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Vorlesung

Grundlagen des Unternehmensrecht

Jun.-Prof. Dr. Juliane K. Mendelsohn


19.10.2022
Verträge
Wiederholung - Inhalt von Verträgen

Verträge kommen durch zwei inhaltlich übereinstimmende


Willenserklärungen (Angebot und Annahme, §§ 145, 147 BGB) zustande.
Willenserklärung: eine private Willensäußerung, die auf die Erzielung einer
Rechtsfolge gerichtet ist.
Angebot: § 145 BGB
Annahme: § 147 BGB
Wiederholung - Willenserklärung

Wille: subjektive Element (Handlungswillen, Erklärungsbewusstsein,


Geschäftswillen)
Erklärung: objektive Element, nach denen Willenserklärungen ausgelegt werden
(§§133, 157 BGB)
Rechtsbindung: ansonsten nur ein unverbindliches Versprechen oder eine
Gefälligkeit (ein Gefallen).
Willenserklärung - eine private Willensäußerung, die auf die Erzielung einer Rechtsfolge gerichtet ist.

Subjektiv Objektiv
„wirkliche Wille“ (§ 133) „Empfängerhorizont“ (§ 157)

Erklärungsbewusstsein Verkehrssitte

Handlungswille Treu und Glauben

Geschäftswille Empfängerhorizont
Wiederholung - Angebot

- § 145 BGB:
- Muss bereits alle wesentliche Bestimmungen des Vertrags enthalten.
- Diese werden „essentalia negotii“ genannt.
- Sie wollen eine Pizza bestellen: Wer macht das Angebot? Was muss in diesem
Angebot enthalten sein?
Wiederholung - Annahme

Unmissverständlich Annahme und Zustimmung mit allen wesentlichen


Bedingungen und Inhalten des Angebots: § 147 BGB
sonst: § 150 BGB – jegliche wesentliche Abweichung führt zu „Dissens“ (nicht
Konsens) und der gesetzlichen Annahme, dass ein neues Angebot formuliert
wurde, welches wiederum angenommen werden muss.
Angebot und Annahme:
Praxisbeispiel „real“

Gemüsehändler:
1. Preis auf den Äpfeln? (invitatio ad
offerendum!)
2. Auswahl und Tragen zur Kasse.
3. „3 Äpfel bitte“ (sagt der Käufer)
4. „Das macht insgesamt 3 Euro“ (sagt der
Verkäufer)
5. Übergabe Äpfel und Übergabe Geld
Angebot und Annahme: Praxisbeispiel „ebay“

1. Einstellung eines Artikels mit Mindestpreis und Ablaufzeit (schon bedingtes


Angebot?)
2. Ggf. wiederholte Eingabe eines Preises/ letztes Angebot (bedingtes Angebot?
Oder Annahme?)
3. Ablauf der Zeit (Willensakt?)
4. Bestätigungsemail (Willensakt oder Automatismus?)
Auslegung von Willenserklärungen

§ 133 BGB Bei der Auslegung einer Willenserklärung ist der wirkliche Wille zu erforschen und nicht an dem
buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften.

- Ermittlung des „wahren“ Willens wäre allerdings komplex und würde dem
Rechtsverkehr unzählige Schwierigkeiten bereiten; daher berücksichtigen wir ferner:
§ 157 BGB Verträge sind so auszulegen, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es
erfordern.

= das was die Verkehrssitte (der Durchschnittsempfänger) erwarten und


verstehen dürfte.
Diese Normen werden heute zusammen gelesen (§§ 133, 157 BGB – der Maßstab
für die Auslegung von Willenserklärungen ist demnach der sog. „objektive
Empfängerhorizont“.
Was bedeutet das für die Willenserklärungen?

 Keine Vertrag ohne „Wille“


 Willensstörungen, bzw. „Irrtümer“ (§§ 119, 120 BGB) berechtigen zur Anfechtung und
Auslösung des Vertrages (§ 142 BGB)
 Wille muss ausdrücklich und widerspruchsfrei erklärt werden (kein geheimer
Vorbehalt oder Mangel der Ernstlichkeit, §§ 116, 118 BGB)
 beim offener Einigungsmangel (Dissens, § 154 BGB) kommt kein Vertrag zustande
 Aber Auslegung nach dem (§§ 133, 157 BGB – der Maßstab für die Auslegung
von Willenserklärungen ist demnach der sog. „objektive Empfängerhorizont“.
 Beim versteckten Einigungsmangel (§ 155 BGB) gilt das Vereinbarte und der Vertrag
Ausnahme: konkludentes Verhalten
Schweigen ist keine Willenserklärung*, aber was passiert wenn:
 Sie heben Ihre Hand bei einer öffentlichen Versteigerung.
 Sie betreten einen Zug/ einen Bahn.
 Sie heben in der Kneipe ein leeres Glas.
- Schlüssiges Verhalten
- Dem der Rechtsverkehr (per Angabe oder Gewohnheit) eine bestimmte Aussage
entnimmt – d.h. sozialtypisches Verhalten
- Lässt auf einen Rechtsbindungswillen schließen
(s. Musielak/Hau, S. 68-69 Hamburger Parkplatz Fall und den Fall Trierer
Weinversteigerung)
*eine Ausnahme dieser Regel gilt im Handelsrecht beim Kaufmännischen Bestätigungsschreiben
Falsa demonstratio non nocet: lesen Sie den Fall
„Haakjöringsköd“.
Es schadet nicht, wenn beide Parteien dass gleiche wollen aber beide den
falschen (gleichen) Begriff benutzten.
Wann ist es sinnvoll einen Vertrag zu schließen? Rechtsökonomische
Betrachtungsweise

 Insgesamt wohlfahrtssteigernd (Kosten der Bindung und der Vertragsgestaltung dürfen


nicht Höher sein als ihr Nutzen)
 Risikoallokation (wenn etwas für die Zukunft geregelt werden muss, was in der
Gegenwart ungewiss ist)

vs. formal juristische Betrachtungsweise – sieht den Vertrag primär als Willensakt und
immer dann als begründet, wenn Erklärungsbewusstsein, Handlungswille, Geschäftswille
und vor alle ein Rechtsbindungswille gegeben ist.
Ist jedes Versprechen schon ein Vertag?

Vertrag Versprechen
„Ein Vertrag kommt durch Sollte das Recht Dinge als Verträge
Angebot und Annahme zustande“. sehen, die nur lockere
Versprechen sind? Sollte alles im
Leben verrechtlicht werden?
Was bedeutet das?
Hier sprechen Juristen von einer
Ein Vertrag ist die von zwei oder „bloßen Gefälligkeit“: eine reine
mehr Rechtssubjekten erklärte gesellschaftliche Verpflichtung, bei
Einigung über die Herbeiführung der ein Rechtsbindungswillen bei
einer Rechtsfolge.  den beteiligten Personen fehlt.
Das Gefälligkeitsverhältnis

Definition: das Gefälligkeitsverhältnis eine unverbindliche, fremdnützige Abrede,


die auf einem außerrechtlichen Geltungsgrund „Freundschaft“, „Loyalität“,
„Verwandtschaft“ beruht. (Sie fühlen sich gebunden, sind es aber rechtlich nicht)
Beispiele: Das Versprechen den Nachbarn zum Flughafen zu Fahren;
Grenzfälle: Der Fahrende ist Taxifahrer; Börsenrat, wenn Sie Finanzberater sind;
Attest, wenn Sie Arzt sind.
Keine Gefälligkeit: Auftrag (§ 662 BGB); Leihe (§ 598 BGB)
Fall

B ist Rollstuhlfahrer und bittet den K (seinen Nachbarn) seinen Pkw aus der
Parklücke zu fahren, damit er ungehindert und ohne angrenzende Fahrzeuge
einsteigen kann.
K fährt dabei den Spiegel des B ab.
Wer haftet?
Abgrenzung Gefälligkeitsverhältnis und
Auftragsverhältnis (Gesetzesauslegung,
Heranziehung älterer Rechtsprechung)
BGH, Urt.  12.02.2021 – VI ZR 662/20, L&L 2021, 303 [aus den Entscheidungsgründen]:
„a) Im Bereich der rechtsgeschäftlichen Schuldverhältnisse wird zwischen einem Auftrags- und einem Gefälligkeitsverhältnis
unterschieden. Ob jemand für einen anderen ein Geschäft im Sinne des § 662 BGB besorgt oder jemandem nur eine
(außerrechtliche) Gefälligkeit erweist, hängt vom Rechtsbindungswillen ab. Maßgeblich ist insoweit, wie sich dem objektiven
Beobachter – nach Treu und Glauben unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls mit Rücksicht auf die Verkehrssitte –
das Handeln des Leistenden darstellt. Eine vertragliche Bindung wird insbesondere dann zu bejahen sein, wenn erkennbar ist,
dass für den Leistungsempfänger wesentliche Interessen wirtschaftlicher Art auf dem Spiel stehen und er sich auf die
Leistungszusage verlässt oder wenn der Leistende an der Angelegenheit ein eigenes rechtliches oder wirtschaftliches Interesse
hat. Ist dies hingegen nicht der Fall, kann dem Handeln der Beteiligten nur unter besonderen Umständen ein rechtlicher
Bindungswillen zugrunde gelegt werden. Ein Bindungswille wird deshalb in der Regel beim sogenannten Gefälligkeitshandeln
des täglichen Lebens, bei Zusagen im gesellschaftlichen Bereich oder bei Vorgängen, die diesen ähnlich sind, zu verneinen sein
(vgl. BGH, Urteile vom 23. Juli 2015 – III ZR 346/14, BGHZ 206, 254 Rn. 8 mwN; vom 18. Dezember 2008 – IX ZR 12/05, NJW
2009, 1141 Rn. 7; vom 17. Mai 1971 – VII ZR 146/69, BGHZ 56, 204, 210, juris Rn. 20; vom 22. Juni 1956 – I ZR 198/54, BGHZ
21, 102, 106 f., juris Rn. 14 f.).“
Lösung Fall (BGH, Urt.  12.02.2021 – VI ZR
662/20 Rn. 16, 17)

Das Angebot des Klägers, das Fahrzeug des Beklagten zu 2 für diesen aus der Parklücke zu fahren, erfolgte zwar im Interesse des
Beklagten, um ihm ohne weiteres Zuwarten den Einstieg auf der Fahrerseite zu ermöglichen, die für ihn als Rollstuhlfahrer aufgrund
eines daneben geparkten Fahrzeugs gerade nicht zugänglich war. Wesentliche Interessen wirtschaftlicher Art waren auf Seiten des
Beklagten zu 2 jedoch nicht betroffen. Zwar überließ er dem Kläger die tatsächliche Gewalt über einen Gegenstand von nicht
unerheblichem Wert. Dies sollte jedoch nur kurzfristig, unter Anleitung und im Beisein des Beklagten sowie in einer überschaubaren,
nicht besonders gefahrgeneigten Verkehrssituation erfolgen. Die Revision zeigt auch keinen Vortrag des Klägers auf, wonach es sich um
eine dringende Notsituation gehandelt hätte. Der Kläger selbst hatte an der von ihm angebotenen Hilfeleistung ersichtlich auch kein
eigenes rechtliches oder wirtschaftliches Interesse. Bei dieser Sachlage ist das Handeln des Klägers als reine Gefälligkeit
ohne rechtliche Verbindlichkeit anzusehen. Damit scheiden Aufwendungsersatzansprüche nach § 670 BGB aus (vgl. BGH, Urteil vom
23. Juli 2015 - III ZR 346/14, BGHZ 206, 254 Rn. 11; Schwerdtner, NJW 1971, 1673, 1675)

https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?
Gericht=bgh&Art=en&Datum=Aktuell&Sort=8195&Seite=18&nr=114340&pos=547&anz=711
Unwirksamkeit & Grenzen der Vertragsfreiheit

• 134 BGB (Gesetzliches Verbot, „Schwarzarbeit“ „Erpressung“)


• 138 BGB (Sittenwidrigkeit; Wucher)
• 181 BGB (Insichgeschäft)
• 104 ff. BGB Geschäftsunfähigkeit
• 116-118 BGB Geheimer Vorbehalt; Scheingeschäft; Mangel der Ernstlichkeit
• 119 ff. BGB Anfechtung
Das Schuldverhältnis
Das Schuldverhältnis
Ein Schuldverhältnis ist ein besonderes
Rechtsverhältnis zwischen mindestens zwei
Personen, kraft deren der eine (sog. Gläubiger)
von dem anderen (sog. Schuldner) eine Leistung
Arbeits-
und/oder Rücksichtnahme i.S.d. § 241 Absatz 2 vertag
BGB zu fordern berechtigt ist. Miete; Behandlungs-
Darlehen vertrag
Ein solches Schuldverhältnis entsteht entweder
durch Vertrag, einseitiges Rechtsgeschäft oder Kauf;
Leihe
Gesetz.
Leistungen sind nach „Treu und Glauben“ zu
bewirken (§ 242 BGB)
Treu und Glauben
..ein Rechtsgrundsatz, nach dem der eine Vertragspartner auf die
berechtigten Interessen des anderen Rücksicht nehmen muss, er seine
Rechte redlich ausübt. Im Konfliktfall hat ein Richter die
Interessenwertung vorzunehmen. Das BGB sagt, »Verträge sind so
auszulegen, wie Treu und Glauben es mit Rücksicht auf die Verkehrssitte
erfordern« (§ 157) und »der Schuldner ist verpflichtet, die Leistung so zu
bewirken, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es
erfordern« (§ 242).
Beispiel: Ein Kunde sagt zu, eine Ware abzuholen und dann zu bezahlen;
der Verkäufer kann dann von einem Kaufvertrag ausgehen, der vom
Kunden erfüllt werden muss
Pflichten aus dem Schuldverhältnis

Haupt & Nebenleistungspflichte (allgemein):

§ 241 Pflichten aus dem Schuldverhältnis


(1) Kraft des Schuldverhältnisses ist der Gläubiger berechtigt, von dem Schuldner eine
Leistung zu fordern. Die Leistung kann auch in einem Unterlassen bestehen.
(2) Das Schuldverhältnis kann nach seinem Inhalt jeden Teil zur Rücksicht auf die Rechte,
Rechtsgüter und Interessen des anderen Teils verpflichten.
Kaufvertrag
Inhalt der Kaufvertrages

Gesetzliche Regelungen zu Verträgen:

§§ 145 BGB: Das Zustandekommen von Verträgen

§§ 241 ff. BGB: Inhalt der daraus resultierenden Schuldverhältnisse


allgemein

§§ 433 ff. BGB: Inhalt des kaufrechtlichen Schuldverhältnisses (speziell)


Pflichten aus dem Kaufvertrag

„Verträge begründen Rechte und Pflichten“


 Was „Rechte und Pflichten“ ganz allgemein und abstrakt sind, ist im BGB geregelt (§
241 BGB)
Die konkreten Rechten und Pflichten die den jeweiligen und ganz spezifischen
Kaufvertrag ausmacht finden sie:
1. im Vertrag selbst (Privatautonomie)
2. im „Vertrauen“ (nach den Umständen und sozialtypischen Annahmen)
3. im Gesetz – wo die Grundnorm des Kaufrechts (§ 433 BGB) die typischen Pflichten
aller Kaufverträge regelt
Typische Pflichten aus dem Kaufvertrag

Hauptleistungspflichten:

§ 433 Vertragstypische Pflichten beim Kaufvertrag


(1) Durch den Kaufvertrag wird der Verkäufer einer Sache verpflichtet, dem Käufer die
Sache zu übergeben und das Eigentum an der Sache zu verschaffen. Der Verkäufer hat
dem Käufer die Sache frei von Sach- und Rechtsmängeln zu verschaffen.
(2) Der Käufer ist verpflichtet, dem Verkäufer den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die
gekaufte Sache abzunehmen.
Pflichten aus „Vertrauen“

Die sog. Nebenleistungspflichten:


Achtung auf Rechte, Rechtsgüter, Interessen des anderen Teils
Fall „Salatblatt“
Fall „Salatblatt“

A will seine Einkäufe erledigen, wobei er von seiner fünfjährigen Tochter E begleitet
wird. Beim Besuch der Lebensmittelabteilung des Kaufhauses K (eine GmbH) rutscht
die E auf einem Lollo-Rosso-Salatblatt aus, das dort in einem Gang liegt. E verliert das
Gleichgewicht und stürzt in eine Kiste voller Kiwis. Dabei zieht sich die E beim
Aufprall auf den Kistenrand eine schwere Prellung zu und muss ärztlich behandelt
werden. Es stellt sich heraus, dass das Salatblatt schon länger dort gelegen hatte, ohne
dass der Geschäftsführer der K dies bemerkt und weggeräumt oder die sorgfältig
ausgewählten und bei ihrer Tätigkeit gut überwachten Angestellten dazu veranlasst hätte.
Das lag zum einen daran, dass der Geschäftsführer auf eine regelmäßige Kontrolle der
Gänge durch ihn persönlich oder einen Angestellten verzichtete. Der Unfall kam aber
auch dadurch zustande, dass E unbeaufsichtigt im Markt herumlief, weil A gerade am
Telefonieren war und dadurch grob fahrlässig nicht auf seine Tochter achtete.
Lehre aus dem Fall „Salatblatt“

1. Was „Nebenpflichten“ sind.


2. Dass diese auch schon im Stadium der Vertragsanbahnung bestehen („culpa in
contrahendo“)
3. Dass sie auch Dritten gegenüber wirken können (VERTRAG MIT
SCHUTZWIRKUNG ZUGUNSTEN DRITTER) sofern:
(https://www.iurastudent.de/leadingcase/der-salatblattfall-bghz-66-51)
a) Leistungsnähe (erhält auch die Leistung oder ist in den Schutzbereich des
Vertrages einbezogen)
b) Gläubigernähe (Nähe der Person/ Vertragspartei)
c) Erkennbarkeit
d) Schutzbedürfnis (keine eigenen Ansprüche)
Mietvertrag
Inhalt der Mietvertrags

§ 535 Inhalt und Hauptpflichten des Mietvertrags


(1) Durch den Mietvertrag wird der Vermieter verpflichtet, dem Mieter den
Gebrauch der Mietsache während der Mietzeit zu gewähren. Der Vermieter
hat die Mietsache dem Mieter in einem zum vertragsgemäßen Gebrauch
geeigneten Zustand zu überlassen und sie während der Mietzeit in diesem
Zustand zu erhalten. Er hat die auf der Mietsache ruhenden Lasten zu
tragen.
(2) Der Mieter ist verpflichtet, dem Vermieter die vereinbarte Miete zu
entrichten.
Nebenleistungspflichten Mietvertrags

- Die Rückgabe der Mietsache an den Vermieter nach Beendigung des Mietverhältnisses.
- Dabei muss die Mietsache so zurückgegeben werden, wie sie auch erhalten wurde. (uU sind
Schönheitsreperaturen durchzuführen – diese dürfen wiederrum nicht pauschal oder ohne Grund
anfallen)
- Mängelanzeige: Bemerkt der Mieter einen Mangel an der Mietsache, dann muss er dies dem
Vermieter anzeigen und ihm damit Gelegenheit geben den Mangel zu beseitigen. 
- Der Mieter darf die Mietsache zum Beispiel nicht ohne Zustimmung des Vermieters einem Dritte
überlassen. Der Vermieter muss allerdings eine nahestehende Person in der Mietvertrag
aufnehmen.
- Auch der Vermieter muss Rücksicht nehmen. Diese Rücksicht spiegelt sich vor allem dann wieder,
wenn ein Vermieter kündigen möchte, denn dies kann er nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Gerade für Wohnraummieten gibt es eine Reihe von Gründen, wegen denen der Vermieter kündigen
könnte (Eigenbedarf; Beschädigung der Sache; Fälligkeit der Miete)
Besonderheiten Wohnraummiete
Besonderheiten bei der Wohnraummiete

Ein sehr hoher Kündigungsschutz – vor allem auf Seiten des Mieters

Das Wohnraummietrecht ist im besonderen Maße durch das


Eigentumsgrundrecht des Vermieters und den sozialstaatlichen Schutz
der Mieters geprägt
Besonderheiten bei Wohnraummiete:
Kündigung durch Vermieter
Ordentliche Kündigung Außerordentliche Kündigung
Nur ausnahmsweise Möglich: • befristet (§§ 544, 563 IV, 564,
§ 573 (1) (2) Nr. 1-3 575a, 580) – Tod, 30J,
- Schuldhaftes und nicht • Unbefristet („sofort“) - §§ 543,
unerhebliches verletzten von 569 *Verletzung der
Pflichten Hauptleistungspflichten (543);
Hausfrieden,
- Eigenbedarf Gesundheitsgefährdung,
- Erhebliche Wirtschaftliche Rückstande bei Teil der Mieten
Nachteile
Besonders bei Wohnraummiete: Kündigung
durch Vermieter (aus Musielak/Hau)
Für die Wohnraummiete ist das Recht des Vermieters zur Kündigung
stark eingeschränkt (vgl. §§ 568 f. iVm § 549). Bei einem Mietverhältnis,
das auf unbestimmte Zeit eingegangen ist, steht dem Vermieter gem. §
573 BGB ein ordentliches Kündigungsrecht nur zu, wenn er ein
berechtigtes Interesse an der Beendigung des Mietverhältnisses hat. In
§ 573 II werden beispielhaft Gründe genannt, aus denen ein
berechtigtes Interesse anzuerkennen ist. Insbesondere die nicht
unerhebliche schuldhafte Verletzung vertraglicher Pflichten durch den
Mieter begründet ein solches Interesse. Das Verschulden eines
Erfüllungsgehilfen ist dem Mieter nach § 278 BGB zuzurechnen
Rechtsprechung zu Schönheitsreparaturen
•BGH, Urteil vom 23. 06. 2004–VIII ZR 361/03 –starre Fristen
•BGH,Versäumnisurteilvom12. 09. 2007–VIII ZR 316/06 –unbedingte Endrenovierungsklausel
•BGH, Urteilvom14. 05. 2003–VIII ZR 308/02 –Summierungseffekt (Zusammentreffen zweier Formularklauseln)
•BGH,Urteilvom14. 01. 2009–VIII ZR 71/08 –Summierungseffekt (Zusammentreffen einer Formularklausel mit einer Individualvereinbarung)
•BGH,Urteilvom13. 01. 2010–VIII ZR 48/09 –Streichen der Außentüren von außen und der Fenster von außen
•BGH,Urteilvom13. 01. 2010-VIII ZR 48/09 –Abziehen und Wiederherstellen von Parkett
•BGH,Urteilvom18.06.2008–VIII ZR 224/07 –Farbwahlklausel
•BGH,Beschlussvom14.12.2010–VIII ZR 198/10 –Rückgabeklausel ohne Gestaltungsspielraum
•BGH,Urteilevom05. 04. 2006–VIII ZR 109/05 und VIII ZR 152/05 –Tapetenentfernungsklausel
•BGH,Urteilvom09.06. 2010–VIII ZR 294/09 –Fachhandwerkerklausel
•BGH, Urteil vom 18.03.2015 –VIII ZR 185/14 –Renovierungspflicht bei unrenoviert übergebener Wohnung
•BGH, Urteil vom 18.03.2015 –VIII ZR 242/13 –Quotenabgeltungsklausel
•BGH,Urteilvom28.03. 2007–VIII ZR 199/06-sowie BGH, Beschluss vom 11.09.2012 –VIII ZR 237/11 –Abweichungsverbot
•BGH, Urteil vom 13. 01. 2010–VIII ZR 48/09-Verbot der geltungserhaltenden Reduktion
•BGH,Urteilvom09. 07. 2008–VIII ZR 181/07–Kein Mietzuschlag als Kompensation für fehlgeschlagene Renovierungsverpflichtungdes Mieters
•BGH, Urteil vom27. 05. 2009-VIII ZR 302/07 –Rechtsfolgen zu Unrecht durchgeführter Schönheitsreparaturen
•BGH, Urteil vom 04.05. 2011 –VIII ZR 195/10 –Verjährung des Bereicherungsanspruchs des Mieters
•BGH,Urteilvom06. 04. 2005–VIII ZR 192/04–Rechtsfolge zu Unrecht unterlassener Renovierung während des Mietverhältnisse
Kernaussagen der Rechtsprechung

1. Vom Kerngehalt mietrechtlicher Regelungen darf nicht abgewichen


werden
2. Abnutzung der Mietsache durch vertragsgemäßen Gebrauch ok (§ 538
BGB)
Veränderungen oder Verschlechterungen der Mietsache, die durch den
vertragsgemäßen Gebrauch herbeigeführt werden, hat der Mieter nicht zu
vertreten.
2. Keine starren Fristen oder Klausel („weiß“; „alle 3 Jahre“)
3. Trennen nach Verantwortungsbereich (zB Innen-/ Außenwände)
Vielen Dank für Eure
Aufmerksamkeit!

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