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15. Mai 2009, 14:05 Uhr

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Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)


Informationen zur Verwendung und Formulierung von AGB

zur Ergänzung: Stichworte zu AGB (= Folien aus der Veranstaltung: Allgemeine


Geschäftsbedingungen (AGB) und Vertragsgestaltung am 8.10.2007
mit Dirk von Diringshofen und Dr. Stefanie Hellmich, Rechtsanwälte bei der Luther
Rechtsanwaltsgesellschaft mbH)

_______________________________________________

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind für eine Vielzahl von Verträgen (mind. 3)
vorformulierte Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei (Verwender) der anderen
Vertragspartei bei Abschluss eines Vertrages vorgibt. Gegenüber Endverbrauchern
genügt die einmalige Verwendung, soweit diese auf Grund der Vorformulierung auf ihren
Inhalt keinen Einfluss nehmen können. Wichtiges Merkmal der AGB ist, dass sie vom
Verwender einseitig in den Vertrag eingebracht werden. Die Vertragsbedingungen
werden damit also nicht zwischen den Vertragspartnern individuell ausgehandelt. Nach
einem Urteil des BGH genügt es nicht, wenn der Verwender der AGB dem
Vertragspartner die Unterzeichnung „freistellt“, es ist erforderlich, dass der
Vertragspartner den Sinn erfasst und die tatsächliche Möglichkeit hat, den Inhalt der
Vertragsbedingungen zu beeinflussen.

Die zur Kontrolle von AGB geltenden Paragraphen des BGB (früher AGB-Gesetz) legen
Grenzen für das "Kleingedruckte" - so werden oft auch Allgemeine
Geschäftsbedingungen genannt - zugunsten des Vertragspartners fest.
Ein Verstoß gegen die ABG-Bestimmungen könnte erhebliche rechtliche Konsequenzen
für den Verwender nach sich ziehen.

Wir raten deshalb generell davon ab, Allgemeine Geschäftsbedingungen selbst


zu erstellen oder Muster-AGB oder sogar fremde AGB ungeprüft zu verwenden.
Der zulässige Wortlaut von AGB kann für einzelne Branchen unterschiedlich
sein. Die Klauseln müssen für das Unternehmen im besonderen Einzelfall
formuliert werden. Wenn eine unzulässige Bestimmung verwendet wird, gilt im
Streitfall die gesetzliche Regelung, die meistens ungünstiger ist als eine nach
dem AGB-Gesetz zulässige.

Nur ein spezialisierter Jurist kann die recht unübersichtliche, aber zu


beachtende Rechtsprechung zur Zulässigkeit von einzelnen Klauseln
überschauen. Wir empfehlen Ihnen deshalb, einen Rechtsanwalt mit der
Erstellung von AGB zu beauftragen.

Sind AGB nötig?

Allgemeine Geschäftsbedingungen sind aus dem heutigen Geschäftsleben nicht mehr


wegzudenken. Sie schaffen für den Massenvertrag eine einheitliche und detaillierte
Regelung der Rechtsbeziehungen und vereinfachen dadurch den Geschäftsverkehr.

Sie sind meist sogar unentbehrlich, soweit für den gewünschten Vertragstyp eine
gesetzliche Regelung nicht vorhanden ist (z.B. Factoring-, Leasing-, Franchise-Vertrag),
nicht ausreicht oder wegen geänderter wirtschaftlicher Gegebenheiten nicht passt.

Ferner ermöglichen sie, unzweckmäßige Gesetze durch Neuregelungen fortzuentwickeln


(z.B. Einführung eines Nachbesserungsanspruchs im Kaufrecht) bzw. unbestimmte
Rechtsbegriffe zu konkretisieren (soweit das Gesetz z.B. nur von "angemessenen" Fristen
spricht, können diese in den AGB genau bestimmt werden).

Zwar besteht aufgrund der Vertragsfreiheit keine Pflicht zur Verwendung von
AGB, doch empfiehlt es sich aus den oben genannten Zweckmäßigkeitsgründen
in der betrieblichen Praxis meist, AGB aufzustellen und zu verwenden.

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Wie sind AGB zu gestalten?

Allgemein trifft den AGB-Verwender ein Verständlichkeitsgebot. Sie müssen so


verständlich formuliert werden, dass sie auch ein Nichtjurist verstehen kann (unwirksam
daher z.B. die Klausel: "§ 627 BGB ist unanwendbar"). Der Kunde muss sie in
zumutbarer Weise zur Kenntnis nehmen können. Dazu gehört, dass die verwendeten
AGB ohne weiteres (z.B. nicht nur mit einer Lupe) wahrnehmbar und lesbar sein müssen.

Wie werden AGB Vertragsbestandteil?

Da die AGB nicht automatisch in den Vertrag einbezogen werden, sind selbst die besten
AGB ohne Einbeziehung (sog. Einbeziehungsvereinbarung) wertlos.

Im Geschäftsverkehr mit dem privaten Verbraucher sind aufgrund seiner besonderen


Schutzwürdigkeit hinsichtlich der Einbeziehungsvoraussetzungen strenge Maßstäbe
anzusetzen:

Es muss bei Vertragsschluss ein ausdrücklicher Hinweis auf die AGB erfolgen.
Nicht ausreichend ist, wenn der Verwender seine AGB auf der Rückseite des
Angebotsschreibens abgedruckt hat, auf der Vorderseite aber nicht darauf hinweist. Auch
der erstmalige Hinweis auf die Geltung der AGB in Rechnungen, Quittungen,
Lieferscheinen und Auftragsbestätigungen erfolgt zu spät!
Fehlt ein persönlicher Kontakt mit dem Kunden, wie etwa bei Parkhäusern,
Waschanlagen etc. genügt ein Hinweis durch deutlich sichtbaren Aushang der AGB. Dies
dürfte auch in Ladengeschäften genügen, soweit dort geringwertige Massenartikel
verkauft werden.

Bei auf elektronischem Wege zu schließenden Verträgen (Internetvertragsschluss) reicht


es nach Ansicht einiger Gerichte nicht aus, mit einem Button oder Link auf die AGB zu
verweisen. Bei Angeboten im Internet muss der Verwender darauf hinweisen, dass AGB
in den Vertrag einbezogen werden sollen. Technisch kann dies erfolgen, in dem eine
Bestellung erst vorgenommen werden kann, wenn vorher die Alternative "Einbeziehung
der AGB" angeklickt wurde. Besonders umfangreiche AGB muss der Interessent durch
Herunterladen kostenlos kopieren können.

Ferner muss der AGB-Verwender der anderen Vertragspartei die Möglichkeit


bieten, in zumutbarer Weise vom Inhalt der AGB Kenntnis nehmen zu können.
Dies wird in der Regel dadurch erreicht, dass dem Kunden übersichtliche AGB vorgelegt
werden. Ob er sie dann tatsächlich durchliest, bleibt ihm überlassen. Aus diesem Grund
kann der Kunde auch ganz auf die Vorlage der AGB verzichten (Beweisproblem!), was
vor allem bei telefonischen Vertragsschlüssen bedeutsam wird. Ist er hierzu nicht bereit,
kann der Vertrag fernmündlich auch unter der aufschiebenden Bedingung geschlossen
werden, dass der Kunde die ihm zu übermittelnde AGB nachträglich genehmigt.

Bei Vertragsangeboten im Internet sollte der Kunde die Möglichkeit haben, die AGB auf
seiner Festplatte zu speichern und ggf. auch auszudrucken.

Abzustellen ist auf den Durchschnittskunden, d.h. der Verwender braucht grundsätzlich
keine Übersetzung der AGB für im Inland lebende Ausländer bereitzuhalten. Im
grenzüberschreitenden Geschäftsverkehr ist jedoch darauf zu achten, dass der Hinweis
auf die AGB und deren Text in der Verhandlungssprache (oder in einer Weltsprache -
Englisch, Französisch) abgefasst werden.

Schließlich muss der Kunde mit der Geltung der AGB einverstanden sein, was
immer dann der Fall ist, wenn er sich bei Vorliegen der oben genannten Voraussetzungen
auf den Vertragsschluss einlässt.

Bei Verträgen mit Gewerbetreibenden und freiberuflich Tätigen (sofern diese als
Unternehmer handeln)ist ausreichend, dass der Kunde die Einbeziehungsabsicht von AGB
seitens des Vertragspartners erkennen kann und dem nicht widerspricht. Aus Gründen
der Rechtssicherheit ist jedoch auch hier ein ausdrücklicher Hinweis auf die AGB-
Verwendung empfehlenswert.

Stehen die Vertragspartner in laufenden Geschäftsbeziehungen und wurden hierbei


regelmäßig AGB zugrunde gelegt, ist der Kunde verpflichtet, einer Einbeziehung der
bisher verwendeten AGB ausdrücklich zu widersprechen, wenn er mit deren Geltung
nicht mehr einverstanden ist. Dasselbe gilt, wenn bestimmte AGB branchenüblich immer
zugrunde gelegt werden (v. a. im Speditions-, Bank-, Versicherungsgewerbe).
Verwenden beide Vertragsparteien AGB, gelten nur die übereinstimmenden Klauseln.
Ansonsten gilt die entsprechende gesetzliche Regelung (z.B.: wenn der Klausel "Porto

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trägt der Käufer" die Klausel "Transportkosten gehen zu Lasten des Verkäufers"
gegenüber steht, trägt der Käufer die Kosten).

Ist jede Klausel wirksam?

Um der Gefahr entgegenzutreten, dass AGB-Verwender ihre Interessen einseitig auf


Kosten der Vertragspartner verfolgen, indem sie deren wirtschaftliche oder intellektuelle
Unterlegenheit ausnutzen (die Reichweite der AGB ist für den Kunden meist nicht
absehbar), unterliegen AGB, soweit sie Rechtsvorschriften ändern oder diese ergänzen,
einer Inhaltskontrolle. So ist eine Klausel unwirksam, wenn sie den Vertragspartner
unangemessen benachteiligt. Die Maßstäbe setzen hierbei die §§ 305 ff. BGB, die
unter anderem Kataloge von verbotenen Klauseln enthalten.

Unwirksam sind danach z.B. die Klauseln:

in Verträgen mit Endverbrauchern

Eine Bestimmung in den AGB, nach denen eine Haftung des Verwenders auch für grob
fahrlässige Vertragsverletzungen ausgeschlossen ist, ist unwirksam.

Unzulässig ist auch eine Klausel, die die Erhöhung eines Entgeltes für Waren oder
Leistungen vorsieht, die innerhalb von 4 Monaten geliefert oder erbracht werden sollen.

Beispiel:
Der Kunde kauft ein Fahrrad für 400 Euro, das beim Händler nicht vorrätig ist und daher
erst in 2 Monaten geliefert werden kann. Ist am Liefertag der Listenpreis um 50 Euro
gestiegen, so kann dies nicht auf den Kunden abgewälzt werden.

Beim Verbrauchsgüterkauf gelten die §§ 474 ff BGB. Zum Nachteil des Verbrauchers
kann das Kaufrecht durch vertragliche Vereinbarungen weitgehend nicht mehr
abbedungen werden. Hingegen ist es zulässig, die Verjährungsfrist für Mängelansprüche
bei gebrauchten Sachen auf ein Jahr zu verkürzen. Eine vollständige Freizeichnung von
jeglicher Haftung für Mängelansprüche ist auch bei gebrauchten Sachen nicht mehr
möglich.

in Verträgen mit Endverbrauchern und Unternehmen sind unzulässig:

"Reparaturleistungen nur gegen Vorkasse",

"Das Recht eines Kunden, mit einer unbestrittenen Gegenforderung aufzurechnen ist
ausgeschlossen",

sowie "Gerichtsstandvereinbarungen", soweit sie gegenüber Privatleuten oder nicht im


Handelsregister eingetragenen Gewerbetreibenden verwendet werden. Zulässig wäre
z.B. die Vereinbarung: "Für alle Streitigkeiten aus dem Vertragsverhältnis ist, wenn der
Besteller Kaufmann, eine juristische Person des öffentlichen Rechts oder ein öffentlich-
rechtliches Sondervermögen ist, das Gericht des Hauptsitzes des Lieferanten zuständig."

So genannte überraschende Klauseln, also derart ungewöhnliche Bestimmungen, mit


denen bei Abschluss des Vertrages unter keinen Umständen gerechnet werden muss,
werden niemals Vertragsinhalt.

Beispiel:
Kauf eines Gebrauchtwagens bei einem Gebrauchtwagenhändler mit der Verpflichtung
des Kunden, den Wagen regelmäßig bei diesem Händler warten und reparieren zu
lassen. Selbst wenn der Kunde diese Klausel unterschrieben hat, erlangt sie keine
Wirksamkeit.

Bei unklaren oder mehrdeutigen Klauseln geht dies im Zweifel zu Lasten des
Verwenders.
Es gilt dann die für den Vertragspartner günstigste Auslegung der Klausel, da der
Verwender die Möglichkeit gehabt hätte, sich klarer auszudrücken.

AGB im Geschäftsverkehr mit Unternehmern

Nicht ganz so strengen Regelungen sind AGB im Geschäftsverkehr mit Unternehmen


unterworfen. Geschäftsverkehr mit Unternehmen bedeutet, dass beide Vertragsparteien
Unternehmen sind, und umfasst jede gewerbliche oder selbständige Tätigkeit. In diesem
Fall finden einige der Vorschriften der §§ 305 ff. BGB keine Anwendung (§ 310 BGB).

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Aus Gründen der Rechtsklarheit und um spätere Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, ist es


jedoch ratsam, in jedem Vertragsangebot auf die AGB hinzuweisen und somit dem
Vertragspartner die Möglichkeit zu bieten, das Angebot zu Ihren Vertragsbedingungen
aufzunehmen oder in neue Verhandlungen einzutreten. Wenn sich nach Vertragsschluss
herausstellt, dass beide Vertragsparteien ihre (einander widersprechenden) AGB zum
Vertragsinhalt machen wollten, ist in der Regel anzunehmen, dass die AGB beider Teile
nur insoweit Vertragsbestandteil werden, als sie übereinstimmen. Bezüglich der sich
widersprechenden Klauseln gelten die entsprechenden gesetzlichen Regelungen.

Anders als im Verhältnis zum Endverbraucher unterliegen die AGB im Geschäftsverkehr


mit Unternehmen nur einer beschränkten Inhaltskontrolle.
Es erfolgt lediglich eine an Treu und Glauben orientierte allgemeine Überprüfung, durch
die eine unangemessene Benachteiligung eines Vertragspartners ausgeschlossen werden
soll. Vom wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung darf aber auch hier
nicht abgewichen werden (§ 307 Abs. 2 BGB).

Wenn Sie über die Zulässigkeit einer bestimmten Vertragsklausel im Zweifel


sind, sollten Sie hierzu rechtlichen Rat bei einem auf Vertragsrecht
spezialisierten Rechtsanwalt einholen.

Anfragen aus dem IHK-Bezirk Frankfurt am Main beantwortet Ihnen:


Hans-Reinhart Grünbaum

Hans-Reinhart Grünbaum
Referent

Telefon: 069 2197-1314 IHK Frankfurt am Main


Fax: 069 2197-1487 Börsenplatz 4
Raum: 219 60313 Frankfurt am Main
E-Mail: h.gruenbaum@frankfurt-main.ihk.de

Kein alter Hut:


Vertragsgestaltung und AGB
IHk WirtschaftsForum 4/2005: Drei Jahre nach der Integration der Vorschriften des AGB-
Gesetzes in das Bürgerliche Gesetzbuch (§§ 305 ff.) im Zuge der Schuldrechtsreform
empfiehlt es sich, einen Blick auf die Entwicklung in der Rechtsprechung sowie auf die
seither erfolgten gesetzgeberischen Änderungen zu werfen. Es ließen sich bereits zahlreiche
richtungsweisende gerichtliche Entscheidungen im Zusammenhang mit der Gestaltung
rechtsgeschäftlicher Schuldverhältnisse durch Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)
nennen. » mehr

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