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Prof. Dr.

Wolfgang Hau, RiOLG Wintersemester 2023/24

ZPO I (Gerichtsorganisation und Erkenntnisverfahren)

19. Oktober 2023


Prozess und Prozessrecht
I. Zur Veranstaltung

1. Recht und Rechtsdurchsetzung


▪ „Einen bessern Rat weiß ich nicht zu geben als den: Man hüte sich, mit seinem
Vermögen oder seiner Person in die Hände der Justiz zu fallen! Man weiche auf
alle mögliche Weise jedem Prozesse aus und vergleiche sich lieber, auch bei der
sichersten Überzeugung von Recht, gebe lieber die Hälfte dessen hin, was uns ein
andrer streitig macht, bevor man es zum Schriftwechsel kommen lasse.“ (Adolph
v. Knigge, Über den Umgang mit Menschen, 1788)

▪ „Wenn die einzelnen Individuen das Recht nicht verwirklichen, wenn sie nicht den
Mut haben, es zu verwirklichen, so ist das abstrakte Recht ein Schein, besteht nur
auf dem Papiere, findet nicht seine Wirklichkeit, denn die Wirklichkeit erhält es
dadurch, daß es eintritt, wenn das Privatrecht verletzt wird. (...) Das Preisgeben
eines verletzten Rechtes ist ein Akt der Feigheit, der der Person zur Unehre und
dem Gemeinwesen zum größten Schaden gereicht; der Kampf für das Recht ist
eine Pflicht gegen sich selbst und die Gemeinschaft.“ (Rudolph v. Jhering, Der
Kampf um das Recht, 1872)

2. Pflichtstoffprogramm
§ 18 Abs. 2 Nr. 7 JAPO Bayern

aus dem Prozessrecht in Grundzügen:

▪ lit. a: Rechtswege, Zuständigkeiten im Zivil-, Straf-, Verfassungs- und


Verwaltungsprozess;

▪ lit. b: aus dem Zivilprozessrecht: Verfahrensgrundsätze, Klagearten, allgemeine


Verfahrensvorschriften und Verfahren im ersten Rechtszug ohne
Beweiswürdigung, Wirkungen gerichtlicher Entscheidungen, gütliche
Streitbeilegung, Arten und Voraussetzungen der Rechtsbehelfe,
Zwangsvollstreckung der Zivilprozessordnung (nur allgemeine
Vollstreckungsvoraussetzungen, Arten der Zwangsvollstreckung, Rechtsbehelfe)
und vorläufiger Rechtsschutz
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3. Vorlesungsplan
s. gesonderte Datei („Informationen zur Vorlesung“)

II. Literatur

1. Gesetzessammlung

2. Begleitlektüre (teilw. als Volltext in LMU-UB zugänglich)


▪ Adolphsen, Zivilprozessrecht, 7. Aufl. 2021

▪ Jacoby, Zivilprozessrecht, 18. Aufl. 2022

▪ Lüke, Zivilprozessrecht I, 11. Aufl. 2020

▪ Meller-Hannich, Zivilprozessrecht − Erkenntnisverfahren, 3. Aufl. 2022

▪ Musielak/Voit, Grundkurs ZPO, 16. Aufl. 2022

▪ Pohlmann, Zivilprozessrecht, 5. Aufl. 2022

▪ Schilken/Brinkmann, Zivilprozessrecht, 8. Aufl. 2022

3. Falltechnik
▪ Assmann, Fälle zum Zivilprozessrecht, 4. Aufl. 2023

▪ Laumen/Prütting, Der Zivilprozessrechtsfall, 9. Aufl. 2020

▪ Zimmermann, ZPO-Fallrepetitorium, 12. Aufl. 2022

4. Sonstiges
▪ Petra Morsbach, Justizpalast, 2017

▪ Richard Susskind, Tomorrow’s Lawyers – An Introduction to Your Future, 2. Aufl.


2017 (oder: ders., Online Courts and the Future of Justice, 2019)

▪ Benjamin Lahusen, „Der Dienstbetrieb ist nicht gestört“ – Die Deutschen und ihre
Justiz 1943–1948, 2022

III. Prozesszwecke; materielles Recht und Prozessrecht


Fall: A hat B einen PC verkauft und übereignet, den Kaufpreis aber noch nicht
erhalten. Rechtslage?

Var.: A befürchtet, dass der im Übrigen mittellose B den PC anderweitig veräußern


könnte.

Var.: A hatte B den PC unter Eigentumsvorbehalt verkauft.

Var.: B hat den PC, dessen Marktwert 4.000 € beträgt, für 3.000 € gekauft. A weigert
sich, den Vertrag zu erfüllen.
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Var.: Bevor Leistungen ausgetauscht sind, streiten A und B über die Wirksamkeit des
Kaufvertrags.

Var.: Zu dem fraglichen Kaufvertrag ist es im Rahmen einer Online-Versteigerung


gekommen.

IV. Erkenntnis- und Vollstreckungsverfahren

V. Gerichtsverfassungsrecht

VI. Rechtsquellen

1. ZPO

2. Weitere ZPR-relevante Gesetze

3. Verfassungsrechtliche Vorgaben

a) Gesetzgebungskompetenz

b) Gewaltenteilung
▪ Art. 1 Abs. 3 GG: Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung,
vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

▪ Art. 20 Abs. 2 GG: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in
Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der
vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

▪ Art. 92 GG: Die rechtsprechende Gewalt ist den Richtern anvertraut; sie wird
durch das Bundesverfassungsgericht, durch die in diesem Grundgesetze
vorgesehenen Bundesgerichte und durch die Gerichte der Länder ausgeübt.

c) Rechtsstaatsprinzip
▪ Art. 20 Abs. 3 GG: Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung,
die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht
gebunden.

d) Sozialstaatsprinzip
▪ Art. 20 Abs. 1 GG: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und
sozialer Bundesstaat.

e) Individualrechtlich relevante Vorgaben

4. Europäisierung des Zivilverfahrensrechts


▪ Art. 81 Abs. 1 AEUV: Die Union entwickelt eine justizielle Zusammenarbeit in
Zivilsachen mit grenzüberschreitendem Bezug, die auf dem Grundsatz der
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gegenseitigen Anerkennung gerichtlicher und außergerichtlicher Entscheidungen


beruht. Diese Zusammenarbeit kann den Erlass von Maßnahmen zur Angleichung
der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten umfassen.

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