 Abs. 1 BGB -, erbt die Kinder - soweit sie nicht
selbst ausschlagen - sofort. Die Mutter kann ggf. einen konkret
berechneten Zugewinnausgleich verlangen und hat überdies einen
Pflichtteilsanspruch in Höhe von ⅛ des (übrigen) Nachlasswertes
(güterrechtliche Lösung).
Damit der Erblasser Pflichtteilsrechte nicht dadurch entwerten machen kann, dass er
sein Vermögen zu Lebzeiten verschenkt, geben die §§ 2325 ff. BGB den
Pflichtteilsberechtigten Pflichtteilsergänzungsansprüche wegen des Wertes von
Schenkungen, die der Erblasser innerhalb von zehn Jahren vor dem Erbfall gemacht
hat: Hat der Erblasser einem Dritten eine Schenkung gemacht, so kann der
Pflichtteilsberechtigte als Ergänzung des Pflichtteils den Betrag verlangen, um den
sich der Pflichtteil erhöht, wenn der verschenkte Gegenstand dem Nachlass
hinzugerechnet wird. Der Berechtigte ist finanziell so zu stellen, als wäre er zwar
enterbt worden, die Schenkung aber nicht erfolgt. Der Anspruch richtet sich
grundsätzlich gegen den Nachlass, ausnahmsweise aber auch gegen den
Beschenkten (§ 2329 BGB), wobei dieser nur nach Maßgabe der Vorschriften über
ungerechtfertigte Bereicherungen haftet (eine sog. Rechtsfolgenverweisung auf die
§§ 818, 819 BGB).
C. Erbengemeinschaft
Das Gesetz regelt zunächst als „Normalfall“ den Anfall der Erbschaft in der Person
eines einzelnen Erben (Alleinerben). Das ist in der Praxis aber die Ausnahme. Meist
erben mehrere Personen als Miterben.
Zwischen ihnen entsteht eine besondere Art der Personenverbindung, die
Erbengemeinschaft. Sie wirft ähnliche Rechtsfragen auf wie andere
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Personenverbindungen, nämlich die nach der Natur der Mitgliedschaftsrechte, der
Geschäftsführungs- und der Vertretungsbefugnis und nach ihrer Abwicklung.
1. Gesamthand am Nachlass
Auch durch das Entstehen einer Erbengemeinschaft bleibt der Nachlass vom
Erbenvermögen getrennt. Er ist ein Sondervermögen, das den Miterben in
gesamthänderischer Bindung zusteht. Die Erbengemeinschaft ist nicht rechtsfähig.
Sie ist nur eine Gesamthandshandsgemeinschaft. Die Folgen sind jedoch denen der
Gründung einer Gesellschaft ganz ähnlich:
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aus dem Nachlass zu tragen. Nur wenn er dazu nicht hinreicht, besteht eine
entsprechende Einlagepflicht.
Eine besondere Regelung gilt für die Geltendmachung einer zum Nachlass
gehörenden Forderung. Jeder Miterbe kann sie im eigenen Namen gerichtlich
geltend machen, sofern er Leistung an alle Miterben (nämlich: an den Nachlass)
fordert (§ 2039 BGB). Das ist ein Fall gesetzlicher Prozeßstandschaft (die
prozessrechtliche Befugnis, ein fremdes Recht in eigenem Namen geltend zu
machen). Der klagende Erbe macht eine fremde (nämlich: dem Nachlass als
Sondervermögen gehörende) Forderung im eigenen Namen geltend.
Das Gesetz regelt die Vertretung des Nachlasses nicht. Daraus folgert die hM.,
dass sie (wie bei der Gesellschaft bürgerlichen Rechts) der
Geschäftsführungsbefugnis folgt.
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