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§ 5 Wirkungen des Kindesverhältnisses

Allgemein
Die Wirkung des Kindesverhältnisses zeigt sich in einem Bündel von Rechten und Pflichten, die
aus der Eltern-Kind-Beziehung entstehen. Sie sind in Art. 270 - 327c ZGB geregelt.
Die Wirkung teilt sich in 5 Abschnitte:

- die Gemeinschaft der Eltern und Kinder (Art. 270 ff)


- Unterhaltspflicht der Eltern (Art. 276 ff.)
- elterliche Sorge (Art 296 ff.)
- Kindesvermögen (Art. 318 ff.)
- Minderjährige unter Vormundschaft (Art. 327a ff.)

I. Elterliche Sorge, Obhut, persönlicher Verkehr

1. Elterliche Sorge

Voraussetzungen

● Rechtliches Kindesverhältnis
● Volljährigkeit des Sorgerechtsinhabers und fehlende umfassende Beistandschaft (Art.
296 III ZGB)

a) Wer hat elterliche Sorge? – Gemeinsame und alleinige elterliche Sorge

Verheiratete Eltern
Ex lege haben beide die gemeinsame elterliche Sorge inne nach Art. 296 Abs. 2 ZGB

Geschiedene Eltern
Regelfall: Beiden Eltern wird die gemeinsame Elterliche Sorge belassen.

Ausnahme: Alleinige Elterliche Sorge nur, wenn dies zur Wahrung des Kindeswohles nötig ist nach
Art. 133 Ziff. 1 ZGB)
Dafür gibt es 4 Voraussetzungen:

■ Elterlicher Dauerkonflikt, muss erheblich und chronisch sein


■ Anhaltende Kommunikationsunfähigkeit
■ Gemeinsame Elterliche Sorge würde sich negativ auf das Kindeswohl auswirken
■ Alleinzuteilung lässt Verbesserung erwarten
Unverheiratete Eltern
Die Mutter hat die alleinige elterliche Sorge. Die Anerkennung des Kindes durch den Vater genügt
nicht, ist aber ein wichtiger Schritt. Denn nach der Anerkennung können die Eltern durch
gemeinsame Erklärung die gemeinsame Elterliche Sorge erlangen. (Art. 298 Abs. 1 ZGB)

Elterliche Sorge kann aber auch durch Entscheid der KESB (298b, d) oder durch Gerichtsurteil
(298c) entstehen, falls sich die Eltern Uneinig sind.

Folgendes muss die gemeinsame Erklärung enthalten (Art. 298a Abs. 1 - 4 ZGB):

– Gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme und

– Zusicherung einer Verständigung über Obhut / Betreuungsanteile / Unterhaltsaufteilung

b) Was ist elterliche Sorge? – Inhalt


Elterliche Sorge ist das unverzichtbare und unübertragbare Pflichtrecht der Eltern für das
minderjährige Kind die nötigen Entscheidungen zu treffen, das Kind zu erziehen, vertreten und sein
Vermögen zu verwalten.

Es gibt gem. 301 ff. 7 Aspekte der elterlichen Sorge:

● Pflege und Erziehung


● Entscheidungsbefugnis (zusammen mit dem anderen Sorgeberechtigten, vgl. auch
Art. 304 Abs. 2 ZGB)
○ Vorbehalt eigener Handlungsfähigkeit des Kindes
○ Freiraum entsprechend der Reife (Art. 301 Abs. 2 ZGB) – Anhörungs- und
Rücksichtnahmepflichten; Kind soll in die Selbstständigkeit erzogen werden
○ Recht, dem Kind den Vornamen zu geben

○ Vorbehalt der Alleinentscheidungsbefugnisse des betreuenden Elternteils


(Art. 301 Abs. 1bis ZGB), sofern

- Alltägliche oder dringende Angelegenheiten

- Der andere Elternteil nicht mit vernünftigem Aufwand zu erreichen ist.


- Vorbehalt begrenzter Alleinentscheidungskompetenz betreffend
Aufenthaltsort des Kindes (Art. 301a ZGB, vgl. nachstehend)
● Ausbildungsverschaffung (Art. 302 Abs. 2 ZGB)
● Vertretung (im Umfang der elterlichen Sorge), hängt von der Handlungsfähigkeit des
Kindes ab.
● Religiöse Erziehung, aber ab 16. Geburtstag Religions mündigkeit
○ Aber auch hier, eigene Reife und eigene Überzeugung respektieren

● Elterliche Vermögensfürsorge (Art. 318 ff. ZGB)


● Recht, den Aufenthaltsort des Kindes zu bestimmen, wobei eine beidseitige
Zustimmung gemäss Art. 301a ZGB nur nötig ist, wenn
○ Neuer Aufenthaltsort im Ausland, oder
○ Wechsel führt zu erheblichen Auswirkungen auf die Ausübung der elterlichen Sorge
bzw. den persönlichen Verkehr. keine Zustimmung, wenn im Inland und in der Nähe
geblieben

Bei der alleinigen elterlichen Sorge ist keine Zustimmung nötig, der andere Elternteil muss
nur informiert werden (Art. 301a Abs. 3 ZGB)

c) Änderungen / Wechsel der elterlichen Sorge

Bei gemeinsamer elterlicher Sorge

Tod des einen Elternteils → Anderer behält elterliche Sorge (Art. 297 Abs. 1 ZGB).

Aufhebung des gemeinsamen Haushalts / Scheidung → Eheschutzgericht kann elterliche


Sorge einem alleine zuteilen (Art. 298 I ZGB), aber: Praxis meist nur Zuteilung der elterlichen
Obhut bzw. Regelung der Betreuungsanteile

Bei erheblicher Gefährdung des Kindeswohls als Kindesschutzmassnahme im Sinne einer


ultima ratio (Art. 311 ZGB)

Veränderung der Verhältnisse:


Bei geschiedenen Eltern (Art. 134) / unverheirateten Eltern (Art, 298d Abs.1) bei
Neuregelung, wenn dies zum Wohl des Kindes geboten ist (Art. 134 ZGB)
Bei alleiniger elterlicher Sorge

Tod, Minderjährigkeit oder umfassende Beistandschaft des alleinigen Sorgerechtsinhabers:


Kindesschutzbehörde überträgt die elterliche Sorge an den anderen Elternteil oder bestellt
dem Kind einen Vormund, je nachdem, was zur Wahrung des Kindeswohls besser geeignet
ist (Art. 297 Abs. 2 ZGB bei Tod / Art. 298b Abs. 4 ZGB bei Minderjährigkeit oder
umfassender Beistandschaft) → Keine automatische Umteilung an den Vater!

Sorgerechtsentzug als Kindesschutzmassnahme: Bei erheblicher Gefährdung des


Kindeswohls im Sinne einer ultima ratio (Art. 311 ZGB, vgl. auch Art. 311 Abs. 2 ZGB)

2. (Faktische) Obhut

a) Inhalt
Der Begriff Obhut beschränkt sich auf die faktische Obhut, d.h. auf die Betreuung des Kindes im
Alltag und die damit verbundene Pflege und Erziehung. Die Obhut ist im Sorgerecht inbegriffen,
dabei wird zwischen gemeinsamer Obhut oder alternierende Obhut unterschieden.
Wer das Alleinsorgerecht besitzt, hat auch das alleinige Obhutsrecht.

Bei gemeinsamer elterlicher Sorge besteht auch gemeinsame Obhut, wenn die Betreuungsanteile
ungefähr gleich sind (bis 70-30). Jeder Elternteil hat Betreuungsanteile (Art. 133 Abs. 1 Ziff. 3).

Bei der alternierender Obhut sind beide Elternteile massgeblich an der Betreuung der Kinder
beteiligt. Es wird aber keine 50:50 Betreuung vorausgesetzt. Gemeinsame Sorge impliziert nicht
zwingend alternierende Obhut, es muss geprüft werden, ob es mit dem Kindeswohl vereinbar ist.

Der Wohnsitz und die Unterhaltspflichten knüpfen an die Obhut an, sonst nicht viel. Bei fehlender
Obhut besteht ein Anspruch auf persönlichen Verkehr (Art. 273 Abs. 1 ZGB)

3. Persönlicher Verkehr
a) Anspruchsberechtigte und -verpflichtete
Anspruchsberechtigt sind das Kind und derjenige Elternteil, der keine elterliche Sorge oder
elterliche Obhut über das Kind hat. Es können auch Dritte z.B. Grosseltern etc. berechtigt sein,
sofern es dem Kindeswohl dient (Art. 274a ZGB).
Persönlicher Verkehr ist nicht nur ein Anspruch, sondern auch eine Pflicht beiderseits, d.h. für
Verpflichtete und Berechtigten. Aber es gibt keinen Zwang das Recht auszuüben.

b) Inhalt
Es umfasst das Recht, das Kind zu sich nach Hause zu nehmen und mit ihm persönlich Zeit zu
verbringen. Ausserdem alle anderen Formen des persönlichen Kontaktes wie Telefon WhatsApp
usw. Der Umfang richtet sich nach dem Alter des Kindes (z.B. periodisch, Ferien, Feiertage etc.).
→ Kindeswohl steht im Vordergrund.; Für Holen-Bringen, Kosten etc. ist Berechtigter zuständig.
c) Schranken des persönlichen Verkehrs → Art. 274 ZGB
Der Verkehr kann quantitativ (keine Übernachtung, wenige Tage) oder inhaltlich (Weisungen)
eingeschränkt werden sowie entzogen werden (ultima ratio).

e) Regelung des persönlichen Verkehrs


Für die Regelung ist der Sorge- bzw. Obhutinhabers zuständig (Art. 275 Abs. 3 ZGB).
Regel: Durch die Kindesschutzbehörde, vorbehalten bleibt das Gericht sofern es über andere
Kinderbelange (elterliche Sorge etc.) entscheidet (sog. Kompetenzattraktion)

f) Anspruch auf Information und Auskunft (Art. 275a und 301a Abs. 3 und 4 ZGB)
Eltern ohne elterliche Sorge sollen gem. 275a über wichtige Entscheidungen im Leben des Kindes
angehört werden. Ausserdem haben sie Anspruch auf Mitteilung bei besonderen Ereignissen,
sowie ein Auskunftsrecht gegenüber Dritten (Schulen, Ärzten usw.)

Ein Wohnsitzwechsel des Kindes muss dem sorgerechtslosen Elternteil angezeigt werden.

II. Unterhaltspflichten

1. Gegenstand und Umfang des Unterhalts

a) Gegenstand des Unterhalts


Unterhalt umfasst alles, was ein Kind an Mitteln für seine gute Entwicklung benötigt. Es wird
unterschieden zwischen:

● Naturalunterhalt
Durch direkte Pflege und Erziehung

● Geldunterhalt / Unterhaltsbeitrag
Dazu gehören die unmittelbare Lebensunterhaltskosten des Kindes/ Barunterhalt wie
z.B. Wohnen, Essen, Drittbetreuungskosten etc.

● Betreuungsunterhalt – Art. 285 Abs. 2 ZGB


Deckt die Lebenshaltungskosten des betreuenden Elternteils ab → Zeit, in welcher
der betreuende Elternteil ansonsten erwerbstätig wäre. Mit der Revision von 2019
wurde eine Gleichstellung der Kinder unverheirateter Eltern und verheirateter Eltern
angestrebt.

Berechnung des Betreuungsunterhalts:

Lebenshaltungskostenmethode
Mit dem Betreuungsunterhalt sollen die «Lebenshaltungskosten» des betreuenden Elternteils
gedeckt werden d.h. das Betreibungsrechtliches Existenz minimum + «Erweiterung» (max.
familienrechtliches EM). Das Einkommen der Betreuenden Person wird angerechnet.
Dauer:
Der Betreuungsunterhaltes wird solange geschuldet bis eine persönliche Betreuung
notwendig ist. Es wird vom sog. Schulstufenmodell für «gesunde und normal entwickelte
Kinder» ausgegangen:

- 50%-Erwerbstätigkeit mit obligatorischer Beschulung des jüngsten Kindes


(Kindergarten, Schuleintritt),
- 80% ab dessen Eintritt in die Sekundarstufe I und -
- 100% ab dessen Vollendung des 16. Lebensjahres

Eine Ausweitung der Betreuung ist je nach Fall möglich sowie sind Übergangsfristen
vorgesehen.

b) Umfang (Art. 276 Abs. 2 ZGB)


Die möglichen Unterhaltsformen gemäss Art. 276 Abs. 1 ZGB (Pflege, Erziehung, Geld-
zahlung) sind gleichwertig. Bei der Bestimmung der Leistungsfähigkeit und deren
Unterhaltspflicht sind daher alle erbrachten Leistungen und somit neben der Geldzahlung
auch die Leistungen in natura zu berücksichtigen.

Die Eltern sorgen gemeinsam, jeder nach seinen Kräften, für den gebührenden Unterhalt des
Kindes (Art. 276 Abs. 2 ZGB). Der Unterhalt bemisst sich neben der Leistungsfähigkeit der Eltern
zudem nach deren Lebensstellung sowie nach den Bedürfnissen des Kindes.

2. Minderjährigen- und Volljährigenunterhalt

Der Minderjährigenunterhalt dauert grundsätzlich bis zur Vollendung des 18. Altersjahres (Art. 277
Abs. 1 ZGB).
Anschliessend folgt der Volljährigenunterhalt (Abs.2), wenn zu diesem Zeitpunkt das Kind noch
keine angemessene Ausbildung hat und die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind:

1. Über 18 Jahre alt

2. Ausbildung
a. Noch keine angemessene Ausbildung
b. Zeitpunkt noch nicht verstrichen, in welchem Ausbildung ordentlicherweise
hätte abgeschlossen werden können (keine feste Altersgrenze)

3. Zumutbarkeit
a. Finanzielle Leistungsfähigkeit des Pflichtigen (nach Deckung des eigenen
familienrechtlichen Existenzminimums sowie allfälligen Unterhaltsansprüchen
von minderjährigen Kindern / Ex
b. Persönlich, z.B. unzumutbar aufgrund vollständiger Kontakt verweigerung

4. Fehlende eigene Leistungsfähigkeit des Berechtigten (bei Studenten wird


20%-Erwerb grundsätzlich als zumutbar erachtet)
3. Rente oder Abfindung
Rente bedeutet die Zahlung des Unterhalts in periodischen Zahlungen (Art. 287 Abs. 1)
Abfindung die Zahlung des Unterhalts in einer einmaligen grossen Zahlung im Voraus. (Art. 288)
→ Beides bedarf der Genehmigung durch das die Kindesschutzbehörde bzw. durch das Gericht.

4. Unterhaltsberechtigte und –verpflichtete


Unterhaltspflichtig sind die Eltern zu gleichen Teilen entsprechend ihrer Leistungskraft und
Fähigkeiten. Unterhaltsgläubiger ist das Kind. Die Unterhaltszahlungen werden aber solange das
Kind minderjährig ist, an den Obhutsinhaber gezahlt (Art. 289 Abs. 1 ZGB).

Alimentenbevorschussung
Gesetzliche Subrogation, wenn das Gemeinwesen/Sozialamt für den Unterhalt aufkommt,
d.h. die Unterhaltsforderung geht auf das Gemeinwesen (Art. 289 Abs. 2 ZGB).
Gemeinwesen kann sich so die Ansprüche später ggf. vom Pflichtigen zurückholen.

5. Bemessung des Barunterhalts

Kriterien zur Bemessung in Art. 285 Abs. 1 ZGB:

• Leistungsfähigkeit der Eltern (Einkommen, Vermögen und Existenzminimum)


• Bedürfnisse des Kindes (Alter, Ausbildung, Hobbies des Kindes)
• Lebensstellung der Eltern

Zur Berechnung wird die zweistufige Methode mit Überschussverteilung angewandt. Andere
Methoden möglich bei aussergewöhnlich guten Verhältnissen.

Zweistufige Methode mit Überschussverteilung (siehe Merkblatt zur Berechnung)


Berechnung orientiert sich am Verpflichteten und seiner Leistungsfähigkeit (Exsistenzminimum)

1. Stufe: Einkommensermittlung
Sämtliche Erwerbseinkommen, Vermögenserträge und Vorsorgeleistungen werden ermittelt sowie
hypothetisches Einkommen, falls die vorhandene Arbeitskapazität nicht umfassend auszuschöpft
ist. Allfällige Erträge aus dem Kindesvermögen können hinzugerechnet werden (Art. 276 Abs. 3 &
Art. 319 Abs. 1 ZGB).

Sozialversicherungsrenten und Kinderzulagen werden zusätzlich zum Unterhalten geleistet, sofern


sie schon bei der Festlegung des Unterhaltes geleistet werden. Falls sie später anfallen, wird der
Unterhalt um den Betrag reduziert (Art. 285a ZGB).
2. Stufe: Bedarfsermittlung
1)Ermittlung des Betreibungsrechtliches Existenzminimum (bei knappen Verhältnissen).
Dieses besteht aus:
Grundbetrag (bis 10J: 400 / ab 10J: 600) + Wohnkosten + KK-Prämien + U-Abo (Weg zur
Arbeit/Schule) + Sozialbeiträge + unumgängliche Berufsauslagen, Schulkosten +
Drittbetreuungskosten.

2)Ermittlung des Familienrechtliches Existenzminimum, wenn es die Verhältnisse zulassen:


Betreibungsrechtliches Existenzminimum + Steuern, Zusatz Versicherungen,
Kommunikations- und Versicherungspauschale, unumgängliche Weiterbildungskosten, den
finanziellen Verhältnissen entsprechende Wohnkosten, allenfalls private
Vorsorgeaufwendungen von Selbständigerwerbenden

Hobbies werden erst bei der Überschussverteilung berücksichtigt.

Überschussverteilung (bei guten Verhältnissen)


Anspruch besteht, sofern nach der Befriedigung des Barunterhalts, des Betreuungsunterhalts und
allfälligem nachehelichen Unterhalt ein Überschuss besteht (nach familienrechtlichem Minimum).
Die Verteilung erfolgt grundsätzlich nach dem „grosse Köpfe - kleine Köpfe“-Prinzip. Jedem
Erwachsenen steht ein voller Anteil (1) zu, jedem Kind ein halber Anteil (0,5). Volljährige Kinder
partizipieren nicht am Überschuss.

Abweichungen: Besonderheiten des konkreten Falls sollen berücksichtigt werden wie


überobligatorische Arbeitsanstrengung, Betreuungsverhältnisse, spezielle Bedarfspositionen etc.
Eine nachgewiesene Sparquote kann vorab abgezogen werden.

6. Rangfolgen

a) Rangfolge der Unterhaltsgläubiger

Bei knappen finanziellen Verhältnissen ist das Existenzminimum des Unterhaltsschuldners


die Grenze
Grundsatz: Gleichbehandlung von (Halb-) Geschwistern
Ausnahme: Vorrang von minderjährigen Kindern → Gegenüber Ehegatten- &
Volljährigenunterhalt

Gegenausnahme: falls ein volljähriges Kind benachteiligt wird (z.B. noch im Gymi).

b) Rangfolge der Unterhaltsarten (BGer 5A_384/2018)

1. Barunterhalt minderjähriger Kinder

2. Betreuungsunterhalt minderjähriger Kinder

3. (Nach-)ehelicher Unterhalt (vgl. Art. 276a Abs. 1 ZGB)

4. Volljährigenunterhalt (BGE 146 III 169)


7. Unterhaltsklage und -vereinbarung, Vollstreckung und Sicherung

a) Unterhaltsklage
Falls sich die Parteien nicht in einem Vertrag auf den zu bezahlenden Unterhalt einigen
können.

Es gilt der Untersuchungsgrundsatz (Sachverhalt von Amtes wegen zu untersuchen) und die
Offizialmaxime (Art. 296 Abs. 2 und 3 ZPO)

Eine Verbindung mit der Vaterschaftsklage ist möglich

Als vorsorgliche Massnahmen kann auf Begehren des Klägers die Zahlung und Hinterlegung
eines Beitrages verlangt werden, sofern das Kindesverhältnis besteht / glaubhaft gemacht
wird (Art. 303 ZPO).

b) Unterhaltsvereinbarung (vgl. Art. 287 / 288 ZGB)

Unterhaltsvereinbarungen sind familienrechtliche Rechtsgeschäfte wo durch die KSB


genehmigt werden müssen (bei gerichtlichen Verfahren das Gericht). Abänderung ist ohne
Genehmigung möglich, sofern dies im Vertrag nicht ausgeschlossen wurde.

Inhalt des Unterhaltsvertrages (Art. 287a ZGB):

● Einkommen und Vermögen jedes Elternteils und jedes Kindes

● Welcher Betrag für jedes Kind bestimmt ist

● Betrag, welcher zur Deckung des gebührenden Unterhalts jedes Kindes fehlt

● Ob & in welchem Ausmass die Unterhaltsbeiträge den Veränderungen der


Lebenskosten angepasst werden (Indexierung / bei dauerhaften oder
ausserordernlichen Veränderung, vgl. Art. 286 ZGB)
c) Vollstreckung und Sicherung

● Pflicht zur Einrichtung kantonaler Inkassostellen (Art. 290 ZGB), an welche sich das
Kind / der andere Elternteil wenden kann
● Schuldneranweisung (Art. 291 ZGB)
● Sicherheitshinterlegung (Art. 292 ZGB)

e) Mankofälle (Art. 286a ZGB)

1. Gebührender Unterhalt konnte nicht gedeckt werden.

2. Verbesserung der Verhältnisse auf Seiten des Zahlungspflichtigen

3. «Manko» der letzten 5 Jahre kann eingefordert werden.

Frist: Geltendmachung des Anspruchs innerhalb 1 Jahres seit Kenntnis der ausser-
ordentlichen Verbesserung. Anspruchsberechtigt ist das Kind, vorbehalten bleibt Abs. 3.

8. Ansprüche der unverheirateten Mutter (Art. 295 ZGB)

Dieser Anspruch soll die Kosten für den entgangenen Verdienst durch die Geburt decken.
Folgende Kosten werden gedeckt:

• Entbindungskosten
• Unterhalt für 4 Wochen vor und 8 Wochen nach Geburt
• Auslagen inkl. erste Ausstattung des Kindes

III. Weitere Wirkungen

1. Familienname und Vorname

a) Verheiratete Eltern
1. Kind erhält den allfällig gemeinsamen Familiennamen (Art. 270 Abs. 3 ZGB).

2. Falls kein gemeinsamer Name besteht, dann jener Name, den die Eltern bei der Heirat
(Art. 160 Abs. 3 ZGB) angegeben haben (Art. 270 Abs. 1 ZGB). Wechsel innerhalb eines
Jahres nach der Geburt des ersten Kindes möglich (Art. 270 Abs. 2 ZGB).
b) Nicht verheiratete Eltern (Art. 270a ZGB)
1. Alleinige elterliche Sorge: Name des Sorgerechtsinhabers
2. Gemeinsame elterliche Sorge: Eltern bestimmen, welchen Ledignamen die Kinder tragen
sollen (falls gemeinsame elterliche Sorge nach Geburt, dann Jahresfrist für Änderung, die
dann auch für spätere Kinder gilt)

c) Zustimmungserfordernis des Kindes


Bei Änderung ab Vollendung des 12. Altersjahres (12. Geburtstag) ist die Zustimmung des
Kindes für eine Änderung notwendig (Art. 270b ZGB). → höchstpersönliches Recht

d) Namensänderungen

- Wegen Heirat der Eltern (Art. 259 ZGB)


- Durch Gesuch nach Art. 30 Abs. 1 ZGB (achtenswerte Gründe)

e) Vornamensgebung
Nach Art. 301 Abs. 4 ZGB: Vornamensgebungsrecht ist Inhalt der elterlichen Sorge, d.h.
Eltern bzw. Sorgeberechtigte bestimmen den Vorname. Dieser darf gemäss Art. 37c Abs. 3
ZStV die Kindsinteressen nicht offensichtlich verletzen

2. Heimatort (Art. 271 ZGB)

Das Kind erhält das Bürgerrecht desjenigen Elternteils, dessen Namen es trägt. Ist nur ein Elternteil
Schweizer, erhält es dessen Bürgerrecht unabhängig vom Namen

IV. Kindesvermögen
Das Kindesvermögen umfasst sämtliche vermögenswerten Rechte, welche einem Kind zustehen
(z.B. durch Schenkung, Erbe, SE etc.)

1. Verwaltung
Pflicht und Recht zur Vermögensverwaltung basiert auf der elterlichen Sorge (Art. 318 Abs. 1 ZGB).
Das Kindesvermögen soll dabei erhalten werden bzw. vermehrt, wenn möglich.

Ausnahme:
Ausnahmsweise können Dritte dem Kind eine Zuwendung machen und die Verwaltung der Eltern
ausschliessen (Art. 321 Abs. 2 ZGB und Art. 322 ZGB). Der Dritte muss angeben, wem die
Verwaltung stattdessen obliegt.
Eigene Einkünfte können vom Kind selbst verwaltet werden (Art. 323 ZGB).
2. Verwendung

Grundsatz: Erträge dürfen für den Unterhalt sowie Erziehung und Ausbildung verwendet
werden, insb. wenn Einkünfte der Eltern nicht ausreichen.

Ausnahme: Geld dient der Sparanlage bzw. wurde mit diesem Zweck zugewendet (Art. 321
Abs. 1 ZGB).

3. Schutzmassnahmen (Hinweis)
Bei unsorgfälltiger Verwaltung kann die Kindesschutzbehörde zum Schutz geeignete Massnahmen
treffen:
- Weisungen
- Inventar
- Periodische Rechnungslegung und Berichterstattung
- Entzug der Verwaltungsbefugnisse und Einsetzung eines Vermögensbeistandes

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