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Rechtsanwältin Wiebke Dorn-Neef

Eltern – Kinder - Familie


( Familienrecht )
Themenübersicht

I. Gesellschaftliche Realität und Kindschaftsrecht


(Wandel familiärer Strukturen, Kindheit in Deutschland, Altersgrenzen)

II. Ehe und Familie im Grundgesetz


(Individualgrundrecht, Institutsgarantie)

III. Abstammungsrecht
(Anerkennung und gerichtliche Feststellung der Vaterschaft,
Anfechtung der Vaterschaft, Methoden künstlicher Fortpflanzung)

IV. Elterliche Sorge nicht verheirateter Eltern


(Sorgeerklärung, Alleinsorge der Mutter, Beistandschaft des JA)

V. Elterliche Sorge (verheirateter Eltern)


(Personensorge, Vermögenssorge, gesetzliche Vertretung)

VI. Elterliche Sorge bei Trennung und Scheidung


(Gemeinsame Sorge als Regelfall, Übertragung der Alleinsorge,
das Sorgerechtsgutachten des JA)

VII. Umgangsrecht
(Recht des Kindes, elterliche Verantwortung und Umgangspflicht,
Umgangsrecht Dritter)

VIII. Umgangspflegschaft

IX. Störungen im Eltern- Kind- Verhältnis/ Aus den Akten des


Jugendamtes
(Gefährdung des Kindeswohls, Vormundschaft, Pflegschaft,
Beistandschaft)

X. Kindesunterhalt
(Voraussetzungen des Unterhaltsanspruchs, Düsseldorfer Tabelle)

XI. Adoption
(Voraussetzungen, Adoptionsverfahren, Adoptionsvermittlung,
Rechtswirkungen, Aufhebung)

XII. Wiederholungsfragen

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Literaturverzeichnis
Lehrbücher

Böckh Dr., Fritz


Recht im Studium der Sozialen Arbeit – Fälle und Lösungen, Boorberg,
2.Aufl. 2019

Grüneberg,
Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, München, Verlag C. H. Beck,
82.Aufl. 2023

Gürbüz, Sabahat
Familien- und Kindschaftsrecht für die Soziale Arbeit, utb., 2.Aufl. 2020

Kievel, W. / Knösel, P. / Marx, A. / Sauer,


Recht für soziale Berufe – Basiswissen kompakt, München, Luchterhand
Verlag, 8.Aufl. 2018

Marx, Ansgar
Familienrecht für soziale Berufe, Ein Leitfaden mit Fällen, Mustern und
Übersichten, 4. Aufl. 2022, Bundesanzeiger Verlag

Schwab, Dieter,
Familienrecht, München, C. H. Beck Verlag, 29.Aufl. 2021

Wabnitz, Reinhard
Grundkurs Familienrecht für die Soziale Arbeit, UTB Verlag, 6.Aufl. 2021

Wellenhofer, Marina
Familienrecht, Lernbücher Jura, München, C.H. Beck Verlag, 6.Auf. 2021

Zeitschriften

Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe (ZKJ)


Familie und Recht (FuR)
Zeitschrift für das gesamte Familienrecht (FamRZ)
Neue Zeitschrift für Familienrecht (NZFam)

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I. Gesellschaftliche Realität und Kindschaftsrecht

1. Familie im Recht

Es gibt keine Definition von Ehe und Familie im BGB, aber verfassungsrechtliche
Rechtsprechung zu den Begriffen:
Als Familie ist verfassungsrechtlich die tatsächliche Lebens- und
Erziehungsgemeinschaft von Eltern mit Kindern geschützt (BVerfG FamRZ 13, 521).
Der Grundrechtsschutz erfasst nicht nur die auf eine Ehe gegründete Familie und setzt
den Bestand einer rechtlichen Verwandtschaft nicht voraus, schließt daher die
nichteheliche Lebensgemeinschaft und auch eine gleichgeschlechtliche
Lebenspartnerschaft und einem Kind bestehende, dauerhaft angelegte, sozial-
familiäre Gemeinschaft ein.
Unter Ehe versteht das BVerfG eine verweltlichte, gesellschaftlichen Veränderungen
unterworfene Institution. Sie schafft einen Freiraum der autonomen
Persönlichkeitsentwicklung in Verantwortung zu einem anderen. Im Vordergrund steht
aus verfassungsrechtlicher Sicht heute ihr Wert als verbindliche Einstehens- und
Verantwortungsgemeinschaft. Die Eheschließung, die nach traditionellem Verständnis
verschieden geschlechtlichen Paaren vorbehalten war, ist inzwischen auch
gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglicht (vgl. Grüneberg/Dr.Götz, vor § 1297 BGB,
Rn. 6-7).

Normen im Wandel:
• 1957 Gleichberechtigungsgesetz
• 1976/ Inkraftgetreten 1977 Erstes Gesetz zur Reform des Ehe- und
Familienrechts
• 1997/ Inkraftgetreten 1998 Gesetz zur Reform des Kindschaftsrechts
• 2001 Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher
Gemeinschaften
• 2008 Gesetz zur Änderung des Unterhaltsrechts
• 2017 Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen
gleichen Geschlechts
• 2021 Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts
(Inkraftgetreten erst zum 01.01.2023!)

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2. Struktur des Familien- und Kindschaftsrecht


Wesentliche Inhalte des materiellen Familienrechts im 4. Buch des Bürgerlichen
Gesetzbuchs (BGB):
- Verlöbnis, §§ 1297 – 1302 BGB
- Ehe, §§ 1303 – 1588 BGB
- Verwandtschaft, §§ 1589 – 1777 BGB
- Vormundschaft, Betreuung und Pflegschaft, §§ 1773 – 1921 BGB

Verfahrensrecht im Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den


Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG)
- Buch 1 Allgemeiner Teil, §§ 1 – 110 FamFG
- Buch 2 Verfahren in Familiensachen, §§ 111 – 270 FamFG

3. Eheschließung und Ehewirkung


Eine Heirat erfolgt in Deutschland unter den Bedingungen der §§ 1306 – 1312 BGB.
Sie muss durch einen Standesbeamten vorgenommen werden, um gültig zu sein.

Ehemündigkeit setzt Volljährigkeit voraus (§ 1303 BGB).

§ 1304 Wer Geschäftsunfähig ist, kann eine Ehe nicht eingehen. Aber es gilt eine
Ehegeschäftsfähigkeit (eine partielle Geschäftsfähigkeit für die Eheschließung). „Zur
Prüfung der Ehegeschäftsfähigkeit eines Betreuten ist idR seine persönliche Anhörung
erforderlich (Grüneberg/Siede, § 1304, Rn. 1)“.

§ 1306 Verbot der Doppelehe

§ 1307 Ehehindernisse sind bestimmte Verwandtschaftsverhältnisse, so zwischen


Verwandten in gerader Linie und Geschwistern.

Zwischen Ehegatten besteht eine Rechtspflicht zur ehelichen Lebensgemeinschaft


und zur Verantwortung füreinander (§ 1353 BGB).

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4. Ehescheidung

Zerrüttungsprinzip (§ 1565 BGB Scheitern der Ehe)

Gesetzliche Vermutung, dass die Ehe gescheitert ist, bei Getrenntleben von 1 Jahr
(§§ 1566, 1567 BGB) – einvernehmliche Ehescheidung

Härtefallscheidung (§ 1565 Abs.2 BGB)

Bei einer Trennungszeit von 3 Jahren ist eine Ehescheidung auch gegen den Willen
des anderen möglich (§ 1566 Abs.2 BGB)

Scheidungsverfahren beim Familiengericht als Verbundverfahren


Zwangsverbund: Versorgungsausgleich
Antragsverbund: Elterliche Sorge und Umgang
Kindes- und Ehegattenunterhalt
Zugewinnausgleich
Aufteilung Hausrat und Ehewohnung

5. Kindschaftsrecht

Mutter ist die Frau, die das Kind geboren hat (§ 1591 BGB).
Vater ist gemäß § 1592 BGB
- der Mann, der bei der Geburt mit der Mutter des Kindes verheiratet ist (Nr.1)
- der Mann, der die Vaterschaft anerkannt hat (Nr. 2)
- der Mann dessen Vaterschaft gerichtlich festgestellt ist (Nr.3).

Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist geprägt durch Schutz und Fürsorge,
die elterliche Sorge. Diese wird aufgeteilt in Personensorge und
Vermögenssorge sowie die Vertretung des Kindes (§§ 1626, 1629 BGB).

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Altersstufen und -grenzen im deutschen Recht

Geburt Beginn der Rechtsfähigkeit (§ 1 BGB),

Geschäftsunfähigkeit (bis 7. Lebensjahr, § 104 Nr. 1 BGB),


Deliktsunfähigkeit (bis 7. Lebensjahr, § 828 BGB), Anspruch auf
Pflege und Erziehung (Art. 6 GG) sowie auf persönlichen
Umgang mit beiden Eltern (§ 1684 BGB)

Grds. 5./6. Lj. Beginn der Schulpflicht (nach den Landesschulgesetzen)

7 Lj. Beschränkte Geschäftsfähigkeit (§§ 106 ff. BGB), beschränkte


Deliktsfähigkeit (§ 828 Abs. 3 BGB; bis zum 10 Lj. keine
Deliktsfähigkeit im Straßenverkehr)

14 Lj. Bedingte Strafmündigkeit (§§ 1 Abs. 2, 3 JGG), volle


Religionsmündigkeit (§ 5 RelKErzG), Widerspruch gegen
Sorgerechtsübertragung (§ 1671 Abs. 2 BGB)

16 Lj. Testierfähigkeit (§ 2229 BGB), Pflicht zum Besitz eines


Personalausweises (§ 1 Gesetz über Personalausweise)

18 Lj. Volljährigkeit, volle Geschäfts- und Deliktfähigkeit (§§ 2, 828 Abs.


3 BGB), Strafmündigkeit als Heranwachsender

21 Lj. volle Strafrechtliche Verantwortlichkeit als Erwachsender


(§ 1 Abs. 2 JGG)

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II. Ehe und Familie im Grundgesetz

1. Art. 6 I GG als klassisches Grundrecht/Freiheitsrecht


 Abwehrrecht des Einzelnen
 Schutz der Privatsphäre von Ehe und Familie vor störenden Eingriffen
des Staates

2. Instituts- oder Einrichtungsgarantie des Art. 6 GG


Kernbereich von Ehe und Familie:
 freier Entschluss zur Eheschließung
 Monogamie
 lebenslange Dauer
 grundsätzliche, nicht absolute Unauflösbarkeit
 Lebensgemeinschaft
 Partnerschaft & Gleichberechtigung
 Fürsorge-, Treue- und Beistandspflicht gegenüber Ehegatten und
Kindern

3. Wertentscheidende Grundsatznorm
 Schädigungsverbot gegenüber Ehe und Familie
 Förderungsgebot

4. Schutz des elterlichen Erziehungsrechts

Elterliches Erziehungsrecht:
= pflichtgebundenes Grundrecht ( Art. 6 II GG )

Einschränkungen durch:
 staatliches „Wächteramt“ ( Art. 6 II, 2 GG )
 Gesetzesvorbehalt ( Art. 6 III GG )
 Sorgerechtsentzug (gem. § 1666 BGB)

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5. Religionsfreiheit und Kindeswohl

 Einführung des § 1631d BGB


 Eltern sind befugt in eine nicht medizinisch erforderliche
Beschneidung ihres Sohnes einzuwilligen
 die Beschneidung muss nach den Regeln der ärztlichen Kunst
erfolgen
 das Kindeswohl darf nicht verletzt werden
 während der ersten 6 Monate nach der Geburt darf die
Beschneidung auch von einem qualifizierten Beauftragten der
Religionsgesellschaft, der nicht Arzt ist, vorgenommen werden

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