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HARMONISIERUNGSAMT FÜR DEN BINNENMARKT

(MARKEN, MUSTER UND MODELLE)


Hauptabteilung Marken
B280

ENTSCHEIDUNG
vom 06/06/2007
ÜBER DEN WIDERSPRUCH NR. B 934 796

Widersprechender: Beiersdorf AG
Unnastr. 48
20253 Hamburg
Deutschland

Vertreter: PREU BOHLIG & PARTNER


Warburgstr. 35
20354 Hamburg
Deutschland

Marke: LIPOSAN

gegen

Anmelder: Rosa Maria Manzano Vela


Nordendstr. 20
89335 Ichenhausen
Deutschland

Vertreter: Guido Busko


Siemensstr. 10
89343 Jettingen-Scheppach
Deutschland

Angefochtene Lipocean
Anmeldung:
Entscheidung über den Widerspruch Nr. B 934 796 Seite : 2 von 6

I. SACHVERHALT UND VERFAHRENSVERLAUF

Am 22/02/2005 hat die Anmelderin die Anmeldung Nr. 4 301 751 „Lipocean“
eingereicht, die Waren der Klasse 3 und Dienstleistungen der Klasse 44 der Nizzaer
Klassifizierung zum Gegenstand hat.

Am 21/11/2005 hat die Widersprechende Widerspruch gegen die Eintragung dieser


Marke erhoben.

Der Widerspruch beruht auf den folgenden älteren Rechten:

• Der spanischen Wortmarke Nr. 782495 „LIPOSAN“. Diese wurde für Waren der
Klasse 3 am 03/07/1978 eingetragen. Diese Marke wurde bis 08/03/2015
verlängert. Der Widerspruch stützt sich auf alle Waren dieser Eintragung,
nämlich:

Kosmetika, insbesondere Stifte für die Lippenpflege.

• Der griechischen Wortmarke Nr. 48 709 „LIPOSAN“. Diese wurde für Waren
der Klasse 5 am 05/07/1972 eingetragen. Diese Marke wurde bis 05/07/2012
verlängert. Der Widerspruch stützt sich auf alle Waren dieser Eintragung,
nämlich:

Kosmetika, Lippenstifte, Seifen, Haarwaschprodukte und Zahnkosmetika.

Der Widerspruch stützt sich auf alle Waren dieser älteren Rechte und richtet sich gegen
alle Waren und Dienstleistungen der Anmeldung, nämlich:

3 Mittel zur Körper- und Schönheitspflege.

44 Schönheitspflege für Menschen.

Der Widerspruch beruht auf Artikel 8 Abs. b) der Gemeinschaftsmarkenverordnung


(Verordnung (EG) Nr. 40/94 des Rats, im folgenden GMV).

Die Widersprechende argumentiert, dass die Zeichen sehr ähnlich seien. Auch sei
Warenidentität bzw. Warenähnlichkeit gegeben.

Der Anmelder weist darauf hin, dass es sich bei „Lipocean“ um eine englische
Bezeichnung handelt. Die Aussprache beider Zeichen sei unterschiedlich. Es sei keine
Zeichenähnlichkeit gegeben.

II. ENTSCHEIDUNG

1. Verwechslungsgefahr

Gemäß Artikel 8 Absatz 1 b) GMV ist auf Widerspruch des Inhabers einer älteren Marke
die angemeldete Marke von der Eintragung ausgeschlossen, wenn wegen ihrer Identität
oder Ähnlichkeit mit der älteren Marke und der Identität oder Ähnlichkeit der durch die
beiden Marken erfassten Waren oder Dienstleistungen für das Publikum die Gefahr von
Verwechslungen in dem Gebiet besteht, in dem die ältere Marke Schutz genießt; dabei
schließt die Gefahr von Verwechslungen die Gefahr ein, dass die Marke mit der älteren
Marke gedanklich in Verbindung gebracht wird.
Entscheidung über den Widerspruch Nr. B 934 796 Seite : 3 von 6

Aus Gründen der Verfahrensökonomie wird der Widerspruch nur auf Grund der älteren
spanischen Marke behandelt.

a) Vergleich der Waren und Dienstleistungen

Ältere Marke Angegriffene Waren und Dienstleistungen


Kosmetika, insbesondere Stifte für die 3 Mittel zur Körper- und
Lippenpflege. Schönheitspflege.

44 Schönheitspflege für Menschen.

Die Waren der Klasse 3 sind identisch, wenngleich auch die Formulierungen der
jeweiligen Warenverzeichnisse nicht wortgleich sind.

Zwischen Kosmetika und den Dienstleistungen Schönheitspflege für Menschen besteht


ein gewisser Grad an Ähnlichkeit. Es ist zu bedenken, dass Kosmetika ergänzende
Waren zu Dienstleistungen der Schönheitspflege sind. Siehe vergleichsweise auch die
Entscheidung der ersten Beschwerdekammer vom 15/02/2007 im Beschwerdefall
R0629/2006-1.

b) Vergleich der Zeichen

Der Vergleich der Zeichen hat anhand einer Gesamtbetrachtung der bildlichen und
klanglichen Ähnlichkeiten und der Ähnlichkeit dem Sinn nach zu erfolgen. Hierbei ist auf
den Gesamteindruck abzustellen, den diese bei dem Durchschnittsverbraucher der
jeweils in Frage stehenden Waren hervorrufen, wobei insbesondere die
unterscheidungskräftigen und die prägenden Bestandteile zu berücksichtigen sind, da
der betreffende Durchschnittsverbraucher eine Marke normalerweise als Ganzes
wahrnimmt und hierbei nicht auf die verschiedenen Einzelheiten achtet (siehe Urteil des
Gerichtshofs vom 11. November 1997 in der Rechtssache C-251/95, SABEL BV
gegen Puma AG Rudolf Dassler Sport, Rn. 23).

Zu vergleichen sind die folgenden beiden Zeichen:

Liposan Lipocean
ältere spanische Marke Gemeinschaftsmarkenanmeldung

Die Widerspruchsmarke genießt Schutz in Spanien, so dass beim Zeichenvergleich auf


die Sprachbesonderheiten und das Verständnis der spanischen Verbraucher
abzustellen ist.

Der Zeichenbestandteil „LIPO“ (Fett) ist kennzeichnungsschwach, da viele


Schönheitsprodukte und Heilmittel dieses Wort verwenden.

Ähnlichkeit in Bild
Entscheidung über den Widerspruch Nr. B 934 796 Seite : 4 von 6

Beide Zeichen sind Wortmarken und haben nahezu die gleiche Länge. Sie verfügen
über sechs identische Buchstaben in identischer Reihenfolge und unterscheiden sich
nur durch den etwas unterschiedlichen zweiten Teil „SAN“ / „CEAN“.

Schriftbildlich sind die Zeichen ähnlich.

Klangliche Ähnlichkeit

Der vorhandene Unterschied zwischen den Zeichen ist nicht ausreichend, um klangliche
Verwechslungen in der Spanien auszuschließen, da auch der Ausklang der Zeichen
ziemlich ähnlich ist (SAN/SEAN), wenngleich der vorhandene Unterschied nicht
unbedingt überhört wird.

Ähnlichkeit dem Sinne nach

Ein begrifflicher Vergleich ist nicht möglich, da beide Wörter keinen Begriffsinhalt für den
spanischen Verbraucher haben. Allenfalls mögen die Verbraucher bei „SAN“ an etwas
„Gesundes“ (Spanisch: sano) denken.

c) Abschließende Beurteilung der Verwechslungsgefahr

Nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs ist die Frage der
Verwechslungsgefahr im Sinne von Artikel 8 Absatz 1 b) GMV im Rahmen einer
Gesamtabwägung unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls zu
beurteilen. Dabei ist die bestehende Wechselbeziehung zwischen den in Betracht
kommenden Faktoren, insbesondere der Ähnlichkeit der Marken und der Ähnlichkeit
der damit gekennzeichneten Waren und Dienstleistungen zu berücksichtigen (vgl.
(siehe Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 29. September 1998 in der
Rechtssache C-39/97, Canon Kabushiki Kaisha gegen Metro-Goldwyn-Mayer Inc., Rn.
18).

Die Zeichen sind im vorliegenden Fall klanglich und schriftbildlich ähnlich. Es trifft zu,
dass „Lipo“ kennzeichnungsschwach ist und das Augenmerk der Verbraucher eher
auf den zweiten Teil der jeweiligen Zeichen gerichtet wird. Allerdings ist die Struktur
beider Zeichen sehr ähnlich. Vor allem klanglich liegen die Zeichen sehr knapp
beieinander. Bei Gesamtwürdigung ist daher im vorliegenden Fall unter
Berücksichtigung der gegebenen Warenidentität bzw. Warenähnlichkeit
Verwechslungsgefahr in Bezug auf alle Waren und Dienstleistungen gegeben, da die
Zeichen nicht den nötigen Abstand einhalten.

Da dem Widerspruch bereits auf Grund der älteren spanischen Marke stattzugeben
ist, erübrigt sich die Prüfung der älteren griechischen Marke.

III. KOSTENVERTEILUNG

Gemäß Artikel 81 Absatz 1 GMV trägt der im Widerspruchsverfahren unterliegende


Beteiligte die von dem anderen Beteiligten zu entrichtenden Gebühren sowie die
Kosten.
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Gemäß Regel 94 Absatz 1 der Durchführungsverordnung wird die Kostenverteilung


in der Entscheidung über den Widerspruch angeordnet.

Da die Widersprechende obsiegte, hat die Anmelderin die Gebühren und Kosten der
Widersprechenden zu tragen.
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AUS DIESEN GRÜNDEN ENTSCHEIDET DAS AMT:

1. Der Widerspruch B 934 796 ist vollumfänglich erfolgreich.

2. Die angefochtene Anmeldung wird zur Gänze zurückgewiesen.

3. Die Anmelderin hat die Kosten der Widersprechenden und die


Widerspruchsgebühr zu tragen.

SETZT DIE KOSTEN WIE FOLGT FEST:

Der Betrag der von den Anmeldern an die Widersprechende gemäß Artikel 81
(6) GMV in Verbindung mit Regel 94 (3) DV zu erstattenden Kosten wird wie
folgt festgesetzt:

Widerspruchsgebühr 350 Euro


Vertretungskosten 300 Euro

Gesamtbetrag: 650 Euro

Alicante, 06/06/2007

Die Widerspruchsabteilung

Ruxandra MANEA Wolfgang SCHRAMEK Óscar MONDEJAR

Rechtsmittelbelehrung:
Gemäß Artikel 58 der Verordnung über die Gemeinschaftsmarke kann jeder Beteiligte, der
durch diese Entscheidung beschwert ist, gegen diese Entscheidung Beschwerde einlegen.
Gemäß Artikel 59 der Verordnung über die Gemeinschaftsmarke ist die Beschwerde
innerhalb von zwei Monaten nach der Zustellung dieser Entscheidung einzulegen; innerhalb
von vier Monaten nach Zustellung dieser Entscheidung ist die Beschwerde schriftlich zu
begründen. Die Beschwerde gilt nur als eingelegt, wenn die Beschwerdegebühr von 800
Euro entrichtet wurde.

Belehrung über die Möglichkeit der Überprüfung der Kostenfestsetzung:


Die Festsetzung des Betrags der zu erstattenden Kosten kann nur auf Antrag auf
Entscheidung der Widerspruchsabteilung überprüft werden. Gemäß Regel 94 (4) der
Durchführungsverordnung ist ein solcher Antrag innerhalb eines Monats nach Zustellung der
Kostenfestsetzung zu stellen; er gilt nur als gestellt, wenn die Gebühr für die Überprüfung der
Kostenfestsetzung von 100 Euro (Artikel 2 Nr. 30 der Gebührenverordnung) entrichtet wurde.

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