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Obligationenrecht
Besonderer Teil
Innominatverträge
Prof. Koller/Krauskopf
Zivilistisches Seminar
HS 2017
Innominatverträge - Grundlagen
Definition:
Gesetzlich – also weder im OR noch in Spezialgesetzen – nicht
besonders geregelte Verträge
Rechtliche Einordnung:
Gemische Verträge
Verträge sui generis
Beispiele:
Leasing-, Factoring-, Franchise-, Kreditkarten-, Sponsoring-,
Alleinvertriebs-, Lizenz-, Joint-Venture- und Konzernvertrag
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Vertragsrecht – von der Praxis bis zum Gesetz
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Zur Illustration: Konsumkreditvertrag
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Innominatverträge und anwendbares Recht
Parteivereinbarung (Vertragsfreiheit)
in den Schranken des zwingenden Rechts
Gesetzesrecht
Zwingende Gesetzesnormen des OR AT
Zwingende Gesetzesnormen im besonderen Vertragsrecht?
Dispositives Gesetzesrecht
Handelsbräuche/Verkehrssitte
Richerliche Vertragsergänzung
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Innominatverträge und anwendbares Recht
Praxis:
Theorienpluralismus bzw. Pragmatismus
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Innominatverträge und anwendbares Recht
Illustrativ:
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Der Leasingvertrag
Leasingvertrag – Grundlagen
Definition:
Vertrag, in welchem eine Partei (Leasinggeberin) der ande-ren
Partei (Leasingnehmerin) auf eine fest bestimmte Zeit hin
gegen Entgelt ein wirtschaftliches Gut (Leasingobjekt) zum
Gebrauch und zur Nutzung überlässt.
Rechtliche Einordnung:
Vertrag eigener Art mit Berührungspunkten zur Miete, zum
Kauf (auf Kredit) und zum Darlehen.
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Leasingvertrag – Verwendungszweck
Konsumgüterleasing:
Das Leasingobjekt dient dem Konsum, also dem privaten
Gebrauch oder Verbrauch durch den Leasingnehmer.
Beispiel: Autoleasing, wenn das Auto überwiegend oder nur privat genutzt
wird
Investitionsgüterleasing:
Das Leasingobjekt ist ein Investitionsgut, also ein Gut, das
beruflich oder gewerblich verwendet wird.
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Leasingvertrag – Erscheinungsformen
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Illustration: indirektes Leasing
Lieferant
Leasingvertrag – anwendbares Recht
Zwingendes Recht:
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Fokus: Investitionsgüterleasing
Wirtschaftliche Überlegungen
Steuerliche Überlegungen
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Rechte und Pflichten der Parteien
W. AG A. AG
Leasingvertrag
Leasingnehmerin Leasinggeber
Kauf-
vertrag
Konkursverwaltung Lieferant
Mietvertrag
Der Leasingnehmer hat – im Unterschied zum Mieter oder Pächter – ein
vollumfängliches Gebrauchs- und Nutzungsrecht (quasi wie ein Ei-
gentümer)
Abweichend vom Miet- und Pachtvertrag trägt der Leasingnehmer das
volle Erhaltungsrisiko für das Leasingobjekt
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Leasing und sachenrechtliche Sicherungen
Leasingvertrag
Leasingnehmer Freizeichnung der Haftung des Leasinggeber
Leasinggebers
Abtretung der Mängelrechte
gegen den Lieferanten
Kaufvertrag
Geltendmachung der durch
Abtretung erworbene
Mängelrechte
Lieferant
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Fokus: Gewährleistung und Haftung
Besonderheiten im «Dreieckverhältnis»:
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Abtretung von Gewährleistungsansprüchen
Problem: Schadenersatz
Leasinggeber hat keinen eigenen Schaden
Fehlende Widerrechtlichkeit
Lösungsansätze: Drittschadensliquidation oder Vertrag mit
Schutzwirkung zugunsten Dritter
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Beendigung des Leasingvertrages
Ausserordentliche Beendigung
Kündigung aus wichtigen Gründen
Vertragsrücktritt (z.B. wegen Schuldnerverzugs)
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Der Franchisevertrag
Franchisevertrag – Grundlagen
Definition:
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Franchisevertrag – Grundlagen
Rechtliche Einordnung:
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Franchisevertrag – Verwendungszweck
Wirtschaftliche Zwecke:
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Franchiseverträge – Erscheinungsformen
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Franchisevertrag – anwendbares Recht
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Rechte und Pflichten der Parteien
Wichtig:
Der Franchisevertrag weist keine typische Haupt- und Gegen-
leistung auf.
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Rechte und Pflichten der Parteien
Lizenzähnliche Pflichten
Einräumung der Nutzungsbefugnis an Namen, Marken, Ausstattung oder
sonstigen Schutzrechten und Schutz dieser Rechte
Gewährleistung für die Brauchbarkeit des Absatz- und Werbekonzeptes
Weiterentwicklung des Werbekonzeptes
Auftragsähnliche Pflichten
Erteilung von Weisungen und Kontrollen
Schulung und Beratung
Treue- und Interessenwahrung (z.B. Gleichbehandlung aller Franchisenehmer)
Pflichten anderer Art
Gewährleistung des Gebietsschutzes (bei Ausschliesslichkeit)
Verschaffen von Waren
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Rechte und Pflichten der Parteien
Lizenzähnliche Pflichten
Eintrittsgebühr («entry fee») und laufende Gebühren («royalties»)
Benutzungspflicht der vom Franchisegeber überlassenen Schutzrechte
Abrechnungspflicht
Geheimhaltungspflicht für Know-how und Marketingkonzeption
Auftragsähnliche Pflichten
Absatzförderungspflicht
Weisungen befolgen und Kontrollen dulden
Treue- und Interessenwahrung (Konkurrenzverbot, Wahrung der
Geschäftsgeheimnisse, Auskunfts- und Informationspflicht)
Pflichten anderer Art
Bezugsbindungen, Kunden- und Gebietsbindungen
Preisbindungen und Beachtung von Preisempfehlungen
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Ausgewählte Problempunkte
(vor-)Vertragliche Aufklärungspflichten
Informationspflichten des Franchisegebers
Informationspflichten des Franchisenehmers
Allgemeine Geschäftsbedingungen
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Beendigung des Franchisevertrages
Ordentliche Beendigung
Ablauf der vereinbarten Vertragsdauer
Bei einem ausgeprägten Subordinationsverhältnis sind u.U. die
arbeitsrechtlichen Schutzbestimmungen anwendbar
Hinweis: Investitionsschutz des Franchisenehmers
Ausserordentliche Beendigung
Veränderte Umstände (z.B. Tod, Handlungsunfähigkeit, Konkurs)
Wichtige Gründe (z.B. schwere Vertragsverletzungen)
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