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Subjektiv Objektiv
„wirkliche Wille“ (§ 133) „Empfängerhorizont“ (§ 157)
Erklärungsbewusstsein Verkehrssitte
Geschäftswille Empfängerhorizont
Wiederholung - Angebot
- § 145 BGB:
- Muss bereits alle wesentliche Bestimmungen des Vertrags enthalten.
- Diese werden „essentalia negotii“ genannt.
- Sie wollen eine Pizza bestellen: Wer macht das Angebot? Was muss in diesem
Angebot enthalten sein?
Wiederholung - Annahme
Gemüsehändler:
1. Preis auf den Äpfeln? (invitatio ad
offerendum!)
2. Auswahl und Tragen zur Kasse.
3. „3 Äpfel bitte“ (sagt der Käufer)
4. „Das macht insgesamt 3 Euro“ (sagt der
Verkäufer)
5. Übergabe Äpfel und Übergabe Geld
Angebot und Annahme: Praxisbeispiel „ebay“
§ 133 BGB Bei der Auslegung einer Willenserklärung ist der wirkliche Wille zu erforschen und nicht an dem
buchstäblichen Sinne des Ausdrucks zu haften.
- Ermittlung des „wahren“ Willens wäre allerdings komplex und würde dem
Rechtsverkehr unzählige Schwierigkeiten bereiten; daher berücksichtigen wir ferner:
§ 157 BGB Verträge sind so auszulegen, wie Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte es
erfordern.
vs. formal juristische Betrachtungsweise – sieht den Vertrag primär als Willensakt und
immer dann als begründet, wenn Erklärungsbewusstsein, Handlungswille, Geschäftswille
und vor alle ein Rechtsbindungswille gegeben ist.
Ist jedes Versprechen schon ein Vertag?
Vertrag Versprechen
„Ein Vertrag kommt durch Sollte das Recht Dinge als Verträge
Angebot und Annahme zustande“. sehen, die nur lockere
Versprechen sind? Sollte alles im
Leben verrechtlicht werden?
Was bedeutet das?
Hier sprechen Juristen von einer
Ein Vertrag ist die von zwei oder „bloßen Gefälligkeit“: eine reine
mehr Rechtssubjekten erklärte gesellschaftliche Verpflichtung, bei
Einigung über die Herbeiführung der ein Rechtsbindungswillen bei
einer Rechtsfolge. den beteiligten Personen fehlt.
Das Gefälligkeitsverhältnis
B ist Rollstuhlfahrer und bittet den K (seinen Nachbarn) seinen Pkw aus der
Parklücke zu fahren, damit er ungehindert und ohne angrenzende Fahrzeuge
einsteigen kann.
K fährt dabei den Spiegel des B ab.
Wer haftet?
Abgrenzung Gefälligkeitsverhältnis und
Auftragsverhältnis (Gesetzesauslegung,
Heranziehung älterer Rechtsprechung)
BGH, Urt. 12.02.2021 – VI ZR 662/20, L&L 2021, 303 [aus den Entscheidungsgründen]:
„a) Im Bereich der rechtsgeschäftlichen Schuldverhältnisse wird zwischen einem Auftrags- und einem Gefälligkeitsverhältnis
unterschieden. Ob jemand für einen anderen ein Geschäft im Sinne des § 662 BGB besorgt oder jemandem nur eine
(außerrechtliche) Gefälligkeit erweist, hängt vom Rechtsbindungswillen ab. Maßgeblich ist insoweit, wie sich dem objektiven
Beobachter – nach Treu und Glauben unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls mit Rücksicht auf die Verkehrssitte –
das Handeln des Leistenden darstellt. Eine vertragliche Bindung wird insbesondere dann zu bejahen sein, wenn erkennbar ist,
dass für den Leistungsempfänger wesentliche Interessen wirtschaftlicher Art auf dem Spiel stehen und er sich auf die
Leistungszusage verlässt oder wenn der Leistende an der Angelegenheit ein eigenes rechtliches oder wirtschaftliches Interesse
hat. Ist dies hingegen nicht der Fall, kann dem Handeln der Beteiligten nur unter besonderen Umständen ein rechtlicher
Bindungswillen zugrunde gelegt werden. Ein Bindungswille wird deshalb in der Regel beim sogenannten Gefälligkeitshandeln
des täglichen Lebens, bei Zusagen im gesellschaftlichen Bereich oder bei Vorgängen, die diesen ähnlich sind, zu verneinen sein
(vgl. BGH, Urteile vom 23. Juli 2015 – III ZR 346/14, BGHZ 206, 254 Rn. 8 mwN; vom 18. Dezember 2008 – IX ZR 12/05, NJW
2009, 1141 Rn. 7; vom 17. Mai 1971 – VII ZR 146/69, BGHZ 56, 204, 210, juris Rn. 20; vom 22. Juni 1956 – I ZR 198/54, BGHZ
21, 102, 106 f., juris Rn. 14 f.).“
Lösung Fall (BGH, Urt. 12.02.2021 – VI ZR
662/20 Rn. 16, 17)
Das Angebot des Klägers, das Fahrzeug des Beklagten zu 2 für diesen aus der Parklücke zu fahren, erfolgte zwar im Interesse des
Beklagten, um ihm ohne weiteres Zuwarten den Einstieg auf der Fahrerseite zu ermöglichen, die für ihn als Rollstuhlfahrer aufgrund
eines daneben geparkten Fahrzeugs gerade nicht zugänglich war. Wesentliche Interessen wirtschaftlicher Art waren auf Seiten des
Beklagten zu 2 jedoch nicht betroffen. Zwar überließ er dem Kläger die tatsächliche Gewalt über einen Gegenstand von nicht
unerheblichem Wert. Dies sollte jedoch nur kurzfristig, unter Anleitung und im Beisein des Beklagten sowie in einer überschaubaren,
nicht besonders gefahrgeneigten Verkehrssituation erfolgen. Die Revision zeigt auch keinen Vortrag des Klägers auf, wonach es sich um
eine dringende Notsituation gehandelt hätte. Der Kläger selbst hatte an der von ihm angebotenen Hilfeleistung ersichtlich auch kein
eigenes rechtliches oder wirtschaftliches Interesse. Bei dieser Sachlage ist das Handeln des Klägers als reine Gefälligkeit
ohne rechtliche Verbindlichkeit anzusehen. Damit scheiden Aufwendungsersatzansprüche nach § 670 BGB aus (vgl. BGH, Urteil vom
23. Juli 2015 - III ZR 346/14, BGHZ 206, 254 Rn. 11; Schwerdtner, NJW 1971, 1673, 1675)
https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?
Gericht=bgh&Art=en&Datum=Aktuell&Sort=8195&Seite=18&nr=114340&pos=547&anz=711
Unwirksamkeit & Grenzen der Vertragsfreiheit
Hauptleistungspflichten:
A will seine Einkäufe erledigen, wobei er von seiner fünfjährigen Tochter E begleitet
wird. Beim Besuch der Lebensmittelabteilung des Kaufhauses K (eine GmbH) rutscht
die E auf einem Lollo-Rosso-Salatblatt aus, das dort in einem Gang liegt. E verliert das
Gleichgewicht und stürzt in eine Kiste voller Kiwis. Dabei zieht sich die E beim
Aufprall auf den Kistenrand eine schwere Prellung zu und muss ärztlich behandelt
werden. Es stellt sich heraus, dass das Salatblatt schon länger dort gelegen hatte, ohne
dass der Geschäftsführer der K dies bemerkt und weggeräumt oder die sorgfältig
ausgewählten und bei ihrer Tätigkeit gut überwachten Angestellten dazu veranlasst hätte.
Das lag zum einen daran, dass der Geschäftsführer auf eine regelmäßige Kontrolle der
Gänge durch ihn persönlich oder einen Angestellten verzichtete. Der Unfall kam aber
auch dadurch zustande, dass E unbeaufsichtigt im Markt herumlief, weil A gerade am
Telefonieren war und dadurch grob fahrlässig nicht auf seine Tochter achtete.
Lehre aus dem Fall „Salatblatt“
- Die Rückgabe der Mietsache an den Vermieter nach Beendigung des Mietverhältnisses.
- Dabei muss die Mietsache so zurückgegeben werden, wie sie auch erhalten wurde. (uU sind
Schönheitsreperaturen durchzuführen – diese dürfen wiederrum nicht pauschal oder ohne Grund
anfallen)
- Mängelanzeige: Bemerkt der Mieter einen Mangel an der Mietsache, dann muss er dies dem
Vermieter anzeigen und ihm damit Gelegenheit geben den Mangel zu beseitigen.
- Der Mieter darf die Mietsache zum Beispiel nicht ohne Zustimmung des Vermieters einem Dritte
überlassen. Der Vermieter muss allerdings eine nahestehende Person in der Mietvertrag
aufnehmen.
- Auch der Vermieter muss Rücksicht nehmen. Diese Rücksicht spiegelt sich vor allem dann wieder,
wenn ein Vermieter kündigen möchte, denn dies kann er nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Gerade für Wohnraummieten gibt es eine Reihe von Gründen, wegen denen der Vermieter kündigen
könnte (Eigenbedarf; Beschädigung der Sache; Fälligkeit der Miete)
Besonderheiten Wohnraummiete
Besonderheiten bei der Wohnraummiete
Ein sehr hoher Kündigungsschutz – vor allem auf Seiten des Mieters