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Die Wirkung des Kindesverhältnisses zeigt sich in einem Bündel von Rechten und Pflichten, die
aus der Eltern-Kind-Beziehung entstehen. Sie sind in Art. 270 - 327c ZGB geregelt.
Die Wirkung teilt sich in 5 Abschnitte:
1. Elterliche Sorge
Voraussetzungen
● Rechtliches Kindesverhältnis
● Volljährigkeit des Sorgerechtsinhabers und fehlende umfassende Beistandschaft (Art.
296 III ZGB)
Verheiratete Eltern
Ex lege haben beide die gemeinsame elterliche Sorge inne nach Art. 296 Abs. 2 ZGB
Geschiedene Eltern
Regelfall: Beiden Eltern wird die gemeinsame Elterliche Sorge belassen.
Ausnahme: Alleinige Elterliche Sorge nur, wenn dies zur Wahrung des Kindeswohles nötig ist nach
Art. 133 Ziff. 1 ZGB)
Dafür gibt es 4 Voraussetzungen:
Elterliche Sorge kann aber auch durch Entscheid der KESB (298b, d) oder durch Gerichtsurteil
(298c) entstehen, falls sich die Eltern Uneinig sind.
Folgendes muss die gemeinsame Erklärung enthalten (Art. 298a Abs. 1 - 4 ZGB):
Bei der alleinigen elterlichen Sorge ist keine Zustimmung nötig, der andere Elternteil muss
nur informiert werden (Art. 301a Abs. 3 ZGB)
Tod des einen Elternteils → Anderer behält elterliche Sorge (Art. 297 Abs. 1 ZGB).
2. (Faktische) Obhut
a) Inhalt
Der Begriff Obhut beschränkt sich auf die faktische Obhut, d.h. auf die Betreuung des Kindes im
Alltag und die damit verbundene Pflege und Erziehung. Die Obhut ist im Sorgerecht inbegriffen,
dabei wird zwischen gemeinsamer Obhut oder alternierende Obhut unterschieden.
Wer das Alleinsorgerecht besitzt, hat auch das alleinige Obhutsrecht.
Bei gemeinsamer elterlicher Sorge besteht auch gemeinsame Obhut, wenn die Betreuungsanteile
ungefähr gleich sind (bis 70-30). Jeder Elternteil hat Betreuungsanteile (Art. 133 Abs. 1 Ziff. 3).
Bei der alternierender Obhut sind beide Elternteile massgeblich an der Betreuung der Kinder
beteiligt. Es wird aber keine 50:50 Betreuung vorausgesetzt. Gemeinsame Sorge impliziert nicht
zwingend alternierende Obhut, es muss geprüft werden, ob es mit dem Kindeswohl vereinbar ist.
Der Wohnsitz und die Unterhaltspflichten knüpfen an die Obhut an, sonst nicht viel. Bei fehlender
Obhut besteht ein Anspruch auf persönlichen Verkehr (Art. 273 Abs. 1 ZGB)
3. Persönlicher Verkehr
a) Anspruchsberechtigte und -verpflichtete
Anspruchsberechtigt sind das Kind und derjenige Elternteil, der keine elterliche Sorge oder
elterliche Obhut über das Kind hat. Es können auch Dritte z.B. Grosseltern etc. berechtigt sein,
sofern es dem Kindeswohl dient (Art. 274a ZGB).
Persönlicher Verkehr ist nicht nur ein Anspruch, sondern auch eine Pflicht beiderseits, d.h. für
Verpflichtete und Berechtigten. Aber es gibt keinen Zwang das Recht auszuüben.
b) Inhalt
Es umfasst das Recht, das Kind zu sich nach Hause zu nehmen und mit ihm persönlich Zeit zu
verbringen. Ausserdem alle anderen Formen des persönlichen Kontaktes wie Telefon WhatsApp
usw. Der Umfang richtet sich nach dem Alter des Kindes (z.B. periodisch, Ferien, Feiertage etc.).
→ Kindeswohl steht im Vordergrund.; Für Holen-Bringen, Kosten etc. ist Berechtigter zuständig.
c) Schranken des persönlichen Verkehrs → Art. 274 ZGB
Der Verkehr kann quantitativ (keine Übernachtung, wenige Tage) oder inhaltlich (Weisungen)
eingeschränkt werden sowie entzogen werden (ultima ratio).
f) Anspruch auf Information und Auskunft (Art. 275a und 301a Abs. 3 und 4 ZGB)
Eltern ohne elterliche Sorge sollen gem. 275a über wichtige Entscheidungen im Leben des Kindes
angehört werden. Ausserdem haben sie Anspruch auf Mitteilung bei besonderen Ereignissen,
sowie ein Auskunftsrecht gegenüber Dritten (Schulen, Ärzten usw.)
Ein Wohnsitzwechsel des Kindes muss dem sorgerechtslosen Elternteil angezeigt werden.
II. Unterhaltspflichten
● Naturalunterhalt
Durch direkte Pflege und Erziehung
● Geldunterhalt / Unterhaltsbeitrag
Dazu gehören die unmittelbare Lebensunterhaltskosten des Kindes/ Barunterhalt wie
z.B. Wohnen, Essen, Drittbetreuungskosten etc.
Lebenshaltungskostenmethode
Mit dem Betreuungsunterhalt sollen die «Lebenshaltungskosten» des betreuenden Elternteils
gedeckt werden d.h. das Betreibungsrechtliches Existenz minimum + «Erweiterung» (max.
familienrechtliches EM). Das Einkommen der Betreuenden Person wird angerechnet.
Dauer:
Der Betreuungsunterhaltes wird solange geschuldet bis eine persönliche Betreuung
notwendig ist. Es wird vom sog. Schulstufenmodell für «gesunde und normal entwickelte
Kinder» ausgegangen:
Eine Ausweitung der Betreuung ist je nach Fall möglich sowie sind Übergangsfristen
vorgesehen.
Die Eltern sorgen gemeinsam, jeder nach seinen Kräften, für den gebührenden Unterhalt des
Kindes (Art. 276 Abs. 2 ZGB). Der Unterhalt bemisst sich neben der Leistungsfähigkeit der Eltern
zudem nach deren Lebensstellung sowie nach den Bedürfnissen des Kindes.
Der Minderjährigenunterhalt dauert grundsätzlich bis zur Vollendung des 18. Altersjahres (Art. 277
Abs. 1 ZGB).
Anschliessend folgt der Volljährigenunterhalt (Abs.2), wenn zu diesem Zeitpunkt das Kind noch
keine angemessene Ausbildung hat und die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind:
2. Ausbildung
a. Noch keine angemessene Ausbildung
b. Zeitpunkt noch nicht verstrichen, in welchem Ausbildung ordentlicherweise
hätte abgeschlossen werden können (keine feste Altersgrenze)
3. Zumutbarkeit
a. Finanzielle Leistungsfähigkeit des Pflichtigen (nach Deckung des eigenen
familienrechtlichen Existenzminimums sowie allfälligen Unterhaltsansprüchen
von minderjährigen Kindern / Ex
b. Persönlich, z.B. unzumutbar aufgrund vollständiger Kontakt verweigerung
Alimentenbevorschussung
Gesetzliche Subrogation, wenn das Gemeinwesen/Sozialamt für den Unterhalt aufkommt,
d.h. die Unterhaltsforderung geht auf das Gemeinwesen (Art. 289 Abs. 2 ZGB).
Gemeinwesen kann sich so die Ansprüche später ggf. vom Pflichtigen zurückholen.
Zur Berechnung wird die zweistufige Methode mit Überschussverteilung angewandt. Andere
Methoden möglich bei aussergewöhnlich guten Verhältnissen.
1. Stufe: Einkommensermittlung
Sämtliche Erwerbseinkommen, Vermögenserträge und Vorsorgeleistungen werden ermittelt sowie
hypothetisches Einkommen, falls die vorhandene Arbeitskapazität nicht umfassend auszuschöpft
ist. Allfällige Erträge aus dem Kindesvermögen können hinzugerechnet werden (Art. 276 Abs. 3 &
Art. 319 Abs. 1 ZGB).
6. Rangfolgen
Gegenausnahme: falls ein volljähriges Kind benachteiligt wird (z.B. noch im Gymi).
a) Unterhaltsklage
Falls sich die Parteien nicht in einem Vertrag auf den zu bezahlenden Unterhalt einigen
können.
Es gilt der Untersuchungsgrundsatz (Sachverhalt von Amtes wegen zu untersuchen) und die
Offizialmaxime (Art. 296 Abs. 2 und 3 ZPO)
Als vorsorgliche Massnahmen kann auf Begehren des Klägers die Zahlung und Hinterlegung
eines Beitrages verlangt werden, sofern das Kindesverhältnis besteht / glaubhaft gemacht
wird (Art. 303 ZPO).
● Betrag, welcher zur Deckung des gebührenden Unterhalts jedes Kindes fehlt
● Pflicht zur Einrichtung kantonaler Inkassostellen (Art. 290 ZGB), an welche sich das
Kind / der andere Elternteil wenden kann
● Schuldneranweisung (Art. 291 ZGB)
● Sicherheitshinterlegung (Art. 292 ZGB)
Frist: Geltendmachung des Anspruchs innerhalb 1 Jahres seit Kenntnis der ausser-
ordentlichen Verbesserung. Anspruchsberechtigt ist das Kind, vorbehalten bleibt Abs. 3.
Dieser Anspruch soll die Kosten für den entgangenen Verdienst durch die Geburt decken.
Folgende Kosten werden gedeckt:
• Entbindungskosten
• Unterhalt für 4 Wochen vor und 8 Wochen nach Geburt
• Auslagen inkl. erste Ausstattung des Kindes
a) Verheiratete Eltern
1. Kind erhält den allfällig gemeinsamen Familiennamen (Art. 270 Abs. 3 ZGB).
2. Falls kein gemeinsamer Name besteht, dann jener Name, den die Eltern bei der Heirat
(Art. 160 Abs. 3 ZGB) angegeben haben (Art. 270 Abs. 1 ZGB). Wechsel innerhalb eines
Jahres nach der Geburt des ersten Kindes möglich (Art. 270 Abs. 2 ZGB).
b) Nicht verheiratete Eltern (Art. 270a ZGB)
1. Alleinige elterliche Sorge: Name des Sorgerechtsinhabers
2. Gemeinsame elterliche Sorge: Eltern bestimmen, welchen Ledignamen die Kinder tragen
sollen (falls gemeinsame elterliche Sorge nach Geburt, dann Jahresfrist für Änderung, die
dann auch für spätere Kinder gilt)
d) Namensänderungen
e) Vornamensgebung
Nach Art. 301 Abs. 4 ZGB: Vornamensgebungsrecht ist Inhalt der elterlichen Sorge, d.h.
Eltern bzw. Sorgeberechtigte bestimmen den Vorname. Dieser darf gemäss Art. 37c Abs. 3
ZStV die Kindsinteressen nicht offensichtlich verletzen
Das Kind erhält das Bürgerrecht desjenigen Elternteils, dessen Namen es trägt. Ist nur ein Elternteil
Schweizer, erhält es dessen Bürgerrecht unabhängig vom Namen
IV. Kindesvermögen
Das Kindesvermögen umfasst sämtliche vermögenswerten Rechte, welche einem Kind zustehen
(z.B. durch Schenkung, Erbe, SE etc.)
1. Verwaltung
Pflicht und Recht zur Vermögensverwaltung basiert auf der elterlichen Sorge (Art. 318 Abs. 1 ZGB).
Das Kindesvermögen soll dabei erhalten werden bzw. vermehrt, wenn möglich.
Ausnahme:
Ausnahmsweise können Dritte dem Kind eine Zuwendung machen und die Verwaltung der Eltern
ausschliessen (Art. 321 Abs. 2 ZGB und Art. 322 ZGB). Der Dritte muss angeben, wem die
Verwaltung stattdessen obliegt.
Eigene Einkünfte können vom Kind selbst verwaltet werden (Art. 323 ZGB).
2. Verwendung
Grundsatz: Erträge dürfen für den Unterhalt sowie Erziehung und Ausbildung verwendet
werden, insb. wenn Einkünfte der Eltern nicht ausreichen.
Ausnahme: Geld dient der Sparanlage bzw. wurde mit diesem Zweck zugewendet (Art. 321
Abs. 1 ZGB).
3. Schutzmassnahmen (Hinweis)
Bei unsorgfälltiger Verwaltung kann die Kindesschutzbehörde zum Schutz geeignete Massnahmen
treffen:
- Weisungen
- Inventar
- Periodische Rechnungslegung und Berichterstattung
- Entzug der Verwaltungsbefugnisse und Einsetzung eines Vermögensbeistandes