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Fall Immaterialgüterrecht:

Künstler A entwirft die Figur „Bernd das Brot“ (B-Figur), die in Form einer Handpuppe als Charakter in
verschiedenen Fernsehsendungen mitspielt. Die B-Figur ist ein menschenähnliches Kastenbrot. Das
Brot selbst bildet zugleich Gesicht und Rumpf. Am Brotkörper trägt die Figur Hände, aber keine Arme.
Es schließen sich sehr kurze Beine an. Die Proportionen der Füße sind denen der Hände und des
Rumpfes angepasst. Nach der Konzeption des A ist die B-Figur stets missmutig/ verstimmt,
desinteressiert und antriebslos. Dies spiegelt sich auch im Gesichtsausdruck und dem Auftreten der
B-Figur in den Sendungen wider.

Holzkünstler H ist großer Fan der B-Figur und fertigt deshalb eines Tages einen originalgetreuen,
menschengroßen Holznachbau an. Diese Figur platziert er anschließend als Attraktion an einem
regionalen Wanderweg. Kann A von H Beseitigung und Unterlassung dieser Handlungen verlangen?

Lösung: Siehe Fall 1 „Drei Fälle zum alltäglichen Urheberrecht“ Gesmann-Nuissl, Meyer, Kanert

Fall Wettbewerbsrecht:

Die führenden fünf deutschen Farbstoffhersteller treffen sich seit Jahren in unregelmäßigen
Abständen und in unterschiedlicher Zusammensetzung zu einem allgemeinen und unverbindlichen
Austausch von Erfahrungen und Informationen. Gegenstand dieser Besprechungen sind
insbesondere die Marktlage und die Verkaufsbreite für Teerfarben. Am 18. August 2020 fand ein
solches Treffen bei der Sandoz AG in Berlin statt. Nachdem zunächst einige allgemeine
Tagesordnungspunkte diskutiert worden waren, erklärte ein Vertreter der J. R. Geigy AG, als größtes
Unternehmen der Branche, dass diese ihre Preise für Teerfarben alsbald um 8% erhöhen werden.
Danach meldeten sich auch andere Hersteller zu Wort und äußerten ihre Besorgnis über die Erlös-
und Kostenentwicklung in diesem Sektor und dass innerhalb des Unternehmens ständig
Überlegungen zur Erhöhung der Verkaufspreise angestellt würden. Zum 16. Oktober 2020 wurde
dann von den betroffenen Unternehmen durch zeitlich nacheinander liegende Beschlüsse und
Ankündigungen die Preise für Teerfarben gleichförmig um 8% erhöht. Eine ähnliche Vorgehensweise
zur Erhöhung der Farbstoffpreise fand bereits in den Jahren 2018 und 2019 erfolgreich statt.

Hat J. R. Geigy AG wettbewerbswidrig gehandelt?

Wie sieht es bei den anderen 4 Farbstoffherstellern aus?

Lösung: Sie prüfen § 1 GWB.

Diese Norm hat folgende Voraussetzungen:

1. Unternehmen:

Ein Unternehmen ist „jede wirtschaftliche Tätigkeit ausübende Einheit, unabhängig von ihrer
Rechtsnorm und Art der Finanzierung“. Alle Beteiligten sind solche unabhängigen wirtschaftlichen
Einheiten und unterfallen dem funktionalen Unternehmensbegriff.

2. Absprachen oder abgestimmten Verhaltensweisen

Neben einem Vertrag im juristischen Sinne käme ein sog. „gentleman’s agreement“ in Betracht.
Vereinbarungen in diesem Sinne sind Abreden, bei denen ein Bindungswille erkennbar ist. Hier
können Sie frei argumentieren. Dem Verhalten der J. R. Geigy AG können Sie ein Bindungswille
entnehmen oder argumentieren, dass zunächst nur eine Informationskundgabe stattfand.
In Betracht kommen allerdings eine abgestimmte Verhaltensweise – die willentliche Koordination
von Marktverhalten auf der Grundlage vorheriger Information oder sonstiger Kontaktaufnahme. Hier
müssen Sie argumentieren, ob das Verhalten der Farbhersteller nur Parallelverhalten ist und
normalem Marktverhalten entspricht oder ob sie durch wissentlich und willentlich ihr Verhalten
koordinierten. Für letztere spricht die Wiederholte Kundgabe der Intention zur Preiserhöhung und
dass alle Unternehmen diese Vorschläge folgten.

Vorliegend nutzte das größte Unternehmen des Oligopols (nur fünf Hersteller, ein homogener Markt)
eines der unregelmäßig stattfindenden Treffen, um die anderen Teilnehmer über die beabsichtigte
Preiserhöhung in Höhe von 8% zu einem bestimmten Stichtag in Kenntnis zu setzen. Da es dem
Zweck eines Unternehmens entspricht, Gewinne zu erwirtschaften und diese zu maximieren, ist auch
für die kleineren Unternehmen zweifellos ein Anreiz gegeben, ihr eigenes Preisniveau in identischer
Weise zu erhöhen. Da die beteiligten Unternehmen allesamt ihre Preise zu einem bestimmten
Stichtag jeweils um den identischen Prozentsatz (8%) erhöhten, ist zudem von einem bewussten
Parallelverhalten auszugehen. Ein solches Phänomen wider-spricht den gängigen
Wettbewerbsregeln.

3. Bezweckte und bewirkte Wettbewerbsbeschränken

Der Wettbewerb wurde beschränkt, da eines der wichtigsten Wettbewerbsparameter – der


Preiswettbewerb – ausgeschaltet wurde. Hier können Sie die Bedeutung des Preiswettbewerbs
weiter hervorheben. Dies wurde auch von der J. R. Geigy AG bezweckt.

Zusatzfragen: Die anderen Wettbewerber haben auch gegen § 1 GWB verstoßen, allerding kommt
hier nur die Variante dee abgestimmten Verhaltensweise und keine Absprache in Betracht.

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